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Morgen-Depeschen.
Berlin, 13. Juli. Prinz Heinrich von
Preußen hat sich, wie der „Boss. Ztg."
gemeldet wird, auf feiner Pacht „Esperance"
von Eckcrnförde nach Kopenhagen begeben,
wo dxx Prinz etwa 10 Tage zu bleiben
gedenkt. Die Nachricht von seiner Reise
nach England entbehrt der Begründung.
Berlin, 13. Juli. Die „Nordd. Allg.
Ztg." sagt zu dem Artikel der „Köln.
Bolksztg.", wonach neuerdings Söhne von
Postunterbeamten, auch wenn sie ein gutes
Abiturientenexamen gemacht haben, von
der Postverwaltung als Posteleven nicht
Zugenommen werden, weil der Vater
Anterbeamter ist: Die Annahme von Post
ierten ist lediglich Sache der Oberpost
direktionen. Es bestehen keinerlei Be>
Kimmungen, nach denen die Annahme
h ®n Söhnen von Unterbeamten anders zu
dkurtheiten wäre, als die von Bewerbern
Ms höheren Gesellschaftsklassen.
Hamburg, 13. Juli Die Korksteinsabrik
dvn Naszger und Rau in Billwärder an
der Bille ist vollständig niedergebrannt;
Mr das Maschinenhaus, das Wohnhaus
und das Comptoir blieben vom Feuer
derschvnt.
Wilhelmshaven, 13. Juli. Bei stürmi
schem Wetter kenterte gestern ein Boot des
Vermessungsschiffes „Albatroß". Drei
Matrosen werden vermißt.
Lacrdalsören, 13. Juli. Während des
sonntags lag die „Hohenzollern" bis
Nachmittags bei Marisjaeren vor Anker,
vormittags , hielt der K a is er Gottesdienst
Gt) , den ganzen übrigen Tag widinete er
der Erledigung von Regierungsgeschästcn.
Nachmittags fuhr die „Hohenzollern" nach
^äerdalsören. Heute Vormittag unternahm
der Kaiser einen längeren Spaziergang an
Ļand. Auf die Nachricht, daß der fran
Ķfische Dampfer „Chanzy" bei Faroe auf
Gründ gefahren fei, befahl der Kaiser am
Sonnabend < Abend der „Gcfion" dem
Dampfer zu Hülfe zu kommen.
Flors, 13. Juli Der französische
Ampfer „General Chanzy", der hier am
Freitag aus Gruild gerathen war und dem
dem deutschen Kaiser der Kreuzer
Lesion" zu Hülfe gesandt wurde, ist ein
àgnûgungsdampser, der 48 Passagiere
Bord hatte. Die Abbringung war
nhr mühsam, gelang jedoch schließlich der
„Gefion" im Verein mit 2 andern Dampfern
Sämmtliche Personen des „General Chanzy"
find gerettet. Das Schiff selbst ist ver
wuthlich nicht beschädigt.
Tunis, 13. Juli. Infolge der hier
herrschenden unerträglichen Hitze sind 40
Soldaten an Hitzschlag verstorben.
Wien, 13. Juli. Gutsbesitzer Brabek
in Udvar erschoß seine Frau und fünf
Kinder und dann sich selbst aus unbekann
ten Gründen.
Trautcnau, 13. Juli. Infolge Um-
kürzens einer Schiebeleiter wurde während
des Gaufestes der Feuerwehr ein Mann
getödtet und zwei andere schwer verletzt.
Budapest, 13. Juli. In Tapolcsa sind
56 Wohn- und viele Wirthschastsgebäude
niedergebrannt. Mehrere Personen werden
vermißt.
Budapest, 13. Juli. In Hirip bei
Szatmar stürzte der im Bau begriffene
Thurm der griechisch-katholischen Kirche
ein. 18 Personen wurden verschüttet,
davon sind todt, 14 schwer verletzt.
Neapel, 13. Juli. Der Kegel des
Vesuvs, der wieder in voller Thätigkeit
ist, gleicht einem Flammenmeer. Infolge
der thalwärts strömenden Lava ist die
Verbindung des Observatoriums mit der
untersten Station der Drahtseilbahn bereits
unterbrochen.
Zürich, 13. Juli. Während einer Wett
fahrt zwischen dem Limatclub und dem
Pontonierverein überschlug sich die fliegende
Brücke. 20 Personen fielen in's Wasser
ein Mann Namens Moser-Zürich ertrank
St. Petersburg, 13. Juli. Die Polizei
hob eine geheime Druckerei auf, konfiszirte
viele nihilistische Schriften und verhaftete
mehr als 50 Personen.
London, 13. Juli. Einer Meldung aus
Schon zufolge erklärte Menelik, daß er
den Wunsch des Papstes auf Freigabe der
italienischen Gefangenen, trotz hoher Ber
ehrung für den Papst, solange verweigern
müsse, bis zwischen Abessynien und Italien
ein Schutz- und Trutzbündniß abgeschlossen
sei.
Weymonth, (Grafschaft Dorset), 13. Juli
Das Kanonenboot „Landrail" stieß au'
der Fahrt nach Plymouth zur Theilnahme
an den Marinemanövern mit der Bark
„Siren" zusammen, die aus der Fahrt von
Australien nach London begriffen war. Die
Bark sank, die Mannschaft wurde gerettet
Das Kanonenboot soll schwer beschädigt sein
Newyork, 13. Juli. Wie aus Logan
(Iowa) berichtet wird, sind daselbst auf der
Chicago-Northwestern-Bahn zwei in ent
gegengesetzter Richtung fahrende Personen
zöge zusammengestoßen, 27 Personen sollen
getödtet und 51 verletzt sein. Es wird
vermuthet, daß der Maschinist jdes einen
Zuges die Schuld an dem Unglück trägt.
Ausland.
Autzerenropäische Gebiete.
Nach einem directen, aus Pokohama in
Wladiwostok eingetroffenen Berichte hat
das letzte Erdbeben in Japan bei
10 000 Menschenleben gekostet und sind
drei Städte in Ost-Japan fast gänzlich
zerstört worden. Der dadurch angerichtete
Gesammtschaden an unbeweglichem Ber-
mögen wird mit nahezu 100 Millionen
Rubeln berechnet. OeffentticheSubscriptionen
zu Gunsten der schwer betroffenen Be'
völkerung im ganzen Reiche sind einge'
leitet worden. Der Staat und der Mikado
persönlich haben zu diesem Zwecke 3 Millionen
Rubel gewidmet.
In Süd-Australien ist das Frauen
'timmrecht eingeführt. Zum ersten
Male sind die Frauen dort an der Wahl'
urne erschienen. In der Colonie giebt es
77 464 männliche und 59 066 weibliche
Wähler. Bis aus ganz geringe Ausnahmen
haben die Frauen von ihrem neuen Rechte
Gebrauch gemacht. — Wie in allen Parla
menten der australischen Colonien, giebt
es auch in der gesetzgebenden Versammlung
von Süd-Australien eine ganze Anzahl
Arbeiterabgeordnete. Nur drei Abgeordnete
nennen sich jetzt noch „Gentlemen", d. h.
Leute, die von ihrem Vermögen leben.
Das demokratische Australien wird noch
immer demokratischer.
Italien.
Rom, 13. Juli. Wie die Blätter melden,
ist noch keine Verständigung mit General
Pelloux erzielt worden infolge der Schwierig
keit, dessen Forderung zur Erhöhung der
Ausgaben des Kriegsbudgets mit der
finanziellen Frage in Einklang zu bringen.
Die Krisis werde sich daher noch um
einige Tage verlängern können.
Mvntrr»«.
Paris, 13. Juli. Das französische
Parlament ist am Sonnabend geschloffen
worden. Das Ministerium Meline hat
somit die Feuerprobe zunächst bestanden.
Freilich ist es vor dem Sturz nur durch
taktische Mittelchen gerettet worden. Das
Kabinet hat das Mittel entdeckt, ein
Ministerium trotz der Ablehnung einer
Regierungsvorlage vor dem Sturze zu
retten. Die betreffende Frage wird einfach
vertagt und eine anderweitige Lösung für
spätere Zeit in Aussicht genommen. Es
ist aber sehr fraglich, ob sich die Kammer
auf die Wiederholung einer solchen Taktik
einlassen wird. Die Kammer ist wohl nur
deshalb so gefügig gewesen, weil ein neuer
Ministerwechfel in der Zeit drückendster
Sommerhitze nicht opportun erschien.
Paris, 13. Juli. Der französischen
Regierung ist nunmehr seitens aller einge
ladenen Staaten die Verständigung zuge'
gangen, daß diese die Weltausstellung
von 1900 beschicken werden. Es wird
versichert, daß namentlich China und
Japan auf der Ausstellung in glänzender
Weise vertreten sein werden. — Nach einer
Meldung der „Franks. Ztg." aus Paris
ist dort bereits der Vertreter der deutschen
Regierung eingetroffen, um mit der fran'
zösischen Regierung vorbereitende Verstand
lungen über die Betheiligung Deutschlands
an der Weltausstellung betr. die Platzfrage
und andere Fragen zu führen.
Paris, 13. Juli. Aus Fecamp wird
über einen Unfall in der weltberühinten
B e n ed i c t i n e f a b ri k Folgendes gemeldet
Zwei Kesselschmiede Victor Barbey und
Joseph Michon waren damit beschäftigt,
in einem der Laboratorien mit einer durch
Weingeist gespeisten Lampe Reparaturen
an dem Röhrenwerk vorzunehmen, als die
Lampe explodirte und den in einem unge-
Heuren 1400 Liter haltenden Fasse befind-
lichen Alkohol in Flammen setzte. Das
Faß explodirte gleichfalls und schleuderte
seinen Deckel in tausend Stücke zersplittert
in dem Laboratorium herum. Michon, ob
gleich schwer am Gesicht und an den
Händen verbrannt, konnte mit Hilfe einer
Leiter sich retten, während Barbey in den
brennenden Alkohol fiel. Seine verkohlte
Leiche konnte erst nach mehrstündiger Arbeit
und nach Ablöschung des Brandes ge-
borgen werden.
Slntzlnud
Petersburg, 13. Juli. Wie verlautet,
werden auch die Großfürstin Maria
Paulowna und die Herzogin von Coburg
die deutschen Schiffe „Stein" u. „Stosch"
noch vor ihrer Abfahrt von Kronstadt be
sichtigen. Gestern statteten der Marine-
präfect von Kronstadt, Vice - Admiral
Kasnakow, sowie andere hohe Offiziere
und Beamte der Marine den beiden
Commandanten der deutschen Schiffe ihre
Besuche ab. Das Marine-Officiercorps
stellte den deutschen Osficieren sein Casino
zur Verfügung und lud sie zum Abend ein.
Niedergebrannt ist die russische Kreisstadt
im Gouvernement Grodny lieber
9000 Personen kampiren unter freiem
Himmel. 18 Menschen kamen in den
Flammen um.
Oesterreich-Ungar«.
Krakau, 13. Juli. Außer den Stein-
metzern und Tischlern stellten heute
sämmtliche Maurerg eHilfen die Arbeit
ein. Die Behörden sind bemüht, eine
Einigung herbeizuführen.
Belgien.
Brüssel, 13. Juli. Wie nunmehr fest-
gestellt ist, besteht die neugewählte Kammer
aus 111 Katholiken, 12 Liberalen und
29 Socialisten. Die Katholiken haben
daher eine Mehrheit von 70 Stimmen.
Norwegen.
Christiania, 12. Juli. .Das Storthing
nahm einstimmig die Vorlage _ betr. die
Conversionsanleihe an und bewilligte das
außerordentliche Armeebudget in Höhe von
3 211 000 Kronen.
Spanien.
Madrid, 13. Juli. Einer amtlichen
Depesche zufolge fanden auf Cuba zwei
Treffen statt, in welchen die Aufständischen
geschlagen wurden. Diese hatten einen
Verlust von 20 Todten. Einige Auf-
ständische ergaben sich den Behörden mit
Waffen und Pferden.
Inland.
— Der König von Italien kommt im
Herbst nach Berlin, um den Besuch des
Kaisers in Venedig zu erwidern.
Berlin, 13. Juli. Kriegsminister Ge
neral Bronsart von Schellendorff, der in
Morienhos bei Güstrow seinen Urlaub
verbringt, hat, wie die „Güstrow. Ztg."
aus persönliche Information hin erfahren
haben will, sich wie folgt geäußert: „Die
in der Presse verbreiteten Nachrichten
über bevorstehende Personalveränderungen
im Staatsministerium beruhen lediglich
aus Muthmaßungen, denen die sichere
Grundlage fehlt." Auch die aus soge
nannter „zuverlässiger" Quelle stammen
den Mittheilungen bezeichnet der Kriegs-
minister „nur als Lückenbüßer der Tages-
blätter, die in der Zeit der sauren Gurke
um interessante Neuigkeiten stets verlegen
zu sein pflegen."
Berlin, 14. Juli. Der Landesvcrein
preußischer Volksschullehrer hat an den
Kultusminister Dr. Bosse das Gesuch ge
richtet, eine Uebereinstimmung zwischen der
in der Schule und im amtlichen Verkehr
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Aus den Maudsu erlöst.
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Endlich hotten sie das Hauserreicht, Anna kam im
Wohnzimmer den Beiden entgegen, im nächsten Augeu-
M lag sie in den Armen Walras's, der sie fest an sein
stürmisch pochendes Herz drückte und ihr tief in die blauen
jr-ugen schaute. „Mein Kind!" sagte er zitternd und
ìhràuen schimmerten in semen Angen. „Nu» habe ich
ss'-cn Schatz gefunden, den ich hüten werde, jv lange
’8) lebe!"
r , „Und D» reisest nicht ab?" fragte Anna, die diesen
Essigen Gefühlsausbruch nicht begriff.
«Nein, nein, wir bleiben nun beisammen. Du bist
M das Kind der Fran Brener, sie war nie Deine
^"ittcr, Du bist meine Tochter und Deine Mutter,
brave Frau ruht längst im Grabe. Verstehst Du
, Anna schlang den Arm um seinen Nacken und
'chr-iiegte sich an ihn. „Ja, ich verstehe es," sagte sie;
"'ch habe Dich immer als meinen Vater betrachtet,
Mn bist Du mir noch lieber geworden."
„Und dieser Herr ist Dein Onkel, sein Bruder war
^ein Großvater."
Der Stadtrath schloß das jubelnde Kind in seine
Ahne und griff dann nach der geliebten Pfeife, umseine
Rührung in gewaltigen Rauchwolken zu ersticken
- Walras zog das Kind aus seine Kniee und hielt es
fft an sich gedrückt, ein Lächeln des Glücks umspielte
Mne Lippen, indeß vor seinem geistigen Auge die Lil-
er der Vergangenheit vorüberzogen. Sie hatten ihre
schrecken für ihn verloren; was er auch gelitten und
"duldet haben mochte, in dieser Stunde wurde er reich
"Şr entschädigt.
„Nun waren wir so weit," brach der Stadtrath end-
das Schweigen; „das Uebrige wird sich auch fin-
în, wir bringen Alles noch zu einem guten Ende."
„Und wie soll ich Ihnen danken?" sagte Walras
Mi leuchtendem Blick zu ihm ausschauend; „Sie haben
Mr und meinem Kinde Wohlthaten erzeigt —"
„Ach was, ich habe meine Pflicht gethan und wenn
Sie mir wirklich danken wollen, dann folgen Sie auch
künftig meinem Rathe. Mit Ihrem Schwager tverden
wir in den nächsten Tagen ein ernstes Wort reden und
erfüllt er unsere Forderung nicht, daun strengen wir
einen Prozeß an, der ihm nicht gefallen soll. Für Sie
aber muß nun auch gesorgt werden, Sie dürfen nicht
länger in der elenden Dachkammer wohnen und die Ar
beit eines Tagelöhners paßt nicht nir Sie; einstweilen
wohnen Sic hier bei mir. ich habe Raum genug."
Walras schüttelte ablehnend das Haupt. bin
Ihnen zwar sehr dankbar für das sreundtiche Anerbie
ten," sagte er; „aber müßig gehen kann ich^ nicht und
dazu wäre ich doch verdammt, wenn ich Ihren Vorschlag
annehmen ivollte."
„Ich werde schon eine Arbeit für Sie finden; ich
will mit meinem Sohne darüber reden, der kann Sie
wahrscheinlich beschäftigen. Und später gründen Sie
Ihr eigenes Geschäft: wenn's auch klein ist, es ist doch
imnier eine angenehme Selbstständigkeit und was Sie
zum Leben bedürfen, werden Sie wohl verdienen. Also
angenommen?"
' „Ich muß wohl," erwiderte Walras bewegt. „Das
Kind ist ja der Magnet, der eiustweilen mich an dieses
Haus fesselt. Ich werde es Ihnen zu vergelten suchen."
„Abgemacht!" unterbrach der Stadtrath ihn, wäh
rend er seinen Schreibsecretär öffnete.
„Ans halbem Wege dürfen wir nun auch nicht stehen
bleiben, das werden Sie zugeben und auf den ersten Ein
druck, den Sie bei der Familie machen, kommt's an. Na,
Sie werden's mir nicht übel nehmen, da sind hundert
Thaler, gehen Sie nach Tisch in ein Kleidermagazin und
kaufen Sie dort, was Sie nöthig haben. Ich könnte auch
meinen eigenen Schneider kommen lassen, aber dann
daucrt's einige Wochen, ehe Sie die Kleidungsstücke er
halten. Ich stelle Ihnen meine Kasse zur Verfügung,
genircn Sie sich in keiner Weise, was ich einmal sage,
das ist gesagt; jawohl, das soll wohl sein."
Walras war bei den ersten Worten zusammengezuckt
und die dunklen Schatten auf seiner Stirn ließen er
kennen, daß das Anerbieten ihn unangenehm berührte,
aber seine finstere Miene starte sich bald wieder auf.
„Sie sind ein guter Mensch," sagte er: „und deshalb
kann Ihr Anerbieten mich nicht verletzen. Ich nehme
es a» unter der Bedingung, daß ich später Ihnen das
Darlehen zurückgeben darf."
„Na, das wird sich ja später finden," nickte der alte
Herr; „einstweilen ivolien wir uns darüber den Kopf
nicht zerbrechen. Ich gehe heute Nachmittag z>l meiner
Familie, um ihr den nöthigen Bericht zu erstatten, Sie
equipiren sich inzwischen und morgen stelle ich Sie vor.
Vielleicht, ich will Ihnen das schon jetzr sagen, tommt
meine Schiviegertochter Ihnen nicht so freundlich ent
gegen, wie wir es wünschen, aber kümiiwrn Sie sich
nicht darum; die Rosi hat trotzdem ein gutes Herz, man
muß ihr nur Zeit lassen, sich in diese Verhältnisse zu
finden."
Walraf nickte gedankenvoll, er mochte sich wohl
selbst von diesem freundlichen Entgegenkommen nicht
viel versprechen."
Der Stadtrath brach gleich nach dem Mittagessen
ans, um seinen Angehörigen Mittheilung zu machen und
er sah sich in seinen Ertvartungen nicht getäuscht. Zog
Rosi auch anfangs die feingewölbten Brauen unwillig
zusammen, so konnte sie doch dem schioergeprüften Mann
ihr Mitleid nicht versagen und überdies hatte er auch
als Verwandter eine gewisse Berechtigung, mit seinem
Kinde in diesen Familienkreis einzutreten. Georg war
gleich bereit, ihn in seinem Comptoir in angemessener
Weise zu beschäftigen, er wollte darüber selbst mit Wal
ras Rücksprache nehmen und die Wünsche desselben gern
erfüllen, wenn dieselben nicht mit seinen eigenen In
teressen in Widerspruch kamen; schließlich versprach auch
Rosi aus freien Stücken sich des Kindes annehmen zu
wollen.
Am nächsten Tage fand Frau Brener sich zur be
stimmten Stunde ein, um ihr Geständniß vor den Zeu-
gen zu wiederholen. Sie wünschte jetzt selbst, sobald wie
möglich abzureisen, die nöthigen Vorbereitungen hatte
sie bereits getroffen, die Furcht vor der möglichen Ver
haftung ließ ihr keine Ruhe.
Nachdem sie die Erklärung unterschrieben hatte,
händigte der Stadtrath ihr die versprochene Summe in
Banknoten ein und ohne das Kind nur noch einesBlickes
zu würdigen, eilte sie von dannen.
Aber harte sie gehofft, nun die Früchte ihrer Tbat
zu genießen, so sollte sie sich in dieser Hoffnung getäuscht
sehen. In ihrer Wohnung wartete ein Polizeibeamter
auf sic, der Befehl hatte, sie vor den Untersuchungsrich
ter zu führen; sie sträubte sich gewaltig dagegen, diesem
Befehle Folge zu leisten, aber der Beamte drohte, kur
zen Prozeß zu machen, sie mußte gehorchen, und in,
Bureau des Richters vernahm sie, daß sie der Theil
nahme an mehreren Verbrechen ihres verstorbenen Man
nes angeklagt war.
Vergebens betheuerte stc ihre Unschuld, die große
Geldsumme, die man bei ihr fand, diente der Anklage
mir zur Bestätigung und trotz ihres Protestirens wurde
sie in Untersuchungshaft gebracht.
18.
kommen! hatte
Ich werde selbst kommen! hatte Hartmann dem
Bankier als einzige Antwort auf dessen Werbung ge
schrieben und Pollheim ìoartete nun von Tag zu Tag
auf den versprochenen Besuch, der die Entscheidung
über ein wichtiges Project bringen Mte.
Er war am Morgen nach dem Einbruch hinausge
fahrenem seinem künftigen Schwiegervater scineTheil-
nahme zu beweisen und nach den näheren Einzelheiten
des Verbrechens sich zu erkundigen, aberHartmann hatte
ihn so kalt empfangen und seine Fragen in so kurz an
gebundenem Tone bcantlvortet, daß er nicht tvußte, wie
èr dieses Benehmen deuten sollte.
Im Geschäft war auch gerade in diesen Tagen viel
Unangenehmes vorgefallen;' die Firma Schröder imb
Schmidt hatte den Konkurs angemeldet; dieses uner
wartete Falliment machte auf die Börse einen beunruhi
genden Eindruck und erschütterte auch den Credit Boll-
heims, da man wußte, daß er in sehr engen Beziehun
gen mit jener Firma stand. ' 25,16*
Das sorgenschwere Haupt auf den Arm gestützt, saß
er vor seinem Schreibtisch, die Zahlenreihen prüfend,
die sein Buchhalter ihm kurz vorher vorgelegt hatte. Em
erfreuliches Resultat ergab diese Prüfung nicht, kam