Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

inä Ļcbeņ zu rufen oder denselben beizu- einem patronillirenden Schutzmann mit 
treten miss, s-inur »fa s:.r , i, * . 
treten, auch bei einer Zwangsorganisarion 
in ihrer Theilnahmslosigkeit und Unthätig 
keil verharren werden. 
Berlin, 22. Oct. Der ^medizinische 
Verein an der Universität Jena hatte einen 
Anschlag an das dortige schwarze Brett 
gemacht, in dem u. a. ausgeführt war, 
Laß Mitglied des Vereins jeder Mediziner 
werden könne, der der mosaischen Re 
ligion nicht angehöre. Nun hat der 
jetzige Prorektor der Universität, Dr 
Linck, ein Schreiben an die Redaktion 
der „Mittheilungen aus dem Verein zur 
Abwehr des Antisemitismus" gerichtet, in 
dem es folgendermaßen heißt: 
„Zu der Notiz aus Jena auf Seite 
325 in Nr. 41 Ihrer „Mittheilungen" 
vom 10. Oct. d. I. habe ich ergebenst zu 
bemerken, daß die Statuten des „Medi 
zinischen Vereins" weder vom Prorektorat 
noch von einer anderen Universitätsbehörde 
genehmigt worden sind oder werden, weil 
die studentischen Korporationen das Selbst 
verwaltungsrecht haben und nur ver 
pflichtet find, ihre Statuten auf Verlangen 
zur Einsicht rc. vorzulegen. Es war 
daher die gerügte Bestimmung des Sta- 
tuts des „Medizinischen Vereins" behörd 
licherscits nicht einmal bekannt. Die An- 
schlage aber an den schwarzen Brettern 
der Anstalten der Universität bedürfen 
nur der Genehmigung des betreffenden 
Anstaltsdirektors, welcher in diesem Falle 
dieselbe nur aus Versehen ertheilte. So 
fort, nachdem der angefochtene Passus 
zur Kenntniß des Prorektors kam, wurde 
dem medizinischen Verein aufgegeben, die 
Anschläge von allen schwarzen 
Brettern zu entfernen und ähnliche 
nicht wie d er zu machen 
Berlin, 22. Okt. Ein grelles Licht auf 
die Arbeiter-Verhetzung wirft 
der Bericht über eine Versammlung von 
hiesigen Gasanstaltsarbeitern. 
Referent war ein Sattler Pörsch, der 
gegen die städtische Verwaltung eine Reihe 
von Klagen vorbrachte. Bon den aus 
ständigen Gasanstaltsarbeitern sei bisher 
keiner wieder eingestellt. Den nicht am 
Ausstand betheiligten Gasanstaltsarbeitern 
machte der Sattler zum Vorwurf, sie über 
ließen die „Opfer der Bewegung" ihrem 
Schicksale, sie trügen pro Kopf kaum drei 
Pfennige wöchentlich zu deren Unterstützung 
bei. Zu stürmischen Unterbrechungen kam 
«es, als ein wirklicher Gasanstaltsarbeiter 
aus der Gasanstalt in der Danzigerstraße 
erklärte, er habe seine Unterschrift zur 
Gegenpetition freiwillig, ohne jeden Zwang 
gegeben, das Schriftstück sei auch nicht, wie 
Referent behauptet hatte, von Beamten, 
sondern von den Arbeitern selbst ver- 
faßt („Lüge!" „Nein! Er hat Recht!" 
Lärm.) Mit der Streikgeschichte 
sei man ja doch hereingefallen 
(Ohoruse), Leute, die von der Ar 
beit in den Gaswerken nichts 
verstehen haben sie angezettelt. 
(„Das ist die Wahrheit!" Erneute Unruhe.) 
Man will sich blos an unserm 
Groschen bereichern. (Pfui! Schluß!) 
Es heißt, wir zahlen nicht genug, dabei 
ist mit den Sammellisten ein s ch ä n d > 
licher Betrug vorgegangen. (Ge 
meinheit ! Beweisen! Namen nennen!) 
Als dann der Sattler Pörsch andeutete, 
daß Zuhälter in der Versammlung zu sein 
schienen, entstand ein solcher Tumult, daß 
der überwachende Beamte die Versammlung 
für aufgelöst erklärt. Die Erregung unter 
den Gasarbeitern war so stark, daß sie sich 
auf der Straße stauten, uni dem Refe 
renten zu Leibe zu gehen. Dieser wurde 
deshalb so lange im Lokale festgehalten, 
bis die Polizei die Menge zerstreut hatte. 
Berlin, 23. Okt. Die Nachforschungen 
nach dem Mörder Bruno Werner und 
seinen beiden Komplizen sind noch immer 
erfolglos gewesen. 
— Die Jagd nach dem Mörder des 
Justizraths Levy, Bruno Werner, 
wird eifrig betrieben, ist aber noch bisher 
erfolglos geblieben. Vorgestern bereits 
ist der Steckbrief gegen Werner erlassen 
worden. Der Bruder des verhafteten 
Mitthäters Grosse hat sich bereits ge 
meldet, um die vom Berliner Anwalts 
verein ausgesetzten 5000 Mark in Empfang 
zu nehmen. Er war sehr verwundert, als 
ihm bedeutet wurde, daß vor rechtskräftiger 
Berurtheilung der Thäter an eine Aus 
zahlung der Summe nicht zu denken sei, 
und daß man ja auch erst eines von vier 
bei der Mordthat Betheiligten habhaft ge 
worden sei. 
Daß der Mord am Justizrath Levy in 
Berlin beinahe verhütet tvorden wäre, be 
richtet folgende Meldung, die dem „B. T." 
von guter Seite zugeht und die sich auf 
einen eigenthümlichen Vorgang am Vor 
abend des Verbrechens bezieht: Der Drosch 
kenkutscher Nr. 4773 (2. Klasse), der in 
der Nacht von Sonnabend auf Sonntag 
seinen Stand am Gendarmenmarkt hatte, 
bemerkte Nachts um 2 Uhr zwei junge 
Burschen, die sich eine Zeit lang in den 
Anlagen umhertrieben und sich sodann aus 
einer Bank niederließen, anscheinend um 
dort zu schlafen. Bald darauf aber sah 
der Kutscher, ivie einer der Burschen ein 
starkes Messer hervorzog, es dem anderen 
gab und mit ihm gemeinschaftlich prüfte. 
Der Kutscher theilte seine Beobachtung 
als dieser vorüberkam; der Beamte näherte 
sich den beiden und nahm ihnen das Meffer 
ab. Er besah es aber nur und gab es 
ihnen zurück, indem er sie zum Weiter 
gehen aufforderte. Die beiden Burschen 
die sich Nachts um 2 Uhr Herumtrieben 
waren die Mörder Werner und Grosse 
Der Kutscher hat bald danach seine Be 
merkungen mehreren anderen Personen 
mitgetheilt. Die Burschen entfernten sich 
schnell — am Morgen verübten sie mit 
dem ihnen abgenommenen und nachher 
wiedergegebenen Meffer die Mordthat. 
Der Kutscher ist vom Polizeikommissar 
Braun über die Sache vernommen worden, 
der Mörder Grosse wurde ihm vorgeführt 
und von ihm mit Bestimmtheit wieder 
erkannt. 
Im Hochzeits wag en gestorben ist 
in Berlin gestern Nachmittag die 40 Jahre 
alte Frau Auguste Kressin, verw. Christ, 
geb. Müller. Die Frau wohnte in der 
Kaiser Friedrichstraße zu Rixdorf, wo sie 
den Kaufmann und früheren Ringkämpfer 
Kresstn kennen lernte, mit dem sie heute 
vor acht Tagen standesamtlich getraut 
wurde. Die kirchliche Trauung sollte am 
«Sonnabend stattfinden, mußte aber wegen 
Erkrankung der Frau vertagt werden. Die 
Frau hatte eine Vorahnung, daß sie sie 
nicht überleben werde. Sie sprach davon 
ihrem Dienstmädchen gegenüber und ließ 
gestern Morgen Gerichtsbeamte kommen, 
um ihr Testament zu machen. Als man 
nun gestern Nachmittag zur Michaelikirche 
fahren wollte, um die kirchliche Trauung 
nachzuholen, fiel plötzlich Frau Kressin 
bewußtlos ihrem Mann in die Arme. 
Der Hochzeitswagen kehrte um, man trug 
die Frau schleunigst in ihre Wohnung 
hinauf und rief einen Arzt herbei. Dieser 
konnte nur feststellen, daß mittlerweile der 
Tod bereits eingetreten war, vermuthlich 
in Folge eines Herzschlages. 
Königsberg, 22. Oct. Gegen den Geh. 
Kommerzienrath Becker ist auf Antrag 
des Landwirthschaftsministers ein Er 
mittelungsverfahren wegen Beleidigung 
eingeleitet worden. Die Klage ist bereits 
am 16. Juli erhoben worden. Zeugen 
Vernehmungen haben stattgefunden. 
Görlitz, 22. Okt. Der Krämer Emil 
Pufe aus Horka, welcher vor 16 Jahren 
die Dienstmagd Wetzold aus Nieder-Rengers- 
dors ermordete, ist im Wiederaufnahme- 
Verfahren von dem hiesigen Schwurgericht 
zum Tode verurtheilt worden. 
Gießen, 22. Okt. In Kirtorf bei Als 
eld erregt eine Meineid-Affaire nicht ge 
ringes Aufsehen. Zwei angesehene Orts 
bürger sind festgenommen worden. Zwei 
andere, welche ebenfalls verhaftet werden 
ollten, verübten Selbstmord. 
Magdeburg, 21. Okt. Zwei Lehr 
l i n g e eines hiesigen Kaufmanns, von 
denen der eine im Hause seines Prinzipals 
wohnte, hielten sich in vergangener Nacht 
in dessen Zimimc auf; außer ihnen war 
eine sechszehnjährige Geliebte des 
Jüngeren anwesend. Aus Spielerei ergriff 
dieser einen auf dem Tische liegenden Rad 
ahrer-Revolver, den er nicht für 
geladen hielt, und drückte ihn auf den 
Aelteren ab. Ein Schuß erdröhnte und 
der Aeltere war tödtlich getroffen. Aus 
Verzweiflung über seine That kehrte nun 
der junge Mensch die Waffe gegen sich 
elbst. Auch seine Verletzungen sind so 
chwer, daß er wohl kaum mit dem Leben 
davonkommen wird. 
In Nr. 107 des Hünfelder Kreisblattes 
ist folgender Widerruf zu lesen: „Ich, der 
Unterzeichnete, nehme hiermit die gegen 
den Lehrer Semmler wiederholt, selbst auf 
offener Straße ausgesprochene Beleidigung, 
z. B.: „Sie sind mein Knecht" rc. 
zurück und bekenne, daß ich keineswegs ein 
Recht habe, in Schul-Angelegenheiten zu 
reden und dem Lehrer diesbezügliche Vor 
schriften Vorschriften oder Weisungen zu 
geben. Großentaft. Der Bürgermeister: 
Breitung." 
Frankenthal, 21. Oct. Der Lehrer 
Wohlfahrt hat sich heute in seiner Woh 
nung erschossen. 
Freiburg i. Ģ., 22. Oct. Erzbischof 
Dr. Roos ist heute früh gestorben. 
Die von Karlsruhe aus verbreitete Mel 
dung, daß Pcemierlieutenant v. Brüse- 
w i tz , welcher vor Kurzem den Mechaniker 
S i e p in a n n infolge eines Wortwechsels 
erstach, zu 4 Jahren Festung verurtheilt 
worden sei hat keine Bestätigung gefunden. 
Es wird im Gegentheil behauptet, daß der 
Militärgerichtshof erst Ansang nächster 
Woche zur Aburtheilung dieses Falles zu- 
samnientreten jwerde. (Wir brachten dieses 
Telegramm gleich unter Reserve. Red.) 
Karlsruhe, 22. Okt. Zum Fall Brüse- 
witz liegt jetzt auch eine Aeußerung eines 
unbetheiligten bürgerlichen Augenzeugen 
vor, die mit der Darstellung des Regi 
ments im wesentlichen übereinstimmt. Die 
Aeußerung ist in der „Bad. Presse" ver 
öffentlicht. Nachdem geschildert worden ist, 
lote der Vorfall sich bis zu dem Augen 
blick, wo der Lieutenant v- Brüsewitz zum 
ersten Mal das Lokal verließ, abgespielt 
hatte, wird weiter erzählt: „Hierauf begab 
sich unser Gewährsmann auf den Hof, wo 
er Siepmann antraf und redete ihn mit 
den Worten an: „Sie mögen sein, wer 
benommen und können nicht verlangen, 
daß der Offizier seinen Dienst Ihretwegen 
quittirt." Er faßte den Siepmann am 
Handgelenk mit den Worten: „Kommen 
Sie mit und nehmen Sie es zurück, die 
Sache muß beigelegt werden." Siepmann 
hielt sich an einem Thürpfosten mit der 
linken Hand fest und gab zur Antwort: 
„Nein!" Der inzwischen herbeigekommene 
Wirth redete Siepmann ebenfalls zu, er 
möchte sich entschuldigen, worauf Siepmann 
nichts antwortete. Aus der weiteren Dar 
stellung geht hervor, daß der Erzähler 
wohl der Civilist ist, der Brüsewitz in 
guter Absicht, aber leider recht ungeschickt, 
auf der Straße noch aufhielt. Bon den 
Aeußerungen, die dem Offizier nach voll 
b rochier That in den Mund gelegt sind, 
hat auch dieser Zeuge nichts gehört, von 
Brüsewitz hat auf die Aufforderung, nach 
Hause zu gehen, nur geantwortet: „Nein, 
ich werde hier bleiben, bis ich weiß, wie 
es diesem Manne geht." Je widerspre 
chender die Nachrichten gleich nach der 
Mordthat waren, desto größer ist die Pflicht 
der Presse, soweit es ihr irgend möglich 
ist, die strenge Wahrheit an's Licht 
zu bringen und zu vertreten und niemals 
eine einseitige, gar politisch gefärbte Stel 
lung einzunehmen, die in solchem betrü 
benden Falle doppelt unangenehm berühr- 
Dabei bleibt der immer zu Recht bestehende 
Einwand gewahrt, daß der Gebrauch der 
Waffe zu tödtlichen Streich, einem Wehr 
losen gegenüber erst recht, niemals ent 
schuldbar ist. 
Bon der h e r a b st ü r z e n d e n Stuben- 
decke wurde in Angermünde der 78jährige 
Hausbesitzer Sydow erschlagen. Am Morgen 
des Unglückstages lag der Greis, der voll 
ständig gelähmt ist, noch im Bett, als ein 
Theil der Stubendecke herabbrach und ihn 
unter sich begrub. Ehe Nachbarn von der 
gleichfalls gelähmten Ehefrau herbeigerufen 
werden konnten, war der Aermste erstickt. 
Wilhelmshaven, 23. Oct. Kaiser Wil 
helm hat befohlen, daß die in der hiesigen 
Garnisonkirche zu errichtende Gedenktafel 
für die beim Untergang des „Iltis" er- 
trunkenen Personen auf seine Kosten an 
gebracht wird. Die Widmung lautet: 
Es t die gefallenen Helden dankbar 
der Kaiser und das Vaterland." 
Rehna, 20. Oct. Wie ein Lauffeuer 
verbreitete sich heute früh die aufregende 
Nachricht, daß gestern Abend spät auf der 
Chaussee hinterm Gadebuscher Stadtgehölz 
ein Mord und Raubanfall verübt 
wurde. Der Thatbestand ist, wie bis 
jetzt ermittelt, folgender: Spät Abends 
kam ein Schlachter mit Fuhrwerk äuge 
nhren und machte in Gadebusch bei der 
Polizei die Anzeige, daß er auf der Wis 
marer Chaussee dicht bei Pastow beim 
Gadebuscher Stadtgehölz von mehreren 
Individuen überfallen, jedoch noch glücklich 
entkommen sei; es stehe jedoch der Bier 
wagen von Gebr. Engeln-Wismar herren 
los auf derselben Stelle der Chaussee. 
Sofort begab sich die Gendarmerie nach 
der angegebenen Stelle und fand, wie 
angegeben, den Bierwagen stehen, bei 
weiterer Durchsicht auch den Kutscher als 
Leiche (erschlagen) vor; die lederne Tasche 
und Geld sollen fehlen. Wie man hört, 
ind bereits einige Verhaftungen bei den 
)ort beschäftigten Eisenbahnarbeitern er 
folgt. Weitere Nachrichten fehlen. — 
Entgegengesetzt dieser Nachricht schreibt der 
„H. C.(j: Die in letzter Nacht sofort 
unter Zuziehung eines Arztes vorgenommene 
Besichtigung der Leiche scheint Mord oder 
eine sonstige strafbare Handlung auszu 
chließen. Aeußere Verletzungen sind nicht 
sichtbar, Geld und Uhr waren bei dem 
Todten vorhanden. Bon dem Arzte wurde 
mehrfacher Rippenbruch konstatirt, so daß 
ein Unglücksfall durch Ueberfahren vorzu 
liegen scheint. Der Kreisphysikus wurde 
zur Besichtigung der Leiche erwartet. 
Provinzielles. 
Altona, 22. Oct. Eine interessante 
ver tvickelieEhescheidungsge schichte 
beschäftigt gegenwärtig das hiesige Land 
gericht. Eine Ehefrau hatte vor einer Reihe 
von Jahren eine Ehescheidungsklage gegen 
ihren Mann angestrengt und erhielt auch, 
nachdeni mehrere Termine stattgefunden 
hatten, ein Urtheil, das, wie üblich, den 
Vordruck: „Im Namen des Königs!" 
hatte. Die Frau befand sich in dem Glauben, 
daß sie gerichtlich geschieben sei, las das 
Urtheil nicht durch und begab sich mit 
demselben nach einiger Zeit zum Standes- 
amt, um eine zweite Ehe einzugehen. Der 
Standesbeamte nahm das Urtheil, welches 
mit einen« die Rechtskraft betreffenden 
Vermerk versehen war, glaubte infolge dessen 
ebenfalls, daß in dem Urtheil die Ehe 
scheidung ausgesprochen sei, las dasselbe 
auch nicht durch und die standesamtliche 
Trauung ward vollzogen. Jetzt, nach acht 
Jahren, ist der erste Ehemann zurückgekehrt. 
Demselben war bekannt, daß in dem Urtheil 
die Ehescheidung nicht ausgesprochen ist 
und stellte er nunmehr gegen die Frau 
Strafantrag wegen Ehebruchs, während 
gleichzeitig Die Staatsanwaltschaft beantragt 
hat, die zweite Ehe für nichtig zu erklären 
Der zweiten Ehe sind inzwischen mehrere 
Kinder entsproflen. Auf den Ausgang dieser 
verwickelten Angelegenheit ist man in 
Sie wollen. Sie haben sich nicht anständig'Juristenkreise» kehr gespannt. 
^ Kreis Süderdithmarscheu, 20. Oct. Am 
Sonntag hielt die n a t i o n a l l i berate 
Partei unseres Kreises in Marne einen 
sehr gut besuchten Parteitag ab. Nach 
Beendigung der Vorstandssitzung und der 
Generalversammlung hielt unser Landtags 
abgeordneter, Herr Dr. med. Martens,' in 
dem Jbs'schen Saale vor einer großen Zu 
Hörerschaft einen Vortrag, in dem er zunächst 
den Bericht über die letzte Session erstattete 
und alsdann zu einigen Fragen der Gegen 
wart Stellung nahm. U. a. erklärte sich 
der Redner gegen die extremen Forderungen 
des Bundes der Landwirthe, wie gegen 
den Antrag Kanitz, die Doppelwährung rc. 
Im Kreise Plön sollen in diesem Herbst 
ca. 1800 Stück Melonen-Aepfelbäume an 
den Chausseen und Landstraßen rc. gepflanzt 
werden. 
Niebüll, 22. Oct. Ein Beispiel von der 
Unrentabilität der Gräserei 
in diesem Sommer sei Folgendes: Ein 
Hofbesitzer kaufte im Herbst des vorigen 
Jahres eine Parthie Stallochsen zum Preise 
von 370 Mk. pro Stück. Nachdem er die 
Ochsen nun den Winter hindurch in gutem 
Futterzustande bei reichlicher Hengabe ge 
halten und diesen Sommer hindurch auf 
schwerer Weide gegräst hatte, erhielt er 
pro Stück im Durchschnitt nur 400 Mk 
Ein Tanzsalonbesitzer in Apen 
rode macht bekannt, daß demnächst in den 
Markttagen diejenigen, welche sein Tanz 
lokal besuchen, an der Gratis-Berloosung 
eines Füllen theilnehmen können. 
Ein heiterer Konkurrenzstreit hat sich in 
Apenrade zwischen der dort neu errichteten 
Wurstsabrik — alias Exportschlachterei — 
und den dortigen Schlachtern entwickelt 
Die neue Fabrik bietet, um sich einzuführen, 
der Kundschaft allerlei neues und, da sie 
es nicht an Reklame aller Art hat fehlen 
lassen, so stellt sich, dem Sprichwort „neue 
Besen kehren gut" gemäß, auch eine erheb 
liche Kundschaft ein, zumal, weil auch eine 
Preisherabsetzung mit dem Einkauf ver 
bunden ist. Eine Anzahl Apenrader 
Schlachter hat nun mit einer weiteren 
Preisermäßigung geantwortet und in d. 
beiderseitigen Ankündigungen fehlt es natür 
lich nicht an gehässigen Seitenhieben gegen 
die Konkurrenz. Das Publikum amüsirt 
ich über die Reibereien und läßt sich im 
übrigen die Verbilligung der Fleischwaaren 
gwn gefallen. 
H Bei dem „Strandhotel" in Kappeln, das 
an Herrn Moses in Bradford übergegangen, 
ist man augenblicklich mit der Aufführung 
eines neuen zweistöckigen Logirhauses be 
schästigt. Dasselbe wird zwar nicht sehr 
groß, allem Anscheine nach aber wird es 
nicht nur geschmackvoll ausgeführt, sondern 
auch sehr praktisch eingerichtet werden. 
Schleswig, 22. Oct. Nach einer Mit 
theilung des „Bert. Tagebl." aus Kiel 
ist anläßlich des Rückiritts des Ober 
Präsidenten von Steinmann von einer 
Verlegung des Oberpräsidiums von 
Schleswig nach Kiel nicht die Rede. Der 
Wunsch in Kiel und nächster Umgebung ist 
wohl der Vater dieses Gedankens. 
Eine vorreformatorische kirchliche Sitte 
sucht Prinz Heinrich wieder einzuführen. 
Im Gegensatz zu katholischen Gegenden 
ist es in protestantischen Ländern Brauch, 
die Kirchen nur am Sonntag offen zu 
halten. Prinz Heinrich hat nun bei dem 
Kirchencollegium des Kirchspiels Borbh, zu 
welchem Gut und Dorf Hemmelmark ge 
hören, angeregt, die Kirche jeden Tag eine 
Zeit lang geöffnet zu halten. Seitdem steht 
die Borbyer Kirche jeden Nachmittag von 
5 bis 6 '/2 Uhr offen; zuweilen wird 
während dieser Stunden die Orgel gespielt. 
Dieser erste Versuch ist zunächst auf die 
Dauer von 6 Wochen angeordnet. 
§t§ Luhnstedt, 24. Oct. Gestern Abend 
hatte ein Achtelhufner Hierselbst das Unglück 
bei Ausübung der Jagd einen Knaben im 
Alter von 10 Jahren zu erschießen. 
-li- Büdelsdorf, 24. Octbr. Als der 
Fuhrmann eines Rendsburger Bierwagens 
gestern Nachmittag bei einer hiesigen Wirth 
schaft sein Fuhrwerk auf einen Augenblick 
verlassen hatte, ging sein Pferd mit dem 
Wagen durch, auf welchem ein etwa 
lljähriges Kind aus Rendsburg saß. Gleich 
darauf fiel das Kind so unglücklich vom 
Sitz auf die Straße herunter, daß es 
lebensgefährliche Verletzungen am Kopfe 
erlitt. 
A Rendsburg, 23. Oct. Das königliche 
Seeamt in Tönning verhandelte gestern 
über zwei Seeunfälle. Der erste Berhand- 
lungsgegenstand betraf den Tod des Leicht 
matrosen Wilhelm Daniel aus Tönning. 
Derselbe ist am 12. April 1896 auf dem 
Schooner „Carl" aus Haindorf (Kapitän 
Jürgen Thot) über Bord gefallen, als er 
in den Mast steigen sollte, um ein Segel 
los zu machen. Der Kapitän hat, als er 
Hülferufe hörte, sofort beigedreht, die Anker- 
fallen lassen und einen Rettungsgürtel 
ausgeworfen. Der Bestmann Frahm ist in 
ein Boot gestiegen, um den Verunglückten 
zu retten, >vas ihm wegen des Windes 
und des starken Fluthstromes jedoch nicht 
gelang. Der Spruch des Seeamts lautet 
dahin, daß ein Verschulden des Schiffers 
nicht vorliegt und der Unfall auch uicht 
auf Mängel in der Bauart und Ausrüstung 
des Fahrzeuges zurückzuführen ist. — 
Ferner wurde über den Tod des Bestmanns 
Christian Peterson aus Süddorf (Amrum) 
aus dem Fischerewer „Caroline" 8. A. Nr. 6 
verhandelt. Petersen ist am 31. März 1896 
ans der Rhede vor Stalling (Jütland) beim 
Lichten des Ankers über Bord gefallen und 
ertrunken. Die Leiche ist trotz ^stündigen 
Suchens nicht gesunden worden. Auch in 
diesem Falle lautete das Urtheil dahin, 
daß dem Schiffer ein Verschulden nicht 
beizumeffen ist. 
X Rendsburg, 24. Octbr. In der gestrigen 
Sitzung der städtischen Kollegien war der Magi 
strat vollzählig, vom Stadtverordneten-Kollegiunl 
fehlte Herr G ü t l e i n. Der erste Gegenstand 
der Tagesordnung bildete ein Antrag auf Ver 
längerung des Miethvertrages des im Besitze der 
Frau G r a g e befindlichen Ladens im Stegen- 
aebäude. Die Miethe beträgt 615 Mk. Der noch 
2 Jahre laufende Kontrakt wurde auf weitere 
6 Jahre verlängert. 
2. Betreffend die Aufstellung eines Bauentwurfs 
fur eine Offizier-Speiseanstalt bemerkte der Herr 
Vorsitzende, daß der Bau eines neuen Kasinos 
oder einer Speiseanstalt für das 1., 2. und 4. 
Bataillon des Infanterie-Regiments Herzog von 
Holstein schon früher in Aussicht genommen 
worden sei und solle der Bau unter denselben 
Bedingungen ausgeführt werden, welche dem Ban 
der Kaserne zu Grunde gelegen hätten. Wenn 
auch^ das 4. Bataillon voraussichtlich zum 1. April 
n. I. von hier verlegt werden würde, müsse die 
Angelegenheit doch jetzt zum Abschlüsse kommen, 
da die Intendantur dieses wünsche und es auch 
an der Zeit sei, bezüglich der Umgestaltung, welch e 
in Folge des Abbruchs der alten Militärbaracken 
in der verlängerten Kronprinzenstraße erfolgen 
müsse, einleitende Schritte zu thun. Es frage 
sich nun, ob die Kollegien einem Abkommen zu 
stimmen wolllen, welches der Herr Senator 
R 0 h w e r init einem Baunieister getroffen habe, 
nach welchem letzterer für den Betrag von 6 pr. 
Mille der Bausumme einen vollständigen Bau- 
entwu>-f aufzustellen sich bereit erklärt habe. Die 
Kollegien genehmigen da? Abkommen und werden 
die Kosten in das Extraordinarinm des nächsten 
Etats eingestellt werden. 
3. Genehniigt wurde ein Antrag auf Stundung 
von Kosten für Anschlüsse an das Elektrizitätswerk. 
Die Firma Holm & Molzen in Flensburg be- 
absichtigen die Erwerbung eines Bauplatzes in 
der Gerhardstcaße in der Größe von 2000 r]m. 
Die Baukommission befürwortet den Antrag. 
Herr Thormann regt an, ob es nicht nun 
mehr an der Zeit sei, den Preis für die Bau 
plätze im Kronwerk zu erhöhen. Die Gründe, 
welche dazu geführt hätten, diese Plätze so billig 
abzugeben, lägen zur Zeit nicht mehr vor und 
daher empfehle es sich, die -preise für Bauplätze 
etiva auf 2,50-3 M. für den □m ju erhöhen. 
Auf eine Borfrage des Herrn Speck I, was 
denn in der Gerhardstraße gebaut werden solle, 
erklärt Herr Senator Rohmer, daß der Bau 
eines stattlichen Wohnhauses geplant sei, welches 
den größten Theil der Front ausfüllen werde. 
Im klebrigen sei er der Ansicht, daß man sehen 
müsse, durch den Verkauf von Bauplätzen — 
wie es in diesem Falle geschehe —, Fremde nach 
hier zu ziehen und weniger Rücksicht daraus 
nehmen, ob die Bauplätze der Stadt ein paar 
Groschen mehr oder weniger einbrächten. Bon 
anderer Seite wurde dem entgegengehalten, daß 
der Ban ivegen des höheren Preises für den 
Platz sicher nicht unterbleiben werde, da im 
den noch außerordentlich wenig sei. 
Heer Speck I w:ll bei dieser Gelegenheit auf 
Kalamitäten hinweisen, die sich beim Ausbau 
des Kronwcrks setzt vielfach herausstellen Es 
werden häufig Anträge auf Anschluß an die 
GX und Wasserleitung gestellt, welchen nur 
stattgegeben werden kann wenn die Betreffenden 
theiliveise erhebliche Beträge zu den entstehenden 
Kosten beisteuern. Es empfehle sich, von vorn 
herein den nachtoeiligen Beitrag für die einzel 
nen Grundstücke beim Verkauf von Bauplätzen 
mit zu erhebe» und dabei auch die später noth 
wendig werdende Kanalisation zu berücksichtigen. 
Herr Dr. V o lbeh r ist der Ansicht, daß man 
beim Ausbau neuer Sladttheile nothwendig alle 
Vortheile gewähren müsse. Die dadurch ent 
stehenden Kosten würden am besten durch Er 
höhung der Preise für Bauplatze aufgebracht. 
Eine anderweitige Ausbringung derselben stoße 
auf Schwierigkeiten. Daß auch für die neuen 
Stadltheile ans e ne Kanalisation Rücksicht ge 
nommen wird, halte er für nöihig. Die über 
einstimmende Ansicht der Kollegien geht dahin, 
in Zukunft beim Verkauf von Bauplätzen 
Rücksicht auf die beregten Angelegenheiten zu 
nehmen. 
Herr Senator Hollesen freut sich, daß endlich 
auch die Stadtverordneten zu der Einsicht ge 
kommen sind, daß die Bauplätze viel zu billig 
verkauft werden. ^ Auch 2—Z Mk. für den Qm 
äeqetOe 
uubin«!V —/ — 
feien noch lange man genug. Das vorliegende 
Gesuch will er bewllligen. 
Herr Speck I ist der Ansicht, daß das Kron 
werk überhaupt ein theures Anhängsel der Stadt 
bilden werde, da es sehr bald dahin konimen 
werde, daß die Kanalisation u>w. ebenso wie in 
den übrigen Theilen der Staat und auf Kosten 
derselben hergestellt werden müsse Man habe 
von vornherein mehr darauf Bedacht sein müssen, 
die Kosten, ivie es auch in anderen Städten üblich 
'ei, auf die Anbauer zu vertheilen. 
Der Vorsitzende hält dem entgegen, daß es s. 
Z. vor allen Dingen darauf angekommen wäre 
neue Wohnungen zu schassen. Die Verhältnisse 
seien jetzt allerdings anders geivorden. Die sani 
tären Zustünde hätten sich tvesentlich gebessert, 
das müsse auch in Betrag gezogen werden. Die 
Stadlvertretung habe dashalb keine Veranlassung 
sich jetzt Vorwürfe zu machen. 
Während nunmehr Herr Speck I den Antrag 
teilt, den von der Firma Holm u. Moltzen ge 
wünschten Bauplatz itur für 3 Mk. pro Qm ab 
zulassen, will Herr Thormann diesmai noch für 
den osferirten Preis verkaufen. Der Antrag der 
Baukommission wird gegen die Stininien dec 
Herra Speck I und Jagdhuhn genehmigt. 
Genehmigt wird gleichfalls ein Antrag auf An 
schluß eines Gebäudes im Kronwerk an die Wasser 
leitung. Von den entstehenden Kosten werden */, 
auf die Stadtkasse übernommen und außeretats- 
niäßig bewilligt. Der Rest der Tagesordnung 
wurde in geheiiner Sitzung erledigt. 
r Rendsburg, 24. Okt. Am Freitag 
nächster Woche wird Hierselbst im Apollo- 
mal ein Concert der Kapelle deS Inf.- 
Regts. Herzog von Holstein (Holst.) Nr. 85 
unter persönlicher Leitung ihres Dirigenteil 
Herrn O. Bartelt stattfinden, welches noch 
dadurch eine besondere Anzrehungskrast 
erfährt, daß der amerikanische Stabs' 
trompeter u. Pistonkönig Ballerio 
Brown, ein Neger, bei dieser Ge 
legenheit sich produciren wird. - Herr 
Brown, de-r sowohl Solist als auch Kvm- 
Nachr 
Frl. 
Kreis 
Herri 
schen 
Uebu 
führe: 
den ï 
Kras: 
Uebu 
zur C 
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