Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

Kirche eint 
it Goldrand- 
it der Erped' 
ntgegen z» 
zebenst mit, 
unverkauft 
ine 
0 N 
li und Bel 
hestraße. 
Arfcheint täglich- 
'Aàburaer 
1H. 
iktikum. 
der Stu 
rern un 
Bezugspreis: 
ViertklMrüch 2 Ji-—, frei ins Haus geliefert 
^ ' 2 Ji 15 Ķ 
«àÄ für Auswärüge, durch die Post bezogen 
MAI 2 A 25 § 
J tnd. Postprovision 5C., jedoch ohne Bestellgeld. 
X sofort t"; 
!r größere« 
rkassenwew 
85 900 J 88 
Zütermaklck 
raße 36. 
^nimiotiSDmê: pro Pentzeile 15 Ķ 
Aettekk» und grtcsenstes Hlatt im Kreise Rrudàrg. 
Anzeigen für die Tagesnummer werden biS 12 Uhr Mittags erbeten. 
-H GSfter Jahrgang. 
Süll 
Bei Bernebsşàngen 
irgend welcher.Art ist die regelmäßige Lieferung 
dieses Blattes vorbehalten. 
A-ls Beilagen 
werden den: Blatt „Ter Landwirth" sowie das 
Blatt „Mode und Heim" gratis beigegeben. 
3000 Abonnenten. 
1896 
Dienstag, den 
Wo. 162. 
rpier 
30 Pf' 
ton 
tahl, 
13. 
d 
eigen anz^ 
tier Nr >S 
enbl. abê 
îmer ll. 
iter 
Şchiffèheb^ 
on Rauxel- 
iarkort. 
:s größere« 
r Pļlliki 
-rslebc«. 
ge Maur^ 
nMt' 
rrôlìftld. 
tänd. jung^ 
ìriîîlicî» 
1. erwünscht 
ionditorei, 
Isuß 31.^. 
en 
ffenstr 45?> 
mohņmlg 
nstraße 833> 
, Küche, Keli" 
br. z. verm. 
iidclsdorf« 
:tober 
tûche rc. 
igstraße 9 
toder 
an der Ecker« 
ohnung von ' 
iquemlichkeite« 
it, 1862 
, erbeten. 
ige Leute 
eizerhallc 
t Wohnuû« 
rstraße 13. 
ictiîCtt , 
gen. Nähere 
.raste IS 
X 
ti 
, Thorstraße> 
vcrmiethen 
; in bester Lķ 
tr Filiale elNI 
ederoben-, sv'5, 
eichästcs. N«I 
ir. 84, part. 
menziige 
»: 
llzugs. 
z 4. Klaffe). 
). 
i«g). 
Klaffe). 
)- 
Morgen-Depeschen. 
Berlin, 13. Juli. Prinz Heinrich von 
Preußen hat sich, wie der „Boss. Ztg." 
gemeldet wird, auf feiner Pacht „Esperance" 
von Eckcrnförde nach Kopenhagen begeben, 
wo dxx Prinz etwa 10 Tage zu bleiben 
gedenkt. Die Nachricht von seiner Reise 
nach England entbehrt der Begründung. 
Berlin, 13. Juli. Die „Nordd. Allg. 
Ztg." sagt zu dem Artikel der „Köln. 
Bolksztg.", wonach neuerdings Söhne von 
Postunterbeamten, auch wenn sie ein gutes 
Abiturientenexamen gemacht haben, von 
der Postverwaltung als Posteleven nicht 
Zugenommen werden, weil der Vater 
Anterbeamter ist: Die Annahme von Post 
ierten ist lediglich Sache der Oberpost 
direktionen. Es bestehen keinerlei Be> 
Kimmungen, nach denen die Annahme 
h ®n Söhnen von Unterbeamten anders zu 
dkurtheiten wäre, als die von Bewerbern 
Ms höheren Gesellschaftsklassen. 
Hamburg, 13. Juli Die Korksteinsabrik 
dvn Naszger und Rau in Billwärder an 
der Bille ist vollständig niedergebrannt; 
Mr das Maschinenhaus, das Wohnhaus 
und das Comptoir blieben vom Feuer 
derschvnt. 
Wilhelmshaven, 13. Juli. Bei stürmi 
schem Wetter kenterte gestern ein Boot des 
Vermessungsschiffes „Albatroß". Drei 
Matrosen werden vermißt. 
Lacrdalsören, 13. Juli. Während des 
sonntags lag die „Hohenzollern" bis 
Nachmittags bei Marisjaeren vor Anker, 
vormittags , hielt der K a is er Gottesdienst 
Gt) , den ganzen übrigen Tag widinete er 
der Erledigung von Regierungsgeschästcn. 
Nachmittags fuhr die „Hohenzollern" nach 
^äerdalsören. Heute Vormittag unternahm 
der Kaiser einen längeren Spaziergang an 
Ļand. Auf die Nachricht, daß der fran 
Ķfische Dampfer „Chanzy" bei Faroe auf 
Gründ gefahren fei, befahl der Kaiser am 
Sonnabend < Abend der „Gcfion" dem 
Dampfer zu Hülfe zu kommen. 
Flors, 13. Juli Der französische 
Ampfer „General Chanzy", der hier am 
Freitag aus Gruild gerathen war und dem 
dem deutschen Kaiser der Kreuzer 
Lesion" zu Hülfe gesandt wurde, ist ein 
àgnûgungsdampser, der 48 Passagiere 
Bord hatte. Die Abbringung war 
nhr mühsam, gelang jedoch schließlich der 
„Gefion" im Verein mit 2 andern Dampfern 
Sämmtliche Personen des „General Chanzy" 
find gerettet. Das Schiff selbst ist ver 
wuthlich nicht beschädigt. 
Tunis, 13. Juli. Infolge der hier 
herrschenden unerträglichen Hitze sind 40 
Soldaten an Hitzschlag verstorben. 
Wien, 13. Juli. Gutsbesitzer Brabek 
in Udvar erschoß seine Frau und fünf 
Kinder und dann sich selbst aus unbekann 
ten Gründen. 
Trautcnau, 13. Juli. Infolge Um- 
kürzens einer Schiebeleiter wurde während 
des Gaufestes der Feuerwehr ein Mann 
getödtet und zwei andere schwer verletzt. 
Budapest, 13. Juli. In Tapolcsa sind 
56 Wohn- und viele Wirthschastsgebäude 
niedergebrannt. Mehrere Personen werden 
vermißt. 
Budapest, 13. Juli. In Hirip bei 
Szatmar stürzte der im Bau begriffene 
Thurm der griechisch-katholischen Kirche 
ein. 18 Personen wurden verschüttet, 
davon sind todt, 14 schwer verletzt. 
Neapel, 13. Juli. Der Kegel des 
Vesuvs, der wieder in voller Thätigkeit 
ist, gleicht einem Flammenmeer. Infolge 
der thalwärts strömenden Lava ist die 
Verbindung des Observatoriums mit der 
untersten Station der Drahtseilbahn bereits 
unterbrochen. 
Zürich, 13. Juli. Während einer Wett 
fahrt zwischen dem Limatclub und dem 
Pontonierverein überschlug sich die fliegende 
Brücke. 20 Personen fielen in's Wasser 
ein Mann Namens Moser-Zürich ertrank 
St. Petersburg, 13. Juli. Die Polizei 
hob eine geheime Druckerei auf, konfiszirte 
viele nihilistische Schriften und verhaftete 
mehr als 50 Personen. 
London, 13. Juli. Einer Meldung aus 
Schon zufolge erklärte Menelik, daß er 
den Wunsch des Papstes auf Freigabe der 
italienischen Gefangenen, trotz hoher Ber 
ehrung für den Papst, solange verweigern 
müsse, bis zwischen Abessynien und Italien 
ein Schutz- und Trutzbündniß abgeschlossen 
sei. 
Weymonth, (Grafschaft Dorset), 13. Juli 
Das Kanonenboot „Landrail" stieß au' 
der Fahrt nach Plymouth zur Theilnahme 
an den Marinemanövern mit der Bark 
„Siren" zusammen, die aus der Fahrt von 
Australien nach London begriffen war. Die 
Bark sank, die Mannschaft wurde gerettet 
Das Kanonenboot soll schwer beschädigt sein 
Newyork, 13. Juli. Wie aus Logan 
(Iowa) berichtet wird, sind daselbst auf der 
Chicago-Northwestern-Bahn zwei in ent 
gegengesetzter Richtung fahrende Personen 
zöge zusammengestoßen, 27 Personen sollen 
getödtet und 51 verletzt sein. Es wird 
vermuthet, daß der Maschinist jdes einen 
Zuges die Schuld an dem Unglück trägt. 
Ausland. 
Autzerenropäische Gebiete. 
Nach einem directen, aus Pokohama in 
Wladiwostok eingetroffenen Berichte hat 
das letzte Erdbeben in Japan bei 
10 000 Menschenleben gekostet und sind 
drei Städte in Ost-Japan fast gänzlich 
zerstört worden. Der dadurch angerichtete 
Gesammtschaden an unbeweglichem Ber- 
mögen wird mit nahezu 100 Millionen 
Rubeln berechnet. OeffentticheSubscriptionen 
zu Gunsten der schwer betroffenen Be' 
völkerung im ganzen Reiche sind einge' 
leitet worden. Der Staat und der Mikado 
persönlich haben zu diesem Zwecke 3 Millionen 
Rubel gewidmet. 
In Süd-Australien ist das Frauen 
'timmrecht eingeführt. Zum ersten 
Male sind die Frauen dort an der Wahl' 
urne erschienen. In der Colonie giebt es 
77 464 männliche und 59 066 weibliche 
Wähler. Bis aus ganz geringe Ausnahmen 
haben die Frauen von ihrem neuen Rechte 
Gebrauch gemacht. — Wie in allen Parla 
menten der australischen Colonien, giebt 
es auch in der gesetzgebenden Versammlung 
von Süd-Australien eine ganze Anzahl 
Arbeiterabgeordnete. Nur drei Abgeordnete 
nennen sich jetzt noch „Gentlemen", d. h. 
Leute, die von ihrem Vermögen leben. 
Das demokratische Australien wird noch 
immer demokratischer. 
Italien. 
Rom, 13. Juli. Wie die Blätter melden, 
ist noch keine Verständigung mit General 
Pelloux erzielt worden infolge der Schwierig 
keit, dessen Forderung zur Erhöhung der 
Ausgaben des Kriegsbudgets mit der 
finanziellen Frage in Einklang zu bringen. 
Die Krisis werde sich daher noch um 
einige Tage verlängern können. 
Mvntrr»«. 
Paris, 13. Juli. Das französische 
Parlament ist am Sonnabend geschloffen 
worden. Das Ministerium Meline hat 
somit die Feuerprobe zunächst bestanden. 
Freilich ist es vor dem Sturz nur durch 
taktische Mittelchen gerettet worden. Das 
Kabinet hat das Mittel entdeckt, ein 
Ministerium trotz der Ablehnung einer 
Regierungsvorlage vor dem Sturze zu 
retten. Die betreffende Frage wird einfach 
vertagt und eine anderweitige Lösung für 
spätere Zeit in Aussicht genommen. Es 
ist aber sehr fraglich, ob sich die Kammer 
auf die Wiederholung einer solchen Taktik 
einlassen wird. Die Kammer ist wohl nur 
deshalb so gefügig gewesen, weil ein neuer 
Ministerwechfel in der Zeit drückendster 
Sommerhitze nicht opportun erschien. 
Paris, 13. Juli. Der französischen 
Regierung ist nunmehr seitens aller einge 
ladenen Staaten die Verständigung zuge' 
gangen, daß diese die Weltausstellung 
von 1900 beschicken werden. Es wird 
versichert, daß namentlich China und 
Japan auf der Ausstellung in glänzender 
Weise vertreten sein werden. — Nach einer 
Meldung der „Franks. Ztg." aus Paris 
ist dort bereits der Vertreter der deutschen 
Regierung eingetroffen, um mit der fran' 
zösischen Regierung vorbereitende Verstand 
lungen über die Betheiligung Deutschlands 
an der Weltausstellung betr. die Platzfrage 
und andere Fragen zu führen. 
Paris, 13. Juli. Aus Fecamp wird 
über einen Unfall in der weltberühinten 
B e n ed i c t i n e f a b ri k Folgendes gemeldet 
Zwei Kesselschmiede Victor Barbey und 
Joseph Michon waren damit beschäftigt, 
in einem der Laboratorien mit einer durch 
Weingeist gespeisten Lampe Reparaturen 
an dem Röhrenwerk vorzunehmen, als die 
Lampe explodirte und den in einem unge- 
Heuren 1400 Liter haltenden Fasse befind- 
lichen Alkohol in Flammen setzte. Das 
Faß explodirte gleichfalls und schleuderte 
seinen Deckel in tausend Stücke zersplittert 
in dem Laboratorium herum. Michon, ob 
gleich schwer am Gesicht und an den 
Händen verbrannt, konnte mit Hilfe einer 
Leiter sich retten, während Barbey in den 
brennenden Alkohol fiel. Seine verkohlte 
Leiche konnte erst nach mehrstündiger Arbeit 
und nach Ablöschung des Brandes ge- 
borgen werden. 
Slntzlnud 
Petersburg, 13. Juli. Wie verlautet, 
werden auch die Großfürstin Maria 
Paulowna und die Herzogin von Coburg 
die deutschen Schiffe „Stein" u. „Stosch" 
noch vor ihrer Abfahrt von Kronstadt be 
sichtigen. Gestern statteten der Marine- 
präfect von Kronstadt, Vice - Admiral 
Kasnakow, sowie andere hohe Offiziere 
und Beamte der Marine den beiden 
Commandanten der deutschen Schiffe ihre 
Besuche ab. Das Marine-Officiercorps 
stellte den deutschen Osficieren sein Casino 
zur Verfügung und lud sie zum Abend ein. 
Niedergebrannt ist die russische Kreisstadt 
im Gouvernement Grodny lieber 
9000 Personen kampiren unter freiem 
Himmel. 18 Menschen kamen in den 
Flammen um. 
Oesterreich-Ungar«. 
Krakau, 13. Juli. Außer den Stein- 
metzern und Tischlern stellten heute 
sämmtliche Maurerg eHilfen die Arbeit 
ein. Die Behörden sind bemüht, eine 
Einigung herbeizuführen. 
Belgien. 
Brüssel, 13. Juli. Wie nunmehr fest- 
gestellt ist, besteht die neugewählte Kammer 
aus 111 Katholiken, 12 Liberalen und 
29 Socialisten. Die Katholiken haben 
daher eine Mehrheit von 70 Stimmen. 
Norwegen. 
Christiania, 12. Juli. .Das Storthing 
nahm einstimmig die Vorlage _ betr. die 
Conversionsanleihe an und bewilligte das 
außerordentliche Armeebudget in Höhe von 
3 211 000 Kronen. 
Spanien. 
Madrid, 13. Juli. Einer amtlichen 
Depesche zufolge fanden auf Cuba zwei 
Treffen statt, in welchen die Aufständischen 
geschlagen wurden. Diese hatten einen 
Verlust von 20 Todten. Einige Auf- 
ständische ergaben sich den Behörden mit 
Waffen und Pferden. 
Inland. 
— Der König von Italien kommt im 
Herbst nach Berlin, um den Besuch des 
Kaisers in Venedig zu erwidern. 
Berlin, 13. Juli. Kriegsminister Ge 
neral Bronsart von Schellendorff, der in 
Morienhos bei Güstrow seinen Urlaub 
verbringt, hat, wie die „Güstrow. Ztg." 
aus persönliche Information hin erfahren 
haben will, sich wie folgt geäußert: „Die 
in der Presse verbreiteten Nachrichten 
über bevorstehende Personalveränderungen 
im Staatsministerium beruhen lediglich 
aus Muthmaßungen, denen die sichere 
Grundlage fehlt." Auch die aus soge 
nannter „zuverlässiger" Quelle stammen 
den Mittheilungen bezeichnet der Kriegs- 
minister „nur als Lückenbüßer der Tages- 
blätter, die in der Zeit der sauren Gurke 
um interessante Neuigkeiten stets verlegen 
zu sein pflegen." 
Berlin, 14. Juli. Der Landesvcrein 
preußischer Volksschullehrer hat an den 
Kultusminister Dr. Bosse das Gesuch ge 
richtet, eine Uebereinstimmung zwischen der 
in der Schule und im amtlichen Verkehr 
gme Kiel 
bürg.) 
. Nachm. 3 uv 
Aus den Maudsu erlöst. 
. Roman von E w a l d A u g u ft K ö n i g. 32 
Endlich hotten sie das Hauserreicht, Anna kam im 
Wohnzimmer den Beiden entgegen, im nächsten Augeu- 
M lag sie in den Armen Walras's, der sie fest an sein 
stürmisch pochendes Herz drückte und ihr tief in die blauen 
jr-ugen schaute. „Mein Kind!" sagte er zitternd und 
ìhràuen schimmerten in semen Angen. „Nu» habe ich 
ss'-cn Schatz gefunden, den ich hüten werde, jv lange 
’8) lebe!" 
r , „Und D» reisest nicht ab?" fragte Anna, die diesen 
Essigen Gefühlsausbruch nicht begriff. 
«Nein, nein, wir bleiben nun beisammen. Du bist 
M das Kind der Fran Brener, sie war nie Deine 
^"ittcr, Du bist meine Tochter und Deine Mutter, 
brave Frau ruht längst im Grabe. Verstehst Du 
, Anna schlang den Arm um seinen Nacken und 
'chr-iiegte sich an ihn. „Ja, ich verstehe es," sagte sie; 
"'ch habe Dich immer als meinen Vater betrachtet, 
Mn bist Du mir noch lieber geworden." 
„Und dieser Herr ist Dein Onkel, sein Bruder war 
^ein Großvater." 
Der Stadtrath schloß das jubelnde Kind in seine 
Ahne und griff dann nach der geliebten Pfeife, umseine 
Rührung in gewaltigen Rauchwolken zu ersticken 
- Walras zog das Kind aus seine Kniee und hielt es 
fft an sich gedrückt, ein Lächeln des Glücks umspielte 
Mne Lippen, indeß vor seinem geistigen Auge die Lil- 
er der Vergangenheit vorüberzogen. Sie hatten ihre 
schrecken für ihn verloren; was er auch gelitten und 
"duldet haben mochte, in dieser Stunde wurde er reich 
"Şr entschädigt. 
„Nun waren wir so weit," brach der Stadtrath end- 
das Schweigen; „das Uebrige wird sich auch fin- 
în, wir bringen Alles noch zu einem guten Ende." 
„Und wie soll ich Ihnen danken?" sagte Walras 
Mi leuchtendem Blick zu ihm ausschauend; „Sie haben 
Mr und meinem Kinde Wohlthaten erzeigt —" 
„Ach was, ich habe meine Pflicht gethan und wenn 
Sie mir wirklich danken wollen, dann folgen Sie auch 
künftig meinem Rathe. Mit Ihrem Schwager tverden 
wir in den nächsten Tagen ein ernstes Wort reden und 
erfüllt er unsere Forderung nicht, daun strengen wir 
einen Prozeß an, der ihm nicht gefallen soll. Für Sie 
aber muß nun auch gesorgt werden, Sie dürfen nicht 
länger in der elenden Dachkammer wohnen und die Ar 
beit eines Tagelöhners paßt nicht nir Sie; einstweilen 
wohnen Sic hier bei mir. ich habe Raum genug." 
Walras schüttelte ablehnend das Haupt. bin 
Ihnen zwar sehr dankbar für das sreundtiche Anerbie 
ten," sagte er; „aber müßig gehen kann ich^ nicht und 
dazu wäre ich doch verdammt, wenn ich Ihren Vorschlag 
annehmen ivollte." 
„Ich werde schon eine Arbeit für Sie finden; ich 
will mit meinem Sohne darüber reden, der kann Sie 
wahrscheinlich beschäftigen. Und später gründen Sie 
Ihr eigenes Geschäft: wenn's auch klein ist, es ist doch 
imnier eine angenehme Selbstständigkeit und was Sie 
zum Leben bedürfen, werden Sie wohl verdienen. Also 
angenommen?" 
' „Ich muß wohl," erwiderte Walras bewegt. „Das 
Kind ist ja der Magnet, der eiustweilen mich an dieses 
Haus fesselt. Ich werde es Ihnen zu vergelten suchen." 
„Abgemacht!" unterbrach der Stadtrath ihn, wäh 
rend er seinen Schreibsecretär öffnete. 
„Ans halbem Wege dürfen wir nun auch nicht stehen 
bleiben, das werden Sie zugeben und auf den ersten Ein 
druck, den Sie bei der Familie machen, kommt's an. Na, 
Sie werden's mir nicht übel nehmen, da sind hundert 
Thaler, gehen Sie nach Tisch in ein Kleidermagazin und 
kaufen Sie dort, was Sie nöthig haben. Ich könnte auch 
meinen eigenen Schneider kommen lassen, aber dann 
daucrt's einige Wochen, ehe Sie die Kleidungsstücke er 
halten. Ich stelle Ihnen meine Kasse zur Verfügung, 
genircn Sie sich in keiner Weise, was ich einmal sage, 
das ist gesagt; jawohl, das soll wohl sein." 
Walras war bei den ersten Worten zusammengezuckt 
und die dunklen Schatten auf seiner Stirn ließen er 
kennen, daß das Anerbieten ihn unangenehm berührte, 
aber seine finstere Miene starte sich bald wieder auf. 
„Sie sind ein guter Mensch," sagte er: „und deshalb 
kann Ihr Anerbieten mich nicht verletzen. Ich nehme 
es a» unter der Bedingung, daß ich später Ihnen das 
Darlehen zurückgeben darf." 
„Na, das wird sich ja später finden," nickte der alte 
Herr; „einstweilen ivolien wir uns darüber den Kopf 
nicht zerbrechen. Ich gehe heute Nachmittag z>l meiner 
Familie, um ihr den nöthigen Bericht zu erstatten, Sie 
equipiren sich inzwischen und morgen stelle ich Sie vor. 
Vielleicht, ich will Ihnen das schon jetzr sagen, tommt 
meine Schiviegertochter Ihnen nicht so freundlich ent 
gegen, wie wir es wünschen, aber kümiiwrn Sie sich 
nicht darum; die Rosi hat trotzdem ein gutes Herz, man 
muß ihr nur Zeit lassen, sich in diese Verhältnisse zu 
finden." 
Walraf nickte gedankenvoll, er mochte sich wohl 
selbst von diesem freundlichen Entgegenkommen nicht 
viel versprechen." 
Der Stadtrath brach gleich nach dem Mittagessen 
ans, um seinen Angehörigen Mittheilung zu machen und 
er sah sich in seinen Ertvartungen nicht getäuscht. Zog 
Rosi auch anfangs die feingewölbten Brauen unwillig 
zusammen, so konnte sie doch dem schioergeprüften Mann 
ihr Mitleid nicht versagen und überdies hatte er auch 
als Verwandter eine gewisse Berechtigung, mit seinem 
Kinde in diesen Familienkreis einzutreten. Georg war 
gleich bereit, ihn in seinem Comptoir in angemessener 
Weise zu beschäftigen, er wollte darüber selbst mit Wal 
ras Rücksprache nehmen und die Wünsche desselben gern 
erfüllen, wenn dieselben nicht mit seinen eigenen In 
teressen in Widerspruch kamen; schließlich versprach auch 
Rosi aus freien Stücken sich des Kindes annehmen zu 
wollen. 
Am nächsten Tage fand Frau Brener sich zur be 
stimmten Stunde ein, um ihr Geständniß vor den Zeu- 
gen zu wiederholen. Sie wünschte jetzt selbst, sobald wie 
möglich abzureisen, die nöthigen Vorbereitungen hatte 
sie bereits getroffen, die Furcht vor der möglichen Ver 
haftung ließ ihr keine Ruhe. 
Nachdem sie die Erklärung unterschrieben hatte, 
händigte der Stadtrath ihr die versprochene Summe in 
Banknoten ein und ohne das Kind nur noch einesBlickes 
zu würdigen, eilte sie von dannen. 
Aber harte sie gehofft, nun die Früchte ihrer Tbat 
zu genießen, so sollte sie sich in dieser Hoffnung getäuscht 
sehen. In ihrer Wohnung wartete ein Polizeibeamter 
auf sic, der Befehl hatte, sie vor den Untersuchungsrich 
ter zu führen; sie sträubte sich gewaltig dagegen, diesem 
Befehle Folge zu leisten, aber der Beamte drohte, kur 
zen Prozeß zu machen, sie mußte gehorchen, und in, 
Bureau des Richters vernahm sie, daß sie der Theil 
nahme an mehreren Verbrechen ihres verstorbenen Man 
nes angeklagt war. 
Vergebens betheuerte stc ihre Unschuld, die große 
Geldsumme, die man bei ihr fand, diente der Anklage 
mir zur Bestätigung und trotz ihres Protestirens wurde 
sie in Untersuchungshaft gebracht. 
18. 
kommen! hatte 
Ich werde selbst kommen! hatte Hartmann dem 
Bankier als einzige Antwort auf dessen Werbung ge 
schrieben und Pollheim ìoartete nun von Tag zu Tag 
auf den versprochenen Besuch, der die Entscheidung 
über ein wichtiges Project bringen Mte. 
Er war am Morgen nach dem Einbruch hinausge 
fahrenem seinem künftigen Schwiegervater scineTheil- 
nahme zu beweisen und nach den näheren Einzelheiten 
des Verbrechens sich zu erkundigen, aberHartmann hatte 
ihn so kalt empfangen und seine Fragen in so kurz an 
gebundenem Tone bcantlvortet, daß er nicht tvußte, wie 
èr dieses Benehmen deuten sollte. 
Im Geschäft war auch gerade in diesen Tagen viel 
Unangenehmes vorgefallen;' die Firma Schröder imb 
Schmidt hatte den Konkurs angemeldet; dieses uner 
wartete Falliment machte auf die Börse einen beunruhi 
genden Eindruck und erschütterte auch den Credit Boll- 
heims, da man wußte, daß er in sehr engen Beziehun 
gen mit jener Firma stand. ' 25,16* 
Das sorgenschwere Haupt auf den Arm gestützt, saß 
er vor seinem Schreibtisch, die Zahlenreihen prüfend, 
die sein Buchhalter ihm kurz vorher vorgelegt hatte. Em 
erfreuliches Resultat ergab diese Prüfung nicht, kam
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.