Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

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monaie behalten, als er für unterwegs 
brauche. Dann hilft man ihm den Gürtel 
unter den Kleidern umschnallen. Stolz 
verläßt nun der „Grüne" das Lokal mit 
dem sicheren Gefühl, jetzt gegen jede 
Möglichkeit des Verlustes sicher und ge. 
feit zu sein, und er erwacht erst zur 
Klarheit über den an ihm begangenen 
Betrug, wenn er, am Reiseziel angelangt, 
den Gürtel öffnet und, statt der blinkenden 
Golddollars, mattes, trübes Blei seinen 
entsetzten Augen entgegenstarrt. Es 
scheint ihm ganz unsaßlich, ganz unbe 
greiflich. Er selbst hat doch eigenhändig 
die Zwanzig-Dollarsstücke in den Beutel 
gepackt, jawohl, aber nicht in diesen, den 
er in Händen hat, sondern in einen ganz 
ähnlichen, der ihm von den Gaunern 
beim Umschnallen vertauscht wurde. 
Daß die Gauner ihr Geschäft systematisch 
betreiben, zeigen die Untersuchungen, die 
feststellten, daß gewisse „Hotels" in New-York 
regelmäßig von europäischen Hafenstädten 
„Runners" als Passagiere abgehen ließen 
Es sind dies gewandte Leute, die sich 
unter die mitfahrenden Auswa nderer 
mischen und sich mit ihnen anfreunden 
Sie geben sich für wohlhabende in New 
Jork seit Jahren ansässige Bürger aus. 
Sie sind freigebig mit Rath und That. 
Sie schildern mit Vorliebe die mannig 
fachen Gefahren, welche auf den Ein> 
Wanderer in New-Iork lauern, und sie 
machen vor allen Dingen die Einwanderungs 
behörde und die von ihr geschaffenen 
Einrichtungen lächerlich und verdächtig 
Zum Schluß tractiren sie tüchtig und 
lassen sich dazu drängen, ein gutes, 
billiges Hotel zu empfehlen. Das ist des 
Pudels Kern. Einem solchen „Runner" 
gelang es, 200 Passagiere eines einzigen 
Dampfers in „sein" Hotel zu leithammeln. 
Die Zahl der Geplünderten ist keine 
gar so geringe. Nach zuverlässigen 
Schätzungen der Geheimpolizei sollen 
jährlich gegen 800000 Dollars — etwa 
3 300 000 — in der Stadt Newyork 
auf diese Weise ergaunert worden sein. 
Vermischtes. 
— Blitzschlag und Kaminrauch. Schon 
gar mancher wird sich darüber gewundert 
haben, daß hohe oft ganz vereinsamt in 
die Lüfte ragende Fabrik-Schornsteine so 
selten vom Blitze getroffen werden; kommen 
doch nach der Statistik auf 10 000 der- 
selben bloß drei Blitzschläge, dagegen auf 
10 000 Kirchthürme über 60, auf 10 000 
Windmühlen mehr als 80 Blitzschläge. 
Diese Erscheinung wird dadurch erklärt, 
daß der aus dem Kamin entweichende, in 
die Luft sich zerstreuende Rauch die im 
Gebäude angesammelte Elektrizität mit sich 
nimmt und sie in die Luft vertheilt, ähn 
lich wie die Fernsprech- und Telegraphen- 
Drähte vertheilend wirken. Hieraus er 
klärt sich auch die auf dem Lande nicht 
selten anzutreffende Gepflogenheit, beim 
Heraufziehen eines Gewitters ein mächti 
ges Herdfeuer anzumachen, eine Gepflogen- 
heit, die keineswegs, wie naseweise Som 
merfrischler aus der Stadt schon oft spöt- 
tisch bemerkt haben, auf Aberglauben, 
sondern auf die überlieferten und bewähr 
ten Erfahrungen der Ahnen und Urahnen 
zurückzuführen ist. 
— Eine Anekdote aus dem Leben Bis 
marck's findet sich in der Aufzeichnung 
über den anhaltinischen Staatsminister und 
Bundesbevollmächtigten von Larisch. Dieser 
war — so liest man in Poschinger's Buch 
über den Bundesrath — im Jahre 1843 
gleichzeitig mit Bismarck als Referendar 
bei der Regierung in P o t s d a m beschäftigt. 
Wenn Bismarck nicht, was häufig geschah, 
das Bedürfniß nach „Einsiedelei" empfand 
und tagelang zwischen Potsdam und Werder 
'Spaziergänge machte, speiste er mit den 
Collegen zusammen auf einer in dem oberen 
Stockwerke des Bahnhofes gelegenen freien 
Plattform. Einmal rühmte sich Bismarck, 
er könne von hier aus eine leere Cham 
pagnerflasche über den ganzen Perron 
werfen. Der Stadtgerichtsrath v. Piper, 
der dies für unmöglich erklärte, bot ihm 
eine Wette an. Bismarck ergriff eine 
Champagnerflasche und schleuderte sie mit 
aller Gewalt in die Richtung des Bahn 
steigs. In diesem Augenblicke rollte am 
dem letzten Geleise ein Zug daher, an dem 
die Flasche zerschellte. Die Wette war nach 
dem Urtheile der Unparteiischen von Bis 
marck gewonnen, und als Piper am andern 
Tage den Wettverlust in Gestalt eines 
Essens bezahlte, dabei aber einen endlosen 
Trinkspruch auf den Gewinner ausbrachte 
erhob sich Bismarck, stieß an sein Glas 
und erwiderte, natürlich unter ungeheurem 
Beifall der Anwesenden: 
Es lebe die Würze 
Der Kürze! 
Es lebe unser lieper 
Herr Stadtgerichtsrath v. Piper! 
der Meister in Schilderung von Land und 
Leuten diesmal den badischen und württem 
belgischen Schwarzwald zum Hintergründe 
prächtiger Novellen gewählt und einen glücklichen 
Griff in die wechselvollen Geschichten dieser 
Länder gethan hat. 
— „Niedcrsachsen" Nr. 5 (Bremen, Carl 
Schünemann). Wiederum eine sehr interessante 
Nummer mit reichem und gediegenen Inhalt. 
Die Herausgeber bieten wirklich alles auf,' 
Sra Qs\\+ O rttir4.X * .. •*. .. — Ctll X1.... . 
Literatur. 
— Geschichte Schleswig-Holsteins von der 
ältesten Zeit bis znm Wiener Frieden von 
Werner Frölich, ist der Tiļel eines in diesen 
Tagen in der Huwald'schen Buchhandlung, O 
Hollesen in Flensburg erschienenen Werkes, 
welches wir unseren Lesern angelegentlich em 
pfehlen können. Nicht allein für uns Schleswig 
Holsteiner ist das genannte Buch von Interesse, 
auch jeder nicht in den Elbherzogthümcrn ge 
borene Deutsche wird mit Befriedigung Kenntniß 
nehmen von der objectiven und leidenschaftslosen 
Darstellung der hauptsächlichsten geschichtlichen 
Begebenheiten in den vielumstrittenen meer 
umschlungenen Lande. Hat doch die schleswig 
holsteinische Frage den Anstoß gegeben zur be 
friedigenden Lösung der deutschen Einheitsfrage, 
hat doch die große nationale Bewegung, welche 
mit der uns Schleswig-Holsteinern die Freiheit 
bringende Erstürmung “ der Düppeler Höhen 
begann, erst mit dem Siege über den sränkischen 
Cäsar ihren Abschluß erreicht und dem deutschen 
Volke das lang ersehnte Ziel: Kaiser und Reick, 
gebracht. 
Der Verfasser hat es verstanden, in fesselnder 
Sprache die wichtigsten Ereignisse der schleswig 
holsteinischen Geschichte darzustellen. Aus der 
älteren Zeit sind nur diejenigen Momente kurz 
hervorgehoben, die zum Verständniß der späteren 
Ereignisse nothwendig sind. Am ausführlichsten 
ist die Zeit vom Kieler Frieden bis zur Be 
freiung der Hcrzogthümcr von der dänischen 
Herrschaft behandelt; die Lornsen'schc Thal, das 
rwachen des deutschen Nationalbewußtseins, 
die Kämpfe in den Ständeversnmmlungen, die 
Sängerfeste und endlich die schleswig-holsteinische 
Erhebung und die Vertheidigung der Landes 
rechte gegen dänische Vergewaltigung. Durch die 
Verwerthung der neuesten Schriften von R. 
Schleiden, v. Bernhardi, v. Sybel, Dr. Sach 
und Henrici sind manche bisher dunkle Punkte 
aufgeklärt und erscheinen die Ereignisse thcilweisc 
in einem neuen Lichte. Jeder Beitrag zum 
richtigeren Verständniß der schleswig-holsteinischen 
Angelegenheit ivirft zugleich rin' helleres Licht 
auf die Ursachen der damaligen Schwäche des 
Vaterlandes. Diese zu verschweigen oder zu 
bemänteln wäre unpratiotisch Wir glauben da 
her bestimmt, daß das neue schleswig"holsteinische 
Gcschichtswerk allen Vaterlandsfrcnnden eine 
willkommene Weihnachtsgabc sein wird. D:r 
Preis von 2 Mark brochirt und 3 Mark elegant 
gebunden ist ein sehr mäßiger. 
— Als dritter Band des sechsten Jahrganges 
der Veröffentlichung des „Vereins der Bücher- 
sreunde, Berlin", erschien soeben: „Im grünen 
Tann". Schwarzwaldnovellen von Arthur 
Achtlcitncr. — 15'/, Bogen. Preis: geheftet 
Mk. 4.—, gebunden Mk. 5.—. 
»Im grünen Tann". Schwarzwaldnovellen 
von Arthur Achtleitner. — Dar neue Werk 
des beliebten Erzählers, der als einer der besten 
Alpenkenner und Bergweltschildcrer sich autori 
tativen Rufes erfreut, vcidient schon aus 
dem Grunde beiondercs Interesse, weil sich 
die Leser der Zeitschrift nach jeder Richtung hin 
zufrieden zu stellen. 
Jllustrirter Katalog empfehlend 
Werther Bücher aus allen Gebieten der 
Literatur von A. Hartleben's Verlag in Wien. 
Die bekannte Verlagsfirma, deren Hauptbestreben 
die Verallgemeinerung des Wissens umfaßt, sendet 
uns ihren diesjährigen schmucken und reich illn 
stritten Weihnachts-Katalog zu. Derselbe ens 
hält eine große Anzahl anerkannt guter, schön 
ausgestatteter und dabei doch wohlfeiler Werke 
aus allen möglichen Gebieten, welche durch In 
halt und äußere Form nur Empfehlung »er 
dienen und als Festgeschenke Freude und Nutzen 
bringen werden. Der „Jllustrirte Katalog enr 
pfehlenswerther Bücher" steht Jedermann au 
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Buxkin z ganzen Anzug M. 4.05 Pfg., 
Cheviots z. ganzen Anzug M. 5.85 Pfg. 
MŅŞKâMWķķSMŞîWÄLL 
— Unter Hinweis aus das in dieser Ausgabe 
enthaltene Inserat wegen der Kieler Geld 
Lotterie sei ganz besonders bemerkt, daß die 
große Geldverloosung mit 6261 baaren Geld 
gewinnen und den bedeutenden Treffern von 
Mk. 50000, 20009, 1000 9, 5 0 90 -c. rc. um so 
sicherer auf einen sehr starken und raschen Absatz 
rechnen kann, als das Loos dazu nur 1 Mark 
kostet. Die Gewi ne werden ohne jeden Abzug 
in baar ausbezahlt. Man kann auch bei allen 
Looshändlern dieselben zu 1 Mk. kaufen.— Dem 
Vernehmen nach sollen die Loose überall mir 
großer Vorliebe gekauft werden und deshalb 
baldigster Ankauf zu empfehlen sein. 
— Ein hübsches und äußerst praktisches 
Weihnachtsgeschenk, dem Empfänger stets 
willkommen, ist der sog. Hamburger Frühstücks 
korb, ein mit den verschiedensten Delikatessen an 
gefüllter Behälter aus Flechtwerk, wie ihn in 
den Wochen vor Weihnachten die feineren Läden 
bereits fertig gepackt vorräthig haben. Wer einen 
olchen Korb kauft, oder wer selbst seinen Inhalt 
zusammenstellt, sollte darauf achten, daß inmitten 
der übrigen Herrlichkeiten ein höchst schätzbares 
Material nicht fehlt, was sowohl dem Jung 
gesellen, wie auch der Hausfrau bei den vev 
chiedenstcn Gelegenheiten die besten Dienste 
leistet: Liebig's Fleisch-Extract Dieser Aller 
weltshelfer in seiner netten Verpackung wiro von 
Jedermann gern gesehen, und die von seinem 
Inhalt so leicht herzustellenden Tassen kräftiger 
Bouillon erhalten die dankbare Erinnerung an 
den Spender noch wach zu einer Zeit, in der die 
anderen Gaben längst verzehrt sein werden. 
Kaffee oder Tüec? Viele Hanssrauen 
wissen nicht, daß Thee um die Hälslc billiger 
ist als Kaffee und kaum theurer »Is die vielen 
Kaffeezusätze oder sogcnaunicu Ersatzmittel. Eine 
Tasse Mcssmers Thee „Englische Mischung" z. 
B stellt sich aus nicht ganz l 1 /, Psg, während 
eine Tasse Kaffee fdas Pfund zu 1,80 M.) aus 
etwa 3 Pfg. zu stehen kommt. Guter Thee 
vereinigt in sich alle Vorzüge des Kaffees, ohne 
dessen Nachtheile zu besitzen. Die Bereitung ist 
eine ungleich einfachere. Daß er aufregend wirke 
ist ein Ammenmärchen und längst von Allen 
widerlegt, die gcivöbnt sind, ihn anstatt Kaffee 
zu trinken. Der Verbrauch von Thee dürste in 
Zukunft nicht ausschließlich aus die wohlhabenden 
Klassen beschränkt bleiben. Nach Professor Justus 
von Liebig ist der tägliche Genuß desselben 
geradezu ein Heilmittel für Blutarme und 
Bleichsüchtige, weil er dem Blute Eisen zuführt. 
Bi.le andere Autoritäten (Dr. A Kühner „Zur 
Hygiene der geistigen Arbeit", Dr. Mortin- 
New-Aork u. A. m.) rühmen, daß Thee die 
Deukkrast anregt und steigert und die Auf 
merksamkeit sich leichter an einen bestimmten 
Gegenstand fesseln läßt. Täglicher Theegenuß 
märe daher vor allen denjenigen zu empfehlen, 
welche geistig angestrengt arbeiten müssen, be 
sonders unseren schulpflichtigen Kindern. Bei 
gutem Thee und richtiger Bereitung wird sich 
der Uebergang vom gewohnten Morgenkaffee 
zum Thee, ohne besondere Schwierigkeiten, schon 
in wenigen Tagen vollziehen. 
Kolli Medal 
ist das billige, per- 
fecte, populäre Mehl. 
Gebraucht es. 
zu haben bei; 
A. H. Möller, Mehlhandlmist. 
für Weih' 
nachten 1896 
kommt in den hiesigen 
Niederlagen die allbe 
liebte Doerinffs Seife 
mit der Eule in hoch 
eleganten 
Cartons zum 
Verkauf. — 
Wir machen 
alle Haus 
frauen,Herr 
schaften, die 
Damen- 
u. Herrenwelt auf diese 
günstige Gelegenheit 
aufmerksam u. betonen, 
daß sich auch die dies 
jährigen Cartons ihrer 
prachtvollen Ausstat 
tung it. Eleganz wegen 
als ein Geschenk er 
weisen, das nicht minder 
n repiüsenta- 
' bel wie prak 
tisch, nützlich 
und will 
kommen ist. 
Trotz der ele 
ganten, sarbenschönen 
Packung istderEinkaufs- 
preis um keinen 
Pfennig erhöht worden. 
st,'-. 
Älyeigell. 
Grosse 
Betten 
Rattentod 
(giftfrei) genannt „Zculkin." 
Wiiksa^tes Mittel zur radikalen Vertilgung von 
“atten »»d Mäusen. 
Durchaus unschädlich für Menschen u. Hausthiere. 
Preise: 50 Psg, Mk I.-, 3. -, 15.A 
.pier,u Wittei-uns (reizt die Freßlust) 15, 
25, 60 Psg., Mk. l.-, 3.—. 
Tausende Anerkennungen ! 
3f;t Sculein [mt vollständig meinen Erwartungen 
entsprochen und die hiesige Domäne von der 
Rattenplage befreit. 
Westerhof b. Echte. W. Niemeyer. 
Zu haben in llropp: Fr. Schlüter, Erf tie : Emil 
Şff'b"' *ļ?hn: j. H- F- Meyer, Fockbek: C. H. 
Koller, ßudelsdorf: C F. Kühl, Bergstedt: 
Im ®$ uI ä- Sehestedt: G Johannsen, Hamdorf: 
î Eggers, Breiholz: I. Peters, Bredenbek: 
I Johann, en. 
a**’*'*****:**' 
für nur 12 M. 
Ein grosses Oberbett, 200 cm 
lang, 105 cm breit, ein grosses 
Unterbett, 200 cm lang, 100 cm 
breit, nebst zwei Kopfkissen, 
sämmtlich aus gutem Stoutinlett, 
zusammen mit 14 Pfund neuen, 
doppelt geleinigten Bettfedern ge 
füllt. 
istderanerkannf./sA 
ß beste!/! 
SS-Mchläfrig, 
Oberbett 200 cm lang, 130 cm 
breit, Unterbett 200 cm lang, 100 
cm breit, nebst zwei Kopfkissen. 
Füllung doppelt gereinigte Halb 
daunen, aus vorzüglichen Cöper- 
Stout gefertigt, 
für nur 20 Mk. 
* 
»■- 
\,ST' 
Hochfein?.« I§4*ál. 
dieselbe Grösse, mit besserer 
Halbdaunen-Füllung, aus roth ge 
streiftem Coper gefertigt, 
für nur 28 Mk. 
Niederlage: 
> Heinr. Lange, s 
^ Stegen striche ISO, V 
''wpfiehlt für passende Weihnacht?. L 
gescheute sei» Lager in H 
Badccinrichtttngen, Wellen- * 
dndschankfln, Hängelampen, S 
Tischlampen n emaill.. verzinn 
ten, lackirtenHansstandssachen. 
2-schläfrig, mit bester Halb 
daunen-Füllung und aus Prima 
Satin gefertigt, 
für nur 38 Mk. 
D. R. 6. M. 51353 
Maass’sehe imprägnirte 
hönix-Sohfen 
znm tätlichen Auswechseln. 
Bester Schutz Fusskäit« und 
Scnweiss. 
P. J 
Jeder üble Gerueh beseitigt. 
Frerk, 
an der Schiffbrüke 80 b. 
Grösste Ersparn iss 
Rheumatische 
am SchiiWerk. 
Afirrtion und Eikaltung 
' ütend. 
^ relB 50 Pt. per 10 Paar, Orig.-Pack. 
Probepackete sn.nco geicen 70 Ps. Marken. 
Fustlänge lOr Herren oder Damen erbeten 
Versand gegen Nachn, oder vor 
herige Einsendung des Betrages. 
■mW" Proben "HML 
der betreffenden Federn, Daunen 
Und Stoffe gratis und franco. 
Vertretung und Alleinverkauf für 
Rendsburg und Umgegend in der 
Drogerie F. Krümmer. 
Der Aitter von MoksHöim. 
Roman von Graf Eugen Haussonville. 60 
„Das wird mir nicht einfallen," erwiderte der junge 
Mann. „Jedermann achtet und ehrt die Comtesse Or- 
sow, ich aber am allermeisten." 
„Ich erbitte es als einen besonderen und mir per 
sönlich zu erweisenden Freundschaftsdienst von Ihnen, 
daß Sie zu keiner Seele hiervon eine Silbe sprechen: 
habe ich Ihr Wort?" 
„Mein Wort! Natürlich! Hier meine Hand dar- 
auf. Himmel, wie Ihre Hand zittert, Molsheim! Sie 
können's ş den Russen im Aachlklub nicht gleichthun, die 
Kerle trinken dort das reine höllische Feuer und das 
Zeug vertragen Sie nicht. Ich hätte nie geglaubt, daß 
Sie so nervös fein könnten! Folgen Sie meinem Rat 
und gehen Sie nicht so häufig dorthin; der Stoff, den 
man dort verzapft, bringt Sie sonst um Ihre Gesund 
heit." 
Am nächsten Vormittag fuhr Molsheim nach dem 
Palast am Front ankakanal. DieDamen waren »ich! zu 
Hause, eS gelang ihm aber, Wassilissa unler vier Augen 
zu sprechen. Er wußte, daß dieses treue Geschöpf mit 
leidenschaftlichster Liebe an seiner Gebieterin hing und 
daß er daher ohne Umschweife von dem reden konnte, 
was ihm auf dem Herzen lag. 
„Wassilissa," sagteer, ihr freundlich in's Auge schau 
end, „warum nimmt die Comtesse Ora Dich nicht mit 
sich, wenn sie so spät abends »och ausgeht?" 
Das Mädchen fuhr bei dieser unerwarteten Frage 
so erschrocken zusammen, daß der Ritter sofort erkannte, 
daß Salisbury nicht falsch gesehen hatte. 
„Meinst Du," fuhr ersetzt, seiner Sache sicher,fort, 
„daß ich ruhig zusehen werde, wenn sie sich so leicht 
sinnig in die Gefahr begiebt, von der Polizei festge 
nommen zu werden? Denn Du mußt wissen, Wassilissa, 
daß ich Deine Herrin liebe." 
Wassilissa stieß einen leichten Schrei aus, der wie 
ein Freudenruf klang, dann kam sie ganz dicht an den 
Ritter heran und sagte mit eifriger, halb unterdnickler 
Stimme: „Du liebst, sie, Väterchen? Du liebst sie? 
Alte Rohrstühle 
werden geflachten bei 
F. Kägebein, Stuhlmacher 
Tulipanstraße 605. 
Schwöre mir bei den sieben Sakramenten unserer hei 
ligen Kirche, daß Du sie liebst! Hörst Du, Väterchen? 
Schwöre mir das?" Damit faßte sie seinen Arm und 
hob ihr ehrliches Gesicht in atemloser Erlvartung zu 
dem seinen empor. 
„Ich liebe sie! Ich schwöre Dir's bei Deinem und 
meinem Erlöser!" rief der Ritter. 
„Dann sollst Du alles wissen, Väterchen," sagte das 
Mädchen. „Du hast auch alle Ursache, siezn lieben und 
ihr treu zu sein, denn sie liebt auch Dich, wie ich ganz 
bestimmt weiß. Sei ihr treu, Väterchen, und stehe ihr 
bei in ihrer Not, denn sie bedarf jetzt aller ihrer Freunde, 
daS wissen Gott und die heilige Jungfrau! Ein schwe- 
rer, schwerer Kummer bedrückt sie, ein Kummer, den 
ich noch nicht ergründen konnte, der ihr aber jede Nacht 
den Schlaf raubt, den sie zuweilen abzuschütteln ver 
sucht, der aber immer iviederkehrt. Du hattest ganz recht, 
Väterchen, neulich ist sie noch spät am Abend ausge 
gangen und drei Stunde» fortgeblieben. Wo sie gewe 
sen ist, daS weiß ich nicht. Ich fürchte aber, daß sie 
etlvas vor hat, was sie iu's Unglück bringen wird, in 
dasselbe Unglück, das über jene beiden Mädchen gekom 
men ist, die Töchter eines hohen Beamten, die mitten 
in der Nacht von der Polizei ans ihrer Eltern Hause 
gerissen wurden — eS ivird jetzt drei Woche» her sein 
— und die seitdem Verschivnnden sind. Der Vater ist 
in Verzweiflung, die Mutter hat den Verstand verlo 
ren, ihre Kinder aber werden sie niemals wiedersehen. 
Ich weiß nicht, was sie treibt; sie hat mir verboten 
ihr zu folgen und ich darf auch keinem Menschen ein 
Wort von ihren Ausgängen sagen, auch nicht, daß ich 
sie in die kleine Seitcnpforte hereinlasse, ivenn sie zu 
rückkommt, damit der Dwornik nichts nierkt, der doch 
jeden melden muß, der ein- und ausgeht. Sie hat ge 
droht mich fortzujagen, wenn ich ihr nicht gehorsam 
wäre. Ich weiß auch, daß sie keine» Erlaubnisschein 
zum Ausgehen nach neun Uhr abends besitzt. Um der 
Liebe Gottes willen, Väterchen, sage ihr nicht wieder, 
daß ich Dir dies mitgeteilt habe, sonst muß ich sie ver 
lassen, die mir doch teurer ist, als mein Leben, weil sie 
meine Herrin und meine Milchschwester ist! Nur da 
mit Du sie retten sollst, habe ich Dir alles erzählt. Aber 
nun rette sie auch, rette sic, Väterchen! Retle sie vor 
sich selber und belvabre sie vor dem Schicksal derer, die 
in dieser gransanien Zeit in die erbarmungslosen Hände 
der Polizei fallen! Aber Du wirst sie retten, Väter 
chen! Jetzt, da ich weiß. das; Du sie liebst, jetzt weiß 
ich auch, daß nur Du allein die Macht und Kraft ha 
ben kannst, meine Ora vor dein schrecklichen Schicksal 
zu bewahren, das, mein Herz sagt es mir, täglich immer 
näher und drohender an sie herantritt!" 
Molsheim drückte dem treuen Mädchen die Hand 
und diese ersah ans seinem Blicke, daß er Oras Rett- 
nng vollbringen oder aber mit derselben zu Grunde 
gehen werde. 
Sie schlüpfte aus dem Zinimer, er aber ließ sich in 
einen Sessel nieder, um hier die Rückkunft der Damen 
abzuwarten. Jnzivischen überlegte er, was zu thun sei 
und obgleich er sich einer Aufgabe gegenüber sah, von 
deren Wesen und Charakter er noch sognt wie gar nichts 
ivnßte, so sagte er sich dennoch, daß hier nur das schnellste 
Handeln von Erfolg sein konnte. 
Die Damen erschienen bald, sie kehrten von einem 
Besuche zurück, bei dem es gar fröhlich hergegailgen 
war. 
Die Regierung hatte den Zeitungen jede Erwähn 
ung und Besprechung des Attentats ans den Zaren un 
tersagt und nian hatte daher in den vornehmem Kreiselt 
stillsch weigend angenommen, daß diejenigen, welche die 
größte Fröhlichkeit und Harmlosigkeit zur Schau trügen, 
für die loyalsten Unterthanen gelten würden. So ge 
schah eS. daß, während täglich Personen ans der Mitte 
der Ihren verschivandeu. als obdie Erde sie verschlun 
gen hätte, während allenthalben Angst, Jammer und 
die blasse Furcht walteten, das Petersburger Leben 
auf seiner Oberfläche soviel Lust und Ausgelassenheit 
zeigte, als ob weder Terroristen noch Polizisten exi 
stierten. 
„Herr Oberst," sagte Frau Kimberley nach den ersten 
Begrüßungsworten, „wissen Sie schon etlvas Neues: Ich 
mache, daß ich so schnell wie möglich von hier fortkomme 
Ich gehe zurück nach Paris." 
Weder Mols eim noch Ora be lehrten den Grund 
die'es plötzli l en Entschlusses zu wissen. Der erstere sagte 
nur, einer Plötzli! eil Eingebung folgend: „Warum nch- 
uw» Sie b e Cviwesse nicht mit?" 
Ora, die mit frisch gerö'.eiem Antlitz vorhin in das 
Zi,inner ge-relen war — die Junilnft ist il, Petersburg 
zuweilen noch recht fcf»ueibeitt> — Halle alle Farbe wie- 
der verlöten, als ļte Mols! eims Anwe euheit gewahr 
geworden. Jetzt eerölete sie von neuem, als ob eine 
lchwackie Hoffnung j„ jhrx„, Herze,, rege ivürde. 
„Auch uch hatte hieran schon gedacht," sagle sie leise, 
„allem lch glaube nicht, daß es mir möglich sein wird, 
von dem Gouverneur einen Auslandspaß zu erlangen. 
^,e wissen, daß dies jetzt mehr als jemals ullnmgäng- 
lich notioendig ist.« 
„Aber beste Ora," rief Sallie, „eS wäre ja uner- 
bort, lveun man einer Dame von Deinem Range einen 
Paß verweigern lvotlte!" 
„Gerade mein Rang dürfte einer der größten Hin- 
deruiffe dabei sein," entgegnete Ora. 
„Nun," rief Molsheim, „man muß es versuchen! 
Sie werden die Comtesse dann unter Ihre Fittige neh 
men, nicht ivahr, Frau Kimberley?" 
„Mit großem Bergungen." 
„Ich werde also gleich auf frischer That das Gesuch 
anfsetzen." Mit diesen Worten nahm er an de», Schreib 
tisch P atz und nach wenigen Minuten war das Schrift- 
stück fertig. 
„Wollen Sie gütigst Ihren Namen darunter setzen?' 
sagte er, indem er Ora die Feder hinreichte. 
Das junge Mädchen zog langsam und zerstreut die 
Handschllhe aus. „Es nützt ja doch nichts," murmelte 
sic müde und schmerzlich. 
„Versuchen wir es wenigstens!" drängte Molsheim. 
„Um meinetwillen! setzte er leise hinzu. 
Sie griff nach der Feder und lvarf ihren Namen 
auf das Papier. 
„Ich danke Ihnen. Jetzt eile ich damit zu Ihrem 
Vormund, bole mir auch dessen Unterschrift und mor- 
gen früh haben Sie Ihren Paß." Nach kurzer Verab- 
schieduyz eilt, tt der Thür zu. 42,18« 
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