Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

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Kultusminister Statuten und Hausordnung 
einzureichen und die Namen der Leiter 
und Schüler, die Deutsche sein müssen, 
mitzutheilen. 
— Beamte, die vom Amt susPendirt 
waren, erhielten bisher, wenn das Ber- 
fahren gegen sie den Verlust des Amtes 
nicht zur Folge hatte, die zurückbehaltene 
Hälfte ihres Diensteinkommens zwar nach 
gezahlt, aber unter Abzug der Stellver- 
tretungs- und Untersuchungskosten. Nun 
mehr hat der Minister des Innern im 
Einverständniß mit dem Finanzminister 
bestimmt, daß künftighin die einbehaltene 
Gehaltshälfte voll nachgezahlt wird, wenn 
nach dem gerichtlichen Urtheile ein Dis 
ziplinarverfahren überhaupt nicht einge 
leitet wird. 
Berlin, 18. Juli. Eine für diê Händ - 
ler mit Drucksachen rc. wichtige Ent 
scheidung fällte gestern das Kammergericht. 
Es wird darüber berichtet: Zwei Personen 
hatten auf dem Lande sozialdemokratische 
Kalender unentgeltlich vertheilt, ohne 
eine Erlaubniß der Polizeibehörde zu be 
sitzen. Auf Grund des § 30 des Reichs- 
preßgesetzes in Verbindung mit § 10 des 
preußischen Preßgesetzes vom 12. Mai 1851 
wurden die betreffenden Personen angeklagt, 
indessen vom Schöffengericht freigesprochen. 
Gegen diese Entscheidung legte die Staats 
anwaltschaft Berufung ein, jedoch ohne 
Erfolg. Wie das Schöffengericht, so er 
klärte auch die Strafkammer die Angeklagten 
aus dem Grunde nicht für strafbar, weil 
sie die Kalender nicht an öffentlichen Orten, 
sondern auf Höfen und Hausfluren 
vertheilt hätten, die in ländlichen Gemein 
den als öffentliche Orte nicht anzusehen 
seien. Gegen diese Entscheidung legte die 
Staatsanschaft Revision beim Kammergericht 
ein. Sie behauptete, es habe doch eine 
Vertheilung von Druckschriften an öffent- 
lichen Orten stattgefunden, denn die An 
geklagten hätten den Landleuten auch Druck 
schristen von der Straße aus durchs Fenster 
gereicht. Das Kammergericht wies jedoch 
die Revision der Staatsanwaltschaft zurück 
Es machte geltend, die ZK 10 und 40 des 
preußischen Preßgesetzes bestehen nach § 30 
des Reichspreßgesetzes nur in so weit zu 
Recht, als es sich um das öffentliche An 
schlagen, Anheften, Ausstellen, sowie die 
öffentliche, unentgeltliche Vertheilung von 
Bekanntmachungen, Plakaten und Aufrufen 
handele, da Kalender hierzu aber nicht 
zu rechnen seien, so brauchten die An 
geklagten zur unentgeltlichen Bertheilung 
derselben keine polizeiliche Erlaubniß. 
— Die probeweise den Damen ertheilte 
Erlaubniß, auf den Verdecksitzen der 
Pferdebahnen mitfahren zu dürfen, 
wird erst dann definitiv gestattet werden, 
wenn die Pferdebahn den Aufstieg zum 
Verdeck mit Blechwänden und ebenso die 
beiden Gitter der Verdecksitze mit Wänden 
bis zur halben Höhe versieht. Bei den 
Dresdener Pferdebahnwagen ist diese Ein 
richtung gleichfalls von der Polizei ge 
fordert worden. 
Ein merkwürdiger Fußgänger stellte sich 
kürzlich in der Redaktion eines Berliner 
Blattes vor. Es war der amerikanische 
Journalist Paul Kyralfy, der auf einer 
Fußtour von Chicago nach seiner Geburts 
stadt Budapest begriffen ist. Der junge 
Journalist, der im Alter von 28 Jahren 
steht, ist von der bisherigen Reise keines 
wegs angegriffen, sondern befindet sich 
vorzüglich in Kondition. Er ist am 
18. Mai von Chicago zu Fuß nach New- 
Dork aufgebrochen, und hat sich von da 
aus als „Küchenbeamter", wie er sagt, 
nach Kopenhagen „herübergearbeitet", denn 
seine Wette geht dahin, daß er unterwegs 
nur von den Erträgen seiner Arbeit leben 
darf und auch sein Reisegeld für die 
Wasserreisen „verdienen" muß. Von 
Kopenhagen kam er mit „Titania", auf 
welcher er ebenfalls im Küchendienst Ver 
wendung fand, nach Stettin, und von da 
aus ist er nach Berlin gewandert. Da er 
jedoch Eile hat und angesichts der herrschen 
den Hitze mit Vorliebe die Nacht für seine 
Wanderung verwendet, ist er schon wieder 
von Berlin abmarschirt. Seine Wette, 
die um 6000 Mark geht, hat er dann 
gewonnen, wenn er innerhalb 90 Tagen 
auf der vorgeschriebenen Route den Weg 
von Chicago nach Budapest zurücklegt. 
Berlin, 18. Juli. Der Aufschlitzer, 
welcher den Kindern so übel mitspielte, hat 
nach einer kurzen Pause sein verbrecherisches 
Handwerk wieder aufgenommen. Heute 
Morgen wurde die sechsjährige Tochter 
Frieda des Cigarrenhändlers Müller, Fischer 
straße 32, auf den Hausflur des Neben 
hauses von einem halbwüchsigen Burschen 
gelockt. Er brachte dort dem Kinde eine 
reden Centimeter lange Schnittwunde in 
das Gesäß bei. Nach vollbrachter That 
entfloh der Unhold und wurde nicht ein 
geholt. Ein zehnjähriges Mädchen hat den 
Burschen gesehen, aber nicht verfolgt; die 
Personalbeschreibung, welche dasselbe ent 
wirft, läßt darauf schließen, daß der Thäter 
identisch mit dem Verüber der früheren 
Verbrechen ist. Das verletzte Kind kam 
ofort in ärztliche Behandlung und liegt 
zu Bett. 
Die Militärverwaltung beabsichtigt, in 
Spandau ein großes Elektricitätswerk zu 
bauen, um die Militärwerkstätten mit elek 
trischer Kraft zum Maschinenbetriebe und 
mit elektrischem Licht zu versorgen 
In Spandau sind auch die beiden anderen 
Vereinigungen des Zeug- und Feuerwerks 
Personals, der Verein der Oberfeuerwerker 
und der von Zeugseldwebeln und Ober 
feuerwerkern ins Leben gerufene Ruderklub 
von der vorgesetzten Behörde verboten 
und a u f g e l ö st worden. Das „Spand. 
Tgbl." bringt eine von betheiligter Seite 
kommende Auslassung, in der bestritten 
wird, daß die Mitglieder der Vereine allzu 
große Aufwendungen gemacht haben. Anders 
habe die Sache allerdings beim Ruderklub 
gelegen, der von den Mitgliedern erhebliche 
Opfer erheischt habe. 
In der Nacht vom Sonntag zum Montag 
ist die Königseiche im Brieselang, ein 
Riesenbaum, der seit undenklichen Zeiten 
das Ziel von Ausflügler» war, die die 
schönen Waldungen von Finkenkrug auf 
suchten, durch Feuer zerstört worden. Diese 
Eiche war wohl der stärkste Baum in der 
Mark, acht erwachsene Männer waren 
erforderlich, um den Stamm zu umspannen. 
Unzählige Inschriften, Widmungstaseln von 
Turnvereinen zierten ihn; ungezählte 
Tausende haben unter seinem Laubdach 
Rast gehalten. Frevler haben Sonntag 
Abend Feuer am Baum angelegt, das die 
Eiche bis auf einige traurige Reste zerstört 
hat. Die Thäter sind leider nicht ermittelt 
worden; es sollen Ausflügler aus Berlin 
gewesen sein. 
Thorn, 16. Juli. Das westpreußische 
Konsistorium hat auf eine Anfrage, wie 
sich die Geistlichen bei F e u e r b e - 
stattungen verhalten sollten, den Be 
scheid ertheilt, daß der Oberkirchenrath, 
da das Verbrennen der Leichen gegen die 
kirchliche Sitte verstoße und diese Be 
stattungsart durch die Betheiligung des 
kirchlichen Amts befördert werden würde, Innungen, 
die Geistlichen der evangelischen Landes 
kirche weder für berechtigt noch für ver 
pflichtet erachten könne, bei derartigen 
Feierlichkeiten Amtshandlungen zu ver 
richten. 
Ueber den Selbstmord eines Offi 
ziers in Frankfurt a. O. wird von zu- 
tändiger Seite Folgendes gemeldet. Der 
Lieutenant Steffen II, der bei dem dortigen 
Leibregiment stand, hatte in übertriebenem 
Diensteifer beim Turnen einen Füsilier 
mehrfach zu einem Sprunge zwingen 
wollen, wobei sich der Letztere eine anschei 
nend schwere Verletzung zuzog. Der 
Lieutenant Steffen II, dem die Schuld an 
dem Unglücksfalle zugemessen wurde, hat 
ich dies nun derart zu Herzen genommen, 
daß er unmittelbar nach der Rückkehr von 
einer Felddienstübung sich mit seinem Re 
volver eine schwere Verwundung beibrachte, 
an deren Folgen er inzwischen verstorben 
ist. Der verletzte Füsilier dagegen befindet 
ich bereits außer Lebensgefahr und wird 
voraussichtlich völlig wieder hergestellt 
werden. 
Essen a. Ruhr, 18. Juli. Die Meldung 
des Pariser Matin, daß ein Kruppscher 
Ingenieur sich im Gefolge Li-Hung-Tschang's 
befinde und in der Cockerill'schen Geschütz 
fabrik in Belgien zurückgewiesen sei, be 
ruht auf Erfindung. 
Zu Anfang dieses Monats suchte ein 
Lehrer in Schwiebus durch Anzeige in einer 
B erliner Zeitung für die Ferien eine 
möblirte Wohnung. Innerhalb drei 
Tagen erhielt der Herr 362 Offerten 
und zwar gleich 218 mit einer Post. Die 
Anzeige hatte einschließlich Briesporto 
1 Mk. gekostet; und die Post hat an Poto 
für die Offertbriefe und -Karten 27,35 Mk 
eingenommen. Unter den Angeboten waren 
alle Stände vertreten, ein Regierungsrath 
vier adlige Damen, Doktoren, Beamte. 
Kaufleute, Handwerker und Wittwen. Bis 
zur Länge von drei Briefseiten großen 
Formats waren die Vorzüge der ange 
priesenen Wohnungen gerühmt. Insekten 
frei, wanzenfrei kehrten sehr häufig wieder 
in einer Wohnung sollte man sogar den 
Genuß haben, vomßBett aus die ganzen 
Linden übersehen zu können. Die Preise 
waren sehr verschieden, schwankten zwischen 
1 und 6 Mark pro Tag und Zimmer und 
schienen sich durchaus nicht nach der Gegend 
und Treppenzahl zu richten. Die 362 
Offerten gehen in Schwiebus von Hand 
zu Hand, und jeder, der nach Berlin 
reisen will, sucht sich etwas Passendes heraus 
Aus einem in voller Fahrt befindlichen 
Zug gestürzt hat sich der Lehrer Hauer in 
Schwiebus. Er befand sich auf der Fahrt 
nach Breslau. Bei der Einfahrt in den 
Bahnhof Lissa sprang Hauer, wahrscheinlich 
in einem Anfalle von Verfolgungswahnsinn 
plötzlich aus seinem Wagenabtheil und schlug 
mit dem Kopf derartig auf die Schienen 
daß er besinnungslos liegen blieb. Der Be 
dauernswerthe hatte sich auf der Fahrt au ; 
fällig benommen und, wie sich herausstellte, 
vor dem Absprung auch die Pulsader an der 
rechten Hand mit einem kleinen Taschenmesser 
geöffnet. Schwer verletzt wurde Hauer in 
das Stadtlazareth zu Lissa geschafft. 
Greiz, 18. Juli. Die hiesigen Bäcker 
setzen der Verordnung über die Arbeits 
dauer energischen Widerstand entgegen 
und haben wegen derselben vorläufig ihre 
Fortbildungsschule geschlossen. Die 
Verordnung bestimmt bekanntlich die 
Arbeits- und Ruhezeit der Bäckerlehrlinge 
in Bezug auf ihre Dauer genau. Nun 
schreibt aber die Gewerbeordnung den 
welche den Paragraph 100 s 
zu befolgen haben, die Unterhaltung einer 
Fortbildungsschule vor. Werden nun chie 
Unterrichtsstunden in die Arbeitszeit Her 
Lehrlinge gelegt, so bleibt von derselben 
beziehungsweise von der Gesammtlehrzeit 
o wenig übrig, daß eine sachgemäße Aus 
bildung in Frage gestellt wird; findet 
dagegen der Unterricht während der gesetz 
lichen Ruhezeit statt, so ist dies ein Ver- 
toß gegen die Verordnung. Die hiesige 
Bäckerinnung, deren Fortbildungsschule 
verschiedentlich als Muster hingestellt worden 
it, hat sich infolge dessen und nachdem 
Erkundigungen an maßgebenden Stellen 
bestimmtes nicht ergeben, veranlaßt gesehen, 
ihre Schule vorläufig aufzuheben und 
weiteres abzuwarten. Es wäre indessen 
ehr zu wünschen, daß geeignete Be 
timmungen erlassen werden, welche die 
Aufnahme des Unterrichts wieder ermög 
lichen. 
Augsburg, 18. Juli. Wie die Augs 
burger Abendzeitung hört, hat Kaiser 
Wilhelm sein Erscheinen zur Schlußparade, 
welche der Prinz-Regent über das zweite 
bayerische Corps abhält, zugesagt. 
Zu einem Städtetag hat der Magistrat 
von Nürnberg Einladungen erlassen. Au 
demselben soll zu dem Bundesrathsbe 
schluß betreffend die Anstellung von Mili 
täranwärternim Gemeindedienst Stellung 
genommen werden. 
Aus Sachsen, 16. Juli. In der Nähe 
von Triptis bei Gera wurde kürzlich 
ein etwa I4jähriges Mädchen obdachlos 
angetroffen, das angab, von einer Zi 
geunerban de verstoßen worden zu sein 
In dem Mädchen ist die vor acht Jahren 
verschollene Tochter des Arbeiters Vetter 
in Reichenbach im Bogtlande mit Be 
-timmtheit wieder erkannt worden, die bei 
einem Jahrmarkt in Reichenbach am 27 
November 1888 spurlos verschwunden 
war. Dem Kinde war jede Erinnerung 
an seine frühere Umgebung geschwunden 
Es giebt an, von einer Zigeunerfamilie 
unter dem Namen Annette Mirheim am 
gezogen, früher auch gut behandelt, i i 
letzter Zeit aber, da die Familie sich 
mehrte, namentlich von der Frau miß 
handelt und zuletzt verlassen worden zu 
sein. Der Vater sah sich außer Stande, 
auf Grund von Merkmalen die Identität 
seines Kindes festzustellen, aber die über 
einstimmenden Beobachtungen der Mutter 
und Großmutter führten zu der Erkennt 
niß, daß in jenem Mädchen das verloren 
geglaubte Kind wiedergefunden worden ist 
zu dessen Wiederaufnahme die nöthigen 
Schritte sofort eingeleitet wurden. 
Hagen in Westfalen, 18. Juli. Große 
Aufregung hat ein noch Aufklärung harren 
der Vorfall in dem hiesigen Königlichen 
Steueramte hervorgerufen. Die Passanten 
der Straße, in welchem sich das Amt be 
findet, hörten plötzlich sechs Schüsse fallen 
und sahen gleich darauf, wie der Steuer- 
Unterbeamte Langmann, aus mehreren 
Wunden heftig blutend, auf die Straße 
stürzte. Die Polizei war sofort zur Stelle 
und stellte fest, daß unter den Beamten 
die schon seit längerer Zeit auf gespanntem 
Fuße standen, ein Streit entstanden war. 
im Laufe dessen der Unterbeamte Langmann 
seinen Revolver gezogen und auf seine 
Gegner, den Steuereinnehmer Schmidt 
und den Steuerassistenten Schumann, jene 
Schüsse abgegeben hatte. Schmidt ist an 
scheinend lebensgefährlich verle 
worden, denn eine Kugel ist ihm in den 
Rücken gedrungen und hat die Lunge ver 
letzt. Eine zweite Kugel bohrte sich 
seinen Oberarm. Der Assistent Schumann 
wurde von den übrigen vier Kugeln getroffen, 
doch scheinen die Verletzungen, die er 
erlitten hat, nicht gefährlich zu sein, weil 
sich noch allein zum Arzte begeben konnte. 
Die Braunschweiger Wurst wollte aus 
Anlaß des in Braunschweig stattfindenden 
iebenten deutschen Bundeskegelfestes der 
Braunschweiger Keglerverband Sonntag 
Morgens von 9—11 Uhr den Fremden 
vorführen und zu dem Zweck ein Braun- 
schweiger Wurst früh stück geben, wobei 
aber weder gesungen noch konzertirt werden 
ollte. Das Frühstück wurde aber noch in 
letzter Stunde stark in Frage gestellt. Das 
Braunschw. Tagebl." schreibt darüber: 
Wie man hört, hatte ein Geistlicher sich 
wegen jenes Frühstücks an die Polizei 
gewandt und auf das „Bedenkliche" jener 
Veranstaltung während des Gottesdienstes 
hingewiesen. Es wurde daraus ein Vertreter 
des Keglerverbandes zur Polizeidirektion 
beschieden, wo dann schließlich nach ein 
gehender Verhandlung die Genehmigung 
zur Abhaltung des Frühstücks ertheilt wurde, 
allerdings unter der ausdrücklichen Bedin 
gung, daß daran — kein Bewohner der 
Stadt Braunschweig theilnehmen dürfe. 
Das Frühstück ging denn auch unter Auf- 
icht der Polizei vor sich, die dafür sorgte., 
laß nur Fremde, beileibe aber feine Braun- 
chweiger Kegelbrüder an Braunschweiger 
Wurst oder dergleichen sich labten. Zu 
zusehen, wie die Fremden frühstückten, das 
tand ihnen jedoch frei." 
Hamburg, 18. Juli. Der „Hamb. 
Korrespondent" fordert offiziös Hamburgs 
Bevölkerung auf, die ungeheure Wasser- 
Vergeudung infolge der Hitze einzu 
dämmen. Der Wasserverbrauch betrug am 
16. Juli 142,276 Kubikmeter, das ist 
2 1 5 Liter pro Kopf, die höchste Ver 
brauchsziffer der Welt. Die Filtrations 
werke sind bereits an der Grenze ihrer 
Leistungsfähigkeit angekommen. Ein theil- 
weiser Wassermangel ist wahrscheinlich. 
Es wird daher entweder die Einführung 
eines Wassermessers oder die Erweiterung 
der Filtration erforderlich. 
Hamburg, 18. Juli. Ein seltenes 
Jubiläum wurde gestern in einer Familie 
in der Lincolnstraße in St. Pauli gefeiert. 
Ein dort wohnender Schneidermeister 
feierte mit seiner Frau die silberne Hochzeit, 
das 25jährige Meister- und Wohnungs' 
Jubiläum. Gleichzeitig feierte der Geselle 
des Jubilars sein 25jähriges Berufsjubi- 
läum. Derselbe trat vor 25 Jahren bei 
seinem jetzigen Meister als Lehrling ein 
und ist seit der Zeit ununterbrochen in 
dessen Geschäft verblieben. 
Mit einer Zigeunerin durchgebrannt ist 
der Sohn eines wohl situirten Landmanns 
in Kirchwärder. In einem Briese aus 
London macht der leichtsinnige Sohn seinen 
betrübten Eltern die Mittheilung, daß er 
mit seiner Braut dort eingetroffen und 
sich in den nächsten Tagen nach New-Aork 
einschiffen werde, um sich dort trauen zn 
lassen. Hoffentlich wird der verlorene 
Sohn recht bald reuevoll zu seinen Eltern 
und den Fleischtöpfen Vierlandens zu 
rückkehren. 
Provinzielles. 
Altona, 18. Juli. Eine für Gast' 
Wirthe wichtige Entscheidung 
hat die Strafkammer II des Landgerichts, 
Vorsitzender Landgerichtsdirektor Lemcke, 
gestern in der Berufungsinstanz getroffen. 
Der Inhaber eines hiesigen Vergnügungs- 
Etablissements hatte einen polizeilichen 
Strafbefehl erhalten, weil er eine in seinem 
Lokal veranstaltete Hochzeit nicht zur Lust' 
barkeitssteuer (Tanzabgabe) angemeldet hatte. 
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Roman von Elfried v. Hohenstein. 
„Mein schwankender Gesundheitszustand zwang 
mich, die Einsamkeit zu suchen ; aber heute werde ich 
mir dennoch erlauben, Ihrer gütigen Einladung Folge 
zu leisten, wenn auch nur auf eine halbe Stunde." 
„Diese Zusage erfreut mich sehr. Und nun habe ich 
noch eine Bitte! Entführen Sie mir Melanie nicht auf zu 
lauge- Wenn man Gäste erwartet, giebt eS viel zu thun." 
„Ich werde meine Tochter bald zurücksenden." 
„Darf ich sie von unserer Unterredung in Kenntnis 
setzen?" fragte Frau v. Briffon. 
Der Rentner nickte. Allein gelassen, schritt er auf 
und ab, zuiveilen stehen bleibend und abgerissene Sätze 
murmelnd oder, die Hand an die Stirn gedrückt, sich 
in Nachdenken vertiefend. Er zuckte förmlich wie aus 
einem Traum aufgeschreckt zusammen, als der Ruf: 
„Vater, Du zürnst doch nicht?" von der Thür her er 
tönte. ‘ 
Mit langem prüfenden Blick betrachtete Lintz sein 
schönes Kind. Eine interessantere und vornehmere Er 
scheinung konnte man sich wirklich nicht denken. Er 
winkte dem Mädchen, näher zn treten, und fragte: 
„Würde es Dich unglücklich machen, wenn Du Deinen 
Wünschen entsagen müßtest?" 
Das feine Karminrot der Wangen wich einer töt- 
lichen Blässe. „Verlange es nicht von mir!" Wie ein 
Angstschrei klang die Bitte. 
„So wert ist Dir dieser Mann?" 
Sie warf sich an seine Brust- Einem Feuerstrom 
gleich flössen ihr die Worte von den Lippen. 
„Still, still!" gebot der Rentner. „Ich habe kein 
Berständnis für das, was Dn mir schilderst. Dieser Ju 
bel, diese berauschende Seligkeit, dieses Jauchzen uikter 
Thränen ist mir fremd. Mein Leben war ein gar arm 
seliges und freudenleeres und die Liebe klopfte nie, 
Einlaß fordernd, an meine Brust." 
„Wie? — Und die Mutter?" 
„Sie vermählte sich mit mir, um aus einer abhän 
gigen Stellung, in der sie sich unglücklich fühlte, befreit 
zu werden, und ich reichte ihr die Hand, weil ich eine 
geregelte Häuslichkeit haben wollte. Nichts auf der 
Welt ist mir teuer, außer inein einziges Kind. An Dir 
hänge ich mit abgöttischer Zärtlichkeit. Für Dich habe 
ich gespart, gearbeitet und ein Vermögen zusamnien 
gescharrt. Für mich die mühevolle Saat, für Dich die 
Ernte." 
„O Du guter Vater! Welch schönes Los schufst Du 
mir, und wie gering ist der Dank, den ich Dir dar 
bringen kann." 
„Dank? Ich verlange keinen; aber Dein Herz darf 
sich nie von mir abwenden." 
„Wie wäre das möglich?" 
„Ich hoffe auch, daß es niemals geschehen könnte. 
Ist doch mein ganzes Sinnen und Trachten darauf ge 
richtet, Dir eine glänzende Zukunft zn gründen. Ich 
war arm, muhte mich von stütz bis spät, und wenn ich 
kaum eine erbärmliche Summe auf die Seite gelegt 
hatte, da kam dies und das, und ich mußte den letzten 
Pfennig wieder hinwerfen. Eine elende Existenz! Das 
Gespenst der Sorge tötet endlich jeden Lebensmut und 
Frohsinn. Um Dich vor solchen: cntneiKenden Kampf 
um das Dasein zu bewahren, ivollte ich reich werden, 
und ich wurde es, wenn auch noch immer nicht genug, 
denn in letzterer Zeit schlug mir manches fehl und ich 
erlitt empfindliche Verluste, wo ich große Vorteile er 
hoffte. — Doch das wird sich wieder hereinbringen 
lassen. Dein Glück soll und muß mich entschädigen für 
Jahre des Kummers, für schlaflose Nächie, für man 
chen erbitterten Streit, den ich mit mir selbst zn bestehe» 
hatte. — Du hast gewühlt, mein Liebling, so folge Dei 
nem Herzen." 
füllung meines höchsten Wunsches sich mir dar. Unaus 
sprechlich bin ich zu beneiden!" 
„Mögest Du immer so denken ! Heute abend werde 
ich unter den Gästen der Frau von Briffon sein und 
mir den jungen Mann vorstellen lassen." 
„Er kennt Dich bereits." 
Der Rentner machte eine heftige Bewegung. „Mich? 
Und woher? Was sagte er?" 
Erstaunt blickte ihn das Mädchen an. „Wir trafen 
ihn öfter im Park von Monceaiix. Er grüßte Dich dann 
immer so ehrfurchtsvoll. Erinnerst Du Dich seiner 
nicht?" 
„Ich bin ein alter kränklicher Mann und mein Ge 
dächtnis ist schwach. — Doch, ja, ja, ist er nicht groß 
und blond? Eine aristokratische Erscheinung?" 
„Ganz richtig!" 
„Nun besinne ich mich. Aber komm jetzt! Wir kön 
nen unterwegs noch weiter sprechen, und die Luft wird 
wohlthun. Oder ziehst Du vor. hier zu bleiben? 
nur 
Melanie sank neben ihm auf die Knie nieder und 
küßte seine Hände. „O glaube mir, keiner flüchtigen 
Schtvärnierei hänge ich nach," rief sie. „Du toeißt ja, 
wie heiß und leidenschaftlich ich alles erfasse. Das Ge 
schick muß ich segnen, toeil es mir so gütig den Weg 
zum Ziele ebnet! Wie eine süße, reife Frucht, nach der 
man nur die Hand auszustrecken braucht, bietet die Er- 
Jch habe ohnehimversprochen, Dich recht bald zurück 
zusenden." 
„Nein, nein, ich begleite Dich!" erklärte Melanie 
sehr entschieden. Sic ahnte, daß der Geliebte wie ge 
wöhnlich unter de» Bäumen ihrer harre, und sehnte sich 
danach, wenigstens einen Gruß mit ihm auszutauschen. 
Hugo v. Waldenburg durchstreifte wirklich schon ge 
raume Zeit den Park, in welchem e§ noch ziemlich ein 
sam ivar. Eben im Begriff, in die Allee einzubiegen, 
die nach de» Fontänen führt, blieb er plötzlich stehen, 
blickte überrascht einem jugendlichen, elegant gekleideten 
Manne nach, folgte ihm dann mit raschen Schritten 
und sagte, als er ihn eingeholt hatte: „Albert, da der 
Zufall es fügt, daß wir uns hier begegnen, wollen wir 
doch nicht so fremd an einander vorüber gehen, sondern 
uns freundlich begrüßen, wie es nahen Verwandten, die 
den gleichen Namen führen, geziemt. Ich glaubte schon, 
Dn seiest über das Meer gezogen, weil Du gar nichts 
mehr von Dir hören ließest." 
Nur flüchtig und mit einer stolzen Zurückhaltung 
berührte der andere die dargebotene Hand. Es klang 
sehr kühl, als er erwiderte: «Du weißt, daß zwischen 
Gegen z« 
Knaben a 
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mir und dem Oheini Worte fielen, die man nicht veü 
gißt und auf welche keine Wiederannäherung erfolgt 
konnte." 
„Ich bedauerte immer, daß es zn einem so ernst« 11 
Zerwürfnis kam. Mein Vater lvar schroff und heflig- 
aber im Grunde meinte er es doch gut. Wenn er Dir 
mals in seiner rauhen, polternden Weise Vorstellung^ 
machte, so magst Du ja Ursache gehabt haben. Dm 
verletzt zu fühlen; wärest Du aber später zu ihm gekon" 
men, oder hättest ihn, brieflich die ganze Sachlage 9«' 
schildert, so würde er sicher bereit gewesen sein, DÜ 
mit Rat und That beizustehen." 
„Nun und nimmermehr hätte ich das gethan 
Demütigungen besitze ich ein scharfe» Gedächtnis," rief 
Albert mit aufwallender Bitterkeit. „Lassen wir di« 
Vergangenheit ruhen. Was nützt es, davon zu spreche» 
So lange die Welt steht, wird es verfehlte Existenzen 
geben. Ich rechne mich übrigens noch nicht zu ihnen« 
obschon ich den Abschied nehmen mußte." 
„Daß dies geschah, darüber konnte mein Vater siä 
lange nicht fassen. Gerade die Befürchtungen, daß 
dahin kommen würde, veranlaßten ihn, seiner Zeit na» 
Berlin zu reisen. Damals wäre es gewiß noch »M 
lich gewesen, mit rascher Hand in die Speichen de» 
rollenden Rades einzugreifen." 
„Wenigstens raste es von jenem Tage an in furcht 
bar beschleunigtem Tempo bergab. — Doch lassen n>ü 
das! In dem heiteren Paris giebt es angenehmere Din^ 
zu besprechen." 
Trotz dieser zutreffenden Bemerkung gingen die bei" 
den Waldenburg doch eine Weile stumm neben einand^ 
her. Sie glichen sich nicht'; selbst die sogenannte Familie» 
ähnlichkeit fehlte. Hugo konnte die germanische 
stammung nicht verleugnen, während Albert mit Ü 1 ' 
nen dunklen, feurigen Augen, dem tiefschwarzen, leiş 
gelockten Haar und der bräunlichen Gesichtsfarbe eine» 
südlichen Lande anzugehören schien. Sein Antlitz PP 
für vollendet schön gelten köimen, wäre es nicht zuw- 1 ' 
len durch einen unsäglich hochmütigen und sarkastisch^, 
«MÌflassi ļP 
versehe»! 
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Kiel, 
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Ausdruck entstellt worden. 
Kiel, 
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Kiel, 
fall hat 
statt de- 
ereignet 
in Kiel 
Maschin 
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an den 
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Wurde 
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mit Fr. 
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