Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

iii 
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wohl erkennenden Goldmänner und be 
schlossen, den praktischen und mit gesundem 
Menschenverstände ja begabten Aankees statt 
mit Theorien und mit Gründen, mit Zahlen 
zu kommen. 
Sie setzten in Zeitungsartikeln, Wahl 
reden, kurzen Broschüren Folgendes aus 
einander, das mit den nöthigen Abände 
rungen auch vielen Wählern in der alten 
Welt, in welcher ja «uch noch die Silber- 
Agitation spukt, zur Erwägung empfohlen 
werden darf. 
Die Silbermänner — setzten sie etwa 
auseinander — wollen gesetzlich dekretiren, 
daß wer 16 Unzen Silber hat, dafür eine 
Unze Gold soll erhalten müssen. Da aber 
jetzt erst 30 Unzen Silber eine Unze Gold 
werth sind, so bedeutet dieses Gesetz so viel, 
als dekretiren, daß 53 statt 100 Cents 
einen Dollar werth sein sollen. Für die- 
jenigen, die Silber haben, ist das ja eine 
schöne Sache; ihr Vermögen wird mit 
einem Federstriche verdoppelt. Für Schuld 
ner ist die Sache auch sehr schön; denn 
sie sind durch einen Federstrich die Hälfte 
ihrer Schulden los. Aber es giebt doch 
noch andere Menschen im Lande als Silber 
besitzer und Schuldenmacher. Es giebt 
auch Leute, die Gold haben, und es wäre 
Raub, sie zu zwingen, das Silber, das nur 
einen halben Dollar werth ist für einen 
Dollar zu nehmen. Und es giebt auch 
Gläubiger, die man betrügt, wenn man 
die Schulden zur Hälfte streicht. Glau- 
biger aber sind heutzutage nicht blos 
Wucherer und Kaufleute, sondern Biele, 
die es gar nicht wissen, daß sie es sind. 
Gläubiger ist, wer ein Sparkassenbuch be 
sitzt, wer einen Pfandbrief, ein Renten- 
papier, eine Obligation sein eigen nennt, 
wer sein Leben, seine Mobilien usw. ver 
sichert hat. Und die Zahl der Gläubiger- 
ist — zumal in den Bereinigten Staaten 
— eine sehr große. Es giebt in den Ber 
einigten Staaten rund 5 Millionen Be- 
sitzer von Sparkassenbüchern, über einen 
Gesammtbetrag von rund 1 800 000 000 
Dollars. Die Wahl Bryans, die Reha- 
bilitirung des Silbers würde bedeuten, 
daß den Sparern 816 000 000 Dollars 
genommen werden. Und dieser Verlust 
fällt nicht etwa auf die Reichen, die Mil- 
lionäre, sondern fast ausschließlich auf die 
Arbeiter, Handwerker und andere mehr 
oder minder kleinen Leute. 
In den Vereinigten Staaten giebt es 
ferner 3 352 000 Besitzer von Lebensver 
sicherungspolicen über eine Gesammtsumme 
von 9 463 000 000 Dollars. Die Lebens 
versicherungs-Gesellschaften haben jährlich 
120 Millionen Dollars auszuzahlen. Die 
Wahl Bryans und die Rehabilitirung des 
Silbers würden für die Wittwen u. Waisen 
im Lande einen Verlust von 56 '/ 2 Mill. 
Dollars jährlich bedeuten. Die Beraubung 
der hülflosen Hinterbliebenen gerade der 
fleißigsten und bedachtesten Bürger aber 
gereicht einem Lande weder zur Ehre noch 
zum Nutzen. Eine weitere große Klasse, 
die jährlich um 66 Millionen Dollars in 
ihrem Einkommen gekürzt werden würden, 
sind die Staatspensionäre, also in den 
den Vereinigten Staaten hauptsächlich die 
Invaliden, eine Armee von 970000 Mann. 
Indem so vorgerechnet wird, wer ver 
lieren und wie viel Jeder verlieren muß, 
macht man zunächst die betheiligten Kreise 
auf ihr Interesse, und die anderen Klassen, 
die auch zum weitaus größten Theile in 
direkt verlieren müssen, auf ihre Pflicht 
aufmerksam. Es ist jetzt kaum noch anzu 
nehmen, daß Bryan gewählt wird, und 
seine Niederlage wird nicht zum geringsten 
Theil zurückzuführen sein auf diese Art 
der Beweisführung, dieses argumentum ad 
hominem. (Holst. Cour.) 
Denis; die armseligen Hütten sind zerstört, 
viele Bewohner flüchteten nach Villeneuoe. 
Der bekannte Ausflugsort Bougioal gleicht 
einem See. Bei Lyon steigen die Rhône 
und die Saône fortgesetzt in beunruhigen- 
der Weise. Zahlreiche Häuser stehen unter 
Wasser. In Neuville treiben Möbel auf 
der Saône. In Saint-Rambert sind die 
Soldaten vom Wasser in den Kasernen ein 
geschlossen. Die Hälfte der Ortschaft ist 
überfluthet, zahlreiche Häuser sind ge< 
schlossen. Der angerichtete Schaden ist sehr 
beträchtlich. Rettungsgesellschaften orga- 
nisiren die Hilfeleistung. Bisher ist kein 
Verlust an Menschenleben vorgekommen. 
Paris, 29. Oktbr. In den ärztlichen 
Kreisen von Paris erregt der S e l b st m o r d 
des bekannten Professors Hanot, der 
in der letzten Zeit eine Abtheilung im 
Hospital Saint Antoine leitete, großes 
Aufsehen. Professor Hanot arbeitete mit 
seinem Assistenten in seinem Privat- 
laboratorium, als dieser bemerkte, daß 
Dr. Hanot mit Giften hantirte. Er ahnte 
ein Unglück und entriß ihm ein Fläschchen, 
das Cyankali enthielt, allein zu spät. 
Eine Viertelstunde später war Dr. Hanot 
bereits todt. Der Selstmord des vielbe 
schäftigten Arztes wird ein grelles Licht 
auf die zerrütteten Familienverhältnisse 
des Verstorbenen, die dessen Wahl zum 
Mitglied der Akademie de Medecine ver 
eitelten. Dr. Hanot hatte noch von seinen 
Stndentenjahren her ein Verhältniß mit 
einer Frau, die ihm während der schweren 
Kämpfe des Beginns seiner Laufbahn treu 
zur Seite gestanden war und an der er 
mit der größten Zärtlichkeit hing. Bor 
einigen Jahren machte Dr. Hanot Dank 
der Vermittlung Charcots eine glänzende 
Geldheirath, vermochte es aber nicht über 
ich zu bringen, mit seiner alten Freundin 
zu brechen. Die Frau merkte bald, wie 
es um ihren Mann stand, und zog sich in 
ihre Familie zurück. Dr. Hanot verlor 
bald darauf seine Mutter und seinen Bru 
der und wurde vor Schmerz schwermüthig, 
weshalb er eine Zeit lang in einer Heil 
anstalt verbrachte. Er nahm seine ärztliche 
Thätigkeit wieder aus, allein die Melancholie 
verließ ihn nicht mehr und deshalb machte 
er seinem äußerlich glänzenden, im Innern 
aber gänzlich verfehlten Leben gewaltsam 
ein Ende. 
Oesterreich Itttgarn 
Wien, 31. Oktbr. In Zell am See 
wurde ein Bauernknecht, der mit einem 
Recept des Nachts 'in die Apotheke gelangen 
wollte, von dem Apotheker, der ihn für 
einen Einbrecher hielt, mit einem Revolver 
erschossen. Der Knecht stürzte unter dem 
Rufe: „Recept" todt zusammen. 
Dem „B. T." wird aus Budapest ge 
meldet, daß das Befinden des berühmten 
Malers Munkacsy zu ernsten Besorg 
nissen Anlaß giebt. Die Aerzte hätten 
wenig Hoffnung für ihn. Der Maler sei 
augenblicklich in einer deutschen Nerven- 
Heilanstalt untergebracht. 
Schweiz. 
Zürich, 29. Oktbr. Der Kommis Zeil- 
schmid aus Graz, welcher bei einer hiesigen 
Getreidefirma angestellt war, wußte durch 
zwei gefälschte Checks seines Hauses bei 
einer hiesigen Bank sich 27,5 00 Fr cs 
zu verschaffen. Als der Betrug gemerkt 
wurde, hatte der Fälscher bereits das Weite 
gesucht. 
Ausland. 
Italien. 
Rom, 2. Nov. Nachrichten aus Si 
zilien berichten: Meeranschwemmungen 
verwüsteten in Palermo die Erdgeschosse 
der Häuser und die umliegenden Felder 
— Auch bei Trapani wurden die Felder 
beschädigt. Drei Personen sind bei der 
Katastrophe ums Leben gekommen. 
Frankreich. 
Paris, 2. Nov. Immer neue Hiobs. 
Posten treffen aus Frankreich über die Ver 
heerungen ein, welche dort das plötzlich 
hereingebrochene Hochwasser angerichtet hat. 
Wie schon durch die telegraphische Mit 
theilung in unserer gestrigen Ausgate 
bekannt ist, befinden sich sowohl Paris 
als auch viele Städte und Dörfer durch 
Ueberschwemmungen in höchster Gefahr 
Die Seine ist schmutzig-gelb. Es macht 
den Eindruck, als ob er unter einer dichten 
schwarzen Schicht dahinströnite. An einem 
Brückenpfeiler zerschellte ein Kohlenschiff 
auf Kähnen bemühen sich Männer, Weiber 
und Kinder, die Kohlenstücke auszufischen 
Aus dem kleinen Pontneus-Platze, nahe der 
Statue Heinrich IV., drang das Wasser 
bis zur halben B a u m h ö h e. Längs 
des Grcnelle-Quai umstehen zahlreiche Be 
wohner angstvoll die mit Pumpen beschäf 
tigten städtischen Arbeiter. Die sogenannte 
„Robinson-Insel" beim Point du Jour 
steht vollständig unter Wasser. Auch die 
Vororte Neuilly, Suresnes. Ssvres und 
Sair.t-Cloud sind stark gefährdet. Den 
traurigsten Anblick gewährt die Insel Saint 
Inland. 
Berlin, 31. Okt. In Betreff des dem 
Bundesrath vorliegenden Gesetzentwurfs 
über die Reform des M ilitär-Stra f 
Verfahrens vernimmt die „Nat.-Ztg.", daß 
zur Zeit seine Geheimhaltung erfolgt, weil 
noch nicht zu übersehen ist, ob etwa zwischen 
den Regierungen Meinungsverschiedenheiten 
über ihn sich ergeben. Sobald dies aus 
geschlossen erscheint, wird er veröffentlicht 
werden. 
— In einem Artikel über den deutsch 
russischen Neut rali t ätsve rtrag 
sagen die „M. N. N." : „Es steht fest, 
daß Gras Caprivi nicht so günstige Be 
ziehungen zu Rußland vorgefunden hat, 
wie Fürst Bismarck nach dem Maßstabe 
seiner Bemühungen um diese annimmt." 
Weiterhin führt das genannte Blatt 
aus: Es habe nicht in der Hand des 
Fürsten Hohenlohe gelegen, vie Ent 
Wickelung der russisch > französischen 
Beziehungen zu verhindern. Er habe 
diese als kalt accompli vorgefunden 
und daraus die Consequenz gezogen, die 
Beziehungen zu den Verbündeten des 
Deutschen Reiches, vor allem zu Oester 
reich-Ungarn, mit besonderem Nachvruck 
zu pflegen, wofür man ihm in Deutsch 
land Dank wisse. 
— Die „Boss. Ztg." schreibt: „Es ist 
bekannt, daß Herr Miguel sehr be 
stimmt einen Abstrich von 15 Millionen 
im Voranschlag der im Eisenbahnetat auf 
gestellten Ausgaben gefordert hatte. Früher 
hieß es sogar, Herr Miguel strebe danach, 
daß die Verwaltung der preußischen Stouts 
bahn dem Finanz-Ministerium unterstellt 
werde. Alles das deutet eher darauf hin, daß 
die auch von Freunden des Herrn Miguel zu 
gestandenen Meinungsverschiedenheiten mit 
Herrn Thielen eher ernster als so zu sagen 
freundschaftlicher Natur sind." 
Berlin, 2. Nov. Die Bäckereiver 
ordnung des Bundesraths ist auch vom 
Berliner Landgericht als rechtsbeständig 
anerkannt worden. 
Berlin, 2. Nov. Der Ausstand der 
Former und G i eß er eia r beiter ist 
beendet, ohne daß für die Ausständigen 
ein Vortheil erzielt worden wäre. Der 
Lohnkampf hat gerade 6 Monate gedauert. 
In letzter Zeit gelang es aber den Arbeit 
gebern, durch Zuzug auswärtiger Arbcits- 
kräfte die Werkstätten zu besetzen. 
— Das Polizeipräsidium widerlegt in 
einer längeren Ausführung die Angriffe 
der Presse gegen die Criminalpolizei an 
läßlich der Levy'schen Mordaffaire 
und weist insbesondere darauf hin, daß 
die Polizei schon am Vormittag nach der 
That die Thäterschaft Werner's in Be- 
tracht zog und auch in dem Berichte an 
den Minister des Innern bereits Werner 
als den muthmaßlichen Thäter bezeichnete. 
Nach Wiederlegung weiterer Angriffe 
chließt der Bericht folgendermaßen: 
„Das Polizeipräsidium regte auf Antrag 
des Chefs der Criminalpolizei selbst beim 
Ministern des Innern eine Untersuchung 
darüber an, ob es etwa nothwendig oder 
wünschenswerth sei, eine Aenderung in 
der Organisation der Criminalpolizei ein 
treten zu lassen. Das Präsidium glaubt 
nicht fehl zu gehen in der Annahme, daß 
der Minister eine Untersuchung anordnen 
wird." 
Durch Spielen mitStreichhölzern 
hat am Mittwoch ein sechsjähriger Knabe 
in dem Dorfe Czachory (Kreis Ostrowo) 
ein Feuer verursacht, bei dem ein von vier 
Familien bewohntes Dominialhaus voll- 
fündig niederbrannte. Das Feuer griff 
o schnell um sich, daß an eine Rettung 
des in der Stube befindlichen Knaben nicht 
gedacht werden konnte; dieser sowohl als 
auch ein krank darniederliegender Knecht 
ind in den Flammen umgekommen. 
Die Kaiserin von Rußland ist be 
kanntlich aus Anlaß ihrer Verheirathung 
von der evangelischen zur griechisch-katholi- 
Ichen Kirche übergetreten. In Folge dessen 
hat die evangelische Geistlichkeit in Darm- 
ladt sich geweigert, das Zarenpaar bei 
einer jüngsten Anwesenheit zu begrüßen. 
Die Kaiserin aber ist in der e v a n g e l i s ch e n 
Kirche in Darmstadt erschienen und hat 
auf derselben Stelle Platz genommen, wo 
-ie sonst immer gesessen hat. 
Aus Leipzig meldet das „B. T.": Ge- 
heimrath K a y s e r , der übrigens krank 
gemeldet wurde und am Erscheinen ver 
hindert war, wurde gestern an Stelle von 
Dr. Wiener zum Präsidenten des V. Senats 
beim Reichsgericht ernannt. 
München, 2. Nov. Die „M. N. 9t." 
hören nach einer authentischen Mittheilung, 
die bisherigen Erhebungen hätten ergeben, 
daß die Unterschlagungen des Kassirers 
Franz Klocker von der Bayrischen 
Hypotheken- u. Wechselbank 133000 
Mark betragen. Die Unterschlagung war 
nur dadurch möglich, daß Klocker von dem 
zweiten Kassirer der Bank durch Fälschungen 
der Bücher unterstützt wurde. Gegen diesen 
Kassenbeamten ist eine strafrechtliche Unter 
suchung veranlaßt worden. Die Kasse war 
am 10. September ganz in Ordnung, die 
Defraudationen haben erst im Oktober 
stattgefunden. 
Lübeck, 30. Oct. In ihrem Jahresbe 
richte sagt die Oberschulbehörde bei 
der Abtheilung Katharineum folgendes: 
In gegebener Veranlassung zog die Ober- 
Schulbehörde die Frage wegen der Schüler 
Verbindungen in Berathung. Daß sie 
manche Schattenseiten zeigen und üble Ein 
flüsse ausüben können, ließe sich dabei 
ebenso wenig verkennen, wie andererseits 
anerkannt werden mußte, daß daß die Ber 
bindungen auch Vorzüge haben und bei 
Beseitigung überwuchernder Auswüchse 
und Eindämmung allzu großer Schranken- 
losigkeit durch geeignete schärfere Ueber 
wachung seitens der Schule eines wohl 
thätigen erziehlichen Einflusses keineswegs 
entbehren. Die Ober-Schulbehörde er 
achtete daher zur Zeit eine unbedingte 
völlige Aushebung der seit Jahrzehnten 
am Katharineum bestehenden Schülerver 
bindungen nicht für geboten oder auch 
nur für rathsam, jedoch eine genauere 
Keuntnißnahme von deren Zwecken und 
die Genehmigung der Satzungen, sowie 
eine schärfere Ueberwachung für nothwendig. 
Demgemäß wurden eine Reihe von Vor 
schriften festgestellt, deren Aufnahme in 
die Satzungen und deren strenge Befol 
gung Voraussetzung für die Genehmigung 
der Verbindung sein sollen. Zuwider 
Handlungen sollen sofortige Schließung und 
Aufhebung der Verbindung zur Folge 
haben. Die Ueberwachung ist dem Direc 
tor übertragen. 
Lübeck, 30. Oct. Bor ausverkauftem 
Hause ging heute das sociale Schauspiel 
„Höchstes Gesetz" von Szafranski am 
hiesigen Theater in Scene. Es errang 
einen durchjchlagenden Erfolg. 
Lübeck, 31. Okt. Die ausständigen Ar 
beiter der Firma Carl Thiel LSöhne 
hatten bekanntlich beim hiesigen Geioerbe 
geeicht die Einsetzung eines Einigungsamles 
beantragt. Wie der Vorsitzende des Ge 
Werbegerichts, Herr Senator Dr. Schön, 
jetzt den Antragstellern mittheilt, hat die 
Firma die Einsetzung des Einigungsamtes 
abgelehnt, da sie zunächst das Ergebniß 
der Verhandlungen der von ihr gegen 
verschiedene an der Ausstandsbewegung 
beļheiligte Personen gestellten Strafanträge 
abwarten will. Bei Thiel & Söhne ar 
beiten zur Zeit bereits wieder über 200 
Personen. Auf die Forderung der Streiken 
den, die jetzt beschäftigten Personeti bei 
einer eventuellen Beendigung des Streiks 
zu entlassen, wird die Firma sich nie ein 
lassen. Nach Beendigung des zu Ungunsten 
der Arbeiter ausfallenden Streiks wird 
die Firma von den Streikenden nur so viele 
einstellen, wie sie zur Kompletirung der 
Arbeiterzahl benöthigt. Die einzelnen 
Gewerke erörtern jetzt eifrig in Versamm 
lungen den Generalstreik, und man spricht 
davon, daß er am nächsten Dienstag aus- 
brechen soll. Bei der Uneinigkeit aber, 
die im eigenen Lager herrscht, glaubt hier 
Niemand an eine solche Thorheit. Den 
Führern ist es zuzutrauen, daß sie noch 
einige Hundert Familien mehr ins Unglück 
zu stürzen sich nicht scheuen würden. 
Stade, 2. Nov. Der Landgerichts- 
Präsident Richard in Stade ist in gleicher 
Eigenschaft nach Osnabrück versetzt, der 
Landgerichtsdirektor v. Schmidt-Phiseldeck 
n Köln ist an dessen Stelle zum Präsi 
denten des hiesigen Landgerichts ernannt 
worden. 
Hamburg, 31. Okt. Ein Verbrecher, 
Namens Staackmann, der in Gemein 
Schaft mit einem Mädchen einen Kassen 
boten beraubt und dann durch Messer- 
tiche verwundet hatte, sprang heute aus 
einem Fenster des dritten Stocks im Stadt 
hause, wo er photographirt worden war, 
heraus. Stackmann blieb mit den Beinen 
im Schlamme des Kanals stecken und 
wurde unter ungeheurem Zusammenlauf 
unbeschädigt aus dem Wasser gezogen. 
Provinzielles. 
Der Oberarzt des Alt onaerKra nken 
Hauses, Dr. de Rochemont, hat dem 
Magistrat der Stadt Altona den Plan für 
die Gründung einer Heilanstalt für 
Lungenkranke auf dem Bauersberg in 
Blankenese unterbreitet. Der Magistrat 
oll mit dem Plane einverstanden sein und 
die Jnvaliditäts- und Altersversicherungs 
anstatt für Schleswig-Holstein für den 
Plan zu gewinnen suchen. Es wird aus 
den Ausgang der Verhandlungen an 
kommen, ob sich der Bau des Sanatoriums 
realisiren lassen wird oder nicht. 
Mehr als 1200 Mk. baares Geld sind 
im Bezirk der Königl. Eisenbahndirektion 
Altona in der Zeit vom 1. Juli bis Ende 
September d. Js. in den Waggons ge 
funden und abgeliefert worden. Es be 
findet sich darunter eine auf dem Bahnhof 
zu Ludwigslust gefundene Brieftasche, ent 
haltend 500 M. 
Der Landrath des Kreises Plön, Herr 
Graf von Rantzau-Rastors, wird dem Bec- 
nehmen nach in nächster Zeit von seinem 
Amte zurücktreten, um sich ausschließlich 
der Leitung der Landwirlhschaftskammer 
für die Provinz Schleswig - Holstein und 
der Bewirthschaslung seiner Güter zu 
widmen. 
„Hotel Ruhleben" in Albersdorf ist von 
dem Besitzer Herrn Coupez an Herrn 
Nahrendors verlauft und hat Letzterer den 
Besitz bereits angetreten. 
+ Itzehoe, 2. Nov. Wir berichteten 
s. Zt., daß der Sohn und die Tochter 
des hiesigen Rentiers Sieinen ein uner 
laubtes Verhältniß mit einander gepflegt 
hatten, welches nicht ohne Folgen ge- 
blieben war und daß das Kind sofort nach 
der Geburt in einem Kochtopf von den- 
selben verbrannt und im Garten die 
Ueberreste verscharrt wurden. Am 11. 
Nov. werden die beiden Genannten sich 
nun vor dem Schwurgericht in Altona 
zu verantworten haben. Die Anklage 
lautet auf Mord und Blutschande. Es 
sind 15 Zeugen und 2 Sachverständige 
vorgeladen. 
Kiel, 2. Nov. Sicherem Ver 
nehmen nach wird der Kaiser am 24. No 
vember bei der Vereidigung der Marine 
rekruten zugegen sein. An demselben Tage 
findet, wie gemeldet, die Enthüllung des 
Provinzial-Denkmals für Kaiser Wilhelm I. 
statt. -- Heute Vormittag lief der große 
französische Dampfer „Henri", dessen Hei- 
mathshafen Marseille ist, mit Eisenerz aus 
Bilbao für Stettin bestimmt, hier ein, 
um Kohlen zu nehmen. Seit 1870 hat 
kein französisches Handelsschiff unseren 
Hafen aufgesucht und ist der Besuch dieses 
Dampfers nur dem Umstande zuzuschreiben, 
daß er infolge des schweren Wetters in 
der Nordsee um 6 Tage überfällig wurde 
und dadurch mit seinem Kvhleuvorrath für 
die Fahrt nach Stettin nicht mehr reichte. 
Kiel, 31. Okt. Einen seltenen Fang 
machte am Freitag der Fischer H. Krütz 
seid aus Strande in der dortigen Bucht. 
Ein Stör in einem Gewichte von 80 Psd. 
hatte sich bei dem schnell fallenden Wasser 
des gestrigen Tages in eine kleine Untiefe 
verlaufen. Das Thier arbeitete mit An 
strengung, uni sich zu befreien. Der 
Fischer wurde durch das Geräusch auf 
merksam gemacht und tdbtete den Fisch 
mit einem Messer. Dieser Fisch, welcher 
sonst nicht iu unseren Gewässern anzu 
treffen ist, dürfte nach Ansicht der Fischer 
durch den Kaiser 
nach hier gelangt sein. 
Einige Bötel-Enthusiasten in Neumünster 
beabsichtigen den berühmten Hamburger 
Tenoristen noch zu einem zweiten Concert 
zu veranlassen, und zwar soll dieses zweite 
Concert im „Kaiserhof" stattfinden. Es 
ist begründete Aussicht vorhanden, daß das 
Concert zu Stande kommt, da für dasselbe 
bereits 500 Mk. Einnahme garantirt sein 
sollen. 
A. Husum, 3. Novbr. Herr Konditor 
B a l a n d aus Rendsburg hat das früher 
dem Bäcker Dierks Hierselbst gehörende in 
der Norderstraße belegene Haus gekauft. 
Der Antritt erfolgt zum 12. Mai n. Js. 
Friedrichstadt, 1. Nov. Heute verkaufte 
der Gastwirth G. Dancklefsen das hiesige 
Hotel „Zum holsteinischen Haufe" für 
72000 Ji. an den früheren Decksofficier 
Collmann in Kiel. Der Antritt ist be- 
reits heute erfolgt. 
A Umgegend Hohenwestedt, 31. Okt. 
Bon schweren Jungen berichtete vor län 
gerer Zeit dieses Blatt und bezeichnete 
damit Kartoffeln von bedeutendem Gewicht. 
Bon einem Leser wurden uns vor wenigen 
Tagen ein Paar solcher vorgestellt, die 
das stattliche Gewicht von 750 u. 650 g 
hatten. Als diese vor reichlich 3 Wochen 
ausgenommen wurden, dürften sie noch 
entsprechend schwerer gewesen sein. 
— Krogaspe, 3. Novbr. Unter dem 
Viehbestände des Landmannes Reimers, 
des Gastwirths Schütt, des Hufners F. 
Schütt und des Altentheilers Jungjohann 
Hierselbst ist jetzt wiederum die Maul- und 
Klauenseuche ausgcbrochen. Abseiten des 
Landrathsamts ist über den ganzen Ge- 
meindebezirk Krogaspe die Gemarkungs 
sperre verhängt, auch aus nicht verseuchten 
Ortschaften darf Vieh nicht durch den hies. 
Gemeindcbezirk getrieben werden. 
— Amt Langwedcl, 3. Novbr. Die 
Maul- und Klauenseuche in Groß- 
V o l l st e d t ist erloschen und die ange 
ordneten Sperrmaßregeln sind abseilen 
des Landrathsamtes aufgehoben. 
~ Stafstedt, 3. Nov. Heute feiern der 
Landmann Christian Wichmann und Frau 
das Fest der silbernen Hochzeit. Möge es 
dem Jubelpaar vergönnt sein, bei derselben 
Rüstigkeit das Fest der goldenen Hochzeit 
zu begehen. 
/X Ostcnfcld, 2. Nov. Wegen Bedro 
hung seiner Braut und deren Dicnstherrn 
mit der Begehung des Todtjchlages und 
der Brandstiftung wurde ein hiesiger Knecht 
zur llntersuchuugshaft gebracht. 
O Holzbunge, 2. Nov. Bei der jüngst 
hier abgehaltenen Treibjagd wurden 30 
Hasen, 2 Rehe, 1 Fuchs und mehrere Reb 
hühner erlegt. 
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—Ii. Für eine Stadt wie Rendsburg ist es 
Fnne 
IN der Munkwett iimner eine denkwürdige Be 
gebenheit, wenn ein Künstler mit klangvollem 
in einem 
Namen und von bedeutendem Rufe 
Concert auftritt. Wenn dazu nun noch hinzukommt, 
daß der Künstler der Liebling des Publikums ist, 
daß er ein so populärer Sänger ist, wie Herr 
Heinrich Bötel, dann wird das allgemeine 
Fnteresse doppelt rege. Würde heute ein Sänger 
krieg nach der alten Wartburg hin ausgeschrieben 
werden, wo weiland der Tannhäuser seine Stimme 
erhob, es würde ein interessanter Wettkampf unter 
all den Künstlern, deren Name mit hellem Schein 
zu uns herüberstrahlt. Man mag den Lorbeer 
kranz einem Niemann, Bogl, Winkelmann, Götze 
oder Mierszwinski reichen, an Popularität reicht 
keiner an Heinrich Bötel, welcher als Bühnentenor 
der Nachfolger Theodor Wachtel'S ist und auch 
in den Rollen, in welchen jener Lorbeeren erntete, 
bedeutende Erfolge erzielt. Trotz der für unsere 
Verhältnisse recht hohen Eintrittspreise war oas 
Publikum aus Stadt und Umgegend zahlreich 
erschienen, um sich den seltenen Genuß nicht 
entgelicn zu lassen. Es war ein sorgfältig ge 
wähltes Programm, welches Herr Bötel unter 
Mitwirkung von Frau F o ß h a g - S ch r ö d e r 
und Herrn Kapellmeister Ü. Brandt zur Aus 
führung brachte. Frau Foßhag - Schröder sang 
verschiedene Lieder, worunter die „Arie der Regia" 
aus Oberon, ferner „Fink und Drossel" von 
dÄlbert, „Mutter an der Wiege" von Löwe und 
„Still mien Hanne" von R. Reinecke ganz be 
sonders ansprachen und stürmischen Beifall fanden. 
Rach dein Vortrage des plattdeutschen Liedes 
wurde der Künstlerin eine Blumenjpende über 
reicht, worauf sie als Zugabe ein Lied im kärntyner 
Dialekt sang. Die Sängerin verfugt über einen 
hohen Sopran, der auch in den höchsten Tönen 
meid) und angenehm klingt, va^u kommt eine 
Tondildung, die eine vorzügliche Schulung verräth. 
Die Klavierbegleitung wurde^ ui bnden Fällen 
sehr geschickt ausgeführt von Herrn Kapellmei.ier 
L. Brandk. Derselbe trug auch einige Klavier 
nummern vor, die in Vortrag und Ausführung 
einen künstlerischen Geschmack und moderne Technik 
verriethen, besonders gilt dies von „Zwischen 
Sternen und Wellen" von Kienzl, mit den Läufer» 
in der linken und den Arpeggieit in der rechten 
Hand Den Mittelpunkt bildete selbstredend Herr 
Heinrich Bötel, der über einen klangvollen 
Tenor von hoher Tonlage verfügt. Seine Stimme 
ist in allen Lagen gleich kräftig und biegsam, 
unterstützt von einer guten Tonbildung und 
Schulung. Seine Mittel erlauben ihin, jedem 
Ton und jeder Komposition ihr Recht widersahren 
zu lassen, das zeigte er an mehr als einer Stelle. 
Zu seinen Glanznummern sind entschieden zu 
zählen das Lied aus dem Postillon von Lonjumeau, 
und die Arie aus derselben Oper: „Leute oer 
nehmt oie Geschichte" mit dem hohen C. Nach 
dieser Nummer brach ein Beifallssturm los, wie 
er nicht jubelnder sein konnte. Nach Ueberreichung 
eines Blumenbouquetts sang Herr Bötel als 
Zugabe: „Gute Nacht, du mein herziges Kind", 
von Franz Abt, womit der Künstler sich für 
dieses Mal verabschiedete. Sollten wir noch einmal 
das Vergnügen haben, Herrn Bötel hier zu hören, 
kann er aus ein dankbares Publikum rechnen. 
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