inä Ļcbeņ zu rufen oder denselben beizu- einem patronillirenden Schutzmann mit
treten miss, s-inur »fa s:.r , i, * .
treten, auch bei einer Zwangsorganisarion
in ihrer Theilnahmslosigkeit und Unthätig
keil verharren werden.
Berlin, 22. Oct. Der ^medizinische
Verein an der Universität Jena hatte einen
Anschlag an das dortige schwarze Brett
gemacht, in dem u. a. ausgeführt war,
Laß Mitglied des Vereins jeder Mediziner
werden könne, der der mosaischen Re
ligion nicht angehöre. Nun hat der
jetzige Prorektor der Universität, Dr
Linck, ein Schreiben an die Redaktion
der „Mittheilungen aus dem Verein zur
Abwehr des Antisemitismus" gerichtet, in
dem es folgendermaßen heißt:
„Zu der Notiz aus Jena auf Seite
325 in Nr. 41 Ihrer „Mittheilungen"
vom 10. Oct. d. I. habe ich ergebenst zu
bemerken, daß die Statuten des „Medi
zinischen Vereins" weder vom Prorektorat
noch von einer anderen Universitätsbehörde
genehmigt worden sind oder werden, weil
die studentischen Korporationen das Selbst
verwaltungsrecht haben und nur ver
pflichtet find, ihre Statuten auf Verlangen
zur Einsicht rc. vorzulegen. Es war
daher die gerügte Bestimmung des Sta-
tuts des „Medizinischen Vereins" behörd
licherscits nicht einmal bekannt. Die An-
schlage aber an den schwarzen Brettern
der Anstalten der Universität bedürfen
nur der Genehmigung des betreffenden
Anstaltsdirektors, welcher in diesem Falle
dieselbe nur aus Versehen ertheilte. So
fort, nachdem der angefochtene Passus
zur Kenntniß des Prorektors kam, wurde
dem medizinischen Verein aufgegeben, die
Anschläge von allen schwarzen
Brettern zu entfernen und ähnliche
nicht wie d er zu machen
Berlin, 22. Okt. Ein grelles Licht auf
die Arbeiter-Verhetzung wirft
der Bericht über eine Versammlung von
hiesigen Gasanstaltsarbeitern.
Referent war ein Sattler Pörsch, der
gegen die städtische Verwaltung eine Reihe
von Klagen vorbrachte. Bon den aus
ständigen Gasanstaltsarbeitern sei bisher
keiner wieder eingestellt. Den nicht am
Ausstand betheiligten Gasanstaltsarbeitern
machte der Sattler zum Vorwurf, sie über
ließen die „Opfer der Bewegung" ihrem
Schicksale, sie trügen pro Kopf kaum drei
Pfennige wöchentlich zu deren Unterstützung
bei. Zu stürmischen Unterbrechungen kam
«es, als ein wirklicher Gasanstaltsarbeiter
aus der Gasanstalt in der Danzigerstraße
erklärte, er habe seine Unterschrift zur
Gegenpetition freiwillig, ohne jeden Zwang
gegeben, das Schriftstück sei auch nicht, wie
Referent behauptet hatte, von Beamten,
sondern von den Arbeitern selbst ver-
faßt („Lüge!" „Nein! Er hat Recht!"
Lärm.) Mit der Streikgeschichte
sei man ja doch hereingefallen
(Ohoruse), Leute, die von der Ar
beit in den Gaswerken nichts
verstehen haben sie angezettelt.
(„Das ist die Wahrheit!" Erneute Unruhe.)
Man will sich blos an unserm
Groschen bereichern. (Pfui! Schluß!)
Es heißt, wir zahlen nicht genug, dabei
ist mit den Sammellisten ein s ch ä n d >
licher Betrug vorgegangen. (Ge
meinheit ! Beweisen! Namen nennen!)
Als dann der Sattler Pörsch andeutete,
daß Zuhälter in der Versammlung zu sein
schienen, entstand ein solcher Tumult, daß
der überwachende Beamte die Versammlung
für aufgelöst erklärt. Die Erregung unter
den Gasarbeitern war so stark, daß sie sich
auf der Straße stauten, uni dem Refe
renten zu Leibe zu gehen. Dieser wurde
deshalb so lange im Lokale festgehalten,
bis die Polizei die Menge zerstreut hatte.
Berlin, 23. Okt. Die Nachforschungen
nach dem Mörder Bruno Werner und
seinen beiden Komplizen sind noch immer
erfolglos gewesen.
— Die Jagd nach dem Mörder des
Justizraths Levy, Bruno Werner,
wird eifrig betrieben, ist aber noch bisher
erfolglos geblieben. Vorgestern bereits
ist der Steckbrief gegen Werner erlassen
worden. Der Bruder des verhafteten
Mitthäters Grosse hat sich bereits ge
meldet, um die vom Berliner Anwalts
verein ausgesetzten 5000 Mark in Empfang
zu nehmen. Er war sehr verwundert, als
ihm bedeutet wurde, daß vor rechtskräftiger
Berurtheilung der Thäter an eine Aus
zahlung der Summe nicht zu denken sei,
und daß man ja auch erst eines von vier
bei der Mordthat Betheiligten habhaft ge
worden sei.
Daß der Mord am Justizrath Levy in
Berlin beinahe verhütet tvorden wäre, be
richtet folgende Meldung, die dem „B. T."
von guter Seite zugeht und die sich auf
einen eigenthümlichen Vorgang am Vor
abend des Verbrechens bezieht: Der Drosch
kenkutscher Nr. 4773 (2. Klasse), der in
der Nacht von Sonnabend auf Sonntag
seinen Stand am Gendarmenmarkt hatte,
bemerkte Nachts um 2 Uhr zwei junge
Burschen, die sich eine Zeit lang in den
Anlagen umhertrieben und sich sodann aus
einer Bank niederließen, anscheinend um
dort zu schlafen. Bald darauf aber sah
der Kutscher, ivie einer der Burschen ein
starkes Messer hervorzog, es dem anderen
gab und mit ihm gemeinschaftlich prüfte.
Der Kutscher theilte seine Beobachtung
als dieser vorüberkam; der Beamte näherte
sich den beiden und nahm ihnen das Meffer
ab. Er besah es aber nur und gab es
ihnen zurück, indem er sie zum Weiter
gehen aufforderte. Die beiden Burschen
die sich Nachts um 2 Uhr Herumtrieben
waren die Mörder Werner und Grosse
Der Kutscher hat bald danach seine Be
merkungen mehreren anderen Personen
mitgetheilt. Die Burschen entfernten sich
schnell — am Morgen verübten sie mit
dem ihnen abgenommenen und nachher
wiedergegebenen Meffer die Mordthat.
Der Kutscher ist vom Polizeikommissar
Braun über die Sache vernommen worden,
der Mörder Grosse wurde ihm vorgeführt
und von ihm mit Bestimmtheit wieder
erkannt.
Im Hochzeits wag en gestorben ist
in Berlin gestern Nachmittag die 40 Jahre
alte Frau Auguste Kressin, verw. Christ,
geb. Müller. Die Frau wohnte in der
Kaiser Friedrichstraße zu Rixdorf, wo sie
den Kaufmann und früheren Ringkämpfer
Kresstn kennen lernte, mit dem sie heute
vor acht Tagen standesamtlich getraut
wurde. Die kirchliche Trauung sollte am
«Sonnabend stattfinden, mußte aber wegen
Erkrankung der Frau vertagt werden. Die
Frau hatte eine Vorahnung, daß sie sie
nicht überleben werde. Sie sprach davon
ihrem Dienstmädchen gegenüber und ließ
gestern Morgen Gerichtsbeamte kommen,
um ihr Testament zu machen. Als man
nun gestern Nachmittag zur Michaelikirche
fahren wollte, um die kirchliche Trauung
nachzuholen, fiel plötzlich Frau Kressin
bewußtlos ihrem Mann in die Arme.
Der Hochzeitswagen kehrte um, man trug
die Frau schleunigst in ihre Wohnung
hinauf und rief einen Arzt herbei. Dieser
konnte nur feststellen, daß mittlerweile der
Tod bereits eingetreten war, vermuthlich
in Folge eines Herzschlages.
Königsberg, 22. Oct. Gegen den Geh.
Kommerzienrath Becker ist auf Antrag
des Landwirthschaftsministers ein Er
mittelungsverfahren wegen Beleidigung
eingeleitet worden. Die Klage ist bereits
am 16. Juli erhoben worden. Zeugen
Vernehmungen haben stattgefunden.
Görlitz, 22. Okt. Der Krämer Emil
Pufe aus Horka, welcher vor 16 Jahren
die Dienstmagd Wetzold aus Nieder-Rengers-
dors ermordete, ist im Wiederaufnahme-
Verfahren von dem hiesigen Schwurgericht
zum Tode verurtheilt worden.
Gießen, 22. Okt. In Kirtorf bei Als
eld erregt eine Meineid-Affaire nicht ge
ringes Aufsehen. Zwei angesehene Orts
bürger sind festgenommen worden. Zwei
andere, welche ebenfalls verhaftet werden
ollten, verübten Selbstmord.
Magdeburg, 21. Okt. Zwei Lehr
l i n g e eines hiesigen Kaufmanns, von
denen der eine im Hause seines Prinzipals
wohnte, hielten sich in vergangener Nacht
in dessen Zimimc auf; außer ihnen war
eine sechszehnjährige Geliebte des
Jüngeren anwesend. Aus Spielerei ergriff
dieser einen auf dem Tische liegenden Rad
ahrer-Revolver, den er nicht für
geladen hielt, und drückte ihn auf den
Aelteren ab. Ein Schuß erdröhnte und
der Aeltere war tödtlich getroffen. Aus
Verzweiflung über seine That kehrte nun
der junge Mensch die Waffe gegen sich
elbst. Auch seine Verletzungen sind so
chwer, daß er wohl kaum mit dem Leben
davonkommen wird.
In Nr. 107 des Hünfelder Kreisblattes
ist folgender Widerruf zu lesen: „Ich, der
Unterzeichnete, nehme hiermit die gegen
den Lehrer Semmler wiederholt, selbst auf
offener Straße ausgesprochene Beleidigung,
z. B.: „Sie sind mein Knecht" rc.
zurück und bekenne, daß ich keineswegs ein
Recht habe, in Schul-Angelegenheiten zu
reden und dem Lehrer diesbezügliche Vor
schriften Vorschriften oder Weisungen zu
geben. Großentaft. Der Bürgermeister:
Breitung."
Frankenthal, 21. Oct. Der Lehrer
Wohlfahrt hat sich heute in seiner Woh
nung erschossen.
Freiburg i. Ģ., 22. Oct. Erzbischof
Dr. Roos ist heute früh gestorben.
Die von Karlsruhe aus verbreitete Mel
dung, daß Pcemierlieutenant v. Brüse-
w i tz , welcher vor Kurzem den Mechaniker
S i e p in a n n infolge eines Wortwechsels
erstach, zu 4 Jahren Festung verurtheilt
worden sei hat keine Bestätigung gefunden.
Es wird im Gegentheil behauptet, daß der
Militärgerichtshof erst Ansang nächster
Woche zur Aburtheilung dieses Falles zu-
samnientreten jwerde. (Wir brachten dieses
Telegramm gleich unter Reserve. Red.)
Karlsruhe, 22. Okt. Zum Fall Brüse-
witz liegt jetzt auch eine Aeußerung eines
unbetheiligten bürgerlichen Augenzeugen
vor, die mit der Darstellung des Regi
ments im wesentlichen übereinstimmt. Die
Aeußerung ist in der „Bad. Presse" ver
öffentlicht. Nachdem geschildert worden ist,
lote der Vorfall sich bis zu dem Augen
blick, wo der Lieutenant v- Brüsewitz zum
ersten Mal das Lokal verließ, abgespielt
hatte, wird weiter erzählt: „Hierauf begab
sich unser Gewährsmann auf den Hof, wo
er Siepmann antraf und redete ihn mit
den Worten an: „Sie mögen sein, wer
benommen und können nicht verlangen,
daß der Offizier seinen Dienst Ihretwegen
quittirt." Er faßte den Siepmann am
Handgelenk mit den Worten: „Kommen
Sie mit und nehmen Sie es zurück, die
Sache muß beigelegt werden." Siepmann
hielt sich an einem Thürpfosten mit der
linken Hand fest und gab zur Antwort:
„Nein!" Der inzwischen herbeigekommene
Wirth redete Siepmann ebenfalls zu, er
möchte sich entschuldigen, worauf Siepmann
nichts antwortete. Aus der weiteren Dar
stellung geht hervor, daß der Erzähler
wohl der Civilist ist, der Brüsewitz in
guter Absicht, aber leider recht ungeschickt,
auf der Straße noch aufhielt. Bon den
Aeußerungen, die dem Offizier nach voll
b rochier That in den Mund gelegt sind,
hat auch dieser Zeuge nichts gehört, von
Brüsewitz hat auf die Aufforderung, nach
Hause zu gehen, nur geantwortet: „Nein,
ich werde hier bleiben, bis ich weiß, wie
es diesem Manne geht." Je widerspre
chender die Nachrichten gleich nach der
Mordthat waren, desto größer ist die Pflicht
der Presse, soweit es ihr irgend möglich
ist, die strenge Wahrheit an's Licht
zu bringen und zu vertreten und niemals
eine einseitige, gar politisch gefärbte Stel
lung einzunehmen, die in solchem betrü
benden Falle doppelt unangenehm berühr-
Dabei bleibt der immer zu Recht bestehende
Einwand gewahrt, daß der Gebrauch der
Waffe zu tödtlichen Streich, einem Wehr
losen gegenüber erst recht, niemals ent
schuldbar ist.
Bon der h e r a b st ü r z e n d e n Stuben-
decke wurde in Angermünde der 78jährige
Hausbesitzer Sydow erschlagen. Am Morgen
des Unglückstages lag der Greis, der voll
ständig gelähmt ist, noch im Bett, als ein
Theil der Stubendecke herabbrach und ihn
unter sich begrub. Ehe Nachbarn von der
gleichfalls gelähmten Ehefrau herbeigerufen
werden konnten, war der Aermste erstickt.
Wilhelmshaven, 23. Oct. Kaiser Wil
helm hat befohlen, daß die in der hiesigen
Garnisonkirche zu errichtende Gedenktafel
für die beim Untergang des „Iltis" er-
trunkenen Personen auf seine Kosten an
gebracht wird. Die Widmung lautet:
Es t die gefallenen Helden dankbar
der Kaiser und das Vaterland."
Rehna, 20. Oct. Wie ein Lauffeuer
verbreitete sich heute früh die aufregende
Nachricht, daß gestern Abend spät auf der
Chaussee hinterm Gadebuscher Stadtgehölz
ein Mord und Raubanfall verübt
wurde. Der Thatbestand ist, wie bis
jetzt ermittelt, folgender: Spät Abends
kam ein Schlachter mit Fuhrwerk äuge
nhren und machte in Gadebusch bei der
Polizei die Anzeige, daß er auf der Wis
marer Chaussee dicht bei Pastow beim
Gadebuscher Stadtgehölz von mehreren
Individuen überfallen, jedoch noch glücklich
entkommen sei; es stehe jedoch der Bier
wagen von Gebr. Engeln-Wismar herren
los auf derselben Stelle der Chaussee.
Sofort begab sich die Gendarmerie nach
der angegebenen Stelle und fand, wie
angegeben, den Bierwagen stehen, bei
weiterer Durchsicht auch den Kutscher als
Leiche (erschlagen) vor; die lederne Tasche
und Geld sollen fehlen. Wie man hört,
ind bereits einige Verhaftungen bei den
)ort beschäftigten Eisenbahnarbeitern er
folgt. Weitere Nachrichten fehlen. —
Entgegengesetzt dieser Nachricht schreibt der
„H. C.(j: Die in letzter Nacht sofort
unter Zuziehung eines Arztes vorgenommene
Besichtigung der Leiche scheint Mord oder
eine sonstige strafbare Handlung auszu
chließen. Aeußere Verletzungen sind nicht
sichtbar, Geld und Uhr waren bei dem
Todten vorhanden. Bon dem Arzte wurde
mehrfacher Rippenbruch konstatirt, so daß
ein Unglücksfall durch Ueberfahren vorzu
liegen scheint. Der Kreisphysikus wurde
zur Besichtigung der Leiche erwartet.
Provinzielles.
Altona, 22. Oct. Eine interessante
ver tvickelieEhescheidungsge schichte
beschäftigt gegenwärtig das hiesige Land
gericht. Eine Ehefrau hatte vor einer Reihe
von Jahren eine Ehescheidungsklage gegen
ihren Mann angestrengt und erhielt auch,
nachdeni mehrere Termine stattgefunden
hatten, ein Urtheil, das, wie üblich, den
Vordruck: „Im Namen des Königs!"
hatte. Die Frau befand sich in dem Glauben,
daß sie gerichtlich geschieben sei, las das
Urtheil nicht durch und begab sich mit
demselben nach einiger Zeit zum Standes-
amt, um eine zweite Ehe einzugehen. Der
Standesbeamte nahm das Urtheil, welches
mit einen« die Rechtskraft betreffenden
Vermerk versehen war, glaubte infolge dessen
ebenfalls, daß in dem Urtheil die Ehe
scheidung ausgesprochen sei, las dasselbe
auch nicht durch und die standesamtliche
Trauung ward vollzogen. Jetzt, nach acht
Jahren, ist der erste Ehemann zurückgekehrt.
Demselben war bekannt, daß in dem Urtheil
die Ehescheidung nicht ausgesprochen ist
und stellte er nunmehr gegen die Frau
Strafantrag wegen Ehebruchs, während
gleichzeitig Die Staatsanwaltschaft beantragt
hat, die zweite Ehe für nichtig zu erklären
Der zweiten Ehe sind inzwischen mehrere
Kinder entsproflen. Auf den Ausgang dieser
verwickelten Angelegenheit ist man in
Sie wollen. Sie haben sich nicht anständig'Juristenkreise» kehr gespannt.
^ Kreis Süderdithmarscheu, 20. Oct. Am
Sonntag hielt die n a t i o n a l l i berate
Partei unseres Kreises in Marne einen
sehr gut besuchten Parteitag ab. Nach
Beendigung der Vorstandssitzung und der
Generalversammlung hielt unser Landtags
abgeordneter, Herr Dr. med. Martens,' in
dem Jbs'schen Saale vor einer großen Zu
Hörerschaft einen Vortrag, in dem er zunächst
den Bericht über die letzte Session erstattete
und alsdann zu einigen Fragen der Gegen
wart Stellung nahm. U. a. erklärte sich
der Redner gegen die extremen Forderungen
des Bundes der Landwirthe, wie gegen
den Antrag Kanitz, die Doppelwährung rc.
Im Kreise Plön sollen in diesem Herbst
ca. 1800 Stück Melonen-Aepfelbäume an
den Chausseen und Landstraßen rc. gepflanzt
werden.
Niebüll, 22. Oct. Ein Beispiel von der
Unrentabilität der Gräserei
in diesem Sommer sei Folgendes: Ein
Hofbesitzer kaufte im Herbst des vorigen
Jahres eine Parthie Stallochsen zum Preise
von 370 Mk. pro Stück. Nachdem er die
Ochsen nun den Winter hindurch in gutem
Futterzustande bei reichlicher Hengabe ge
halten und diesen Sommer hindurch auf
schwerer Weide gegräst hatte, erhielt er
pro Stück im Durchschnitt nur 400 Mk
Ein Tanzsalonbesitzer in Apen
rode macht bekannt, daß demnächst in den
Markttagen diejenigen, welche sein Tanz
lokal besuchen, an der Gratis-Berloosung
eines Füllen theilnehmen können.
Ein heiterer Konkurrenzstreit hat sich in
Apenrade zwischen der dort neu errichteten
Wurstsabrik — alias Exportschlachterei —
und den dortigen Schlachtern entwickelt
Die neue Fabrik bietet, um sich einzuführen,
der Kundschaft allerlei neues und, da sie
es nicht an Reklame aller Art hat fehlen
lassen, so stellt sich, dem Sprichwort „neue
Besen kehren gut" gemäß, auch eine erheb
liche Kundschaft ein, zumal, weil auch eine
Preisherabsetzung mit dem Einkauf ver
bunden ist. Eine Anzahl Apenrader
Schlachter hat nun mit einer weiteren
Preisermäßigung geantwortet und in d.
beiderseitigen Ankündigungen fehlt es natür
lich nicht an gehässigen Seitenhieben gegen
die Konkurrenz. Das Publikum amüsirt
ich über die Reibereien und läßt sich im
übrigen die Verbilligung der Fleischwaaren
gwn gefallen.
H Bei dem „Strandhotel" in Kappeln, das
an Herrn Moses in Bradford übergegangen,
ist man augenblicklich mit der Aufführung
eines neuen zweistöckigen Logirhauses be
schästigt. Dasselbe wird zwar nicht sehr
groß, allem Anscheine nach aber wird es
nicht nur geschmackvoll ausgeführt, sondern
auch sehr praktisch eingerichtet werden.
Schleswig, 22. Oct. Nach einer Mit
theilung des „Bert. Tagebl." aus Kiel
ist anläßlich des Rückiritts des Ober
Präsidenten von Steinmann von einer
Verlegung des Oberpräsidiums von
Schleswig nach Kiel nicht die Rede. Der
Wunsch in Kiel und nächster Umgebung ist
wohl der Vater dieses Gedankens.
Eine vorreformatorische kirchliche Sitte
sucht Prinz Heinrich wieder einzuführen.
Im Gegensatz zu katholischen Gegenden
ist es in protestantischen Ländern Brauch,
die Kirchen nur am Sonntag offen zu
halten. Prinz Heinrich hat nun bei dem
Kirchencollegium des Kirchspiels Borbh, zu
welchem Gut und Dorf Hemmelmark ge
hören, angeregt, die Kirche jeden Tag eine
Zeit lang geöffnet zu halten. Seitdem steht
die Borbyer Kirche jeden Nachmittag von
5 bis 6 '/2 Uhr offen; zuweilen wird
während dieser Stunden die Orgel gespielt.
Dieser erste Versuch ist zunächst auf die
Dauer von 6 Wochen angeordnet.
§t§ Luhnstedt, 24. Oct. Gestern Abend
hatte ein Achtelhufner Hierselbst das Unglück
bei Ausübung der Jagd einen Knaben im
Alter von 10 Jahren zu erschießen.
-li- Büdelsdorf, 24. Octbr. Als der
Fuhrmann eines Rendsburger Bierwagens
gestern Nachmittag bei einer hiesigen Wirth
schaft sein Fuhrwerk auf einen Augenblick
verlassen hatte, ging sein Pferd mit dem
Wagen durch, auf welchem ein etwa
lljähriges Kind aus Rendsburg saß. Gleich
darauf fiel das Kind so unglücklich vom
Sitz auf die Straße herunter, daß es
lebensgefährliche Verletzungen am Kopfe
erlitt.
A Rendsburg, 23. Oct. Das königliche
Seeamt in Tönning verhandelte gestern
über zwei Seeunfälle. Der erste Berhand-
lungsgegenstand betraf den Tod des Leicht
matrosen Wilhelm Daniel aus Tönning.
Derselbe ist am 12. April 1896 auf dem
Schooner „Carl" aus Haindorf (Kapitän
Jürgen Thot) über Bord gefallen, als er
in den Mast steigen sollte, um ein Segel
los zu machen. Der Kapitän hat, als er
Hülferufe hörte, sofort beigedreht, die Anker-
fallen lassen und einen Rettungsgürtel
ausgeworfen. Der Bestmann Frahm ist in
ein Boot gestiegen, um den Verunglückten
zu retten, >vas ihm wegen des Windes
und des starken Fluthstromes jedoch nicht
gelang. Der Spruch des Seeamts lautet
dahin, daß ein Verschulden des Schiffers
nicht vorliegt und der Unfall auch uicht
auf Mängel in der Bauart und Ausrüstung
des Fahrzeuges zurückzuführen ist. —
Ferner wurde über den Tod des Bestmanns
Christian Peterson aus Süddorf (Amrum)
aus dem Fischerewer „Caroline" 8. A. Nr. 6
verhandelt. Petersen ist am 31. März 1896
ans der Rhede vor Stalling (Jütland) beim
Lichten des Ankers über Bord gefallen und
ertrunken. Die Leiche ist trotz ^stündigen
Suchens nicht gesunden worden. Auch in
diesem Falle lautete das Urtheil dahin,
daß dem Schiffer ein Verschulden nicht
beizumeffen ist.
X Rendsburg, 24. Octbr. In der gestrigen
Sitzung der städtischen Kollegien war der Magi
strat vollzählig, vom Stadtverordneten-Kollegiunl
fehlte Herr G ü t l e i n. Der erste Gegenstand
der Tagesordnung bildete ein Antrag auf Ver
längerung des Miethvertrages des im Besitze der
Frau G r a g e befindlichen Ladens im Stegen-
aebäude. Die Miethe beträgt 615 Mk. Der noch
2 Jahre laufende Kontrakt wurde auf weitere
6 Jahre verlängert.
2. Betreffend die Aufstellung eines Bauentwurfs
fur eine Offizier-Speiseanstalt bemerkte der Herr
Vorsitzende, daß der Bau eines neuen Kasinos
oder einer Speiseanstalt für das 1., 2. und 4.
Bataillon des Infanterie-Regiments Herzog von
Holstein schon früher in Aussicht genommen
worden sei und solle der Bau unter denselben
Bedingungen ausgeführt werden, welche dem Ban
der Kaserne zu Grunde gelegen hätten. Wenn
auch^ das 4. Bataillon voraussichtlich zum 1. April
n. I. von hier verlegt werden würde, müsse die
Angelegenheit doch jetzt zum Abschlüsse kommen,
da die Intendantur dieses wünsche und es auch
an der Zeit sei, bezüglich der Umgestaltung, welch e
in Folge des Abbruchs der alten Militärbaracken
in der verlängerten Kronprinzenstraße erfolgen
müsse, einleitende Schritte zu thun. Es frage
sich nun, ob die Kollegien einem Abkommen zu
stimmen wolllen, welches der Herr Senator
R 0 h w e r init einem Baunieister getroffen habe,
nach welchem letzterer für den Betrag von 6 pr.
Mille der Bausumme einen vollständigen Bau-
entwu>-f aufzustellen sich bereit erklärt habe. Die
Kollegien genehmigen da? Abkommen und werden
die Kosten in das Extraordinarinm des nächsten
Etats eingestellt werden.
3. Genehniigt wurde ein Antrag auf Stundung
von Kosten für Anschlüsse an das Elektrizitätswerk.
Die Firma Holm & Molzen in Flensburg be-
absichtigen die Erwerbung eines Bauplatzes in
der Gerhardstcaße in der Größe von 2000 r]m.
Die Baukommission befürwortet den Antrag.
Herr Thormann regt an, ob es nicht nun
mehr an der Zeit sei, den Preis für die Bau
plätze im Kronwerk zu erhöhen. Die Gründe,
welche dazu geführt hätten, diese Plätze so billig
abzugeben, lägen zur Zeit nicht mehr vor und
daher empfehle es sich, die -preise für Bauplätze
etiva auf 2,50-3 M. für den □m ju erhöhen.
Auf eine Borfrage des Herrn Speck I, was
denn in der Gerhardstraße gebaut werden solle,
erklärt Herr Senator Rohmer, daß der Bau
eines stattlichen Wohnhauses geplant sei, welches
den größten Theil der Front ausfüllen werde.
Im klebrigen sei er der Ansicht, daß man sehen
müsse, durch den Verkauf von Bauplätzen —
wie es in diesem Falle geschehe —, Fremde nach
hier zu ziehen und weniger Rücksicht daraus
nehmen, ob die Bauplätze der Stadt ein paar
Groschen mehr oder weniger einbrächten. Bon
anderer Seite wurde dem entgegengehalten, daß
der Ban ivegen des höheren Preises für den
Platz sicher nicht unterbleiben werde, da im
den noch außerordentlich wenig sei.
Heer Speck I w:ll bei dieser Gelegenheit auf
Kalamitäten hinweisen, die sich beim Ausbau
des Kronwcrks setzt vielfach herausstellen Es
werden häufig Anträge auf Anschluß an die
GX und Wasserleitung gestellt, welchen nur
stattgegeben werden kann wenn die Betreffenden
theiliveise erhebliche Beträge zu den entstehenden
Kosten beisteuern. Es empfehle sich, von vorn
herein den nachtoeiligen Beitrag für die einzel
nen Grundstücke beim Verkauf von Bauplätzen
mit zu erhebe» und dabei auch die später noth
wendig werdende Kanalisation zu berücksichtigen.
Herr Dr. V o lbeh r ist der Ansicht, daß man
beim Ausbau neuer Sladttheile nothwendig alle
Vortheile gewähren müsse. Die dadurch ent
stehenden Kosten würden am besten durch Er
höhung der Preise für Bauplatze aufgebracht.
Eine anderweitige Ausbringung derselben stoße
auf Schwierigkeiten. Daß auch für die neuen
Stadltheile ans e ne Kanalisation Rücksicht ge
nommen wird, halte er für nöihig. Die über
einstimmende Ansicht der Kollegien geht dahin,
in Zukunft beim Verkauf von Bauplätzen
Rücksicht auf die beregten Angelegenheiten zu
nehmen.
Herr Senator Hollesen freut sich, daß endlich
auch die Stadtverordneten zu der Einsicht ge
kommen sind, daß die Bauplätze viel zu billig
verkauft werden. ^ Auch 2—Z Mk. für den Qm
äeqetOe
uubin«!V —/ —
feien noch lange man genug. Das vorliegende
Gesuch will er bewllligen.
Herr Speck I ist der Ansicht, daß das Kron
werk überhaupt ein theures Anhängsel der Stadt
bilden werde, da es sehr bald dahin konimen
werde, daß die Kanalisation u>w. ebenso wie in
den übrigen Theilen der Staat und auf Kosten
derselben hergestellt werden müsse Man habe
von vornherein mehr darauf Bedacht sein müssen,
die Kosten, ivie es auch in anderen Städten üblich
'ei, auf die Anbauer zu vertheilen.
Der Vorsitzende hält dem entgegen, daß es s.
Z. vor allen Dingen darauf angekommen wäre
neue Wohnungen zu schassen. Die Verhältnisse
seien jetzt allerdings anders geivorden. Die sani
tären Zustünde hätten sich tvesentlich gebessert,
das müsse auch in Betrag gezogen werden. Die
Stadlvertretung habe dashalb keine Veranlassung
sich jetzt Vorwürfe zu machen.
Während nunmehr Herr Speck I den Antrag
teilt, den von der Firma Holm u. Moltzen ge
wünschten Bauplatz itur für 3 Mk. pro Qm ab
zulassen, will Herr Thormann diesmai noch für
den osferirten Preis verkaufen. Der Antrag der
Baukommission wird gegen die Stininien dec
Herra Speck I und Jagdhuhn genehmigt.
Genehmigt wird gleichfalls ein Antrag auf An
schluß eines Gebäudes im Kronwerk an die Wasser
leitung. Von den entstehenden Kosten werden */,
auf die Stadtkasse übernommen und außeretats-
niäßig bewilligt. Der Rest der Tagesordnung
wurde in geheiiner Sitzung erledigt.
r Rendsburg, 24. Okt. Am Freitag
nächster Woche wird Hierselbst im Apollo-
mal ein Concert der Kapelle deS Inf.-
Regts. Herzog von Holstein (Holst.) Nr. 85
unter persönlicher Leitung ihres Dirigenteil
Herrn O. Bartelt stattfinden, welches noch
dadurch eine besondere Anzrehungskrast
erfährt, daß der amerikanische Stabs'
trompeter u. Pistonkönig Ballerio
Brown, ein Neger, bei dieser Ge
legenheit sich produciren wird. - Herr
Brown, de-r sowohl Solist als auch Kvm-
Nachr
Frl.
Kreis
Herri
schen
Uebu
führe:
den ï
Kras:
Uebu
zur C
finde
willk:
richte
der
des i
bis
die
am
5 <
die
Preisen
Vergleich zu anderen Städten auch 3 Jl, für
ponift ist, beherrscht d«s Piston in geradezu
? fabelhafter Weise »nd erregte überall großes
eck