Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

sein. — Damals hatte diese Notiz wenig 
Wahrscheinlichkeit für sich. Allein jetzt, nach 
den Enthüllungen in den „Hamburger 
Nachrichten", gewinnt der Inhalt der an 
geführten Nachricht an Wahrscheinlichkeit." 
— Die offiziös e „Karl sr.Z ei tung" 
schreibt in Bezug auf den Sonnabend 
Artikel der „Hamb. Nachr.", derselbe ent 
ziehe auch der Behauptung, daß man in 
Wien und Rom offiziell von der Existenz 
des deutsch-russischen Neutralitätsvertrages 
unterrichtet war, den Boden, und sie lasse 
damit den deprimirenden Eindruck, 
den das Hamburger Sprenggeschoß in den 
dreibundfreundlichen Kreisen Oesterreich- 
Ungarns hervorrief, und der den slavi 
schen Gegnern des Deutscht hums 
die Waffen schärft, begreiflich er 
scheinen. Es sei selbstverständlich nicht die 
erfolgreiche Politik, die dem Deutschen 
Reiche die Sicherheit und den Frieden nach 
zwei Seiten verbürgte, gegen welche sich, 
mit verschwindenden Ausnahmen, die ge 
sammte deutsche Presse wende. Es sei 
vielmehr die durch keinen äußeren Anlaß 
begründete und niemals zu begründende 
publizistische Indiskretion, die thatsächlich 
einen Augenblick unsere Beziehungen zu 
Oesterreich und Italien trübte, die deutsche 
Politik dem Verdacht der Doppelzüngigkeit 
aussetzte und unsere die deutsche Weltpolitik 
leitenden und für ihren Gang verantwort 
lichen Staatsmänner bewußterweise bloß 
stellen sollte. 
— Die Erklärung i nt „Reichs- 
anzeige r", so wird offiziös noch aus 
drücklich im „Hamb. Corr." geschrieben, ist, 
wie dies nicht' anders zu erwarten war, 
von dem Reichskanzler Fürsten 
Hohenlohe selbst veranlaßt worden. 
— Das Hamburger Organ des Fürsten 
Bismarck reproducirt an hervorragender 
Stelle folgendes Telegramm, das aus 
Hamburg an den Fürsten eingetr osfen ist: 
Hurrah! Du kühner Fechter! 
Wie jeder Hieb da sitzt, 
Wenn sich die Officieuse 
Darüber auch erhitzt. 
Schlag sie nur auf die Köpfe, 
Du Fechter deutscher Art, 
Schirm uns mit diesem Schilde, 
Du deutscher Ekkehard. 
Aus der auffallenden Form der Ver 
öffentlichung geht hervor, daß Fürst Bis 
marck damit einverstanden ist, wenn man 
in ihm den Urheber der Enthüllungen und 
der Fehde mit dem Reichsanzeiger erblickt. 
In einem Gespräch, welches ein Mitar 
beiter der Leipz. N. N. mit dem Fürsten 
hatte, sagte dieser: 
„Ja, ich habe mir wohl gedacht, daß 
der Stein, welchen die Hamburger Nach 
richten in den Entenpfuhl geworfen haben, 
ein lautes Gequak hervorbringen würbe, 
aber daß der Lärm so arg werden würde, 
ist mir doch überraschend. — Was mit der 
Veröffentlichung bezweckt wird, möchten die 
Blätter wissen?" Und Bismarck beant 
wortete diese Frage selbst in dem Sinne, 
daß dies lediglich Sache derjenigen sei, 
welche die von Hamburg aus erfolgten 
Mittheilungen über das deutsch-russische 
Abkommen für nöthig gehalten hätten. 
Auf eine weitere Frage antwortete der 
Fürst: „O, Sie überschätzen meine poli 
tische Leidenschaft. Ich habe ja auch ebenso 
wenig Verantwortlichkeit wie Einfluß, und 
ich erlebe auch schwerlich die Folgen dessen, 
was jetzt geschieht oder unterbleibt. Aber 
ich bedaure doch, daß, nachdem wir dreißig 
Jahre im Aufschwung gewesen sind, jetzt 
die Sache rückwärts geht. Ich erlebe ja 
-.as Ende nicht, aber für meine Söhne 
thut es mir leid. Nun, sie mögen sehen, 
wie sie fertig werden." — Jemand wies 
auf die jetzigen und früheren Preßdrohun 
gen an die Friedrichsruher Adresse hin, 
daß dem Fürsten „der Prozeß gemacht 
werden müsse". — Dazu meinte der Fürst: 
„Ja, ich meinerseits habe gar nichts da 
gegen, wenn sie mir einen dramatischen 
Abschluß gestalten wollen." Dadurch wurde 
das Gespräch wieder auf das hohe Alter 
des Fürsten gelenkt und auf die Hoffn un 
gen, die seine Feinde und Gegner darauf 
gründeten. Mit gutmüthigem Lächeln 
äußerte der Fürst; „Gegen das Alter bin 
ich freilich machtlos; aber ich fühle mich 
doch noch nicht so hinfällig, wie die Herren 
glauben, daß ich bin. Es geht ja abwärts 
auf meinem Lebenswege, aber doch nur 
langsam." 
— Das eigentliche Ziel der Ent 
hüllungen des Fürsten Bismarck, 
so schreibt auch der offiziöse „Hamb. 
Korr.", war ein höheres. Graf Caprivi 
war nur die Deckadresse. Der Artikel der 
„Neuen freien Presse" läßt — wie auch 
in diesem Blatte gestern hervorgehoben wurde 
—- darüber nicht den mindesten Zweifel: 
„er wendet sich so offen, wie es ohne 
Namensnennung nur möglich, an Kaiser 
Wilhelm II. als Urheber der Absage 
an Rußland im Jahre 18 90. 
— Vor einigen Tagen machte, so be 
merkt die „Nationalztg.", ein militärischer 
Mitarbeiter des Pariser „Figaro" beiläufig 
die Bemerkung, die Stunde sei nicht mehr 
ferne, da der Minister genöthigt sein wird, 
200 Millionen für die Umgestaltung des 
Artillerie-Materials in Anspruch zu nehmen; 
es würde zu nichts führen, sich über solche 
Forderungen zu beklagen; der „beio affnete 
Friede" sei nur um diesen Preis zu haben. 
Man hat aus dieser Äußerung geschlossen, 
daß die Herstellung von Schnellseuerge- 
schützen für die französische Artillerie 
bereits im Gange sei. Ob dem so ist, 
wissen wir nicht, aber wir haben Grund 
zu der Annahme, daß auf deutscher Seite 
alle Vorkehrungen getroffen sind, um, falls 
von Frankreich aus den europäischen Völ 
kern diese neue Last aufgenöthigt wird, 
uns wenigstens den rechtzeitigen militäri 
schen Vortheil derselben zu sichern. — 
Angesichts der Möglichkeit einer kostspieligen 
Umgestaltung des Artilleriewesens sollte 
man um so mehr sich in den Forderungen 
für neue Schiffsbauten begrenzen. 
— Das von der sächsischen M i - 
litärv erwaltung seit einigen Iah- 
ren befolgte Verfahren, den Bedarf 
des Heeres an Körnerfrüchten 
von den s ä ch s i s ch e n L a n d w i r t h e n 
möglichst direkt zu kaufen, hat sich nicht 
bewährt. Die sächsischen Proviantämter 
klagen darüber, daß ihnen, infolge des 
schlechten Erntewetters, von Seiten der 
Landwirthe neuerdings fast gar keine An 
gebote gemacht werden. Um den Bedarf 
an Körnerfrüchten zu decken, sieht sich da 
her die Militärverwaltung genöthigt, sich 
an andere Bezugsquellen zu wenden und 
außersächsisches Getreide zu kaufen. 
— Gegen den D i st r ikts kom missar 
v. Carnap ist, wie das „Pos. Tagebl." 
erfährt, wegen der in der Schwurgerichts- 
Verhandlung zur Sprache gebrachten, noch 
nicht verjährten Mißhandlung des 
Nachtwächters und des Arbeiters 
Grygiel in Pszenica bereits ein straf 
rechtliches Verfahren eingeleitet 
worden. 
Der Druckfehlerteufel hat der 
„Königsberger Hart. Ztg." in ihrer poli 
tischen Uebersicht zu einer sensationellen 
Nachricht verholfen. Darnach herrschte in 
den leitenden türkischen Kreisen die Absicht, 
sich einen Kriegsschauplatz anzulegen. 
Einen Kriegsschauplatz mit allem Komfort 
der Neuzeit — keine üble Idee! Vielleicht 
ließe er sich sogar, so lange er von den 
Unternehmern nicht selbst gebraucht wird, 
an andere kriegslustige Nationen ver- 
miethen! Es sollte natürlich nicht Kriegs 
schauplatz, sondern Kriegsschatz heißen. 
Weil er nicht die Konzession für 
eine „Altdeutsche B ierstube" erhielt, 
hat der Zimmermeister Meyer in Gleiwitz 
sein im Jahre 1872 zu Gunsten seiner 
Vaterstadt gemachtes Testament zerrissen 
und verbrannt. In demselben hatte er 
10000 Mk. für das Bürgerhospiz, 10000 
Mk. für die neue katholische Kirche jin 
Gleiwitz und 10000 Mk. für einen andern 
wohlthätigen Zweck vermacht. Das Testa 
ment war gerichtlich deponirt. 
Pforzheim, 29. Oct. Eine richtige 
Robinsonade scheinen zwei Schüler 
einer hiesigen Lehranstalt ausführen zu 
wollen. Sie entfernten sich nach der 
„Neckarztg." vorgestern von hier, indem 
sie die Richtung nach Calw einschlugen, 
woselbst ihre Spur, vorläufig wenigstens, 
verloren ging. Die unternehmenden Jungen 
rüsteten sich vor ihrer Abreise mit einem 
Zelttuche, einem „Tomahawk" in Gestalt 
eines Küchenbeils, sowie mit „Proviant" 
aus, was darauf schließen läßt, daß sie 
ihr „Wigtvam" im Freien aufzuschlagen 
gedenken. Lange wird das „Wildsein" 
wohl nicht dauern. 
Aus dem Rheingan, 1. Nov. Bei dem 
denkbar schlechtesten Wetter hat der dies 
jährige Herbst seinen Anfang genommen 
und scheint auch so endigen zu wollen. 
Die Weinlese liefert der Menge nach 
durchgehends ein recht günstiges Resultat, 
denn die ausgelaufenen Trauben fallen 
nicht sehr in's Gewicht. Die Trauben 
sind durchgehend dünnhäutig und geben 
viel Most. Die Qualität ist gering, eine 
Folge der ungünstigen Witterung im letzten 
Vierteljahr, in der Zeit, in der die Trauben 
reifen und edel werden sollten. Einen 
Mittelwein giebt es, der über den 1891er 
zu stellen sein wird. 
Nürnberg, 1. Nov. In Fürth kam 
gestern die bekannte Beleidigungsklage 
des volksparteilichen Lehrers Mähr lein 
gegen Magistratsrath Kurz Verhandlung, 
der geäußert haben sollte, daß M. aus 
einem von der Straßenbahngesellschaft ver 
anstalteten Festmahle bei dem Hoch auf 
den Prinz-Regenten sitzen geblieben sei. 
Das Schöffengericht hatte Kurz freige 
sprochen, weil er es als festgestellt er 
achtete, daß M. während der an das Hoch 
anschließenden Königshymne sitzen geblieben 
sei. Bei den einander widersprechenden 
Zeugenaussagen einigen sich auf Vorschlag 
des Vorsitzenden der Strafkammer beide 
Parteien in einem Vergleich 
Kassel, 2. Nov. Das Kindermädchen 
Möller, welches einem Säugling ihrer 
Herrschaft auf Wilhelmshöhe Phosphor/ 
köpfe von Schwefelhölzern in eine Milch, 
flasche gethan und das Kind diese Sub- 
stanz trinken ließ, wurde wegen versuchten 
Giftmordes, weil das Mädchen erst 15 
Jahre alt ist, zu einem Jahre Gefängniß 
verurtheilt. Das Kind wurde durch die 
Aerzte gerettet. 
Hildcsheim, 2. Nov. Ein nächtliches 
Abenteuer eigener Art war die Ursache, 
daß der in den 50er Jahren stehende 
Thierarzt Haar strick, ein bekannte, 
und angesehener Bürger unserer Stadt, 
sich heute vor der hiesigen Strafkammer 
wegen Uebertretung der Straßenpolizei 
oerordnung, B e a m t e n b e l e idig un g, 
Widerstandes gegen die Staats 
gewalt und w i s s e it t l i ch falscher 
Anschuldigung zu verantworten hatte. 
Als H. auf der Rückkehr von einer Ge 
schäftstour am 17. Juni d. I., Abends 
nach 11 Uhr, innerhalb der Stadt mit 
seinem Gefährt in schneller Gangart eine 
schlecht beleuchtete Bahnunterführung pas- 
sirte, stürzte aus dem Halbdunkel hervor 
mit erhobenem Stocke und dem Rufe Halt! 
ein ihm unbekannter Mann und fiel dem 
Pferde in die Zügel. Als der Unbekannte 
das Pferd nicht zum Stehen zu bringen 
vermochte, schwang er sich hinten auf den 
Wagen, ergriff mit der linken Hand die 
Zügel und, nach Angabe des H., mit der 
Rechten dessen Kragen und zog diesen so 
fest an, daß dem Angegriffenen fast der 
Athem ausging und der Hals mehrere 
Tage geschwollen war. H, der glaubte, 
daß es sich um einen Ueberfall handelte, 
hielt seine goldene Uhr nebst Kette fest, 
schleuderte dem vermeintlichen Räuber ein 
derbes Schimpfwort entgegen und begann 
dann laut um Hülfe zu rufen, während 
das scheu gewordene Pferd mit dem Gefährt 
aus der Bahnunterführung hervor auf den 
vor dieser befindlichen freien Platz raste. 
Auf die fortgesetzten Hülfernfe des H. 
kamen aus einer nahen Gastwirthschaft die 
Wirthsleute nebst zahlreichen Gästen herbei 
und brachten das Pferd zum Stehen. Der 
auf dem Wagen stehende Unbekannte fragte 
jetzt nach dem Namen des H., während 
dieser wissen wollte, wer sein ungebetener 
Fahrgast wäre. Dieser zeigte eine Polizei 
liche Erkennungsmarke und fügte hinzu, 
seinen Namen könne H. am anderen Morgen 
auf dem Rathhause — dort befindet sich 
das Polizeibüreau — erfahren. Das Bor 
zeigen der polizeilichen Erkennungsmarke 
hat aber weder H. noch haben es die 
Umstehenden bemerkt, mit Ausnahme eines 
Nachtwächters, der auf einen Pfiff des 
Polizeibeamten in Civil, denn ein solcher 
war es, herbeigeeilt war. H., der noch 
immer glaubte, daß es sich um einen 
Ueberfall gehandelt hätte, erstattete am 
andern Morgen der Polizeibehörde und am 
zweiten Tage auch der Staatsanwaltschaft 
schriftliche Anzeige von dem Vorfall, erfuhr 
dann aber von dem erwähnten Nachtwächter, 
daß er es mit einem Polizeibeamten zu 
thun gehabt habe, der ihn angehalten hatte, 
weil nach seiner Meinung das Fuhrwerk 
des H. nicht erleuchtet war. Die Folge 
war die oben erwähnte Anklage. Der 
Angeklagte bestritt heute, daß sein Fuhr 
werk bei der Durchfahrt unter der Bahn 
unterführung unbeleuchtet gewesen sei und 
behauptet, das Licht sei erst während der 
Fahrt mit dem Beamten in Folge einer 
dabei vorgekommenen Beschädigung der 
Laterne erloschen. Diese Behauptung wurde 
durch Zeugen unterstützt, welche die Laterne 
wieder angezündet und dabei bemerkt hatien, 
daß sie noch warm war. Der Angeklagte 
will auch nicht, wie der Beamte aussagt, 
beim Anrufen durch diesen sein Pferd zu 
einer schnellen Gangart angetrieben, sondern 
die Gewalt über das Pferd verloren ge 
habt haben Zahlreiche Zeugen bekundeten, 
daß das Pferd sich immer scheut, die frag- 
liche Bahnunterführung zu passiren, und 
daß es, wenn es sich endlich dazu entschließt, 
stets in die schnellste Gangart zu verfallen 
pflegt. Der Staatsanwalt hielt die Anklage 
in vollem Umfange aufrecht und beantragte 
außer einer Geldstrafe für die Nichtbeleuch 
tung des Fuhrwerks 8 Monate und 3 
Wochen Gefängniß. Der Gerichlshof ver- 
urtheilte den Angeklagten nur wegen Be- 
amienbeleidigung zu 100 Mark Geld 
strafe und in die Kosten. 
Zwickau, 2. Novbr. Die Wenzel'sche 
Papierfabrik in Hundshübel ist sammt der 
Fabriktischlerei niedergebrannt. Die Ent- 
stehung des Feuers ist unaufgeklärt. 150 
Arbeiter sind brodlos. 
Hamburg, 2. Nov. Graf W i l h e l m Bis 
marck weilt seit Anfang voriger Woche 
in Friedrichsruh. Man bringt die An 
wesenheit mit den letzten Vorgängen in 
Verbindung. 
Hamburg, 2. Nov. Am gestrigen Um 
ziehtage wurden bei dem hiesigen Amts 
gericht 30 Räumungsklagen anhängig ge 
macht. Es sind das Klagen gegen Miether, 
die trotz ordnungsmäßiger Kündigung die 
Wohnung nicht verlassen wollten. Um 
diese Geschäfte zu erledigen, waren 6 Amts 
richter beauftragt, von 10 Uhr morgens 
bis 7 Uhr Abends Termin abzuhalten. 
In den nächsten Tagen wird am Alten 
wall in Hamburg das neue Fernsprech, 
amt eröffnet werden, welches nach amtlicher 
Mittheilung das größte der Erde sein 
wird, da es ungefähr 10 000 Leitungen 
von Hamburg und den entfernteren 
Stationen aufnehmen kann. In den großen 
Sälen des umfangreichen Amtes sind 200 
Telephonistinnen thätig. 
Provinzielles. 
Der bekannte Margarinefabrikant A. 
L. M o h r in Bahrenfeld wird eine neue 
C a c a o f a b r i k ins Leben rufen. Die 
Vorbereitungen sind schon so weit gediehen, 
daß die Fabrik zum Frühjahre in Betrieb 
gesetzt werden kann. 
WandSbeck, 3. Nov. Eine wohl 
habende Dame, eine Rentiere, hat 
aus einem Garten verschiedene Blumen 
entwandt, außerdem aber die gärtnerischen 
Anlagen auf dem Familiengrab des Be 
stohlenen gänzlich verwüstet. Während der 
Amtsanwalt nur einen Tag Gefängniß be 
antragte, erkannte das Gericht auf fünf 
Tage. 
Altona, 1. Nov. Die hiesige Kriminal 
polizei hat hier gestern Nachmittag einen 
guten Fang gemacht, indem sie zwei raffi- 
nirte Schwindler, einen Commis Jsenberg 
und dessen Schwager Elkan aus Hamburg er- 
mittelte und verhaftete. Diese beiden saubern 
Herren machten auf folgende Weise ein groß 
artiges Geschäft. Sie hatten sich hier in der 
Gustavstraße 14 ein Komptoir gemiethet 
und erließen in Hamburger und andern 
Blättern der Nachbarschaft Inserate, in 
denen sie bekannt gaben, daß ein Hamburger 
Kapitalist 100 000 Mk. gegen Sicherheit 
oder Bürgschaft in Posten bis 5000 Mk. 
mit 6 Prozent Zinsen verleihen wolle. 
Auskunft würde in der Gustavstraße ertheilt. 
Natürlich eilten und schrieben viele Hülfs- 
bedürftige dorthin, denen dann bedeutet 
wurde, daß sie vorher für einzureichende 
Erkundigungen, Bemühungen u. s. w. Be 
träge von 2 bis 10 Mk. je nach Höhe 
des gewünschten Darlehns zu zahlen hätten. 
Die meisten erklärten sich hierzu auch 
bereit und infolge dessen erwuchs diesen 
unternehmenden Jünglingen daraus eine 
Tageseinnahme von 50 Mk. und mehr. 
In drei Fällen sollen sie kleinere Beträge 
thatsächlich auch gegen hohe Zinsen ver 
liehen haben. Jsenberg hat vor einiger 
Zeit in Hamburg erst den Offenbarungseid 
geleistet. (D. T.) 
Neustadt, 1. Nov. Der heutige „Bündel- 
tag" hatte einen lebhaften Verkehr durch 
an- und abziehende Dienstboten im Gefolge. 
Die Löhne sind gegen früher ganz dieselben 
geblieben, an Knechte zahlt man je nach 
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Vermischtes. 
— Der arme Fürst BiSmarck! Das hat 
er nun davon, daß er sich in sein Lauen- 
burger Herzogthum einschließt und nichts 
von der Welt wissen will, Niemanden 
empfängt und sogar Deputationen, die ihm 
einen Ehrenbürgerbrief überbringen, ver 
geblich antichambriren läßt! Kaum hat er 
den chinesischen Trubel mit Li-Hung-Tschang 
hinter sich. kaum kann er sich von diesen 
endlosen Strapazen, in die er durch den 
Träger der gelben Jacke und geknickten 
Pfauenfedern hineingezogen wurde, endlich 
ein wenig erholen, so sind schon spleen 
behaftete Amerikanerinnen hinter ihm her, 
ihm den letzten Rest seiner beschaulichen 
Ruhe zu stören und zu rauben. Auf solche 
ingeniöse Ideen kann aber auch nur ein 
amerikanisches Gemüth verfallen; welcher 
Sterbliche sonst ist im Stande, europäisch 
gebildete Ohren, noch dazu denen des 
großen Weltevneert - Capellmeisters, ein 
durch einen Petroleum - Motor zu be 
treibendes Orchestrion zuzumuthen? Es ist 
kein Scherz, sondern bittere Wahrheit: 
amerikanische Damen haben dem Fürsten 
ein Orchestrion geschenkt, das 36 Stücke 
spielt und das von solch' wahnsinnig großen 
Dimensionen ist, daß es durch einen Motor 
betrieben wird Der Maschinen-Jngenieur, 
der den Motor montirt, ist aus Amerika 
mitgekommen. Armer Fürst, wie wird 
das werden, wenn dieses unglückliche 
Orchestrion seinen „Yankee Doodle“ oder 
„Mc. Kinley ist the smartest man“ oder 
gar „Hiddeli-titi, hi-ti-ti“ zu brüllen anfängt, 
wie wird das enden, wenn es im ganzen 
Herzogthnm Lauei-.bnrg von nichts Anderem 
denn „Daisy, Daisy", „After the bal“ 
oder ,,Trara-ra-boom-de-ay‘‘ tönt? Wie, 
wenn diese amerikanische Maschine verrückt 
wird, und aus einmal alle 36 Lieder los 
läßt? Dieser Gedanke ist zu schwarz und 
niederträchtig, — wir haben auch nicht 
den Muth ihn sorlzuspinnen. Eines ist 
aber sicher, es wird nicht lange dauern, 
und Dr. Chrysander wird nach Amerika 
um den Maschinen-Jngenieur kabeln, daß 
er das Teufelswerk wieder abhaue, — oder 
aber die Lauenburger werden alle taub. 
— Der ehemalige Rechtsanwalt Fritz 
Friedmann, Docteur en droit, Chevalier 
da l’Ordre de St. Stanislas de Russie, 
Paris, bietet sich jetzt, wie der „Fränk. K." 
berichtet, als . . . Zeitungskorrespondent 
an, und zwar in einem Briefe, worin er 
behauptet, daß sein Name den Zeitungs 
redactionen „nicht unbekannt sein" 
dürfte. 
— Ein Fraucnduell. Die Frauen- 
bewegung macht in Italien gewaltige 
Fortschritte; sebst das Duell ist dort 
nicht mehr ein Vorrecht der Männer, wie 
folgender Vorfall beweist, der uns aus 
Salerno gemeldet wird: Maria Antoniello 
und Maria Lullo aus Oliveto Citra sind 
Todfeindinnen. Eine von ihnen hatte der 
Anderen den Liebsten abwendig gemacht. 
Dieser Tage geriethen die beiden Damen 
ans der Straße hart an einander; 
Drohungen flogen herüber und hinüber, 
und schließlich schrie die Antoniello der 
Lullo in's Ohr: „Auf dem Kirchplatze 
sehen wir uns wieder!" — „Jawohl, in 
einer halben Stunde", bekräftigte die Lullo. 
Eine halbe Stunde später standen sich die 
beiden Kämpinnen, mit Aexten 
bewaffnet, auf dem Kirchplatze gegenüber 
und schlugen tapfer auf einander los. Die 
Lullo verließ den Kampfplatz mit einer 
schweren Kopfwunde; aber auch ihre 
Gegnerin war etwas arg „zerzaust", ivas 
die königlichen Carabinieri jedoch nicht 
verhinderte, sie zu verhaften und in das 
Gefängniß zu führen. 
— Der Mann mit dem Hundertmark 
schein, von dem wir jungst eine ergötzliche 
Geschichte erzählten, hat einen Doppel 
ganger, wie uns geschrieben wird. Dieser 
leidet ebenfalls an der nicht weiter gefähr 
lichen Renommier-Krankheit und „arbeitet" 
nach einem Prinzip, das mindestens ebenso 
originell ist. Unser Renommierbruder ist 
Versicherungs-Beamter, unverheirathet und 
bezieht ein Gehalt, von dem er ganz gut 
leben kann. Aber er bildet sich ein oder will 
es vielmehr Leuten glauben machen, einen 
steinreichen Erbonkel zu besitzen, und that 
sächlich langen von diesem „Erbonkel" alle 
Augenblicke größere und kleinere Geld- 
sendungen an. Das geht folgendermaßen 
zu: Hat Herr X. sein Monatsgehalt in 
der Tasche, so giebt er zwei Hunderter an 
seine eigene Adresse auf. Das ist der 
„Hauptzuschuß vom Erbonkel" ! Am andern 
Mittag ist die erste, an die „Schlafmutter" 
gerichtete Frage: „Hat mein Onkel schon 
Geld geschickt?" Natürlich, ja, wie immer, 
zweihundert Märker! So wiederholt sich 
das im Monat unter Umständen noch 
mehrere Male; nur werden die Beträge 
immer kleiner, und einmal soll sogar der 
Onkel kurz vor dem Letzten „bloß einen 
lumpigen Zwanziger" geschickt haben. Die 
„Schlafmutter" müßte keine rechte Evas 
tochter sein, wenn sie nicht der ganzen 
lieben Nachbarschaft von ihrem wohl 
habenden Chambregarnisten erzählen wollte; 
was Wunder also, daß auch Herr 3fc\ eine 
„vielumworbeneParthie" ist. Indeß glauben 
wir, daß ihm ebenfalls die Stunde schlagen 
wird, in welcher das kunflvoSe Karten 
gebäude zusammenstürzt und der „Erb 
onkel" sich vor aller Welt in eitel 
Dunst auflöst. 
— Durch Felsstürze auf der Brenner- 
bahn wurde ein Zug um ein Haar in 
einen Abgrund geschleudert. In der Nacht, 
so schreibt man aus Franzensfeste, stürzten 
drei überhängende, sehr große Felstrümmer 
den Hang herunicr .und kollerten in dem 
Augenblick auf das Geleise, als der Postzug 
von Innsbruck an diese Stelle kam. Ein 
Felsstück schlug den rechtsseitigen Cylinder 
der Locomotive weg, so daß die Weiter- 
fahrt unmöglich >oar. Es Ivurde sogleich 
ein Bote nach Aßwang gesandt, wo der 
Nachtschnellzug nach München stand, und 
dieser wurde zurückgehalten. Ein Glück 
ist es zu nennen, daß die übrigen Fels- 
trümmer den Zug nicht berührten, und 
daß trotz der Wucht, mit welcher der eine 
Block auf den Cylinder der Locomotive 
auffiel, das Bedienungspersonal derselben 
unbeschädigt blieb. Mit dreieinhalbstündiger 
Verspätung konnte endlich der Postzug 
mittels einer Hilfsmaschine die Fahrt 
fortsetzen. 
— Ocffentlichc Schlachthäuser bestehen 
in den Regierungsbezirken Königsberg 23, 
Gumbinnen 13, Danzig 4, Marienwerder 
20, Berlin 1, Potsdam 12, Frankfurt 
a. O. 9, Stettin 6, Köslin 8, Stral-: 
fund 4, Posen 16, Bromberg 16, Breslau 17, 
Liegnitz 14, Oppeln 19, Magdeburg 7, 
Merseburg 6, Erfurt 2, Schleswig 1, 
Hannover 2, Hildesheim 6, Lüneburg 3, 
Stade 1, Osnabrück 2, Aurich 4, Münster 6, 
Minden 7, Arnsberg 23, Kassel 11, Wies- 
baden 4. Koblenz 5', Düsseldorf 17, Köln 
Trier 8, Aachen 3, Sigmaringen 2, 
' .11 •>, ^vyuiumijjwi Aj f 
zusammen in 307 Städten. In 248 Orten 
ist mit dem Schlachthause eine Freibank 
verbunden, in 53 dagegen nicht. Die Zahl 
der Schlachtungen in den vorgenannlen 
307 Schlachthäusern betrug: 23 790 Pferde, 
662 164 Rinder, 972,500 Kälber unter 
6 Wochen, 1 056 524 Schafe und Ziegen, 
2 630 841 Schweine. Außerdem wurden 
in die bezüglichen Städte eingeführt: 355% 
Pferde, 104 342% Rinder, 225 940 Kälber 
unter 6 Wochen, 100 034'/., Schafe und 
Ziegen, 298 622'/., Schweine. 
— Drusche Treue und englische Aus- 
spräche. Hausfrau: „Aber Trine, warum 
weinen Sie denn?" — Köchin: „Ach, 
Madame, mein L-chatz hat mir betrogen! 
Er wollte nach Amerika gehen und mir 
später nachkommen lassen und jetzt schreibt 
er mir, er wäre mit der Red-star-„iitite" 
abgefahren!" 
— Missverstanden „Herr Kommerziell- 
rath, ich preise mich glücklich, in Ihrer 
Tochter meine zukünftige Fran gefunden 
zu haben!" — „Glaub's bei einem Finder- 
lohn von zweimalhunderttausend Mark!" 
Unangenehm Fräulein A.: „Wie, 
Du bist noch nicht verheirathet? Du hast 
mir doch schon vor einem Jahre gesagt, 
daß Dein Verehrer Dir einen Heiraths- 
amrag machen wollte?" — Fräulein B.: 
„Ja, weißt Du, der arme Mensch stottert, 
und da ist er bi» heute noch nicht damit 
fertig geworden."
	        
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