Schrauben und Verschlüsse gelockert waren
und der Verband der Locomotiv-Theile
gelöst war, wodurch große Gefahr vor
handen war, daß der Hofzug, der mit
Eilzugsgeschwindigkeit fuhr, entgleiste. Die
Zarin-Wittwe, sowie die Großfürstin Olga
und die Großfürsten Michael und Nikolaus
verließen daher den Salonwaggon und
begaben sich zu Fuß nach der nächsten
Station Michailow. Der Hofzug wurde
-genau untersucht und setzte nach einer
Stunde mit einer anderen Locomotive die
Fahrt fort. Mehrere Eisenbahnbeamte der
Station Sumbatowo sind wegen Verdachts
eines beabsichtigten Attentats verhaftet
worden.
Graz, 9. Nov. Nachdem schon einige
Tage vorher leichtere Stöße verspürt
worden waren, wurdş gestern früh 4 Uhr
34 Min. ein von unterirdischem Dröhnen
begleiteter Erdstoß mit deutlichem Nach
stoße allgemein wahrgenommen. Die
Dauer des von Osten nach Westen sich
hinziehenden Stoßes betrug ungefähr ein
und eine halbe Sekunde.
Inland.
'— Der Staatssekretär im Reichsjustiz
amt, Nieder ding, leidet an einer starken
Halsafsektion. Es ist demnach fraglich, ob
er morgen bei der zweiten Berathung der
Justiznovelle im Reichstag erscheinen kann.
Berlin, 9. Nov. Das S t a a t s m i
n i st e r i u m hat sich, wie der „Reichs
anzeiger" meldet, mit Rücksicht auf die
Lage der inländischen Landwirthschast da
mit einverstanden erklärt, daß die für die
Zeit vom 1. März 1895 bis 1. Mai 1897
gewährten 20 pCt. Tarifermäßi-
gungen für Düngemittel auf
weitere 5 Jahre bewilligt werden.
Berlin, 9. Nov. Die Freisinnige Volks
Partei bat die beiden Anträge, in denen
der Reichskanzler ersucht wird, Auskunft
zu geben über die beabsichtigten Maß
nahmen gegen das Duellunwesen
und über die Erhebungen in dem Falle
Brüsewitz, jetzt in Form von Jnterpella
tionen eingebracht. Es war dies bisher
nicht möglich, weil die Freisinnige Volks
Partei für sich allein nicht 30 Mitglieder
zählt. Durch ven Anschluß der Deutschen
Volkspartei ist die für die Einbringung
von Interpellationen erforderliche Zah!
von Unterschriften ergänzt worden. Die
Form der Interpellation sichert die Ver
Handlung über die beiden Gegenstände schon
in den nächsten Tagen. Der dritte Antrag
der Partei betr. den Erlaß einer Novelle
zum Strafgesetzbuch (Aberkennung öffent
licher Aemter für Duellanten) behält die
Form eines Gesetzentwurfs und wird
infolgedessen als Initiativantrag weiter
behandelt werden.
— Die bundesräthlichen Bestimmungen
über den Gewerbebetrieb in den
Bäckereien haben im Großen und
Ganzen recht wenig Anerkennung gesunden.
Auch im Schooße der einzelnen Bundes
regierungen giebt man sich über diese
Beurtheilung der neuen Verordnungen
keiner Täuschung mehr hin. So hat sich
jetzt auch die sächsische Regierung dahin
geäußert, daß sie, wenn es nothwendig
sein sollte, im Bundesrathe für eine Re-
Vision der Bäckereiverordnung einzutreten
entschlossen sei. Seit Kurzem läßt sie im
Lande Ermittelungen über die Wirkung
der Bestimmungen anstellen. Soweit das
Urtheil der Bäcker dabei in Frage kam,
haben dieselben fast überall, wo man ihre
Erfahrungen einforderte, sich gegen die
bundesräthlichen Bestimmungen erklärt.
Ueber zweckmäßige Einrichtungen in ihren
Bäckereien dürften die Bäckermeister aber
doch die berufensten Richter sein. Auch
nach dem Resultat der Erhebungen einiger
anderer Bundesstaaten kann es kaum noch
als zweifelhaft gelten, daß die neuerliche
Bäckereiverordnung eine gründliche
enderung im Sinne der davon
Bedrängten erfahren wird.
In der gegenwärtigen Zeit, wo
wiederum der Streit für und gegen die
Zünfte aufs Neue entbrannt ist und etliche
Leute dem Handwerk durch Wiederein
führung des alten Zunftzwanges auf die
Beine helfen zu können glauben, dürfte
zur Widerlegung der Ansicht, daß in
siüheren Jahrhunderten die Zünfte nur
segensreich gewirkt hätten, ein Bescheid
des Landgrafen Ludwig IV. von Hessen
(Marburg) von Interesse sein, den dieser
Fürst, bekanntlich der zweite Sohn Philipp's
des Großmüthigen, am 5. Juni 1589 an
die Bäckerzunft des oberhessischen Städtchens
Grünberg erlassen hatte. Als nämlich die
Mitglieder dieser Zunft sich bei dem Land
grafen darüber beschwerten, daß ihnen
beim Verkauf des Brotes die auswärtigen
Bäcker, insbesondere diejenigen der Stadt
Alsfeld, schädigende Konkurrenz bereiteten,
ertheilte ihnen der Fürst in landesväter
licher Huld und Gnade die „Resolution",
daß ihrer Beschwerde keine Folge zu geben
und den auswärtigen Bäckern der Verkauf
ihres Brotes auf den Grünberger Märkten,
auch auf dem Sonnabend - Wochenmarkt,
nach wie vor erlaubt sein solle. Dieser
Bescheid enthält die bemerkenswerthe Mo-
tivirung: „Das Zünfft in den Städten
dem gemeinen Mann keine beschwerung,
sondern Vortheil bringen sollen, wie man
den befindt, daß fast alle Zünfft mehr-
beschwerlich als nützlich seien." Was
sagen die Vertheidiger der Zwangsinnungen
zu dieser Kundgebung eines kompetenten
fürstlichen Verurtheilers aus dem Jahre
1589 ?
— Die Untersuchung gegen Peters
ist der „Post" zufolge nach Vernehmung
einer Reihe von Zeugen in den letzten
Tagen jetzt soweit gefördert, daß die
Eröffnung des Disziplinar
Verfahrens in absehbarer Zeit zu
erwarten steht.
Berlin, 9. Novbr. Ein gefälschtes
Loos der Gewerbe-Ausstellungs
Lotterie, dessen Nummer mit dem zwei
ten Hauptgewinn der Serie A, einem
Juwelenschmucke im Werthe von 15000 .M,
gezogen worden ist, ist heute Bormittag
an der Ausgabestelle der Gewinne präsew
tirt worden. Durch einen glücklichen Zw
fall ist die Aushändigung des Gel
winnes unterblieben. Die Angelegen
heit ist der Crimiualpolizei zur Klarstellung
übergeben worden.
An Stelle des bisherigen Distrikts
Kommissars zu Opalenitza Herrn von
Carnap, der sein Abschiedsgesuch ein
gereicht hat, ist der Distrikts < Kommissar
Berger mit der einstweiligen Führung
der Amtsgeschäfte beauftragt worden.
Danzig, 9. Novbr. Unter dem Vorsitz
des Ober-Präsidenten v. Goßler fand heute
die Conferenz zur Berathung über die
Errichtung von Kornsilos statt, an welcher
der Vorstand der westpreußischen Landl
wirthschastskammer, Vertreter der Kauf
Mannschaft, der städtischen Behörden und
Landwirthe theilnahmen. Vom Landwirth
schaftsministerium -war Dr. Thiel und
Ober-Baurath Conrad, vom Ministerium
der öffentlichen Arbeiten Ober-Regierungs
rath Möllhausen und Bauraih Ehler zur
Conferenz entsandt worden.
Ein Steuerhinte rziehungs-
fall erregt in Breslau nicht geringes
Aufsehen. Bei der Revision der Bücher
eines Bankgeschäfts zeigte es sich, daß ein
großer Posten ausländischer Werthpapiere
dem Bankier schon seit längerer Zeit ge
hörte und daß die Papiere als Vermögen
nicht versteuert worden waren. Die Folge
war die Einleitung eines Strafverfahrens
gegen den Besitzer der Papiere und die
Festsetzung einer Strafe in der zehnfachen
Höhe des hinterzogenen Steuerbetrages,
der auf 5000 Mk. angenommen wurde.
Die Strafe wurde demnach auf 50000 Mk.
bemessen.
Wie der „Niederschles. Anz." aus Glogau
mittheilt, ist bei der diesjährigen Kartoffel-
lieferung dem Lieferanten, der seit sechs
bis acht Jahren ohne die geringste Be-
anftandung geliefert hatte und der Mindest-
vrdernde mit einem Gebot von 3,40 Mk.
wo 100 Kilo gewesen ist, der Zuschlag
nicht ertheilt worden. Der Zuschlag
wurde einem Gutsbesitzer zum Preise von
80 Mk. ertheilt. Bei einem Kartoffel
bedarf von 1000 Centnern handelt es sich
also um eine Zuwendung an den Guts
besitzer von jährlich 200 Mk. Offenbar
ist dies die Folge der allgemeinen An
ordnung, die Angebote der Produzenten
gegenüber denen der Zwischenhändler zu
bevorzugen. Solches kann aber doch nicht
gelten, wenn die Produzenten höhere
Preise stellen. Wer trägt den Schaden
daran? Für die Viktualienverpflegung der
Soldaten wird bekantlich ein bestimmtes,
nach den Marktpreisen pro Semester be
rechnetes Aversum pro K o p f ver
gütet. Je mehr die Kartoffellieferung
hiervon in Anspruch nehmen, desto weniger
bleibt für Fleisch und sonstige Bestand
theile der M i t t a g s p o r t i o n übrig.
Begünstigung der Landwirthschaft kann
man dies auch nicht nennen. Die Be
günstigung wird doch immer nur einem
einzelnen Lieferanten zu Theil.
Konitz, 6. Nov. Die Eröffnung des
onkursverfahrens über das Ver
mögen des Rechtsanwalts und Notars
Tartara in Schlochau und dessen Flucht
beschäftigt alle Kreise unserer Bürgerschaft
nicht minder als die Schlochauer. Unter
den Geschädigten befinden sich eine größere
Anzahl Konitzer Bürger, die mit 1000
bis 20000 Mark an dem Fallissement
betheiligt sind. Ein Besitzer der Umgegend
soll sogar um 6 0 000 Mark gebracht
worden sein. Inwieweit sich die Unter
schlagungen namentlich an Mündelgeldern
und deren Höhe bestätigen wird, muß
natürlich erst abgewartet werden, da die
Muthmaßungen bedeutend auseinander
gehen und eine thatsächliche Feststellung
nach Lage der Dinge eben noch nicht
möglich ist. Tartara soll, umlansenden
Gerüchten zufolge, bereits am Donnerstag
vor acht Tagen sich in Leipzig bei Ver-
wandten aufgehalten und dort die Absicht
geäußert haben, daß er sich nach Holland
zu begeben gedenke. (D. T.)
Der Thäter des am 23. Oct. d. I. im
Walde bei Ebcrsbach an einen elfjährigen
Mädchen begangenen Lustmordes ist jetzt
entdeckt worden, und zwar ist es ein bei
dem in Offenbach stehenden dritten Bataillon
118. Infanterie-Regiments dienender Re
krut Namens Georg Weygang, der in
seinem Civil-Verhältniß Gärtner ist und
aus Heppenheim an der Werra stammt.
Derselbe war flüchtig und ist nun durch
den Wachtmeister Fitting aus Worms in
der Nähe von Heppenheim, wo er sich in
einem Strohhaufen versteckt hatte, entdeckt
und verhaftet worden.
1 der Nähe von Ems, der Stätte
ihres höchsten Triumphes, in dem am
Fuße der Montabaurer Höhe gelegenen
Neuhäusel, schied eine zur Zeit ihres
größten Glanzes vielgenannte und bewun
derte Persönlichkeit aus dem Leben: Miß
an da, die gefeierte Luftseil-n. Trapez
künstlerin, welche, nachdem sie in den 80er
Jahren in Ems vor Kaiser Wilhelm I.
und seinem Gefolge, sowie einer tausend-
köpfigen Zuschauerschaft eine Vorstellung
gegeben, die ihr ein Empfehlungsschreiben
aus dem Kaiserlichen Civilcabinet eintrug,
überall durch ihre großartigen Leistungen
auf dem von ihr kultivirten Gebiete Aus
ehen erregte. Als die zunehmenden Jahre
die Künstlerin zum Aufgeben ihres Berufes
zwangen, kaufte ihr Ehemann, Schwandtke.
genannt Frankloff, ein Karoussel, mit
dessen Betrieb er seine Familie ernährte.
Mit demselben kam er auch zu dem im
Herbste in Eitelborn abgehaltenen Gesang-
wettstreite. Hier erkrankte die Frau und
tarb, wie erwähnt, in Neuhäusel in dem
der ganzen Familie zur Wohnung dienen
den „Künstlerw agen" . . .
Aachen, 9. Nov. In der Paulskirche
entstand infolge des Eindringens eines
Betrunkenen eine große Panik. Bon den
ich flüchtenden Kindern wurden viele ge
treten und verletzt.
Düsseldorf, 9. Nov. Der Prozeß gegen
den homöopathischen Arzt Dr. Bolbeding
und Genossen wegen fahrlässiger Tödtung,
Bestechung und Betruges hat heute Vor
mittag vor der zweiten Strafkammer des
hiesigen Landgerichts und großem Andränge
des Publikums begonnen. Die Angeklagten
bestreiten die ihnen zur Lust gelegte Schuld.
Die Majestätsbeleidigungs-Pro
zesse nehmen in erschreckender Weise zu.
Erfurt wurde sogar ein 19jähriges
Dienstmädchen von der Strafkammer wegen
Beleidigung der deutschen Kaiserin zu
einer Strafe von 9 Monaten Gefängniß
verurtheilt.
In München wurde ein Arbeiter vom
Amtsgericht daselbst zu 3 Mark Strafe
wegen „Blaumontagmachens" ver
urtheilt, trotzdem der Verurtheilte sich aus
den Standpunkt stellte, daß wohl Dienst
boten oder landwirthschaftliche Arbeiter,
nicht aber gewerbliche und industrielle Ge
Hilfen wegen Blaumontagmachens zwangs
weise zur Arbeit geführt oder bestraft
werden können.
Harburg, 6. Nov. Wenig Glück hatten
vorgestern Abend zwei Soldatinnen der
Heilsarmee, die während des üblichen
Jahrmarkttanzes aus dem Rathskeller den
„Kriegsruf" verkaufen wollten, obgleich
ihnen davon abgerathen wurde. Die Sa
lutistinnen hatten kaum den Saal betreten,
als sie von übermüthigen jungen Leuten
umfaßt und nach den Klängen der
Musik i ni T a n z e g e d r e h t w u r d e n
Sämmtliche übrigen Tanzenden hörten so-
fort auf und überließen den beiden selt
samen Paaren allein das Feld. Der Vor
fall erregte begreiflicher Weise allgemeine
Heiterkeit.
Schwerin, 5. Nov. Abermals einen
Beleg für die Dehnbarkeit des juristischen
Begriffes „grober Unfug" lieferte
eine heute hier stattgehabte Gerichtsver
Handlung: Tie kleine Strafkammer ver
handelte in der Berufungsinstanz in der
Strafsache wider die unverehelichte Anna
Unzelmann Hieselbst, welche am 25. Sept
d. I. unter Verwerfung des Einspruchs
gegen eine vom StadtPolizeiamte wider sie
erlassene Strafverfügung vom Schöffenge
richte wegen groben Unfugs in eine
Woche Haft, sowie in die Kosten verur
theilt war. Gegen dieses Urtheil hatte
sie Berufung eingelegt und Rechtsanwalt
Zickermaun als Vertheidiger legitimirt.
Am 15. August hatte die in einer offenen
Droschke über den Markt fahrende Ange
klagte einer Dame, welche in Begleitung
von zwei Herren in der Gaststube des
Rathskellers saß, im Vorbeifahren
eine lange Nase gemacht. Das
Landgericht erblickte in dem Verhalten der
Angeklagten nicht den Thatbestand des
groben Unfugs, es erkannte daher auf
Einstellung des Verfahrens, da kein Straf
antrag wegen Beleidigung vorlag; die
die Kosten des Verfahrens, einschließlich
die der Angeklagten erwachsenen Auslagen
wurden der Staatskasse auferlegt.
Die Stufenbahn aus der Berliner Ans
tellung ist von einem Konsortium in
Hamburg angekauft worden und soll als
Sehenswürdigkeit in der Hansastadt für
dauernd aufgebaut werden.
Hamburg, 6. Novbr. Der Senat legte
der gestrigen Bürgerschaft den Entwurf
zum Staatshaus für 1897 vor. Derselbe
chließt mit einer Ausgabe von 75 967 263
Mk. und mit einem Fehlbeträge 2 614 651
Mk. ab. Nach den bisherigen Erfahrungen
hat sich das Defizit noch immer schließlich
in einen Ueberschuß verwandelt.
Hamburg, 9. Nov. (F. N.) Der dä
nische Dampfer „Riberhuus" ist beute auf
der Unterelbe bei Juelsand aufgelaufen
und sitzt in bedenklicher Lage.
Provinzielles.
Gegen die Einfuhr dänischen
Viehes nach Schleswig-Holstein richten
sich Kundgebungen aus der Prvvinz,
die dadurch bemerkenswerth sind, daß die
in ihnen formulirten Forderungen sich
keineswegs decken, sondern einen zum Theil
diametral entgegengesetzten Standpunkt
vertreten.
Eine dem Reichstag bei seinem Wieder
zusammentritte von dem Abg. Dr. Böckel
vorzulegende Petition lautet:
Einem hohen Reichstag gestatten sich
die unterzeichneten Landwirthe und andere
Interessenten nachstehendes Gesuch zu
unterbreiten: Außer den allgemeinen
Schwierigkeiten, mit denen die Landwirth
schast zu kämpfen hat, machen sich für di«
Landwirthe des Regierungsbezirks Schles
wig-Holstein die Nachtheile immer schwerer
fühlbar, die sie durch Offenhaltung
der L aud-Quarantäncanstalt an
der dänischen Grenze fortgesetzt erleiden.
Insbesondere werden die Interessen der
Züchter dadurch wesentlich geschädigt, da
gerade die schlechten Qualitäten unmittel
bar an der Grenze sich billiger einführen
lassen. Dazu kommt, daß zeitweilig in
Hvidding die Einfuhr so große Dimensionen
annimmt, daß die Quarantäne nicht mehr,
wie vorgeschrieben, in den Stallungen,
sondern, im Freien abgehalten wird. Da
durch wiederum wird eine genaue und
scharfe thierärztliche Grenzcontrole aufs
äußerste erschwert, die Garantien gegen
eine Seucheneinschleppung werden illusorisch
und sind bald gar nicht mehr vorhanden.
Da obendrein genügend Seeguaran-
täne-An st alten vorhanden sind, die
nach übereinstimmendem Urtheil der Be
hörden und Interessenten die Bedingungen
der Quarantäne auss beste und sicherste
erfüllen, liegt gar kein Bedürfniß
vor, außerdem noch Landquarantäne-An-
stalten offen zu halten. Zudem ist das
Vermischtes.
— Der Kaiser als Jäger. Nach einer
Zusammenstellung eines königlichen Büchsen
spanners hat der Kaiser bisher ins
gesammt 25 372 Stück Wild- und Raub
zeug erlegt. Davon entfallen auf das
Jahr 1895: 29 männliche und 1 weib
liches Rothwild, 13 männliches und ein
weibliches Dammwild, zwei geringe Sauen,
56 Rehböcke, 1 Fuchs, 401 Haser, 8 Auer
Hähne — 512 Stück. In den Vorjahren
erlegte der Kaiser insgesammt einen Wal
fisch, zwei Auerochsen, drei Renn
thiere, sieben Stück Elchwild, drei
Bären, 709 männliches Dammwtld,
1524 grobe und 179 geringe Sauen,
121 Gemsen, 413 Rehböcke, 16
Füchse, 11066 Hasen, 7387 Fasanen,
407 Rebhühner, 29 Auerhähne,
4 Birkhähne, 56 Enten, 2 Schnep
fen, 638 Kaninchen, 698 Reiher und
Kormorane und 559 Stück verschiedenes
Wild — 24 860 Stück. Diese Resultate
gehören zu den besten, deren sich ein Jünger
des Hubertus überhaupt rühmen kann.
— Eine furchtbare Fahrt machten die
Schreiber Kopsch und Degen auf dem
Rummelsberger See bei Berlin. Als
sich die jungen Leute etwa auf der Mitte
des Sees befanden, bemerkten sie, daß das
Boot stark Wasser zog. Gellende Hilfe
rufe ausstoßend, suchten sie schleunigst dem
Ufer zuzurudern, jedoch schon nach wenigen
Minuten versank das Boot unter ihren
Füßen. K., ein guter Schwimmer, packte
seinen Freund mit der linken Hand und
suchte ihn über Wasser zu halten. So
mochte der Kampf um das Leben eine
Viertelstunde gedauert haben, ehe Schiffer
mit ihren Kähnen die Unfallstelle erreichten,
gerade als K., dessen Glieder in dem
eisigen Wasser erstarrt waren nnd der den
D. schon hatte loslassen müssen unterging.
Es gelang nach einigen Mühen K. zu
retten, während D. ertrank.
— Eine interessante Entschädignngsktage
gelangte vor dem 9. Civilsenat des Kammer-
gerichtS durch ein von der Putzmacherin
'Fräulein Ella Selminski gegen den durch
die Eisenbahn-Direction zu Berlin vertretenen
preußischen Eisenbahnfiscus angestrengter
Proceß zur Verhandlung, der sowohl für die
Verwaltung der Eisenbahnen wie für das
die letztere benutzende Publikum von weit
gehender Bedeutung ist. Am 25. August
v. I. machte die Klägerin in einem Wagcn-
abtheil zweiter Klasse allein eine Fahrt aus
der Stadtbahn. Als sich der Zug in voller
Fahrt nach der Station Thiergarten zu be
wegte, sprang plötzlich eine Eoupeethür auf.
Während sich Fräulein S. bemühte, dieselbe
zu schließen, brauste von der entgegengesetzten
Seite ein Zug herbei, wobei in Folge des
Luftdrucks die Wagenthür, welche die Klägerin
noch nicht hatte schließen können, zum Theil
aus den Angeln gerissen und gegen daS
Coupee geschlendert wurde. Durch Glas-
und Holzsplitter erlitt die Klägerin mehrere
Verletzungen am Kopf, Gesicht und Auge
und wurde in Folge des Schmerzes und
Blutverlustes ohnmächtig. Sie nahm hierauf
den Eisenbahnfiscus wegen des an Kleidern
erlittenen Schadens von 66 Mark, ferner
wcgen Arzthonorars, Verbands und Kurkostcn
mit 33 Mark, wegen des durch die nach
folgende längere Krankheit entgangenen
Arbeitslohns von 230 Mark und schließlich
wegen Gewährung einer lebenslänglichen
Rente von 1800 Mark in Anspruch. Durch
den Unfall habe sie nämlich einen großen
Theil der Sehkraft auf einem Auge ein
gebüßt und leide daher andauernd an hoch
gradigen, stechenden Kopfschmerzen, habe auch
eine sic entstellende Narbe im Gesicht zurück
behalte». Durch die erlittenen Verletzungen
habe sie eine Einbuße an ihrer Enverbs-
nhigkeit in Höhe von mindestens fünf Mark
täglich, und es sei zu fürchten, daß diese
Erwerbsunfähigkeit sich noch steigern werde.
Die 23. Civilkammer des Landgerichts I
erachtete den Anspruch auch dem Grunde
nach für gerechtfertigt, die Höhe desselben
einem besonderen Verfahren vorbehaltend.
Die hiergegen eingelegte Berufung wurde
vom Kammergericht zurückgewiesen.
- Hoya, 8. Nov. Dem „Hoyaer
Wochenblatt" entnehmen wir folgende
Geschichte: Moses Silberstein, ein in der
Gegend wohlbekannter Viehhändler, kam
neulich zu Jan Dierk Meyer in dem nahen
Es entspann sich folgendes Zwie
gespräch: „Hest Du wat sör mi?" —
„Jo een Rind." „Mis' mal". Mit der
ail ihm vielgerühmren Sachkenntaiß prüft
er das Rind. — „Wat wult Du hebben?"
„Säbentig Dahler!" — „Du büst woll
meschugge l" — Jan Dierk hat einen sehr
harten Kopf, er geht nicht herab von seiner
Forderung. Mehr als 50 Thaler will
Moses nicht geben. Aus dem Rinder
Handel tvird also nichts. Im Weggehen
fragt Moses noch: „Heft Du süs nicht'?"
— „Dree fette Schape", war die Antwort
Nach langem Hin und Her kaufte Moses
die Schafe für 20 Thaler, bezahlte in
!blanken Goldstücken, lud die Thiere auf
seinen Wagen und fuhr ab. —- In einem
Wirthshaufe an der Straße, das den
Namen eines bekannten großstädtischen
Etablissements führt, wurde ihm doch der
Handel leid gemacht. „Wenn du di man
nich verkofft heft; de Schape hebbt up ne
natte Wisch gähn, wenn de man reine
iünd!" sagte ein Gast zu Moses. —
Denn Dünner ok, dat könn' mi passen,
rief Moses aus, drehte um und fuhr in
einer Angst, daß die Schafe rentzig sein
könnten, nach Jan Dierk s Hofe zurück.
„Du, ik hebb' mi besunnen, wullt Du de
Schape wedder nehmen, wenn wie up dat
Rind eenig weerd'?" — „Oh. worum nich",
ngte Jan Dierk. — „Wat wullt Du to
hebben?" — „Je, watt ick seggt hebbe,
giff drüttig Dahier to und dat Rind is
din't!" —Moses guckte den schlauen Jan
Dirk ganz sonderbar an. aber „jo nicks
marken laten"; endlich sagte er mit einem
vernehmlichen Seufzer: „Na denn mutt
ick datt woll dohn", zog seinen Beutel,
zahlte 30 Thaler, gab Jan Dierk die drei
Schafe wieder und fuhr mit dem Rind ab.
— Die Hände in der Hosentasche schaute
ihm Jan Dierk lange nach, dann ging er
ins Haus, erzählte seiner Frau, die im
Wochenbett lag, den Handel und gab ihr
die Goldstücke in die Hand. „Ick heff dat
Rind verkofft, ick heff ok kregen, wat m
verlangt hebb. Düsse Moses is doch su°
so floor, dütmal was he to hitzig in n
Hanneln." - „Wat hest Du denn ver
langt?" fragte die Frau. — „Säbentig
Dahler." — Die Frau zählte die Gold
stücke auf der Bettdecke, guckte ihren theuren
Eheherrn recht merkwürdig an und sagte
dann: „Rek'n mi dat mal vör!" — „Oh,
bat is jo licht", sagte Jan Dierk und
machte dann folgendes Exempel: Twintig
Dahler kregen, sünd 20 Thaler, dree
Schape wedderkregen, fund 20 Thaler,
drüttig Dahler to, sünd 30 Thaler, tohope
70 Thaler.
- Lieblingsspeisen berühmter Männer.
Goethe aß gern Rebhühner und ^Austern,
Schiller verlangte häufig ""ch Schinken,
Herder zog, gleich dem schwedischen König
Karl Xü„ ein Butterbrod jedem anderen
Leckerbiffen vor, und Wieland war, ivie
die Athener, ein besonderer Freund von
Kuchen und Backwerk, und liebte er sehr
die Alpenforellen, die er so überaus
köstlich fand, daß er noch nach Jahren von
dem Schmause reden konnte, bet dem sie
aufgetischt waren. Lessing mar ein leiden-
Ichaftlicher Liebhaber von Linsen, Klopstock
von Trauben. _ Trüffel-Pasteten, Lachs,
geräucherten Fleisch und Erbsen. Kant's
Lieblmgsspeisen waren rin Linsenbei, ein
mit Bauchspeck bereiteter Pastinakbrei, ein
Speckpndding,einPndving öoix weißenErbsen
mit Schweinefüßen und Backobst aus
Pommern. Was das Getränk betrifft,
so zog man den Wein, besonders Bordeaux,
Rheinwein und Champagner, dem Biere
entschieden vor. Nur Jean Paul machte
keinen Hehl daraus, daß ihm Bier über
alles ginge. Nur des Bieres wegen wohnte
er in Bayreuth.
— Zukunftsbild. Beamter (einer Lebens
versicherung-Gesellschaft zu den um eine
Versicherung Nachsuchenden): „Fahren Sie
Rad?" — Applikant: „Nein, ich gehe
immer zu Fuß." — Beamter: „Thut mir
sehr leid, aber Fußgänger versichern wir
nicht mehr." („Puck.")
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