Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

mit nach dem Autor zu forschen, gedrängt, 
und vielleicht vermochte sie schon von 
dieser Stelle aus indirect den Verdacht in 
verderblicher Weise auf unschuldige Per> 
sonen zu lenken." — Vermuthlich wird 
der erneute Hinweis auf diese Persönlich 
keit genügen, um die ganze Frage nach 
dem Verfasser der anonymen Schmähbriefe 
wieder aufzurollen. Wir können uns zur 
Zeit nur mit kurzen Skizzirungen in 
dieser Angelegenheit befassen. 
Ausland. 
Außereuropäische Gebiete. 
Newyork, 6. Juli. Während der Feier 
der Unabhängigkeits-Erklärung in 
„Tammany Hall" wurde ein Brief des 
Präsidenten Cleveland verlesen, in dem 
dieser erklärt, die freie Silberausprägung 
dürfe nicht in das demokratische Programm 
aufgenommen werden. 
Frankreich. 
Paris, 6. Juli. Der „Figaro" ver 
öffentlicht einen Leitartikel aus der Feder 
von Armand Dayot, in welchem es heißt : 
„Man kann die schrecklichen Fort 
schritte des Alkoholismus von 
Tag zu Tag verfolgen. Vor zwanzig 
Jahren wies man in der Bretagne mit 
den Fingern auf einen Betrunkenen. Heute 
ist das Uebel allgemein. Reiche, Arme, 
Junge, Alte, alle Welt „säuft", selbst die 
Hüter der öffentlichen Ordnung. Das 
Schlimmste aber ist, daß auch die Frauen 
trinken — und wie! Mehr als die Män 
ner! Ja, das Uebel geht tief, und die 
ganze Existenz der bretonischen Rasse, die 
heute noch 80 pCt. sämmtlicher französischen 
Seeleute liefert, ist ernstlich bedroht. Die 
Trunksucht ruinirt unsere Leute zuerst 
körperlich, dann moralisch; unsere früher 
so sanften Sitten sind jetzt rauh und ge 
waltthätig ... die Verbrechen mehren sich 
in schrecklicher Proportion . . . von allen 
Seiten fließt das Blut unter dem Messer 
der Säufer. Der Minister Poincarä hat 
seinerzeit einen „Praktischen Führer gegen 
die Trunksucht" hier vertheilen lassen, aber 
was nützen schöne Worte in einem Canton, 
wie dem unserigen, wo es 600 Wirth 
schaften giebt, deren Zahl, Dank den 
Segnungen der Gewerbefreiheit, sich noch 
täglich vermehrt." — Wenn das ein nicht- 
französischer Schriftsteller geschrieben hätte, 
so würde man es für übertrieben halten. 
Die Thatsache aber, daß der Bericht von 
einem Bretagner herrührt und als Leit 
artikel im „Figaro" abgedruckt ist. ohne 
eine Widerlegung erfahren zu haben, 
spricht dafür, daß die Schilderung auf 
Wahrheit beruhen muß. 
Paris, 6. Juli. In Neuilly bei Paris 
giebt gegenwärtig die Menagerie Pezon 
Vorstellungen. Gestern war der Löwen 
bändiger Pezon junior besonders kühn. 
Er steckte seinen Kopf in den Rachen 
jenes Löwen „Brutus", welcher vor 
Jahresfrist Herrn Pezon senior sehr 
schlimm zugerichtet hatte. Der junge 
Mann erhielt zuerst nur eine leichte Biß 
wunde an der Wange, aber der Anblick 
des Blutes reizte das Thier. Angesichts 
des furchtbar erregten Publikums entspann 
sich nun ein Kampf mit der Bestie, welcher 
ohne das Eingreifen des alten Herrn 
Pezon einen verhängnißvollen Ausgang 
genommen hätte. Der Angegriffene ver 
lor zwei Finger, auch wurde er am Bein 
stark verletzt. 
Brest, 6. Juli. Der Streik der 
Sardinen-Conservenbüchsen-Arbeiter an der 
bretonischen Küste ist beendet. 
Schweiz. 
Ueber die Rettung des Berliner Schrift 
stellers Treptow, der mit einem Führer 
eine Tour ins Kasergebirge unternommen 
hatte, wird der „N. Fr. Pr." aus Ki 
stein berichtet. Treptow und sein tüchtiger 
Führer Stabler aus dem Pusterthale 
wollten vom Todtenkirchl auf die Karrer 
spitze. Da kam ein Schneesturm und sie 
konnten weder vor-, noch rückwärts. Da 
sie nach 2 Tagen nicht nach Hinterbären 
bad zurückkamen, telegraphirte man nach 
St. Johann, weil man glaubte, sie seien 
dort hinuntergestiegen. Aber nirgends 
war eine Spur von ihnen zu finden. Jetzt 
brachen die Gäste von Hinterbärenbad und 
die bekannten tüchtigen Führer Straßer, 
Tavernari, Schweighofer und Müller auf, 
um die beiden Vermißten zu suchen. Nach 
2 Stunden langem Suchen auf dem 
Todtenkirchl hörten sie die beiden um Hülfe 
rufen und fanden sie ganz durchnäßt und 
vor Frost, Kälte, Hunger und Durst zum 
Tode erschöpft. Das war dann ein Wieder 
sehen! Herr Treptow war beinahe ohn 
mächtig vor Freude, gerettet zu sein. 
Großer Jubel herrschte in Hinterbärenbad, 
als die Vermißten endlich kamen. Beide 
sind heimgereist, nachdem Herr Treptow 
seine Retter reichlich beschenkt hatte. 
Ruft! and 
Petersburg, 6. Juli. Die deutschen 
Schulschiffe „Stein" und„Stosch" werden 
im Laufe dieser Woche hier eintreffen. Die 
Mitglieder der hiesigen deutschen Colonie 
werden ihren Landsleuten am 10. d. M. 
ein Fest im deutschen Club geben. 
Reval, 6. Juli. Gestern fand zu 
Ehren der deutschen Seeleute ein 
Ball statt, dem auch der Gouverneur bei 
wohnte. Der Kapitän z. S. Thiele, 
Commandant des Schulschiffes „Stosch", 
brachte einen Toast auf Kaiser Nikolaus II. 
aus. Der Hafenkonimandant von Reval, Ad- 
miral Wilke, toastete auf Kaiser Wilhelm II. 
Hierauf fand Tanz statt, an dem die 
deutschen und russischen Seeleute theil- 
nahmen. Heute giebt der deutsche Vice- 
Consul Koch ein Festessen zu Ehren der 
deutschen Seeleute. 
Inland. 
Berlin, 4. Juli. Der Kaiser hat be 
kanntlich durch ein Telegramm an den 
Norddeutschen Lloyd und die Hamburg- 
Amerikanische Packetfahrt-Aktien-Gesellschaft 
den Führern deutscher Seehandelsschiffe, 
so lange sie Offiziere des Beurlaubten 
standes sind, die Berechtigung verliehen, 
das eiserne Kreuz in der deutschen Handels 
flagge zu führen. Diese Kundgebung wird 
im Hamburger „Generalanz." einer Kritik 
unterzogen, die darin eine Zurücksetzung 
der großen Mehrzahl der Handelskapitäne 
sieht, welche nicht zur Kriegsmarine ge 
hören. Gerade die alten, tüchtigen Seebären, 
unsere erfahrensten Kapitäne, so wird aus 
geführt, sind nur sehr selten Offiziere des 
Beurlaubtenstandes. Dadurch, daß einer 
kleinen Minderheit von Kapitänen die Be 
rechtigung verliehen worden ist, das eiserne 
Kreuz in der Handelsflagge zu führen, 
wird der Ton des Reserveoffizierthums, 
— der aus der Handelsflotte bisher fern 
gehalten worden war, — nunmehr auch 
dort seinen Einzug halten mit allen den 
Unzuträglichkeiten, die man sonst an ihm 
kennt. 
Berlin, 6. Juli. Zu der Frage, was 
der Rücktritt des Freiherrn von 
Berlepsch bedeute, nimmt nun auch die 
„Nordd. Allgem. Ztg." das Wort und 
kommt dabei zu dem Schluß, daß weder 
ein Stillstand noch ein Rückschritt 
in Sachen der Sozialreform beabsichtigt 
sei. Sie unterscheidet zwischen zwei Klaffen 
sozialreformatorischer Maßnahmen und er 
klärt, daß im Ernste nicht davon die Rede 
sein könne, bezüglich der in den Arbeiter 
versicherungsgesetzen reichsges etzlich festge 
legten Rechtsansprüche einen Stillstand 
oder Rückschritt herbeiführen zu wollen. 
Bezüglich der Arbeiterversicherung ist das 
im Grunde selbstverständlich. Falls die 
Gründe für die Entlassung des Herrn von 
Berlepsch auf diesem Gebiete liegen sollten, 
so könnte man nur an das Scheitern des 
Gesetzentwurfs wegen Ausdehnung der Un 
fallversicherung auf das Handwerk, Gesinde 
u. s. w. denken, die bekanntlich über das 
Bundesrathsstadium nicht hinausgekommen 
sind. Näher liegt die Annahme, daß 
Differenzen über die Regelung der 
Arbeitszeit auf Grund des § 120 
der Gewerbeordnung entstanden sein könnten. 
In der That bemerkt die „N. A. Z." in 
dieser Richtung, soziolreformatorische Maß 
nahmen gewerbepolizeilicher Natur mußten 
nicht nur einseitig nach der Seite der 
Arbeiter hin getroffen werden; man 
dürfe über ver den Arbeitern gewidmeten 
Fürsorge die Arbeit s e l b st nicht ver 
gessen, d. h. man müsse bedenken, daß die 
Gesammtheit der Interessen des Erwerbs 
lebens Anspruch auf Berücksichtigung habe. 
Der Hintergedanke kann dabei nur sein, 
daß Herr v. Berlepsch es in dieser Hinsicht 
an der erforderlichen Rücksicht auf die 
Arbeit", d. h. die Arbeitgeber habe 
fehlen lassen. Wenn das Blatt betont, 
daß der Arbeiterschutz nicht zu entbehren 
sei und hierauf bezügliche Vorschriften sich 
in unserer Gesetzgebung befanden, lange 
bevor noch die staatliche Pflicht sozial 
reformatorischer Fürsorge und Vorbeugung 
zur allgemeinen Anerkennung gelangt war, 
so ist dies thatsächlich richtig, und wir 
wollen nur wünschen, daß aus diesen That 
sachen auch jederzeit die praktischen Schluß 
folgerungen gezogen werden. Die Zukunft 
wird lehren, ob dies geschieht. 
Berlin, 6. Juli. Dem Reichstage werden 
im Herbste Eis en bahn vorla g en, eine 
für Ostafrika und zwei für Südwestafrika 
zugehen, an denen das Reich sich durch 
Zinsgarantien betheiligen soll. 
— Bei den Kaisermanövern in 
diesem Jahre sollen, wie verlautet, Ver 
suche mit Schnellfeuer k an on en ge 
macht werden. Es wird sich dabei um 
die Frage handeln, ob Schnellfeuerkanonen 
im Feldkriege neben oder an Stelle der 
Geschütze von dem jetzt gebräuchlichen 
Kaliber Verwendung finden können. Diese 
neuen Schnellfeuerkanonen sollen in ihrer 
Art das Vollkommenste sein, was überhaupt 
erdacht werden kann. Man glaubt, daß 
diese Geschütze mit Vortheil gegebenenfalls 
an die Stelle von Feldgeschützen treten 
können, vor allem da, wo die räumlichen 
Verhältnisse die Aufstellung einer größeren 
Zahl von Geschützen verbieten 
Berlin, 6. Juli. Nach Meldungen aus 
Petersburg hat die dort tagende Tarif- 
ko in mission den Exporttarif für 
Vieh und Fleisch um 50 Prozent 
ermäßigt. 
Berlin, 4. Juli. Der russische Bot 
schaftssekretär Knorring. wurde bei 
einer gestern unternommenen Spazierfahrt 
in Folge des Scheuwerdens des Pferdes 
gegen 'eine vorüberfahrende Droschke ge 
schleudert und erlitt dabei bedeutende 
Verletzungen an der linken Kopfseite 
und mehrere linksseitige Rippenbrüche, 
sowie eine Verletzung des Brustfelles. Der 
Verunglückte wurde unter starkem Blut 
verlust nach der königlichen Klinik überge 
führt; sein Zustand ist nicht ungefährlich, 
jedoch ist Aussicht auf völlige Wiederher 
stellung ohne bleibende Nachtheile vor- 
Handen. 
Berlin, 6. Juli. Da die Pforte den 
Vorschlägen der Mächte bezüglich der 
Wiederherstellung der Ruhe auf Kreta 
in ihrem ganzen Umfange Folge zu geben 
entschlossen ist, werden die Großmächte 
nunmehr diplomatische Vorstellungen in 
Athen machen, um die griechische Re 
gierung zu veranlassen, jede directe oder 
indirecte Unterstützung der Aufständischen 
zu verhinden. 
Berlin, 6. Juli. Laut Verfügung des 
Staatssekretärs des Reichsmarineamts dürfen 
Einjährig-Freiwillige während der 
Ableistung ihres Dienstjahres nur als 
überzählig zu einer höheren Charge 
ernannt oder befördert werden. Mann 
schaften dieser Kategorie, die mit Ver 
pflegung eingestellt sind, erhalten demnach 
während dieserZeit keine höherenCompetenzen 
als die eines Matrosen. 
Berlin, 6. Juli. Freiherr von 
Hammerstein wird, wie die „Post" 
mittheilt, die gegen ihn erkannte Strafe 
in der Strafanstalt Moabit verbüßen. 
Seine Angehörigen sollen sich mit einer 
diesbezüglichen Bitte an den Minister des 
Innern gewandt und dieser seine Zustimmung 
dazu ertheilt haben. 
Berlin, 4. Juli. Das Recht der 
verheirathete n Frau ist in den letzten 
Wochen, insonderheit aus Anlaß der Be 
rathung des Bürgerlichen Gesetzbuches, 
vielfach in der Oeffentlichkeit erörtert 
worden, zumeist in dem Sinne, daß es 
mit diesem Recht schlecht bestellt sei. Zur 
Illustration dieser Erörterungen wird der 
D. T." von hochgeschätzter Seite ein 
Beitrag geliefert, der in der That be 
zeichnend ist. Eine Frau v. T. war um 
gezogen. Behufs Anbringung einer Gasuhr 
in ihrer neuen Wohnung ging sie zur 
Anmeldung nach dem zuständigen Bureau 
der Gasanstalt in Alt-Moabit. Ihre Be 
stellung wurde in ein Formular einge 
tragen, das ihr zur Unterschrift vorgelegt 
wurde. Der Beamte fügte freundlich hinzu: 
„Wenn Sie Fräulein sind, schreiben Sie 
das, bitte, dazu " Auf die Entgegnung 
der Dame, aus ihrem Doppelnamen gehe 
doch hervor, daß sie kein Fräulein mehr 
sei, erwiderte der Beamte lakonisch: 
„Dann dürfen Sie überhaupt nicht 
unterschreiben!" Und dabei blieb es. 
Frau v. T. hat ihre Gasuhr um drei 
Wochen später erhalten, als sie angebracht 
worden wäre, wenn ein Fräulein die Be 
stellung gleich unterschrieben hätte. 
Berlin, 6 Juli. Sensationelle Ent 
Hüllungen aus dem Sitten leben der 
R e s i d e n z hat ein Strasverfahren gebracht, 
welches jetzt beim Landgericht I schwebt. 
Die Gesellschaft Schulz und Genossen ist 
Untersuchungshaft genommen, und es 
in 
wird demnächst eine Anklage wegen schwerer 
Kuppelei gegen sie erhoben werden. Die 
Verhafteten hatten in der Marien- und 
Loisenstraße Logis inne, in denen ein 
wüstes Treiben herrschte. Die Kundschaft 
der Kupplerbande bestand aus Herren der 
besseren Gesellschaft. Es spricht am 
meisten dafür, welchen geradezu unglaub 
lichen Zumuthungen die Mädchen ausge 
setzt wurden, daß die eigene Tochter 
des Angeklagten Schulz die Anzeige er 
stattet hat, weil sie schließlich die Scham 
losigkeiten nicht mehr zu ertragen vermochte. 
Berlin, 4. Juni. Der Ueb»Ņatent- u 
gegen den Geldbriesträger in der Pķichard Li 
straße hat jetzt nach eingehender awşşile dee 
Untersuchung seine Aufklärung gepWirkung d 
Die beiden Burschen, welche des oerl ! sämn 
Raubes bezichtet waren, wollten leswlbe so ka 
ihr Müthchen an dem Beamten l^er Hand, 
weil er einem von ihnen eine Dilute no- 
wegen Anrempelung verabreicht hatt>°b das Ha 
den beiden nicht nachgewiesen n^ahlheit ei 
konnte, daß sie dem Briefträger die'.. Aus Li 
wirklich entreißen wollten, wurden finch der 21 
der Haft entlassen. Ļa nge io 
In Berlin sind bekanntlich die Arsche wu 
Verhältnisse sehr schlechte, und so Brief 
denn die Besitzer der Neubauten , ec That 
die Verwalter auf alle möglichen nick 
ein „volles Haus" zu erzielen. Sonnig in 
man in den Straßen vor jedem ganjwcht erhö 
halbfertigen Hause einen Mann an'^r Gelte! 
abgehen, meist recht verwitterte Gest ^r Vorn, 
in der Brusttasche den Zollstock, i«bche hat 
Hosentaschen die Hände und im Eigenartige 
Winkel die Cigarre. Jede vorüberg/br stellte 
Person, ganz gleich, ob sie a»s Gewitter 
Wohnungssuche ist oder nicht, wird gesprochen! 
rissen. „Na, Frauchen, wat suche«todten z 
denn; 'ne scheene Wohnung, Stilt Breslai 
Kiche, an der Kiche 'n Balkong?" Gen.-Anz. 
artige Wohnungen kommen thatst*- Strafst 
vor, da die Symmetrie der Fassad wn sensa 
mit der größtmöglichsten Ausnutzu« ' r %te R 
Jnnenraume s eines Hauses nicht > ^ zehn 
in Einklang bringen läßt. — So ? re jfung, 
jeder die Vorzüge der Wohnungen wşicher ' 
Hauses mit hervorragender Zunge« weiften A 
keit ins hellste Licht zu setzen. Waì nnd sind 
da alles lobend erwähnt: daß der Geladen 
selbst ins Haus ziehe und die A chnen vor 
sich daher nicht mit den so gesill tn ^ er p 1 
Vizewirthen herumzuärgern brauche» klagte He 
das Haus die Morgen-, Mittags- Erdman 
Abendsonne habe, und hä ufig hört 
sogar die tröstlichen Worte: „Hier 
Se so ville Kinder haben, wie Se » 
det scheniert hier nich." Der Mas 
nicht locker, besichtigt müssen die Ws 
gen werden, wenn er auch ganz 
weiß, daß er dem Verlangen naö , 
Wohnung von 4 Zimmern nicht entsş ~ er Pro; 
kann, da er nur solche von 2 StP ,n der P 
Hause hat. Findet sich dann nichts > wäß Ger 
des, so bedenkt der stellvertretend» 
Miether aber auch seine Nachbarn, 
die Straße hinweg ruft er einem! 
zu: „Du, haste noch 4 Zimmer?" j 
tönt es zurück, „aber drei große. M 
sie man rieber, Madameken, die ' 
ooch." Madameken läßt sich thau 
zu einer Besichtigung verleiten und 
die Entdeckung, daß die „großen" A 
ihren Proportionen verzweifelte 
şie iutin 
ä^usende 
Tatsache 
'châdigt, Ì 
e ’ 1! e wisse 
gereicht : 
Urkunden! 
tn 
E» 
als 
lichkeit mit einer tapezierten 
haben, und der Balkon sich 
Müllschippe mit Gelü.wcr hc„ui» 
Vermiethet wird aber schließlich doch 
denn die Preise sind niedrig und i« 
zieht ein Stück „weiter raus", » 
eine billigere Miethe wohnen zu lö« 
— Von den Röntgen-Str» 
kannte man bisher nur gute Wirb 
deren diese epochemachende Erfindui» 
ganze Anzahl zur Folge hat. N»> 
ist auch eine schlechte Wirkung de> 
bekannt geworden, wie man sie kaü 
muthet hätte. Der Assistent eines a» 
nischen Forschers, welcher sich bemüh! 
Innere seines Kopfes mittelst der M 
Strahlen zu photographieren, erzielt! 
lich ein Resutat, welches ihn selbst >' 
überraschte. Nach erfolgter Ausnah« 
Gehirns durch die Röntgenschen S<! 
zeigte es sich nach einer Mittheiln! 
Während 
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der Stre 
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Haltung 
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Hose, wo 
1870 rll 
Männer-- 
Der Bankier war von dem Besuch bei seinem 
Schwiegervater kaum zurückgekehrt, als Kardorf sich 
einfand, um das Ergebuiß dieses Besuches zu erfahren. 
Die Mittheilungen, die Bollheim ihm machte, konnten 
ihn nur befriedigen, er durfte aus ihnen die Ueberzeu 
gung schöpfen, daß die Erfüllung seines Wunsches ge 
sichert war und mit dieser Ueberzeugung wollte er gern 
sich bis zum nächsten Morgen gedulden. Bollheim 
machte ihn noch auf einige Bedingungen aufmerksam, 
die er in seinem eigenen Interesse in den Ehevertrag 
aufnehmen lassen sollte, dann empfahl Kardorf sich, um 
den vielbeschäftigten Bankier nicht länger zu stören. 26 
Er wanderte langsam durch die Straßen, von Zeit 
zu Zeit an einem Schaufenster stehen bleibend, durch 
das ein Heller Lichtstrom voll aus sein Antlitz fiel. Er 
bemerkte nicht, daß in geringer Entfernung ein Mann 
ihm folgte, der ihn scharf zu beobachten schien, er war 
zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, als daß 
er auf seine Untgebung hätte achten können. Da hörte 
er, als er wieder vor einem Schaufenster stand, plötz 
lich seinen Namen nennen, im ersten Augenblick fuhr 
er erschreckt zusanunen, aber als nun sein Blick ans das 
Antlitz des Kindes fiel, das bittend zu ihm aufschaute, 
beruhigte er sich wieder. 
Bon der Magd des Stadtraths begleitet, stand 
Anna vor ihm; die Magd war ausgeschickt worden, um 
Einkäufe 51t machen, sie hatte das Kind mitgenonimen, 
damit es frische Luft schöpfte. 
„Ich habe damals den Brief nicht abgeben können," 
sagte Anna schüchtern; „meine Mutter begegnete mir 
und nahin mir den Brief ab, den dann mein Stiefvater 
zu besorgen versprach. Nehmen Sie mir das nicht übel, 
Herr Kardorf, ich habe Ihren Namen nicht genannt, 
wie ich es Ihnen auch versprochen hatte." 
„Und weshalb bist Du nicht zu mir gekommen, um 
mir das zu sagen ?" fragte Kardorf mit einem forschen 
den Blick auf das Dienstmädchen, das die im Schau 
fenster liegenden Gegenstände betrachtete. 
„Es ivar mir nicht möglich, so gern ich es auch ge 
wollt hätte." 
„Dil bist noch bei Deiner Mutter? a 
„Nein, bei dem Herrn Stadtrath Goldberg," beant 
wortete die Magd diese Frage. 
„So, so, dann wirst Du auch keine Blumen mehr 
verkaufen?" 
„Ich hab's nun nicht mehr nöthig," sagte Anna; 
„und der Herr Stadtrath würde es mir auch nicht er 
lauben. Er ist ein sehr guter Herr und ich lebe wie im 
Paradiese. Sie sind mir also nicht böse? Ich habe oft 
an Sie gedacht, aber ich konnte nicht zu Ihnen gehen, 
um Ihnen zu sagen, wie es sich mit dem Briefe ver 
hielt ; ich hoffe, mein Stiefvater hat ihn abgegeben." 
„Mache Dir darum keine Sorge weiter,"erwiderte 
Kardorf, der das Gespräch zu beenden wünschte, „ich 
sagte Dir ja, daß ich selbst nicht wisse, was der Brief 
enthalte und im Grunde genommen kann es mir gleich 
gültig sein, ob er verloren gegangen oder an die richtige 
Adresse gelangt ist. Sei nur hübsch folgsam und artig, 
damit der Stadtrath nicht bereut, Dich aufgenommen 
zu haben." Er nickte dem Kinde zu und schritt weiter, 
aber er hatte erst eine kurze Strecke zurückgelegt, als er 
eine Hand auf seiner Schulter fühlte. 
„Wessel!" sagte eine heisere Stimme. 
Kardorf wandte sich um, starr ruhte sein Blick alls 
dem Sperber, der höhnisch grinsend vor ihm stand. 
„Was soll das?" fuhr er aus. „Wer sind Sie und wie 
können Sie es wagen —" 
„Nur keine Ausflüchte!" unterbrach Pfeifer ihn 
spöttisch. „Ich habe ein scharfes Auge und ein gutes 
Gehör; macht kein dummes Zeug, Wessel, die Leute 
könnten aufmerksam aus uns werden und die Polizei 
hat ihre Nase überall." 
Kardorf setzte seinen Weg fort, der Sperber blieb 
ihm zur Seite. „Wenn hier Jemand eine Dummheit 
begeht, so seid Ihr es, nahm der Erstere nach langem 
Schweigen das Wort. „Man muß ja aufmerksam auf 
uns werden, wenn man Euch an meiner Seite sieht." 
„Hm, ich habe lange genug ans das Zeichen gewar 
tet, das Ihr uns geben wolltet; verleugnet Ihr die 
alten Freunde, so dürft Ihr Euch nicht beklagen, wenn 
sie unangenehm werden. Tragt Ihr auch einen feineren 
Rock und tretet Ihr auch aus als wie ein Baron, Ihr 
seid darum doch nicht mehr als wir." 
„Schweigt jetzt," sagte Kardorf ärgerlich; „oder 
liegt es wirklich in Eurer Absicht, die Leute ans uns 
aufnierksam zu machen?" 
„Nein, wahrhaftig nicht! Ich werde schweigen, bis 
wir an einem Orte sind, an dem ich reden darf. Wollt 
Ihr mich ins „Wallroß" begleiten?" 
„In diesem Anzug? ich denke nicht daran; eher 
könnt Ihr mit in meine Wohnung gehen." 
„Auch gut!" nickte der Sperber. „Mir gegenüber 
könnt Ihr Euer Geheimniß doch nicht mehr bewahren, 
also gehen wir in Eure Wohnung." 
Bon diesem Augenblick an wurde kein Wort mehr 
zwischen den Beiden gewechselt, bis Kardorf in seinem 
Wohnzimmer die Lampe angezündet hatte. 
Der Sperber ließ sich in einem Sessel nieder und 
sah sich in dem eleganten Raume mit forschenden Blicken 
um. „Jetzt wird mir Manches ktar," sagte er; „Ihr 
spielt den vornehmen Herrn, da werdet Ihr öfter als 
unsereins Gelegenheit finden, ein gutes Geschäft zu 
machen, aber es ist doch eine gefährliche Rolle." 
„Wie man's nitnmt," antwortete Kardorf achsel 
zuckend, der aus einem Buffetschrank eine volle Flasche 
und ein Glas geholt hatte; „es kommt eben darauf an, 
ob man's versteht, den Leuten Sand in die Augen zu 
streuen." 
„Na. daß Ihr es nicht versteht, glaube ich gern, Ihr 
wäret sogar in der Pension ein großartiger Windbeu 
tel, aber der Krug zerbricht doch einmal, wenn er auch 
lauge zu Wasser geht." 
„Und ivenn es geschieht, so ist das meine eigene 
Sache, Ihr habt keinen Grund, Euch über mich zu be 
klagen. Mir habt Ihr das gute Geschäft bei dem Ban 
kier Bollheim zu verdanken —" 
„Dagegen läßt sich ja nichts sagen," unterbrach 
Pfeifer ihn, der das erste Glas auf einen Zug ausge 
trunken hatte; „ich mache Euch nur in Eurem eigenen 
Jitteresse auf die Gefahren dieser Rolle aufnierksatn. 
Mir kamt's ja auch gleichgültig sein, wenn ich nur die 
Sicherheit habe, daß Ihr uns nicht verrathen werdet 
und thätet Ihr das. so wäret Ihr selbst verlor» 
sieht's mit dem Amerikaner aus?" 
Kardorf legte die Hände auf den Rücken un! 
maß mit großen Schritten das Zimmer. „Atsi 
Geschäft wird wohlnichts werden," sagteer; „I! 
darauf verzichten?" 
„Weshalb?" fragte der Sperber. 
„Weshalb? Weil —aber was kümmert W 
Wenn ich sage: es kann nicht sein, dann muß ® 
genügen." 
„Und wenn ich darauf erwidere: es kann W 1 
dann wird die Sache auch durchgeführt," erwide» 
fer aufwallend. „Ich sehe hier keine großen Sch 
ketten, die kleinen Hindernisse, auf die wir » 
stoßen, können leicht überwunden werden." 
„Aber ich will es nicht?" rief Kardorf zorisi 
«Oho! Was gilt uns Euer Wille! Ihr de» 
das Geschäft allein zu machen?" 
„Nein, nein, es soll überhaupt nicht genm 
den. Ihr habt mir die Freundschaft gelobt, ich ' 
von Euch einen Beweis dieser Freundschaft." 
„Welchen?" 
„Den, daß Ihr fortan mich nicht mehr ke» 
können Verhältnisse eintreten, in denen man gej 
wird, mit der Vergangenheit für immer zu breche« 
denke, Ihr werdet mir nicht mehr im Wege sie? 
len, wenn ich mein Glück machen kann." 
Der Sperber füllte sein Glas wieder und st 
bedenklich das struppige Haupt. „Erklärt Eiiö 
cher," sagte er; „ich werde bis jetzt aus Euren 
noch nicht klug." 
„Ich.will heirathen!" 
„Unsinn! Was soll die Frau anfangen, 
wieder einmal erwischt iverdct?" 
„Aber hört Ihr denn nicht, daß ich mit de»' 
genheit brechen und ein Anderer werden will?"! 
„Borhltben mögt Ihr das, aber ich glahs 
daran, und Ihr iverdct's auch nicht ausführen 
„Doch, ich kamt's, wenn ich die Dame hell» 
der ich morgen mich verloben werde." 
(Fortsetzung folgt.) 
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wacht, 
beendet s 
stunde 
wollte, 
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hatte, > 
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Peilung 
wurde 
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welcher 
der Art 
dalag.
	        
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