Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

Arbeiterstatistik in Bezug auf den Acht 
uhr<Ladenschluß für offene Verkausstellen 
die Zustimmung des Bundesraths n i 
erhalten, der Bundesrath vielmehr nur für 
eine bestimmte Beschäftigungszeit, deren 
Anfang und Ende jedoch nicht vorgeschrieben 
werden soll, eintreten wird. Das würde 
ja schon auf den sozialpolitischen Rück 
marsch hindeuten. 
— In Folge der gesetzlichen Bestimmungen 
über die Beschäftigung schulpflich 
tiger Kinder zu gewerblichen Zwecken 
läßt es sich die Polizei jetzt sehr angelegen 
sein, in den Gastwirthschaften, wo Kegel 
bahnen sich befinden, streng diese Be 
stimmungen hinsichtlich der auf den Kegel 
bahnen beschäftigten „Kegeljungen" durch 
zuführen. 
Die „Herren Jungens", welche das 
34. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, 
sollen und müssen diese Beschäftigung 
spätestens Abends 10 Uhr einstellen. Mit 
Ausnahme des Sonntags und an den 
Feiertagen beginnt das Kegelspiel erst in 
den Abendstunden von 7 bis 8 Uhr und 
endigt um 11 bis 12 Uhr Nachts. Muß 
nun ein noch nicht 14jähriger Junge die 
Arbeit um 10 Uhr Abends einstellen, so 
muß der Wirth für einen Ersatzjungen 
sorgen, um seine Gesellschaft zu behalten. 
Da nun dies aber mit Schwierigkeiten 
verknüpft ist, so muß er von vornherein 
einen Kegelaufsetzer von über 14 Jahren 
einstellen. Kegelaufsetzer über 14 Jahre 
sind aber nicht so leicht zu haben, wie 
Knaben von 10 bis 14 Jahren, denn wer 
das 14. Lebensjahr zurückgelegt hat, tritt 
in die Lehre und hat dann keine Zeit mehr 
zum Kegelaufsetzen, während Knaben von 
10 bis 14 Jahren sich um eine Beschäftigung 
als Kegeljunge förmlich reißen. 
— Im Ministerium der öffentlichen 
Arbeiten sind wieder die Verhandlungen 
mit Vertretern der Hamburgischen Re 
gierung wegen Herstellung eines großen, 
den Verhältnissen auf absehbare Zeit ge 
nügenden Centralbahnhofes in Ham 
burg aufgenommen worden. Nachdem 
die seitens Preußens und Hamburgs zu 
leistenden Antheile an den Gesanlmtkosten 
dieser großartigen Anlage im Grundsatz 
vereinbart worden sind, kommt es nunmehr 
auf die endgiltige Herstellung der Bau 
pläne und des Kostenanschlages an. Seitens 
der preußischen Regierung wird noch eine 
Verminderung der bisher auf 34 Millionen 
Mark veranschlagten Kosten angestrebt. 
Berlin, 4. Juli. Im Kampfe mit einem 
Bären wurde gestern Abend im Hagen- 
beck'schen Circus in der Berliner Ge 
werbeausstellung der Dresseur Möhrmann 
schwer verletzt. 
Berlin, 3. Juli. Noch ein Attentat 
des Aufschlitzers, der nun bereits 5 
Kinder in der geschilderten Weise verletzt 
hat, wird gemeldet: Die Tochter des 
Friseurs H. in der Münzstraße 1 stand 
vor dem Schaufenster des Verkaufsver 
Mittlers Heinemann, Neue Friedrichstr. 79, 
als sich plötzlich eine starke Hand um ihre 
Taille legte, welche ihr jede Bewegung 
nach hinten unmöglich machte. Zu gleicher 
Zeit wurde ihr eine 6 cm lange Schnitt 
wunde an dem linken Gesäß beigebracht 
Ehe sich das Mädchen vom ersten Schreck 
erholen konnte, war die Person nach der 
Panoramastraße verschwunden. Alle Ver 
folgungsversuche erwiesen sich als nutzlos. 
Nach Aussage des Kindes ist der Atten 
täter ein l8—20jähriger Mensch mit 
schwarzem Kopfhaar und dunkelblauem Am 
zug. Die Schnittwunde ist allem Anschein 
nach mit einem Federmesser ausgeführt 
worden. Die Polizei ist eifrig bemüht, 
des zweifelsohne wahnsinnigen Burschen 
habhaft zu werden, bisher waren ihre 
Bemühungen von Erfolg nicht begleitet. 
Berlin, 4. Juli. Zu der jetzt erfolgten 
Verhaftung des Aufschlitzers wird ge 
meldet, daß bei der gestern stattgehabten 
Gegenüberstellung des Festgenommenen mit 
den fünf verletzten Kindern drei derselben 
erklärten, daß der Verhaftete mit dem 
Thäter identisch sei, während zwei die 
Identität bestritten. Den Beschuldigungen 
der ersteren drei Kleinen trat der Ver 
dächtigte dadurch entgegen, daß er er 
klärte, für diese Fälle sein Alibi nach 
weisen zu können, und seine Angaben sollen 
sich auch nach dem Stand der Recherchen 
bis zum gestrigen Abend vollkommen be 
stätigt haben. 
Berlin, 4. Juli. Prof. Langerhans, 
dessen Sohn seiner Zeit unmittelbar nach 
Einspritzung von Diphtherie-Heil 
serum starb, erhebt in der Berliner 
Klinischen Wochenschrift gegen das gerichts 
ärztliche Gutachten Einspruch, wonach der 
Tod seines Sohnes durch Erstickung 
infolge Eindringens des erbrochenen Magen- 
inhalts in die Luftwege erfolgt sei. Langer- 
Hans führt aus, nachdem er konstatirt hat, 
daß das angewandte Serum normal ge 
wesen sei, der Tod des Knaben sei durch 
Anwendung normalen Behring'schen Heil 
serums herbeigeführt worden. 
Berlin, 4. Juli. In der dieswöchigen 
Sitzung der Gesellschaft der Charitee-Aerzte 
berichtete Herr Löhr eingehend über die 
günstigen Ergebnisse der Jmmunisirung 
gegen Diphtherie auf der Kinderab 
theilung der Charitee und hob namentlich 
auch die diphtheritische Natur von Masern- 
croup hervor. In der Discussion trat 
Prof. Senator gegen eine allgemeine, 
Prof. Heubner für eine Familien- 
m uni strung bei einem Diphtherie- 
fall ein. 
— Die leichtere Sommerkleidung 
der Briefträ ger scheint, vorläufig wenig- 
'tens, nur frommer Wunsch zu bleiben, 
denn an maßgebenden Stellen ist hierüber 
noch nichts bekannt. Die Mittheilung ist 
wohl nur darauf zurückzuführen, daß in 
einem sächsischen Postbezirk Briefträger aus 
eigenem Antriebe blaue Blousen während 
der heißen Tage angelegt hatten, was 
ihnen jedoch fernerhin untersagt worden ist. 
önigsberg, 4. Juli. Das Vorsteher- 
amt der Kaufmannschast veröffentlicht 
soeben seinen Geschäftsbericht für das 
Jahr 1895. In eingehender Darstellung 
wird die Entwickelung und die Lage der 
einzelnen Handelszweige und zugleich eine 
Anzahl allgemeiner, für den Kaufmanns 
stand wichtiger Fragen erörtert. Mit 
kräftigen Worten wendet sich der Berich t 
gegen die zunehmenden Angriffe auf den 
Hanvelsstand. Wie die Schädigung einzel 
ner Zweige des Handels zurückwirkt auf 
den Gesammthandel und die Industrie, 
muß sie auch, so wird in diesem Bericht 
ausgeführt, zurückwirken auf alle übrigen 
Erwerbszweige, namentlich auf die Land 
wirthschaft selbst. Für die Wohlfahrt des 
Staates ist nichts gefährlicher, als das 
Bestreben, ganze Erwerbsstände in Verruf 
zu thun und diese mehr und mehr unter 
eine Ausnahmegesetzgebung im vermeint 
lichen Interesse des Landwirths zu stellen. 
Ohne einen blühenden, einen unter 
nehmungslustigen, einen geachteten und 
selbstbewußten Handelsstand kann kein 
Staat gedeihen. Hat Deutschland seit 
einem Menschenalter einen ungeahnten 
wirthschaftlichen Aufschwung genommen 
so gebührt auch dem Handel daran ein 
großer Antheil. Der Handelsstand bean 
sprucht die Anerkennung, daß auch seine 
Thätigkeit ehrliche Arbeit ist, die man 
nicht ungestraft schmähen darf. 
Gumbinnen, 4. Juli. Folgende Be 
kanntmachung mit schwarzem Trauerrand 
erlassen die hiesigen Bäckermeister: Die 
hiesige Bäckermeister-Innung macht hiermit 
bekannt, daß sie infolge der am 1. Jnli in 
Kraft getretenen Maximal-Arbeitszeit sich 
gezwungen sieht, die Mittagsbäckerei ein 
zustellen. Gleichzeitig wird ersucht, Haus- 
bäckereien spätestens bis früh 6 Uhr zum 
Abbacken einzuschicken. 
Thorn, 4. Juli. In dem Wiederauf 
nahmeverfahren gegen den Stellmacher 
Anton Kopistecki aus Zastawin vor dem 
hiesigen Schwurgericht wegen Erschießung 
des Barons Goltz sprachen die Ge 
schworenen den Angeklagten wieder wegen 
vorsätzlicher Tödiung nach § 214 des 
Strafgesetzbuches schuldig; der Staatsanwalt 
beantragte wieder lebenslängliches Zucht- 
haus. Der Gerichtshof war aber ein 
stimmig der Meinung, daß die Geschwo 
renen sich zu Ungunsten des An- 
geklagten geirrt hätten, hob den 
Geschworenenspruch auf und verwies die 
Sache nach 8 317 der Strafprozeßordnung 
vor ein neues Schwurgericht. 
Vom Hochzeitsfest in den Tod ging der 
HauptzoÜamts-Assistent Walter Wilde in 
Ratibor. Er wurde in seiner Wohnung 
von der eigenen Hand erdrosselt aufgefun 
den. In seinem Zimmer steht das Bild 
einer Siebzehnjährigen, die ihm kurz vor 
her in der evangelischen Pfarrkirche in 
Mährisch-Ostrau angetraut wurde. Zwei 
Tage nach der Hochzeit erhielt die 17jähr. 
Frau, eine Tochter des Direktors M. in 
Witkowitz, das Telegramm vom Tode 
ihres Mannes. Die Gattin hatte noch im 
Hause der Eltern in Witkowitz zurück blei 
ben müssen, da die für das junge Paar 
gemiethete Wohnung in Ratibor noch nicht 
völlig eingerichtet war. An der Thür 
seiner Gar?onwohnung wurde Wild, als 
er von der Hochzeit heimkehrte, von seiner 
Wirthin beglückwünscht. Er befand sich 
in seltsamer Erregung und begab sich bald 
in sein Zimmer. Als die Bedienungsfrau 
am nächsten Morgen das Gemach betrat, 
sah sie den jungen Mann auf dem Sopha 
sitzen. Er regte sich nicht, vor seinem 
Munde stand Schaum. Im höchsten 
Schreck eilte sie. zur Wirthin. Der 
schleunigst herbeigeholte Arzt stellte fest, 
daß der Tod infolge Strangulation einge 
treten war. Wild hatte sich mittels des 
Säbelkoppels erdrosselt. Ueber das Motiv 
des Selbstmordes ist man völlig im Un 
klaren. Briese hat man nicht gefunden. 
In dienstlicher Beziehung lag gegen Wild 
nicht das Mindeste vor; er war ein 
durchaus gewissenhafter Beamter. Seine 
Collegen bemerkten aber in letzter Zeit 
eine hochgradige Nervosität an ihm; es ist 
daher anzunehmen, daß er im Zustande 
geistiger Umnachtung seinem Leben ein 
Ende gemacht hat. 
Liegnitz, 4. Juli. Eine räthselhafte 
Angelegenheit beschäftigt gegenwärtig 
die hiesigen Gerichte. Vor beinahe 5 Jahren, 
am 16. August 1891, wurde auf der 
Chaussee zwischen Prinkendorf und Neudors 
ein Mann todt aufgefunden. Es war ein 
auf der Durchreise befindlicher Schuhmacher 
Namens Kraftzyk. Bei der Leiche stand 
die Ehefrau, welche angab, der Mann 
habe Krämpfe. Der Todte lag aber in 
einer großen Blutlache und war, wie sich 
bald herausstellte, durch einen Schuß in 
den Kopf getödtet worden. Die Frau 
nahm man fest, aber sie wurde mangels 
stichhaltiger Beweise bald wieder auf freien 
Fuß gesetzt, weil angenommen wurde, der 
Mann habe Selbstmord begangen. Jetzt, 
nach fünf Jahren, ist nun das hiesige Ge 
richt ersucht worden, die Untersuchung 
wieder aufzunehmen, die sich gegen diese 
vorgenannte Frau des Krafczyk, jetzt ver- 
heirathet an einen gewissen Schmidt in 
Lehn in Hannover, richtet. Dieselbe soll 
bereits drei andere vollendete Gatten- 
morde und einen versuchten auf dem 
Gewissen haben. Die Leiche des Krafczyk 
wird wahrscheinlich ausgegraben werden. 
Am letzten Sonnabend fand durch eine 
Gerichtskommission eine Besichtigung des 
Thatorts statt. Auch eine Anzahl von 
Zeugen ist geladen. 
Leipzig, 4. Juli. Der Vorsitzende des 
hiesigen Gewerkschaftskartells, Mensch, 
wurde vom Schöffengericht zu 3 Wochen 
Gefängniß verurtheilt wegen Auffor- 
derung zum Streik. 
EineMassen-Erkrankung ist in der 
Chemnitzer Kaserne ausgebrochen. Es 
ind etwa 50 Soldaten des 104. Infant.- 
Regiments an Trichinosis erkrankt. Es 
wird vermuthet, daß eine Uebertragung 
von Trichinen durch an Schießständen zum 
Verkauf gelangte Würstchen erfolgt fei. 
Elberfeld, 4. Juli. Das Schwurgericht 
verurtheilte heute den Erdarbeiter Joseph 
Duda, der seine Stieftochter Emma 
Busch am 6. Januar d. I. mit einem 
Beile erschlagen und seine Ehefrau schwer 
verletzt hat, zu 13 Jahren Zuchthaus 
und 10 Jahren Ehrverlust. 
Trier, 4. Juli. DieWittweSchneider 
und deren Geliebter, der Stellmacher 
Meurer aus Stipshausen, die am 23. 
Februar 1895 von dem hiesigen Schwur 
gericht wegen des an dem Ehemann der 
Ersteren verübten Giftmordes zum Tode 
verurtheilt wurden, sind heute früh um 
echs Uhr durch den Scharfrichter Rcindel 
aus Magdeburg hingerichtet worden. 
Auf dem Friedhof zu Königstein fand 
die Beerdigung der beiden unglücklichen 
Kinder Paula und Hannchen Fischer aus 
Dresden statt, die, wie mitgetheilt, vom 
Lilienstein abgestürzt sind. Die 
Betheiligung war eine sehr große. Die 
beiden Kindersärge waren förmlich von 
Blumen überdeckt. 
Der Gründer u. Leiter der Alstcndorfer 
Jdiotenanstalten, Pastor Sengelmann, 
reiert am 12. Juli sein 50jähriges Amts 
jubiläum als Geistlicher. Der Jubilar ist 
weithin in Deutschland durch sein selbst 
es Wirken bekannt, wie das Institut 
eines der trefflichsten dieser Art ist. 
Münster (Wests.), 4. Juli. Die Heb- 
amme Elisabeth Kaldewey aus Liesborn, 
die das uneheliche Kind einer Freundin 
ohne deren Willen erdrosselte und dann 
verbrannte, wurde vom Schwurgericht 
zum Tode verurtheilt. Die Ge 
schworenen reichten ein Gnadengesuch ein. 
Die letzten Mohikaner spielten in 
Erfurt eine Zeit lang drei größere Schul- 
knaben. Sie hatten sich dort in einem 
Graben nach Jndianerart Wigwams in 
Höhlenform eingerichtet und diese u. a. 
auch mit regelrechten Feuerstellen versehen, 
auf denen erlegte Sperlinge, ja sogar ein 
Kaninchen am Spieße gebraten wurden. 
Ferner brachen die Jungen in benachbarte 
Keller ein und stahlen mehrere Beile, die 
sie ihrer Tomahawk-Bestimmung überwiesen. 
Als sie aber eine Katze, das Lieblingthier 
einer alten Jungfer, schlachteten und das 
abgezogene Fell, ähnlich wie jenes des 
Kaninchens, als Skalp verwendeten, breiigen L-t 
das Berhängniß in die schlichten Hüttei gebracht 
Die augenscheinlich durch das Lesen v«Mane feie 
Jndianergeschichten verdreht geworden!?^ Enthalt 
Knaben wurden aus ihren Höhlen geşş"er sich s 
und bekamen von den betreffenden Herr/^" wied« 
Eltern ihre gehörige „Wig-Wammse". î . °ie ersc 
Karlsruhe, 4. Juli. In einem Orte Ş Schma 
badischen Unterlandes feierte ein Berşş Itzehoe, 
sein Fahnenweihfest, wobei alle Dorfschön! 1 er Wilste 
Festjungfern sein wollten. Um nun eineşĢ der Bl 
Streite vorzubeugen, ließen die weiàŞhrt hl 
Väter des Ortes vor versammeltem Vollster zu 
das Amt der Festjungser— verst ei g er^Zniß vei 
Eine heißblütige und ehrliebende Schö^nseuche 
wollte zuguterletzt noch 40 Mark biettsZr weiter 
aber es war zu spät und der Zuschş/en jetzt 
bereits ertheilt. ^stellt. 
Eine seltsame Naturerscheinung ist Peumünstcr 
Emmerich und im benachbarten Rees ^lsten-B 
derselben Abendstunde beobachtet wordk'- daß dil 
In beiden Städten sah man aus d September 
Spitze der Kirchthürme während ein der Zeit 
halben Stunde eine graue Rauchst Prozent 
emporsteigen. In beiden Orten trat d^tal einzr 
Feuerwehr an; es war aber im Jrşşh der Ba: 
des Thurmes weder Feuer zu finden mştram zu 
Brandgeruch zu verspüren. Eine n^Mmeistei 
Hunderttausenden (?) zählende Mûckenscha^Ş. — 
hatte diesen Schabernack gespielt. ($C„ dezielp 
wäre sehr wenig; zu einer „Säul?00 -ķ, n 
würde etwas mehr gehören.) ‘”tqeilen. 
Hamburg, 4. Juli. Der Walfischdamè Spring- 
„Jarfjord" wurde nördlich von Nordh.Enk eir 
von einem Walfisch angerannt. Er /vZschl. Hei- 
nach 15 Minuten unter. Die Besatzşş der Rei 
wurde vom Dampfer „Beta" gerettet, '^its Verh 
Hamburg, 4. Juli. (F. N.) Die Polişis Giro-1 
ist einer weitverzweigten Bande von M ^ìne R e i 
dieben auf die Spur gekommen. Ş Hambur 
Bande trieb ihr Unwesen in der ganj^stellung, 
Umgegend, besonders im Sachsenival^wandten 
fing auch während der Schonzeit das Wl Şem sie 
hauptsächlich mittelst Schlingen. sie il 
Hehler diente ein Grünhöker in Eimsbşş^ etwas i 
welcher zur Nachtzeit das Wild eiittr^ einiger 
Wildhändler in der Grindelallee zufühh^" zur 8 
Ein solcher Transport wurde gestern v- w Bordes 
der Polizei beschlagnahmt. Der Grķ!/ wunde 
Höker, sowie drei Wilddiebe wurden »ş'Ģ wenig, 
haftet, Bücher und Briefe zur Ermitteftà mit l 
weiterer Schuldiger beschlagnahmt. Munster wei 
ÄrovrnzirUeS Ksuchen, 
Altona. 4. Juli. Der Schlachtung c 
meister Saschke, der das Dienstmädâ^' 
Harost ermordete, wurde in Hamburg >C Uü ,. ™ ie f 
haftet. Er hat ein umfassendes Gestänv>U»^ren 
abgelegt. fö Qn , â 
Eine unangenehme Ueberraschung wU^g *ncy 
einem Bewohner der Kl. Gärtnerstraße'/ 
er an 
-gen s 
w'-, 
Altona zu Theil, ver nach siem.uüä 
Abwesenheit von einer Reise Heimkehr/"' ^boch 
Er fand seine Wohnung vollständig ausî^ ^ ^hr s 
räumt und auf dem Fensterbrett einen en .rv 
seiner Frau an ihn gerichteten Brief, weC. ltt "flitz 
sie ihm lakonisch mittheilt, daß sie es ' "8 
ziehe, allein ihren Weg durch die ìn *bèr E! 
zu gehen, er solle sich keine Mühe ? 
sie wieder aufzufinden, da ihm dies d 5. tc 9 ." 
nicht gelingen werde. Das Vorgehen ^ . tn orI ^ 
Frau erscheint dem Manne um so uH ß 
greiflicher, als sie, seit einem Jahre J" ncm 
heirathet, vor acht Tagen im besten ìnoe ņ® 
vernehmen von einander geschieden sindhgn " ^ 
Ein bekannter Altonaer Geschäftsma^e n en J be 
passionirter Raucher, ging während hänN ^ 
Kriegsjahre 1870/71 die absonderl^^ <> "" 
Wette ein, 25 Jahre lang der Leidenst^j»?' 
des Rauchens nicht fröhnen zu rooi^ ( cr 
wo 
falls Deutschland siegreich aus dem F 
zuge hervorgehen würde. Im vergangn 
Monat wurde die Wette seitens des i, ... v 
winners und seiner noch am Leben weilen" ■ ’ an 
anhält 
wol 
Niö 
Man hi 
äß Leute b 
Seiten kein« 
Möglichkeit hin, daß mein Sohn wagen könne, um die 
Hand Ihrer Tochter zu werben, und im Laufe des Ge 
sprächs zwangen Sie mich zu der Erklärung, daß meine 
Familie der Ihrigen völlig ebenbürtig sei." 25 
Der Blick des Amerikaners ruhte lauernd auf dem 
alten Herrn, die letzten Worte bewiesen ihm, daß Wal- 
raf mit deni Stadtrath noch nicht gesprochen hatte und 
Hies diente ihm gewissermaßen zur Beruhigung. „Ich 
4vill das nicht bezweifeln," erwiderteer; „aber was 
bezwecken Sie damit?" 
„Ich komme im Aufträge meines Sohnes zu Ih 
nen." 
„Und was wünscht der junge Mann von mir?" 
„Die Hand Ihrer Tochter!" 
Robert Hartmann verschränkte die Arme auf der 
Brust und heftete den Blick voll unverkennbaren Hoh 
nes auf den Stadtrath. „Erinnern Sie sich unserer er 
sten Unterredung noch so genau, dann hätten Sie sich 
den Gang ersparen können, denn Sie mußten meine 
Antwort voraussehen," sagte er mit Eiseskälte. „Ich 
erklärte Ihnen damals schon, daß ich in diese Verbind 
ung niemals einwilligen würde, meine Ansicht über 
diesen Punkt hat sich seitdem nicht geändert." 
„Und auf welche (Gründe stützen Sie diese Ant 
wort ?" fragte der alte Herr, in dessen Augen die Glut 
des Zornes jäh aufblitzte. 
„Gründe? Ich fühle mich nicht verpflichtet, meine 
Antwort näher zu begründen, meine einfache Ablehnung 
muß Ihnen genügen." 
„Nicht doch, sie genügt mir keineswegs. Mein Sohn 
ist entschlossen —" 
„Was der junge .Herr nach dieser meiner Erklärung 
zu thun gedenkt, ist mir gleichgültig," fuhr der Ameri 
kaner , ihn unterbrechend, fort; „ich werde in jedem 
Falle mein Hausrecht zu lvahren wissen, und ich trage 
nicht das geringste Bedenken, einem Unverschämten die 
Thüre zu zeigen. Sagen Sie das Ihrem Sohne, Herr 
Stadtrath, ich hoffe, daß er noch so vernünftig sein 
»vird. die Warnung z» beherzigen." 
Der Stadtrath hatte bereits seinen Hut genommen, 
dieser kategorische» Erklärung gegenüber wäre es Thor 
heit gewesen, die Unterredung noch weiter fortsetzen zu 
wollen. Er hatte seine Pflicht gethan, Hugo mochte nun 
sehen, auf welchem anderen Wege er sein Ziel erreichen 
konnte. 
„Ich glaube nicht, daß damit Alles beendet sein 
soll," erwiderte er, „ich vermuthe sogar, daß die Zeit 
nahe ist, in der Sie gern in diese Verbindung einwilli 
gen werden. Was mich persönlich betrifft, so will ich 
Ihnen offenherzig gestehen, daß auch ich diese Verbind 
ung nicht gewünscht habe, ich opfere indeß meine eige 
nen Wünsche gern, wenn ich dadurch das Glück meines 
Sohnes begründen kann." 
„Darüber denke ich doch anders als Sie!" 
„Heute noch, aber Ansichten können sich ändern, 
mein Herr, und pochen Sie ans Ihre Millionen, so—“ 
„Brechen wir ab!" sagte Hartmann mit einer ab 
wehrenden Handbewegung. „Sie haben meine Antwort 
gehört, ich bleibe bei derselben, unser Wortstreit würde 
also zu nichts führen." 
Das Rollen eines vorfahrenden Wagens ließ sich 
in demselben Augenblick vernehmen, der Amerikaner 
wandte seinein Gast den Rücken und trat an's Fenster. 
Dem alten Herrn kochte das Blut in den Adern bei 
der geradezu beleidigenden Behandlung und ohne noch 
ein Wort zu verlieren, verließ er das Cabinet. 
Im Corridor begegnete ihm der Bankier Bollheim. 
Mit kurzem Gruß eilte er vorbei, er fürchtete, daß der 
Groll, der in seinem Innern tobte, sich gewaltsam Bahn 
brechen werde, wenn er stehen blieb und den Bankier 
anredete. 
„Mit freundschaftlichen Gefühlen hat der Stadt 
rath Sie auch nicht verlassen," spottete Bollheim, als 
er in das Cabinet seines zukünftigen Schwiegervaters 
trat. „Hat er wirklich die Gründe gewittert, die zur 
Entlassung seines Sohnes führten?" 
„Ja," nickte Hartmann, „aber diese Gründe führ 
ten ihn nicht hierher, sein Besuch galt einem anderen 
Zweck." 
Der Bankier blickte ihn voll fieberhafter Erwartung 
an. „Sollte er gewagt haben, für seinen Sohn um 
Walli's Hand zu werben?" fragte er. 
„Allerdings! Er hat das gewagt und die Antwort, 
die er von mir erhielt, werden Sie in seinem Gesicht 
gelesen haben." 
„Man sollte diese Unverschämtheit für unmöglich 
halten —" 
„Hugo Goldberg hat sich mit seinem Bruder afso- 
ciirt, uub die Beiden sollen an der Spitze eines sehr 
großen Geschäfts stehen." 
„Ich kenne das Geschäft nicht," sagte der Banker 
achselzuckend, „kann also auch kein Urtheil darüber fal 
len. Es liegt auf der Hand, daß es bei dieser Werbung 
auf die Mitgift abgesehen ist—" 
„Sollten Sie, Herr Bollheim, nicht auch die Mit 
gift Ludmilla's im Auge gehabt haben. Ich nehme eine 
solche Speculation keinem Manne übel, sie beweist mir 
nur, daher ein praktischer Mann ist, und praktisch muß 
man in unserer Zeit sein." c , , m 
„Praktisch. Sie haben recht," erwiderte der Ban 
kier, „es freut mich, Ihnen den Bewms liefern zu kön 
nen, daß auch Kardorf ein praktischer Mann ist." 
„Sie wollten Erkundigungen über ihn einziehen." 
„Die Auskunft ist günstig ausgefallen. Kardorf be 
sitzt große Güter, er soll ein reicher Mann sein, und 
was seinen Charakter betrifft, so kann iwihm aus eige 
ner Erfahrung nur das beste Zeugniß geben." 
„Und wie viel wird er haben?" 
„So genau wird sich das nicht taxiren lassen, ein 
schuldenfreies Rittergut bildet immerhin ein bedeuten 
des Capital und schon daraufhin glaube ich wagen zu 
, in seinem Aufträge um Walli zu werben." 
Robert Hartmann lehnte sich in seinen Sessel zurück 
und fuhr mit der Hand über den leicht ergrauten Boll- 
bart. „Hat er Ihnen diesen Auftrag gegeben?" fragte er. 
„Heute V.orinittag," nickte Bollheim, „er wird kom 
men, sobald er eine günstige Antwort erhaltpn bat." 
„Hm, was halten Sie davon? Welche Antwort 
werden Sie an meiner Stelle geben?" 
„Ohne Bedenken das Jawort, Sie können einen 
besseren Schwiegersohn sich nicht wünschen. Er scheint 
ans Walki einen guten Eindruck gemacht zu haben." 
„Das glaube ich auch, übrigens hat Walli in dieser 
Angelegenheit keine entscheidende Stimme, gebe ich „lErfahruug 
Einwilligung, so ist die Verlobung beschlossen." Lehrlings 
„Und ich erwarte mit Zuversicht, daß Sie ! Husum. 
Zustimmung geben werden." Explo 
Der Amerikaner strich gedankenvoll die Asche einem Sc 
seiner Cigarre und wiegte sinnend das Haupt. á Und wischt 
„Ich muß darüber zuvor mit meiner Frau fl, großen Sl 
Mache nehmen," sagte er. „Wenn ich auch weiß linqz übe 
sie meine Anschauung theilt, so will sie doch gefragt , 
und die Meinung Wallis möchte ich gern vorher ^ 
„Wohlan, gehen wir zu) den Damen!" erwl'L ^uckt u 
der Bankier entschlossen. Z.J' ^ 
„Das ist eine Angelegenheit, die nur in dem eiü^Umat vv' 
Familienkreiseberathen werden kann und Sie sind Rkommen 
nicht Mitglied meiner Familie. Ich werde Ihnen in« Aufsteigen 
meine Antwort geben und ich glaube schon jetzt c sind dann 
reu zu dürfen, daß sie eine zusagende sein wird, ^emolirten 
Wilhelm Kardorf mag dann^persönlichhierherkowtzm nach 
damit wir die Bedingungen des^ Ehevertrages 
baren und feststellen." 
vS 
Der Bankier hatte die Unterlippe zwischen die I ^eute 
voch hier, 
Verein ei: 
geklemmt, es mußte ihn ja ärgern, daß seine ^ 
nähme an der Faniilienberathung so schroff zur! 
wiesen worden war. 
„Ich machte Ihnen vor einiger Zeit den Vors Vere 
die Verwaltung Ihres Vermögens mir anzuvertra 
sagteer, zu eiuem anderen Thema übergehend, 
versprachen mir, darüber nachzudenken —" 
„Ja, ich habe mir die Sache überlegt und 
mein Vermögen auch fernerhin selbst verwalten." 
0 Höh 
Kampfgen 
MI! 
Eingang 
ab und g 
wo man 
-n Jcv 
abgehakter 
Bollheim blickte ihn betroffen au; wenn der Jevenstedt 
rzielten 
kaner in der That diesen Elüschluß ausführte, chlosien, d 
durfte er sich auf die Capitalien desselben keine: 
nung mehr machen. Aber noch gab er die Hoffnnch. 
auf; Ludmilla sollte versuchen, den Vater von i ( 
Entschluß abzubringen. 
„Lassen Sie uns jetzt zu den Damen gehen// 
Hartmann wieder das Wort; „aber ich bitte Sil p /// 
deren Gegenwart nicht von der Werbung Kardoļ ^uerwey 
sprechen, überlassen Sie es ruhig mir, die Angeles , 
pur zur 
merbei 
Vereins ( 
die 
zu ordnen." 
(F. f.) * 
zügliche 
wird am 
sich gehen
	        
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