Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

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-S-- 8şister Jahrgang. <=s- 
Wo. 270. 
Dienstag, den 
Wovernbev 
Bei BetncbsstLrungen 
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dieses Blattes vorbehalten. 
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werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das 
Blatt „Mode und Heim" gratis beigcgebeir. 
3000 Abonnenten. 
1896. 
Morgen, 
als am Bußtage, erscheint kein 
Wochenblatt. 
Die Expedition. 
Morgen-Berichte. 
Berlin, 16. Novbr. Wie verlautet, ist 
dem Kundesrathe jetzt auch die Ergänzung 
zum Entwurf des Reichshaushaüsetat s 
für 1897/98, die Erhöhung der Beamten- 
gehälter betreffend, zugegangen. 
Berlin, 16. Nov. Reichsbaiikpräsident 
Dr. Koch hat seinem Mitarbeiter des 
„Berl. Tagebl." seine Ansicht über die 
Wahl Mac Kinleys beziehungsweise deren 
wirthschastspolitische Bedeutung geäußert. 
Gerade diesem Thema gegenüber, so meinte 
Präsident Koch, sei die äußerste Vorsicht 
geboten, zumal die eigenartigen politischen 
Vorgänge in den Vereinigten Staaten und 
besonders diejenigen, welche sich bei der 
letzten Wahl ereigneten, sich noch nicht 
hier so recht übersehen ließen. Und darum 
sei ein abschließendes Urtheil über diese 
Wahl noch nicht möglich, wie über die 
Folgen, die diese Wahl sür Deutschland 
haben ivürde. Es heiße eben: abwarten. 
Sicherlich sei die Wahl Mac Kinley's das 
kleinere Uebel, das die Union erwählt 
habe. Sei es doch nicht unmöglich, daß 
Mac 'Kinley seinen früheren schroffen 
protektionistischen Standpunkt aufgegeben 
haben. Ueberraschungen seien freilich nicht 
ausgeschlossen. Sicher aber würden die 
Amerikaner sich Deutschland gegenüber 
nur so weit freundlich erweisen, als sie es 
mit ihren Interessen würden vereinbaren 
können. 
Berlin, 16. Nov. Zur Ausweisung des 
Baron Grivot de Grandcourt melden die 
„Berl. Neuest. Nachr.", daß die vo» der 
fünften Abtheilung des Berliner Polizei 
präsidium verfügte Ausweisung in direkten. 
Zusammenhange mit der Affäre von Kotze 
und mit der' Publikation des Dr. Fritz 
Friedmann, dessen Assistent für die fron- 
zösische Ausgabe Herr Grivot de Grand- 
court gewesen, stand. Der Ausgewiesene 
hat ferner längere Zeit für zwei französische 
Blätter Berliner Briefe geliefert, in denen 
die Berliner Gesellschaftskreise in der ge 
hässigsten Weise karrikirt wurden. 
Berlin, 16. Nov. Gestern wurde eine 
von 400 Personen besuchte Versammlung 
der Handelshilfsarbeiter, Hausdiener, Kut 
scher u. s. w., wegen Tumultes Polizei- 
lick aufgelöst. Der Lärm war hervorgerufen 
worden wegen starker Ausfälle des Bericht 
erstatters Schumann gegen mehrere Mit 
glieder des Vereins der Handelshilfs 
arbeiter. 
Berlin, 16. Nov. Die aus der im 
Juli d. I. in Berlin abgehaltenen Ver 
sanimluNg von ca. 300 Zeitungsbesitzern 
gebildete „Geschäftskommission deutscher 
Zeitungsbesitzer" trat heute zu einer 
Sitzung zusammen, um zu der jüngsten 
Veröffentlichung des „Vereins deutscher 
Zeitungsverleger" Stellung zu nehmen. 
In, Gegensatz zu den Bestrebungen dieses 
Verleger-Vereins, welcher eine Vertheuerung 
der billigen Presse verlangt, konnte kon 
statirt werden, daß auf die seitens der 
„Geschäftskommission deutscher Zeitungs 
besitzer" versandte Denkschrift, in welcher 
zunächst für die Aufrechterhaltung des alten 
Postzeitungstarifs und erst eventuell für 
Annahme der Hilgerschen Vorschläge ein 
getreten wird, bereits über 1500 schriftliche 
Zustimmungen großer und kleiner Zeitungen 
aus allen Theilen des Reiches eingegangen 
irid und sich noch täglich vermehren. Die 
Bestrebungen der „Geschäftskommission 
deutscher Zeitungsbesitzer", welche im Ge 
gensatz zu dem „Verleger-Verein" darauf 
hinarbeitet, das Publikum und namentlich 
den kleinen Mann vor einer Vertheuerung 
seiner zum Lebensbedürsniß gewordenen 
Zeitungslektüre zu bewahren, findet also 
in Verlegerkreisen vollstes Verständniß und 
weiteste Anerkennung. 
Solingen, 16. Nov. Am Sonntag 
den 15. d. M., früh brannte zu Stocker 
berg ein Wohnhaus nieder. Die Be 
wohner konnten sich nur mit knapper 
Noth retten. Ein junger Mensch erstickte 
und ein Mann wurde schwer verletzt. 
Wien, 16. Nov. Die „Polit. Korrsp." 
meldet ans Petersburg: Das Schreiben 
des Präsidenten Faure, das Graf Monte 
bello dem Zaren überbrachte, drückt die 
hohe Befriedigung über die für die Ver- 
hältniffe Frankreichs zu Rußland erfreu 
lichen Ereignisse der jüngsten Zeit und den 
Dank Faure's gegenüber dem garen aus. 
Brüssel, 16. Nov. In der Armee herrscht 
gegen die Regierung große Entrüstung 
wegen Ablehnung der persönlichen Dienst 
pflicht und wegen Entlassung des Generals 
Brassine. Das belgische Armceblait „Bel 
gique Militaire" schreibt: Die Armee be 
findet sich in einer schrecklichen Lage; die 
Vaterlandslosen triumphiren und die 
Patrioten müssen ohnmächtig der Zerrüttung 
der Armee zusehen. Derjenige General, 
welcher das Portefeuille des Kriegsministe 
riums übernehmen würde, welches Brassine 
niederlegte, würde die Bezeichnung eines 
Verräthers am Vaterlande verdienen. 
Nizza, 17. Nov. Die Mutter des noch 
unmündigen englischen Grafen de Kranchi, 
der in der Spielbank von Monte Carlo 
drei Millionen Francs verloren hat, 
fordert von der Bank die Rückgabe 
dieses Betrages und hat Dr. Emanuel 
Rossi zu ihrem Vertreter ernannt. 
Madrid, 16. Nov. Die Regierung ist 
überzeugt, daß heute die Anleihe über 
zeichnet werden wird. Die Madrider 
Börse zeichnet l00 Millionen. Barcelona, 
Bilbao, und Sevilla steuern zusammen 
über 200 Millionen bei. Die Beschlag- 
nähme der Güter der reichen, in die Re 
bellion auf den Philippinen verwickelten 
Personen würde 100 Million einbringen, 
welche Summe genügend sei, um die sämmt 
lichen Kriegskosten zu decken. 
Deutscher Reichstag. 
124. Sitzung. 
Berlin, 16. November. 
Am Buudesrathstische: Reichskanzler Füest 
Hohenlohe, Freiherr v. Marschall, Dr. v. Boet- 
tischer, v. Goßler u. a. 
Das Haus ist sehr gut besetzt, auch Graf 
Herbert Bismarck ist anwesend. Die 
ribünen sind bis auf den letzten Platz gefüllt. 
Erster Gegenstand der Tagesordnung ist die 
Verlesung der Interpellation des Abg. Grafen 
Hompesch: 
>1 Ist der Herr Reichskanzler in der Lage, 
Auskunft darüber zu geben, ob bis zum Jahre 
1890 ein geheimer Vertrag zwischen dem Deut 
schen Reiche und Rußland bestanden hat; 
2) im Falle ein solcher Vertrag bestand, welche 
Vorgänge dazu geführt haben, 'ihn nicht zu er 
neuern ; 
3) welchen Einfluß die jüngsten Veröffent 
lichungen über diese Angelegenheit auf die 
Stellung Deutschlands im Dreibunde und sein 
Verhältniß zu den übrigen europäischen Mächten 
geübt haben? 
Nachdem auf Anfrage des Präsidenten Frhrn. 
v. B uol der Reichs kanzler sich zur sofortigen 
Beantwortung der Jnterpella-ion bereit erklärt 
hat, erhält zunächst zu ihrer Begründung das 
Wort 
Abg., Graf Hompesch (Centr.): Die Ver 
öffentlichungen haben in weiten Kreisen des 
Volkes lebhafte Bewegungen und Beunruhigungen 
erregt. Das hat uns zu unserer Jnterpèllat'io» 
veranlaßt. Das deutsche Volk hat ein Recht, 
hältniß zu unseren Verbündeten festhalten und 
daß auch durch die Hamburger Enthüllungen 
keine Trübung in diesem Verhältnisse eingetreten 
ist. (Beifall ) 
^ Reichskanzler Fürst Hohenlohe: Aus die 
Interpellation habe ich folgendes zu erwidern 
Ueber die Verhandlungen, die von 1884 bis 
1890 zwischen Rußland und dem Deutschen 
Reiche stattgefunden haben, ist seiner Zeit un 
bedingte Geheimhaltung verabredet wor 
den. Der Zeitpunkt, mit dem diese Verpflich 
tung aufhört, kann also von uns nicht einseitig 
bezeichnet werden. Ich bin daher zur Zeit nicht 
m der Lage, über das Ergebniß der Verhand 
lungen amtliche Auskunft zu ertheilen. — Was 
sodann die Haltung der deutschen Regierung ge 
genüber Rußland im Jahre 1890 betrifft, so ist 
auch hier meinerseits eine erschöpfende Auskunft 
nicht möglich, solange jene Verpflichtung fort 
besteht. Was in dieser Beziehung gesagt werden 
kann, überlasse ich dem Herrn Staatssekretär des 
auswärtigen Amtes darzulegen, der damals an 
diesen Berathungen theilgenomnien hat. Auf 
Grund des vorhandenen Materials kann ich aber 
nicht umhin, die Gründe, welche damals die 
deutsche Regierung leiteten, als vollwichtig 
anzuerkennen. (Hört, hört! im Centrum.) Dabei 
kann ich noch der Ueberzeugung Ausdruck geben, 
daß eine ungünstige Veränderung in unseren 
Beziehungen zu Rußland als Folge dieser Poli 
tik sich nicht gezeigt hat. Die Behauptung, daß 
damals oder jetzt englische oder überhaupt aus 
wärtige Einflüsse mitgewirkt hätten, muß ich als 
jeder Begründung entbehrend zurückweisen. (Leb 
haftes hört, hört! links und im Centrum.) — 
Was die dritte Frage betrifft, welchen Einfluß 
die jüngsten Enthüllungen auf die Stellung 
Deutschlands im Dreibünde und sein Verhältniß 
jU den übrigen europäischen Machten gehabt 
haben, so freue ich mich erklären zu können, daß 
die Wolle des Mißtrauens, die sich im ersten 
Augenblick in einigen Schichten der Bevölkerung 
jener Länder gezeigt hat, wieder geschwunden ist 
Fürst Bismarck alle die auf einem solchen Ver 
hältniß ruhenden Schwierigkeiten zu beherrschen 
verstand, besonders bei der Verabredung einer 
unbedingten Geheimhaltung, so steht die Staats 
kunst des Fürsten Bismarck so fest, daß ich nichts 
hinzuzufügen brauche. Wenn aber sein Nachfolger 
eine andere Absicht über die Geheimhaltung dieses 
Vertrages hatte, so mag man das berücksichtigen; 
aber zu solchen Angriffen wie den geschehenen 
giebt das bei einem so besonnenen und gewissen 
haften Manne keinen Grund. Von den englischen 
Einflüßen zweifle ich, ob sie nach Zugänglich 
machung der Archive jemals der Geschichte ange 
hören werden (Heiterkeit); wenn einmal die 
Archive erschlossen werden, so wird man sehen, 
daß unser Verhältniß zu Rußland auf der festen 
Grundlage einer Freunoschaft der Souveräne und 
zwischen den Regierungen beruht und auf manchen 
gemeinsamen Beziehungen beider Völker. Man 
mutz sich daran gewöhnen, eine friedliche und 
besonnene Auffassung des Verhältnisses der 
Staaten untereinander Piatz greisen lassen. Ich 
vermag in dem ganzen Streite, der niemand 
frommt, keinen brauchbaren Kern zu erblicken. 
(Beisall.) Unsere Politik besteht in einem treuen, 
unentwegten Festhalten an unseren Bündnisien 
und den freundschaftlichen Beziehungen zu Ruß 
land auf der Grundlage, die ich vorerst angegeben, 
und den freundschaftlichen Beziehungen zu all den 
Staaten, in denen unsere Rechte geachtet werden, 
wie wir ihre Rechte achten, in der Bereitwilligkeit, 
zu aller Zeit unsere Machtstellung in die Wag 
schale des Friedens zu werfen, gestützt aus das 
zuversichtliche Vertrauen zu unserer Wehrkraft. 
Allezeit wollen wir nach außen unsere Einheit 
bekunden, die wir einem großen Kaiser und dem 
ersten Staatsmann verdanken. Der Deutsche kann 
heute getrost die idealen Güter pflegen. (Bei-all.) 
Auf Antrag des Abg. Dr. Lieber findet eine 
Besprechung der Interpellation statt. 
Abg. Dr. Lieber: Durch die Erklärungen 
des Vorredners bin ich in dreifacher Beziehung 
befriedigt: einmal weil wir beruhigt sein können. 
verlangen, Auskunft zu erhalten, ob diese Ent 
hüllungen eines Hamburger Blattes auf Wahr 
heit beruhen. Der „Reichsanzeiger" hat aller 
dings schon eine Antwort gegeben, aber diese 
kann nicht genügen. Es würde uns zu großer 
Befriedigung gereichen, wenn der Leiter der aus 
wärtigen Politik uns die Versicherung geben 
könnte, daß wir noch wie vor an unserem Ver 
Lebhaftes Bravo.) Desgleichen 
auch unsere Beziehungen zu Ruß 
. ì.T : 'ï t-r'.i dT," , ' tmimu mm wer veruorgr lein ton 
und daß unser Vcrhaltmß zu den Verbündeten daß seit 1890 unser Verhältniß zu Rußland er 
wieder getragen pi von unbedingtem gegenseitigen gutes ist, dann, daß keine englischen Einflüsse b, 
Vertrauen işiļ-bbà.-, ï unö maßgebend sind, und endlich, daß das Mis 
trauen gegen uns bei unseren Verbündeten wiede 
geschwunden ist. Im klebrigen vertreten wir de 
Regierungen gegenüber den gesunden Mensche, 
verstand unserer Wähler in Bezug auf die Politii 
Wir halten es nie und nimmermehr für richtig 
daß ein solcher Geheimvertrag mit Rußland q'e 
schloffen wurde und jemals geschlossen werde: 
konnte. Deutschland muß den Ruf, ein treue 
Freund seiner Freunde zu sein, bewahreil. (Be 
fall im Centrum.) 
Der Witter vsn Mölsheim 
Roman von Graf Eugen Haiissonville. 28 
, Der Hund drängte seinen Kopf schnüffelnd und 
Anaufend ebenfalls in das Loch hinein, so daß seine 
stase durch Mölsheims Arm in die Klemme geriet. Ec 
ließ ein dumpfes Knurren hören. 
„Hat der Bär Dich gepackt, Sultan?" rief Ora. 
Ader ist's nur ein Wolf ? Einen Wolf nämlich könnte 
Sultan schon ganz allein unfa mit Leichtigkeit aufessen, 
°°S hat mir der Jäger Nikolai gesagt." 
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to der v.w»»jv~b~-=> » 
'ch mit dem Versteck w» ^ -r- 
h seinen Arm zurück und gmg durch d.e Gebuşchc 
lach w anderen Seite des Erdh,Igels, wo er eine 
ş^e. mit Mm erwerk eingefaßte Thür erblickte, die 
Rgentlich nichts weiter ivar, als eine hölzerne mit einem 
Handgriff versehene Klappe. Er hob dieselbe auf:und 
hetz dadurch das Tageslicht in ķ"klemen Schacht 
hineinfallen, der ungefähr sieben Fuß tief war and 
şschS Fuß im Geviert haben mochte. Derselbe stellie 
H als ein Aufbewahrungsort für Gartengeratichaften 
y, den man äußerlich durch die erwähnte, glntnerisch 
Mauzte »nd mir Gestein dekorierte Hiigelamage nach 
Möglichkeit verdeckt „nd unkenntlich gemacht tMe^ 
Gegenwärtig befanden sich nur wenige Gerate m 
kleinen Raum. da die Arbeiter bereits seit dein 
l %,i Morgen in dem Parke beschäftigt waren. Eine 
Leiter führte von der EiiigaiigsöflNUNg huiad aus 
°'ii Boden. 
, Der Kapitän schlüpfte hinunter und schaute ftch mu. 
Boden lag eine welke und zertretene Rweukiwspe 
f* konnte kein Zweifel mehr obwalten, er hakte den 
verstech des Kaiserliche» Knaben gefunden. 
- Der General und seine Tochter sahen durch dre 
Öffnung zu ihm hinunter. „Ein ganz sinnreicher Ver- 
- fff für die Gerätschaften," sagte jener. 
, „Wo ist denn aber Sultans Bär?" fragte das Kad 
ett ; denn der Hund schnüffelte noch immer in den Raum 
ìdah niid wäre augenscheinlich dem Ritter gern gefolgt. 
Dieser zog aus einer Ecke einrn verdeckten Korb 
hervor, der, nach dem aus ihm aufsteigenden Dufte zu 
urteilen, das Frühstück einiger der Arbeiter enthalten 
mochte. „DaS ist Sultans Bär, wenn ich nicht sehr 
irre," sagte er, während der Hund in ein winselndes 
Gebell ausbrach. „Der arme Bursche hat etwas Eß 
bares gerochen, Sie geben ihm wahrscheinlich nicht 
genug zu fressen, Komtesse." 
„Wie können Sie nur so etwas sagen!" rief Ora. 
„Wir geben ihm so viel er nur mag, und doch ist er 
fortwährend noch hungrig. Aber das liegt so in seiner 
Natur, nicht wahr, mein gutes Hündchen?" Sie druckte 
ihr blondes Lockenköpfchen zärtlich in des Hundes zot 
tige Mähne. 
„Der Köter hat die Freßwerkzellge und den Magen 
deS Wolfe«, seines Todfeindes, und wenn wir ihn hun 
gern ließen, so würde er uns, wie jener, kaltblütig und 
im Handumdrehen verspeisen, daran zweifle ich nicht 
im ininbesten," sagte der General, während der Kapitän 
wieder heraufkam und die Klappthür schloß. 
Ec verwischte und beseitigte sorgfältig alle Spuren 
seiner Nachforschuiigeii. sowohl in der Umgebung der 
Thür, als auch an dem Loche ans der anderen Seite. 
Ora sah ihm erstaunt zu. „Warum thun Sie daS?" 
„Das will ich Ihnen sagen," antwortete er lächelnd. 
„Wenn die alte Bärenwuiter zurückkommt und siiidet, 
daß jemand in ihrem Nest herumgestöbert bat. dann 
kann eS leicht sein, daß sie einen Schreck bekomm! und 
sich mit ihren Jungen davon macht »nd die Nacht im 
Walde unter freiem Himmel schläft, wobei sie sich dann 
alle bös erkäļien können." 
„Das ist doch neti von Ihnen, daß Sie sv fürsorg 
lich an die arme Bärenmntter dciiken," lachte Ora fröh 
lich, „und min will ich Ihnen auch dabei helfen." 
lind unter Scherzen und fröhlicheinSpicl zerstreuten 
sie jetzt geiiieinschasllich nuaj noch die lockere Erde, die 
der Hund an verschiedenen S'ellcn ans der Böschung 
derausgekratzt hatte. 
„Sie haben ein freundliches Herz. Ritter," sagte 
der Graf, seine Hand ans Molsheims Schulter legend 
und mit demselben den Ort verlassend, „das sehe sch 
Vertrauen 
haben aber 
land keinen Augenblick aufgehört", güte und 
freundliche zu sein. (Lebhaftes Bravo.) 
Staatssekretä r Frhr. v. M a r s ch a l l: Zu 
nächst mutz ich den schweren Vorwurf entschieden 
zurückweisen, als ob ein Vertrag geschloffen sei, 
der mit unseren anderen Verträgen in Widerspruch 
steht. (Beifall.) Dann hat man uns auch vor 
geworfen. schwere Fehler in der auslvärtigen 
Politik begangen zu haben; aber eine solche mehr 
fache Sicherung durch Verträge kann auch von 
großem Nachtheil sein und es wird daher ein 
Aufgeben eines Vertrages geboten erscheinen 
können. Ein Bündnißvcrtrag zur Sicherung gegen 
einen fremdem Angriff kann doch nur dann 
wirksam sein, wenn auch ein vollkommenes gegen 
seitiges Vertrauen und gemeinsame Interessen 
vorhanden sind und wenn atlch zwischen beiden 
Völkern Uebereinstimmung der Anschauungen 
herrscht. Bei Bestehen des russischen Vertrages 
wäre es theoretisch möglich gewesen, daß bei einem 
ausbrechenden Kriege die eine Macht auf Grund 
des Vertrages eine ivohlwollende Neutralität von 
uns verlangen konnte und eine andere Macht 
auf Grund eines anderen Vertrages die Unter- 
stütziing mit unserer ganzen Kriegsmacht. Wie 
Ņrt, wie Sie sich mit meinem Kinde zu ver 
ständigen wissen. Das Mädchen ist mein Augapfel, 
lind ich bin jedermann von Herzen dankbar, der ihr 
Liebes und Gutes erweist." 
àîoeit des Botanischen Gartens hielt die Equipage 
des Grafen; der Glanz derselben, sowie die Kostbarkeit 
der Livreen deS Kutschers und der Diener sprachen 
für die Vornehmheit und den Reichtum deS russischen 
Bojaren. Die Familie der Oriows zählte, neben den 
Demidoffs und den GortschakoffS, zu der reichsten Ari 
stokratie Rußlands. 
Ein junges Mädchen von ungefähr fünfzehn Jahren 
trat hier den Ankommenden entgegen. Ihr Gesicht zeigte 
den Typus der altrussischen Bauern, ihre Augen bück 
ten treu, furchtlos und doch geduldig; der letztere Aus 
druck war em Erbteil ihrer Vorfahren, die Jahrhun 
derte lang Sklaven gewesen waren. 
„Du hier. Wanda?" rief ihr der Graf freundlich 
entgegen. „Warum bist Du uns gefolgt ? Konntest Du 
nicht einmal wenige Stunden ohne deine Herrin sein?" 
„Laß sie doch, Papa, sie hat mich ja so lieb," sagte 
Ora. „Herr v. Molsheim, dies ist meine Milchschwester." 
Wanda machte dem Ritter eine demütige Verbeug 
ung m» wendete sich dann zu ihrem Herrn. „Väter 
chen, sagteste, „die neue Gouvernante, die Du gestern 
migaqterl hast, hat diesen Brief geschickt. Er kam. als 
Du schon fort warst. Weil ich meinte, daß er vielleicht 
eilig Iva re, habe ich ihn hierher gebracht. Hoffentlich 
wirst Du mir nicht vöse sein, Bätcrcheii." 
„Wie sollte ich ?" antwortete der General, den Brief 
öffnend. 
. . ® r überflog denselben und runzelte dann unwillig 
d") Stirn. „Das trifft sich recht schlecht," sagte er. 
„Aber vielleicht können Sie mir in der Sache beistehen, 
lieber Kapitän. Sie habe» ja wohl eine ausgebreitete 
Bekanntschaft in der Borstadt Saint Germain?" 
Mölsheim nickte. 
„Nil», vielleicht wisse» Sie dann einen Rat für 
mich," fuhr der Gras fort, indem er den Ritier einige 
Schritte ans die Seite führte. 
Abg. F r l, r. v. M a n t c u ff c l (cons.): Bo: 
einer Beunruhigung haben wir nichts gemerk 
(Lachen links und im Centrum). Wir' hätte: 
eine Besprechung der Interpellation nicht fü 
»whig gehalten. Der Rückversicherungsantrai 
mit Rußland war uns ganz heilsam,' und e'i 
würde vielleicht ganz gut sein, wenn wir ir 
Zukunft wieder einen solchen Vertrag eingingeu 
(Lachen links.) Die beiden ersten Punkte dei 
Interpellation entziehen sich nach den Erklärungen 
des Reichskanzlers unserer Diskussion. Gau; 
besonders befriedigt mich, daß unser Verhältnis 
zu Rußland ein so gutes ist. Die Errungen- 
schasten Breslau s überunegen die Errungen 
schaften Frankreichs beim 'Zarenbesuch. Wi 
bieten mit unserer festen Monarchie Rußlan 
„Gestern hatte ich eine Gouvernante für Ora enga 
giert. ^ch gehe aus meine Besitzungen nach Tula zu 
ruck und bedarf daher einer Dame, die imstande ist. 
sowohl den Geist, wie auch das Gemüt meines Kindeê 
richtig zu leiten und zu entwickeln und sie außerdem 
rn allem zu unterweisen, was für eine junge Dame ihrei 
Ranges notwendig ist. Nun aber schreibt mir dies« 
Dame, auf deren Eintreffen ich mit Bestinnntheit rech 
nete und für die auch bereits der Reisepaß bereit liegt, 
daß ihre Mutter erkrankt sei und sie daher dieselbe nichl 
verlassen könne. Ist Ihnen nun vielleicht zufällig eine 
Dame bekannt, die sich für eine solche Stellung eignen 
und gegen ein gutes Gehalt mit unS nach Rußland 
gehen würde?" 
„Sic wollen morgen schon fort?" 
„Ja, morgen nachmittag, mit dem Zuge S Uhr 30 
Minuten, der über Köln und Berlin geht." 
„Ich will mir alle Mühe geben, Herr Graf, «nd 
thun, was in nieinen Kräften steht. Könnte ich Ihnen 
die Dame nicht nachschicken ? Sie werden sich in Peters 
burg doch wohl einige Tage aufhalten." 
In diesem Augenblick kam Ora herbeigespriinqen 
und faßte ihres Vaters Hand. „Lieber Papa." bat sie, 
„laß uns schnell noch einmal in den Garten gehen ich 
möchte von meinen kleinen Lieblingsäffchen 'Abschied 
nehmen!" 
Der General willfahrte ihr lächelnd. 
„.»Und Sie. Herr von Molsheiin," rief das Kind, 
„Sie konlmen doch auch mit? Sic dürfen das Tierchei» 
auch futtern!" 
Der Kapitän hätte gern eingewilligt, aber ein Vüä 
auf seine Uhr sagte ihm, daß es elf fei. Er ivar mit 
wîŗ Zeiteinteilung bereits im Rückstände und durffe 
nicht langer verweilen. 
Auf seine Entschuldigungen antivortete die kleine 
Kointepe: „Ich hoffe, daß Sie inciiier nickt schon über» 
lini ng sind, Herr Ritter. Ich habe ja nur erst wenig 
nut stillen gesprochen, Sie aber doch schon sehr lieb 
gewonnen. Wir haben vorhin so hübsch zusammen qe- 
Wtelt!" ^ , 6 ,
	        
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