Werthlose rumänische Renten
briefe im Werthe von 17,000 Mark
waren, wie wir kürzlich berichteten, von
einer Schwindlerin bei dem Bankhause
von Kann in Potsdam für 10,000 Mk.
verkauft worden. Wie jetzt festgestellt
worden ist, stammen diese Papiere aus
einem vor drei Jahren verübten Diebstahl
her. Der Geschädigte war ein emeritirter
Lehrer Namens Paulus, der inzwischen
verstorben ist. Man vermuthet daher in
der jetzigen Verkäuferin der Papiere diejenige
Person, welche den Diebstahl seinerzeit
ausgeführt hat. Die Nummern der ge-
stohlenen Effekten waren übrigens damals
von der Polizei sämmtlichen Bankiers mit
getheilt worden.
Schwedt, 2. September. Am Montag-
Nachmittag um 5 Uhr brach ein heftiges
Unwetter über unsere Stadt und Um
gegend herein, das einen vernichtenden,
vom Sturm gepeitschten Hagelschlag
mit wolkenbruchartigem Regen hernieder-
fandte. Der Hagel fiel so dicht, daß die
Fluren innerhalb weniger Minuten handhoch
damit bedeckt wurden; die Schlossen waren
ganz abnorm groß, einzelne erreichten die
Größe einer Wallnuß und lösten sich erst
nach Verlauf einiger Stunden in Wasser
auf. Daneben der schwemmende Regen
guß ; Straßen und Plätze wurden in
Seen verwandelt, und die Wasserfluthen
rissen Rinnsteinbelege, kleine Brücken u. s. w.
mit sich fort. Zahlreiche Fensterscheiben
wurden vom Hagel zerschlagen. Der
Sturm hat viele Bäume entwurzelt und
in den Obstplantagen durch Abreißen der
besetzten Tragzweige und des Obstes großes
Unheil angerichtet. Was bedeuten aber
diese verhältnißmäßg kleinen Schäden
gegenüber der Vernichtung der Tabak
ernte? Letztere bildet das Haupteinkommen
der hiesigen Landwirthschaft, die nun einer
trostlosen Zeit entgegensieht. Haben auch
Einzelne ihren Tabak versichert, so sind
doch die Meisten dieser Vorsichtsmaßregel
nicht gefolgt; letztere büßen alles ein, denn
die so und so oft durchschlagenen Tabak
blätter sind entwerthet. Die Tabakselder
zeigen nur noch die leeren Stengel, die
zerfetzten Blätter sind abgeschlagen und
bedecken den Erdboden. Soviel bis jetzt
bekannt, sind die Feldmarken fast der ganzen
tabakbauenden Umgebung betroffen worden.
Die B örsen ga rt en a ff a ire in Königs
ļbrrg bringt immer sonderbarere Er-
scheinungen der Ueberhebung hervor. Der
C. C. der dortigen Studentenkorps
hat den zum Duell herausgeforderten
Amtsgerichtsrath A., welcher bis vor
Kurzem alter Herr eines Königsberger
Korps gewesen war, aufgefordert, sich über
diese Angelegenheit zu äußern. Amts
gerichtsrath A. hat sich dazu bereit erklärt,
wenn seine Auslassung dem Korps nicht
als Grundlage von dessen Rechtsprechung
dienen sollte. Die Korps beanspruchten
zedoch für sich die Jurisdiktion
mnter Ausschluß der alten Herren,
worauf Herr Amtsgerichtsrath A. erklärte,
daß angesichts seiner amtlichen und Lebens
stellung und in Anbetracht des Umstandes,
daß zur Zeit seiner Aktivität eine derartige
Statutenbestimmung nicht bestanden habe,
er sich der Jurisdiktion nicht unterwerfen
könne und für die fernere Mitgliedschaft
fortan danken müsse. Diese Zurückweisung
erscheint uns durchaus selbstverständlich
Aber mit Staunen wird man erfahren,
daß Studenten, junge Burschen, die
noch aus der Tasche ihrer Eltern
leben und eine sittliche Reife nach ihrem
Lebensalter noch garnicht erlangt haben
können, den Anspruch erheben, ein Ehren
gericht zu bilden über alte Herren,
die sich in amtlicher Stellung befinden und
dieses Verlangen darauf stützen, daß diese
alte Herren vor einem Menschenalter als
Studenten mit Altersgenossen unter den
selben Farben und Zeichen miteinander
Bier getrunken und gesellig verkehrt haben
— Die „Königsb. Hartungsche Ztg." macht
darauf aufmerksam, daß, wenn die Königs
derger Korps wirklich beschlossen hätten
den Börsengarten jedenfalls nur ohne
Farben zu besuchen, dieser Beschluß eine
schwere Beleidigung der Direktion des
Börsengartens bedeuten würde, denn das
Verbot des Farbentragens besteht sonst nur
gegenüber verrufenen Lokalen.
Prcnzlau, 2. Sept. Von der vor einigen
Tagen gemeldeten Doppelhinrichtung
werden jetzt folgende Einzelheiten bekannt
Das Gistmischerpaar, Kaufmann Spring
stein und seine Schwester, die Witwe Bock,
hat bis zum letzten Augenblick keine Spur
von Reue gezeigt. Zuerst wurde die Wittwe
Bock, geb. Springstein zur Richtstätte
geführt. Schon ehe die Verurtheilte den
Hofraum betrat, hörte man ihr gellendes
Geschrei und Gejammer. Als sich die
Thür öffnete, wurde die ungefesselte
fürchterlich schreiende und sich sträubende
Frau von den Beamten geschoben, fast
getragen bis zum Tische des Protokoll
führers gebracht. Als ihr hier vom Ersten
Staatsanwalt nochmals das gegen sie
erkannte Todesurtheil vorgelesen wurde
störte sie diesen Vorgang durch das fort
währende Geschrei: „Mein armer Bruder
mein armer Bruder, der unschuldig sei'
Blut für mich lassen muß! Meinen armen
armen Bruder will ich sprechen."
nach Vorlesung der Kaiserlichen Ordre die
dem Tode verfallene Mörderin von dem
Ersten Staatsanwalt dem Scharfrichter
Reindel zur Vollstreckung des Urtheils
übergeben wurde, leistete sie unter gellendem
Geschrei so heftigen Widerstand, daß die
ie in Empfang nehmenden vierScharfrichter-
gehülfen Mühe hatten, die wahnsinnig
Tobende zu bewältigen und auf's Schafott
zu bringen. In wenigen Sekunden war
dann die Enthauptung vollzogen. Fünf
Minuten später betrat der Mörder Spring
tein mit größter Fassung die Richtstätte.
Als man den Rock öffnen wollte, stieß er
die Scharfrichterknechte mit den Worten
zurück: „Det machen wie allens selber",
eilte schnell zum Schafott und beugte den
Kopf auf den Block herab. Ein blitzendes
ausen des Beiles durch die Lust, und
der Gerechtigkeit war Genüge geschehen.
Gegen das Rauchen jugendlicher
Personen beabsichtigt der Posener
Polizeipräsident demnächst eine Verordnung
zu erlassen, wonach allen jugenvlichen
Personen unter 17 Jahren, sofern dieselben
ich nicht in Begleitung Erwachsener be>
tnden, das Rauchen auf den öffentlichen
Straßen untersagt werden soll. Die „Pos.
Ztg." bemerkt dazu: „Ja, wie will denn
die Polizei feststellen, daß der Bengel sich
noch unter 17 Jahren befindet? Da müßte
gleich wieder eine Verordnung ergehen:
alle rauchlustigen Jünglinge haben ihren
Geburtsschein bei sich zu führen und auf
Verlangen vorzuzeigen."
Der Sedantag ist in Bad Kissingen
purlos, ohne Sang und Klang vorüber-
zegangen. Die dort anwesenden Franzosen
oüten in ihrem Nationalgefühl geschont,
alles sollte vermieden werden, ihre alten
Wunden zu reizen, und kein Mißton sollte
die Kurgäste verletzen. (Hätte man um-
gekehr, in Biarritz z. B., ebenso gehandelt?)
Wegen der Erkrankungen an
Typhus, die zur Zeit die Garnison zu
Brandenburg a. d. H. heimsuchen, er
hielten die Reservisten, die zu einer
Manöverübung nach dort beordert waren,
Gegenbefehl. Nur die als Lazarethgehilfen
ausgebildeten Mannschaften wurden zur
Dienstleistung dem Brandenburger Gar
nison-Krankenhause überwiesen.
Straßburg, 2. Sept. Unter der Marke
„Minister und Radfahrer" berichtet
die „Bürger-Ztg." Folgendes: Sonntag
Abend halb 7 Uhr fand an der Ecke der
Steinstraße und des Kleberstadens ein
Renkontre zwischen einem der höchsten Be
amten des Landes und einigen Radfahrern
statt. Der Beamte war im Begriff, die
Steinstraße zu passiren, als ein Radfahrer
im Galopptempo auf ihn zufuhr. Mit
Mühe gelang es ihm auszuweichen. Ir
demselben Augenblick jagten von rechts u
links gleichfalls in rasendem Tempo zwei
Radfahrer ihm entgegen. Ein Ausweichen
war jetzt unmöglich und der Herr war
nahe daran, überfahren zu werden. Kurz
entschlossen fuhr er mit seinem Spazierstock
dem einem der beiden Velecipedisten in die
Speichen des Rades uud brachte so die
wilde verwegene Jagd zum Stehen. Einige
Speichen des Rades hatten Schaden ge
litten. Der Beamte ging seines Weges
weiter. Der „beschädigte" Radfahrer eilte
ihm nach, um seinen Namen festzustellen.
Aus Wunsch wurde der Name genannt.
Ob die gewünschte Rechnung auf „Schaden
ersatz" eingereicht wurde, wissen wir nicht.
Die Angewohnheit mancher Reisenden,
Hunde mit in den Eisenbahnwagen
zu nehmen, ohne dafür eine Fahrkarte zu
lösen, wird einem Mann aus Nürnberg
theuer zu stehen kommen. Als dieser vor
einigen Tagen auf dem Anhalter Bahnhof
in Berlin ankam, wurde sein Hündchen
im Abtheil entdeckt. Die Bahnbehörde
wollte es erst bei der Erhebung eines
Fahrpreises bewenden lassen. Als aber
der Reisende sich nicht nur weigerte, diesen
zu bezahlen, sondern auch noch ausfallend
gegen die Beamten wurde, belegte man
ihn mit dem doppelten Satze. Außerdem
hat der unvorsichtige Reisende vielleicht
noch eine Anzeige wegen Betruges zu
gewärtigen.
Der zur Kur in Wiesbaden weilende,
69 Jahre alte, schwerhörige und fast er
blindete Londoner Rechtsanwalt Clements
wurde von der Straßenbahn über
fahren und erlag seinen schweren Ver
letzungen.
Die Gattin des Ministers
von Bötticher gerieth vor einigen
Tagen in große Lebensgefahr. Wie
aus Vienenburg (Harz) geschrieben wird,
besuchte die Familie des Ministers in
größerer Gesellschaft das Kaliwerk Hercynia
und fuhr in Begleitung des Generaldirektors
des Etablissements und mehrerer anderer
Beamten ein. Als die Besucher auf einem
Förderwagen durch die Stollen fuhren,
fing das Kleid der Frau von Bötticher
plötzlich Feuer und brannte sofort hell auf.
Wahrscheinlich war Frau von Bötticher
einem der mitgenommenen Grubenlichter
zu nahe gekommen. Obersteiger Göricke
sprang sofort hinzu, und es gelang ihm,
das Feuer zu ersticken, allerdings hat er
bei seinem Rettungswerk selbst erhebliche
Brandwunden erlitten. Frau v. Bötticher
trug einige leichtere Verletzungen davon.
Elberfeld, 2. Septbr. Daß ein Kind
ohne Augen zur Welt kommt — dieser
seltene Fall von Mißbildung ist hier in
den letzten Tagen vorgekommen. Einem
hiesigen Privatsekrekär wurde ein Mädchen
(das 12. Kind) geboren, bei dem zwar die
Augenhöhlen vorhanden sind, die Augen
aber vollständig fehlen. Ein hinzugezogener
Augenarzt erklärte, daß ihm ein ähnlicher
Fall in seiner langjährigen Praxis noch
nicht vorgekommen und seines Wissens auch
in der ärztlichen Wissenschaft bisher noch
nicht beobachtet sei.
Malchin, 2. Septbr. Kürzlich fand auf
dem Rathhause ein Verpachtungstermin
über das Stadtgut Pisede statt, am Meist-
gebot blieb Ackerbürger Kummerow mit
3600 Ji, doch durfte darauf der Zuschlag
nicht erfolgen. Die bisherige Pacht betrug
annähernd 7000 Mark — Ist dies ein
Zeichen landwirthschaftlichen Rückganges
oder nicht?
Wilhelmshaven, 2. Sept. Heute sind
hier die letzten Briefe, welche von der
Besetzung des Kanonenbootes „Iltis" fünf
Tage vor dem Eintritt der Katastrophe
geschrieben wurden, ausgegeben worden.
Trotzdem der Sedantag in Hamburg
dieses Jahr zum ersten Male seit 25
Jahren nicht als gesetzlicher Feiertag be
gangen wurde, zogen doch die meisten
Krieger-Vereine in hellen Schaaren aus
und in der Nachbarschaft waren die
meisten Vergnügungs-Lokale von Vereinen
mit Beschlag belegt.
Vrovmziellee.
Die in Altona in Untersuchungshaft
befindliche Ehefrau Weidner aus Schiffbek,
welche der Blutschande und der Ermordung
ihres Kindes beschuldigt ist und auch bereits
eingestanden hat, daß sie ihr Kind gleich
nach der Geburt getödtet, während sie die
Blutschande bestreitet, hat dem Gefängniß
beamten gegenüber freiwillig ein Geständniß
abgelegt, wonach sie ein früher geborenes
Kind ebenfalls getödtet und die Leiche
beseitigt hat. Gewissensbisse haben sie zu
dem Geständniß veranlaßt.
Itzehoe, 2. Sept. Der heute hier ab
gehaltene Herb st Pferde markt ist äußerst
schwach beschickt; Luxuspferde sind über.
Haupt nicht vorhanden. Von den zuge
führten Arbeitspferden, ca. 50 an der
Zahl, blieben nur wenige unverkauft; man
erzielte Preise von 300 bis 500 Ji und
darüber hinaus.
Auf dem höchsten Punkt von Kelli«
Husen, im Garten des Photographen
Bahlendick, ist in diesen Tagen ein Brunnen
gegraben worden. Derselbe mußte 53
Fuß tief hineingearbeitet werden, ehe ge
nügend Wasser erzielt wurde. Interessant
ist die dabei festgestellte Bodenbeschaffenheit.
Zunächst wurde eine Sandschicht getroffen,
auf welche eine Schicht Lehmerde folgte,
unter dieser stieß man auf eine 25 Fuß
dicke und recht harte Mergelschicht, worauf
zum Schluß wasserführender Sand kam
Durch diesen Brunnen, wie auch durch
Tiefbohrungen in andern Stadttheileu
kann als festgestellt gelten, daß der Unter
gründ des Stadtgebiets Kellinghusen aus
einer T h o n s ch i ch t von beträchtlicher
Stärke besteht.
Der „Jnselbote" in Wyk a. F. enthält
folgende Anzeige des bekannten Berliner
Waffenhändlers Hippolit Mehles: „Schafs
kopf! Ein Schasskopf muß Derjenige sein,
der Folgendes nicht einsieht. Amrum hat
den schönsten Wellenschlag, hebt sich des
halb von Jahr zu Jahr, denn ich habe
3 Wochen jetzt im August dort gebadet
und waren kolossale Wellen täglich (ohne
Ausnahme). Ich als Spekulant habe so
fort das beste Land gekauft, zahle es baar
aus und kaufe billig. Ich offerire zwischen
„Kaiserhof" und „Viktoria" das beste Stück
Land, 4200 Meter, ganz oder getheilt mit
ganz geringer Anzahlung (spottbillig), also
sehe sich Jeder vor, es steigt von Jahr zu
Jahr. Näheres bei Hippolit Mehles, Wyk,
Strandhotel". Herr Mehles hat das be
treffende Terrain vom Bankdirektor Fast
in Tondern für 25 000 Æ. gekauft.
Kiel, 2. Septbr. Prinz Heinrich
ist am Dienstag Abend mit seiner Dacht
„Esperance", die durch die Dampfyacht
„Lensahn" von Eckernförde nach hier ge
schleppt wurde, hier eingetroffen. Der
Prinz übernachtete an Bord, heute früh
fuhr der Prinz mit einer Dampspinaffe
zur Jensen-Brücke. Die Abreise nach
Schlesien hat Morgens 6 Uhr 35 Min.
stattgefunden. In der Begleitung des
Prinzen befinden sich seine beiden Ad
jutanten Korvettenkapitän Müller und
Rittmeister v. Breugel.
In Tondern wurde ein Individuum
verhaftet, welches in Esbjerg ein Fahrrad
gestohlen hat und einem Rechtsanwalt in
Aurich, bei dem er früher als Bureau
schreiber thätig gewesen, mit 50000 Mk
unterschlagenen Geldern durchgegangen ist.
Ein in seinem Besitz gefundenes Contobuch
der Esbjerg-Bank über 18000 Kronen
will er auf der Chaussee nach Kolbing ge
funden haben.
Zur Bahnfrage im Haderslebener Kreis
hat der Handelsverein in Hadersleben an
den Kreistag das Ersuchen gestellt, sich
für die directe Linie Hadersleben-Christians
feld zu erklären, da diese Linie 102 000 Mk.
billiger sich stellen lvürde, als die Linie
über Ijelüstrup.
Der Arbeiter Aug. Schmidt in Tönning
rettete am Sonnabend Nachmittag zwei
Knaben vom Tode des Ertrinkens.
Die Knaben wateten hinter dem Zollpack
hause am Ufer der Eider, geriethen aber
in ein tief gegrabenes Loch und wären
unrettbar verloren gewesen, wenn nicht
obenbenannter Arbeiter hinzugekommen
wäre. Bei dem einen der beiden Knaben
mußten Wiederbelebungsversuche gemacht
werden, die glücklicher Weise von Erfolg
waren.
In Osterhoist bei Lügumkloster feierte
der alte Böttchermeister Blenner in vollster
Rüstigkeit sein 50jähriges Meister- und
Orts-Jubiläum.
*11? Friedrichstadt, 3. Septbr. Heute
wurden in unserer Stadt 46 Saugfüllen,
welche im Sommer in der Umgegend, ins
besondere in Stapelholm auf der Weide
angekauft worden sind, an den Käufer, den
Pferdegroßhändler Kröger aus Strasburg
in der Ukermark, abgeliefert. Derselbe
hat auch in andern Gegenden in derselben
Kategorie Abschlüsse gemacht, so daß er im
Ganzen ca. 260 Füllen nach dem Süden
ausführt, wo sie besonders in der Land-
wirthschaft Verwendung finden. Die Preise
kellen sich recht hoch, 300—350 Ji pro
tück. Die Pferdezucht ist bei solchen
Preisen immer noch ein recht rentabler
Zweig des landwirthschaftlichen Betriebes.
Im Garten des Gasthossbesitzers Hansen
in Broacker befindet sich eine Linde, in
deren Baumkrone, welche eine vollständige
Laube mit Sitzplätzen enthält, kürzlich das
fünsundzwanzigste Berlöbniß stattfand.
Daß man einen Leichenwagen zum
Transport von leeren Bierfässern be
nutzt, dürfte auch nicht alle Tage vor
kommen. Vor einigen Tagen hat man dies
fertig gebracht, indem Fässer nach dem
Bahnhof gebracht wurden. So wird der
„Nordfries. Rundschau" in Niebüll von
glaubwürdiger Seite mitgetheilt, daß es in
einem Nachbarorte passirt sei.
Langwedel, 1. Sept. Gestern Abend
gegen 10 Uhr wurde das Gewese des
Landmannes Johann Hilbert Hierselbst
total eingeäschert. Das Feuer, dessen
Entstehungsursache unbekannt, nahm in
der Scheune seinen Anfang. Es ging dann
in größter Geschwindigkeit auf Käthe und
Wohnhaus über, so daß die Bewohner
sich durchs Fenster retten mußten und nur
das nackte Leben bargen. Leider sind auch
14 zum Theil fette Schweine, eine Starke
und 1 Füllen in den Flammen umge
kommen. Es ist das dritte Mal, daß in
einem Zeitraume von 60 Jahren dies
Gewese eingeäschert ist. In den 70er
Jahren äscherte ein Blitzschlag das Gewese
ein.
X Rendsburg, 4. September. In der
Bahnhofstraße vor dem Bahnhofshätel ist
heute plötzlich eine kleine Erdsenkung vor
gekommen, die wahrscheinlich in Folge der
Kanalisation und auch des schweren Regens
der letzten Tage herbeigeführt wurde. Die
betr. Stelle ist abgesperrt, so daß daraus
keine weiteren „Einstürze" sich ereignen
können.
□ Rendsburg, 4. Sept. In den letzten
Tagen ist der Platz vor dem neuen Doppel-
schulhause in der Altstadt genau ausgemessen
worden, zwecks Herstellung gärtnerischer
Anlagen. Die vor dem Gebäude befindliche
Allee soll entfernt werden und die betr
Bäume sollen noch in diesem Herbst nach
dem durch Aufschüttung gewonnenen Platze
am Wasser versetzt werden. Nach Be
seitigung der Allee wird das schöne
Schulgebäude erheblich besser zur Geltung
kommen.
X Rendsburg, 4. Septbr. Von Kiel
kommend passirten hier heute Vormittag
der Minenleger „Rhein" und das Panzer
kanonenbeot „Natter". Desgleichen wurden
auch verschiedene Torpedoboote, je zwei
zusammengekoppelt, in der Richtung nach
Brunsbüttel durch den Kanal geführt.
ff- Rendsburg, 4. Septbr. Heute hat
die Landwehr, welche zu einer 14tägigen
Uebung nach hier berufen war, unsere
Stadt verlassen und ist in die Heimath
zurückgekehrt. Die Infanterie kehrt morgen
zurück aus dem Manöver und es werden
bann alsbald die ausgedienten Mannschaften
zur Reserve entlassen. Die Artillerie kehrt
erst später zurück. Am 17. September
erfolgt bei dem hiesigen 4. Bataillon
wiederum die Einstellung von rund 250
Landwehrleuten.
^ Rendsburg, 4. Septbr. Wiederum
brachte uns die Nacht heftigen Sturm mit
Regen und Gewitter. Der Boden ist
gänzlich durchweicht und der Regen fängt
nicht allein an, der Landwirthschaft zu
schaden, sondern beeinträchtigt auch den
Fortgang der Arbeit auf den verschiedenen
Arbeitsstätten wesentlich.
Abend-Depeschen.
Breslau, 4. Septbr. Die Stadt
ist aufs herrlichste geschmückt. Ter
Kaiser traf l'/ 2 Uhr auf dem Ober
schlesischen Bahnhof ein, gleich darauf
lief der Zug der Kaiserin ein. Die
Majestäten begaben sich nach dem
Denkmalsplatze, unterwegs von
riesigen Menschenmengen mit brausen
den Hochs begrüstt. Die spalier
bildenden Truppen stimmten in die
Hurrahs ein. Nach Ansprache des
Oberpräsidenten Seydewitz fiel die
Hülle des Kaiser Wilhelm-Denkmals,
worauf der Oberpräsident das Kaiser-
hoch ausbrachte.
Anzeigen.
Kirchliche Anzeien.
St. Marienkirche.
Sonntag, den 6. Sept. (14. Sonnt, n. Trinitatis):
9 Uhr: Predigt des Herrn Pastor Liefland.
10'/, Uhr: Predigt des Herrn Pastor Hansen.
Christ- und Garnison.-rch
(Civilgemeinde.)
Sonntag, den 6. Sept. (14. Sonnt, n. Trinitatis):
9 Uhr: Beichte in der Kirche.
9'/, Uhr: Predigt des Herrn Pastor Hess.
5 Uhr: Predigt: Pastor Siedentop.
Militäruemeiude.
Sonntag, den 6. Sept. (14. Sonnt, n. Trinitatis',
fällt der M'litairgottesdienst
und der Kindergottesdienst aus.
Katholischer Gottesdienst.
Sonntag, den 6 September:
Morgens 7 und 9>/„ Nachmittags 2 und 8 Uhr.
(Statt besonderer Nachricht.) áļ
Als Verlobte empfehlen sich: Sj
Mathilde Ohrt |
Christian Kühl
Bordesholm. Rendsburg. Q
September 1896.
Caroline Puls
Peter von Lanken
*- Verlobte.
Friedrichshoim.
Elsdorf.
Litteratur.
— Meine Reise durch die Schweiz.
Lieferung 1: Der Genfer See. (H. F-
Koehler, Baarsortiment, Leipzig.) Unter den
modernen Prachtwerken der Neuzeit ninimt dieses
Werk, nach der 1. Lieferung zu urtheilen, sicher
eine der ersten Stellen ein. Die ganze Samm
lung wird 720 photographischen Ansichten der
schönsten Landschaften der Schweiz umfassen.
Wer Sinn für Naturschönheiten hat oder sich
eine herrliche Erinnerung an die persönlich ge
schauten prachtvollen Landschaftsbilder schaßen
will, dem mögen diese im Foliosormat erscheinen
den großen und naturwahr dargebotenen Kunst
blätter empfohlen sein. Der Preis ist im Ver
hältniß zu dem Dargebotenen als ein äußerst
geringer zu bezeichnen.
Todes-Anzeige.
Am 4. ds. Mts., 6'/, Uhr Morgens,
entschlief sanft und ruhig nach kurzen
Leiden unser lieber Vater, Großvater
und Urgroßvater »iŅWSKNî I
Man» Samuel Petow,
in seinem 92. Lebensjahre.
Tiefbetrauert von den Seinen
Familie Pctow.
Die Beerdigung findet Montag-Vor-1
mittag 11 Uhr in Hohn statt.
Bekanntmachung.
Die Lieferung der für das hiesige Armen
haus für den Zeitraum vom 1. Oktober
1896 bis dahin 1897 erforderlichen Ver-
pflegungs- rc. Gegenstände und zwar:
ca. 500 kg. Rindfleisch,
„ 5500 „ Roggenbrot,
„ 1750 „ Semmel,
„ 3700 l. süße Milch,
„ 1600 „ abgerahmte Milch,
„ 1050 „ Buttermilch,
„ 170 hg. feine Graupen,
„ 250 „ Buchweizengrütze,
„ 300 „ Reis,
it 200 „ weiße Bohnen,
„ 250 „ gelbe Erbsen,
„ 100 „ Hafergrütze,
„ 50 „ Gesundheitskaffee,
„ 150 „ gebrannte Kaffeebohnen,
„ 250 „ Käse,
„ 300 „ Salz,
„ 400 „ Farin,
„ 30 „ getrocknete Aepfel,
„ 50 „ getrocknete Pflaumen,
„ 800 St. gesalzene Heringe.
„ io kg. Petroleum,
„ 200 „ Soda,
„ 300 „ grüne Seise,
150 „ Linsen,
150 „ Buchwcizenmehl,
„ 150 „ Weizenmehl
soll im Wege der Submission vergeben
werden.
Versiegelte Offerten mit der Aufschrift:
„Submission auf Verpflegungs- rc. Gegen
stände für das Armenhaus zu Rendsburg"
sind bis zum
11. September d. Js.,
Mittags 12 Uhr,
im Armenbureau, woselbst auch die
Lieferungsbedingungen zur Einsicht ans
tiegen, einzureichen.
Rendsburg, den 2. Sept. 1896.
Der Magistrat.
A r m e n - Ä e r w a l t u n g.
v. Cappeln.
BO|)|iii, Etiihle II. Mcnficn
empfiehlt
I Harbeck. Tapezier, Kronprinzenstr. 432.