Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

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Vereine umfassen, deren Interessen 
Holzhandel und Holzverkehr liegen. 
Ein großer Bankerott ist 
Potsdam und Umgegend gegenwärtig das 
Tagesgespräch. Derselbe betrifft das dort 
seit etwa zwölf Jahren bestehende M e h l 
und Getreide-En grosgeschäf 
Albert Behrends & Co. B. hat sich heim 
lich entfernt. Die Schulden, die er hinter 
lassen, betragen ca. 450 000 Mk. Behrends 
galt als ein strebsamer Kaufmann, ließ 
sich aber in der letzten Zeit auf sehr ge- 
wagte Spekulationen ein, die ihm große 
Verluste beibrachten. 
Das Recht der Presse zur Kritik 
von Mißverständen ist vom Stettiner 
Landgericht in einer Verhandlung 
gegen den „Volksboten" dort anerkannt 
worden. Das Blatt hatte über Mißbrauch 
des Züchtigungsrechts an einer Schule 
berichtet, worauf Strafantrag von der 
vorgesetzten Behörde des Rektors, von der 
Regierungs < Abtheilung für Kirchen- und 
Schulwesen, gestellt worden war. Dieses 
Strafverfahren ist jetzt eingestellt 
worden. Das Landgericht in Stettin hat 
in der Begründung des Beschlusses au : 
Einstellung des Verfahrens ausgesprochen 
Dem Angeschuldigten als Redakteur muß 
das Recht zugesprochen werden, 
Mißstände der Schulverwaltungen seines 
Wohnortes zur Sprache zu bringen. Sehr 
häufig ist dies bei der Aengstlichkeit des 
Publikums, direkt mit Beschwerden den 
Verwaltungsbehörden gegenüber zu treten, 
der einzige Weg, um wünschens 
Werthe Abhülfe zu schaffen. 
Memel, IO. Okt. In Sachen der Frau 
Friedmann, welcher, wie früher gemeldet, 
beim Ueberschreiten der russischen Grenze 
wegen eines Rubels, den sie an die 
russischen Zollbeamten zu zahlen gehabt 
hätte, von letzteren 2466 Rubel abge 
nommen wurden, verfügte der russische 
Finanzminister Witte die Aushebung der 
Konfiskation und die Zurückzahlung des 
Geldes an Frau Friedmann. Der be 
treffende Zolldirektor ist versetzt worden. 
Eine heitere Geschichte wird dem „Glei- 
witzer Jntelligenzblatte" von einem dortigen 
Geschäftsmanne erzählt. Der Storch hatte 
hatte ihm einen prächtigen Jungen gebracht. 
Hocherfreut schrieb er an seinen Bruder: 
„Heute ist bei mir ein Junge angekommen, 
der sich für Deinen Neffen ausgiebt!" 
Postwendend kam die Antwort: „Wie Du 
weißt, habe ich keinen Neffen. Glaube 
dem Betrüger nicht, sondern wirf ihn zum 
Tempel hinaus! Das beste aber ist: Ein 
sperren!" Erst ein zweiter Brief mußte 
den „Onkel" aufklären. 
Papenburg, 10. Okt. Eine empfind 
liehe Strafe verhängte heute da 
Schöffengericht gegen den Glasarbeiter 
Günther wegen Sachbeschädigung. Er 
hatte gelegentlich der letzten Scdanfeier 
den Gummireifen eines Fahrrades, 
das ein Krieger in dem Festhause nieder 
gestellt hatte, durchschnitten. Das Gericht 
erkannte dem Antrag des Amtsanwalts 
gemäß auf eine Gefängnißstrafe von vier 
Monaten. 
Ein Magdeburger Kaufmann erhielt 
von seinem im dortigen Artillerie-Regiment 
als Einjähriger dienenden Sohne die brief 
liche Mittheilung, daß er sich in der Nacht 
zum 6. Oktober am Schwanenteiche zu 
Leipzig entleiben werde. Der bestürzte 
Vater eilte nach hier und erfuhr, daß ein 
solches Ereigniß polizeilich nicht gemeldet 
sei. Vergangene Nacht aber wurde der 
Dreiundzwanzigjährige in den Anlagen 
planlos umherirrend angetroffen und ver 
haftet. Auf dem Flur der Polizeiwache 
des Naschmarkts angekommen, zog der 
Mann schnell einen Revolver und er 
schoß sich. Liebeskummer soll das Motiv 
der That sein. 
Köln, 10. Okt. In Gerolstein, wo seit 
einiger Zeit Neubohrungen Seitens der 
Gesellschaft „Gerolsteiner Sprudel" vor- 
genommen wurden, brach heute mit un- 
geheurer Gewalt eine Quelle in einem 
Strahl von 40 m hervor. 
Aus München berichtet die dortige All 
gemeine Zeitung: Von den am Sonntag 
abgehaltenen Flachrennen auf der Oktober 
festwiese wird nachträglich noch eine Episode 
bekannt. Einer der Rennbuben, der als 
einer der ersten einpassirt war, wollte nach 
der Preis - Vertheilung in seiner über 
strömenden Freude dem Ersten Bürger- 
meifter mit aller Gewalt ein Zweimark- 
stück in die Hand drücken, und als dieser 
das Trinkgeld lächelnd ablehnte, bot er 
das Geldstück direkt originell dem Prinz 
Regenten an, der allerdings anfänglich 
eiwas erstaunt war, später aber, als ihn 
Bürgermeister v. Borscht über den Sach 
verhalt aufklärte, recht herzlich über den 
kleinen Zwischenfall gelacht hat. 
issel, 10. Octbr. Rudolf Weidemann 
der Besitzer der Buch-, Kunst, und Musi 
kalienhandlung, in Firma Brunnemann 
Co. auf dem Königsplatz, hat sich heute 
Mittag auf dem Friedhofe erschossen. 
Oldenburg, 9. Okt. Die Bahnsteig 
perre, welche am 17. Mai d. I. für 
den Bahnhof Oldenburg eingeführt wurde, 
ist von der großherzoglichen Eisenbahn 
direktion wieder aufgehoben worden. (Glück 
liche Oldenburger!) 
Die abnehmende Kaufkraft 
des Landes zeigt sich auch in den 
reichen Hansastädten. Beweis dessen ist der 
neueste Bericht der Handelskammer 
zu Lübeck. Derselbe enthält an verschiedenen 
Stellen Klagen über die abnehmende Kauf 
kraft des Landes. So wird das Geschäft 
in Manufakturwaaren als kaum zufrieden 
'tellend bezeichnet, „da die Käufer vom 
Lande fehlten". Der Handel in Tuchwaaren 
geringer gewesen als in den voraus 
gegangenen Jahren. Als Ursache bezeichnet 
die Handelskammer „die recht schlechten 
Kreditverhältnisse in allgemeinen und die 
eringere Kaufkraft des Lan- 
es". Dergleichen Zugeständnisse sollten 
doch Stoff zum Nachdenken geben. Nur 
die Ramschsachen werden noch gekauft. 
Wie wenig Leute fragen darnach, ob sie 
eell bedient werden? Billig, billig! 
das ist heutzutage die Loosung. Wann wird 
endlich die Zeit wieder kommen, daß die 
Leute einsehen lernen, daß Stadt und Land 
sich weit besser stehen, wenn die alte Soli 
dität in Einkauf und Verkauf wieder zu 
Ehren gelangt? Nicht Zwangsinnungs 
gesetze können uns helfen, nicht National- 
Socialisten, nicht Socialdemokratie, nur 
das e i n e ist möglich, Handel und Gewerbe 
wieder zur Blüth e zu bringen: R e e l l i t ä t. 
Deshalb kaufe reelle Waare 
und zahle für gute Sachen 
einen guten Preis! 
Provinzielles. 
Oldesloe, 10. Oct. In den zwischen 
hier und Reinfeld an der Trave reizend 
belegenen Ortschaften Groß- und Klein- 
Barnitz wird die Gänsemast in einem 
Maßstabe betrieben, wie wohl kaum in 
irgend einem anderen Orte Deutschlands. 
Der Landmann Gäbe in Groß-Barnitz hat 
in seinen Verschlägen gegenwärtig etwa 
8000 Gänse, die größtentheils aus Pommern 
bezogen worden sind, untergebracht, die, 
nachdem sie mit eingeweichtem Mais ge 
mästet worden sind, geschlachtet und in den 
Handel gebracht werden. Das Gewicht 
der gemästeten Gänse differirt zwischen 10 
und 20 Pfund. Der Preis stellt sich 
augenblicklich auf 65 Pfg. pro Pfund 
Die überdachten Stallungen werden während 
der Nacht durch Laternen, die an hohen 
Pfählen angebracht sind, erleuchtet, da die 
Erfahrung lehrt, daß die Dunkelheit die 
Gänse beunruhigt und die Mästung be 
einträchtigt. In Klein-Barnitz wird die 
Gänsemast von den Landleuten Schramm 
und Tidow im Großen betrieben. Die 
Zahl der in Groß- und Klein-Barnewitz 
im vorigen Jahre gemästeten Gänse betrug 
nicht weniger als 13000. 
Neustadt, 9. Oct. Ein fein gekleideter 
Herr, der sich als Lehrer Meints aus 
Blekendorf in's Fremdenbuch schrieb, hat 
sich im Hotel Germania Hierselbst, Gastwirth 
Schliemann, einer frechen Zechprellerei 
schuldig gemacht. Er ließ sich hochfeine 
Speisen und Getränke vorsetzen und lebte 
herrlich und in Freuden, dann aber ver 
schwand er, ohne an das Begleichen seiner 
Zecke zu denken. Bis jetzt konnte man 
den Preller nicht ermitteln. 
+ Itzehoe, 10. Okt. Zu Ehren der 
Anwesenheit des Generaloberst Graf von 
Waldersee ist die Stadt reich beflaggt und 
in einzelnen Straßen durch Guirlanden 
festlich geschmückt. Zum Empfang am 
Bahnhof hatten sich der Regimentskomman 
deur Herr Oberst v. Bose, Herr Bürger 
meifter Steinbrück, welcher die Begrüßungs 
anspräche im Namen der Stadt hielt, sowie 
verschiedene angesehene Persönlichkeiten ein 
gefunden. ^ In Begleitung Sr. Excellenz 
befanden sich die Herren General v. Lüde 
mann, Oberstlieutenant Freiherr v. Gayl 
und Major v Waßner. Nach Abschreiten 
der Front der am Bahnhof aufgestellten 
Ehrenbatterie begab sich Sr. Excellenz in 
einem 4spännigen Wagen, von einer reiten 
den Abtheilung eskortirt, nach der Woh 
nung des Herrn Obersten v. Bose. Punkt 
11 Uhr erschien alsdann der Generaloberst 
mit Gefolge auf dem Kasernenhofe, wo die 
Truppen schon Aufstellung genommen hatten 
Nach einer kurzen kernigen Ansprache des 
Oberst v. Bose, in welcher er die Ehre, 
welche dem Regiment dadurch zu Theil 
geworden, hervorhob, schloß derselbe mit 
einem Hoch auf den Grafen v. Waldersee 
Se. Excellenz dankte in bewegten Worten 
und gab seiner Dankbarkeit für die ihm 
erwiesenen Ehren in einem dreifachen Hoch 
auf den Kaiser Ausdruck. Die Parade 
verlief in schönster Weise. Nachmittags 
tattete Se. Excellenz sämmtlichen verhei- 
ratheten Offizieren Besuche ab. Nachmit- 
tags war Festessen im Offizierkasino. Abends 
Feuerwerk. Bei der Abfahrt bildeten die 
Truppen mit Fackeln Spalier. Abends 
8 IS Uhr trat Se. Excellenz im Salonwagen 
die Rückreise an. Se. Excellenz trug die 
Uniform seines Regiments. 
Aus Amerika gelangte in der Gegend 
von Heide die amtliche Nachricht, daß ein 
vor vielen Jahren ausgewanderter Land- 
mann, Namens Ott, ein Vermögen von 
90 000 JL hinterlassen habe; dasselbe fällt 
ca. 20 Erben verschiedenen Grades. 
Zur Hebung der Erbschaft haben die Erben 
die einleitenden Schritte gethan und einem 
Rechtsanwalt die bezüglichen Vollmachten 
übergeben. 
îi Kiel, 11. Oktober. Nachdem der 
dänische Dampfer „Johann Stern", welcher 
nahezu vier Wochen die Passage im Kaiser 
Wilhelm-Kanal für große Dampfer gesperrt 
hatte, aus dem Fahrwasser geschleppt und 
nach Kiel zur Reparatur geschafft worden 
ist, hat sich am Sonnabend abermals eiu 
Unfall auf dem Kanal ereignet. Der 
deutsche Dampfer „Lotte", von der Ostsee 
nach der Nordsee bestimmt und in Danzig 
beheimathet, sowie der deutsche Dampfer 
„Silesia" von Hamburg mit Stückgütern 
nach Ulenburg unterwegs, rannten unweit 
Holtenau zusammen. Während „Lotte" 
die Reise fortsetzen konnte, mußte „Silesia" 
den Kieler Hafen zur Reparatur aufsuchen. 
Der Dampfer hat an Backbordbug, ober- 
halb der Wasserlinie größeren Schaden 
erlitten. 
7Zx Friedrichstadt, 10. Oft. Gestern 
hielt der Landw. Verein a. d. Eider in 
hiesiger Stadt eine Generalversammlung 
ab, in welcher u. A. über die Herstellung 
einer organischen Verbindung des Vereins 
mit der Landwirthschaftskammer verhandelt 
wurde. Es wurde beschlossen, eine solche 
Verbindung anzustreben, jedoch nicht durch 
Vermittlung eines Kreisvereins, sondern 
als Einzelverein. Die Gründe für diesen 
Beschluß sind folgende: 1. würde vom Ge 
biet des landwirthschaftlichen Vereins a. d. 
Eider, welcher die vormalige Landschaft 
Stapelholm und das Kirchspiel Schwab 
'tedt umfaßt, letzteres Kirchspiel, weil zum 
Kreise Husum gehörig, abgetrennt werden, 
wenn der Verein einem etwa zu gründen 
den Kreisverein Schleswig beitreten würde 
Bezirk des landw. Vereins a. d 
Eider sind die Boden-, Vieh- und Pferde 
zuchtverhältnisse zu sehr verschieden von 
denjenigen des übrigen Theiles des Kreises 
Schleswig, als daß eine Verschmelzung mit 
den andern Vereinen des Kreises zu em 
pfehlen wäre. 3. Der diesseitige Vereins 
bezirk hat eine zu sehr isolirte Lage im 
Kreise. Der Direktor der Landirthschafts- 
chule in Bredstedt, Herr Dr. Schacht hielt 
darnach einen Vortrag über das Thema 
Praktische Vorschläge, den landw. Betrieb 
den gegenwärtigen Verhältnissen anzufassen 
Schleswig, 10. Oct. Wie die „S. N/ 
erfahren, verweilen die Herren Geh. Bau- 
und Regierungsrath Suadicani, Geh 
Rath T e t e n s und Landrath Mauve 
zur Zeit in Kopenhagen, um die mehr 
jährigen Verhandlungen über die deutsch 
dänischen Fischereigrenzen zum endgültigen 
Abschluß zu bringen. 
Kreis Eckernförde, 12. Okt. Die frei 
willige Turner-Feuerwehr der Stadt Eckern- 
chrde wird am Sonntag, den 18. d. M., 
ihr 25jähriges Stiftungsfest feiern und hat 
dazu sämmtliche freiwillige Feuerwehren 
des Kreises eingeladen. — Nach Feststellung 
der endgültigen Ergebnisse der Volkszäh 
lung vom 2 Dezember 1895 hat unser 
Kreis eine Gesammt-Einwohnerzahl von 
1299; davon kommen auf die Stadt 
Eckernförde 6378, auf die Gutsbezirke 
15 089 und auf die Landgemeinden 19 832. 
Nach dem neuen Stempelsteuergesetz 
vom 13. Februar 1895 sind seit dem 
April d. I. alle neu aufgestellten Feuer 
versicherungs-Verzeichnisse, die sogenannten 
Policen, stempelflichtig. Alle Versicherun 
gen bis 3000 Mk. sind stempelfrei; von 
3000 bis 10000 Mk. kostet der Stempel 
auf 1 Jahr 10 Pfg., von 10 000 bis 
20 000 Mk. 20 Pf. und so fort. Diese 
Bestimmungen dürften in unsern ländlichen 
Bezirken noch wenig bekannt sein. 
à Eckernförde, IE. Okt. Die Geflügel- 
Ausstellung für den Kreis Eckernförde wird 
in diesen Tagen abgehalten. Die Hoff 
nungen. die auf dieselbe gesetzt worden, 
sind auf das weitgehendste in Erfüllung 
gegangen. Der Katalog weist 158 Num 
mern Geflügel und außerdem noch zahl- 
„Wohlit hier Herr Peter Bols?" fragte Lork. 
„Ja, haben Ste mit ihm zu sprechen?" 
„Ich soll ihm einen Brief übergeben." 
„Nun, geben Sie her,ich muß ohnedies eben hinauf." 
„Entschuldigen Sie, mein Herr hat mir befohlen, 
ihn nur Herrn Bols persönlich einzuhändigen." 34 
„Ah so! dann gehen Sie nur hinauf in das erste 
Stockwerk." 
„Besten Dank." 
Während Lock mit dem Portier sprach, war Coli 
bri unbeachtet in den Hof geschlichen und nun eilten 
die beiden Uebelthäter zusammen die Treppe hinauf, 
welche zu Bols' Wohnung führte. 
Sie läuteten, man vernahm ein leises Geräusch, die 
Th«r ging auf und sie standen Francesca gegenüber, 
welche mit erstaunten Blicken die Fremden betrachtete. 
„Ich bin der Kamerdiener des Herrn Baron v.Ber- 
v«>," sprach Lork. 
Die Wirkung dieser Worte war ein« magische; die 
Augen der Stummen leuchteten, mit einer freundlichen 
Gebende ließ sie den vernieinttichen Abgesandte i ein 
treten. Colibri blieb im Treppenhause stehen; sie reichte 
Lork eine Tafel und ««achte ihm begreiflich, er solle 
sein Begehren darauf niederschreiben. 
Lork schrieb mit ungeübter .Hand: „Bin Diener des 
Herrn Baron von Bervon und komme im Auftrage 
meines Herrn." 
Fraucesca nahm die Tafel und entfernte sich. 
Ohne eine Sekunde Zeit" zu verliere», öffnete Lork 
die xbttr und Colibri schlüpfte in den Raum. 
„Die Stumme kommt gleich wieder, verbirg Dich 
da rechts, hinter jener Thür," flüsterte Lork. Inzwischen 
war Francesca in das Kabinett des Grafen getreten. 
»Was giebt es?" fragte er sich von dem Sosa ein» 
porrichtend, Francesca reichte 'ihm die Tafel. 
Der Gras sprang wie elektrisiert in die Höhe. „Führe 
ihn rasch herein." befahl er hastig. 
Francesca entfernte sich. 
„Endlich," murmelte der Graf, „endlich wird sich 
das Rätsel lösen. Der Elcitde!" 
MUM 
reiche andere Ausstellungsgegenstände auf. 
Das ganz- Arrangement der Ausstellung 
darf als ein vollkommen gelungenes be 
zeichnet werden; vorzugsweise das Käfig 
material, das Alles für diese Ausstellung 
neu angeschafft ist, giebt dem Ganzen ein 
vollendetes Ansehen. Die Anschaffung be 
reitet dem Verein freilich bedeutende 
finanzielle Schwierigkeiten. In Anbetracht 
des guten Zweckes der Ausstellung hat die 
hiesige Sparkasse sich in anerkennenswerthe- 
ster Weise erboten, einen Theil des Defi 
zits zu decken. Ebenfalls hat dir Kreis- 
ausschuß 100 M. für die Ausstellung an 
gewiesen. Hoffentlich werden auch tzjx 
städtischen Kollegien eine Beihülse nicht 
versagen. Als Preisrichter fungirten die 
Herren Selmer in Kiel und Fuhrmann in 
Schleswig. 
X Eckernförde, 11. Okt. Heute wurde 
in Stadt Hamburg Hierselbst der dies 
jährige Radfahrer-Herbstgautag abgehalten, 
auf dem säst alle Vereine des Gaues 31 
vertreten waren. Nach dem vom Vor 
sitze,^idenden Ovens-Schleswig zunächst er 
statteten Bericht über di: letzte Fahrsaison 
zählt der Gau 700 Mitglieder; das Gau- 
vermögen hat sich von 900 aus 600 Jt 
vermindert. Im Ganzen sind für sport 
liche Zwecke 1300 Jl verausgabt. An 
die Rechtschutzkommission des Bundes ist 
ein Antrag des Gauvorstandes eingegangen, 
wegen bessere Behandlung der Fahrräder 
beim Transport auf der Eisenbahn. Der 
Antrag des Gaues, zum diesjährigen 
Bundestag die Bundesoerathungen von 
den Bundesfestlichkeiten zu ' trennen, 
wurde abgelehnt; Dasselbe Schicksal hmen 
auch die allermeisten übrigen Anträge. 
Beschlossen wurde, den Berufsfahrer Uren- 
Hamburg, welcher im Vorjahre als solcher 
im Amateursahren Hadersleben—Eidelstedt 
den 1. Preis errang und die Rückgabe 
desselben verweigert, bei der Staatsanwalt- 
chaft wegen Betruges zur Anzeige zu 
bringen. Ueber die Gründung eines 
Schleswig - holsteinischen Radfahrerbundes 
hat seit dem vorigen Frühjahr nichts ver 
lautet und scheint die Absicht, einen solchen 
Bund zu gründen, aufgegeben zu sein. 
Die Zahl der pcämiirten Preistouren 
ist geringer als im Vorjahre, goldene 
Medaillen gelangten sieben zur Ausgabe. 
Beschlossen wurde, für Korso-, Kuust- 
uud Reigenfahren einen besonderen Fahr 
wart zu wählen und demselben Sitz und 
Stimme im Gauvorstande zu gewähren. 
Gewählt wurde Trede-Kiel. Ferner wurde 
beschlossen, den Gauvorstand um 2 Beisitzer 
zu erweitern. Gewählt wurden Carstens- 
Rendsburg und Schmidt - Flensburg. In 
Veranlassung des im nächsten Jahre statt- 
Indenden 10jährigen Stiftungsfestes des 
Rendsburger Radfahrer-Bereins wird vom 
Gau ein Preiskorso veranstaltet werden 
und wurden für denselben 150 JL bewilligt. 
Hierzu tritt noch ein Pcivatpreis von 50 JL 
In Rendsburg soll auch der Sommergautag 
abgehalten werden. 
❖ Kirchspiel Kropp, 12. Oktober. Am 
Sonntag, den 18. d. M, wird Herr Kir 
chenpropst Ziese aus Schleswig in unserer 
Kirche die Spezial-Kirchenvisitation ab 
halten. Nach beendigtem Gottesdienst wird 
in der Krovper Küsterschnle eine Prüfung 
der Oberstufen der Owschlager und Klein- 
Bennebeker Schule in der Religion statt- 
änden. 
■01g Fockbek, 12 Oct. Die gestern 
vom hiesigen Gesangverein in dem Ber< 
einslokal abgehaltene Generaloirsamm- 
lung war nur schwach besucht. Er wurde 
beschlosien. in diesem Winter 3 Bälle ab- 
Die Thür öffnete sich und Lork, di« Mutze in der 
Hand, trat bescheiden ein. 
„Sie stehen alstr in Diensten des Baron v. Bervon. 
Was haben Sie mir zu sagen?" 
„Ich soll einen Brief meines Herrn übergeben," 
entgegnete er. ein vcrfiegeiies Schreiben hervorziehend. 
„Geben Sie her." 
Lork reichte ihm dasselbe, und während der Graf 
das Siegel löste, warf er einen raschen Blick um sich, 
sah auf dem Schreibtisch Papier und einen Hausen 
Gold liegen und griff in seine Brnsttasche. 
Der Graf hatte inzwischen den Brief entfaltet, doch 
war er'so unleserlich geschrieben, daß er überrascht em 
porsah. „Hat Ihr Herr die'en Brief geschrieben?" 
„Ich weiß es nicht; ich erhielt ihn heute morgen 
nnt der Weisung, ihn Herrn Bols noch im Laufe des 
Tages zu bringen." 
„Es ist gut!" 
Der Gras trat, Lork den Rücken wendend, an's Fen 
ster, um den Inhalt zu entziffern; arglos beugte er sich 
nieder auf das Papier. 
Lork hatte iuzwi'cheii einen Dolch aus der Brust- 
tasche gezogen; das Gesicht des Banditen nahm einen 
wilden Ausdruck an, jäh stürzte er sich auf den Grafe» 
und stieß ihn den Dolch in den Rücken. Der Gras wen 
dete sich tim, verfing sich in dem Fußteppich und fiel 
der Länge nach zur Erde. 
Ueberzeugt, daß der Stoß, welchen er geführt, ein 
tätlicher gewesen, trat der Mörder an den offenen 
Schreibtisch und steckte, was er an Gold und Wert 
papieren erhaschen konnle, in seine Taschen. 
Das währte mehrere Minicken. Inzwischen hatte 
sich der Graf aber erhoben, und als nun Lork dein Aus- 
gange zueilte, um zu entfliehen, vertrat er diesen den 
Weg; drohend, mit Bl»t überströmt, stand der Graf 
an der Thür und schrie mit aller ihm zu Gebote stehen 
den Kraft: „Mörder! Zu Hilfe!" 
Feig, wie alle Schufte, wich Lork entsetzt zurück 
und seine Augen irrten, nach einem anderen Ausweg 
spähend, umher. Aver kein Ausgang >var sonst vorhan 
den und ein Sprung aus dem Fenster zu gefährlich. 
Nun gab es keine Wahl: mit gezücktem Dolche 
stürzte sich Lork auf den Grafen, aber mit einer ge 
wandten Bewegung entrang der Graf ihm die bluttrie 
fende Waffe^. 
Einige Sekunden rangen sie so, Körper an Körper; 
die Zwangslage, in welcher sich der Gras befand, ver 
lieh ihm übermenschliche Kraft; vergeblich suchte Lork 
ihn zu Bode» zu schleudern, vielmehr gelang es diesem, 
ihn selbst zum Sturze zu bringen. 
„Zu Hilfe, Colibri, zu Hilfe!" rief Lork, das Knie 
des Grasen auf seiner Brust fühlend. 
Diese ganze grauenvolle Scene hatte nur wenige 
Minuten iu Anspruch genommen. 
Die Stumme hatte inzwischen wieder ruhig ihre 
Arbeit vorgenommen, bei dem ersten Hilferuf des Gra 
fen aber sich unruhig emporgerichtet. Da sprang mit 
einem Male Colibri aus sie zu und vertrat ibr den Weg. 
Erichreckt blickte sie um sich; jetzt begriff sie, daß sie 
zwei Räuber Einlaß gewährt habe; ihre Angst war 
entsetzlich, doch, von Colibri f stgehalteu, entrang sich 
nicht einmal ein unartikulierter Laut ihrer Kehle. 
Da erklang der zweite Hilferuf des Grafen; sich 
mühsam losreißend, stürzte sie der Thür zu, Colibri 
aber packte sie an der Gurgel und schleuderte sie zu 
Boden; er bitte sie dabei so sehr gewürgt, daß sie ver 
geblich nach Atem rang und ihr Antlitz sich dunkelblau 
färbte. Erst alsColibri wahrnahm, daß sie sich nicht mehr 
bewege, ließ er sie los, und der Körper der alten Per 
son fiel schwer zur Erde. 
„Ich habe sie erwürgt, sie ist tot," sprach er tonlos 
und eilte seinem Genossen zu Hilfe. 
GS gelang ihm denn auch, bieten aus de» Händen 
des Grasen zu befreien. Nun machten sie sich gemein 
schaftlich an den Grafen, übermannten ihn trotz heftig 
ster Gegenwehr und warfen ihn zu Boden. Der Graf 
»»achte einen letzten, verzweffelte» Versuch, seine beiden 
Angreifer von sich zu stoßen, fühlte sich aber dessen nicht 
mehr fähig; wie mit eisernen Klammern erfaßt, drück 
ten sic ihn an den Boden. 
„Machen wir ein Ende." sprach Lork." 
„Ss rasch als möglich," stiminie Colibri bei. 
Gieb das Meffer her, dann ist er bald abgethan." 
Doch ehe er noch die Waffe von dem G-»offen 
halten hatte, traten plötzlich zwei, mit Revolvern be-s 
waffnete Männer in das Gemach; es war Gabiroņ unk» ' 
sein Freund Noiret. 
Während Noiret fick; Colibris bemächtigte, hatteG»-- 
biroa Lvrk erfaßt und ibm die Mündung seines RevEl-- 
vers auf die Brnft gesetzt. 
„Wenn Du. Dich noch rührst, schieße ich Dich nie» - 
der wie einen Hund," donnerte Noiret Colibri ins Ohr - 
und Gabi« on erfreute Lork mit einer ähnlichen Brr- - 
sicherung. 
Die Stumme war mit verstörtem Antlitz hinter de»« 
beiden Polizei-Agenten in das Gentach getreten uni> 
fniete an der Seite ihres Herrn nieder ; dieser richtete- 
sich mühsam cinvor, und dankte mit einem warme»! 
Blick der treuen Dicnerii:, daun wandte er sich an Ga- 
biroii und flüsterte: Sie sind zu rechter Zeit gekommen 
eine Minute später und alles wäre verloren getvesen!" 
„Ader Sie sind verwundet?" 
„Nicht gefährlich, wie ich glaube. 
„Leider können wir Ihnen rm Augenblick nicht bei» 
stehen, mir dürfen kein Auge von den beiden Verbre 
chern wenden, denen cs sonst etwa gelingen könnte z» 
entschlüpfen. Wir bedürfen des Beistandes. Ihre Die 
nerin niilß unbedingt den Portier holen und starke 
Stricke bringe», damit w»r me Meuchelmörder binden." 
Der Graf wußte sich Francesca begreiflich zu ma 
chen, ivaS man von ihr verlange, und sie entfernte sich eilig. 
Von Gabiron.unterstützt, erreichte der Graf eine» 
Sessel und lieg sich m demselben nieder. 
Wir Ittifffen zurückgreifen, um zu erklirren, aujwelche 
Weise die beiden P»uzet-Age,rà im richtigen Manie« 
hatten zur Hilfeleistung herbei eilen können. 
Als Cotibrr d»e Stumme zur Erde hatte fallen las 
sen. um ictnein Genoffen zu Hilfe zu' eilen, fühlte ste 
sich f0sort neu belebt. 
Sie begriff «hex auch sofort, daß ff« allein nicht ver 
mochte werktätig ernjugreifen, sondern daß sic vor al 
lem den Portier zu Hstft rufen müsse. 
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