WMWŞ
den Beruf des Vaters, während von den
Söhnen anderer akademisch ausgebildeter
Stände fast die Hälfte dies thut, bei den
Juristen 46 pCt., den Medizinern 49 pCt.,
den Theologen 46 pCt. und den höheren
Verwaltungsbeamten sogar 58 pCt. Für
die vier Jahre von 1891/92 bis 1894/95
ergiebt sich fast dasselbe Verhältniß; dem
Beruf des Vaters folgten von den höheren
Lehrern 15 pCt., von den Juristen 47,
von den höheren Berwaltungsbeamten 47,
von den Medizinern und Theologen je
46 pCt.
— Bekanntlich ist die Regierung sehr
angegriffen worden, weil sie dem Verbot
der Färbung der Margarine
im Margarinegesetz nicht zustimmen wollte.
Der Zweck war, die Margarine unappe
titlich und dadurch möglichst unverkäustich
zu machen. Gegenüber diesem Bestreben
ist es von Interesse, zu sehen, wie sich bei
dem Bestehen eines solchen Färbeverbots
die Dinge praktisch gestalten. In
Dänemark ist das Färbeverbot durch
geführt. Man hat sich dort aber damit
abzufinden gewußt und den Ausweg ge
wählt, daß z. B. in Kopenhagen die Ber
känfer von Margarine den Käufern am
Wunsch ein kleines Schächtelchen mit
Butterfarbe und Gebrauchsangabe
gratis zugaben.
Die „National- Sozialen",
d. h. die Christlich-Sozialen Naumannscher
Richtung, (man weiß bald gar nicht mehr
zu unterscheiden zwischen all' den ver
schiedenen Sorten von Volksbeglückern;
jedenfalls bilden die National > Sozialen
wieder eine neue Species) zu denen auch
der bekannte Pastor Göhre gehört, werden
demnächst mit ihrem neuen Blatt hervor-
treten, das den Namen „Zeit" führen soll
und für das angeblich 400000 Mk. vor
Handen sind. Herr Oberwinder, der sich
von Hern Stöcker losgesagt hat, wird
anscheinend die Leitung des neuen Organs
übernehmen.
Berlin, 7. Sept. Großes Aufsehen
erregt in den weitesten Kreisen der Berliner
Kaufmannschaft das Rundschreiben
einer unserer ersten Wollfirmen, in welchem
diese unter voller Namensnennung eines
ihrer Angestellten alle ihre Geschäftsfreunde
ersucht, dem Genannten auch dann keine
Zahlung zu leisten, wenn er Quittung
vorlegt. Das Rundschreiben ist gedruckt
durch eingeschriebenen Brief jeder Firma
des nach Hunderten zählenden Kundenkreises
zugegangen. Es handelt sich um bedeutende
Unterschlagungen, die der mit Namen be
zeichnete bisherige Vertrauensmann des
Hauses gemacht hat und die erst jetzt ent
deckt wurden.
- Für einen Artillerie-Officier, einen
nahen Verwandten des verstorbenen Sul
tans von Sansibar, dürfte der Tod des
Sultans wahrscheinlich wichtige und jeden
falls angenehme Folgen haben. Der be
treffende Officier ist der Premier-Lieutenant
Rüte von der Torgauer Feld-Artillerie-
Abtheilung. Die Mutter dieses Ofsiciers,
die Wittwe des verstorbenen Hamburgischen
General-Consuls Rüte, ist eine geborene
Prinzessin von Sansibar, die
Schwester des früheren Sultans Bargasch
von Sansibar. Als vor Jahren die
deutsche Panzerflotte gegen diesen vor
Sansibar demonstrirte, war die Heraus
gabe des sehr bedeutenden Vermögens der
Frau Rüte, die bei der Berliner Hof
gesellschaft sehr geschätzt wird und insonderheit
der hohen Gunst der Kaiserin Friedrich
sich erfreut, eine der von Deutschland an
den sultan gestellten Forderungen. Die
deutsche Regierung stand schließlich von
der Forderung ab, nachdem der Sultan
alle andern bewilligt hatte. Der jetzt in
Sansibar eingetretene Thronwechsel läßt
erhoffen, daß Frau Rüte und ihre Kinder
nun auf gütliche Weise in den Besitz ihres
Eigenthums gelangen werden.
Ueber den Grund werth in Berlin
wird Folgendes berichtet: 8 Millionen
Mark kostet der Morgen (2500 Quadrat-
meter) Land in der Friedrichstraße. Diese
Berechnung kann man auf Grund der
folgenden bekannt gegebenen Zahlen an
stellen: Das 12 Quadratruhen große
Grundstück Friedrichstraße 155 wurde mit
505000 Mark unlängst von einem hie
sigen Juwelier angekauft. Das würde
einen Werth von 45 000 Mark pro
Quadratruthe ergeben und da ca. 175
Quadratruthen auf den Morgen entfallen,
o beziffert sich der Bodenwerth eines
Morgens auf 8 Millionen Mark. Der
Durchschnittswerth des deutschen Grund
und Bodens wird auf 500 Mk. pro
Morgen geschätzt.
23'/-Jahre verlobt zu sein dürfte
sich wohl selten ein Brautpaar rühmen
können. Im Jahre 1872 verlobte sich in
Berlin der Agent L. mit einer entfernten
Verwandten, Frl. Marie H. Die Tante
der Braut, eine sehr vermögende Dame
war mit der Wahl ihrer Nichte aber nicht
einverstanden und erklärte, daß letztere von
dem ihr sonst allein zufallenden Erbe keinen
Pfennig bekommen würde, wenn sie den
Willen der Tante nicht respektirte. Diese
Tante war aber nicht mehr jung und fort
während kränklich und das Brautpaar be
schloß daher, die Verbindung bis nach dem
Ableben der alten Dame zu verschieben
Diese kränkelte weiter zum großen Leid
wesen des standhaften Paares und starb
endlich kürzlich im Alter von 78 Jahren.
Laut Testament fällt das gesammte Ver
mögen thatsächlich an Fräulein H. Wie
der „Hann. Cour." zu berichten weiß, will
das Brautpaar nun noch bis zum Januar
1898 warten. Erstens wollen sie der
„Trauer" um die Verstorbene genügen
und zweitens ihre Hochzeit am Tage ihrer
ilbernen Verlobung feiern. Der Bräu
tigam ist zur Zeit 47 und die Braut
42 Jahre alt.
— Von der Berliner Gewerbe
Ausstellung. Einer der traurigsten
Ausstellungssonntage warder letzte, der von
Anfang bis zu Ende verregnete und so
viele schöne Hoffnungen zu Schanden ge
macht hat. Außerhalb des Haupt-Jndustrie-
gebäudes herrschte überall eine beängstigende
Oede und Leere, viele Kellner in den
Restaurants machten frühzeitig Kassen-
Abschluß, da es nichts zu verdienen gab.
lleberall sah man trübe Gesichter. Es
schien, als. ob gerade der Sonntag, auf
den so viele Ausstellungs-Interessenten
noch einige Hoffnungen setzen, dazu be-
timmt wäre, den Pächtern wie den Be-
uchern einen Strich durch die Rechnung
zu machen. Bei dem letzten Sonntag
trifft das um so auffälliger zu, als der
Montag sich plötzlich als ein echter
Sonnentag sich einstellte.
In der Woche vom 29. Aug. bis 4.
Sept. wurden nach Treptow befördert:
1. durch die Eisenbahnen hin 233 000,
zurück 195 000 Personen. Der stärkste
Verkehr war am Sonntag mit 138 000
Personen hin und zurück. Dieser und der
vorausgegangene Sonntag (23. August mit
145 000 Personen hin und zurück) waren
eit Beginn der Reisesaison die Verkehrs-
reichsten Tage und wurden nur am 12.
„Entsetzlich," stöhnte die unglückliche Frau.
„Ja," fuhr der Graf fort, „mein Haß war befrie
digt, aber ich fühlte bald, daß ich eine aufrichtige und
innige Neigung für Dich empfand." 9
Sie blickte mit dem Ausdruck namenlosester Ver
achtung zu ihm hinüber.
„Graf von Sanzac, Ihre Handlungsweise war die
jenige eines Schurken!"
Der Graf erblaßte „Schweige!" schrie er mit hei
serer Stimme.
„Gott im Himmel!" rief sie, die Arme emporhebend,
„um eines solchen Mannes willen konnte ich aller mei
ner Pflichten vergessen, habeich den großmütigen Mann
betrogen! O, wie blind war ich!"
Gras Sanzac betrachtete sie mit spöttischen Lächeln.
Mit einemmale richtete sie sich hoch einpor und mit
der Hand nach der Thür weisend, rief sie laut: „Graf
von Sanzac, ich verachte, ich Haffe Sie!"
Und ohne ihm Zeit zu einer Erwiderung zu lassen,
eilte sie in das anstoßende Zimmer und schloß sich ein.
Die Augen auf die Thür gerichtet, blieb der Gras
einen Augenblick regungslos stehen. Dann warf er mit
einemmale den Kopf zurück.
yDer Roman ist ausgespielt," murmelte er, „was
ist eigentlich daran gelegen. Ich habe mich gerächt."
Und er nahm ein elegantes Eiui aus der Tasche
und zündete sich eine Cigarre an. Dann verließ er das
Gemach, ging langsam die Treppe hinab und in den
Garten, um unter den Orangenbäumen frische Luft zu
schöpfen.
Die Gräfin war in ein Sofa gesunken. Der allzu
lange zurückgehaltene Schmerz machte sich in einem
Thränenstrom Luft.
Der Tag ging zur Neige, rötliches Gewölk bedeckte
den Himmel.
„Die Nacht bricht herein und ich bin noch hier, ich
muß^fort — fort aus seiner Nähe!" rief sic.
Sie erhob sich und hastig sammelte sie die wenigen
Sachen, welche sie mitnehmen wollte: die Wäsche ihres
Kindes und was sie selbst an Kleidungsstücken nötigst
bedurfte.
Juli durch einen Verkehr von 148 000
Personen hin und zurück übertroffen.
2. Die Straßenbahnen beförderten: hin
128 352, zurück 128 783 Personen.
3. Die Schiffe beförderten: hin 10 191,
zurück 5 818. — In Gasthöfen und
öffentlichen Fremdenlogis wurden in der
Woche vom 27. August bis 4. September
21 477 Fremde beherbergt.
Von einer Hochstaplerin sind die Offi-
ziere des Augusta-Regiments in
Spandau gebrandschatzt worden. Eine
etwa 30 Jahre alte Frauensperson gab
sich für eine Lehrerin adliger Abkunft aus,
die unverschuldet in Noth gerathen sei,
und bat um Unterstützung, die ihr mit
Rücksicht auf ihr sicheres Auftreten in
mehreren Fällen auch gewährt worden ist.
Einem Offizier kam die Bittstellerin jedoch
verdächtig vor, und er setzte die Polizei
in Kenntniß, welche die angebliche Lehrerin
verhaftete. Ihre Angaben erwiesen sich
als falsch; sie ist eine übelberüchtiqte
Person aus Berlin.
Auf sonderbare Weise hat ein Militär
gefangener der Strafanstalt in der Festung
Spandau versucht, sich das Leben zu
nehmen. Er verschluckte eine Büchse
Putzpulver, und als diese nicht hinunter
rutschen wollte, stieß er noch einen dünnen
Stock in Gestalt eines Federhalters nach.
Der Lebensmüde hat indeß bisher seinen
Zweck nicht erreicht. Beide Gegenstände
befinden sich noch in seinem Körper, und
der Sträfling ist ins Garnisonlazareth ge-
bracht worden, wo die Aerzte jetzt ver-
uchen, die verschluckten Gegenstände wieder
herauszuholen.
Insterburg, 7. Sept. Schlachthofdirektor
Braun wurde nach einer unvermutheten
Kaffenrevision plötzlich verhaftet. Es soll
ich um fortgesetzte Urkundenfälschungen
und Unterschlagungen handeln. Die Ber-
Haftung erregt großes Aufsehen.
I der Stadt Goldap ist durch Groß
feuer ein ganzer Stadttheil zerstört worden.
Thorn, 7. Sept. Der Kürassier Jago-
dezynski vom 5. Kürassierregiment wurde
in Papau, wo er während des Manövers
einquartirt war, von Knechten Abends
überfallen und mit einer Forke so furcht
bar zerstochen, daß er nach kurzer Zeit
tarb.
Ein aus Berlin stammender, zur Ver
büßung einer mehrjährigen Zuchthausstrafe
in der Strafanstalt zu Rawitsch unter
gebrachter Tischler hatte die eheliche Ver
bindung mit seiner in Berlin wohnenden
Verlobten beantragt, die denn auch wirk
lich von dem Standesbeamten in der
Rawitscher Strafanstalt vollzogen wurde.
Als Trauzeugen fungirten zwei Straf
anstaltsaufseher. Nach dem Trauungsakt
mußten sich die für's Leben Verbundenen
ogleich wieder trennen.
Internationale Taschendiebe scheinen bei
den Breslauer Kaiserfeierlichkeiten mit be-
sonderem Erfolge gearbeitet zu haben.
Allein am Sonnabend wurden nicht
weniger als acht, darunter zwei Russen
und vier Ungarn erwischt und dingfest ge
macht. Bei einem der Langfinger wurden
nicht weniger als ca. 7000 Mark in baar
vorgefunden. Bei der Illumination am
Sonnabcnd-Abend wurde einer Amerikanerin
im Gedränge ein Diamantschmuck im
Werthe von 5000 Mark entrissen.
Man schreibt der „R. W. Z." aus
Neidenbach (Kreis Bitburg): Die höchsten
Steuersätze in Preußen dürfte unsere Ge-
meinde zahlen. Hier werden 495 Proz.
zu sämmtlichen Steuern, mit Ausnahme
Die von dem Kammerdiener des Grasen gekauften
Gegenstände sollten erst am folgenden Tag- anlangen,
bisher also hatte die Gräfin noch keinerlei Geschenke
von dem Grafen Sanzac angenommen.
Ihre Reisetasche war bald gefüllt, die Geldbörse
steckte sie zu sich; es befand sich in derselben nahezu die
ganze Summe, welche sie bei ihrer Flucht von Paris
mitgenommen hatte.
Horchend stand sie an der Thüre. Sie vernahm kei
nerlei Geräusch. Rasch die Haare ordnend, setzte sie
den Hut auf. und eilte, die Thür öffnend, hastig die
Stufen der Veranda hinab; da plötzlich stand sie Gio-
vannina gegenüber.
„Gnädige Frau," bemerkte diese, den Reisesack in den
Handen der jungen Frau mit verwunderten Blicken be-
trachtend, „der H^rr ist drüöen im Garten unter den
Orangebäumen."
„Es ist gut."
Giovannina wagte keine weitere Frage zu slellen,
sondern blickte nur verblüfft der sich eilig entfernenden
Gebieterin nach.
Wohin wollte die Gräfin eilen? Diese wußte eê selbst
nicht, nur fort — fort von Mentone, fort von dem
Manne, welcher sie in's Verderben gestürzt. Der Zu
fall sollte ihr Wegweiser sein.
Sie ahnte nicht, welche Kämpfe, welche neuen Lei
den ,hn bevorstehen würden. Sie hatte noch nicht Zeit
gehabt zu überlegen, zu erkennen, wie vollständig ver-
einsamt sie dastehe, zahllosen Gefahren ausgesetzt, den
herbsten Entbehrungen ausgesetzt, wenn sie nur über
haupt das Leben fristen wollte.
Leben! Ja, sie wollte es; leben, um ihr Kind
wieder zu finden, um die Erinnerung an dasselbe in
ihrem Herzen wach zu erhalten.
Sie dachte nur an ihr Kind, an ihre liebe kleine
Lncle, und eine innere Stimme sagte ihr, daß sie die
selbe wieder finden werde.
Gott ist barmherzig — er wird Mitleid haben!"
sagte sich die unglückliche Frau. Und den Blick gen
der Betriebssteuer, erhoben. Dazu kommen
noch 160 Prozent Kirchensteuer, macht
zusammen 655 Prozent. O, welch' ein
Glück!
Effeu, 5. Sept. Laut einer Meldung
|? er , „Gss. Bolksztg." hat die Firma
Friedrich Krupp in diesem Jahre mit
der Gepflogenheit besonderer Sedan
feiern in der Fabrik ein Ende gemacht
indem sie folgendes Rundschreiben an ihre
Beamten und Arbeiter gerichtet hat: Ich
bringe hierdurch zur Kenntniß, daß, nach-
dem im vorigen Jahre die 25. Wiederkehr
des Jahrestages der Schlacht bei Sedan
gefeiert worden ist, eine Berücksichtigung
dieses Tages Seitens der Fabrik durch
Ruhenlassen des Betriebes, Beflaggung rc.
hinfort nicht mehr stattfinden, und daß
demgemäß auch Urlaub zum Zwecke der
Feier dieses Tages nicht ertheilt werden soll"
Köln, 4. Septbr. Die Gasmotoren-
fabrik Deutz hat der „Köln. Bolksztg."
zufolge neuerdings in Verbindung mit der
Schiffswerft von Jos. Pohl in Köln ein
neues Motorboot hergestellt, für da.,
als Material nicht, wie bisher, Holz oder
Stahl, sondern Delta-Metall verwandt
ist. Dies Material hat die günstige Eigen
schaft, daß es auch durch Seewasser nur
unerheblich angegriffen wird, weshalb es
besonders in solchen Füllen angewandt
wird, wo anderes Material den Dienst
versagt. Außerdem hat es neben der
Widerstandsfähigkeit gegen Säure eine
Festigkeit, welche derjenigen des Stahls
gleichkommt. Das Boot, das heute seine
erste Probefahrt machte, erzielte eine Ge
schwindigkeit von etwas über acht Knoten
Die Maschine wird mit gewöhnlichem
Lampenpetroleumbetrieben. DerPetroleum
geruch ist durch eine besondere Borrich
tung beseitigt. Das für eine längere
Reise benöthigte Petroleum, wovon etwa
6 Liter in einer Stunde bei voller Fahrt
verbraucht werden, wird in Behältern
unter dem Fußboden mitgeführt, und um
das Ueberfüllen von Petroleum zu ver
meiden, wird es durch Druckluftpumpen
unmittelbar den Verbrauchsstellen zugeführt.
Die betheiligten Firmen beabsichtigen, mit
dem Boote eine Fahrt nach Kiel zu machen,
und zwar durch den holländischen Kanal
nach dem Zuidersee und von dort über
Cuxhaven durch den Nordo stsee-K anal
Bon Kiel fährt das Boot, ebenfalls mit
eigener Kraft, nach Berlin, um dort bei
Gelegenheit des dritten Fischerei-Tages
vorgeführt zu werden.
Straßburg i. E, 7. Sept. Das „Elf.
Tagebl." meldet aus Piarrkirch: Gestern
wurden die deutschen Reichstagsabgeord-
neten Bebel und Bueb, die an einer sozial
demokratischen, auf französischem Gebiete
geplanten Versammlung theilnehmen wollten,
aus Frankreich ausgewiesen. Alle
Pariser Blätter, mit Ausnahme der
sozialistischen und international gefärbten,
begrüßen diese vom Minister des Innern
verfügte Ausweisung mit großer Genug-
thuung.
Der St reik der Metallschläger
in Dresden hat einen eigenthümlichen Aus
gang genommen. Er ist von den Streiken-
den aufgehoben worden, weil im ganzen
Dresdener Metallschlägergewerbe, außer
dem Junungsmeister, kein Arbeitgeber
Aufträge hat und Gehülfen ferner
überhaupt gar keine Aussicht auf Beschäf-
tigung haben. Man schreibt diesen Mangel
an Aufträgen dem Einfluß des Streiks zu
und behauptet, das Dresdener Metall-
chlägergewerbe werde sich von den Folgen
desselben überhaupt nicht wieder erholen.
Der Streik währte seit dem 1. April. Die
Arbeiter verlangten einen Wochenlohn von
durchschnittlich 16 A. bei 9 </ a Stunden
täglicher Arbeit. Der deutsche Metall-
arbeiterverband hat für Streiks an Metall-
schläger in den letzten 4 Jahren 50000 M
ausgegeben.
Leipzig, 6. Sept. Der Herausgeber der
Berliner „Heirathszeitung", Podszus,
hat der Wittwe des hier verstorbenen Land-'
gerichtspräsideuten Pri b er seine „Offer-
ten" schon zugesanvt, als der Verstorbene
noch nicht einmal beerdigt war. Die Frau
Präsident hat sich hierdurch schwer beteidigt
gefühlt. Der Staatsanwalt beantragte
Monate Gefängniß gegen Podszus, vie
Ferienstrafkammer erkannte auf eine Ge-
fängnißstrafe von 6 Wochen, da bei der
Schwere der Beleidigung eine Geldstrafe
nicht angebracht erschien.
Stuttgart, 3. Septbr. In der „Neckarztg."
lesen wir: Das Erscheinen des Namens
des Grafen Eberhard v. Linden in
der heutigen Konkursliste ruft all
gemeines Mitgefühl mit dem Schicksal
dieses Mannes hervor, der kgl. Kammer-
Herr, Geh. Legationsrath a. D. ist und
württembergischer Gesandter am Hofe von
St. Petersburg war. Graf Linden hatte
vor Jahren eine Amerikanerin, Miß
Andrews, geheirathet und verlor sein
ganzes großes Vermögen durchSpekulationen
seines Schwagers. Lange Jahre wohnte
der Graf in Cannstatt im ehemaligen
Hotel Hermann auf großem Fuße. Un-
erwartet kam die Katastrophe nicht, denn
chon vor einigen Monaten mußte sein
Weinkeller durch den Gerichtsvollzieher
verkauft werden.
Aus Papenburg berichten die „Neust.
Nachr.": Ein Soldat des in Oldenburg
liegenden Infanterieregiments Nr. 91, der
nach seiner Militärzeit noch weitere drei
Jahre bei der afrikanischen Schutz-
truppe diente, kehrte dieser Tage in
eine Heimath zurück und zwar in Be-
gleitung seiner Braut, „vie keine gerin-
gere ist, als die Tochter des bekannten
Häuptlings Witboi". Das Mädchen hat
recht angenehme Gesichtszüge, ist der
deutschen Sprache beinahe mächtig und hat
ich deutsche Sitten und Gebräuche voll
kommen angeeignet. Die beiden Verlobten
haben sich nach dem in Ostfriesland ge
legenen Geburtsort des Bräutigams be
geben, wo die Hochzeit demnächst statt*
inden soll.
Eine 5 Personen zählende Gesellschaft
unternahm ans dem großen Eutiuer See
eine Probefahrt mit einem neuen großen
Segelboot. In der Nähe der Fasaneninsel
wurde das Boot plötzlich von einem hef-
tigen Windstoß erfaßt, auf welchen der
Steuermann jedenfalls nicht vorbereitet
war, denn das Boot schlug um und die
Insassen lagen im See. Glücklicher
Hiinuiel richtend, stehle sie zu dem höchsten Wesen, das
da bestraft und verzeiht.
c- Wrbe Kampf nut dem Leben hatte begonnen
fur bie Gräfin von Läsion und sie sagte sich, daß sie
cemielben mit eherner Stirn entgegentreten müsse,
wenn sie nicht unterliegen wolle.
Sie stand allein auf Erden; ihr Ohcim. der Oberst
Norbonne, war wenige Monate nach ihrer Vermählung
gestorben; es blieben ihr allerdings Freundinnen, in
erster Linie die Marquise von Moiitpoiit, deren fühlcn-
ocs Herz sie kannte, aber vermochte sices, sich an diese
Freundumen zu wenden? Nein und tausendmal nein;
lieber sterbe», als sich einer Demütigung aussetzen.
Sie >var mithin ausschließlich auf sich allein ange
wiesen, aber es gebrach ihr nicht an Mut.
,. .?bald sie in den, Städtchen angelangt war, crknn-
ÖI Sj e !‘e sich, wie sie am schnellsten Nizza erreichen könne,
und brachte in Erfahrung, daß der Postwagen dorthin
erst um fünf Uhr abgehe, daß aber der Postkourier in
wenigen Minuten ivegfahre und sie vielleicht noch
mitnehmen könne, ivcnn sie sich rasch nach dem Post.
Hause begebe. Doch sie kam zu spät.
„Müssen Sie durchaus noch heute nach Nizza?"
löschte ein Postbedicnsteter. „Dann nehmen Sie sich
emen Wagell; gehen Sie zu Dubief, dem Lohnkut-
scher!
„Wo wohnt er?" Man wies ihr den Weg. Sie
trat in einen großen Hof, in welchem ein kleiner, un
tersetzter Mann mit kupfriger Nase stand und sein Pfeif
chen schmauchte. Nachdem sie ihr Anliegen vorgebracht,
kratzte er sich niehrmals hinter dem Ohr und meinte
endlich zutraulich: „Hm, schönes Frauchen, ich möchte
Mich ins Wasser stürzen, um Ihnen gefällig zu sein,
aber alle meine fünf Wagen sind unterwegs."
Die lKräfin wollte sich eben langsamen Schrittes
entfernen, als er ihr plötzlich nachrief: „Warten Sie,
da fällt mir ein, Sie können heute abend mit Luigi
fahren."
„Wer ist das?"
„Ein guter Junge, der Kutscher meines Geschäfts
freundes in Nizza. Er hat heute in den Morgenstun-
Weise blieb das Boot auf der Seite liegen,
so daß es den sämmtlichen Verunglückten
gelang, sich hieran festzuhalten und sich so
lange über Wasser zu halten, bis ein in
ziemlicher Nähe fahrendes Ruderboot, von
wo aus das Unglück sojorr bemerkt war,
herankam, um dieselben aufzunehmen, uno
gelang es denn auch mit vieler Mühe, die
sämmtlichen 5 Personen zu retten.
Wie der Hamb. Correspondent aus
Fricdrichsruh meldet, fuhr Fürst Bismarck
gestern Nachmittag im offenen Wagen
spazieren und hielt eine kurze Zeit an,
um 120 Lübecker Turner zu begrüßen,
die seit Mittag auf das Erscheinen des
Fürsten gewartet hatten. Der Fürst sah
wohl aus, sein Befinden ist gut.
den einen Reisenden von Sftzza^i^^àchtTd^r
nach kurzein Aufenthalt es sich in den Kops gesetzt heule
noch über die Grenze, nach Vintin.ille reifen zuwollen
®atk ? erbebte. War dicier Fremd/ nicht ihr
„nrf,",mrh S n>- âI nilt Pferde, welches heute nacht
noch nach Nizza zurück muß. die Fahrt bis Viulimille
nicht mit seinem Pferde unternehmen konnte, hat erbet
ein Pferd gemietet und das seine in meinem
Stalle gelassen. In zwei Stunden muß er wieder hier
Die Gräfin sann nach; wenn jener Reisende wirk-
lich der Graf von Lasson gewesen, dann wollte auch si«
nicht die Richtung nach Nizza, sondern jene nach Bin-
tmsille einschlagen; vor allem galt es aber Gewißheit
zu erlangen, folglich mußte sie Luigi erwarten, ihn aus
forschen.
„Sollte ich Luigis Kommen hier erwarten?"
„Nein, da müssen Sie zu den Stallungen auf dem
Oüai."
„Ich danke!" und grüßend entfernte sich die Grä
fin. Bei den Stallungen angelangt, fragte sie dort, ob
man den Fremden gesehen, welchen der Kutscher Luiai
nach Vintimille gefahren.
Sie erhielt eine hejahende Erwiederung - es sei ei>
hochgewachsener, schlanker Mann mit dunklem Barte,
ernstem, bleichen! Antlitz; zweifelsohne reich und vor
nehm.
So unvollständig diese Personbeschreibung auch war,
glaubte d»: Gräfin ihren Gatten doch in derselben er-
kennen zu können. Man führt« sie in ein großes Warte
zimmer, wo sie der Ankunft Luigis entgegensehen könne.
Nachdem etwa zwei Stunden verflossen waren, öff
nete sich -ndlich die Thüre und ein Mann trat ein. der
einen großen Filzhut in der Hand hielt und dessen Klei-
der staubbedeckt waren. Es mußte wohl Luigi sein.
Signora " gesagt, daß Sie mich erwarteten,
„Ja, mein Frund."
(Fortsetzung folgt.) 37,16*
Die
Brief Ì
und setz
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Liebene
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