Zweites Blatt.
'Nendsburaer
Ş J
Xo. 291.
Sonnabend den 12. December
IHM G.
Ausland.
Außereuropäische Gebiete
Der „Newyerker Staatszeitung" wird
aus Jeanette (Pennsylvania) vom 27. Nov.
gemeldet: Unser Städkchen kann sich rüh
men, die jüngste verheirathete Frau des
Staates Pennsylvanien in seinen Mauern
zu bergen. Die zwölf Jahre alte Caneta
Gatt, eine Schülerin der hiesigen Volks-
schule wurde seit einigen Tagen von
ihrer Lehrerin vermißt. Als der zuständige
Beamte, in Gemäßheit der Bestimmungen
des Schulzwanggesetze?, nach der elterlichen
Wohnung ging, um die säumige Schülerin
zum Besuch der Schule zu veranlassen,
wurde er von der Mutter des Mädchens
in Kenntniß gesetzt, daß letzteres soeben
mit Einwilligung der Eltern den 35 Jahre
alten Italiener F. Patri geheirathet habe
und nicht mehr in die Schule kommen
werde. Angesichts Vieser merkwürdigen
Tbaisache mußte der Beamte unverrichteter
Sache wieder von dannen ziehen.
-— Das große Objectiv für das
Riesenfernrohr des Herkes-Ob-
servatoriums ist nach 2V 2 jä£)riger
Arbeit fertiggestellt worden. Die genannte
Sternwarte, die nun bald das größte
Teleskop der Welt ihr Eigen nennen
wird, liegt an der William-Bay des
Sees von Geneva in Wisconsin. Ob
gleich in einem anderen Staate gelegen,
soll das Observatorium der Universität
Chicago dienen, das bisherige Kerwood-
Observatorium in Chicago wird ausge
geben und dessen Instrumente werden
nach der neuen Sternwarte überführt.
Das Objectiv für das neue Fernrohr hat
einen Durchmesser vou 105 cm, übertrifft
also dasjenige des großen Refractors der
Licksternwarte noch um 5 cm und das
Riesenfernrohr in Treptow sogar um
35 cm. Hinter dem letzteren bleibt es
aber an Brennweite erheblich zurück, da
dieses 21 m, das Ierkes-Fernrohr aber
nur 18,6 m Brennweite besitzt. _ Die
Dicke der Crownlinse ist 76 mm in der
Mitte und 31 mm am Rande, ihr Ge
wicht 39 kg, die Flintlinse wiegt 140 kg.
Das ganze Objectiv in seiner Fassung
hat das Gewicht von 9 Centnern, das
Glas zu der Linse wurde aus Paris be
zogen und kostet die Kleinigkeit von
160 000 Jt. Nach Vollendung aller
Arbeiten kommt das Objektiv auf 400 000
JL. Hergestellt wurde die Linse in den
berühmten Werkstätten von Alvon Clark
in Cambridgeport (Massachusetts). Der
Transport der werthvollen Linse nach
ihrem Bestimmungsorte muß natürlich
unter ganz besonderen Vorsichtsmaßregeln
geschehen. Das Objectiv wird in Flanell
gewickelt, dann noch einmal in Tuch,
dann in eine mit guten Springfedern ver
sehene Schachtel gelegt. Für das Ganze
wird das Innere eines Salonwagens ge-
miethet, in dem vier Personen zur Be-
wachung des Werthstücks die Fahrt mit
machen.
Rußland.
Ein Heilmittel gegen denKrebs
ist in Rußland aufgetaucht ober eigentlich
wieder in Gebrauch genommen worden.
Ein russischer Arzt Denisenko empfahl
bereits vor zwei bis drei Monaten in der
Petersburger medizinischen Revue „Wrach"
den Saft von Chelidonium majus (Schöll
kraut oder Warzenkraut) als Heilmittel
gegen die Krebskrankheit. Diese Pflanze
ist in ganz Europa und im mittleren
Asien gemein; sie besitzt einen scharfen,
rothgelben Milchsaft, der in Rußland und
auch in anderen Ländern vom Volke viel
fach zum Vertreiben von Warzen ange
wandt wird. Denisenko sprach damals nur
von dem äußerlichen Gebrauch dieses
Mittels gegen das Wachsthum von Krebs
wucherungen, deutete jedoch schon an, daß
der Saft, in gewisser Weise zubereitet,
auch innerlich angewandt werden und nach
längerem Gebrauch in sehr kleinen Dosen
auch auf diesem Wege Erfolge herbei-
führen könnte. In einem neuen Aussatze
der genannten Zeitschrift behandelt er
jetzt die Geschichte von sieben Krank
heitsfällen, unter denen vier äußerliche
Krebswucherungen darstellten, bei denen
jedoch ein operativer Eingriff unthunlich
war, und die drei übrigen solche von
Magenkrebs. Für die ersteren Fälle sind
dem Aufsatze Photographien beigegeben,
welche die Wirkung de? innerlichen Ge
brauches von Chelidonium in einer gerade
zu staunenerregenden Weise zeigen; die
Wucherungen schwanden vollkommen. Auch
die Krebswucherung im Magen wurde so
weit vermindert, daß der Patient, der bis
her nur flüssige Nahrung zu sich hatte
nehmen können, wieder gehacktes Fleisch,
Brot und harte Eier essen konnte, ohne
Beschwerden zu haben, eine Spur von
Geschulst im Magen war nicht mehr nach-
zuweisen. Uebrigens stehen diese Unter
suchungen erst in ihren Anfängen. Bedenk
lich ist auch, daß der Saft des Schöllkrauts
zwei sehr stark giftige Alkaloide enthält,
so daß vor eigenmächtiger Anwendung
dieses Mittels gewarnt werden muß.
Denisenko schließt mit der Aufforderung,
daß das Mittel zunächst in den Fällen
versucht werden solle, wo eine Operation
unmöglich sei.
Inland.
— In dem Bilde, daß der Leser sich
von dem Kriminalkommissar v.
Tausch auf Grund der Prozeßverhand
lungen und der inzwischen in die Oeffent-
lichkeit gedrungenen Mittheilungen macht,
würde ein wesentlicher Zug fehlen, wenn
man ihn nur nach seinen Absichten, nicht
auch nach der Ausführung derselben be-
urtheilen wollte. Ueber seine Gewissen
losigkeit, seine Kunst in der Leitung von
Komplotten, seine eiserne Stirn ist kein
Wort weiter zu verlieren. Aber es scheint,
daß er nur groß war im Jntrigiren und
andererseits ungeschickt und täppisch, sobald
er selbst thätig einzugreifen hatte. Zahl
lose Journalisten in Berlin können, schreibt
die „Nat.-Ztg." davon heitere Dinge er-
zählen. Biele, die sich so unschuldig wuß
ten wie neugeborene Kinder, erfuhren plötz
lich zu ihrer Verwunderung, daß sie unter
polizeilicher Bewachung standen. Niemals
dauerte es lange, bis sie dahinter kamen,
denn die Vigilanten des Herrn v. Tausch
pflegten sich durch ihre Aufdringlichkeit
auszuzeichnen. So wenig war v. Tausch
mit dem Wesen der Publicistik und mit
den in Berlin thätigen Journalisten be
kannt, daß er sich oft an die besten Freunde
der von ihm Verfolgten um Auskunft
wendete. Konnte es doch passiren, daß
ihm einmal von einem also aufs Korn
Genommenen bei einer zufälligen Begeg-
nung — und wir führen es nur an, weil
die Unterhaltung charakteristisch ist für die
Art der Arbeit der politischen Polizei —
gesagt wurde: „Herr v. Tausch, darf ich
Ihnen einen Dienst erweisen?" Und auf
die bejahende Antwort wurde ihm dann
gesagt: „Ich empfehle Ihnen, andere Be-
amte damit zu beauftragen, mich zu beob
achten; die jetzt hinter mir herlaufenden
kenne ich schon; ich habe die armen Men
schen nun schon zwei Tage lang spazieren
geführt. Sagen Sie aber gleich den neuen
Vigilanten, daß sie sich nicht erst beim
Briefträger, beim Barbier und, dem Por
tier des Nebenhauses erkundigen sollen, wie
ich aussehe. Darf ich Ihnen zur Erleich.
terung der Arbeit gleich meine Photo
graphie zur Verfügung stellen? Hier ist
sie — neueste Ausnahme. Und noch eins:
Sie wollen in der nächsten Woche Haus
suchung bei mir halten lassen — auch das
ist überflüssig; was Sie etwa von Ihrem
Hiŗsâsteiseh,
pr. Pfd. 40, 60, 80 Pfg., große Hasen,
2,60 Mk. pr. Stück, sowie Gänse und Enten
empfiehlt die Wild- und Geslügelhandiung von
K. Renipert, Schleifw.ühlenstr. 202.
F
_ 3
sondern vernichten Sie dieselben mit
SnS v-Kobbe’sHeleolin.
Unschädlich für Menschen Und Hausthiere.
In Dosen à 35 Pf., 60 Pf. und 1 Mk. erhält
lich bei tii-. lngwerseii, vorm Stegen.
Bismarck-
Alê Slitnl. #. Deutsche» ljandlnlrthsch
Gesellschaft, - Bund »er Sondvirthe,
haben wir beschlossen, allk» Sanllwtrthen
ohne «usual,me dieselben Bor,ngķstreise
!U gewähren, wie an „Mililär", „Bund
der Landwirthe" - Consum-Bereine -c.,
und losten mithin je«t unsere berühmten
seit Jahren delannteu üorzngl. sogen.
dick u. warm
Wie Pelz,
dunkelbraun,
ca. 160:180bon
ständige Größe,
rinasrum
benäht mit
Prachtvoller
Bordüre (Strei.
sen) versehen,
Stück nur 2TL 3,95
„§port"-Doppet-§tlkc,
extra groß und schwer, circa Ivb:205
golvüelb oder erbSgelb, jetzt
nur M.
Vers. geg. Rächn. od. Vorhers. der Betr.
G SchubcrtdeCo.,BerlinSW..Beuthstr.17.
NB. 3ur
Flaggenstangen, TtW
ÄT Flaggenknöpfe
empfiehlt billigst
Heinr. Wulf, Kronwerk,
Drechsler, Block- und Pumpenmacher.
Alte NchrstiMe
werden geflochten bei
F. Kägebein, Stuhlmacher,
Tulipanstraße 605.
Locomobiles»- Fabrik I
. . . MAGDEBURG-BUCKAU ļ
ARRETT SMITH
Oecitsche Dampf-Dreschsä teo mit!
• • expansioas*-LocomoijiJei>^» * j
Großer
Weihnachts - Ausverkauf.
Zum bevorstehenden Feste empfehle
eine große Parthie Damen-, Hcrrcn-
und Kiuder-
Stiesel und Schuhe
aller Art zu außerordentlich billigen
Preisen.
I. Woiickf
Mühleustraße 106.
Wasiiitli’s Victoria-Seifß.
Preis 35 Pfg.
Beste
Toiletteseife!
verschafft einen
schönen, weißen Teiur
Wasmuth's
Victoria-Seife
Preis 35 Pfg.
ist rein, sparsam und milde.
Zu haben in Kropp: Fr. Schlüter, Erfde : Emil
Stehn, Hohn: I. H. F. Meyer, Fockbek: C. H.
Möller, Büdelsdors: C. F. Kühl, Bergstedt:
I. Schulz, Sehestedt: G. Johannsen, kiarndorf:
M. Eggers, Breiholz: I. Peters, Bredenbek:
I. I Johannsen.
Nnr 30 Pfg.
kostet eine 2 M-Dose
feinste junge Brechbohuen
und Schneidebohnen.
Pahl’s îclikalksstiļîļllliîûņiig.
D. R.-P. Nr.
22 056.
Für besten
Erfolg wird
garantirt.
Dieselben werden von allen Autoritäten auf's
Beste empfohlen und zeichnen sich besonders da
durch aus, daß sie gänzlich unverschiebbar sind.
Zu haben bei
H. Baurath, Chirurgischer Bandagist,
Nienstaotstraße 230.
Unübertroffen
ist bei Drüsen, Scropheln, Blutarmuth,
Rheumatismus, Hais-, Lungenkrank
heit, Husten
iln TnR THnnn T n ^Jļjļ 1 ļļļj , ļļļļ
(Kein Greheimmittel, 100,0 Thran,
2,0 Jod-Eisen).
Jedem anderen Leberthran vorzuziehen, da
besser an Geschmack und an Wirksamkeit.
Letzter Jahresverbrauch ca. 25 000 El., bester
Beweis für die Güte. Preis 2 Mk. Nur echt
in grauem Karton mit meinem Namen Apo
theker Lahusen in Bremen. In diesjähriger
frischer Füllung in Rendsburg in der
Garnison-Apotheke (F. Hachfeld) oder
direct durch mich zu haben.