Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

Ladenkafse berauben zu können. Die 
Polizei verhaftete im Lause des Dienstag 
zwei verdächtig erscheinende Handwerks 
burschen. ■ 
Vermischtes 
— Ueber den Aufenthalt der Prinzessin 
Elvira von Bourdon und des Malers 
Folchi in Marseille berichtet die „Gazetta 
Piemontese": „Am Abend des 28. No 
vember kam mit dem Schnellzuge aus Nizza 
ein elegantes Paar an, das in einem Ab- 
theil erster Klasse allein gefahren war. 
Der Herr fragte nach einem bekannten 
Gasthof zweiten Ranges, lehnte aber die 
Benutzung des Hotel-Omnibus ab, indem 
er erklärte, er habe zuerst einen dringen 
den Gang in die Stadt zu machen. Offen 
bar sollten dadurch etwaige Verfolger von 
der Spur der beiden abgelenkt werden, 
denn erst nach zwei Stunden kam das 
Paar zu Fuß beim Gasthof an und ver 
langte zwei mit einander verbundene Zim- 
mer. Sie aßen in ihrer Wohnung, man 
hörte sie stundenlang erregt mit einander 
sprechen. Dem Stubenmädchen schien es, 
als ob die Dame leidend sei. Die Dame 
stand sehr früh auf und beauftragte einen 
Hoteldiener, alle in Marseille aufsindbaren 
italienischen Zeitungen zu kaufen, dann 
schrieb sie mehrere Stunden lang Briese. 
Gegen Mittag ging das Paar aus, die 
Dame in einen kostbaren Mantel gehüllt 
und so tief verschleiert, daß man kaum 
ihre Züge sehen konnte. Die beiden gingen 
zur Post, von wo sie mit mehreren Briefen 
zurückkamen. Im Lause des Tages fragte 
ein alter Herr nach den beiden Fremden, 
die sich als Antonio Porti und Schwester 
ins Fremdenbuch eingetragen hatten. Die 
Unterredung mit dem Besucher war von 
sehr langer Dauer, und das Stubenmäd 
chen hörte in ihrem Verlaufe die Dame 
laut und heftig schluchzen. Vor dem Weg 
gange machte der alte Herr den vergeb 
lichen Versuch, die Dame mit sich fortzu- 
führen, wobei der Begleiter der Dame 
höhnisch lächelte. Am Abend reiste das 
Paar ab, ohne zu sagen, wohin, doch sah 
der Hotelportier aus dem Bahnhof, daß 
sie Karten nach Madrid lösten. Im Gast- 
hose fand man ein von der Dame ver- 
geffenes Taschentuch mit eingestickter Krone, 
ferner einige italienische Zeitungen, in 
denen die Notizen über die Flucht der 
Prinzessin Elvira angestrichen waren. Als 
dann die französischen Zeitungen von der 
flüchtigen Prinzessin Elvira erzählten, zwei 
felte niemand mehr im Gasthof, daß das 
geheimnißvolle Paar die Prinzessin und ihr 
Entführer gewesen sei. 
— Wie reich der kürzlich verstorbene 
Fürst Ego» von Fürstenberg gewesen ist, 
mag aus nachstehendem hervorgehen. Der 
Fürst war Besitzer des mediatisirten Für- 
stenthums Fürstenberg, das etwa 2000 
Quadrat-Kilometer groß ist, und die Graf- 
schaft Heiligenberg, die Landgrafschasten 
Stühlingen und Baar und die Herrschaf, 
ten Hohenhowen, Jungnau, Trochselfingen, 
Hausen im Kinzigthal, Meßkirch, Wilden, 
stein, Waldperg, Neufra und Hayingen 
umfaßt, außerdem war er Freiherr von 
Gundelfingen. Diese Besitztümer werden 
auf etwa 350 Millionen Mark geschätzt. 
Ferner besaß er mehrere Landhäuser. 
Baares Vermögen hinterließ er etwa 43 
Millionen Mark. Bei der Reichsbank 
hatte er allein 10 Millionen hinterlegt. 
Ei» sicheres Mittel gegen Vipernbiß soll 
nun endlich gesunden worden sein. Dem 
Professor der Thierarztneikunde Dr. Kauf- 
mann in Alfort ist, wie verschiedene 
Blätter berichten, gelungen, eine absolut 
erfolgreiche Heilmethode gegen den Biß 
der Viper in die Therapie einzuführen. 
Es handelt sich um zwei Gegenmittel — 
hypermangansaures Kalium und Chrom 
säure —, deren kombinirte Anwendung der 
erwähnte Forscher mit vollständigem Erfolg 
erprobt hat, während, wie er sagt, 
Ammoniak bisher mit Unrecht im Rufe 
eines Gegengiftes gegen Schlangenbiß ge- 
standen habe. Der Vorgang beim Vipern- 
biß ist folgender: Eine Injection einer 
einprozentigen Lösung dieser Mittel reiche 
in der Regel hin, um die Wirkung des 
Schlangengiftes zu neutralifiren; man müsse 
nur oberhalb der gebissenen Stelle das 
betreffende Glied sogleich unterbinden. 
Zwei bis drei Pravazspritzen dieser Lösung 
würden in den schwersten Fällen genügen. 
— DaS Fahrrad in Holland. Aus 
Amsterdam schreibt man: In Holland 
macht man vom Velociped einen besonders 
ausgiebigen Gebrauch; auf den geraden, 
flachen, mit Backsteinen sauber gepflasterten 
Landstraßen sausen die männlichen und 
weiblichen Radler aus ihrem „Fiets" — 
so heißt das Fahrrad auf holländisch — 
in großer Zahl dahin, und auch in den 
engen, belebten Straßen von Amsterdam 
scheuen die „Fietsrijder" das Menschen 
gewühl nicht. Die Velocipedhandlungen 
machen mit deutschen, holländischen und 
englischen Fabrikaten glänzende Geschäfte. 
Das flache Holland ist auch das Land für 
diesen Sport, und seine Kleinheit kommt 
ihm auch zu gute; so konnte in diesem 
Sommer ein Professor in Amsterdam tag- 
lich nach Rotterdam „fiesten", um dort 
Prüfungen abzuhalten. In letzterer Stadt 
hat kürzlich sogar eine Hochzeit per „Fiets“ 
stattgefunden, indem sich eine ganze Hoch- 
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