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Kultusminister Statuten und Hausordnung
einzureichen und die Namen der Leiter
und Schüler, die Deutsche sein müssen,
mitzutheilen.
— Beamte, die vom Amt susPendirt
waren, erhielten bisher, wenn das Ber-
fahren gegen sie den Verlust des Amtes
nicht zur Folge hatte, die zurückbehaltene
Hälfte ihres Diensteinkommens zwar nach
gezahlt, aber unter Abzug der Stellver-
tretungs- und Untersuchungskosten. Nun
mehr hat der Minister des Innern im
Einverständniß mit dem Finanzminister
bestimmt, daß künftighin die einbehaltene
Gehaltshälfte voll nachgezahlt wird, wenn
nach dem gerichtlichen Urtheile ein Dis
ziplinarverfahren überhaupt nicht einge
leitet wird.
Berlin, 18. Juli. Eine für diê Händ -
ler mit Drucksachen rc. wichtige Ent
scheidung fällte gestern das Kammergericht.
Es wird darüber berichtet: Zwei Personen
hatten auf dem Lande sozialdemokratische
Kalender unentgeltlich vertheilt, ohne
eine Erlaubniß der Polizeibehörde zu be
sitzen. Auf Grund des § 30 des Reichs-
preßgesetzes in Verbindung mit § 10 des
preußischen Preßgesetzes vom 12. Mai 1851
wurden die betreffenden Personen angeklagt,
indessen vom Schöffengericht freigesprochen.
Gegen diese Entscheidung legte die Staats
anwaltschaft Berufung ein, jedoch ohne
Erfolg. Wie das Schöffengericht, so er
klärte auch die Strafkammer die Angeklagten
aus dem Grunde nicht für strafbar, weil
sie die Kalender nicht an öffentlichen Orten,
sondern auf Höfen und Hausfluren
vertheilt hätten, die in ländlichen Gemein
den als öffentliche Orte nicht anzusehen
seien. Gegen diese Entscheidung legte die
Staatsanschaft Revision beim Kammergericht
ein. Sie behauptete, es habe doch eine
Vertheilung von Druckschriften an öffent-
lichen Orten stattgefunden, denn die An
geklagten hätten den Landleuten auch Druck
schristen von der Straße aus durchs Fenster
gereicht. Das Kammergericht wies jedoch
die Revision der Staatsanwaltschaft zurück
Es machte geltend, die ZK 10 und 40 des
preußischen Preßgesetzes bestehen nach § 30
des Reichspreßgesetzes nur in so weit zu
Recht, als es sich um das öffentliche An
schlagen, Anheften, Ausstellen, sowie die
öffentliche, unentgeltliche Vertheilung von
Bekanntmachungen, Plakaten und Aufrufen
handele, da Kalender hierzu aber nicht
zu rechnen seien, so brauchten die An
geklagten zur unentgeltlichen Bertheilung
derselben keine polizeiliche Erlaubniß.
— Die probeweise den Damen ertheilte
Erlaubniß, auf den Verdecksitzen der
Pferdebahnen mitfahren zu dürfen,
wird erst dann definitiv gestattet werden,
wenn die Pferdebahn den Aufstieg zum
Verdeck mit Blechwänden und ebenso die
beiden Gitter der Verdecksitze mit Wänden
bis zur halben Höhe versieht. Bei den
Dresdener Pferdebahnwagen ist diese Ein
richtung gleichfalls von der Polizei ge
fordert worden.
Ein merkwürdiger Fußgänger stellte sich
kürzlich in der Redaktion eines Berliner
Blattes vor. Es war der amerikanische
Journalist Paul Kyralfy, der auf einer
Fußtour von Chicago nach seiner Geburts
stadt Budapest begriffen ist. Der junge
Journalist, der im Alter von 28 Jahren
steht, ist von der bisherigen Reise keines
wegs angegriffen, sondern befindet sich
vorzüglich in Kondition. Er ist am
18. Mai von Chicago zu Fuß nach New-
Dork aufgebrochen, und hat sich von da
aus als „Küchenbeamter", wie er sagt,
nach Kopenhagen „herübergearbeitet", denn
seine Wette geht dahin, daß er unterwegs
nur von den Erträgen seiner Arbeit leben
darf und auch sein Reisegeld für die
Wasserreisen „verdienen" muß. Von
Kopenhagen kam er mit „Titania", auf
welcher er ebenfalls im Küchendienst Ver
wendung fand, nach Stettin, und von da
aus ist er nach Berlin gewandert. Da er
jedoch Eile hat und angesichts der herrschen
den Hitze mit Vorliebe die Nacht für seine
Wanderung verwendet, ist er schon wieder
von Berlin abmarschirt. Seine Wette,
die um 6000 Mark geht, hat er dann
gewonnen, wenn er innerhalb 90 Tagen
auf der vorgeschriebenen Route den Weg
von Chicago nach Budapest zurücklegt.
Berlin, 18. Juli. Der Aufschlitzer,
welcher den Kindern so übel mitspielte, hat
nach einer kurzen Pause sein verbrecherisches
Handwerk wieder aufgenommen. Heute
Morgen wurde die sechsjährige Tochter
Frieda des Cigarrenhändlers Müller, Fischer
straße 32, auf den Hausflur des Neben
hauses von einem halbwüchsigen Burschen
gelockt. Er brachte dort dem Kinde eine
reden Centimeter lange Schnittwunde in
das Gesäß bei. Nach vollbrachter That
entfloh der Unhold und wurde nicht ein
geholt. Ein zehnjähriges Mädchen hat den
Burschen gesehen, aber nicht verfolgt; die
Personalbeschreibung, welche dasselbe ent
wirft, läßt darauf schließen, daß der Thäter
identisch mit dem Verüber der früheren
Verbrechen ist. Das verletzte Kind kam
ofort in ärztliche Behandlung und liegt
zu Bett.
Die Militärverwaltung beabsichtigt, in
Spandau ein großes Elektricitätswerk zu
bauen, um die Militärwerkstätten mit elek
trischer Kraft zum Maschinenbetriebe und
mit elektrischem Licht zu versorgen
In Spandau sind auch die beiden anderen
Vereinigungen des Zeug- und Feuerwerks
Personals, der Verein der Oberfeuerwerker
und der von Zeugseldwebeln und Ober
feuerwerkern ins Leben gerufene Ruderklub
von der vorgesetzten Behörde verboten
und a u f g e l ö st worden. Das „Spand.
Tgbl." bringt eine von betheiligter Seite
kommende Auslassung, in der bestritten
wird, daß die Mitglieder der Vereine allzu
große Aufwendungen gemacht haben. Anders
habe die Sache allerdings beim Ruderklub
gelegen, der von den Mitgliedern erhebliche
Opfer erheischt habe.
In der Nacht vom Sonntag zum Montag
ist die Königseiche im Brieselang, ein
Riesenbaum, der seit undenklichen Zeiten
das Ziel von Ausflügler» war, die die
schönen Waldungen von Finkenkrug auf
suchten, durch Feuer zerstört worden. Diese
Eiche war wohl der stärkste Baum in der
Mark, acht erwachsene Männer waren
erforderlich, um den Stamm zu umspannen.
Unzählige Inschriften, Widmungstaseln von
Turnvereinen zierten ihn; ungezählte
Tausende haben unter seinem Laubdach
Rast gehalten. Frevler haben Sonntag
Abend Feuer am Baum angelegt, das die
Eiche bis auf einige traurige Reste zerstört
hat. Die Thäter sind leider nicht ermittelt
worden; es sollen Ausflügler aus Berlin
gewesen sein.
Thorn, 16. Juli. Das westpreußische
Konsistorium hat auf eine Anfrage, wie
sich die Geistlichen bei F e u e r b e -
stattungen verhalten sollten, den Be
scheid ertheilt, daß der Oberkirchenrath,
da das Verbrennen der Leichen gegen die
kirchliche Sitte verstoße und diese Be
stattungsart durch die Betheiligung des
kirchlichen Amts befördert werden würde, Innungen,
die Geistlichen der evangelischen Landes
kirche weder für berechtigt noch für ver
pflichtet erachten könne, bei derartigen
Feierlichkeiten Amtshandlungen zu ver
richten.
Ueber den Selbstmord eines Offi
ziers in Frankfurt a. O. wird von zu-
tändiger Seite Folgendes gemeldet. Der
Lieutenant Steffen II, der bei dem dortigen
Leibregiment stand, hatte in übertriebenem
Diensteifer beim Turnen einen Füsilier
mehrfach zu einem Sprunge zwingen
wollen, wobei sich der Letztere eine anschei
nend schwere Verletzung zuzog. Der
Lieutenant Steffen II, dem die Schuld an
dem Unglücksfalle zugemessen wurde, hat
ich dies nun derart zu Herzen genommen,
daß er unmittelbar nach der Rückkehr von
einer Felddienstübung sich mit seinem Re
volver eine schwere Verwundung beibrachte,
an deren Folgen er inzwischen verstorben
ist. Der verletzte Füsilier dagegen befindet
ich bereits außer Lebensgefahr und wird
voraussichtlich völlig wieder hergestellt
werden.
Essen a. Ruhr, 18. Juli. Die Meldung
des Pariser Matin, daß ein Kruppscher
Ingenieur sich im Gefolge Li-Hung-Tschang's
befinde und in der Cockerill'schen Geschütz
fabrik in Belgien zurückgewiesen sei, be
ruht auf Erfindung.
Zu Anfang dieses Monats suchte ein
Lehrer in Schwiebus durch Anzeige in einer
B erliner Zeitung für die Ferien eine
möblirte Wohnung. Innerhalb drei
Tagen erhielt der Herr 362 Offerten
und zwar gleich 218 mit einer Post. Die
Anzeige hatte einschließlich Briesporto
1 Mk. gekostet; und die Post hat an Poto
für die Offertbriefe und -Karten 27,35 Mk
eingenommen. Unter den Angeboten waren
alle Stände vertreten, ein Regierungsrath
vier adlige Damen, Doktoren, Beamte.
Kaufleute, Handwerker und Wittwen. Bis
zur Länge von drei Briefseiten großen
Formats waren die Vorzüge der ange
priesenen Wohnungen gerühmt. Insekten
frei, wanzenfrei kehrten sehr häufig wieder
in einer Wohnung sollte man sogar den
Genuß haben, vomßBett aus die ganzen
Linden übersehen zu können. Die Preise
waren sehr verschieden, schwankten zwischen
1 und 6 Mark pro Tag und Zimmer und
schienen sich durchaus nicht nach der Gegend
und Treppenzahl zu richten. Die 362
Offerten gehen in Schwiebus von Hand
zu Hand, und jeder, der nach Berlin
reisen will, sucht sich etwas Passendes heraus
Aus einem in voller Fahrt befindlichen
Zug gestürzt hat sich der Lehrer Hauer in
Schwiebus. Er befand sich auf der Fahrt
nach Breslau. Bei der Einfahrt in den
Bahnhof Lissa sprang Hauer, wahrscheinlich
in einem Anfalle von Verfolgungswahnsinn
plötzlich aus seinem Wagenabtheil und schlug
mit dem Kopf derartig auf die Schienen
daß er besinnungslos liegen blieb. Der Be
dauernswerthe hatte sich auf der Fahrt au ;
fällig benommen und, wie sich herausstellte,
vor dem Absprung auch die Pulsader an der
rechten Hand mit einem kleinen Taschenmesser
geöffnet. Schwer verletzt wurde Hauer in
das Stadtlazareth zu Lissa geschafft.
Greiz, 18. Juli. Die hiesigen Bäcker
setzen der Verordnung über die Arbeits
dauer energischen Widerstand entgegen
und haben wegen derselben vorläufig ihre
Fortbildungsschule geschlossen. Die
Verordnung bestimmt bekanntlich die
Arbeits- und Ruhezeit der Bäckerlehrlinge
in Bezug auf ihre Dauer genau. Nun
schreibt aber die Gewerbeordnung den
welche den Paragraph 100 s
zu befolgen haben, die Unterhaltung einer
Fortbildungsschule vor. Werden nun chie
Unterrichtsstunden in die Arbeitszeit Her
Lehrlinge gelegt, so bleibt von derselben
beziehungsweise von der Gesammtlehrzeit
o wenig übrig, daß eine sachgemäße Aus
bildung in Frage gestellt wird; findet
dagegen der Unterricht während der gesetz
lichen Ruhezeit statt, so ist dies ein Ver-
toß gegen die Verordnung. Die hiesige
Bäckerinnung, deren Fortbildungsschule
verschiedentlich als Muster hingestellt worden
it, hat sich infolge dessen und nachdem
Erkundigungen an maßgebenden Stellen
bestimmtes nicht ergeben, veranlaßt gesehen,
ihre Schule vorläufig aufzuheben und
weiteres abzuwarten. Es wäre indessen
ehr zu wünschen, daß geeignete Be
timmungen erlassen werden, welche die
Aufnahme des Unterrichts wieder ermög
lichen.
Augsburg, 18. Juli. Wie die Augs
burger Abendzeitung hört, hat Kaiser
Wilhelm sein Erscheinen zur Schlußparade,
welche der Prinz-Regent über das zweite
bayerische Corps abhält, zugesagt.
Zu einem Städtetag hat der Magistrat
von Nürnberg Einladungen erlassen. Au
demselben soll zu dem Bundesrathsbe
schluß betreffend die Anstellung von Mili
täranwärternim Gemeindedienst Stellung
genommen werden.
Aus Sachsen, 16. Juli. In der Nähe
von Triptis bei Gera wurde kürzlich
ein etwa I4jähriges Mädchen obdachlos
angetroffen, das angab, von einer Zi
geunerban de verstoßen worden zu sein
In dem Mädchen ist die vor acht Jahren
verschollene Tochter des Arbeiters Vetter
in Reichenbach im Bogtlande mit Be
-timmtheit wieder erkannt worden, die bei
einem Jahrmarkt in Reichenbach am 27
November 1888 spurlos verschwunden
war. Dem Kinde war jede Erinnerung
an seine frühere Umgebung geschwunden
Es giebt an, von einer Zigeunerfamilie
unter dem Namen Annette Mirheim am
gezogen, früher auch gut behandelt, i i
letzter Zeit aber, da die Familie sich
mehrte, namentlich von der Frau miß
handelt und zuletzt verlassen worden zu
sein. Der Vater sah sich außer Stande,
auf Grund von Merkmalen die Identität
seines Kindes festzustellen, aber die über
einstimmenden Beobachtungen der Mutter
und Großmutter führten zu der Erkennt
niß, daß in jenem Mädchen das verloren
geglaubte Kind wiedergefunden worden ist
zu dessen Wiederaufnahme die nöthigen
Schritte sofort eingeleitet wurden.
Hagen in Westfalen, 18. Juli. Große
Aufregung hat ein noch Aufklärung harren
der Vorfall in dem hiesigen Königlichen
Steueramte hervorgerufen. Die Passanten
der Straße, in welchem sich das Amt be
findet, hörten plötzlich sechs Schüsse fallen
und sahen gleich darauf, wie der Steuer-
Unterbeamte Langmann, aus mehreren
Wunden heftig blutend, auf die Straße
stürzte. Die Polizei war sofort zur Stelle
und stellte fest, daß unter den Beamten
die schon seit längerer Zeit auf gespanntem
Fuße standen, ein Streit entstanden war.
im Laufe dessen der Unterbeamte Langmann
seinen Revolver gezogen und auf seine
Gegner, den Steuereinnehmer Schmidt
und den Steuerassistenten Schumann, jene
Schüsse abgegeben hatte. Schmidt ist an
scheinend lebensgefährlich verle
worden, denn eine Kugel ist ihm in den
Rücken gedrungen und hat die Lunge ver
letzt. Eine zweite Kugel bohrte sich
seinen Oberarm. Der Assistent Schumann
wurde von den übrigen vier Kugeln getroffen,
doch scheinen die Verletzungen, die er
erlitten hat, nicht gefährlich zu sein, weil
sich noch allein zum Arzte begeben konnte.
Die Braunschweiger Wurst wollte aus
Anlaß des in Braunschweig stattfindenden
iebenten deutschen Bundeskegelfestes der
Braunschweiger Keglerverband Sonntag
Morgens von 9—11 Uhr den Fremden
vorführen und zu dem Zweck ein Braun-
schweiger Wurst früh stück geben, wobei
aber weder gesungen noch konzertirt werden
ollte. Das Frühstück wurde aber noch in
letzter Stunde stark in Frage gestellt. Das
Braunschw. Tagebl." schreibt darüber:
Wie man hört, hatte ein Geistlicher sich
wegen jenes Frühstücks an die Polizei
gewandt und auf das „Bedenkliche" jener
Veranstaltung während des Gottesdienstes
hingewiesen. Es wurde daraus ein Vertreter
des Keglerverbandes zur Polizeidirektion
beschieden, wo dann schließlich nach ein
gehender Verhandlung die Genehmigung
zur Abhaltung des Frühstücks ertheilt wurde,
allerdings unter der ausdrücklichen Bedin
gung, daß daran — kein Bewohner der
Stadt Braunschweig theilnehmen dürfe.
Das Frühstück ging denn auch unter Auf-
icht der Polizei vor sich, die dafür sorgte.,
laß nur Fremde, beileibe aber feine Braun-
chweiger Kegelbrüder an Braunschweiger
Wurst oder dergleichen sich labten. Zu
zusehen, wie die Fremden frühstückten, das
tand ihnen jedoch frei."
Hamburg, 18. Juli. Der „Hamb.
Korrespondent" fordert offiziös Hamburgs
Bevölkerung auf, die ungeheure Wasser-
Vergeudung infolge der Hitze einzu
dämmen. Der Wasserverbrauch betrug am
16. Juli 142,276 Kubikmeter, das ist
2 1 5 Liter pro Kopf, die höchste Ver
brauchsziffer der Welt. Die Filtrations
werke sind bereits an der Grenze ihrer
Leistungsfähigkeit angekommen. Ein theil-
weiser Wassermangel ist wahrscheinlich.
Es wird daher entweder die Einführung
eines Wassermessers oder die Erweiterung
der Filtration erforderlich.
Hamburg, 18. Juli. Ein seltenes
Jubiläum wurde gestern in einer Familie
in der Lincolnstraße in St. Pauli gefeiert.
Ein dort wohnender Schneidermeister
feierte mit seiner Frau die silberne Hochzeit,
das 25jährige Meister- und Wohnungs'
Jubiläum. Gleichzeitig feierte der Geselle
des Jubilars sein 25jähriges Berufsjubi-
läum. Derselbe trat vor 25 Jahren bei
seinem jetzigen Meister als Lehrling ein
und ist seit der Zeit ununterbrochen in
dessen Geschäft verblieben.
Mit einer Zigeunerin durchgebrannt ist
der Sohn eines wohl situirten Landmanns
in Kirchwärder. In einem Briese aus
London macht der leichtsinnige Sohn seinen
betrübten Eltern die Mittheilung, daß er
mit seiner Braut dort eingetroffen und
sich in den nächsten Tagen nach New-Aork
einschiffen werde, um sich dort trauen zn
lassen. Hoffentlich wird der verlorene
Sohn recht bald reuevoll zu seinen Eltern
und den Fleischtöpfen Vierlandens zu
rückkehren.
Provinzielles.
Altona, 18. Juli. Eine für Gast'
Wirthe wichtige Entscheidung
hat die Strafkammer II des Landgerichts,
Vorsitzender Landgerichtsdirektor Lemcke,
gestern in der Berufungsinstanz getroffen.
Der Inhaber eines hiesigen Vergnügungs-
Etablissements hatte einen polizeilichen
Strafbefehl erhalten, weil er eine in seinem
Lokal veranstaltete Hochzeit nicht zur Lust'
barkeitssteuer (Tanzabgabe) angemeldet hatte.
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Im Manne dm,ļìler Gewalten.
Roman von Elfried v. Hohenstein.
„Mein schwankender Gesundheitszustand zwang
mich, die Einsamkeit zu suchen ; aber heute werde ich
mir dennoch erlauben, Ihrer gütigen Einladung Folge
zu leisten, wenn auch nur auf eine halbe Stunde."
„Diese Zusage erfreut mich sehr. Und nun habe ich
noch eine Bitte! Entführen Sie mir Melanie nicht auf zu
lauge- Wenn man Gäste erwartet, giebt eS viel zu thun."
„Ich werde meine Tochter bald zurücksenden."
„Darf ich sie von unserer Unterredung in Kenntnis
setzen?" fragte Frau v. Briffon.
Der Rentner nickte. Allein gelassen, schritt er auf
und ab, zuiveilen stehen bleibend und abgerissene Sätze
murmelnd oder, die Hand an die Stirn gedrückt, sich
in Nachdenken vertiefend. Er zuckte förmlich wie aus
einem Traum aufgeschreckt zusammen, als der Ruf:
„Vater, Du zürnst doch nicht?" von der Thür her er
tönte. ‘
Mit langem prüfenden Blick betrachtete Lintz sein
schönes Kind. Eine interessantere und vornehmere Er
scheinung konnte man sich wirklich nicht denken. Er
winkte dem Mädchen, näher zn treten, und fragte:
„Würde es Dich unglücklich machen, wenn Du Deinen
Wünschen entsagen müßtest?"
Das feine Karminrot der Wangen wich einer töt-
lichen Blässe. „Verlange es nicht von mir!" Wie ein
Angstschrei klang die Bitte.
„So wert ist Dir dieser Mann?"
Sie warf sich an seine Brust- Einem Feuerstrom
gleich flössen ihr die Worte von den Lippen.
„Still, still!" gebot der Rentner. „Ich habe kein
Berständnis für das, was Dn mir schilderst. Dieser Ju
bel, diese berauschende Seligkeit, dieses Jauchzen uikter
Thränen ist mir fremd. Mein Leben war ein gar arm
seliges und freudenleeres und die Liebe klopfte nie,
Einlaß fordernd, an meine Brust."
„Wie? — Und die Mutter?"
„Sie vermählte sich mit mir, um aus einer abhän
gigen Stellung, in der sie sich unglücklich fühlte, befreit
zu werden, und ich reichte ihr die Hand, weil ich eine
geregelte Häuslichkeit haben wollte. Nichts auf der
Welt ist mir teuer, außer inein einziges Kind. An Dir
hänge ich mit abgöttischer Zärtlichkeit. Für Dich habe
ich gespart, gearbeitet und ein Vermögen zusamnien
gescharrt. Für mich die mühevolle Saat, für Dich die
Ernte."
„O Du guter Vater! Welch schönes Los schufst Du
mir, und wie gering ist der Dank, den ich Dir dar
bringen kann."
„Dank? Ich verlange keinen; aber Dein Herz darf
sich nie von mir abwenden."
„Wie wäre das möglich?"
„Ich hoffe auch, daß es niemals geschehen könnte.
Ist doch mein ganzes Sinnen und Trachten darauf ge
richtet, Dir eine glänzende Zukunft zn gründen. Ich
war arm, muhte mich von stütz bis spät, und wenn ich
kaum eine erbärmliche Summe auf die Seite gelegt
hatte, da kam dies und das, und ich mußte den letzten
Pfennig wieder hinwerfen. Eine elende Existenz! Das
Gespenst der Sorge tötet endlich jeden Lebensmut und
Frohsinn. Um Dich vor solchen: cntneiKenden Kampf
um das Dasein zu bewahren, ivollte ich reich werden,
und ich wurde es, wenn auch noch immer nicht genug,
denn in letzterer Zeit schlug mir manches fehl und ich
erlitt empfindliche Verluste, wo ich große Vorteile er
hoffte. — Doch das wird sich wieder hereinbringen
lassen. Dein Glück soll und muß mich entschädigen für
Jahre des Kummers, für schlaflose Nächie, für man
chen erbitterten Streit, den ich mit mir selbst zn bestehe»
hatte. — Du hast gewühlt, mein Liebling, so folge Dei
nem Herzen."
füllung meines höchsten Wunsches sich mir dar. Unaus
sprechlich bin ich zu beneiden!"
„Mögest Du immer so denken ! Heute abend werde
ich unter den Gästen der Frau von Briffon sein und
mir den jungen Mann vorstellen lassen."
„Er kennt Dich bereits."
Der Rentner machte eine heftige Bewegung. „Mich?
Und woher? Was sagte er?"
Erstaunt blickte ihn das Mädchen an. „Wir trafen
ihn öfter im Park von Monceaiix. Er grüßte Dich dann
immer so ehrfurchtsvoll. Erinnerst Du Dich seiner
nicht?"
„Ich bin ein alter kränklicher Mann und mein Ge
dächtnis ist schwach. — Doch, ja, ja, ist er nicht groß
und blond? Eine aristokratische Erscheinung?"
„Ganz richtig!"
„Nun besinne ich mich. Aber komm jetzt! Wir kön
nen unterwegs noch weiter sprechen, und die Luft wird
wohlthun. Oder ziehst Du vor. hier zu bleiben?
nur
Melanie sank neben ihm auf die Knie nieder und
küßte seine Hände. „O glaube mir, keiner flüchtigen
Schtvärnierei hänge ich nach," rief sie. „Du toeißt ja,
wie heiß und leidenschaftlich ich alles erfasse. Das Ge
schick muß ich segnen, toeil es mir so gütig den Weg
zum Ziele ebnet! Wie eine süße, reife Frucht, nach der
man nur die Hand auszustrecken braucht, bietet die Er-
Jch habe ohnehimversprochen, Dich recht bald zurück
zusenden."
„Nein, nein, ich begleite Dich!" erklärte Melanie
sehr entschieden. Sic ahnte, daß der Geliebte wie ge
wöhnlich unter de» Bäumen ihrer harre, und sehnte sich
danach, wenigstens einen Gruß mit ihm auszutauschen.
Hugo v. Waldenburg durchstreifte wirklich schon ge
raume Zeit den Park, in welchem e§ noch ziemlich ein
sam ivar. Eben im Begriff, in die Allee einzubiegen,
die nach de» Fontänen führt, blieb er plötzlich stehen,
blickte überrascht einem jugendlichen, elegant gekleideten
Manne nach, folgte ihm dann mit raschen Schritten
und sagte, als er ihn eingeholt hatte: „Albert, da der
Zufall es fügt, daß wir uns hier begegnen, wollen wir
doch nicht so fremd an einander vorüber gehen, sondern
uns freundlich begrüßen, wie es nahen Verwandten, die
den gleichen Namen führen, geziemt. Ich glaubte schon,
Dn seiest über das Meer gezogen, weil Du gar nichts
mehr von Dir hören ließest."
Nur flüchtig und mit einer stolzen Zurückhaltung
berührte der andere die dargebotene Hand. Es klang
sehr kühl, als er erwiderte: «Du weißt, daß zwischen
Gegen z«
Knaben a
Anderen fl
in der S
Neumi
dvn hier,
eine Feri
zum Bes:
Zahmen,
ermattet i
hatten s
Unterweg
fach von
endlich d
Nach Ne>
übrigens
mir und dem Oheini Worte fielen, die man nicht veü
gißt und auf welche keine Wiederannäherung erfolgt
konnte."
„Ich bedauerte immer, daß es zn einem so ernst« 11
Zerwürfnis kam. Mein Vater lvar schroff und heflig-
aber im Grunde meinte er es doch gut. Wenn er Dir
mals in seiner rauhen, polternden Weise Vorstellung^
machte, so magst Du ja Ursache gehabt haben. Dm
verletzt zu fühlen; wärest Du aber später zu ihm gekon"
men, oder hättest ihn, brieflich die ganze Sachlage 9«'
schildert, so würde er sicher bereit gewesen sein, DÜ
mit Rat und That beizustehen."
„Nun und nimmermehr hätte ich das gethan
Demütigungen besitze ich ein scharfe» Gedächtnis," rief
Albert mit aufwallender Bitterkeit. „Lassen wir di«
Vergangenheit ruhen. Was nützt es, davon zu spreche»
So lange die Welt steht, wird es verfehlte Existenzen
geben. Ich rechne mich übrigens noch nicht zu ihnen«
obschon ich den Abschied nehmen mußte."
„Daß dies geschah, darüber konnte mein Vater siä
lange nicht fassen. Gerade die Befürchtungen, daß
dahin kommen würde, veranlaßten ihn, seiner Zeit na»
Berlin zu reisen. Damals wäre es gewiß noch »M
lich gewesen, mit rascher Hand in die Speichen de»
rollenden Rades einzugreifen."
„Wenigstens raste es von jenem Tage an in furcht
bar beschleunigtem Tempo bergab. — Doch lassen n>ü
das! In dem heiteren Paris giebt es angenehmere Din^
zu besprechen."
Trotz dieser zutreffenden Bemerkung gingen die bei"
den Waldenburg doch eine Weile stumm neben einand^
her. Sie glichen sich nicht'; selbst die sogenannte Familie»
ähnlichkeit fehlte. Hugo konnte die germanische
stammung nicht verleugnen, während Albert mit Ü 1 '
nen dunklen, feurigen Augen, dem tiefschwarzen, leiş
gelockten Haar und der bräunlichen Gesichtsfarbe eine»
südlichen Lande anzugehören schien. Sein Antlitz PP
für vollendet schön gelten köimen, wäre es nicht zuw- 1 '
len durch einen unsäglich hochmütigen und sarkastisch^,
«MÌflassi ļP
versehe»!
fechtung
Kiel,
Ruderkli
Amateur
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Ausdruck entstellt worden.
Kiel,
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ist nach
Präsiden
golden
Kiel,
fall hat
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ereignet
in Kiel
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dabei ei
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Wurde
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mit Fr.
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