MMWNWW
Me scheuen Pferde wurden durch einen
Journalisten gebändigt, der ihnen muthiģ
in die Zügel fiel. Der Kutscher der
Equipage des Finanzministers wurde ver
haftet, weil der Unfall wahrscheinlich durch
feine Fahrlässigkeit verschuldet wurde.
Heute Morgen wurden drei Italiener
verhaftet, die, wie man beobachtet haben
will, verdächtiger Weise dem Wagen des
Zaren folgten.
Türkische Zustände.
Ueber eine Unterredung eines ihrer
Correspondenten mit dem außerordentlichen
Gesandtendes Sultans, Herrn v. Grumbckow-
Pascha, schreibt der „L. 21.": Letzterer
äußerte, daß zwar das Vorgehen der Türken
gegen die Armenier schrecklich und nicht
zu entschuldigen sei, daß man aber nicht
vergessen dürfe, daß ja auch die Armenier
als Aufständische nicht wählerisch waren
mit ihren Dynamitbomben und wahre
Massenmorde geplant hätten.
Ueber die Persönlichkeit des Sultans
sagte Herr v. Grumbckow, daß der Groß
herr ausschließlich und allein die Geschäfte
seines Reiches leite. An politischem Scharf
sinn überrage er alle seine Rathgeber, und
vor Allem „bedenkt er das Ende" einer
jeden politischen Action. Es kann nicht
geleugnet werden, daß die stürmischen
Ereignisse der letzten Jahre und der Um
stand, daß er sich eben um alle, sogar
Detailfragen persönlich bekümmert, ihn
etwas nervös und scheu gemacht haben.
Er weiß, daß Verschwörer ihm nach dem
Leben trachten, und ist infolge dessen miß-
trauisch und fast menschenscheu geworden.
Trotzdem beurtheilt er die Lage und ihre
Gefährlichkeit kühl abwägend und hütet
sich vor Uebereilungen. Er weiß, daß er
nicht nur mit den Forderungen der Mächte
nach Reformen, sondern mit der wichtigeren
Frage rechnen muß, wie seine Millionen
von mohamedanischen Unterthanen solche
Reformen aufnehmen würden. Er muß
eben nicht nur seiner Stellung als Sultan,
sondern auch als Khalif, als „Haupt der
Gläubigen", stets eingedenk bleiben, um
nicht aus der Scylla der armenischen
Unruhen in die Charybdis eines Aufstandes
der Mohamedaner zu gerathen. Auf das
russisch-türkische Verhältniß
wollte von Grumbckow-Pascha aus nahe
liegenden Gründen nicht näher eingehen
Aus seinen Aeußerungen läßt sich vielleicht
der Schluß ziehen, daß nach seiner Kennte
niß der Dinge die Meldung von der
Existenz eines geheimen Bündnißvertrages
zwischen Rußland und der Türkei den
Thatsachen nicht entspricht. Zur Zeit
wächst Deutschlands Einfluß am
Goldenen Horn sehr bedeutend, weil der
Sultan von der richtigen Ueberzeugung
durchdrungen ist, daß Deutschland im
Gegensatz zu den anderen, näher betheiligten
Mächten keinerlei Sonderinteressen
verfolgt, sondern nur die Erhaltung des
Friedens und der Integrität der Türken
anstrebt.
Die unbeschreibliche Geldnoth ist die
Ursache aller Uebel, unter denen Armenier
wie Türken leiden. In den öffentlichen
Kassen ist kein Geld, die Beamten können
also nicht bezahlt werden. Ebenso wie
der politische, müsse auch besonders der
finanzielle Zusammenbruch
der Türkei verhütet werden, denn in
diesem Falle würden die europäischen
Gläubiger die Zeche zu zahlen haben.
Uebrigens wird auch der Rückzug
Englands in der armenischen Frage
immer offenkundiger. Das offiziöse „Reu
ter'sche Bureau" in London verbreitet jetzt
folgende Meldung aus Paris:
„Da die Mächte nicht geneigt sind
eine Krise herbeizuführen, welche geeignet
wäre, den europäischen Frieden zu gefährden
und neue Massacres in der Türkei hervor
zurufen, so werden sie sich jedes überstürzten
Vorgehens betreffs der Angelegenheiten in
der Türkei enthalten. Es ist deshalb keines
falls wahrscheinlich, daß die Lage gegen
wärtig eine sensationelle Entwickelung er
fahre. Man glaubt, daß eine B e r e i n -
b arung zwischen England, Frankreich und
Rußland zu Stande gekommen ist zu dem
Zweck, unverzüglich eine in n achdrücklichem
Tone gehaltene Rote an die Pforte zu
richten, in welcher die Annahme von Re
formen gefordert wird, durch welche die
Sicherheit der armenischen Unterthanen
des Sultans gewährleistet würde."
Der Note wird die türkische Regierung
natürlich kühl bis an's Herz hinan ent
gcgeusehen und sie mit Gelassenheit zu den
anderen legen. Weiß man doch jetzt am
Goldenen Horn, daß so bald noch keine «
englischen Granaten über die Thürme und
Minarets des alten Stambul hinwegpfeifen
werden.
Diebstahls, beziehentlich wegen Anstiftung
dazu, das Verfahren eingeleitet und zu
diesem Zwecke bereits einige Zeuge» ver-
nehmen lassen. Gleichzeitig wurde der
Untersuchungsrichter de Fäo, welcher die
Vorverhandlungen gegen die Mitschuldigen
überaus lückenhaft geführt hatte, abgesetzt
und vor eine Disciplinaruntersuchung ge-
stellt. Nach Lage der Sache wird schon
in nächster Zeit gegen Luigi Crispi der
Steckbrief wegen Diebstahls erlassen werden.
Sein greiser Vater steh! somit vor einer
neuen, schweren Prüfung. Die gestohlenen
Diamanten sollen bei einem Pariser Juwe
lier aufgefunden worden sein, wo sie ein
Mann versetzt hatte, dessen Signalement
auf Luigi Crispi passen soll.
Musternd.
Italien.
Rom, 8- Oct. Der Diebstahl bei
der Gräfin Ce lere, in dessen Mittel-
punkt, wie wir bereits mittheilten, ser
Sohn des früheren Ministerpräsidenten
Crispi steht, wird noch einmal dis Ge
richte befchäftigen. Die Staatsanwaltschaft
hat nämlich gegen den in Brasilien weilen
den jungen Advocate» Luiqi Crispi wegen
Jnlund.
— Die Handwerkervorlage stößt,
wie der „Frkf. Ztg." aus Berlin gemeldet
wird, im Bundesrath auf große
Schwierigkeiten. Nicht nur die süd-
deutschen Regierungen sind dagegen, es fehlt
auch nicht an Abänderungsanlrägen und
es ist nicht anzunehmen, daß der Entwurf
unverändert vom Bundesrath au den Reichs
tag gelangt.
Berlin, 9. Okt. Sowohl der Geschäfts-
nhaber Banquier Schneider als sein Buch
Halter Kindervater verübten Selbstmord.
Ein unerhört frecher Einbruchs
iebstahl ist auf einer der lebhaftesten
Straßen Berlins, gewissermaßen vor den
Augen von Tausenden von Personen oer
übt worden. An der Front des Hauses
Oranienstraße 63 befindet sich ein Schau
kasten der Juwelierfirma Wilhelm Fischer,
deren Geschäftsräume sich im ersten Stock
des Hauses befinden. Die starke Scheibe
des Kastens, in dem sich für ca. 10 000 M.
Waaren befanden, wurde, trotzdem gerade
ein überaus lebhafter Verkehr in der
Straße herrscht, total zertrümmert. Ob
gleich der Kasten Brillantringe, goldene
Herren und Damen-Uhrketten, Trauringe
rc. in großer Anzahl enthielt, erbeuteten
die Diebe in der Hast doch nur vier Gar-
nituren Knöpfe, sieben Damen-Uhrketten,
vier Herren-Chatelaines, ein Paar Knebel-
knöpfe und drei Brustknöpfe. Die Krimi-
nalpolizei, der sofort Meldung erstattet
wurde, glaubt aus der Art der Ausfüh-
rung der That zu schließen, daß junge
Bengel den Diebstahl verübten.
Vor einigen Monaten lernte die Tochter
eines Postbea mten aus derSchwedterstraße
in Berlin einen jungen Mann Namens
W. kennen. Dieser, ein gelernter Optiker,
hatte anscheinend ein intelligentes, nettes
Wesen, und da er seine Verhältnisse in ein
äußerst günstiges Licht stellte, so wurde der
Verkehr mit ihm geduldet. Nicht lange
währte es, da wurde im Hause des jungen
Mädchens die Verlobung, und vor etwa
vierzehn Tagen die Hochzeit gefeiert. Der
junge Ehemann hatte sich von dem nicht
unbedeutenden Gelde in der Parkstraße ein
Geschäft mit optischen Artikeln eingerichtet
Schon am ersten Tage nach der Hochzeit
liefen bei dem Schwiegervater mehrere von
deinem Schwiegersöhne ausgestellte Wechsel
ein, die er ohne vorherige Rücksprache auch
einlöste. Als aber Wechsel auf Wechsel
oräsentirt wurde, da zog Herr St. seine
hülfsbereite Hand zurück. Wie sich jetzt
herausstellte, waren fast sämmtliche Wechsel,
die stets auf bedeutende Summen lauteten,
sin girt. Durch diese saubere Machina
tion des Herrn Schwiegersohnes wurde
Herr St. fast um die ganzen Ersparnisse
geprellt. Als nun W. merkte, daß ihm
eine Gaunereien nicht mehr glückten, de
handelte er seine Frau in der gröblichsten
Art und Weise. Damit aber nicht genug.
Bor einigen Tagen sandte er seine Frau
mit dem Bemerken, Geldbeiträge abzuheben,
nach einer entfernt liegenden Krankenkasse
Kaum hatte die junge Frau das Haus ver
lasten, so fuhren drei Möbelwagen vor,
und in aller Eile wurde die mehrere
Tausend Mark Werth ausmachende Wirth
schgft sammt der Ladeneinrichtung aufge
laden, und die Käufer fuhren von dannen
AlS die Frau zurückkehrte, fand sie nur die
kahlen Wände vor. Der Ehemann hat sich
nach Holland gewandt, um dorr den aus
dem Mobiliar seiner Frau erstandenen
Erlös durchzubringen. Von den Gläubi
gern ist jetzt gegen den Flüchtling Straf
antrag gepellt worden.
Berlin, 9. Oct. Professor Wilhelm
Förster veröffentlicht im „Reichsanzelger
einen Artikel über die Weltuntergangs
Prophezeiung für 1899, worin es
heißt: 2luf Grund unvorsichtiger, ungenauer
vielleicht auch mißverständlich entstellter
Aeußerungen von ivissenschaftticher Sette,
verbreitet sich seit einiger Zeit in weiten
Kreisen die Vorstellung, baß für 1899 die
Gefahr des sogenannten Weltuntergangs
bevorstehe. Dieser Wahn stützte sich daran
daß im November 1899 die Wiederkehr
des Zusammentreffens der Erve mit einem
ziemlich dichten Schwarm kleiner Himmels-
körper bevorstehe, wie dies bereits im
November 1866 und vorher 1833, 1799 rc.
stattfand. Niemals fei dabei eine Beschädi
gung der Erdoberfläche erfolgt und nach
allen Erfahrungen liege bei der Voraus
sage eines solchen Phänomens nicht der
leiseste Anlaß zur Befürchtung irgend
wie bereits 1865 wahrgenommen, in der-
elben Bahn, wie die angeführten Himmels
körper, auch- et» Komet, welcher damals
Monate später, nämlich im Januar
1867, die Erdbahn durchkreuzen sollte, zu
einer Zeit, wo die Erde schon oià Millionen
Kilometer von dem Kreuzungspunkte der
Bahn sich entfernt befand. 1899 werde
der Abstand der Erde von diesem Kreuzungs-
sunkte noch größer sein; selbst aber wenn
ein Zusammentreffen mit diesem Kometen
einmal erfolgen sollte, würde die Wirkung
eines solchen Zusammentreffens diejenige
eines mächtigen Gewitters oder eines
Wirbelsturmes, wie sie alljährlich vorkommen,
lange nicht erreichen, so daß wirklich kein
Grund für die Menschheit vorliegt, vor
olchen Dingen jahrelang Furcht zu hegen.
Danzig, 9. Oktbr. Daß eine Haupt-
ignatur unserer Zeit fast allgemein Muly-
loftgkeit ist, das beweist u. A. auch der
diesjährige Jahresbericht des Vorsteyer-
AmteS ver Danziger Kaufmannschaft, wenn
es darin u. A. heißt: „Unsere Thätigkeit
hat im Berichtsjahr mehr die Abwehr als
den Aufbau zum Gegenstand gehabt. Es
galt vor allem den Angriffen auf die
Grundlagen unseres Wrrthschaftslebens
enlgegenzutreten. Ueber dieser Thätigkeit
blieb für ein auf die Schaffung von Ver-
kehrserteichterungen gerichtetes Wirken
wenig Raum. Wer möchte auch zu einem
olchen Wirken den alten Muth
ewahren, wenn er weiß, daß bei der
ückläufigen Strömung, in der sich
zur Zeit die wirthschaftlichen Anschauungen
in großen und einflußreichen Kreisen zu
befinden scheinen, jedem solchen Beginnen
von vornherein mit fast unbedingter Ge
wißheit der Mißerfolg sicher ist."
Dazu bemerkt das Organ der Grund
besitzer, die „D. T.", es sei ein Irrthum,
von rückläufig zu sprechen. Im Gegen
theil, es sei ein Vorwärtsschreiten auf dem
Ziel zur nationalen Volks Wirth
chaft. — In dem Zeitalter der Eisen
bahnen und Electricität giebt es keine
nationale Bolkswirthschaft, da giebt es
nur eine Weltwirthschasi und daran müssen
alle gegentheiligen Bestrebungen scheitern,
allerdings vermögen sie viel Gutes zuvor
zu ruiniren und das Chaos unserer heuti
gen wirthschaftlichen Gesetzgebung noch
mehr zu verwickeln.
Leipzig, 7. Oktober. In Zschöllau bei
Oschatz goß ein lOjähr. Knabe Petroleum
in den Ofen, um das Feuer anzufachen
Die sofort erfolgte Explosion hüllte das
unglückliche Kind in dichte Flammen
Nachbarn erstickten zwar schnell das Feuer
doch hatte der Knabe bereits so schwere
Brandwunden erlitten, daß er schon am
andern Morgen starb.
München, 6. Oct. Der in den Ha derer
srozeß verwickelte sehr vermögliche
Bürgermeister von Sauerlach ist
nachdem er beinahe 4 Monate in Unter
uchungshaft gewesen war, gestern aus dem
Gefängniß entlasten worden, jedoch nur
auf ärztliche Begutachtung; zur Land
gerichtSverhandlung, die in etwa 14 Tagen
tattfinden wird, hat er als Angeklagter
zu erscheinen, da er auf seine Kosten bas
Haberfeldtreiben in Sauerlach veranstaltete
Bon der Tegernsee-Gegend wurden
vorgestern wieder zwei Haderer verhaftet
Die Gefängnisse in München, namentlich
jenes an der Baaderstraße sind überfüllt,
da fast jeder Haberer in Einzelhaft sitzt
Auch ins Gefängniß nach Erdrng wurden
Haberer abgeführt, da es an Platz mangelte
In der Ortschaft Grub bei Sauerlach
sind so ziemlich alle männlichen Einwohner
in Untersuchung. Schmäh- und Drohbriefe
erhalten der Untersuchungsrichter und tns
besondere der Bezirksamlmann von Mies
bach, der gegen die Haberer so schneidig
vorging, dann auch die Gendarmen, die
Verhaftungen ausführten. Man wird
wohl nach Abschluß der Verhandlung an
eine Versetzung der Gendarmen gehen,
auch soll die Versetzung des Bezirksamt-
manns v. Mießbach unabweisbarer er
scheinen. da man von den Haderern dns
Schlimmste befürchtet. Ein Haverfeld
treiben wird, da das Gericht durch Ge
ständniffe der Verhafteten jeden Einzelnen
der Tyeilnehmer kennt, und der ersten
Verhandlung gegen die jetzt Angeklagten
eine zweite mit noch weiteren Verhaftungen
folgen solle, schwerlich mehr vorgenommen
Bemerkenswerth ist, daß die Ortschaft
Niklasgreuth, die vor 2 Jahren Militär
auf längere Zeit zur Einquarttrung erhielt
nach den angestellten Erhebungen that
sächlich viele Tyeilnehmer zum Haberfeld
treiben entsandt hatte. Das Militär war
damals mitten in der Stacht mit Exirazug
von München requiriri und abgefandl
worden, niußte jedoch bald ivieder zurück
kehren, da man die Betheiligung der Orts
bewohner am Haberfeldtreiden nicht be
weisen konnte. Die Kosten des Prozesses
werden sehr erhebliche, die Verhandlungen
selbst sehr langwierig sein.
Die Section Dicrfurk des Christlichen
Bauernvereins hielt jüngst eilte Bersamm
lung ab, in welcher Landtagtzabgeordneter
Pfarrer Kohl über die verflossene Land
tagssession refcrirte. Der 21dgeorvnele.
dessen rhetvllsche Leistungen im Landtage
noch bei alleil Freunden unfreiwilligen
HumorS in ehrelider Erinnerung stehen
einer Gefahr tzor. Allerdings bewegen sich, werden, sprach sich hrerbri besonders übe
die Entwickelung des Bauernbundes aus,
welcher Beziehung es ihm nicht j gelang.
Neues zu sagen. Dies war ihm erst bei
einem anderen Thema vorbehalten. Am
Schluffe seiner Rede, so entnehmen .wir
einem Berichte des „Fränk. Kur.", ver
breitete er sich nämlich auch über die Frage
der Aufhebung der Regentschaft in
Bayern und endete seine Betrachtung mit
dem höchst merkwürdigen Dictum: „Es
i '1 Zeit, daß eine kräftige Hand das K ö n i g s -
epter in Bayern führt." Es wäre
wirklich interessant, von Herrn Pfarrer
Kohl zu erfahren, welche ausgesprochenen
Prämissen ihn zu solchem überraschenden
Schluffe gebracht haben.
Saalfeld, 6. Oct. Ein Reskript der
Herzogl. Staatsregierung srügt ernstlich
das Verhalten einiger Lehrer in der für
und gegen den Fortbestand der ersten
Bürgerschule seit einiger Zeit eingetretenen
Bewegung und wendet sich insbesondere
gegen die auf jener Seile geübte „Zu
trägerei." Auch bezüglich der Nebenbe
schäftigung der Lehrer hat das Ministerium
eine Verfügung getroffen; einem Lehrer
wurde die Aufgabe zweier Agenturen
vorgeschrieben und die Beibehaltung einer
drillen nur bedingungsweise gestattet. Im
übrigen hat das Ministerium, das dem
Schulwesen im Herzogthnm besonderes In
teresse und die regste Förderung ange
deihen läßt, sich sehr lobend über die
Lehrersolge des letzten Jahres in ^en
hiesigen städtischen Schulen ausgesprochen
Hamburg, 9. Oct. Völlig unwahre
Gerüchte über die Todesursache der
Opernsängerin Frau Klafsky haben
gleich nach dem Ableben der Künstlerin
Verbreitung gefunden. So sehr auch die
Unwahrscheinlichkeit des thörichten Ge
klatsches auf der Hand lag, seinen Weg
nahm es doch und es giebt ja leider
Leute genug, die alles glauben, wenn es
nur sensationell ist. Die Hinterbliebenen
haben sich jetzt entschlossen, dem für fsie
auf das Empfindlichste verletzenden Ge
rede gründlich ein Ende zu machen; sie
haben gegen einen seiner Verbreiter die
Beleidigungsklage erhoben, sodaß die An
gelegenheit nunmehr vor Gericht kommen
wird. Die dort abzugebende beeidigte 2
Aussage der betheiligten Aerzte wird dann
dasjenige nochmals unumstößlich feststellen
an dem zu zweifeln wahrlich niemand
irgend welchen triftigen Grund gehabt hat
Hamburg, 7. Oct. Heute fand die
gerichtliche Verhandlung ter sen
auonellen Angelegenheit bezüglich Gertflgs
Badeanstalt statt. Angeklagt des ver
buchten Vergehens gegen § 218 des Straf
gefetzbuches respektive der Beihilfe sind
eine Badewärterin, zwei Maffeurimien
fünf Ehefrauen; die letzteren nicht, wie
der „Vorwärts" berichtete, den besseren
Klassen angehörig. Als Hauptzeuge trat
der durch den Frankfurter Schaffnerprozeß
bekannte Kriminalkommissar Kämpe auf, der
eine Gewährsmännin nicht nennen wollte
Eine lebhafte Diskussion entspann sich
zwischen den sieben Anwälten. Es wurden
verurlheilt die Badewärterin und eine
Maffeurin zu je neun Monaten, drei Ehe
rauen zu je acht Wochen Gefängniß
Ein Raubmord, sollte einer Meldung
zufolge, der auch wir Raum gegeben haben
in den Boberger Sandgruben an einer seit
Mitte August aus ihrem Elternhausc in
Hamburg vermißten jungen Dame begangen
[ein. Wie heute konstatirt werden kann,
beruht die Annahme, daß ein Verbrechen
vorliegt, auf einer bloßen Vermuthung, für
welche der bereits im Zustand vorgeschrit
tener Verwesung befindliche Leichnam An
haltspunkte nicht bot.
iscovtuztetteS.
Einige Episoden über den Düppeler
Ausflug der Plöner Kadetten werden
der „Germania" nachträglich noch mitge
theilt: Nach dem zwei Meilen weiten
Marsch von Gravenstein erhielt jeder Kadett
in Düppel Brot und ern Glas Bier
Der Wirth überreichte dem Kronprinzen
ein Seidel, das mit dem Düppel-Denkmal
geschmückt ist. „Bitte, ein Messer und
Brot!" sagte der Kronprinz zum Wirth
und schnitt selbst ein drei Finger dickes
Stück ab. Endlich war der Hunger ge
stillt. 'Run wurden Postkarten an die
Lieben in der Heimath geschrieben. Der
Kronprinz ließ sich von seinem Gouverneur,
Generalmajor v. Deines, Geld geoen, um
Postkarten zu taufen. Der Prinz profilirle
dabei 5 Psg., indem er eine gewöhnliche
statt einer bunten Postkarte kaufte. „Nun
habe ich 5 Pfennige verdient!" meinte der
Prinz. „Prinz Wilhelm", ries der Gon
oerneur, „woher haben Sie das Geld?"
Strainm militärisch antwortete der Krön
prinz: „Das habe ich ehrlich verdient
Herr General!" Darauf ging es mit
Hurrah auf die Düppeler Schanzen. Bon
dort querfeldein nach dem Denkmal, der
Kronprinz voran. Eine große Dornenhecke
hinderte das weitere Bordringen. „Wer
An echter Preuße ist, der folge mir!" ne
Prinz Wilhelm, und — wirklich — durch
ging es. Bei dem Vorbeimarsch an der
historischen Düppeler Mühle, von wo aus
Prinz Friedrich Karl den Sturm aus vre
von den Dänen vertheidigten Schanzen
leitete, wandte sich der Kronprinz plötzlich
an vir an der Spitze marfchirende Kapelle
ver Sondrrburger Füsiliere Mid sagte:
wichtige Neuordnung des Schulwesens in
Kraft. Die dortige Privatjchule ist auf-
„Bitte, Mufik: Ich bin ein Preuße'!"
Das Gerückt, die aus dem Glückstädtcr
Strafgefängniß ausgebrochenen Kaufleute
Schleimer und Hammerschmidt seien in
Bremerhaven ergriffen, ist bis jetzt nicht
bestätigt.
Eine interessante Affengeschichte
gelangte vor dem Amtsgericht in Altona
zur Verhandlung. Kürzlich kaufte ein
hiesiger Geschäftsmann in einer von einem
Gerichtsvollzieher veranstalteten Auction
einen Affen für 22 Mk. 50 Pfg. Das
Thier war von einem von Brasilien heim-
gekehrten Seemann dem Vater desselben
zur Aufbewahrung übergeben, diesem jedoch
abgepfändek worden. Der rechtmäßige
Eigenthümer des Affen, der Seemann,
hatte schon vor der gerichtlichen Zwangs
versteigerung Protest gegen den Verkauf
erhoben, da derselbe sein Eigenthum, und
nicht das des Gepfändeten fei. Aber der
Gerichtsvollzieher hatte sich daran nicht
gekehrt, sondern sich lediglich an den Auf-
trag des betreffenden Rechtsanwaltes ge
halten. Der Seemann ging nun zu dem
Käufer des Affen, machte darauf aufmerk
sam, daß dieser ihm gehöre, und klagte
durch Justizrath Bariach auf Herausgabe
des Thieres oder Erstattung des Werthes
von 200 Der interessante Fall kam
am 5. d. M vor dem dasigen Amtsgericht
zur Verhandlung. Die Sache endigte
schließlich mit einem Vergleich. Derjenige,
der den Affen in der gerichtlichen Auktion
gekauft, lieferte ihn aus, zahlte seine eige
nen und die Hälfte der Gerichtskosten, der
Kläger zahlte die andere Hälfte der Kosten
und seine Anwaltsgebühren. Der Vergleich
ist sowohl von dem Richter als auch von
den Rechtsanwälten eifrig befürworlet.
worden. Es ist daraus ersichtlich, daß
man durch Sen Kauf von Gegenständen
in gerichtlicher Auktion durchaus nicht
icher ist, Eigenthümer des gekauften Ge
genstandes geworden zu sein.
— Kappeln, 5. Okt. Am gestrigen
'Abend hielt die Heilsarmee im Lokale des
Herrn Schart unter Leitung des Herrn
Kapitäns Timmermann eine von 70—80
Zuhörern besuchte Versammlung ab. Herr
Timmermann referirte über Entstehung und
Wesen der Heilsarmee. Die Heilsarmee
lei von England bezw. von London aus
gegangen. Grund ihrer Entstehung sei die
Nothwendigkeit der Rettung der im Laster
und in der Verkommenheit dahinlebenden
unglücklichen Menschen der Großstadt ge
wesen. Die Heilsarmee verfolge keine
Nebenabsichten, ihr alleiniges Ziel sei die
Einführung aller Verlornen zum Heil, das
durch die Erlösung gebracht worden ist.
Die Bestrebungen der Heilsarmee feien in
England in besonders wirksamer Weise
di.rch die Erbauung von Rettungshäusern
gefördert worden; in solchen 2lnstalten
änden die Verlornen 2lufnahme, Arbeit
und Hülfe in leiblicher und in Seelenarl.
— Herr Timmermann sprach mit großer
Wärme und, wie wir annehmen dürfen,
aus ehrlicher, aufrichtiger Ueberzeugung;
leine Ausführungen, in welchem er besonders
den Gehorsam gegen die Gesetze des Landes
betonte, deckten sich vollständig mit den
Lehren der Bibel. — Darauf sprach ein
„Bekehrter" ans Ostpreußen über seine
Rettung durch die Heilsarmee. Zum
Schluß sprach Herr Timmermann über das
Gleichniß von dein thörichten Reichen und
über einen Spruch aus der Offenbarung,
besonders hinweisend darauf, daß so viele
Menschen durch die Lust der Welt dem
Heil verloren gehen. Die Reden wech
selten durch Gesänge ab. Letztere machten
mit Rücksicht auf die eintönige Melodie und
den so häufig wiederkehrenden Text keinen
schönen Eindruck. à
Gestern gegen Mittag wurde ein Dienst
mädchen, das sich bei Bramdrup auf dem
Felde befand und mit dem Melken der
Kühe beschäftigt war, von einem V a g a -
bunden überfallen. Als das
Mädchen nach Hülfe rief, wurde ihm von
dem Strolch ein Taschentuch in den Mund
gesteckt und als die 2lermste ^wieder zur
Besinnung kanl, war der Strolch ver
schwunden. Später wurden zwei Personen,
die der That verdächtig sind, dingfest gemacht
und von dem Gendarmen »ach dem Amts-
gesängniß in Hadersleben geführt.
Kreis Rendsburg, 8. Oct. Mit dem
1. Oct. d. I. trat >u Nortorf eine sehr
gehoben und der Lehrpian der Volksschule
durch Einfügung des fremdsprachlichen
Unterrichts erweitert loorden. Gestern
ivurven die beiden neugewählten Lehrer
Rektor Weh? und Lehrer Doo>e in ihr
Amt eingeführt.
n. Jevenftedt 9. Oktbr. Schon feit
einiger Zeit hört man nichts mehr darüber,
daß weitere Fälle der Maul- nnd Klauen-
seuchc in unserem Orte vorgekommen sind.
Eine amtliche Erklärung ln dieser Be
ziehung steht indessen noch aus — Die
hiesige Genosienschaftsmeierel bezahlte die
letzten Male 7,3 und 7,2 Pfg. pro Liter.
— Ein Individuum, welcher aus der
Irrenanstalt in Kropp vor einigen Tagen
entwichen war, wurde hier ergriffen und
dann von Kropp aus per Fuhrwerk ivieder
abgeholt. Der Ertrag »ec Co:lecte, die
am letzten Erntedankfest in unserer Kirche
abzuhalten nmrde, soll wie alljährlich p«
Besten
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