Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

Werthlose rumänische Renten 
briefe im Werthe von 17,000 Mark 
waren, wie wir kürzlich berichteten, von 
einer Schwindlerin bei dem Bankhause 
von Kann in Potsdam für 10,000 Mk. 
verkauft worden. Wie jetzt festgestellt 
worden ist, stammen diese Papiere aus 
einem vor drei Jahren verübten Diebstahl 
her. Der Geschädigte war ein emeritirter 
Lehrer Namens Paulus, der inzwischen 
verstorben ist. Man vermuthet daher in 
der jetzigen Verkäuferin der Papiere diejenige 
Person, welche den Diebstahl seinerzeit 
ausgeführt hat. Die Nummern der ge- 
stohlenen Effekten waren übrigens damals 
von der Polizei sämmtlichen Bankiers mit 
getheilt worden. 
Schwedt, 2. September. Am Montag- 
Nachmittag um 5 Uhr brach ein heftiges 
Unwetter über unsere Stadt und Um 
gegend herein, das einen vernichtenden, 
vom Sturm gepeitschten Hagelschlag 
mit wolkenbruchartigem Regen hernieder- 
fandte. Der Hagel fiel so dicht, daß die 
Fluren innerhalb weniger Minuten handhoch 
damit bedeckt wurden; die Schlossen waren 
ganz abnorm groß, einzelne erreichten die 
Größe einer Wallnuß und lösten sich erst 
nach Verlauf einiger Stunden in Wasser 
auf. Daneben der schwemmende Regen 
guß ; Straßen und Plätze wurden in 
Seen verwandelt, und die Wasserfluthen 
rissen Rinnsteinbelege, kleine Brücken u. s. w. 
mit sich fort. Zahlreiche Fensterscheiben 
wurden vom Hagel zerschlagen. Der 
Sturm hat viele Bäume entwurzelt und 
in den Obstplantagen durch Abreißen der 
besetzten Tragzweige und des Obstes großes 
Unheil angerichtet. Was bedeuten aber 
diese verhältnißmäßg kleinen Schäden 
gegenüber der Vernichtung der Tabak 
ernte? Letztere bildet das Haupteinkommen 
der hiesigen Landwirthschaft, die nun einer 
trostlosen Zeit entgegensieht. Haben auch 
Einzelne ihren Tabak versichert, so sind 
doch die Meisten dieser Vorsichtsmaßregel 
nicht gefolgt; letztere büßen alles ein, denn 
die so und so oft durchschlagenen Tabak 
blätter sind entwerthet. Die Tabakselder 
zeigen nur noch die leeren Stengel, die 
zerfetzten Blätter sind abgeschlagen und 
bedecken den Erdboden. Soviel bis jetzt 
bekannt, sind die Feldmarken fast der ganzen 
tabakbauenden Umgebung betroffen worden. 
Die B örsen ga rt en a ff a ire in Königs 
ļbrrg bringt immer sonderbarere Er- 
scheinungen der Ueberhebung hervor. Der 
C. C. der dortigen Studentenkorps 
hat den zum Duell herausgeforderten 
Amtsgerichtsrath A., welcher bis vor 
Kurzem alter Herr eines Königsberger 
Korps gewesen war, aufgefordert, sich über 
diese Angelegenheit zu äußern. Amts 
gerichtsrath A. hat sich dazu bereit erklärt, 
wenn seine Auslassung dem Korps nicht 
als Grundlage von dessen Rechtsprechung 
dienen sollte. Die Korps beanspruchten 
zedoch für sich die Jurisdiktion 
mnter Ausschluß der alten Herren, 
worauf Herr Amtsgerichtsrath A. erklärte, 
daß angesichts seiner amtlichen und Lebens 
stellung und in Anbetracht des Umstandes, 
daß zur Zeit seiner Aktivität eine derartige 
Statutenbestimmung nicht bestanden habe, 
er sich der Jurisdiktion nicht unterwerfen 
könne und für die fernere Mitgliedschaft 
fortan danken müsse. Diese Zurückweisung 
erscheint uns durchaus selbstverständlich 
Aber mit Staunen wird man erfahren, 
daß Studenten, junge Burschen, die 
noch aus der Tasche ihrer Eltern 
leben und eine sittliche Reife nach ihrem 
Lebensalter noch garnicht erlangt haben 
können, den Anspruch erheben, ein Ehren 
gericht zu bilden über alte Herren, 
die sich in amtlicher Stellung befinden und 
dieses Verlangen darauf stützen, daß diese 
alte Herren vor einem Menschenalter als 
Studenten mit Altersgenossen unter den 
selben Farben und Zeichen miteinander 
Bier getrunken und gesellig verkehrt haben 
— Die „Königsb. Hartungsche Ztg." macht 
darauf aufmerksam, daß, wenn die Königs 
derger Korps wirklich beschlossen hätten 
den Börsengarten jedenfalls nur ohne 
Farben zu besuchen, dieser Beschluß eine 
schwere Beleidigung der Direktion des 
Börsengartens bedeuten würde, denn das 
Verbot des Farbentragens besteht sonst nur 
gegenüber verrufenen Lokalen. 
Prcnzlau, 2. Sept. Von der vor einigen 
Tagen gemeldeten Doppelhinrichtung 
werden jetzt folgende Einzelheiten bekannt 
Das Gistmischerpaar, Kaufmann Spring 
stein und seine Schwester, die Witwe Bock, 
hat bis zum letzten Augenblick keine Spur 
von Reue gezeigt. Zuerst wurde die Wittwe 
Bock, geb. Springstein zur Richtstätte 
geführt. Schon ehe die Verurtheilte den 
Hofraum betrat, hörte man ihr gellendes 
Geschrei und Gejammer. Als sich die 
Thür öffnete, wurde die ungefesselte 
fürchterlich schreiende und sich sträubende 
Frau von den Beamten geschoben, fast 
getragen bis zum Tische des Protokoll 
führers gebracht. Als ihr hier vom Ersten 
Staatsanwalt nochmals das gegen sie 
erkannte Todesurtheil vorgelesen wurde 
störte sie diesen Vorgang durch das fort 
währende Geschrei: „Mein armer Bruder 
mein armer Bruder, der unschuldig sei' 
Blut für mich lassen muß! Meinen armen 
armen Bruder will ich sprechen." 
nach Vorlesung der Kaiserlichen Ordre die 
dem Tode verfallene Mörderin von dem 
Ersten Staatsanwalt dem Scharfrichter 
Reindel zur Vollstreckung des Urtheils 
übergeben wurde, leistete sie unter gellendem 
Geschrei so heftigen Widerstand, daß die 
ie in Empfang nehmenden vierScharfrichter- 
gehülfen Mühe hatten, die wahnsinnig 
Tobende zu bewältigen und auf's Schafott 
zu bringen. In wenigen Sekunden war 
dann die Enthauptung vollzogen. Fünf 
Minuten später betrat der Mörder Spring 
tein mit größter Fassung die Richtstätte. 
Als man den Rock öffnen wollte, stieß er 
die Scharfrichterknechte mit den Worten 
zurück: „Det machen wie allens selber", 
eilte schnell zum Schafott und beugte den 
Kopf auf den Block herab. Ein blitzendes 
ausen des Beiles durch die Lust, und 
der Gerechtigkeit war Genüge geschehen. 
Gegen das Rauchen jugendlicher 
Personen beabsichtigt der Posener 
Polizeipräsident demnächst eine Verordnung 
zu erlassen, wonach allen jugenvlichen 
Personen unter 17 Jahren, sofern dieselben 
ich nicht in Begleitung Erwachsener be> 
tnden, das Rauchen auf den öffentlichen 
Straßen untersagt werden soll. Die „Pos. 
Ztg." bemerkt dazu: „Ja, wie will denn 
die Polizei feststellen, daß der Bengel sich 
noch unter 17 Jahren befindet? Da müßte 
gleich wieder eine Verordnung ergehen: 
alle rauchlustigen Jünglinge haben ihren 
Geburtsschein bei sich zu führen und auf 
Verlangen vorzuzeigen." 
Der Sedantag ist in Bad Kissingen 
purlos, ohne Sang und Klang vorüber- 
zegangen. Die dort anwesenden Franzosen 
oüten in ihrem Nationalgefühl geschont, 
alles sollte vermieden werden, ihre alten 
Wunden zu reizen, und kein Mißton sollte 
die Kurgäste verletzen. (Hätte man um- 
gekehr, in Biarritz z. B., ebenso gehandelt?) 
Wegen der Erkrankungen an 
Typhus, die zur Zeit die Garnison zu 
Brandenburg a. d. H. heimsuchen, er 
hielten die Reservisten, die zu einer 
Manöverübung nach dort beordert waren, 
Gegenbefehl. Nur die als Lazarethgehilfen 
ausgebildeten Mannschaften wurden zur 
Dienstleistung dem Brandenburger Gar 
nison-Krankenhause überwiesen. 
Straßburg, 2. Sept. Unter der Marke 
„Minister und Radfahrer" berichtet 
die „Bürger-Ztg." Folgendes: Sonntag 
Abend halb 7 Uhr fand an der Ecke der 
Steinstraße und des Kleberstadens ein 
Renkontre zwischen einem der höchsten Be 
amten des Landes und einigen Radfahrern 
statt. Der Beamte war im Begriff, die 
Steinstraße zu passiren, als ein Radfahrer 
im Galopptempo auf ihn zufuhr. Mit 
Mühe gelang es ihm auszuweichen. Ir 
demselben Augenblick jagten von rechts u 
links gleichfalls in rasendem Tempo zwei 
Radfahrer ihm entgegen. Ein Ausweichen 
war jetzt unmöglich und der Herr war 
nahe daran, überfahren zu werden. Kurz 
entschlossen fuhr er mit seinem Spazierstock 
dem einem der beiden Velecipedisten in die 
Speichen des Rades uud brachte so die 
wilde verwegene Jagd zum Stehen. Einige 
Speichen des Rades hatten Schaden ge 
litten. Der Beamte ging seines Weges 
weiter. Der „beschädigte" Radfahrer eilte 
ihm nach, um seinen Namen festzustellen. 
Aus Wunsch wurde der Name genannt. 
Ob die gewünschte Rechnung auf „Schaden 
ersatz" eingereicht wurde, wissen wir nicht. 
Die Angewohnheit mancher Reisenden, 
Hunde mit in den Eisenbahnwagen 
zu nehmen, ohne dafür eine Fahrkarte zu 
lösen, wird einem Mann aus Nürnberg 
theuer zu stehen kommen. Als dieser vor 
einigen Tagen auf dem Anhalter Bahnhof 
in Berlin ankam, wurde sein Hündchen 
im Abtheil entdeckt. Die Bahnbehörde 
wollte es erst bei der Erhebung eines 
Fahrpreises bewenden lassen. Als aber 
der Reisende sich nicht nur weigerte, diesen 
zu bezahlen, sondern auch noch ausfallend 
gegen die Beamten wurde, belegte man 
ihn mit dem doppelten Satze. Außerdem 
hat der unvorsichtige Reisende vielleicht 
noch eine Anzeige wegen Betruges zu 
gewärtigen. 
Der zur Kur in Wiesbaden weilende, 
69 Jahre alte, schwerhörige und fast er 
blindete Londoner Rechtsanwalt Clements 
wurde von der Straßenbahn über 
fahren und erlag seinen schweren Ver 
letzungen. 
Die Gattin des Ministers 
von Bötticher gerieth vor einigen 
Tagen in große Lebensgefahr. Wie 
aus Vienenburg (Harz) geschrieben wird, 
besuchte die Familie des Ministers in 
größerer Gesellschaft das Kaliwerk Hercynia 
und fuhr in Begleitung des Generaldirektors 
des Etablissements und mehrerer anderer 
Beamten ein. Als die Besucher auf einem 
Förderwagen durch die Stollen fuhren, 
fing das Kleid der Frau von Bötticher 
plötzlich Feuer und brannte sofort hell auf. 
Wahrscheinlich war Frau von Bötticher 
einem der mitgenommenen Grubenlichter 
zu nahe gekommen. Obersteiger Göricke 
sprang sofort hinzu, und es gelang ihm, 
das Feuer zu ersticken, allerdings hat er 
bei seinem Rettungswerk selbst erhebliche 
Brandwunden erlitten. Frau v. Bötticher 
trug einige leichtere Verletzungen davon. 
Elberfeld, 2. Septbr. Daß ein Kind 
ohne Augen zur Welt kommt — dieser 
seltene Fall von Mißbildung ist hier in 
den letzten Tagen vorgekommen. Einem 
hiesigen Privatsekrekär wurde ein Mädchen 
(das 12. Kind) geboren, bei dem zwar die 
Augenhöhlen vorhanden sind, die Augen 
aber vollständig fehlen. Ein hinzugezogener 
Augenarzt erklärte, daß ihm ein ähnlicher 
Fall in seiner langjährigen Praxis noch 
nicht vorgekommen und seines Wissens auch 
in der ärztlichen Wissenschaft bisher noch 
nicht beobachtet sei. 
Malchin, 2. Septbr. Kürzlich fand auf 
dem Rathhause ein Verpachtungstermin 
über das Stadtgut Pisede statt, am Meist- 
gebot blieb Ackerbürger Kummerow mit 
3600 Ji, doch durfte darauf der Zuschlag 
nicht erfolgen. Die bisherige Pacht betrug 
annähernd 7000 Mark — Ist dies ein 
Zeichen landwirthschaftlichen Rückganges 
oder nicht? 
Wilhelmshaven, 2. Sept. Heute sind 
hier die letzten Briefe, welche von der 
Besetzung des Kanonenbootes „Iltis" fünf 
Tage vor dem Eintritt der Katastrophe 
geschrieben wurden, ausgegeben worden. 
Trotzdem der Sedantag in Hamburg 
dieses Jahr zum ersten Male seit 25 
Jahren nicht als gesetzlicher Feiertag be 
gangen wurde, zogen doch die meisten 
Krieger-Vereine in hellen Schaaren aus 
und in der Nachbarschaft waren die 
meisten Vergnügungs-Lokale von Vereinen 
mit Beschlag belegt. 
Vrovmziellee. 
Die in Altona in Untersuchungshaft 
befindliche Ehefrau Weidner aus Schiffbek, 
welche der Blutschande und der Ermordung 
ihres Kindes beschuldigt ist und auch bereits 
eingestanden hat, daß sie ihr Kind gleich 
nach der Geburt getödtet, während sie die 
Blutschande bestreitet, hat dem Gefängniß 
beamten gegenüber freiwillig ein Geständniß 
abgelegt, wonach sie ein früher geborenes 
Kind ebenfalls getödtet und die Leiche 
beseitigt hat. Gewissensbisse haben sie zu 
dem Geständniß veranlaßt. 
Itzehoe, 2. Sept. Der heute hier ab 
gehaltene Herb st Pferde markt ist äußerst 
schwach beschickt; Luxuspferde sind über. 
Haupt nicht vorhanden. Von den zuge 
führten Arbeitspferden, ca. 50 an der 
Zahl, blieben nur wenige unverkauft; man 
erzielte Preise von 300 bis 500 Ji und 
darüber hinaus. 
Auf dem höchsten Punkt von Kelli« 
Husen, im Garten des Photographen 
Bahlendick, ist in diesen Tagen ein Brunnen 
gegraben worden. Derselbe mußte 53 
Fuß tief hineingearbeitet werden, ehe ge 
nügend Wasser erzielt wurde. Interessant 
ist die dabei festgestellte Bodenbeschaffenheit. 
Zunächst wurde eine Sandschicht getroffen, 
auf welche eine Schicht Lehmerde folgte, 
unter dieser stieß man auf eine 25 Fuß 
dicke und recht harte Mergelschicht, worauf 
zum Schluß wasserführender Sand kam 
Durch diesen Brunnen, wie auch durch 
Tiefbohrungen in andern Stadttheileu 
kann als festgestellt gelten, daß der Unter 
gründ des Stadtgebiets Kellinghusen aus 
einer T h o n s ch i ch t von beträchtlicher 
Stärke besteht. 
Der „Jnselbote" in Wyk a. F. enthält 
folgende Anzeige des bekannten Berliner 
Waffenhändlers Hippolit Mehles: „Schafs 
kopf! Ein Schasskopf muß Derjenige sein, 
der Folgendes nicht einsieht. Amrum hat 
den schönsten Wellenschlag, hebt sich des 
halb von Jahr zu Jahr, denn ich habe 
3 Wochen jetzt im August dort gebadet 
und waren kolossale Wellen täglich (ohne 
Ausnahme). Ich als Spekulant habe so 
fort das beste Land gekauft, zahle es baar 
aus und kaufe billig. Ich offerire zwischen 
„Kaiserhof" und „Viktoria" das beste Stück 
Land, 4200 Meter, ganz oder getheilt mit 
ganz geringer Anzahlung (spottbillig), also 
sehe sich Jeder vor, es steigt von Jahr zu 
Jahr. Näheres bei Hippolit Mehles, Wyk, 
Strandhotel". Herr Mehles hat das be 
treffende Terrain vom Bankdirektor Fast 
in Tondern für 25 000 Æ. gekauft. 
Kiel, 2. Septbr. Prinz Heinrich 
ist am Dienstag Abend mit seiner Dacht 
„Esperance", die durch die Dampfyacht 
„Lensahn" von Eckernförde nach hier ge 
schleppt wurde, hier eingetroffen. Der 
Prinz übernachtete an Bord, heute früh 
fuhr der Prinz mit einer Dampspinaffe 
zur Jensen-Brücke. Die Abreise nach 
Schlesien hat Morgens 6 Uhr 35 Min. 
stattgefunden. In der Begleitung des 
Prinzen befinden sich seine beiden Ad 
jutanten Korvettenkapitän Müller und 
Rittmeister v. Breugel. 
In Tondern wurde ein Individuum 
verhaftet, welches in Esbjerg ein Fahrrad 
gestohlen hat und einem Rechtsanwalt in 
Aurich, bei dem er früher als Bureau 
schreiber thätig gewesen, mit 50000 Mk 
unterschlagenen Geldern durchgegangen ist. 
Ein in seinem Besitz gefundenes Contobuch 
der Esbjerg-Bank über 18000 Kronen 
will er auf der Chaussee nach Kolbing ge 
funden haben. 
Zur Bahnfrage im Haderslebener Kreis 
hat der Handelsverein in Hadersleben an 
den Kreistag das Ersuchen gestellt, sich 
für die directe Linie Hadersleben-Christians 
feld zu erklären, da diese Linie 102 000 Mk. 
billiger sich stellen lvürde, als die Linie 
über Ijelüstrup. 
Der Arbeiter Aug. Schmidt in Tönning 
rettete am Sonnabend Nachmittag zwei 
Knaben vom Tode des Ertrinkens. 
Die Knaben wateten hinter dem Zollpack 
hause am Ufer der Eider, geriethen aber 
in ein tief gegrabenes Loch und wären 
unrettbar verloren gewesen, wenn nicht 
obenbenannter Arbeiter hinzugekommen 
wäre. Bei dem einen der beiden Knaben 
mußten Wiederbelebungsversuche gemacht 
werden, die glücklicher Weise von Erfolg 
waren. 
In Osterhoist bei Lügumkloster feierte 
der alte Böttchermeister Blenner in vollster 
Rüstigkeit sein 50jähriges Meister- und 
Orts-Jubiläum. 
*11? Friedrichstadt, 3. Septbr. Heute 
wurden in unserer Stadt 46 Saugfüllen, 
welche im Sommer in der Umgegend, ins 
besondere in Stapelholm auf der Weide 
angekauft worden sind, an den Käufer, den 
Pferdegroßhändler Kröger aus Strasburg 
in der Ukermark, abgeliefert. Derselbe 
hat auch in andern Gegenden in derselben 
Kategorie Abschlüsse gemacht, so daß er im 
Ganzen ca. 260 Füllen nach dem Süden 
ausführt, wo sie besonders in der Land- 
wirthschaft Verwendung finden. Die Preise 
kellen sich recht hoch, 300—350 Ji pro 
tück. Die Pferdezucht ist bei solchen 
Preisen immer noch ein recht rentabler 
Zweig des landwirthschaftlichen Betriebes. 
Im Garten des Gasthossbesitzers Hansen 
in Broacker befindet sich eine Linde, in 
deren Baumkrone, welche eine vollständige 
Laube mit Sitzplätzen enthält, kürzlich das 
fünsundzwanzigste Berlöbniß stattfand. 
Daß man einen Leichenwagen zum 
Transport von leeren Bierfässern be 
nutzt, dürfte auch nicht alle Tage vor 
kommen. Vor einigen Tagen hat man dies 
fertig gebracht, indem Fässer nach dem 
Bahnhof gebracht wurden. So wird der 
„Nordfries. Rundschau" in Niebüll von 
glaubwürdiger Seite mitgetheilt, daß es in 
einem Nachbarorte passirt sei. 
Langwedel, 1. Sept. Gestern Abend 
gegen 10 Uhr wurde das Gewese des 
Landmannes Johann Hilbert Hierselbst 
total eingeäschert. Das Feuer, dessen 
Entstehungsursache unbekannt, nahm in 
der Scheune seinen Anfang. Es ging dann 
in größter Geschwindigkeit auf Käthe und 
Wohnhaus über, so daß die Bewohner 
sich durchs Fenster retten mußten und nur 
das nackte Leben bargen. Leider sind auch 
14 zum Theil fette Schweine, eine Starke 
und 1 Füllen in den Flammen umge 
kommen. Es ist das dritte Mal, daß in 
einem Zeitraume von 60 Jahren dies 
Gewese eingeäschert ist. In den 70er 
Jahren äscherte ein Blitzschlag das Gewese 
ein. 
X Rendsburg, 4. September. In der 
Bahnhofstraße vor dem Bahnhofshätel ist 
heute plötzlich eine kleine Erdsenkung vor 
gekommen, die wahrscheinlich in Folge der 
Kanalisation und auch des schweren Regens 
der letzten Tage herbeigeführt wurde. Die 
betr. Stelle ist abgesperrt, so daß daraus 
keine weiteren „Einstürze" sich ereignen 
können. 
□ Rendsburg, 4. Sept. In den letzten 
Tagen ist der Platz vor dem neuen Doppel- 
schulhause in der Altstadt genau ausgemessen 
worden, zwecks Herstellung gärtnerischer 
Anlagen. Die vor dem Gebäude befindliche 
Allee soll entfernt werden und die betr 
Bäume sollen noch in diesem Herbst nach 
dem durch Aufschüttung gewonnenen Platze 
am Wasser versetzt werden. Nach Be 
seitigung der Allee wird das schöne 
Schulgebäude erheblich besser zur Geltung 
kommen. 
X Rendsburg, 4. Septbr. Von Kiel 
kommend passirten hier heute Vormittag 
der Minenleger „Rhein" und das Panzer 
kanonenbeot „Natter". Desgleichen wurden 
auch verschiedene Torpedoboote, je zwei 
zusammengekoppelt, in der Richtung nach 
Brunsbüttel durch den Kanal geführt. 
ff- Rendsburg, 4. Septbr. Heute hat 
die Landwehr, welche zu einer 14tägigen 
Uebung nach hier berufen war, unsere 
Stadt verlassen und ist in die Heimath 
zurückgekehrt. Die Infanterie kehrt morgen 
zurück aus dem Manöver und es werden 
bann alsbald die ausgedienten Mannschaften 
zur Reserve entlassen. Die Artillerie kehrt 
erst später zurück. Am 17. September 
erfolgt bei dem hiesigen 4. Bataillon 
wiederum die Einstellung von rund 250 
Landwehrleuten. 
^ Rendsburg, 4. Septbr. Wiederum 
brachte uns die Nacht heftigen Sturm mit 
Regen und Gewitter. Der Boden ist 
gänzlich durchweicht und der Regen fängt 
nicht allein an, der Landwirthschaft zu 
schaden, sondern beeinträchtigt auch den 
Fortgang der Arbeit auf den verschiedenen 
Arbeitsstätten wesentlich. 
Abend-Depeschen. 
Breslau, 4. Septbr. Die Stadt 
ist aufs herrlichste geschmückt. Ter 
Kaiser traf l'/ 2 Uhr auf dem Ober 
schlesischen Bahnhof ein, gleich darauf 
lief der Zug der Kaiserin ein. Die 
Majestäten begaben sich nach dem 
Denkmalsplatze, unterwegs von 
riesigen Menschenmengen mit brausen 
den Hochs begrüstt. Die spalier 
bildenden Truppen stimmten in die 
Hurrahs ein. Nach Ansprache des 
Oberpräsidenten Seydewitz fiel die 
Hülle des Kaiser Wilhelm-Denkmals, 
worauf der Oberpräsident das Kaiser- 
hoch ausbrachte. 
Anzeigen. 
Kirchliche Anzeien. 
St. Marienkirche. 
Sonntag, den 6. Sept. (14. Sonnt, n. Trinitatis): 
9 Uhr: Predigt des Herrn Pastor Liefland. 
10'/, Uhr: Predigt des Herrn Pastor Hansen. 
Christ- und Garnison.-rch 
(Civilgemeinde.) 
Sonntag, den 6. Sept. (14. Sonnt, n. Trinitatis): 
9 Uhr: Beichte in der Kirche. 
9'/, Uhr: Predigt des Herrn Pastor Hess. 
5 Uhr: Predigt: Pastor Siedentop. 
Militäruemeiude. 
Sonntag, den 6. Sept. (14. Sonnt, n. Trinitatis', 
fällt der M'litairgottesdienst 
und der Kindergottesdienst aus. 
Katholischer Gottesdienst. 
Sonntag, den 6 September: 
Morgens 7 und 9>/„ Nachmittags 2 und 8 Uhr. 
(Statt besonderer Nachricht.) áļ 
Als Verlobte empfehlen sich: Sj 
Mathilde Ohrt | 
Christian Kühl 
Bordesholm. Rendsburg. Q 
September 1896. 
Caroline Puls 
Peter von Lanken 
*- Verlobte. 
Friedrichshoim. 
Elsdorf. 
Litteratur. 
— Meine Reise durch die Schweiz. 
Lieferung 1: Der Genfer See. (H. F- 
Koehler, Baarsortiment, Leipzig.) Unter den 
modernen Prachtwerken der Neuzeit ninimt dieses 
Werk, nach der 1. Lieferung zu urtheilen, sicher 
eine der ersten Stellen ein. Die ganze Samm 
lung wird 720 photographischen Ansichten der 
schönsten Landschaften der Schweiz umfassen. 
Wer Sinn für Naturschönheiten hat oder sich 
eine herrliche Erinnerung an die persönlich ge 
schauten prachtvollen Landschaftsbilder schaßen 
will, dem mögen diese im Foliosormat erscheinen 
den großen und naturwahr dargebotenen Kunst 
blätter empfohlen sein. Der Preis ist im Ver 
hältniß zu dem Dargebotenen als ein äußerst 
geringer zu bezeichnen. 
Todes-Anzeige. 
Am 4. ds. Mts., 6'/, Uhr Morgens, 
entschlief sanft und ruhig nach kurzen 
Leiden unser lieber Vater, Großvater 
und Urgroßvater »iŅWSKNî I 
Man» Samuel Petow, 
in seinem 92. Lebensjahre. 
Tiefbetrauert von den Seinen 
Familie Pctow. 
Die Beerdigung findet Montag-Vor-1 
mittag 11 Uhr in Hohn statt. 
Bekanntmachung. 
Die Lieferung der für das hiesige Armen 
haus für den Zeitraum vom 1. Oktober 
1896 bis dahin 1897 erforderlichen Ver- 
pflegungs- rc. Gegenstände und zwar: 
ca. 500 kg. Rindfleisch, 
„ 5500 „ Roggenbrot, 
„ 1750 „ Semmel, 
„ 3700 l. süße Milch, 
„ 1600 „ abgerahmte Milch, 
„ 1050 „ Buttermilch, 
„ 170 hg. feine Graupen, 
„ 250 „ Buchweizengrütze, 
„ 300 „ Reis, 
it 200 „ weiße Bohnen, 
„ 250 „ gelbe Erbsen, 
„ 100 „ Hafergrütze, 
„ 50 „ Gesundheitskaffee, 
„ 150 „ gebrannte Kaffeebohnen, 
„ 250 „ Käse, 
„ 300 „ Salz, 
„ 400 „ Farin, 
„ 30 „ getrocknete Aepfel, 
„ 50 „ getrocknete Pflaumen, 
„ 800 St. gesalzene Heringe. 
„ io kg. Petroleum, 
„ 200 „ Soda, 
„ 300 „ grüne Seise, 
150 „ Linsen, 
150 „ Buchwcizenmehl, 
„ 150 „ Weizenmehl 
soll im Wege der Submission vergeben 
werden. 
Versiegelte Offerten mit der Aufschrift: 
„Submission auf Verpflegungs- rc. Gegen 
stände für das Armenhaus zu Rendsburg" 
sind bis zum 
11. September d. Js., 
Mittags 12 Uhr, 
im Armenbureau, woselbst auch die 
Lieferungsbedingungen zur Einsicht ans 
tiegen, einzureichen. 
Rendsburg, den 2. Sept. 1896. 
Der Magistrat. 
A r m e n - Ä e r w a l t u n g. 
v. Cappeln. 
BO|)|iii, Etiihle II. Mcnficn 
empfiehlt 
I Harbeck. Tapezier, Kronprinzenstr. 432.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.