sie ein vom Staat besoldetes Bureau neben
übereinander
dung wurde trotzdem beendet. Am
Hebungsarbeiten
Seltenes, und des
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hätten, obwohl sie als Entgelt für ihre
Mühewaltung kaum so viel erhalten, wie
die verbrauchten Stiefelsohlen, Tinte, Papier
und Porto ausmachen. Nun wird aber
von einem Stücklein berichtet, das denn
doch alle Erwartungen übersteigt
Bekanntlich giebt es zu Lustbarkeits
genehmigungen zwei Stempeldruckbogen,
den einen zum Satze von 1,50 Mk., den
andern zum ermäßigten Satze von 50 Pf.
Dieser letztere soll nur ausnahmsweise,
und zwar bei Gelegenheiten benutzt werden,
wo von vornherein feststeht, daß nur eine
beschränkte Zahl von Personen der ärmeren
Volksklassen an der Lustbarkeit theilnehmen
wird. Jetzt werden nun die Amtsvorsteher
vom Kgl. Stempelsteueramt, Abtheilung 5,
aufgefordert, ein Verzeichniß der seit
1. April d. I. ertheilten Lustbarkeitsge-
nehmigungen einzureichen und darin an
zugeben: die Namen der die Genehmigung
nachsuchenden, das Datum der Genehmigung,
die Art der Lustbarkeit und die Umstände,
die zur Anwendung des ermäßigten Satzes
geführt haben. Das ist denn doch eine
starke Zumuthung, ganz besonders, wenn
sie, wie der D. T. mitgetheilt wird, auch
an einen Amtsvorsteher gestellt wird, der
im Kreisausschusse seiner Zeit sehr energisch
dafür eingetreten ist, daß der höhere
Stempelsatz stets bei öffentlichenTanz-
gelegenheiten, der niedere aber nur
bei Harmonikaspielen, Leierkastenmännern
und dergleichen angewendet werde. Wir
sind überzeugt, daß die vorgesetzte Behörde
des Königlichen Stempelsteueramts mit
dieser Zumuthung an die vielgeplagten
Amtsvorsteher nicht einverstanden sein wird.
Nur dann würde die Zumuthung eine
scheinbare Berechtigung haben, wenn
die Befürchtung nahe läge, daß die Amts
vorsteher von dem niedrigeren Satze auch
in dem Falle Gebrauch machen, wenn
eine besondere Veranlassung nicht vorliegt.
Wenn aber, wie in dem einen uns mitge
theilten Falle, eher das Gegentheil anzu
nehmen ist, so scheint eine solche Be
lästigung durchaus ungerechtfertigt. Da
die Ausfertigung der Liste von einem
Amtsvorsteher abgelehnt worden ist, wird
voraussichtlich die Sache weiter erörtert
werden. Wir möchten aber die Gelegen
heit benutzen, um noch einmal darauf
hinzuweisen, daß die Amtsvorsteher oft
von Behörden in einer Weise beschwert
und mit Arbeit überhäuft werden, die
ihnen die Freude an dem Amte nehmen
muß. Möchten die Behörden sich immer
vor Augen halten, daß der Amtsvorsteher
kein besoldetes Bureau hat, sondern
alles entweder selbst arbeiten oder auf
seine Kosten anfertigen lassen muß!
Berlin, 16. Sept. Ein einziges hiesiges
Localblatt enthält in seiner heutigen Aus
gabe Anzeigen von 24 Zwangsver-
st eigerungen. Auch ein Zeichen der Zeit!
Um acht Preßkohlen handelte es sich
in einer Anklage wegen schweren Dieb-
stahls, welche am Sonnabend vor der
dritten Ferienstraskammer des Landgerichts
Berlin gegen einen wohlhabenden Mann,
den Bierverleger Aug. Neumann, verhan-
delt wurde. Als die in demselben Hause
wie der Angeklagte wohnende Tochter des
Milchhändlers Lange an einem Nachmittage
im Mai d. I. ihren Kellerraum betreten
wollte, entdeckte sie, daß die Thür offen
stand. Die Krampe war gewaltsam gelöst
worden. Als die Lange in den Keller
hineintrat, erblickte sie dort den Ange-
klagten, welcher vor Schreck kein Wort zu
äußern vermochte. Seinen Händen entsank
die Schürze, die er an den Zipfeln zu
sammenhielt und acht Stück Preßkohlen
polterten aus den Fußboden. Der Schrecken
des Angeklagten war um so erklärlicher,
da er in seiner Jugend bereits zweimal
wegen Diebstahls vorbestraft ist. Wie die
Zeugen im Termine bekundeten, hat der
Angeklagte sich die größte Mühe gegeben,
die Sache durch Geldopfer aus der Welt
zu bringen. Der Angeklagte bestritt dies,
und versuchte sich durch hartnäckiges Leug
nen zu retten. Der Gerichtshof gewann
aber die Ueberzeugung von seiner Schuld
und gerade mit Rücksicht daraus, daß der
Angeklagte ein vermögender Mann sei,
wurde aus die hohe Strafe von sechs
Monaten Gefängniß erkannt.
— Wiederholt sind Versuche gemacht
worden, die unsichtbaren Röntgen
Strahlen in sichtbares Licht um
zusetzen. Die ersten Versuche rühren
von Salvioni her. Neuerdings hat, den
Wiener photographischen Blättern zufolge,
Edison einen Apparat „Fluoroskop" konstru
irt, mit dem eine okulistische Prüfung der
Röntgen-Strahlen möglich ist. Edison be
nutzt seinen pulverisirten wolframsauren
Kalk und stäubt damit den Boden eines
geschwärzten Kastens ein; durch diesen
Kasten wird der vom Röntgen-Licht be
strahlte Körper betrachlet.
Unter dem Namen „Photokollographie"
ist nach der „Frkst. 3*0-" erne neue Er
findung in den Handel gebracht, welche sich
als ein bemerkenswertster Fortschritt der
photographischen Kunst darstellt. Die
Photographien von Personen, Denkmälern,
Bauwerken u. s. w. werden mit rothen u
blauen Farben auf dem Wege des Licht
drucks kolorirt, so daß alle Figuren doppelt
wie in roth und blauer Farbe schattirt,
man diese Photokollographie mit einer
Brille betrachtet, welche ein blaues und
ein rothes Glas hat, erscheinen die Figuren
auf dem Bilde einheitlich und vollständig
Plastisch, luftig, sich von dem Hintergründe
abhebend Der Erfinder heißt L. Ducus
du Haurion.
Brandstifter scheinen in Französisch
Buchholz ihr Wesen zu treiben. Dort
brannte die Scheune des Bäckermeisters
Pomaska vollständig nieder. Ein in der
Nähe der Scheune gefundener Zettel lautete:
„Das ist das Erste, das Andere kommt auch
noch nach!"
In Slesin bei Rakel erkrankten in einer
Arbeiterfamilie nach dem Genuß von
Pilzen unter Vergiftungssymptomen acht
Personen. Trotz ärztlicher Hilfe sind
bereits drei Erwachsene gestorben, darunter
die Pilzsammlerin, die 60jährige Groß
mutter der Familie, welche als gute
Pilzkennerin galt. Welcher Art die
Pilze gewesen, konnte nicht mehr festgestellt
werden.
Ein Schüler der Knabenschule zu
RoSdziu (Oberschlesien) stellte sich, als er
bestraft werden sollte, mit einem ge
öffneten Messer dem Lehrer
gegenüber. Nachdem ihm das Messer
gewaltsam abgenommen war, vertheidigte
sich der Knabe mit den Pantoffeln weiter.
Das Messer wurde kowfiszirt und der
Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet.
Breslau, 16. Sept. Während der
Arbeitszeit in Pjossek nahe Myslowitz
brach das Gerüst, sowie die Wand eines
Neubaues zusammen. Unter sehr großen
Schwierigkeiten wurden neun Arbeiter aus
dem Schutt hervorgezogen, einer war
getödtet, drei schwer und die übrigen fünf
leicht verletzt worden.
Ein böser Rein fall ist dem „Kotzenauer
Stadtblatt" passirt, welches stn seinem
Bericht über den Verlauf der Breslauer
Kaisertage eine ausführliche Schil
derung von dem nicht abgehaltenen
Feld-Gottesdienste giebt. Es heißt
dort: „Sonntag, Vormittags 10 Uhr,
fand auf dem Palaisplatze ein Feldgottes
dienst statt, der durch Chorgesang und
Gesang der Gemeinde eingeleitet wurde.,
Der Liturgie, welche der evangelische
Seltenheit. Dieser Weinstock, der erst vor
20 Jahren eingepflanzt swurde, steht nach
der „Köln. Ztg." in dem Garten des
Herrn Eduard v. Lade in Geisenheim und
nimmt jetzt längs einer Mauer eine Fläche
von 60 Quadratmetern ein.
10 000 J( hat auf Grund gefälschter
Quittungen ein in einem Handlungs-
hause in Frankfurt a. M. angestellter
Lehrling dortselbst erhoben, worauf er
flüchtig wurde. In Köln ist der Flüchtige
gestern Vormittag im Domhotel durch die
Polizei verhaftet. In seinem Besitze fanden
sich 9000 Mark vor.
Auf dem Neubau des Dresdener
Polizeigebäudes in der Landhausstraße
stürzte am Mittwoch Vormittag ein Gerüst
ein. Ein Arbeiter wurde getödtet, einer
sehr schwer, einer leicht verletzt, der
Materialschaden ist bedeutend. Die Straße
wurde gesperrt.
Waren, 15. Septbr. Am 26. v. M.
erschoß sich hier der Kaufmann W. Tobias
und heute Morgen fand man den Bruder
desselben, den Kaufmann Karl Tobias, in
seiner Wohnung erhängt vor. Wie sich
herausgestellt hat, haben die beiden Selbst
morde in zerrütteten Vermögensverhält
nissen ihren Beweggrund. Die beiden
Brüder, die sich als reiche Leute gaben
und als solche angesehen wurden, haben
eine große Zahl meist kleinere Bürger mit
Bürgschaftswechseln hineingelegt. Der
ganze Umfang des angerichteten Schadens
läßt sich noch gar nicht übersehen.
In der Terrasse am Röhrendamm ver
suchte in der vorletzten Nacht eine Anzahl
Leute, das Vergnügen des Haberfeld
treib ens nach Hamburg zu verpflanzen.
Wenn nun auch nicht gerade geschossen
wurde, so verübten die Leute doch mittels
Badewannen, Töpfen rc. rc., die sie als
Trommeln benutzten, einen so ohrenbetäu
benden Lärm an der Wohnung des ihnen
unliebsamen Nachbarn, daß einige Schutz
leute herbeieilten, um die Ruhestörer an
zuhalten. Aber gleich wie ihre Originale
in Bayern waren auch die Hamburger
„Haberer" verschwunden, als die Wächter
der öffentlichen Sicherheit heraneilten.
BrovinzieULS.
Altona, 17. Sept. Ein Unfall, der
dem Grafen Waldersee im Kaiser
Divisionspfarrer der 11. Division, Schmidt, Manöver zugestoßen ist, der aber er
hielt, folgten abermaliger Gemeindegesa.ig
und die Predigt des Militär-Oberpfarrers
Kramm. Mit Gemeindegesang, Kirchens
gebet, Vaterunser und Segen schloß der
Gottesdienst. Die Majestäten wohntest
demselben in einem baldachinartigen Zeltä
bei, das mit der Rückseite nach dem Stad1>
graben, dicht vor dem zwischen den beideü
eisernen Flaggenstangen errichteten Feld
altar stand; dieser wurde von zwei Ge
schützen flankirt. Der ganze Palaisplatz
und seine näheren Umgebungen einschließ
lich des angrenzenden Theiles der Promenade
wurden gänzlich gesperrt. Die Generalität
nahm zu beiden Seiten des Kaiserzeltes,
das Gefolge der Majestäten hinter dem
Zelte Aufstellung. Die an dem Gottes-
dienst theilnehmenden, nach Tausenden
zählenden Truppen machten in ihren Parade
Uniformen einen ebenso glänzenden wie
imposanten Eindruck." Das „Kotzenauep
Stadtblatt" kann sich damit trösten, daß
seinem Kollegen, dem Pariser „Figaro"r
das gleiche Malheur passirt ist.
Sfh Verlust von 123 000 Mk. ist, wie
ein Berliner Blatt meldet, der Hainer-
Hütte in Siegen entstanden und durch
Bilanzfälschung verdeckt worden.Unter
schlagungen sind nicht nachgewiesen. Ein
Vorstandsmitglied, Namens Schneider, ist
entlassen worden. Der Betrieb wird fort
gesetzt. Es ist eine Untersuchungscommission
eingesetzt worden.
Ein P i st o l e n d u e l l fand, wie dem
„Gnes. Gen." aus Wreschen geschrieben
wird, letzten Sonnabend daselbst im Walde
von Choleczno zwischen dem Gerichtsassessor
Hartmann und dem Privatier von Rut-
kowski statt. Es verlief unblutig. Streit
beim Spiel soll die Veranlassung gewesen
sein.
Aus Essen wird der „Rheinisch-Westf.
Zeitung" geschrieben: An einem neuen
Hause auf dem Gänsemarkt hat der Besitzer
folgende vielsagende Inschrift anbringen
lassen: „Erb a ut im Jahre 1894, gestützt
im Jahre 1896."
Mülhausen i. E., 15. Sept. Eine Ver
sammlung oberrheinischer Mühlen
desitzer beschloß, eine Eingabe an die
hiesige Handelskammer zu richten, worin
diese ersucht wird, bei der Regierung
Schritte einzuleiten zum Schutze der Land
wirthschaft und der Müller. Letztere
würden empfindlich geschädigt durch das
neuerliche französische Zolldekret, das hohe
Ausfuhrvergütungen für exportirtes
Mehl gewährt und es den französischen
Müllern ermöglicht, hierher Mehl etwa
1 Mark billiger zu liefern, als es die
einheimischen Müller vermögen.
Regensburg, 11. Sept. Im Walde bei
Prusening wurde gestern zwischen einem
Officier und einem Apotheker ei:-:
Duell ausgefochten, zu dem das „ewig
Weibliche" Veranlassung gegeben hatte.
Dem Apotheker wurde ein Ohr wegge
schossen.
Zweitausend Trauben an einem
sreulicher Weise einen durchaus glücklichen
Verlauf genommen hat, wird hier jetzt
erst bekannt. Graj. Waldersee war auf
einem Ritt ins Manöverfeld begriffen, als
plötzlich das Pferd scheute, hoch aufbäumte
und sich überschlug. General-Oberst Graf
Waldersee ist ein außerordentlich gewandter
Reiter, es glückte ihm, die Steigbügel ab
zustreifen und so geschickt die Erde zu
erreichen, daß er davor bewahrt blieb,
unter das Pferd zu gerathen. Außer einer
leichten Verstauchung der Hand hat der
-Unfall glücklicherweise keine weiteren Folgen
tzehabt. Der Graf stieg sofort wieder aus
und setzte seinen Ritt fort. — Der Vorfall
war durch Schlachtenbummler beobachtet
und durch diese, allerdings nur in engerem
Kreisen, bekannt geworden. Kurze Zeit
hieß es, Graf Waldersee habe erhebliche
Verletzungen erlitten und „liege in Altona
in Gips", die Führung der Ost-Armee
habe der Kaiser übernommen. Es währttz-
allerdings nicht lange, bis man den wahrest
Verlauf des Unfalles erfuhr, denn der
General wurde während des Manövers
mittag begaben sich sowohl die Ehefrau
wie auch der Ehemann nach Lehrmann's
Paffage vor die Wohnung des Schloffers,
dem die Oeffnung der Etagenthür aufge
tragen worden war; dort zerschlug das
wüthende Paar eine Anzahl Fensterscheiben.
Nach Eintritt der Dunkelheit kehrten die
Beiden nochmals wieder, um auch die noch
übrigen Scheiben zu zertrümmern. Gegen
die Wütheriche ist von den Betheiligten
Strafantrag gestellt worden; auch die Be
hörde leitete gegen sie das Strafverfahren
ein.
Für die Abhaltung des nächsten schleswig
holsteinischen Städtetages ist Altona in
Aussicht genommen, ein Termin jedoch
noch nicht festgesetzt.
Ein großer Stör soll nach Berichten
einiger größeren Zeitungen in Kellinghusen
gefangen worden sein. Derselbe soll 230
Pfd. wiegen, seine Schaustellung soll 70 Jt
eingebracht haben und er selbst nach Altona
verkauft worden sein. Eingezogene Er
kundigungen über diesen seltenen Fall haben
ergeben, daß der große Stör eine —
Ente ist.
— Krempe, 15. Septbr. Vom 19.
bis 21. d. M. findet im „Kremper Hof"
Hierselbst die Gartenbau-Ausstellung des
Gartenbau-Vereins für den Kreis Steinburg
statt. Es sind sehr zahlreiche Anmeldungen
aus allen Theilen des Kreises eingelaufen,
weshalb bestimmt zu erwarten ist, daß die
Ausstellung einen recht bedeutenden Um
sang annehmen wird. — Unser neuerbauter
Bahnhof, der jetzt zu den besten der Strecke
gehört, ist mit Anfang dieses Monats dem
Betrieb übergeben worden. Der alte
Bahnhof soll zum Abbruch verkauft werden;
bisher sind für denselben 300 Mk. geboten.
— Unser bisheriger Herr Bürgermeister
Wendland siedelt zum 1. Okt. in gleicher
Eigenschaft nach Kellinghusen über. Um
den hiesigen vakanten Bürgermeisterposten
haben sich 52 Personen beworben. Am
15. d. Mts. werden sich die präsentirten
Herren der Bürgerversammlung vorstellen
und am 27. findet die Wahl statt.
Kiel, 16. Sept. Wie bereits gemeldet,
ist der Socialdemokrat Klüß aus der
socialdemokratischen Parthei ausgestoßen,
mit ihm sein Genosse Kappel. Die
Angelegenheit ist wohl geeignet, großes
.Aufsehen weit über das Weichbild der
Stadt hinaus hervorzubringen. Klüß und
Kappel gehörten zu den Stützen der Social-
demokratie in der Provinz. Klüß — seines
Zeichens Schuhmacher — war früher in
Elmshorn ein ungemein rühriger Agitator;
vor einigen Jahren, bei Begründung der
„Volkszeitung", kam er nach Kiel und
verstand es auch hier schnell eine Haupt
rolle zu spielen. Wiederholt zeichnete er
als verantwortlicher Redakteur des social-
demokratischen Parteiorgans. Allgemein
wurde angenommen, daß er bei den nächsten
Reichstagswahlen Anwartschaft auf eine
Kandidatur haben würde. Jetzt ist er
wegen Dinge, die recht bösartiger Natur
sein sollen, aus der Partei geflogen.
Ebenso war Herr Kappel bis vor kurzem
eine Säule der Partei. Einmal stand er
nahe davor, in das Kieler Stadtverordneten
kollegium gewählt zu werden. In den
„Volksversammlungen" ließ Kappel sich
gern hören; was seinen Reden an geistigem
Inhalt fehlte, ersetzte er durch Kraftausdrücke,
mit denen er nicht wählerisch war. Die
oft genug und von sehr vielen Leutetz jetzt gegen Kappel erhobenen Vorwürfe
gesehen.
Der Direktor einer Automaten-Gesell-
schaft war vom Altonaer Schöffengericht
zu 6 M Geldstrafe verurtheilt worden,
weil am Sonntag auf dem Bahnhof
Bahrenfeld aus einem daselbst aufgestellten,
der Gesellschaft gehörigen Verkaufsauto
maten während des Gottesdienstes Waaren
entnommen wurden. Gegen das Erkennt
niß hat der Direktor Berufung eingelegt,
und die Strafkammer l des Landgerichts
erkannte auf Freisprechung. Das Gericht
ging von der Ansicht aus, daß zum Be
trieb eines Gewerbes die positive Thätig
keit des Gewerbetreibenden oder seiner An
gestellten erforderlich ist; eine solche hat
aber in Beziehung auf den in Frage
kommenden Automaten nicht stattgefunven,
weder von dem Angeklagten, noch von
einem Angestellten. Gegen dieses Erkennt
niß hat die Staatsanwaltschaft Revision
eingelegt, und die Sache wird daher das
Oberlandesgericht beschäfiigen.
Altona, 15. Sept. Am Montag Bor-
mittag fand sich bei einer Frau in der
Unzerstraße der hiesige Gerichtsvollzieher
Cellarius ein, um eine Pfändung vorzu
nehmen. Er fand die Thür verschlossen
und ging deshalb zum Schlosser, uni sie
öffnen zu lassen. Der Gerichtsvollzieher
kehrte mit dem Schlosser und einigen
Polizeibcamten in die Wohnung zurück.
Als die Etagenthür geöffnet war, trat die
Ehefrau den Beamten mit erhobenem Beil
entgegen und drohte, jeden, der es wagen
sollte, die Wohnung zu betreten, nieder-
zu schlagen. Das feste Auftreten des durch
die Polizeibeamten unterstützten Gerichts
vollziehers veranlaßte die Frau, nachzu
geben, sovaß mit dem Fortbringen der ge
pfändeten Sachen begonnen werven konnte.
Kaum hatten die Arbeiter aber die
Treppe erreicht, als die Frau einen von
leinstock sind wohl eine bemerkenswertst^ ihnen die Treppe hinabstieß. Die Pfän
kennen wir im einzelnen nicht. Aus einer
von demselben veröffentlichten Erklärung
entnehmen wir aber, daß ihm zur Last
gelegt sein solle, er habe den vor längerer
Zeit stattgehabten sogen. Dietrichsdorfer
Streik zu ungünstiger Jahreszeit, bei zu
gefrorenem Hafen, provozirt und viele
Familien ins Unglück gestürzt und solle
ferner die Brauereibewegung in seinem
Interesse ausgenutzt haben. Herr Kappel
batte schon längst seinen ehemaligen Beruf
an den Nagel gehängt und den Posten eines
Mirths übernommen. Anscheinend wird
die Sache noch ein den Parteien nicht
gerade angenehmes Nachspiel finden.
Kiel, 16. Septbr. Bezüglich des im
Kaiser Wilhelm-Kanal gesunkenen dänischen
Dampfers „Johann Siem" und der zu
seiner Hebung erforderlichen Arbeiten ver
lautet, daß die Dauer der theilweisen
Sperrung des Kanals sich noch nicht
absehen lasse. Die Lage des mitten im
Kanal parallel zu den Ufern gesunkenen
Dampfers sei eine derart schwierige, daß
sich ein bestimmter Zeitraum, in welchem
sich die Beseitigung des Wracks beschaffen
lassen würde, noch gar nicht festsetzen ließe.
Der gesunkene Dampfer hat eine Länge
von etwa 247 Fuß, eine Breite von 34'/.^
und eine Tiefe von 19 y 2 Fuß englisch.
Er liegt glatt auf der Backbordseite, wäh
rend die Steuerbordseite etwa ein Meter
über dem Wasser sichtbar ist. Die Masten
hängen guer über den Kanal, sie sowohl,
als die Wanten müssen beseitigt werden,
bevor die vom „Nordischen Bergungs
Verein" dorthin beorderten Hebefahrzenge
an das Wrack herankommen und die Heve-
iaue u. Drahtseile unter den Schiffsrumps
herum gebracht werden können. — Auch
zum Einrammen der erforderlichen Stütz-
pfähle ist viel Zeit erforderlich, und Iveun
auch Tag und Nacht gearbeitet wird, so
sind doch störende Zwischenfülle bei solchen
halb ist eine Vorausbestimmung der Ar
beitsdauer kaum angängig. — Die Arbei
ten werden von den Bergungsdampfern
„Nordsee" und „Ostsee" und dem heran
gezogenen Boot „Kaltegatt" beschafft.
Haderslebeu, 16. Sept. Der Landrath
Dr. Mauve hat in heutiger Sitzung der
Eisenbahn commission sich bereit
erklärt, den Vorsitz wieder zu über
nehmen. Hoffentlich werden die Verhand
lungen mit der Stadt, welche nun wieder
aufgenommen werden sollen, zu einem all
seitig befriedigenden Ergerniß führen.
Der Kampfgenossenverein von 1870/71
in Flensburg hat beschlossen, den von dem
Streik auf der Werft in Mitleidenschaft
gezogenen Mitgliedern, nachdem die Direktion
Arbeit angeboten, keine fernere Unterstützung
zu gewähren.
Die Gardinger Privat-Spar- und Leih
kasse hat dem dortigen Kirchenvorstand das
Anerbieten gemacht, außer den 4000 Mk.,
welche sie schon im Winter zum Orgelbau
als Geschenk in Aussicht gestellt hat, die
Summe von 6000 Mk. zu 5 pCt. auf
10 Jahre zu leihen. Nach Ablauf der
10 Jahre gilt die Summe als getilgt.
< Umgegend Hohenwestedt, 16. Sept.
Heute wurde in Hohenwestedt der seit
längerer Zeit der Maul- und Klauenseuche
wegen geschlossen gewesene, wöchentliche
Ferkelmarkt abgehalten. Die Zufuhr war
infolge dessen recht stark. — In der ver
gangenen Woche kaufte der Pferdehändler
P. Rathje in Remmels in dem Dorfe
Sitzen 6 junge Pferde, die er mit je
700—1000 Mk. bezahlte. Es ist dies ein
Zeichen sehr guten Pferdematerials in
hiesiger Gegend.
In Hademarschen fand am Sonntag
Abend ein Ball statt. Dabei wurde einem
jungen Manne ein Messerstich in den
Kops bei einem Streite versetzt. Der
Thäter wurde sofort verhaftet. Bisher ist
unsere Gegend noch vom Mefferheldenthum
ziemlich frei gewesen. Sollte es darin
leider auch hier anders werden? Das wäre
sehr zu bedauern, weil es ein Zeichen zu
nehmender Verrohung und Entsittlichung ist.
/X Bargstall, 16.; September. Für die
hiesige erledigte Lehrerstelle ist der Ratze
burger Seminarist, Herr Ehlers, ernannt.
Derselbe tritt seine Stelle zum 1. Ok
tober an.
cfl Jevenstedt, 17. Septbr. Der Vieh
stand des Käthners und Bäckermeisters I.
Thode Hierselbst ist jetzt auch von der
Maul- und Klauenseuche ergriffen. Das
Vieh befindet sich auf der Weide in dem
der Gemarkungssperre unterliegenden Theile
hiesiger Feldmark, westlich von der Rends-
burg-Jtzehoer Chaussee.
Fockbek, 17. Septbr. In Folge
der letzten schwülen Tage zog vergangene
Nacht ein Gewitter herauf, daß sich aller
dings nicht in der Nähe unseres Orts
entlud. Leider scheint wieder Schaden
angerichtet zu sein, da in nordöstlicher
Richtung, wo das Gewitter allem An
scheine nach recht heftig war, Feuerschein
bemerkt wurde. — Mit dem Aufnehmen
der Kartoffeln hat man bereits begonnen.
Der Ertrag schein ein befriedigender zu
sein, obwohl man vorerst glaubte, daß in
Folge der starken Dürre eine allzu große
Ernte nicht zu erwarten sei. Es macht
sich allerdings jetzt auch an einigen Stellen
die Seuche bemerkbar.
-B. BiidelSdorf, 17. Sept. Heute reiste
Herr Reichstagsabgeordneter Lorenzen
zur Friedensconferenz in Budapest ab, um
als Mitglied derselben an den Verhand
lungen theilzunehmen.
1“ Rendsburg, 16. Sept. Der Wander-
lehrer für Obstbaukunde Lesser-Kiel be-
absichtigt vom 3. bis 9. Januar 1897 im
Kreise Rendsburg Borträge zu halten,
bezw. praktischen Unterricht in der Obst
baumpflege zu ertheilen. Etwaige Wünsche
bezüglich der Haltung von Vorträgen hat
sich Herr Lesser wenigstens 4 Wochen vor
der festgesetzten Zeit erbeten da sonst auf
Berücksichtigung nicht gerechnet werden
kann.
ff- Rendsburg, 17. Septbr. In der
4. Klaffe der Neuwerker Knabenschule fand
heute eine Lehrerwahl statt. Präsentirt
waren die Herren Thomsen-Schobüll, Bon-
dis-Süderhvlm bei Heide, Jessen-Gaarden
und Hollmer Tetenbüll. Die Herren legten
je eine Waylprobe in der Religion und
im Rechnen ab. Bei der dann vorge
nommenen Wahl wurden die Herren Jessen
und Thomsen gewählt. Für die vorm.
Dohrn'sche Schule wurde Herr Bondis als
Lehrer in Aussicht genommen.
ff- Rendsburg, 17. Septbr. Gestern
Abend und heute Morgen früh entluden
sich in der Nähe der Stadl mehrere Ge
witter mit bedeutender Heftigkeit. In
östlicher Richtung will man in der Nacht
einen hellen Feuerschein bemerkt haben, so
daß wohl leider anzunehmen ist, daß das
Gewitter wieder Schaden angerichtet hat.
* Rendsburg, 17. Sept. Noch ein
Oscar Fürst.Abend. Nachdem Herr
Oscar Fürst in verschiedenen größeren
Städten unserer Provinz mit ver Ver
anstaltung seiner Uuterhaltungsabeude durch
deren hochinteressanten Inhalt überall die
großarrtgsten Erfolge erzielt, hat derselbe
sich auf vletseitlges Verlangen entschlossen,
auch hier noch einen „Oscar Fürst-Abend"