Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

Zu einem patagonischen Begräbniß ist kein weit geringer. Demnach erhielt der 
'-arg nöthig. Die „Leiche" geht nach dem Tenorist Jean de Reszke bis 1887 monat- 
Beerdigungsplatz. Dort angekommen, be< 
Kanal und das atlantische Meer ziehen 
denn nach den jüngst veröffentlichten, an 
lich 5200 Mk., sein Bruder Edouard, 
grünen die Trauernden ihre Klagegesänge, Bassist, bezieht monatlich 4000 Mk und 
wahrend das Grab gegraben wird. Dann der Baryton Lassalle erhält die höchste 
"îŗnmt man gegenseitig Abschied und der gesetzlich zulässige Monatsgage von 8800 
älteste Sohn tntt vor und begräbt seinen ‘ | mm — 
Vater oder seine Mutter lebendig. Kein 
Kind in Patagonien würde diese Aufgabe 
einem andern zumuthen. Das würde einen 
Makel aus die kindliche Liebe (!) werfen, 
und auf die letztere sind alle Patagonier 
stolz I Sie glauben an ein zukünftiges 
Leben. Der Todte tritt sofort in das 
Paradies. Daher kommt es, daß die Pata 
gonier freudig sterben. Im Alter von 
vierzig Jahren gilt ein Mensch gemeiniglich 
für überflüssig. Ist er krank, so wird er 
aber auch schon, ehe er vierzig Jahre alt 
geworden ist, entfernt. 
— Ein seltsames Gederikstück wird das 
portugiesische Museum in Lissabon aus 
dem Nachlasse Ernesto Rossis erhalten 
Es ist dies die goldene Taschenuhr, die 
Rosst anläßlich eines Gastspiels in Lissabon 
vom Könige Dom Louis erhielt. Die Uhr 
blieb eines Tages plötzlich um 3 / 4 9 Uhr 
stehen. Sie war regelrecht aufgezogen, 
das Uhrwerk ging, aber — die Zeiger 
rückten nicht von der Stelle. „Gieb Acht, 
es ist ein Unglück geschehen", sagte Rosst 
zu Marini — der berühmten Virginia 
Marini. — „Vielleicht ist ein Staubkorn 
dazwischen gekommen," lächelte diese 
„Nein, ein Unglück." Und tags darauf 
erfuhr man, was für ein Unglück geschehen 
war: Dom Louis, von dem Rosst die Uhr 
erhalten hatte, war genau um 3 / 4 9 Uhr 
am vorhergehenden Tage, demselben, an 
welchem die Uhr stehen geblieben war, ge 
storbcn. Rosst vermachte nun die Uhr dem 
Museum in Lissabon. 
— Moderne Heiratsannoncen. Ein 
etwas angejahrtes Fräulein, das seit einer 
Reihe von Jahren eifrig die Heiraths 
annoncen in diversen Blättern studirte, 
hat daraus folgende Blüthenlese zusammen 
gestellt: „Fein gebildete Dame aus guter 
Familie möchte gleich dem Käthchen von 
Heilbronn einem Grafen Wetter vom 
Strahl ihr höchstes Glück zu verdanken 
haben." — „Eine keusche Amalia im S3e 
sitz von mehreren Tausendmarkscheinen 
sucht einen Karl Moor, der ihr das Geld 
und das Herz raubt." — „Ia. Gleichen 
ohne Familienanhang wünscht die Bekannt 
schüft eines Doctor Faust zu machen, 
dessen Kenntnisse in der Magie ausreichend 
sind, ihr das Herz zu bezaubern." — 
„Louise, 18 Jahre alt, blond, von statt- 
licher Gestalt, sucht einen Ferdinand, dessen 
Lieutenantsapanage zur Hausstandsgrün 
dung ausreicht." — „Sofort verheiraten 
will sich arme, aber anständige Thekla mit 
edeldenkendem Max Piccolomini, der gut- 
gehendes Geschäft sein eigen nennt." — 
„Ein edler Prinz von Guastalla wird von 
Emilia Galvtti im vorgerückten Alter be- 
gehrt. Kinderlose, wohlhabende Wittwer 
werden bevorzugt." 
Mark. Planyon"bezog jährlich 19 200 Mk. 
und Maurel erhielt an der Opära Comigue 
monatlich 6800 Mk. 
— Strafe für ein böses Weib. In 
Sussex starb der Gasthofbesitzer Löwe, 
der seiner Frau ein Vermögen von 60 000 
Mk. hinterließ. Diese Summe hatte der 
Verstorbene bei einem seiner Geschäfts 
freunde deponirt, zugleich aber auch ein 
Testament mit Anweisung, die Zinsen jenes 
Kapitals nur unter der Bedingung seiner 
Gattin auszuzahlen, daß sie einige bestimmt 
formulirte Vorschriften erfülle. Am Todes- 
tage — so heißt es in dem Testament — 
sollte die Frau barfüßig, eine Kerze in 
jeder Hand tragend, rings um den Markt 
Platz von Sussex gehen und hierbei mit 
lauter Stimme einen Satz von einem 
Schriftstücke ablesen, in welchem alles das 
verzeichnet sei, was sie ihrem Manne im 
Leben Böses gethan halte. Dann sollte 
sie laut erklären, daß, wenn ihre Zunge 
kürzer gewesen, ihres Mannes Leben länger 
gewesen wäre. Ferner sollte sie alle um 
stehenden Frauen ermahnen, ihre Eheherren 
zu ehren, ihnen zu gehorchen und niemals 
versuchen, sie zu Tode zu peinigen. Wenn 
die Wittwe die Bedingung nicht erfülle 
(so schließt das amüsante Testament), so 
solle sie nur 200 Mk. alljährlich an Zinsen 
erhalten, während die übrige Summe an 
einen Verwandten falle. — Da die Frau 
sich hartnäckig weigert, den harten Bedin 
gungen Folge zu leisten, so wird sie nur 
200 Mk. Rente erhalten 
— Schüttelgedichte nennt sich eine Mode 
werdende Auchpoesie, die da berufen scheint, 
die Erbschaft der selig entschlafenen Klapp 
Hörner anzutreten. Einige Proben werden 
dem Leser zeigen, wie solche Poesie gemacht 
wird und aus welchen Gründen sie„Schüttel- 
gedichte" genannt werden. (Es kommt nur 
darauf an, ob man sich vor Grauen oder 
Unwillen schüttelt.) 
Der Fischer voller schnöder Kälte 
Ins Wasser seinen Köder schnellte, 
Da hat ihn der Gendarm bei seinen Lenden fassen 
Und wegen unbefugten Fischens pfänden lassen. 
Mancher mutz den Sieg beim Bundesschießen 
Durch den Gewinn des ärgsten Schundes büßen. 
Weil die beiden Moppel dort, 
Gar so gräßlich zwiegesungen, 
Hat durch einen Doppelmord 
Man zum Schweigen sie gezwungen. 
Ist es nur ein krasser Wahn 
Oder streicht das Lumpenpack 
Diesen neuen Wasserkrahn 
Mit dem alten Pumpenlack? 
Das Lied ist fast schon an der Spree verklungen, 
Es hat ein Lamm sich in den Klee gewagt, 
Doch als es sich ein Bein im Klee versprungen, 
Da hat es ganz besonders wehgeklagt. 
Was lange währt, wird gut! — 
Was lange gährt, wird Wuth! — 
Manch Schiff, das nie dem Sturme wich, 
Erliegt zuletzt dem Wurmestich. 
Verwendet der Barbier zu kleine Becken, 
Wird er Dir öfter auf die Beine klecken. 
-aß er die Schmerzen aus der Wade banne. 
daß die Thiere in einer Höhe von wenig 
stens 8000 ui nnd höchstens 15 000 m 
geflogen waren. 
— Gemüthlich. Hausfrau (zu einer 
eintretenden Köchin): „Also gefrühstückt 
wird um 7 Uhr." — Köchin: „Schön, 
wenn ich noch schlafen sollte, fangen Sie 
ruhig ohne mich an." 
— Regel ohne Ausnahme. Sammler: 
„Könnten Sie mir wohl für meine Mün 
zensammlung ein paar Geldstücke aus 
Kamerun besorgen?" — Afrikareisender: 
„Unmöglich! Münzen sind beinahe das 
einzige, was in Kamerun nicht geschlagen 
wird." 
— Ein Znngcnfehler. Postbeamter: 
„Was wünschst Du mein Junge?" 
Junge: „Ich soll eine Poltkartweste holen." 
— „Was für 'ne Weste?" — „Eine 
Kostweltparte, .... Kallpostworte, . . 
Bartwestkolte." — „Was meinst Du?" 
„Kaltpostwerte, .... Kältpäßworte, . . 
Wellproßkatze, .... Welltagprotze, . . 
Kostpartwolle . . . ." — „Du meinst wohl 
kraukheit, entstanden durch eine Fistel und Ent- verkaufen 
zündung derselben am Unterleib, wobei die ©cluct anreihen oder belegen 
Blase am stärksten litt. Drei Aerzte konnten mir will, wende sich an den bekannten 
llsïi IM tï n«! »V» ^ stl .'i , <u AV.. . / 
Wie man GcsangSgrößen bezahlt. ej 
5ür die nächste Spielsaison im Londoner Bestieg er schnell die heiße Badewanne, 
Covent-Garden-Theater beanspruchtMadame Doch konnte er sie leider bannen weder, 
Melba 4800 Mk. pro Abend. In New- Noch auch nur lindern durch die Wannenbäder. 
Jork erhält die Melba 6000 Mk., Jean — Wie hoch vermag ein Vogel zu 
de Reszke 4800 Mk. und einen Antheil fliegen? Bei astronomischen Brobachtungen 
am Ueberschusse und Madame Nordica sah Mr. West, so berichtet die III. Zeit 
4000 Mk. für jede Vorstellung. Kein schrift „Natur und Haus", durch das 
Wunder, daß die Sänger gern über den Fernrohr auf der Mondscheibe Wandervögel 
projoziren. Die flügelschlagenden Vögel 
gebrauchten 7—8 Sekunden, um vor der 
geblich) amtlichen Quellen entnommenen hellen Scheibe vorbeizufliegen. Aus seinen 
Ziffern sind die Gagen der Pariser Oper'Messungen konnte Herr West feststellen, 
eine Weltpostkarte l 
v" 
„Ja, fa, erne 
Wobpestkarre, eine Bratwastkolle, eine Well 
sportkastel" 
— Ein erfahrener Chef. Prinzipal: 
„Mit Ihren Zeugnissen bin ich zufrieden; 
ich engagire Sie unter der Bedingung, 
daß Ihre Mutter nie krank wird, keine 
Großmutter stirbt, kein Onkel eine Erb 
schüft hinterläßt und Ihre Cousine nicht 
zu Besuch kommt!" 
— Keine Angst. „Dein Zukünftiger soll 
ja einen trotzigen, harten Sinn haben 
— Junge Braut: „Ich werde ihn schon 
mürbe kochen." 
Schnell entschlossen. Arzt: „. . . Ja, 
ja, lieber Freund, Wein, Weib und Gesang 
müssen sie aufgeben!" — Patient (nach 
kurzer Ueberlegung): „Da werd' ich halt 
den Gesang aufgeben! 
Butter-Bericht 
von Ahlmann & Boysen, Hamburg 
Hamburg, den 16. October 1896 
barter. Nollrung der Notirungs-Commission 
vereinigter Bntterkaufleute der Hamburger Börse 
, _ „ («tn Netto-Ģķwi<ìt> 
1. Klaffe pr. 50 Kilogr JC 124-125 
n. „ „50 „ 120-123 
Tendenz: „fest". 
o. .. . pr. 50 Ko. 
Stüla.ib. und Estland, frische Meierei- 
Butter Jļ 98 115 
Gestandene Parthien Hofbutter und 
tehlerhaste „110 -115 
Scyleswig-Holstein. u. ähnliche frische 
Bauernbutter „ — 
Fusche Böhmische, Galizische und 
ähnliche 1 § I 75- 76 
Finnländische Winter- 98-102 
Amerikanische und fremde Butter ) 70-90 
Schmier- und alte Butter aller Art J g I 30 40 
Unsere Notirungskommission hat, wie sich jetzt 
herausgestellt, sehr richtig gehandelt, daß sie die 
No. rung in letzter Woche nicht mehr als 5 Mk. 
erhöhte. Der Begehr war recht klein, weil der 
Konsum sich der hohen Preise wegen einschränkt. 
Feinste Butter ist allerdings nicht reichlich, doch 
genügten die Zufuhren vollständig und dürfte nicht 
alles geräumt fein. Auch in fremder Butter war 
das Geschäft ruhiger und konnten die Zufuhren 
russischer Waare, die zum Theil auch von Kopen 
hagen hierher gesandt worden sind, nicht voll 
verkauft werden. Unsere Notirung wurde unver 
ändert gelassen. 
Blasenleiden permanent geheilt. SVilim 
Elluschönen, Kreis Goldap, 26. Mai 1896. Vor MŞM I i 
Jahren litt ich an einer furchtbaren Blasen- irgend einen Besitz kaufen 
kNnpN nitrm pim> imn svvtf- ... .. 1 * ‘ 
nicht helfen. Ich war auch in Königsberg in der 
Klinik; bekam jedoch keine Hülse.' Ich hatte 
furchtbares Brennen in der Harnröhre und 
Blase und stundenlange Anfälle von Blasenkramps 
und fortwährenden Drang zum Urinlasfen mit 
den bittersten Schmerzen. Ich hatte schon Sand 
und Gries in der Blase. In meiner Noth wandte 
ich mich an die Firma H. H. Warner & Co. im 
festen Vertrauen, und Gott sei Dank, nach zwei 
Flaschen Warner's Safe Cure und täglichem 
heißen Sitzbad konnte ich schon wieder arbeiten 
Meine Aerzte erklärten es für Schwindel. Gott 
sei Dank ich bin geheilt. Seit 6 Jahren erfreue 
ich mich einer guten Gesundheit und habe keinen 
Blasenkramps m hr gehabt. Ich kann starke 
Getränke trinken, in Wasser baden und bin 
immer gesund. Es hat mich schon oft gereut, 
daß ich nicht mein Dankschreiben längst ein 
gesandt habe. Noch Näheres über meine Krankheit 
ertheile ich gegen Anfragen von Kranken. 
Eduard Kalwcit 
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Aus den Knieen, vor dem Bilde ihrer Mutter lag 
Aurora. gg 
„Was hast Dü dort?" forschte der erschütternde 
Mann mit bebender Stimme. „Unglückseliges Kind, 
hatte ich Dir nicht verboten ..." 
„Aurora erhob sich. „Es ist wahr, lieber Vater," 
sprach sie sanft, aber du bist gut, Du wirst mir meinen 
Ungehorsam verzeihen wegen des Gefühls, welches den 
selben wachgerufen. Vater, ich habe den Schleier her 
abgerissen, sage mir, welchen Namen soll ich nun dieser 
Frau geben?" 
Er schwieg. 
„Vater, wagst Da nicht mir zn antworten? Jst's 
meine Mutter . . meine Mutter?" 
„Niemals!" 
„Vater, Dü vermagst mich nicht länger zü täüschen, 
eine innere Stimme sagt mir, daß es meine Mutter sei; 
ach wenn Du wüßtest, wie ich seit einiger Zeit gelit 
ten, wie es mich quälte." 
„WaS quälte Dich, mein Kind?" 
„Ich habe erraten, daß Frau von Delorme nicht 
meine Mutter ist." 
„Wie war das möglich ? Du hast Fraü Dttrand wie 
dergesehen Und sie sagte Dir . . ." 
„Nein, Papa, ich habe sie nicht wiedergesehen, sie 
sprach nie ein Wort, welches mich zu der Aunahine be 
rechtigt hätte, sie sei meine Mutter, und doch lebt kein 
Zweifel mehr in meiner Seele. — Ich weiß nicht, lvas 
Dich dazu bestimmt haben mag, meine Mutter von Dir 
zn flößen, sie von ihrem Kinde zu trennen. Was aber 
auch vorgefallen sein mag, ich, Deine Tochter, ihr Kind, 
flehe Dich an, verzeihe meiner Mutter!" 
„Schweig, unglückseliges Kind, wenn Du wüßtest" 
„Ich will nichts wissen! Ich flehe zu Dir, gieb mir 
meine Mutter wieder, ich liebe sie. Was danke ich mei 
ner Mutter nicht alles? 
Was wäre ich ohne sie? Willenlos, hoffnungslos, 
empfindungslos lebte ich in den Tag hinein; was ich 
geworden, ich ward es durch sie. Sie hat mir Herz und 
Geist gebi ldet, ich danke ihr alles, was ich bin. Vater 
Marktbericht für Herr und Stroh. 
Hamburg, 16. Oct. 
Unser Markt bleibt fest aber ruhig, in Heu ist 
wegen mangelnden Angebots wenig Umsatz und 
der Export stockt. Preis für gesundes Wiesenheu 
1,60—1,90 Mk., reines Kleeheu sowie gemischte 
Waare 2,40—2,90 Mk. per Ctr. Stroh ruhig. 
Da die Erntearbeiten wohl demnächst beendet 
sein werden, mehrt sich das Angebot. Preis für 
gesundes, maschinengedroschenes Roggen- und 
Weizenstroh 1,20—1,30 Mk., Hafer und Gersten- 
troh 1,10—1,20 per Cir. Alles frachtfrei Ham 
burg in quadrat gepreßten Ballen, netto Cassa 
Danksagung. 
Lange Zeit litt ich an 
seliwerem Mapnleiileu, 
mein Zustand war ein ganz elender, ich konnte 
nimmer essen und trinken und nichts wollte helfen, 
bis ich endlich durch die Behandlung des Herrn 
llr. med. Hartmann, pract. und homöopathi 
schen Arzt in München, Bavaria-Ring 20, 
genesen bin. Nach 2 Monaten war ich so weit, 
daß ich meinein Haushalt wieder vorstehen konnte, 
ivofür ich dein Herrn Dr. Hartmann dankbar bin 
Berghülen, O. A Blaubeuren. 
Fran Johannes Burkhard jun. 
Landwirthschaftliche Schule’ 
Heide. 
Beginn 20. Oft. — Näheres durch 
JMr. Dr. Clausen. 
gilt all dies Dir nichts? Die Vergangenheit ist tot und, 
begraben, Du kannst nicht länger erbarmungslos sein, 
was auch die Vergangenheit in sich bergen niag, vergiß 
und vergieb, ich, Deine von Dir vergötterte Tochter 
flehte darum." 
Und sie schlang die Arme um seinen Nacken. „Du 
bist gut, lieber Vater, nicht wahr, Du erfüllst doch meine 
Bitte ? Du weißt, wie sehr ich Adrian liebe, nun den», 
ich lvill sogar aufhören, des Barons v. Vervon zu ge 
denken, wenn Du meiner Mutter verzeihst. Ich bringe 
meine Liebe zum Opfer." 
„Geliebtes Kind", sprach der Graf tief bewegt, „Gott 
segne Dich! Du bist ein Engel, mein Kind, der Engel 
der Versöhnung. Du bist nicht mehr Aurora von De 
lorme, ich gebe Dir Deinen rechtmäßigen Namen zurück 
und nehme den meinen wieder an, Lucie. Nicht Herr 
v. Delorme ist es, der Dich umarmt, sondern Dein Va 
ter, der Graf von Lasso»! — Nun komm, meine Toch 
ter." 
„Wohin?" 
„Zu Deiner Mutter." 
Sie stieß einen Frendenschei ans, weinend küßteFran- 
ecska ihre Hände, dann gingen Vater nnd Tochter zu 
sammen fort. Der Graf rief dem Kutscher Louis „Da- 
vys-Straße 6" zn. 
Die Gräfin las eben nachstehenden Brief: „Ma 
dame ! Der Graf und ich, wir wurden heute zn Gericht 
beschieden, uin unsere Aussage abzugeben, der Graf 
bleibt dabei, sich selbst vor der Behörde Peter Bols zu 
nennen. Wir frühstückten dann zusanimen, doch meinem 
Versprechen getreu, brachte ich nicht die Rede auf Sie, 
glaubte aber bemerkt zu haben, daß er gern manche 
Frage an mich gestellt hätte. Er sagte mir, daß Aurora 
seit einiger Zeit ernstlich bekümmert, ja ganz merkwür 
dig verändert sei, daß man wohl zu der Annahme be 
rechtigt wäre, sie denke an den Baron v. Vervon, doch 
spreche sie niemals von ihm. Der Graf bekommt häu 
fig Nachrichten von dem jungen Manne durch Frau von 
Montpont, er nimmt an Kräften zu und dürste in acht 
Tagen nach Paris gebracht werden könne». Ihr Er 
gebenster Wilhelm von Otten." 
Tapeten! 
Natnrell-Tapeten von 10 Pfg. an 
Gold-Tapeten von 20 Pfg. an, 
in den schönste» und neuesten Mustern. 
Musterkarten überall hin franko. 
Gebrüder Ziegler, 
Lüneburg. 
Ans Dankbarkeit 
und zum Wohle Magenleidender gebe ich 
Jedermann gern unentgeltlich 
Auskunft über meine ehemaligen Magenbeschwerden, 
Schmerzen, Verdauungsstörung, Appctitmangel rc. 
und theile mit, wie ich ungeachtet meines hohen 
Alters hiervon befreit und gesund geworden bin. 
F. Koch, Königl. pens. Förster, 
Pömbsen, Post Nieheim (Westfalen, 
«««« 
Haus- und Gütermakler Aug. Studt, 
in Neumünster, Bahnhofstr. 36. 
' >JJAV E Ŗrt I ER 
' amfjurq ļ 
ernste 
sehe •■îWischungļ 
uberai I kau I i I c h 
Sie glauben nicht 
welchen wohlthätigen u. verschönernde» Ein 
fluß auf die Haut das tägliche Waschen mit 
Bergmanns Lilieilmlch-Seise 
v. Bergmann & Co., Dresden-Radcbcul, 
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weißen Teint, sowie gegen alle Hantunreintg- 
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Fortdauernd Ausstellung im Schaufenster. 
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Man pochte an die Thür. „Wer mag den» fom 
men ?" fragte sich die Dame verwundert. Sie öffnete. 
„Fräulein v. Delorme,Sie.. Sie?" stammelte dieGrästn. 
Das Wort erstarb ihr auf den Lippen, — zitternd 
wich sie zurück, sie hatte den Grafen erblickt. Er trat 
mit seiner Tochter ein und schloß die Thür. 
Ein Monient herrschte feierliche Stille. Endlich 
vermochte es der Graf, seiner Belveguiig Herr zn wer 
den. „Sie ist's, die mich herführt," sprach er, auf 
Lucie weisend, „sie — Lncie v. Lasso», Deine Tochter." 
Die Mutter stieß einen Freudenschrei aus, ihr 
Blick umflorte sich, sie sank in die Knie, doch der Graf 
hob sie empor. „Es ist alles gut", sprach er belvegt, 
»Lncie von Lasson will, daß ich vergesse, ich folge un 
sere!» Kinde, Helene, meine Arme stehen Dir offen." 
„O Mama, Mama," jubelte Lncie, zugleich mit der 
Gräfin an die Brust des Vaters sinkend. 
Lange hielt er sie beide iiinschlniigen. „Alles für an 
sere Tochter, für ihre Zukunft, ihr Glück." 
Am selben Tage noch kehrte die Gräfin in das Halls 
am Boulevard Haußmann zurück, doch sollte einige 
Tage alles noch beim Alten bleiben nnd die angenom 
menen Namen noch nicht abgelegt werden. 
Der Graf hatte seiner Gemalin alle die Gründe er 
klärt, welche seine Handlungsweise veranlaßten, und sie 
war damit einverstanden. Herr v. Lasson wollte seinen 
Namen erst am Hochzeits! age seiner Tochter wieder an 
nehmen, jetzt aber vor allem ein Palais kaufen, in das 
er seine Gattin führen konnte. Mit Herrn Corvins 
Hilfe konnle all dies nicht lange währen. 
45. 
Der Baron v. Vervon saß träumend am offenen 
Fenster im Schlosse Cerisaie nnd rauchte seine Cigarre. 
Die Fernsicht, welche sich seinen Blicken darbot, war 
schön, doch Adrian hatte heute keinen Sinn für die Reize 
der Landschaft; seine Gedanken schiveiften ab, zu Aurora. 
„Ein Trau»,", niurmelte er, sich mit der Hand über 
die Augen fahrend. „Indem sie that, als erkenne sie mich 
nicht, folgte sie zweifelsohne einem Gebot ihres Vaters. 
Fügsam und sanft wie sie ist, bemüht sie sich, mich zu 
vergessen!" 
Adrian war allein anfdem Schlosse des alten Fräu 
leins von Gontrey zurückgeblieben. Charn,eitle war von 
seiner Familie abberufen worden, Gaston sollte am 
heutigen Tage ivieder einireffen. »»> den Freund, wel 
cher nun hinreichend gekräftigt schien, nach Paris zu be 
gleiten. Vier Uhr schlug jetzt die alte Turmuhr und 
Adrian warf das Ende seiner Cigarre zu», Fenster hin 
aus. Gaston kommt nicht, sonst müßte er längst da 
sein; der Zug traf vor einer Stunde in Manbeugeein 
und doch glaubte ich einen Wagen zu hören; pah, Täusch 
ung !" 
„Gaston!" — „Adrian!" und die beiden Freunde 
lagen sich in den Armen. 
„Hat denn der Zug Verspätung gehabt?" 
„Keineswegs!" 
„Wo bist Du denn so lange geblieben?" 
„Trotz aller Sehnsucht nach Dir." meinte Gaston 
lächelnd, mußte ich doch erst die Dame des Hauses be 
grüßen. Wir reisen übrigens heute abend, tvenn Du es 
willst!" 
„Einverstanden; vor allem mußt Du mir aber eine 
Menge erzählen von nnseren Freunden nnd Bekannten." 
„Man freut sich allgeniein, Dich wiederzusehen; 
alle glauben, Du habest eine Vergnügungsreise nachJla- 
lien iiiilernommeii." 
„Man weiß also nicht, daß ich mich mit Jules La- 
trade geschlagen?" 
„Nein. Aber das Juteressanieste, was ich Dir mit 
zuteilen habe, ist, daß inan.vonder bevorstehendenVer- 
niählnng Adele Lairades mit einem reichen amerikani 
schen Rheder, William Durkett, viel spricht." 
„O Gaston. Du weißt nicht, welche Centnerlast Du 
mir mit dieser Kunde von der Seeele nimmst." 
„Man behauptet, es sei eine Neigungsheirat, we 
nigstens der Amerikaner, welcher erst seit einem Mo 
nat in Paris weilt, soll wahnsinnig verliebt sein. Nun 
aber ist es Zeit Dir auch mitzuteilen, daß ich nicht allein 
hierher gekonimen bin." 
„Ah, wen bringst Du mit?" 
lFortsetznng folgt.) 37.16*
	        
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