Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

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89ster Jahrgang. 
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Morgen-Depeschen. 
Erde, 8. Juli. Gestern früh gegen 8 
Ahr unternahm der Kaiser in Odde einen 
Spaziergang und nahm dann Vortrage 
entgegn behufs Erledigung der mit dem 
Courier angekommenen Sachen. Nach- 
Mittags fuhr die „Hohenzollen" von Odde 
nach Eide, wo die Ankunft gegen 4>/„ Uhr 
erfolgte. Heute früh beabsichtigte" der 
Kaiser, sich von Eide über Vossewangen 
nach^ L-tahlheim zu begeben, während die 
„Hohenzollern" über Bergen nach Gud- 
vongen fährt, um denMonarch zu empfangen 
Bcrkin, 8 Juli. Aus Kreuznach wird 
gemeldet, daß die Kaiserin noch in dieser 
Woche zum Besuche der Prinzen daselbst 
erwartet wird. 
Bcrün, 8. Juli. Der Bundesrath wird 
voraussichtlich noch zwei Sitzungen abhalten 
und dann in die Somwerferien gehen. 
Berlin, 8. Juli. In einer Unterredung 
welche der bisherige Handels minister Frhr. 
^ Berlepsch mit einem Mitarbeiter des 
..Bert. Lok.-Anz." halte, erklärte Ersterer, 
vaß seiner Ueberzeugung nach mit seinem 
Rücktritt ein fundamentaler Shstemwechsel 
nicht beabsichtigt sei. Im Uebrigen müsse 
er mit Bezug auf diese Angelegenheit anst 
die Erklärungen des Reichskanzlers per- 
weisen. Nähere Angaben über die un 
Mittelbaren Ursachen seines Rücktritts ja 
wachen, lehnte Herr v. Berlepsch ob es 
widerspräche dies den Traditionen und 
Gepflogenheiten der preußischen Beamten 
-Welt. 
.. ķerļin, 8. Juli. Seit längerer Zeit hat 
ņ die Verminderung des Beamtcnper- 
jonals, die am 1. April 0. Js. in der 
-Preußischen Bahnverwaltung eingeführt 
wurde, als wenig befriedigend herausgestellt. 
'Erne hiesige Korrespondenz will nun mit 
Bestimmtheit erfahren haben, daß j,i meh. 
reren Direktionsbezirken eine Vermehrung 
'der Stellen in Aussicht genommen ist, und 
Zwar nennt man die Bezirke Breslau, 
Frankfurt a. M., Köln und Berlin. Diese 
Vermehrung der Stellen, für die bisher 
-allerdings eine Zustimmung des Finanz 
Ministeriums noch nicht gegeben sein dürste, 
sş wenn möglich, schon im Etatsjahr 
l«97,:Sg vorgenommen werden. 
Mainz, 9. Juli. Die 41. Infanterie- 
şşlgade, bestehend aus dem 87. und 88. 
Regiment, führte, wie das „Mainzer 
'wurnal" meldet, zusammen mit dem 
j;- Feldartilleric-Regiment und den beiden 
Escadrons des 13. Husaren-Regiments 
^ste,ŗ".„à^ Gefechtsübung aus. Der Ab 
marsch erfolgte Morgens 5 Uhr. Mittags 
1 Uhr rückten die Truppen wieder ein. 
Auf dem Rückmarsch fiel eine große An- 
zahlşş der Mannschaft der beiden Infanterie- 
Regimenter — man spricht von 150 — 
infolge Anstrengung und Hitze nieder. 
Dieselben mußten mittels Wagens in das 
Militärlazareth gebracht worden. Noch 
während des Einmarsches in die Stadt 
brachen mehrere zusammen. 
Hildcsheim, 8. Juli. Auf der Domäne 
Bilderlahe sind durch die in hiesiger Gegend 
bislang unbekannte Tritfliege 100 Morgen 
Hafer total abgefressen. 
Stuttgart, 9. Juli. Eine Benzinexplosion 
im Keller des Hauses Ealwer Prater Nr. 20 
demolirte einen Korbwaarenladen, zer 
trümmerte alle Fensterscheiben desselben und 
warf die Hausthür auf das Geleise der 
Straßenbahn. Ein Dienstmädchen und ein 
Knabe -erlitten tödliche Verletzungen. Der 
Besitzer und seine Frau, sowie ein Knabe 
erhielten gleichfalls bedeutendeBrandwunden. 
Ein eben vorübergehender Herr wurde zu 
Boden geschleudert, blieb aber unverletzt. 
Die Feuerwehr beseitigte die Hauptgefahr 
nach einstündiger Arbeit. 
_ ... '8. Juli. Kaiser Franz Joseph 
wird., wie die „Epoka" versichert, nach der 
Einweihung des Eisernen Thores, an der 
die Könige von Serbien und Rumänien, 
«wie Fürst Ferdinand ven Bulgarien theil- 
nehmen werden, dem Könige -von Zàimänieli 
in Sinaja -einen Besuch ab-statten. 
Budapest, 8. Juli. In der Gemeinde 
Groß - Pullendorf bei Oedenburg wurden 
gestern durch eine Feuersbrunst 15 
Wohnhäuser und eben soviel Nebengebäude 
eingeäschert. Drei Menschen -kamen in den 
Flamen umzwei Frauen, die aus den 
Flammen gerettet wurden, starben infolge 
der erlittenen Brandwunden. 
Rom, 8. Juli. In Pistoja wurde heute 
Morgen 3 Uhr 5 Minuten Än Erdbeben 
verspürt. Weitere weniger heftige Erdstöße 
mrden gegen -6 Uhr -früh auch in Piteccio, 
Piastre, Prucchia, Montani und Prato 
bemerkt. 
Athen, S. Juki. Um den friedlichen 
Absichten der- Pforte einen deutlichen Aus 
druck zu geben, wurden sämmtliche Truppen 
- n die Städte zurückgezogen. Gestern legten 
die Vertreter Englands, Oesterreichs, Ruß 
lands und Italiens Delyannis nochmals 
dringend an's Herz, auf die Aufständischen 
nach Kräften beruhigend einzutvirken. 
Parma, 8. Juli. Die Ruhestörungen 
wiederholten sich gestern Abend. Die Menge 
ging von Neuem gegen die Polizei-Kaserne 
mit Steinwürfen vor. Als der Angriff 
einen drohenden Charakter annahm, gaben 
die Wachleute einige Schüsse ab und ver 
mundeten 3 Personen. Eine Kavallerie 
truppe, die zur Unterstützung heranrückte, 
wurde mit den Rufen „Es lebe die Armee", 
aber auch mit Steinwürfen empfangen. 
Der Bürgermeister kam ebenfalls hinzu 
und ermahnte zur Ruhe, die denn auch 
allmählich wieder hergestellt wurde. 
Brüssel, 8. Juli. Gestern Nachmittag 
traf Li-Hung-Tschang von Rotterdam kom 
mend, Hierselbst ein. Im Aufträge des 
Königs wurde er von dem General, Baron 
Wykersloth, am Bahnhöfe begrüßt. Mehrere 
Bataillone Grenadiere erwiesen dem Vize- 
könig militärische Ehren und begleiteten ihn 
in das chinesische Gesandschaftshotcl. Das 
zahlreich auf den Straßen angesammelte 
Publikum bereitete dem ftemdeu Gaste einen 
sympathischen Empfang. 
Kairo, 8. Juli. Insgesammt sind bis 
jetzt 377 weitere Erkrankungen und 278 
Todesfälle an Cholera gemeldet worden 
Davon entfallen 7 bezw. 3 Fälle auf Alexan 
drien, 8 bezw. 5 auf Kairo, 32 bezw. 17 
auf die ägyptische Armee in Wadi Halfa. 
In der britischen Armee in Wadi Halfa 
sind bisher 5 Todesfälle an Cholera vor 
gekommen. 
Madrid, 8. Juli. Ter Senat hat den 
Handelsvertrag mit Deutschland 
angenommen. 
^ Joļohama, 8. Juli. In den Prafecturen 
Toyama und Shiga an der Westküste von 
Japan find verheerende Ueberschwemmungen 
eingetreten. In Toyama allein find an 
3000 Häuser zerstört worden. Der Verlust 
an Menschenleben ist noch nicht festgestellt. 
Italien. 
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Ius den Manden erlöst. 
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„ņ^Ļ^aşt erinnerte er sich jetzt auch wieder der Droh- 
il»?»"- Walraf ausgestoßen hatte, es unterlag für 
yn keinem Zweifel, daß der glühende Haß dieses Man- 
sich nicht mit leeren Worten begnügen würde. Und 
Uuhr der Stadtrath die volle Wahrheit, dann besaß 
. emx Waffe, mit der er den Monn, der ihn so gering- 
ätzend behandelt hatte, auf s Tiefste demüthigen konnte. 
Mn er seinen Kopf beugen, dem Stadtrath seine Ge- 
şi'niiisse anvertrauen mid auf die Wüu'che desselben 
fliehen wollte, so ließ sich vielleicht ein Bünduiß mit 
zjv anbahnen und an diesen! Bündniß mußten alle 
/Machinationen Walrass scheitern. Aber das duldete 
'ņ Stolz nicht, er fand auch darin eine Demüthigung 
vsv überdies konnte er nicht mit Sicherheit voraussehen, 
>k der Stadtrath seine Mittheilungen aufnahm, 
s. I»s äußersten Falle stand es' ihm ja noch immer 
,3 seine Villa zu verkaufen und nach Amerika zurück- 
k 'ehren. Dort war er ein hochangcsehener Bèann und 
' ">e Verwandten folgten ihm nicht dahin; mochten sie 
K leiner Heimath über ihn denken, wie sie wollten, was 
, «'Merle es ihn, wenn sie nur nicht seine Wege krcuz- 
ky 5 Und wollte der Bankier Bollheim in Folge dieses 
, mschlusfes die Verlobung mit Ludmilla wieder lösen, 
. war das auch kein großes Unglück, sie fand drüben 
vier noch einen Gatten, wenn sie überhaupt ihr Gluck 
flK Ehe suchen wollte. Ludinilla >var ein ver- 
Mädchen, Liebe fesselte sie nicht an den Ber- 
mcn und überdies hegte Hartmann jetzt ein Miß- 
ģ^en den Bankier, das sich inehr und mehr 
^itend ächte Der Stadtrath hatte einige Aeußcrmi- 
tJ vļ'er ^oUhelm fallen lassen, die wohl geeignet Ma 
li!!»'. k'euunchigendr Bernuithuiigeil zu wecken, Aenßer- 
i Mißtraue» Hartiiiailn's bestätigten. 
^„Şeşb drängte Bollheim ihn so sehr,'ihm die 
r Nya,tmig seines Vermögens zu übertragen? Wes- 
ļdi/ttŞ er immer wieder darauf zurück, 'trotzdem er 
herholt ei lie ablehnende Antwort erhalten hatte? 
j 'ludere Ursachen mußten diesem Drängen zugrunde 
Parma, 7. Juli. Eine PolizeipatrvniAe 
tsetze in letzter Nacht auf einen gewissen^ 
Cassinelli, der dem Ueberwachungsģesetz 
unterstellt ist, und wollte ihn wegen Ueber- 
tretung dieses Gesetzes verhaften. Zahl 
reiche ^ Personen ergriffen für Cassinelli 
Partei und wandten sich gegen die Schutz- 
leute. In dem -hierauf entstehenden Hand- 
gemenge wurde Cassinelli durch einen 
Rcvolverschuß gelobtet. Die Menge ver 
folgte die Wachtleuļe und machte einen 
Angriff auf die Polizeikaserne, deren 
Thore eingeschlagen wurden. Als die 
Polizisten sich der Uebermacht gegenüber 
liegen und der Amerikaner glaubte nicht irre zu gehen, 
wenn er diese Ursachen in verfehlten Börsenspckiilatio- 
iien und dadurch hervorgerufenen großen Verlusten 
suchte. Sollten seine Capitalien dazu dienen, Bollheim 
vor dem Bankerotte zu bewahren? Dann mußte der 
Schiffbruch schon nahe sein und was man von dem 
Reichthum und der Solidität dieses Bankhauses fabelte 
war eitel Lüge. 
Rastlos wanderte Hartmann in seinem Cabinet auf 
und nieder, nachdem die Seinigen schon zu Bett gegan 
gen waren, es stürmte in dieser Stunde so Vieles auf 
ihn ein, daß er keine Ruhe finden ko-rnte. Er ivvllte am 
nächsten Tage sich Gewißheit verschaffen unb er war 
jetzt sogar uiientschlosseii, ober demFremide Bollheiins 
das Jawort geben solle. Der Bankier hatte sich für 
diesen Freund in etwas auffallender Weise verwendet 
und Ivar er selbst dem Ruin so nahe, dann hatte seine 
Bürgschaft keinen Werth, man durfte sie nur mit Miß 
trauen aufiiehmen. 
Robert Hartmann hatte über das Alles so lange 
nachgedacht, daß Mitternacht bereits nahe war, als er 
sich in sein Schlafzimmer begab, uni hier die Ruhe zu 
suchen, die ihm nach denvielen Aufregungen dieses Ta 
ges dringendes Bedürfniß sein nmßte. Lauge konnte er 
den Schlaf nicht finden, wogte doch in seinem Hirn 
noch immer ein Chaos von Gedanken, in das er ver 
geblich Ordnung und Klarheit zu bringen suchte, end 
lich aber schlossen sich die müden Augen und die Ge 
danken, die ihn bisher gefoltert hatten, nahmen nun 
greifbare Gestalt an und marterten als tückische Dä 
monen seine Seele im Tramue. 
, Plötzlich fuhr er jäh aus dem Schlafe empor, irgend 
Geräusch niußte ihn geweckt haben und er glaubte 
klnngen^^ ® U Zinnern, daß es wie ein Hulferuf ge- 
Horchend fa§ er im Bett, er vernahm nichts mehr, 
es mußte wohl ein Traum gewesen sein. Schon wollte 
er sich wieder niederlegen, als plötzlich ein schriller Ton 
sein Ohr berührte; rasch entschlossen erhob er sich, um- 
Nachforschungen anzustellen. 
Sich des ersten Einbruchs erinnernd, bei dem er 
sahen, gaben sie Feuer und verwundeten 
vier Personen. Nach Ankunft der Polizei 
beamten und des Militärs wurde die 
Ordnung ivieder hergestellt. Der Leichnam 
Cassinelli's wurde von der Menge in 
langem Zuge durch die Stadt und darauf 
nach dem Friedhof gebracht. (S. M. - D.) 
Oesterreich-Ungar«. 
Graz, 8. Juli. Der heute früh von 
hier nach Wien abgegangene Schnellzug 
hat auf dem Bahnübergänge in Gösting 
einen Fiaker mit 5 Personen überfahren. 
4 derselben blieben todt. Der Kutscher 
wurde schwer verwundet. Die Barrieren 
waren nicht geschlossen. 
England. 
London, 8. Juli. Ueber die Ehren 
da men der Königin von England wird 
der „Fk. Z." folgender interessante Bericht 
geliefert: Tie Königin wählt ihre 
Ehrenfräuleins unter den Töchtern 
der Pairs, welche gewöhnlich mit der 
Monarchin befreundet sind. Gewöhnlich 
werden die Eltern der jungen Damen, auf 
welche die Wahl der Königin fällt, brieflich 
von dem Wunsche der Fürstin als beson 
derer Gunstbezeugung- verständigt. Es ist 
kaum jemals vorgekommen, daß diese Gunst 
abgelehnt worden. Ein Ehrenfräulein der 
Königin bezieht ein Gehalt von Lstr. 300. 
Jede hat ihr eigenes Schlafzimnier, muß 
-aber ihr Wohnzimmer mit einer Kollegin 
theilen. Jedes Fräulein trägt ihr Ab 
zeichen: ein in Brillanten gefaßtes Miniatur- 
bildniß der Königin. Das Fräulein, 
welches am Dienst ist, hat vor den Privat 
gemächern der Königin zu weilen, während 
diese sich zum Mahle vorbereitet. Das 
Fräulein trägt einen Blumen strauch in der 
Hand, welchen sie zur Rechten des Couverts 
niederliegt, sobald die Königin den Speise 
aal betritt. Wenn keine Gäste da sind, 
nimmt das Ehrenfräulein zur Rechten der 
Königin neben dem Lord - Kammerherrn 
Platz. ^ Sobald das Mahl vorüber ist, 
darf Kch das Ehrenfräulein in ihre Ge 
mächer zurückziehen, wenn die Königin sie 
nicht.auffordert, zu singen, Klavier oder 
Karten zu spielen. Da die Königin niemals 
Geld .annimmt, welches im Umlauf gewesen 
ist, so haben die Ehrenfräuleins stets eine 
hübsche Summe frisch von der Münze 
gekommenes Geld. Ein Ehrenfräulein muß 
hochgebildet sein und Deutsch und Fran 
zösisch fließend sprechen. Ebenso nothwendig 
ist es, daß sie vom Blatte ab singen und 
spielen kann. Auch muß sie eine gute 
Vorleserin sein. Das ist eine ihrer Pflichten. 
Die Königin ist ganz eigen bezüglich der 
Kleidung ihrer Ehrenfräulein. Sie liebt 
das Einfache und würde eine aufgethürmte 
Frisur nicht dulden. Die Königin redet 
die jungen Damen mit ihrem Vornamen 
an, während die Anrede der Ehrenfräulein 
„Madame" ist. Gespräche über die persön 
lichen Angelegenheiten der Königin sind 
streng verboten. Während der langen 
Regierungszeit der Königin Viktoria ist 
nur e i n Ehrensräulein entlassen worden. 
Das rief zu seiner Zeit mit Recht viel 
Gerede hervor. Ehrenfräulein haben in 
der Regel dreimal im Jahre einen Monat 
Dienst. Und auch dann werden sie nur 
jeden zweiten Tag zum Dienst besohlen. 
Sind sie frei, so schreibt ihnen Niemand 
vor, was sie thun sollen. 
JnLmrd. 
Berlin, 7. Juli. Vertreter von Leinen- 
wäsche-Fabrikeu und Weinhändlerfirmeu 
haben au alle Handelskammern 
einen Aufruf gerichtet, worin gesagt wird,,' 
es sei nothwendig, alle am Detailreiseu 
iutecessirten Industrie- und Handelszweige 
in einen sich über das ganze Reich er 
streckenden Central verein zusammen 
zufassen, der das eine Ziel verfolgen solle, 
die Bestrebungen der Gegner des Detail- 
reisens zu bekämpfen. 
— Die einstweilige Uebernahme noth 
wendiger baarer Auslagen des einer armen 
Partei beigeordneten Rechtsanwalts gehört, 
nach einem Beschluß des Reichsgerichts, 
zu den Pstichreu des Rechtsanwalts, und 
er hat nur das Recht, diese Auslagen wie 
seine Gebühren von dem in die Prozeß- 
kosten verurtheilten Gegner beizutreiben. 
Berlin, 8. Juli. Der Bildhauer Erdmann 
Encke, der Schöpfer des allen Berlinern 
theuren Denkmals der Königin Luise im 
Thiergarten und des Jahn-Dcnkmals in 
der Hasenhaide, ist in der heutigen Nacht 
auf seiner Villa in Neu-Babelsberg einem 
langjährigen Lungenleiden erlegen. In 
Rom, wo der Verewigte zuletzt weilte, 
nahm die Krankheit einen so acuten 
Charakter an, daß der Patient auf der 
schleunigen Reise nach der Heimath bestand. 
Er wollte seiner Familie und vor allem 
seiner Tochter, die sich demnächst ver- 
mähten lvird, nochmals die Hand drücken. 
Am Tage nach der Rückkehr in die Heimath 
entriß ihn der Tod allzu früh den Seinen 
und der Kunst. Der geniale Künstler hat 
ein Alter von nur 53 Jahren erreicht. 
aus dem Hintergründe überfallen und niedergeschlagen 
worden tvar, wollte er diesmal sich besser vorsehen, er 
nahm den Revolver, der scharfgeladen über dem Bette 
hing, in die rechte und eine brennende Kerze in die linke 
Hand und verließ geräuschlos das Schlafzimmer. 
Draußen im Corridor horchte er wieder, ringsum 
war es still »nd kein Geräusch unterbrach die Stille. 
Umkehren wollte der unruhige Mann nicht, wenigstens 
nicht eher , bis er die volle Ueberzeugung gewonnen 
hatte, daß sein Verdacht unbegründet war. Damals 
hatte er die Eiiibrecher in seinem Cabinet gefunden, sie 
konnten auch jetzt nur dort gesucht werden, denn im 
Cabmet stand der Geldschrank. Auf den Fußspitzen 
flhlich Hartmann weiter, bis er vor der Thür des 
bsnets stand. Hier blieb er stehen und das seltsame Ge- 
rausch, welches er jetzt vernahm, konnte nur dazu die 
nen, seinen Verdacht zu bestätigen. 
Im nächsten Augenblick hatte er die Thür geöffnet, 
Ş Ļlcht in seiner Hand erlosch, er sah zwei dunkle 
Gestalten, von denen eine auf ihn eintrat, während die 
andere rasch zu dein offenen Fenster eilte. 
Neben dein Geldschrank stand eine kleine Blendla 
terne , die ihr intensives Licht nur auf den Schrank 
während der ganze übrige Theil des Zinnners im 
Halbdunkel blieb und in diesem Dämnierlicht war es 
dem Amerikaner unmöglich, die Verbrecher so scharf zu 
betrachten, daß er sie später ivieder erkennen konnte. 
Zudem blieb ihm auch keine Zeit zu solchen Betracht- 
uilgeii oder langem Besinnen, die dünkte Gestalt kam 
in drohender Haltung ihn, mit jeder Secunde näher, 
er feuerte den Schuß ab — mit einem lauten Schrei 
brach sie zusaiumeu. 
Hartmann sah noch, daß der andere sich durch das 
- Fenster schwang, doch wagte er nicht, ihm zu folgen, 
weil er fürchtete, daß draußen noch weitere Genossen 
des Entflohenen stehen könnten. 
Der Schuß hatte inzwischen das Haus alarmirt, 
Hartmann sandte den ersten Dienstboten zu den Da 
men, um sie zu beriihigeii, er ließ sic bitten, in ihrem 
Zimmer zu bleiben, einen zweiten Dienstboten beauf 
tragte er, die Polizei und einen Arzt zu holen. 
Die Gaslanipcn wurden angezündet, der schwerver- 
wundete und gänzlich bewußtlose Verbrecher blieb bis 
Ankunft des Arztes auf dem Teppich liegen, die 
Polizeibeamten sollten sich aus der Lage des Verwun 
deten überzeugen, daß die Nothivehr den Amerikaner 
gezwungen hatte, den Schuß abzufeuern. 
Der Polizeikommissär sand sich mit einigen Beam 
ten vor dem Arzte ein und ordnete sofort eine genaue 
Untersuchung an. Die Diebe waren durch deii Garten 
eingedrungen, die beiden treuen, wachsameuHunde lagen 
oerenbet vor dem Hause. Das Fenster war erbrochen, 
nachdem die Diebe vorher eine Scheibe eingedrückt und 
die Jalousien, die im Innern das Fenster schützten, ge 
sprengt hatten. Dieser dumpfe Knall mußte den Ameri 
kaner geweckt haben,! von dem gesammten Dienstpersonoļ 
hatte Niemand ein Geräusch vernommen. 
In eine Seiteiiwand des eisernen Schrankes war 
bereits ein ziemlich breites Loch gebohrt, die Werkzeuge 
lagen neben der Laterne auf dem Boden, der Commissar 
machte Hartmann auf die Vorzüglichkeit aufmerksam. 
„Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß hier die 
selben Burschen gewesen sind, die den Bankier beraubt 
haben," sagte er: „diesinal aber hoffe ich mit Zuver 
sicht, der ganzen Bande habhaft zu werden." 
„Kennen Sie den Verwundeten?" ftagte Hart 
mann. 
„Er heißt Breuer," erwiderte der Commissar achsel 
zuckend; „ein heruntergekommenes Subject, das ich sel 
ten oder nie nüchtern gesehcil habe." 
„Vielleicht läßt er sich bewegen, seine Mitschuldigen 
namhaft zu inachen." 
» Von dieser Hoffnung erwarte ich nicht viel. Erstens 
ist der Mann so schwer verwundet, daß er nach meiner 
Ueberzeugung nicht mit dem Leben davonkommen wird 
und zweitens dürfen mir nicht warten, bis er sich so 
roeit erholt hat, daß er ein Geständnis; ablegen könnte, 
mir müssen unverzüglich handeln. Können Sie mir den 
Entflohenen, wenn auch nur annähernd beschreiben?" 
»Nein, es Ivar dunkel und er entfernte sich zu rasch, 
zudem war auch meine ganze Aufmerksamkeit von der 
mir drohenden Gefahr in Anspruch gciwmincu." 25,16*
	        
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