Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

und die Sache schien hiermit abgethan zu 
sein. Jetzt scheint indessen der Grund 
eigenthümer, Hufner Nissen-Sterupgaarde, 
die Angelegenheit weiter betreiben zu 
wollen. Vielfach ist noch unbekannt, daß 
die etwa im Grunde ruhenden mineralischen 
Schätze nicht dem Grundeigenthümeer ge 
hören, sondern erst durch Muthung für 
ein bestimmtes Grubenfeld erworben werden 
müssen. Hufner Nissen hat nun eine be 
zügliche Eingabe an das zuständige Ober- 
bergamt zu Klausthal i. H. gerichtet und 
ihm ist die Mittheilung geworden, daß 
ihm das Recht zum Abbau für ein Gruben 
seld von 220 Hektar zuerkannt werde 
falls er für die Besichtigungsreise eines 
Ober-Bergbeamten nach hier deponire 
Nachdem dies geschehen, wird in den 
nächsten Tagen ein Ober-Bergbeamter hier 
eintreffen, um an Ort und Stelle die 
Untersuchungen vorzunehmen. Jedenfalls 
wird es sich nun zeigen, ob die Hoffnungen 
auf eine „Quecksilbergrube Sterupgaarde" 
in Erfüllung gehen, oder, wie schon an 
so vielen Stellen, sich als eitel Trug 
schlösser erweisen. 
Der Flensburger Werftarbeiter-Streik 
hat für die Arbeiter einen Lohnausfall von 
ea. 300 000 Mk. erbracht, während die 
erlangte Lohnerhöhung etwa 4000 Mk. pro 
Jahr ausmacht. 
Der Händler Eduard Meggers verkaufte 
auf dem Flensburger Pferdemarkt am 
Donnerstag mit einem Handschlag drei 
„gesunde, muntere" Pferde für zusammen 
65 Mk. an einem Händler aus Schleswig. 
Schwer geprüft wurde der Arbeiter 
Wesemann in Elmshorn. Demselben 
wurden nacheinander vier seiner Kinder 
im Alter von 1, 4, 9 und 16 Jahren 
durch Diphtheritis hingerafft. 
Vermischtes. 
— Ueber die Hochzeitsgcschcnke, welche 
Herzogin Elisabeth von Mecklenburg an- 
läßlich ihrer Vermählung mit dem Erb 
großherzog von Oldenburg erhalten hat, 
verlautet: Bei der Kürze der Zeit, welche 
zwischen Verlobung und Vermählung lag, 
haben die kostbaren Geschenke für die 
Herzogin nicht fertig gestellt werden können. 
So wurde der überreichten Adresse die 
Zeichnungen der Gegenstände beigefügt, 
welche bestehen in einem herrlichen Lustre, 
einem Kaminspiegel, zwei Wandcandelabern, 
zwei Tischcandelabern und einem Tafel- 
aufsatz, alles aus echt venetianischem Glas 
gearbeitet. Hoflieferant Krefft übersandte 
der Herzogin ein überaus kostbares 
Schlummerkissen von Seide, rings mit 
prächtigen Spitzen geschmückt. Das Kissen 
zeigt in herrlicher Stickerei das Monogramm 
der Herzogin und ihre eigenen Worte, die 
sie anläßlich einer Huldigung im Balkon 
des Marienpalais sprach: „Muß ich auch 
scheiden von meinem geliebten Mecklenburg, 
so bleibt ihm doch meine Treuei" Hof- 
bildhauer Buchholz überreichte der hohen 
Frau das große, in kunstvoller Weise aus 
Holz gearbeitete Reliefbildniß ihres ver 
storbenen Vaters, des Großherzogs Friedrich 
Franz II., auf goldenem Grunde. Der 
Rahmen, der das Bild umgiebt, trägt das 
meklenburgische Wappen. 60 junge Damen 
Schwerins überreichten einen Paravent, 
der aus drei Feldern besteht und in 
Malerei und Stickerei ausgeführt ist. Das 
Mittelfeld zeigt das Schweriner Schloß in 
Abendbeleuchtung von der Wasserseite, das 
linke das Schloß zu Rabensteinfeld, das 
rechte den Aussichtsthurm des Kaninchen 
werders bei Schwerin. Ein anderes, sehr 
originelles Geschenk ist ein Frühstücksservice 
von sechs Theilen. Ein Plateau mit dem 
oldenburgischen und dem mecklenburgischen 
Allianzwappen und reicher, goldener 
Arabeskenverzierung. Kaffeekanne, Zucker 
dose und Sahnentops mit demselben Wappen 
geschmückt, während die Tassen die Mono 
gramme des Paares E. und F. A. zeigen 
Ein anderes Service ist in eigenartiger 
Weise mit den wohlgetroffenen Bildnissen 
derjenigen Personen geschmückt, die der 
Herzogin besonders nahe stehen. Die Kanne 
trägt die Portraits ihrer Eltern, des öer 
storbenen Großherzog Friedrich Franz II 
und der Großherzogin Wittwe Marie, die 
Tassen das ihre und das des Erbgroß 
Herzogs von Oldenburg, die Milchkanne 
die verschlungenen Namenszüge des neu 
vermählten Paares. Die Beiträge der 
Schweriner Damen zu einem Hochzeits 
geschenk für die Erbgroßherzogin von 
Oldenburg, sind in so reichem Maße 
geflossen, daß es möglich gewesen ist, ein 
überaus reiches silbernes Thee- und Kaffee 
service zu wählen. Erwähnenswerth unter 
den Geschenken ist noch eine von mecklen 
burgischen Landständen dargebrachte Prunk 
kanne aus Gold und Silber, an welcher 
die Münzen des Reiches in ihren mannig- 
achen Prägungen angebracht sind, ferner 
eine große aus Silber und Gold bestehende 
Schale, eine vom Offiziercorps des olden 
burgischen Dragoner < Regiments ihrem 
rüheren Regiments- und Brigade-Comman 
deur dem Erbgroßherzog gestifteten Visiten 
kartenschale mit einer ganzen Anzahl ein- 
gravirter Wappen, einem mecklenburgischen 
Grenadier in Bärenmütze vom Osfizier- 
corps des Grenadier-Regiments, eine Bibel 
und ein Gesangbuch in blauem Sammet 
mit reichem Silberbeschlag und einem 
tarken silbernem Kreuz auf dem Deckel, 
ein Geschenk hiesiger Damen, eine von 
Herrn Professor Malchin gemalte Ansicht 
der Stadt Schwerin und des Seegeländcs 
von Rabensteinfeld aus aufgenommen. Auch 
eine Photographie des Hausvaters, seiner 
Familie und der Knaben des von der 
Erbgroßherzogin hier begründeten Waisen- 
tifts war unter den Geschenken. Der 
Hausvater mit seinen Zöglingen war vor 
der Abreise der Erbgroßherzogin zur Ver 
abschiedung in's Palais befohlen. 
Ein kostbarer Sonnenschirm. Aus 
Venedig wird berichtet: Venezianische 
Damen haben der Braut des Prinzen von 
Neapel zur Hochzeit einen Sonnenschirm 
geschenkt, der ein wahres Wunderwerk an 
Pracht und Geschmack ist. Der Ueberzug 
besteht aus einem einzigen Stück alter 
venezianischer Spitzen. Er ist so geschickt 
gefaltet, daß jeder Schnitt vermieden wurde. 
Im Innern ist der Schirm mit weißer 
Seide gefüttert. Der Griff wird von einem 
einzigen Stück blonden Schildkrots gebildet, 
um den sich eine diamantene Schlange 
windet. Der Schlangenkopf ist nach oben 
gerichtet, nach der Königskrone zu, die, 
aus Gold, Brillanten, Saphiren und 
Rubinen hergestellt, den Abschluß des 
Griffes bildet Am unteren Ende des 
Griffes ist eine goldene Schleife angebracht, 
auf der mit kleinen Brillanten die Worte 
eingelegt sind : „Le signore veneziane 1896.“ 
Der Schirm ist in ein Etui aus Olivenholz 
mit Silberbeschlag eingeschlossen. Den 
Deckel der Etuis schmücken überdies zwei 
Medaillen der Dogareffa Morosini (aus 
dem Jahre 1597) und der Dogareffa 
Quirini (aus dem Jahre 1694). 
— Musterhafter Satzbau. In Nr. 269 
des amtlichen „Braunschw. Anz." findet 
sich folgendes Satzungeheuer: „Da Seine 
königliche Hoheit, der Prinz Albrecht von 
Preußen usw., Regent des Herzogthums 
Braunschweig, gnädigst 
der auf Grund des Artikels 50 der Ver 
fassung des Deutschen Reiches unter dem 
14. ds. Mts. seitens Seiner Majestät des 
Deutschen Kaisers verfügten Ernennung 
des kommissarisch mit der Verwaltung der 
bei der kaiserlichen Ober-Postdirektion hier 
selbst durch die Pensionierung des Postraths 
Magalle erledigten Postrathsstelle beauf 
tragten Geheimen expedierenden Sekretärs 
Jung zum Postrat und zu der nunmehr 
stattgehabten endgiltigen Uebertragung der 
gedachten Stelle an denselben die landes 
herrliche Bestätigung zu ertheilen, so wird 
solches hierdurch bekannt gemacht."—Trotz 
aller Examina. 
—• Gedankensplitter. Zeit ist Geld heißt 
es, und dabei wird doch das meiste Geld 
hinausgeworfen, um die Zeit zu vertreiben. 
(„Flieg. Bl.") 
Butter-Bericht 
von Ahlmann & Boysen, Hamburg 
Hamburg, den 30. October 1896 
Butt»;. Notirung der Notirungs-Cr nmisüon 
oereinigt.Butterkau skew e der Hamburger Börse 
(«tu Netto «ewtchtt 
I. Classe pr. 60 Kilogr Ji 108—110 
II. „ „50 „ 105-107 
Tendenz: „ruhig". 
pr. 50 Ko. 
Livland, und Estland, frische Meierei- 
Butter JL 82-102 
Gestandene Parthien Hofbutter und 
fehlerhafte „100-105 
Schleswig-Holstein, u. ähnliche frische 
Bauernbutter „ 70— 80 
Frische Böhmische, Galizische und 
ähnliche 2 72-74 
F.nnländische Winter- IS! 98-102 
Ame..kanische und fremde Butter 60—80 
Schmier- und alte Butter aller Art «1 30- 10 
Auch in dieser Woche verlief das Buttergeschäft 
ehr ruhig; trotzdem die Zufuhren nur klein sind, 
konnten sie doch nur mit Verlust verkauft werden 
und ist wohl noch manches stehen geblieben. Die 
Qualität bietet ja auch leider vielen Anlaß zu 
Klagen, da viele ölige, fischige und rübige Butter 
herankommt. Sekunda und ältere Waare, mit 
Ausnahme von feinster Stoppelbutter, finden gar 
keine Beachtung. Bauernbutter, von welcher 
glücklicher Weise nur sehr wenig kommt, ist fast 
;ar nicht los zu werden. Fremde Sorten sind ent 
brechend flau. Unsere Notirung wurde um 8 
Mark ermäßigt, während Kopenhagen 4 Kronen 
erniedrigte. 
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von 22 Mk. an. 
Marktbericht für Heu und Stroh. 
Hamburg, 30. Oct. 
He« bleibt ruhig bei behaupteten Preisen. 
Die Anstellungen vom Jnlande sind unbedeutend 
und lassen ein lebhafteres Exportgeschäft nicht 
zu. Priina Waare ist sehr knapp und würden hier 
für verhältnißmäßig gute Preise zu bedingen sein. 
Stroh ruhig aber eher besser verkäuflich. Der 
Begehr ist jedoch nicht allgemein und einlaufende 
Orders können schlank ausgeführt werden. Nach 
Beendigung der Feldarbeiten wird ein stärkeres 
Angebot erwartet. 
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Nur V. 12—2, 6—7 (auch Sonntags). Aus 
wärt. mit gleichemErsölge briefl. u. verschwieg. 
GD Husumer Biehmarkt 
vom 29. Oct. 1896. 
Die heutige Zutrift bestand aus 1647 Stück 
Hornvieh, darunter 37 Zütochsen und 128 Ton- 
dernsche Landochsen. Das Uebrige war Landvieh 
aus der Umgegend. Die schlechte Witterung, 
fortwährend Regen, veranlaßte einen nachtheilrgen 
Einfluß auf das Geschäft. Der Markt verlief 
äußerst flau und es wurde wohl kaum die Hälfte 
umgesetzt. Einige der besten Parthieen Ton- 
dernscher Landochsen fanden zum Preise von 
270—325 Mk. das Stück Abnehmer. Hiesige 
Landochsen kosteten 210—300 Mk., Jütochsen 
200—225 Mk. Für l'/,-jähr. Landvieh wurde 
150—210 Mk, Ijähriges 100—150 Mk. und für 
halbjähriges 75—120 Mk. das Stück bedungen. 
Nach Kalbkühen war heute wenig Nachfrage, da 
die auswärtigen Händler bereits gestern und 
vorgestern ihren Bedarf gedeckt hatten. Bedungen 
wurde für Kalbkühe l. Qual. 270—360 Mark, 
2. Qual. 180—250 Mk. das Stück — Der Ge- 
sammtauftrieb zu den dieswöchigen hies. Märkten 
betrug 5997 Stück Hornvieh und 760 Schafe. 
Im Contumazstall waren diese Woche 50 Stück 
Vieh eingestellt, die vom Rothenhöfer Markt 
bezw. aus Süderdithmarschen auf hier gebracht 
- „ „ - .und nach stattgehabter Untersuchung dem freien 
geruht haben, zu > Verkehr übergeben wurden. 
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Dsr Witter von Mölsheim. 
Roman von Graf Ellgen Haussonville. 13 
Der Prinz und seine Gefährten befanden sich in 
ihren Verstecken und einem der letzteren, dein kleinen 
Conneau, war die Aufgabe zugefallen, sie in dem hü 
geligen Dickicht wieder ausfindig zu machen. Da Lulu, 
der Sohn Napoleons, nicht gegenwärtig war, so brauchte 
Molsheim nicht zu fürchten, hier ersannt zu werden, 
was ihm, im Hinblick auf seine späteren Beziehungen 
zu Louise, nicht erwünscht gewesen wäre; er konnte da 
her das Blumenniädchen in aller Ruhe betrachten. 
Langsam schlenderte er auf sie zu und forderte ein 
Sträußchen für sein Knopfloch. Sic willfahrte lächclild 
und steckte ihm die Blümchen mit graziöserBeivegnng 
eigenhändig an: aber während sie dies that, begegnete 
ein Blick ihrer fieberheißen Augen den seinen, und dieser 
Blick ließ sein Herz erschauern. 
Er suchte in seiner Erinnerung, wo er wohl solche 
Augen schon gesehen haben könnte. Er fand aber nichts. 
Solche Augen, aus denen weder die Hoffnung der Ju 
gend, noch die Beruhigung des Alter» blickte, in denen 
nichts lag, als die Anzeichen einer erwartuugsr ollen, 
bangen, unendlichen Angst, einer inneren Anspannung, 
die wie einenberstraffe Sehne, gegen den leisesten Hauch 
empfindlich war, und die jeden Augenblick zerreißen 
konnte, — solche Augen gab es nicht zum zweiten Mal. 
Er legte ihr ein Fünffrankstück in die Hand. 
„Ich danke Ihnen, mein Herr," sagte sie. 
Er hörte ihre Stimme zum ersten Mal. Dieselbe 
war leise und wohlklingend, verriet aber eine eiserne 
Entschlossenheit. Im späteren Alter, wenn der Wohl 
klang verschwunden war, mußte eine solche Sprache hart 
und grausam klingen. . . . . ,, , 
Er trat wieder zuruck und ließ sich m eme Nnter- 
rednng mit dem Erzieher des Prinzen ein. Derselbe 
kannte ihn dem Ansehen nach und fühlte sich nicht we 
nig geschmeichelt, von einem so ausgezeichneten Kavalier, 
wie dem Kapitän, mit einer Ansprache beehrt ziNverden. 
Während dieser Unterhaltung verwendete der Ritter 
»oy Molsheim keinen Blick von dem Blumenmädchen, 
welches geschäftig zwischen den anwesenden Herren hin 
und her trippelte, um ihre Vorräte an den Mann zu 
bringen, von denen sie auch nur noch wenige Reste in 
ihrem Körbchen hatte. 
Ihre Kleidung glich der einer Bäuerin alls den süd- 
lichen, in der Nähe der Pyrennäen gelegenen Provin 
zen. Diese Tracht paßte vortrefflich zu ihrer schlanken, 
mädchenhaften Figur; sie ließ die Füße und Knöchel 
unbedeckt, die so zart und zierlich waren, daß eine spa 
nische Balleriue sie wohl darum hätte beneiden können. 
Allein auch während sie ihre Blumen verkaufte und auf 
die freundlichen Anreden anlvortete, die allenthalben 
an sie gerichtet wurden, behielten ihre Augen stet» den 
selben fieberhaft erregten Ausdruck. Seltsamer Weise 
schien sie sich auch nicht im mindesten um das Spiel 
des Prinzen zu bekümmern, sondern lediglich ihrem Ge 
schäfte nachzugehen, welches ihr allerdings auch Profit 
genug brachte. 
Wenige Minuten nach des Kapitäns Eintreffen kam 
auch Pan herangeschlendert. 
Mit harmloser Miene machte er sich an das Blu 
menmädchen heran, um noch ein Sträußchen zu kaufe». 
Louise hatte ihn bereits kommen sehen, und Molsheim 
entnahm aus dem Blicke, den sie dem Geheimagenten 
entgegenwarf, daß sie nur wenig Freude an diesem 
Kunven habe. 
Pan nahm jedbch diesmal seine Blume ganz höf 
lich und ruhig in Empfang, erlegte den Preis dafür 
und zog sich zurück. Gleich darauf aber, als fiele ihm 
plötzlich etwas ein, trat er wieder an sie heran und 
raunte ihr etwas in's Ohr. Die Wangen des Mädchens 
erbleichten. Wenn Blicke zerschmettern könnten, so wäre 
dies Los jetzt dem jungeil Pan beschiedeu gewesen; die 
ser jedoch ging lächelnd und leichten Schrittes zurück. 
Als Mölsheim sich mit dem Prinzlicheu Erzieher 
in ein Gespräch eingelassen hatte, tvar dies zugleich mit 
der Absicht geschehen, zu erforschen, wie weit dieser 
Mann sich im Falle der Not zuverlässig und brauchbar 
erweisen könnte; allein schon nach einer kurzen Unter 
haltung wurde ihm klar, daß derselbe in keiner Weise 
verwendbar sein lvürde. 
Er erzählte dem Kapitän, daß er dem Kaiser mit 
geteilt habe, wie sehr der Prinz von der Liebenswür 
digkeit und der Schönheit dieses Blumenmädchens ent 
zückt sei. „Mit 13 Jahren kann einem das Herz noch 
keine Streiche spielen," hatte Napoleon darauf gesagt. 
„Wenn aber nach Verlauf von zwei Jahren mein Sohn 
»ach den Weibern auszuschauen beginnt, dann haben 
Sie eê mich wissen zu lassen; zu Lulu aber sagen Sie 
nichts hiervon." 
„Auch ich selber finde das Mädchen reizend," mur 
melte der Gelehrte; sie besitzt eine Intelligenz, die man 
ihrer Jugend nicht zutrauen sollte, und dabei hat sie 
auch schon merkwürdig viel gelesen." , 
„Kennen Sie denn das Mädchen schon längere Zeit? 
„Ungefähr seit drei Wochen. Sie überreichte dem 
Prinzen bei dessen erster Ausfahrt zu Ostern einen 
schönen Rosenstrauß und seit der Zeit hat er sie in sein 
Herz geschlossen." , 
Molsheini erfuhr weiter, daß die Freundschaft zwi 
schen dem Prinzen und dem Blumenmädchen nach und 
nach eine immer engere geworden sei und daßder Knabe 
jetzt nie mehr in das Boulogner Gehölz fahre, ohne 
darauf zu bestehen, Louise zu begrüßen und von ihr 
Blumen zu kaufen, und diese geschehe fast regelmäßig 
drei Mal in der Woche, und zwar gewöhul,chain Mon 
tag, Mittivoch und Sonnabend. Zuweilen fänden auch 
Ausnahmen statt, wie zum Beispiel an dem heutigen 
Dienstage, wo das schöne Wetter zu einer Ausfahrt so 
verlockend gewesen sei. In letzter Zeit habe der Prinz 
auch immer noch einige von seinen Freunden mitge 
bracht, da er neuerdings eine abscheuliche Vorliebe für 
das Versteckspielen gefaßt habe, eine Belustigung, auf 
deren Kurzweiligkeit er durch Mademoiselle Louise auf 
merksam gemacht worden sei. Dieselbe interessiere sich 
auch stets höchlichst für das Spiel der vornehmen Kin 
der und verteile regelmäßig einen Blunienpreis an 
denjenigen der Knaben, der sich so gut versteckt hatte, 
daß die anderen ihn nicht finden konnten. Gewöhnlich 
trage der Prinz stets diesen Preis davon. Er habe einen 
ganz bestimmten Versteck, in welchem ihn bisher noch 
niemand ausfindig machen konnte. 
Mölsheim ergriff in plötzlicher Erregung den Er 
zieher am Arm. „Wie lange ist der Prinz gegenwärtig 
schon in seine», Versteck?" fragte er hastig. 
„Ungefähr zwanzig^ Minuten. Wir brauchen aber 
nicht ängstlich zu sein. Hier im Park, der ja von Men 
schen beinahe wimmelt, kann ihm nichts zustoßen." 
„Vielleickt doch," entgegnete der Kapitän. „Der 
kleine Conneau hat bereits alle übrigen Knaben auf 
gestöbert, nur deu Prinzen noch nicht. Meinen Sie etwa, 
ihn finden zu können, wenn dies nicht einmal dem Kna 
ben gelungen ist?" 
„O, gewiß, das gehört eben zum Spiel," enigeg. 
neic der Erzieher sehr ruhig. „Da kommt er übrigens 
auch schon." 
Der kleine Conneau hatte sein Suchen aufgegeben 
und dies mit hellem Geschrei seinen Spielgefährten 
verkündet; in Folge dessen hatte auch der Prinz seinen 
Versteck verlassen. Molsheini richtete seine Aufmerk- 
famfeit jetzt wieder auf das Blumenmädchen. Als die- 
selbe die Knaben herankoinnien sah, nahm sie einen 
Strauß weißer Rosen aus dem Korbe, wo sie denselben 
bisher unter einem Tuche verwahrt hafte, und hob ihn 
nnt grüßender Geberdei» die Höhe. Die Knaben näher 
ten sich langsam und der Ņftìnz erhielt den Preis. 
„Eure Kaiserliche Hoheit tragt jedesmal den Sieg 
davon," sagte sie lächelnd. 
Dafür wissen auch nur wir allein den Bersten, 
nicht' wahr Mademoiselle Louise?" sagte der Knabe 
triumphierend. Damit drückte er die Bluinen an sein 
Gesicht, um den köstlichen Duft einzuatmen. 
Der Kapitän, der das Mädchen nicht aus den Augen 
ließ, sah, tvie ihre Hand leicht erzitterte und wie sich ihre 
Augen mit Thränen füllten: mit Thräne» de» Mitleids. 
Dann aber veränderten sich ihreZüge wiederum und ver 
rieten nun nichts mehr als eiserne Entschlossenheit. 
Der Prinz schickte sich nunmehr a», daß Gehölz zu 
verlassen. Er rief seine Gefährten zusaninien und ver 
teilte die Rosen unterste; er selbst behielt nur zwei 
zurück, von denen er die eine seinem Erzieher schenkte. 
Mit einem freundlichen Gruß für Louise sprang er in 
den Wagen, der gleich darauf davonrollte. 42,16*
	        
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