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Bezugspreis:
Vierteljährlich 2 Haus gek.c,ert
şir Auswärtige, durchs die Post bezogen
ìncl. Postprovision jebo| ohne Bestellgeld.
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Wo. 264.
Aeltestes mid gelesenstes Klatt im Kreise Rendsburg.
Anzeigen fir die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten.
GSster Jahrgang.
Dienstag, den 10. November
Bei BernedSsiörungen
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung
dieses Blattes vorbehalten.
Ws Beilagen
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das
Blatt „Mode und Heivi" gratis beigegeben.
3000 Abonnenten.
HņşcrtionspreiS: pro Petttzeile 15 Ş
1896.
m
Morgen-Berichte
Plön, 9. Nov. Hofprediger grommet
ist, nachdem sich sein Zustand in der heu-
tigen Nacht rapide verschlimmert hatte,
heute Morgen 8>/ 2 Uhr verschieden.
Emil grommel, geb. 5. Januar 1828
in Karlsruhe, ftudirte in Halle, Erlangen
und Heidelberg Theologie, bekleidete in der
golge Pfarrämter in Karlsruhe und Bar
men und wurde 1869 als Garnisonpfarrer
nach Berlin berufen, wo er 1872 zum
Hofprediger ernannt wurde. Außer zahl
reichen Predigten hat er eine große Reihe
von Volksschriften veröffentlicht, die ihm
wegen ihrer schlichten Frömmigkeit, ihrer
gesunden Sprache und des köstlichen Hìl'
mors einen weit geachtete» Namen machten.
Berlin, 9. Nov. Der Kaiser empfing
gestern Mittag im Neuen Palais den
kommandirenden General des VI. Armee
corps, Erbprinzen von Sachsen-Weimar,
,ur Entgegennahme einer dienstlichen Mel
dung. Heute Vormittag nahm der Kaiser
den Vortrag des Geh -Raths Dr. von Lu
: -.'anus entgegen und hörte darauf die Ma
nnevorträge. — Die Kaiserin, welche sich
heute früh auf die Nachricht, daß der Ober
hofprediger Dr. grommel in Plön schwer
krank darniederliege, um 8 Uhr über Berlin
-ach Plön begeben hat, empfing unterwegs
; ie Nachricht von dem bereits eingetretenen
^.vde des hochverdienten Geistlichen.
Berlin, 9. Nov. Zu den morgen wieder
-- beginnenden Sitzungen des Reichstages
' schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.": In der
setzt kommenden Tagung werden sehr hohe
Anforderungen an die Arbeitskraft und die
politische Einsicht des Reichstages gestellt
fein. Im Hinblick darauf, daß der Reichs
tag jene Zweifel durch die That widerlegt
bat welche an seinen Ursprung anknüpften,
ist die Erwartung gegeben, daß er sich der
Größe seiner Aufgaben auch jetzt gewachsen
zeiqen und namentlich der Nation ein
Vorbild sein wird, durch Arbeit die Geister
zu sammeln, die politischen Bestrebungen
auf sichere erreichbare Ziele zu lenken und
jenen Halt zu gebieten, welche ihre Zwecke
zu erreichen hoffen, indem sie die Zerfahren-
heit mehren. Daß der Reichstag dieser
Erwartung entsprechen möge, ist der auf-
richtige Wunsch aller, denen das Vaterland
und die Wohlsahrt der Nation höher stehen
als Einzelbestrebungen und Sonderwünsche.
Berlin, 9. Nov. Die „Post" spricht ihr
Bedauern darüber aus, daß die Angelegen
heit der „Enthüllungen der Hamburger
Nachrichten" in der Presse immer noch
nicht zu Ende geführt ist und meint, die-
elbe werde es auch wohl nicht eher sein,
bevor nicht eine Besprechung im Reichstage
Klarheit in die Sache gebracht habe. Und
das sei im Interesse der Angelegenheit
sehr nothwendig. Das Blatt hofft, daß
eine offene Aussprache in den nächsten
Tagen den gordischen Knoten, der immer
mehr verschlungen wird, mit einein Schlage
lösen und damit den unerquicklichen Zwischen-
fall endlich aus der Welt räumen wird.
Berlin, 9. Nov. Laut der „Bert
Corresp." hat der Kaiser den Schillerpreis
dem Dichter Ernst von Wildenbruch zu
Berlin für die Tragödie „Heinrich und
Heinrichs Geschlecht" verliehen. Der Preis
besteht in einer Summe von 6800 Mark
und in einer goldenen Denkmünze im
Werthe von 300 Mark.
Berlin, 9. Nov. In der bekannten Be
leidigungsangelegenheit gegen den Journa-
listen Leckert und Genossen ist jetzt die An
klage erhoben ioorden. Sie richtet sich
nicht allein gegen die beiden bisherigen
Beschuldigten Heinrich Leckert und Carl
von Lützow, sondern auch gegen die Re
dakteure Dr. Plötz und Berger, gegen den
Gerichtsberichterstatker Oscar Föllmer und
den Vater des inhaftirten Journalisten
Leckert, Kaufmann Bruno Leckert. Redak
teur Berger ist wegen zweier Artikel über
„Offiziöse Preßwirthschast", Gerichtsbericht
erstatter Föllmer und Kaufmann Leckert
sind als Urheber dieser Artikel wegen
öffentlicher übler Nachrede des Staatsse
kretärs Freih. v. Marschall und des Lega-
tionsrathes Prinzen Alexander Hohenlohe
unter Anklage gestellt.
Berlin, 9. Nov. Am gestrigen Tage
sind wegen Uebertretung der neuesten Be
stimmungen über die Sonntagsruhe
gegen Zuwiderhandelnde mehr als 500 An-
zeigen ergangen. In den meisten Fällen
wird Widerspruch erhoben werden.
Köln, 9. Noobr. Der „Köln. Ztg."
zufolge hat die deutsche Regierung amtlich
in Rom mitgetheilt, daß das deutsche
Mittelmeergeschwader mehrere italienische
Häsen, zunächst Tarent, Neapel und Spezia,
anlaufen werde. Am ersteren Orte werden
bereits von den Einwohnern großartige
Vorbereitungen zum Empfange der deutschen
Seeleute getroffen.
Landcck i. Schlesien, 9. Noobr. Heute
Morgen wurden fünf Bahnarbeiter, die
ein gemeinschaftliches Zimmer bewohnten,
infolge von Vergiftung durch Kohlen
oxydqas erstickt ausgefunden.
Karlsruhe, 9. Noobr. Dem „Badischen
Landesboten" zufolge ist Lieutenant von
Brüsewitz zu sechs Jahren Festung und
zur Entfernung ans dem Heere verurtheilt
worden. Brüsewitz soll bereits in Civil-
' leider» nach der Festung Ehrenbreitstein
überführt worden sein. (Es ist kaum an
zunehmen, daß der Prozeß soweit gediehen
ist oder gar ein Erkenntniß die Bestätigung
des Kaisers erhalten hat. Red.)
Basel, 9. Nov. Der Direktor der
Handelsbank in Neuenburg, Nicolas, wurde
wegen Unterschlagung von V/ 2 Millionen
Francs zu 6 Jahren Gefängniß, der Sub
dieekior Schäublin wegen Beihülfe dazu
zu 1 Jahr Gefängniß verurtheilt.
Nom, 9. Nov. Der frühere Direktor
der Bologneser Filiale der Bank von
Neapel, Favilla, ist heute auf Grund von
Unregelmäßigkeiten, die bei einer Revision
entdeckt wurden, verhaftet worden. Die
Blätter hatten bereits Monate lang über
diese Unregelmäßigkeiten geschrieben.
Citta di CasteUo, 9. Nov. Das Hoch
waffer hat eine Höhe von 4 m über der
Tiberbrücke erreicht. Der vierte Theil der
Wohnungen ist überschwemmt; mehrere
Brücken sind fortgerissen, darunter die
Eisenbahnbrücke. Nach den bisherigen
Feststellungen sind 4 Personen ums Leben
gekommen. Nachdem das Wasser jetzt fast
ganz zurückgetreten ist, bieten die Felder
einen trostlosen Anblick dar.
Madrid, 9. Nov. Wie aus Sevilla
gemeldet wird, ist ein Dampser, an
dessen Bord sich eine Passagier-Gesellschaft
von 17 Personen befand, die auf dem
Guadalquivir Enten jagen wollte, nachts
infolge eines Zusammenstoßes gekentert.
Hierbei fanden im Ganzen 21 Personen
den Tod in den Wellen.
Cherbourg, 9. Nov. Seit gestern Abend
herrscht an der Küste heftiger Sturm, durch
welchen mehrere Schiffe vor dem Hafen
in Noth geriehen.
Laibach, 9. Novbr. Schon seit einigen
Tagen wurden hier Erdstöße verspürt, der
letzte gestern früh gegen 4V« Uhr. Der
selbe dauerte zwei Sekunden.
New-Aork, 9. Novbr. Der Dampfer
„Tiber" ist bei St. John Terrenenol mit
dem Schooner „Maggie" kollidirt. Letzterer
sank; 13 Personen, darunter der Kapitän,
dessen Frau und Kinder sind ertrunken.
New-Iork, 9. Nov. Während der letzten
4 Monate überwogen die Zurückziehungen
aus elf New-Iorker Sparbanken die Neu
einlagen um 12 000 000 Dollars. Dieser
Zustand hat sich nun gänzlich geändert.
Seit Dienstag herrscht im ganzen Lande
eine erneute Thätigkeit. Fabriken mit einer
Gesammt-Arbeiterschaft von 100000 Mann
haben seit der Wahl ihre Betriebe wieder
eröffnet.
Ausland.
Außereuropäische Gebiete.
Ncw-Aork, 8. Nov. Halb
Nov. Halb Canton
brachte die Nacht vom Dienstag auf Mitt
woch vor Mac Kinletz's Wohnung zu.
Die ersten Siegesnachrichten empfing er
mit einem Lächeln, bat aber seine Mit
bürger, nicht zu voreilig zu jubeln. Nach
Mitternacht war aller Zweifel gehoben.
Dann entstand eine Kundgebung, wie sie
das Städtchen sicher niemals erlebt hat.
Hunderte von Fackelträgern standen vor
Mae Kinley's Hause. Ringsherum auf
dem Rasen brannten eine Menge farbiger
Lichter. Da ließen alle Fabriken in dem
Städtchen ihre Dampspfeifen ertönen;
Kanonen, Gewehre und Pistolen wurden
abgeschossen. Der betäubende Lärm dauerte
eine halbe Stunde. Mac Kinlcy blieb die
ganze Nacht auf. Um ihn saßen seine
vertrauten Freunde und öffneten die ein
gehenden Depeschen. Ein Berichterstatter
des „Daily Telegraph" erzählt, daß Mac
Kinley's 86jährige Mutter, die sich in
feiner und feiner Frau Nähe befand, bei
der Verkündigung der Siegesnachricht mit
Thränen in den Augen zu ihrem Sohn
ging, ihm in das Antlitz schaute mw mit
gebrochener Stimme sagte: „Mein Sohn,
oh! mein Sohn!" Mac Kinley heirathete
1871 Ida Saxton, die Tochter eines
Bankiers in Canton. Seine beiden Kinder
sind jung gestorben. Frau Mac Kinley
ist seit langen Jahren schwer krank. —
Bryan empfing die Wahlresultate in
seinem Hause in Lincoln in Nebraska.
Nachdem die Telegramme von den großen
Städten den Sieg Mac Kinley's der-
kündet hatten, hoffte er noch immer, daß
das flache Land den Ausschlag zu seinen
Gunsten geben werde. Bryan's eigenes
Stadtviertel, seine Vaterstadt und seine
Grafschaft haben gegen ihn gestimmt.
Bryan erhielt nebenbei zahlreiche, ihn
verhöhnende Depeschen. Viele führten
die Bibel an. Eine Depesche empfahl ihm,
das 20. Kapitel im Hiob zu lesen. Alle
großen amerikanischen Städte haben für
Mae Kinley gestimmt.
Bombay, 9. Nov. In Scholapur, Pro-
vinz Bombay, fanden ernste Unruhen
statt. Ein aus 1500 Sack bestehendes
Getreidelager wurde von einem Volkshaufen
von ungefähr 5000 Mann geplündert.
Die Polizei, die alsbald herbeigeeilt war,
versuchte vergeblich, der Plünderung Ein
halt zu thun, und war gezwungen, Feuer
zu geben. Dabei wurden 4 der Pkünderer
getödtet und 6 verwundet, woraus der
Haufe auseinanderging. Man hält weitere
Unruhen in derselben Gegend für wahr-
cheinlich.
Serbien-
Man berichtet aus Belgrad: Wie die
hiesigen Blätter melden, stürzte sich im
Walde von Takowa ein Lämmergeier aus
einen Bauer und verwundete ihn schwer
im Gesichte und an den Händen. Erst
als ein zweiter Bauer dem Angegriffenen
zu Hilfe eilte, konnte der gefährliche Raub-
vogel überwältigt werden. Die Wunden,
die der Bauer im Kampfe mit dem Geier
davongetragen, sind so schwer, daß er an
einer Hand gelähmt bleiben wird.
Schweiz.
Ueber die Tödtung eines Arztes
durch einen Patienten bringt der Berner
„Bund" eine nähere Mittheilung, durch
welche indessen der tragische Vorfall noch
nicht aufgeklärt worden ist. Darnach
machte Dr. Burnier, Arzt am Sanatorium
in Ley sin, am Donnerstag Abend einen
Spaziergang mii seinem Kollegen Dr.
Stefani. Ein Pole, Pensionär des Hotels
Mont Blanc, dem Dr. Burnier vor einigen
Tagen den Rath ertheilt hatte, sich an
einen anderen Kurort zu begeben, näherte
sich ihnen mit den Worten: „Bezahlen
Sie einen Luftwechsel?" — Dr. Burnier,
überrascht, erwiderte einfach: „Nein!"
Hierauf gab der Pole aus nächster Nähe
fünf Revolverschüsse auf den Arzt ab,
deren letzter von Dr. Stefani abgelenkt
werden konnte. Von vier Kugeln zu Tode
getroffen, sank Dr. Burnier nieder und
starb bald darauf.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 9. Nov. Der Lemberger Dziennik
Polski meldet aus Petersburg: Am 27.
October wurde der russische Hofzug, worin
die Zarin Wittwe mit der Großfürstin
Olga und den Großfürsten Michael und
Nikolaus reiste, zwischen den Stationen
Sumbatowo und Michailow im Gouver-
nement Rjäsan plötzlich auf freiem Felde
angehalten. Der Maschinenführer hatte
bemerkt, daß an der Locomotive alle
Asr Milter von Woksßeim.
Roman von Gras Eugen HaussonVille.
„Das ist also der alleinige Grund Ihres Herkom-
fragte der Kommissar weiter.
Jawohl," bestätigte Laube. „Ich sagte es Ihnen
ja schon Ich warte darauf, daß der maskierte Man»
sieb »eiaen'wll und wenn ich ihn dann sasse, dann will
ich ihn niederschmettern, verstehen Sic mich — nieder
schmettern. „Diese letzten Worte des riesenhaften Men-
"Vielleicht, vielleicht auch mcht. DaS Blumenge-
Pans bezüglichen Fragen, welche Laube ganz über«»-
stimmend mit Louise beantworte.
Der Beamte steckte daSSchi" g a "A ?$
Und legte seine Papiere zniainmtN. Ȕ H
Vormund brauchen nunmehr morgen ich em
Korrektions-Tribunal zu erscheine» und hàn a v.:me
Vorladung nicht zu erwarten," sagte er, z" L me gr
wendet, indem er vom Tische ausstand,
t August Laube war über den ;
ehmuug sehr erfreut. „Wenn daS Gericht und die
Polizei mit ihren Fragen stets so rücksicht-voll 'va en,
wie Sie. Herr Kommlyar, dann qäbe eS weMg^V.r
brecher in der Welt." sagte er. Damit «ahm er de
Beamten »nt sich hinaus in die Küche, UM ihmdafelvj
ein Glas Bier anzubieten.
Die alte Frau und die Katze folgten ihnen ünd der
Kapitän blieb mit Louise allein zurück.
„Sie sind sehr gefällig und gütig gegen un» - - -
gegen mich gewesen, Herr von Molsheim," lag^e 1",
indem sie ihn errötend anblickte. „Ich danke Ihnen
den Herzen dafür." ' t t .«
Sie reichte ihm ihre Hand, die er zögernd ergriff,
dann aber eine kleine Weile in der seinen hielt, Vh"
Finger begannen nun zu zittern und sie zog dieselben
»Jhr^Vormviid hat also beschlossen, den Wettkamp?
mit dem maskierlen Ringer z» wagen?" iragle er, um
der Situation möglichst ein anderes Ansehen zu geben.
„Wagen ist hier nicht das rechte Wort," eiugeg-
uete sie. „Er wagt dabei nichts. Ec ist so stark wie ein
Löwe. Ich würde ihn verachte», wenn er die Heraus
forderung nicht annehinen wollte. Ich h'.be eine lei
denschaftliche Verehrung für starke Männer, und er ist
so stark, o so stark, wie »eben ihm keiner auf der Welt!"
Sie sagle dies mit einem stolzen, triumphierende»
Ausdruck, alS ob des Mannes physische Kraft eine» ge-
beinlulsvolle» Bau» um sie gezogen hätte. Mölsheim
sand jedoch keine Zeit, die Art dieses Bannes näher zu
ergründen, da Laube, der den Kounuissar bi§ zur Gar
tenpforte geleitet und sich dort von demselben verab
schiedet hatte, jetzt in das Zimmer zurückkehrte.
Während der ganzen Zeit dieses Besuches hatte
Molsheim nur den einen Hauptgedanken gehabt, zu
erfahren, ob die Verschwörer bereits am nächsten Tage
ihren Anschlag gegen den Prinzen auszuführen gedach
ten. Er glaubte nunmehr endlich daS Mittel gefunden
z» haben, sich hierüber Gewißheit zu verschaffen.
„Sie sind beide musikalisch, w-e ich sehe," sagte er
mit einem Blick aus das Klavier, auf dessen Decke! ein
Geigenkasten stand.
„Je nachdem die Zeit ist," antwortete Laube.
„Louise spielt ziemlich viel und auch ich fidele ab und
zu einķ der Lieder meiner Heimat. Louise singt auch
zmveileu . . ."
„Ich hörte die Stimme des Fräuleins, als ich vor-
hin den Gartenweg heraufkam," unterbrach ihn Möls
heim, und zu Louise gewendet, sägte er hinzu: „Würde
es Ihnen und Ihrem Vormund Vergnügen bereiten
morgen abend die Adeline Patti in der Oper zu hören?"
Louise ließ einen Ruf der Freude hören, Laube
aber schüttelte heftig den Kopf.
„Wir sollen in die Oper'gehen? Das könnte mir
fehlen!" sagte er unwillig. „Alle die Narren, die so
genannten vornehmen Herren, würden sich nach dem
dem Botanischen Garten die Au
Blumenmädchen aus .. W v„«,uuc» uicau-
gen aussehen und die Hälse verrenken und ich hätte
nachher, anstatt des einen Wichtes von heute nachmit
tag, von jenen Lasten mindestens ein Dutzend durchzu
prügeln."
„Im Parquet oder in den öffentliche» Logen wür
den Sie allerdings einiges Aufsehen erregen," antwor
tete der Kapitän, „in meiner Privat loge aber könnten
Sie der Oper völlig ungesehen und unbeobachtet bei
wohnen."
Louises Gesicht erglänzte vor Freude. „Aber wür
den Sie uuS anet, begleiten ?" fragte sie, und der Eifer,
den sie bei diese» Worten zeigte, ließ eine drohende
Wvtke aus Laubes Stirn heraufziehen.
„DaS ist mir ganz unmöglich," antwortete Möls
heim. „ich habe etwas anderes zu thun."
Seine beiden Zuhörer würden in das höchste Er
staunen geraten sein, wenn sie getvußt hätten, welcher
Besehäftigmig der Kapitän sich am nächsteit Abend hin
zugeben gedachte.
„Aber darf ich um Ihren Entschluß bitten," fragte
er nochmals.
Er wartete mit Herzklopfen aus die Antwort. Wenn
Louise und ihr Vormund sein Anerbieten auch nur so
lveit beachteten, um dasselbe in Ertvägung zu ziehen,
so war nicht anzunehmen, daß sie schon morgen früh
den Anschlag gegen das Leben des Prinzen auszuführen
beabsichtigen; entweder würden sie dann nicht in der
Stimmung und in der Lage sein, noch an demselben
Abend die Oper zu besuchen, oder die Vorstellung tvürde
wegen des plötzlichen Todes des jungen Thronerben
ausfallen müssen. '
Er fühlte sich wesentlich erleichtert, als er wahr
nahm, wie ernsthaft man seinen Vorschlag besprach.
Das Mädchen blickte ihren Vormund an und sagte:
„Ich glaube wohl, daß ich noch ein Kleid herausfände,
das für eine solche Gelegenheit ivohl passen wurde."
„Das glaube ich selber, erwiderte der Schweizer
lächelnd. „Was sollte Dir wohl nicht gut stehen. Aber
„Nun, hast Du denn nicht noch den Anzug, den
Du immer trugst, wenn Du Deine Reisen machtest?
Ich sollte meinen, der wäre noch gut genug, besonders
wenn die Großmutter ihn morgen ein wenig aufbügelt.
Aber so sage doch ja," schloß sie halb ungeduldig und
halb mit schmeichelnder Bitte.
„Nun meinetwegen," sagte Laube. „Es soll gelten.
Sie können die Karte oder den Schein, oder war im
mer dazu nötig ist, morgen in meinem Kiosk abgeben
lassen und mögen dasür auch schön bedankt sei». Hier
ist die Adresse."
Ec reichte dem Ritter von Molsheim eine kleine
Karte, ohne zu ahnen, daß derselbe bereits sehr genaue
Kenntnis sowohl von demBlnmen-KioSk, als auch von
allerlei anderen mit demselben zusammenhängende»
Dingen besaß.
Der Schweizer ging hinaus, um mit seiner Mutter
über die beste Art der Instandsetzung seiner Kleider
für den Opernbesuch Rücksprache zu nehmen.
Der Kapitän sagte sich jetzt, daß er eine Ausführ
ung des Mordanschlages für morgen wohl nicht mehr
zu befürchten habe. Er sollte hierin sogleich noch be
stärkt werden.
„Sie gehören zur Armee, Herr von Molrheim,"
sagte Louise plötzlich und ganz unerwartet. „Morgen
soll eine Besichtigung der Garden stattfinden, wie ich
gehört habe. Der Kaiser wird dort sein; wissen Sie
vielleicht, ob, „sie zögerte ein wenig, „ob der Kaiserliche
Prinz ebenfalls zugegen sein wird?"
Diese Frage erweckte in dem Kapitän einen Sturm
von Gedanken. Als Adjutant des kommandierenden Ge
nerals der Garnison von Paris rief sein Dienst auch
ihn zu dieser Besichtigung, er hatte auch bereits die
entsprechende Ordre erhalten; durch die Begebenheiten:
des heutigen Tages jedoch war ihm diese Sache gänz
lich aus dem Gedächtnis gekoinmen.
Diese Gärtnersleute aber beobachteten den Prinzen
so sorgfältig, daß sie ihre Gedanken bereits aus etwas
gerichtet hatten, was ihm selber noch gar nicht einge
fallen war. Er überlegte einige Augenblicke und dann
antwortete er: „Der Prinz wird bet der Parade sicher-
lich nicht fehlen, denn der Kaiser versäumt keine Ge
legenheit, seinen Sohn den Truppen zu zeigen, um ihn
bei denselben beliebt zu machen." 42,16*