Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

-L» Krschàt tägļìch 
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Wo. 244. 
Sonnctvenö, den 17. Hctober 
1896. 
Morgen-Berichte. 
Berlin, 16. Oki. Wie die „91 A, Z." 
erfährt, hat der Reichskanzler mit Ermäch 
tigung des Kaisers dem Bundesrath den 
Entwurf einer M i l i t ä r - Ş t r a f g e 
r i ch t s o r d u n n g für das Deutsche 
Reich umfangreicher Begründung zur Be 
schlußnahme vorgelegt. 
Berlin, 16. Okt. Die „N. A. Z." 
meldet, sicherem Vernehmen nach sei Dr. 
Freiherr von Richthofen, Mit 
glied der egyptifchen Schuldenkommission, 
* als Nachfolger des Direktors der Kolo- 
nialabiheiluiig, Dr. Kayser, in Aussicht ge> 
nvmmen. 
Berlin, 16. Okt. Eine auf gestern 
Abend nach der Norddeutschen Brauerei 
einberufene Frauen. Protestversammlung 
gegen das neue Bürgerliche Gesetzbuch 
konnte wegen ungenügenden Besuchs 
nicht abgehalten werden. 
Berlin, 16.?Okt. Heute in den Abend 
stunden ging über Berlin und Vororte ein 
starkes Gewitter nieder, welches mit hefli- 
gen Niederschlägen verbunden war. 
Breslau, 16. Okt. Der „Frkf. Ztg." 
geht aus Breslau folgende Meldung zu: 
Der seit voriger Woche herrschende Wagen- 
mangel im Oberschlesischen Kohlenrevier 
verschlimmert sich täglich. Heute sind kaum 
70 Prozent der angeforderten Wagen zur 
Stelle. Die Gruben sehen sich daher ge 
nötigt Feierschichten zu verfahren und einen 
beträchtlichen Theil der Förderung «us die 
Halde zu werfen. 
Gotha, 16. Oclbr. Sozialdemokratischer 
Parteitag. Vormittagssitzung. Aus der 
Tagesordnung: Frauenemanzipation. Die 
Referentin, Frau Zetkin, führte aus, daß 
Paris, 16. Okt. Der Fenier u. Bomben 
Werfer Tynan ist in Boulogne freigelassen 
Als er dies erfuhr, rief er aus: „Du 
gutes Frankreich!" und drückte dem 
Gefangenwärter seinen Dank aus für die 
ihm während der Haft erwiesene A u f 
m e r k s a m k e i t. Tynan reist heute nach 
Paris ab, um mit seinem Vertheidiger zu 
konferieren. 
London, 16. Okt. Vor dem hiesigen 
Polizeigericht erschienen die Eheleute Crane 
aus San Francisco, welche an dem Win 
terfeld'schen Gold- und Juwelendiebstahl 
betheiligt sind, und wurden gegen zwei 
Millionen Bürgschaft in Freiheit gesetzt. 
Venedig, 16. Okt. Das seit 24 Stunden 
wüthende Unwetter hat die ganze Stadt 
unter Wasser gesetzt. Die in den 
Lagunen befindlichen Fahrzeuge schweben 
in größter Gefahr. Aus den Markusplatz 
wird der Verkehr durch Kähne vermittelt. 
Der Lloyddampfer kann den Hasen nicht 
erreichen. 
Wien, 16. Okt. Der Betrieb der Süd 
bahn auf der Strecke Sellian—Jnnichen 
mußte unterbrochen werden, weil das 
Pusterthal von großen Ueberschwemmungen 
heimgesucht worden ist. 
Triest, 16. Oktbr. Das Unwetter hält 
noch an. Zahlreiche Gebäude sind infolge 
der Unterspülung der Grundmauern dem 
Einsturze nahe. Im Stadtbezirke Scorcola 
ist ein Haus bereits eingestürzt. Die 9Se 
wohner desselben retteten sich noch recht 
zeitig durch die Flucht. In der Umgegend 
von Gradiska und einem Theile von Friaul 
herrschen große Ueberschwemmungen. Die 
Flüsse Jsonzo und Torre sind aus ihren 
Ufern getreten. Das Hochwasser der Versa 
Parteitag seine Mißbilligung aus 
sprechen; es wurde jedoch ans Antrag der 
èetheiligten beschlossen, die Angelegenheit 
M di« sächsische Landesversammlung zu 
überweisen. — Zum Ort des nächsten 
Parteitages wird Hamburg bestimmt. — 
S- t şiŗtcileitung Förster, Molkenbuhr, 
Psavnkuch, Gerisch und Kocnen, sämmtlich 
gewählt. - Alsdann hält 
ïïmtnT 1 ’ ?îe Schlußrede, welche in 
NI,deutsche Sozialdemokratie 
h . r« ;Ņuş die Delegirten stehend 
Ņ singen. 
. Ņ«ņs, 16. Okt Den heftigen Angriffen 
- r bugl-schen Blatter gegen Deutschland 
Ai man hter nnt größter Ausmerksam- 
~ s'ch u'.Regiernngskreisen 
l n Hoffnung hm. daß Me egyptische Frage 
hrerdurch bald in den Vordergrund gedrängt 
werde, und rechnet mit Bestimmtheit dar- 
A. daß Deutschland einer Unabhängig. 
zu- 
keitserklärung 
stimmen werde 
Egyptens rückhaltlos 
der Regen noch länger anhält, wird der 
Schaden unberechenbar sein. 
Musland. 
me Frau der „oberen Zehntausend" für>hat viele Gemeinden überschwemmt. Wenn 
die Gleichberechtigung im Besitze, die Frau ~ ~ 
der mittleren und kleineren Bourgeoisie 
für die politische Gleichstellung kämpfe, um 
mit den Männern in Konkurrenz treten zu 
können, daß dagegen die Frau der Prole 
tarier nicht gegen, sondern vereint mit den 
Männern gegen die Kapjtalistenklaffe an- 
kämvfe. Bon großer Wichtigkeit sei daher 
die Organisation der Arbeiterinnen, da der 
Eintritt in die Gewerkschaften der Männer 
den »rauen in Deutschland unmöglich sei. 
Für die erfolgreiche Agitation seien gut 
ausgestattete Flugblätter und Broschüren 
nothwendig, nicht aber Frauenzeitnngen. 
Fräulein Löwenherz weist die bürgerlichen 
Frauenrechtlerinnen nicht gänzlich zurück, 
da manche mit ihnen gemeinsam wirken 
und manches gemein hätten. Frau Greifen 
verg, Frau Eichhorn, Fräulein Baader 
treten lhr entgegen. 
Gotha, 16. Octbr. Sozialdemokratischer 
Parteitag. Nachmittagssitzung. Die Resolu- 
"on Zetkin wrrd angenommen, ebenso die 
Anträge, welche sich aus Einbeziehung d-r 
Frauen in die Gewerkschaftsorganisatioi, 
erstrecken. Der Antrag „proportionales 
Wahlrecht" wird von der Tagesordnung 
abgesetzt. — Es erfolgt sodann die Be- 
rathung sonstiger eingegangener Anträge. 
Ein Antrag, im Königreich Stumm" ein 
Rechtsburcau zu errichten, wird abgelehnt. 
'— Ueber das Verhalten der Leipziger 
Parteigenossen, die in der sächsischen Wahl- 
rechtssrage gegen den Beschluß der sächsischen 
^andesversammlung gehandelt haben, sollte 
der Parteien Mivtiillionna aus. 
HrknkretKì. 
Paris, 16. Okt. Die Halbmonatsschrift 
„Le Correspondant" kann Aufzeichnungen 
des Generals Trochu, den man soeben in 
Tours zu Grabe getragen hat, veröffent 
lichen, welche nach dem Wunsche des ehe- 
maligen Vertheidigers von Paris selbst 
erst nach seinem Tode erscheinen sollten. 
Darin ist für uns folgende Stelle be 
sonders interessant: „Groß war das Er- 
staunen des Generals Trochu, als der 
Prinz Napoleon ihn am 18. Juli 1870 
nach dem Palais Royal berief und ihn 
fragte, was er von einem Plane halte, 
der dem Kaiser einleuchte. Es würde sich 
darum handeln, „mit Hülfe Dänemarks 
ein Flvttengeplänkel in der Ostsee und 
gegen die preußisch gewordenen dänischen 
Provinzen zu unternehmen." Prinz Napo 
leon hätte den Oberbefehl übernommen, 
der Admiral de la Roneiere sollte die 
Flotte, General Trochu die Truppen be 
sehligen. Dieser wäre damit einverstanden 
gewesen. Im Falle des Gelingens, meinte 
er, könnten die Erfolge des Seescharmützels 
für den Krieg den Ausschlag geben und 
die Machtstellung Frankreichs befestigen, 
wenn Dänemark wieder in den Besitz der 
ihm entrissenen Provinzen gelangen und 
auch Hannover wieder selbstständig würde. 
Trochu berechnete auf 30000 Mann In- 
fanterie, eine Abtheilung Kavallerie, die 
m Dänemark leicht die erforderlichen Pferde 
p, en würden, und verhältnißmäßig wenig 
Artillerie die französischen Streitkräfte, zu 
denen das dänische Heer — 40000 Mann 
mit seinem Material und seinen Re 
serven stoßen würde. Düppel müßte im 
Sturm eingenommen toerden und dann 
würde man durch Schleswig-Holstein auf 
Hannover losniarschiren, wo eine Schild- 
erhebung zu Gunsten des entthronten 
Königs nicht zweifelhaft schien. Nur müßte, 
fügte Trochu als Hauptbedingung hinzu, 
die Defensiv- und Offensiv-Allianz zwischen 
Dänemark und Frankreich fix und fertig 
vorliegen; sonst wäre der Plan nicht stich 
haltig und nicht ausführbar. Prinz Napo 
leon gab dies zu, vermochte aber nicht zu 
sagen, ob die Tinge schon so weit gediehen 
seien. Er bereitete den General darauf 
vor, daß er die Einladung erhalten würde, 
am nächsten Morgen dem Ministerrathe 
beizuwohnen. Durch das, was Trochu 
hier sah und hörte, wurde er in den pein 
lichen Eindrücken befestigt, die ihm schon 
seit Beginn der Krisis keine Ruhe ließen. 
Napoleon III. setzte den Ministern in lang 
samen Worten und scheinbar gleichgültig 
den Feldzugsplan in der Ostsee ausein 
ander. Derselbe fand nicht den Beifall 
des Kriegsministers Le Flo, aus dessen 
Worten Trochu errieth, daß die Bor- 
bereitungen, die er selbst für nothwendig 
gehalten hatte, nicht getroffen waren. Er 
verhielt sich daher schweigend, die „Chi- 
märe" betrauernd, als der Marineminister, 
Admiral Rigault de Genouilly, den Wahn 
vollends zerstörte, indem er sich mit hoch- 
geröthetem Gesicht erhob und in schroffen 
Worten erklärte, so lange er dem Kaiser 
gegenüber verantwortlich sei, werde er nicht 
gestatten, daß dem Prinzen eine Kriegs 
lotte anvertraut werde. Der Prinz schickte 
ich zu einer Antwort an, als der Kaiser, 
wie geistesabwesend lächelnd, die Sitzung 
aufhob. Beim Hinausgehen traf Trochu 
den Diplomaten de Cadore, der ihm mit 
theilte, er habe Auftrag, ein Schutz- und 
Trutzbündniß mit Dänemark anzubahnen. 
Paris, 16. Okt. Der Fenier Tynan 
eierte seine Freilassung in einem Boulogner 
Hotel mit Champagner. Er kommt heute 
nach Paris, wo er so lange bleiben kann, 
wie ihm beliebt, da keine Ausweisungsordre 
erfolgte. Tynan wird sich auf einem 
ranzystschcn Schiff von Havre nach New- 
Jork begeben. 
Nizza, 27. Oct. Noch hat sich die Aus- 
regung wegen des jüngst gemeldeten 
Doppelselbstmordes einer Mutter und ihres 
Sohnes nicht gelegt und die verhängniß- 
volle Spielhölle von Monte-Carlo hat 
chon ein neues Opfer gefordert. In einer 
Billa bei Mentone hat sich ein junger 
Mann, Namens Johann van Daalen aus 
Delst in Holland erschossen, van Daalen 
war ein fleißiger Besucher des Spielhauses 
und galt als sehr reich. Er schein alles, 
was er besaß, verspielt zu haben, denn 
in den Taschen seines Rockes fand man 
nichts weiter als — 12 Centimes. 
Rwtzlawd 
Petersburg, 16. Okt. Die „Nowoje 
Wremja" schreibt: „Wir sind überzeugt, 
daß die erste Frucht der gekräftigten sranco- 
russischen Freundschaft die energische Aende 
rung der orientalischen Angelegenheit sein 
wird, denn auch in England beginnt eine 
andere Stimmung sich der Gemüther zu 
bemächtigen und die vor Kurzem noch 
schwierige Orientfrage ist in eine mildere 
Phase getreten. Noch wichtiger scheint 
uns die bald bevorstehende Entscheidung 
der ägyptischen Frage, bei der Rußland. 
Frankreich, England und Deutschland gleich 
interessirt sind. Wenn Lord Rosebery auch 
absichtlich in seiner Edinburger Rede diese 
Frage umgeht, so ist kein Zweifel, daß sie 
diesen Winter ihrer Lösung entgegengeht, 
und da wird es sich zeigen, wie sehr die 
französische öffentliche Meinung Recht hat 
in ihrer Werthschätzung der „russischen 
Woche" im Allgemeinen und des Toastes 
von Chalons im Besonderen." 
In einer offiziellen Zuschrift der „Pol 
Corr." aus Petersburg wird die Mög 
lichkeit zugegeben, daß man russischerseits 
in der türkischen Frage den englischen 
Wünschen in beschränktem Umfange ent 
gegenkomme, wenn England sich bereit 
zeige, in Sachen Aegyptens Zugeständnisse, 
etwa durch Einwilligung in die Neutrali- 
sirung des Landes, zu machen. Das wäre 
also der Verzicht Englands auf die Okku- 
pation Aegyptens unter der Garantie, daß 
nicht etwa Frankreich an seine Stelle trete. 
Um allen beunruhigenden Combinationen 
die Spitze abzubrechen, wird, wie von in- 
sormirter Seite behauptet wird, Schischkin 
allen Rußland befreundeten Staaten offi- 
ciell aufklärende Mittheilungen 
über die Anwesenheit des Zaren in Paris 
und die dort erfolgten russisch-französischen 
Abmachungen, die sich vorwiegend auf 
den zukünftigen diploinatischen Verkehr 
und auf die winhschastlichen und Hnndels- 
intereffen zwischen Rußland und Frankreich 
beziehen, zugehen lassen. 
Petersburg, 16. Okt. Aus dem Schwar 
zen Meere zwischen Jalta und Feodosia 
fand infolge starken Nebels ein Zusammen 
stoß zwischen dem Dampfer „Olga" und 
dem Segelschiff „Zwölf Apostel" statt. 
Letzteres sank sofort; die Mannschaft wurde 
gerettet. Die „Olga" wurde stark beschä 
digt. Es sollen sich furchtbare Szenen an 
Deck dieses Schiffes abgespielt haben. 
Belgien. 
Der fürchterliche Sturm an der Nordsee 
hat in Ostende zahlreichere Opfer gefordert, 
als man anfänglich glaubte. Die Zahl 
der Todten beläuft sich auf fünfzehn. Es 
fehlt noch eine Anzahl Fischerboote mit 
90 Mann Besatzung. Es ist kaum noch 
anzunehmen, daß die fehlenden Boote sich 
irgendwohin retten konnte. 
Italien. 
Rom, 16. Okt. Aus Einladung des 
Club Circolo di Savoia nahmen 250 poli 
tische Vereine an der Sammlung für die 
goldene Feder Theil, mit welcher der Prinz 
von Neapel und die Prinzessin Helene von 
Montenegro den Ehekontrakt unterzeichnen 
sollen. 
Oefterreich-Ungaru. 
Man schreibt aus Fiume: Auf eine 
eigenthümliche Art wollte sich ein alter 
Diener der hiesigen Finanzdirektion, An 
ton Webet, Eingang in seine im Finanz 
palais gelegene Wohnung verschaffen, 
als er gegen Mitternacht heimkehrend 
das Hausthor geschlossen fand. Er klopfte 
lange Zeit vergeblich ohne das Jemand 
öffnen kam; er sann nach, wie er die 
Leute im Hause wecken könne und kam 
auf eine ingeniöse Idee. Er ersuchte 
nämlich die vor dem Palais postirte 
Schildwache, sie möge einen Alarm- 
schuß abgeben, damit die Hauslente wach 
würden. Die Schildwache refüsirte na 
türlich dieses Begehren, woraus Wedel 
sagte, er sei Kassenkontrolor und hege den 
Verdacht, daß Diebe in die Kasse einge 
drungen seien. Die Schildwache erklärte 
trotzdem nur auf direkten Befehl des 
Wachkommandanten schießen zu dürfen 
Wedel ging nun zu dem Wachkomman 
danten, erzählte ihm, daß Diebe in das 
Haus eingedrungen wären, um die Kaffe 
zu leeren, und drohte ihm mit schwerer 
Strafe, falls er seinem Wunsche nicht 
Folge leisten sollte. Der eingeschüchterte 
Korporal forderte nun den Soldaten 
wirklich auf, den Alarmschuß abzugeben. 
Der Wochtposten zögerte noch immer und 
verlangte einen direkten Befehl. Dieser 
wurde von dem Wachkommandanten er 
theilt und nun ging der Schuß los. Auf 
die Detonation des Schusses liefen die Leuteş 
natürlich zusammen und die Sicherheits 
wache kam herbei, die den Wachposten zur 
Rechenschaft zog. Jetzt stellte es sich her 
aus, daß Wedel nicht Kassenkontrolor, 
sondern nur Diener sei. Wedel wurde zur 
Polizei geführt, wo man über den Fall 
ein Protokoll aufnahm. Die Folge wird 
lehren, ^wie theuer den Diener dieser sinn 
reiche Spaß zu stehen kommen wird. 
Eine kleine nette Aufmerksamkeit ist für 
Rudolf Virchow zum 71jährigcn Geburts 
tag in der Charitä eingelaufen. Es ist 
eine w e i ß e H o l z k i st e mit sieben 
Todtenschädeln nebst einem Begleit 
schreiben. 
Berlin, 16. Okt. Der Hauptgewinn 
der preußischen Lotterie von 500 000 Mk. 
fiel auf Nr. 218 004. 
Berlin, 16. Okt. (Schulknaben als 
Einbrecher.) Eine jugendliche Diebes 
bande hat in der heutigen Nacht auf dem 
Vorplatz der „Neuen Welt" in der Hasen 
haide verschiedene Buden gewaltsam er 
brochen und sich den Inhalt angeeignet. 
Die Thäter find bereits ermittelt und ver 
haftet worden. Es sind dies drei Berliner 
schulpflichtige Knaben aus der Pücklerstraße. 
JttSand. 
— Daß die Verabschiedung 
K a y s e r ' s ein Schlag für die ganze 
Kolonialpolitik ist, thatsächlich Kayser 
die Kolonialpolitik als hoffnungslos aus- 
giebt und die Flinte in's Korn wirst, 
ergiebt sich auch aus einer Aeußerung 
Kaysers, über welche die „Köln. Ztg." be- 
richtet: „Ich habe genug gearbeitet und 
mich abgequält, möge nun einmal 
ein Anderer an meine Stelle treten und 
zusehen, ob er mit der undankbaren 
Aufgabe besser auskommt als ich." 
— Das englische Handelsamt zeigt 
durch seine statistischen Zusammenstellungen, 
daß von je drei Akticn-Gründungen zwei 
mit Bankerott enden; genau 70 pCt. gehen 
zu Grunde und nur 30 pCt. bestehen 
Das ist fast unglaublich und sehr schlimm, 
aber in Deutschland nicht wesentlich anders, 
wenn hier auch He Form nicht die gleiche 
ist. Bei uns wird nämlich gewöhnlich 
der Konkurs durch din Beschluß von Zu 
zählungen, Ausgabe neuer Aktien, Zu 
sammenlegen alter gehindert, und müssen 
nicht zustimmende Aktionäre erbarmungs 
los zahlen. Das giebt es allerdings in 
England nicht. 
— Ueber den Besuch der Aus 
stellung sind folgende statistische Zahlen 
von Interesse. Die Spezialausstellung 
Kairo hat 2 000 000, Alt - Berlin 
1 790000 Besucher auszuweisen. Die elek 
trische Rundbahn ist von 2 500 000 Per 
sonen benutzt worden; zu ihrer Beförderung 
wurden rund 40 000 Züge zu einem, zwei 
und mitunter auch drei Wagen abgelassen. 
Die Stufenbahn hat bei 141 Betriebs 
tagen zu zehn Stunden 960 000 Billets 
verausgabt. Die Marineschauspiele 
veranstalteten vor 1 600 000 Besuchern 
ca. 850 Vorstellungen; das Kaiser schiff 
wies 800 000 Gäste auf, vor denen der 
Taucher 2500 Mal in Thätigkeit getreten 
ist. Der Pavillon des Vereins für 
Feuerbestattung ist von 1000 000 Per 
sonen ausgesucht worden. Etwa 2000 Be 
sucher haben sich in das „Adreßbuch für 
Freunde der Feuerbestattung" eingezeichnet, 
während 198 neue Mitglieder dem Verein 
im Pavillon selbst beigetreten sind. In 
der Sanitätswache der Ausstellung sind 
2943 Erkrankungsfälle aller Art zur Be 
handlung gekommen. Erwähnt sei noch, 
daß die Zahl der in den Aschinger« 
schen Stehbierhallen verkauften 
Würstchen sich auf eine halbe Million be 
lauft; A. Hefter hat in der Ausstellung 
etwa 100 000 Pfund Fleisch zu Wurst 
verarbeitet, was einem Material von 180 
Rindern, 800 Schweinen oder 1200 Käl 
bern entspricht. Als Beikost sind 7000 
Brode und 70 Zentner Mostrich verbraucht 
worden. Die Wurst ist in die Därme von 
14 000 Hammeln gefaßt worden. Die 
Bolksernährung hat 2090000 Por 
tionen verabfolgt. 
— Mit einem ausgezeichneten 
Witz ist die Berliner Gewerbeaus 
stellung zu Ende ge gangen. Und 
der bei diesem Anlaß einen außergewöhn 
lichen Humor entwickelt hat, ist niemand 
Geringeres als der Herr Amtsvorsteher 
von Treptow. Man hätte ihm das in 
der That nicht zugetraut. Also am 
Donnerstag, während der Arbeitsausschuß 
sich zum letzten schweren Gange rüstete, zu 
der Schlußfeier, nach welcher unmittelbar 
die Hallen geschlossen werden sollen, und 
während draußen sich schon Hunderte von 
Arbeitern sammelten, mit Axt und Hammer 
des Rufes harrend, der an sie ergehen 
ivürde, um das Zerstörungswerk zu be- 
ginnen, traf ein amtliches Schreiben 
ein, schwerwiegenden Inhalts. Wer er 
rath wohl, was darin stand? Es wurde 
im Laufe der Ausstellung manches auf 
gegeben, was schwer zu lösen war, bei 
spielsweise die Gewichtsangabe des 
großenChokoladenblockes von Andre 
Mauxion und es haben sich einige Hundert 
tausend damit beschäftigt. Schwer wie die 
Aufgabe war, werden wohl doch einige 
te annähernd gelöst haben. Immerhin 
war dies Räthsel ein Kinderspiel gegen 
die Frage: „Was mag der Amisvor- 
teher von Treptow dem Arbeitsausschuß 
am Donnerstag noch mitgetheilt haben?" 
Man darf darauf wetten, Niemand er- 
räth es. Und deshalb sei es gesagt: 
es traf die offzielle Bauerlanbniß 
ür eine große Anzahl der Gebäude ein, 
darunter so umfangreicher Bauten, luie 
das Wohlfahrts- ,unö Schulgebäude u. A. 
Die „Rat.-Ztg.", die die Nachricht bringt, 
verwahrt sich ausdrücklich dagegen, daß 
sie scherze.
	        
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