Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

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AeLtestes und gelesenstes KlM im Kreise Uendsdurg. 
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89ster Jahrgang. 
Ireitag. den 4. September 
Bei Betriebsstörungen 
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dieses Blattes vorbehalten. 
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werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das 
Blatt „Mode und Heim" gratis beigegeben. 
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Morgen-Depeschen 
Warschau, 3. Şept. Der General, 
gouvcrneur Graf Schuwalow hat 
gestern einen Sch lag auf all erlitten, der 
eine Lähmung der linken Seite zur Folge 
hatte. Der Zustand deS Grafen soll ernst, 
jedoch nicht hoffnungslos fein. 
Dresden, 3. September. Nachdem 
Kaiser Wilhelm und König Albert Nach, 
mittags um 1 Uhr wieder in Dresden 
eingetroffen waren, erfolgte um 5>» Uhr 
die Fahrt nach Meißen. Meißen hat ein 
äußerst prachtvolles Festgewand angelegt. 
Die Majestäten wurden am Bahnhof von 
den Spitzen der Behörden begrüßt und 
fuhren sodann nach der Stadt, wo sich 
der Magistrat zum Empfang eingefunden 
hatte. Das Diner fand um 6 Uhr aus 
der Albrechtsburg statt, die gleichfalls 
prachtvoll dekorirt war. Bei der Tafel 
erhob sich der König und brachte auf den 
Kaiser einen Toast aus, worauf der Kaiser 
dankte und mit einem Toast erwiderte. 
Während der Galatafel unterhielt sich der 
Kaiser lebhaft mit dem Könige Albert. 
Um 9 Uhr erfolgte die Rückfahrt nach 
Dresden. Meißen prangte abends in 
feenhafter elektrischer Beleuchtung. 
Berlin, 4. Sept. Das Delailreisen 
in Mannfakturwaaren, in Wäsche 
und Bekleidungsgegenständen aller 
Art soll nach wie vor ohne jede Ein- 
schränkung gestattet werden. Noch für eine 
ganze Reihe anderer Branchen dürften 
nach den Ergebnissen der aus Anordnung 
des Bundesraths in den Einzelftaaten an 
gestellten Erhebungen, Ausnahmen vom 
Verbot des Detailreisens zu erwarten fein. 
Berlin, 3. Septbr. Heute Nachmittag 
tagte eine vom Vorstande der Bäcker- 
Innung „Germania" einberufene Versamm- 
lung der Bäckergesellen, in welcher über 
die bevorstehende Untersuchung der Gesellen 
und den Maximalarbeitstag gesprochen 
werden sollte. Die aus etwa 2000 meist 
sozialdemokratischen Gesellen bestehende 
Versammlung Protestirte gegen die Unter 
suchung und fand den Maximalarbeitstag 
noch nicht weitgehend genug. Als die 
Versammlung ohne Abstimmung vom Ober- 
meister Bernard geschlossen wurde, entstand 
ein wüster Tumult. Viele riefen: „Pfui!" 
„Haut die Kerle!" „Feigheit!" Man brachte 
Hochs auf die Sozialdemokratie aus und 
sang sozialdemokratische Lieder. Einige 
drangen auch aus den Vorstandstisch ein 
und bedrohten den Vorsitzenden. 
Berlin, 3. Sept. Am 5. September 
zuständiger Stelle erfährt, beruht das 
auf einem Irrthum. 
Oldenburg (Großherzogthum), 3. Sept. 
Gestern Abend 6 Uhr 44 Min. ist bei der 
Station Neuenkoop ein Personenzug auf 
einen mit Sand beladenen Zug gefahren. 
Der Packmeister ist tot; ein junges Ehe 
paar trug schwere Verletzungen davon. 
Mehrere andere Personen sind leichter 
verletzt. Der Materialschaden ist gering. 
Wiesbaden, 2. Sept. Ueber 80 Proteste 
sind beim Haupt-Ausschuß der hiesigen 
Fachgewerbe-Ausstellung für Hotel- und 
Wirthschftswesen gegen die Preisvertheilung 
der Jury eingegangen. 
Antwerpen, 3. Sept. Mehrere Ab- 
geordnete der englischen Gewerkvereine 
sind hier verhaftet worden, wie es heißt, 
wegen sozialistischer Umtriebe unter den 
hiesigen Hafenarbeitern. 
Brüffel, 3. Sept. Gestern Abend wurde 
hier ein leichtes fünf Sekunden währendes 
Erdbeben wahrgenommen. 
Spiritismus und Duell. 
Vor der Strafkammer des Landgerichts 
in Düsseldorf kommt, wie der „L. A." 
meldet, ein Proceß zur Verhandlung, der 
wegen seiner Vorgeschichte geeignet ist, das 
Interesse weiterer Kreise zu erwecken: 
Ans Veranlassung des Commandeurs der 
15. Division hat die Staatsanwaltschaft 
gegen die beiden vom Ehrengerichte ihrer 
Osficierswürde entkleideten früheren Mili 
tärs Frhrn. von Ehrhardt, früher Ritt- 
meister, von Kamptz, früher Premier 
lieutenant, sowie 
der Sache zu befaffen, Dr. Ewers wurde 
für satisfaktionsfähig erklärt, und als die 
beiden Geforderten auch jetzt noch aus 
ihrer Weigerung, sich mit ihm zu schießen, 
verharrten, wurden sie aus dem Offizier- 
stände ausgestoßen. Die beiden Herren 
veröffentlichten Erklärungen über die 
Affäre, in denen die Beleidigung gefunden 
wird, die zur Anklage geführt hat. Der 
jetzt Mitangeklagte Premierlieutenant a. D. 
von Rhein, ein Freund des Herrn v. Kamptz, 
forderte daraufhin den Vorsitzenden des 
Ehrenraths, städtischen Beigeordneten und 
Hauptmann der Landwehr Greve zum 
Duell. Der Geforderte lehnte dasselbe 
jedoch ab mit dem Hinweis auf seine 
Stellung als Vorsitzender des Ehrenrathes. 
Für Herrn v. Rhein war diese Ablehnung 
Veranlassung, die Oeffentlichkeit auf den 
Widerspruch in dem Thun des Herrn 
Greve aufmerksam zu machen und seinen 
Spott über ihn auszuschütten. Die Nieder- 
rheinische Volkstribüne und die Düsseldorfer 
NeuestenNachrichten nahmen die Erklärungen 
der Herren v. Ehrhardt, v. Kamptz und 
v. Rhein auf; ersteres Blatt setzte noch 
allerlei Bemerkungen hinzu, die keineswegs 
eine Schmeichelei für den Ehrenrath 
waren. Der Commandeur der 14. Division 
rief den Staatsanwalt zum Schutze des 
Ehrenrathes an, und dieser erhob Anklage 
gegen die obengenannten Herren. 
Außer dieser Beleidigungsklage wird in 
derselben Strafkammersitzung noch eine 
Anzahl Duellforderungen, die alle in der 
Spiritiften-Affaire ergangen sind, zur Ab- 
urtheilung gelangen. In der Bürgerschaft 
sieht man dem Prozesse mit großer 
, ,—gegen den Premier- Spannung entgegen, da man von demselben 
lieutenant a. D. von Rhein und diejeine authentische Darlegung der ganzen 
■ " ' 'Geschichte erhofft. Die beiden vom Ehren 
gericht ihrer Offizierswürde entkleideten 
Herren v. Ehrhardt und v. Kamptz hatten 
die Veröffentlichung verSpiritisten-Geschichte 
in einer Broschüre angekündigt. Vor 
Kurzem haben sie die Herausgabe der 
Broschüre verschoben, weil sie durch eine 
Darlegung der Sache vor dem Kaiser 
wieder zu ihrer Offiziers würde zu gelangen 
hoffen. 
allen Stilarten und an dessen mißrathenem 
Sohne, dem Socialismus." Als Losungs- 
wort müsse gelten: Heraus mit dem prakti 
schem Christenthum! Die Verchristlichung 
des gesammten öffentlichen Lebens sei das 
Ziel. (V. Z.) 
Spanien. 
Als muthmaßliche Urheber des seiner 
Zeit gemeldeten großen Juwelen died- 
stah ls in der Kathedrale von Toledo sind, 
wie dem „Impartial" gemeldet wird, die 
beiden Caplane, die als Ober- und Unter- 
sakristane fungirten, verhaftet worden. 
Inland. 
Redacteure Oskar Wessel und Otto Becker 
wegen Beleidigung des Ehrenraths, des 
Vorsitzenden des Ehrenraths, städtischen 
Beigeordneten Hauptmanns der Landwehr 
Greve, Anklage erhoben. Die Anklage 
hat^folgende Vorgeschichte: 
Jahre 1895 gründeten mehrere, den 
befferen Gesellschaftskreisen angehörende 
Herren einen „Psychologischen "Verein", 
um zu untersuchen, was Wahres am 
Spiritismus sei. Der Verein hielt ver- 
chiedene Sitzungen ab, konnte jedoch nicht 
zu dem gewünschten Resultat kommen. 
Schließlich übernahm es der Referendar 
0f. jur. Hans Ewers, dem Verein einen 
chlagenden Beweis von der Kraft und 
Wirksamkeit des Spiritismus zu erbringen. 
o. oepr. »m. o. sepicmoer Er behauptete, einem der Anwesenden, 
Ģ. zweite Fernsprechverbindung Ieinem Rentner, aus dessen Geldschrank 
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3 Uhr 
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wischen Berlin und Wien unter Ein 
challung von Dresden und Prag erösinet. 
4e Gebühr für ein geivöhnliches Dtei- 
ninutengespräch beträgt zwischen Berlin 
und Dresden einerseits, sowie Prag anderer- 
eits 2 Mark, zwischen Dresden und Wien 
3 Mark. 
Berlin, 3. Sept. Wie der „Post" aus 
Konstantinopel gemeldet wird, warfen 
gestern Armenier abermals Bomben aus 
die Truppen in Galata. Ein Officier u. 
vier Soldaten wurden getödtet. 
Köln a. Rh., 3. Sept. Der das Auf 
standsgebiet bereisende Specialberichterstatter 
der „Köln. Ztg." meldet aus Kanea, die 
Lage in Kandia lasie das Schlimmste be- 
fürchten. Die Abgeordneten erklärten sich 
einstimmig für unfähig, noch zehn Tage 
für Aufrechterhaltung auch nur einiger 
Ordnung bürgen zu können. Auch die 
Lage in Rethyumo werde immer ernster. 
Bei Platania fand neuerdings ein Gefecht 
zwischen Christen und Muselmännern statt, 
bei dem es auf beiden Seiten Todte gab. 
Im Lager der Aufständischen in Kanyi 
versicherte man dem Korrespondenten der 
„Köln. Ztg.", daß alle Forderungen der 
Christen angenommen werden müßten. 
Werde nur eine Forderung zurückgewiesen, 
soll dcc Aufstand mit allen Kräften weiter 
geführt werden. 
Breslau, 3. Sept. Gestern war hier 
das Gerücht verbreitet, daß Herr v Kotze 
welcher bekanntlich in Glatz seine Festungs'- 
haft verbüßt, mit den Söhnen des Prinzen 
Albrecht von Preußen hier durchgereist 
sei. Man nahm an, Herr von Kotze sei 
begnadigt worden. Wie der „Breslauer 
General-Anzeiger" auf Erkundigung an 
einen 1000 Mark-Schein in die Tasche 
zaubern zu können. Das Experiment 
glückte denn auch insofern, als sich nachher 
bei der Untersuchung bei dem Rentner ein 
1000 Mark-Schein vorfand, zwar nicht 
in der Tasche, sondern unter dem Stuhle. 
Zum großen Bedauern der Mitglieder 
stellte sich bei genauerem Zusehen heraus, 
daß der Schein nicht einmal echt, sondern 
ein ganz gewöhnlicher Reclame-Schein war. 
Darüber herrschte natürlich große Auf 
regung. Trotzdem bei Beginn der Sitzung 
Jedermann sein Ehrenwort hatte abgeben 
müssen, nicht zu „mogeln", erklärte man 
dieses Experiment des Dr. Ewers doch 
für Täuschung und warf ihm also Wort- 
bruch vor. Besonders ein Maler gab 
nach der Sitzung seiner Erregung hierüber 
unverblümten Ausdruck. Dr. Ewers hörte 
davon, sprach den Maler auf öffentlichem 
àlle an und forderte die Zurücknahme 
der Beschuldigung des Wortbruchs. Der 
Maler verweigerte dieselbe und erhielt 
dafür von Dr. Ewers vor versammeltem 
Ballpublikum eine schallende Ohrfeige. In 
der Annahme, daß er jetzt von dem Maler 
g efordert werden würde, hatte Dr. Ewers 
sich jedoch getäuscht. Der Geohrfeigte 
klagte und das Gericht ahnte die Ohrfeige 
mit eine^Geldstrafe von 10 Mk. — Von 
anderen seiten hatte man ebenfalls wenig 
schmeichelhafte j Bemerkungen über Dr. 
Ewers fallen lassen, die dieser allesammt 
mit einer Forderung auf Pistolen be> 
antwortete. Die jetzt angeklagten Frhrn. 
v. Ehrhardt und v. Kamptz lehnten ein 
Duell ab mit der Begründung, daß sie 
sich mit keinem Wortbrüchigen schießen 
würden. Der Ehrenrath hatte sich mit 
Ausland. 
Außereuropäische Gebiete. 
Yokohama, 2. Sept. Ein heftiges Erd- 
beben suchte am Abend des 31. August 
die nördlichen Provinzen Japans heim. 
Die Stadt Rukugo ist vollständig zerstört, Berlin, 2. sept. Die Entscheidung des 
onber . e Şkàdte sind schwer be-IReichsgesundheitsamtes, betreffend die Ein- 
— Dem Generaladjutanten 
Hahnke, Chef des Militär-Kabinets, 
ist vom Kaiser die außergewöhnliche Aus 
zeichnung zn Theil geworden, daß er zum 
Chef des Grenadier-Regiments Prinz Karl 
von Preußen (2. Brandenburg.) Nr. 12, 
das in Frankfurt a. O. in Garnison steht, 
ernannt wurde. 
Berlin, 2. Septbr. Der „Reichsanz." 
veröffentlicht den Entwurf des Gesetzes 
betr. die Aenderung des Arbeiterver- 
sicherungsgesetzes nebst der Be- 
gründung. 
Berlin, 2. Sept. Alle Handelskammer- 
berichte sind voll von Klagen über das 
preußische G e r i ch t s k o st e n ge setz vom 
23. Juni 1895. Die Handelskammer zu 
Krefeld bedauert in ihrem neuesten Bericht, 
daß diesem Gesetze vor seinem Zustande- 
kommen nicht überall die nöthige Beach- 
tung geschenkt worden sei. Es zeigt sich 
jetzt, daß dieses Gesetz eine Reihe von e r> 
he blichen Belastungen bringt, so vor 
allem auch eine Erhöhung der Gebühren 
für Eintragung und Löschung von Handels- 
firmen, Prokuraertheilungen, für amtliche 
Auszüge aus dem Handelsregister rc. 
— In Sachen, der Sonntagsruhe 
in Barbiergeschäften hat jetzt der 
Bund deutscher Barbier-, Friseur- und 
Perrückenmacher-Jnnungen den Beschlüssen 
des letzten Congresses zufolge eine Petition 
an den Reichstag gerichtet, in welcher er 
um eine Abänderung der bisher geltenden 
Bestimmungen im Sinne des § 41 a der 
Gewerbeordnung dahingehend ersucht, daß 
de.» Inhabern von Barbiergeschäften ver 
boten wird, des Sonntags nach Entlassung 
der Gehilfen weiter zu arbeiten, da die 
bisherige Praxis für einen Theil der Meister 
von schweren Nachtheilen begleitet ist. 
Berlin, 2. Sept. Die Entscheidung des 
schädigt. Zahlreiche Menschenleben sind 
verloren. An demselben Tage richtete ein 
Teifun in den südlichen Provinzen große 
Verwüstungen an. 
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Petersburg, 2. Sept. JmZGouvernement 
Nowgorod, Kreis Borowitschi, wüthet die 
Rinderpest furchtbar. Auch Menschen 
leben sollen ihr zum Opfer gefallen sein. 
Die schreckliche Hitze unterstützt die Epidemie. 
In vier Ortschaften sind über 1000 Stück 
gefallen. Die Landschaft verschrieb zu der 
Unterstützung des einheimischen ärztlichen 
Personals noch zwei Aerzte und zehn 
Feldscheere. Die Letzteren dursten auf 
Befehl der Behörde den Ort der Epidemie 
nicht verlassen. Diese Quasi-Quarantäne 
erregte großen Unwillen, daher hob der 
Gouverneur sic wieder auf. In der aller 
letzten Zeit scheint infolge der kälteren und 
regnerischen Witterung die Epidemie etwas 
nachzulassen. 
Oesterreich Ungar«. 
In einer Rede aus dem Salzburger 
Katholikentage sagte Statthalter Gras 
Thun-Hohenstein u. a.: Tie Erstarkung 
des religiösen Geistes in unserer Zeit sei 
eine besonders freudige u. tröstliche That 
sache; die Religion allein sei berufen, die 
Befreiung aus den Banden des Materialis- 
mus herbeizuführen. Bürgermeister Zeller- 
Salzburg wies aus die Wichtigkeit der 
Errichtung einer katholischen Universität 
hin. Am schärfsten sprach der Vertreter 
der deutschen Centrumsfractiou, Öfterer, 
der die Glückwünsche der Katholiken 
Deutschlands, insbesondere Bayerns, über 
brachte und fortfuhr: „Wir besitzen einen 
gemeinsamen Feind am Liberalismus in 
fuhr dänischen Schweinefleis ches, 
wonach nur die Einfuhr von durchsalzenem 
Schweinefleisch gestattet, die von ange 
salzenem dagegen verboten wird, ist bereits 
von den in Betracht kommenden Re 
gierungs - Präsidenten in Verordnungen 
umgesetzt worden, sodaß also das Verbot 
bereits seit einiger Zeit in Kraft ist. 
— Bei der bevorstehende Umwandlung 
deutscher 4.procenüger Staatsanleihen 
in 3>/-'Procentige handelt es sich um 
außerordentlich bedeutende Summen Für 
Preußen kommen 3594 Millionen Mark 
in Betracht, für das Deutsche Reich 450 
Millionen Mark. Bon den andern 
deutschen Staaten steht Bayern mit 1080 
Millionen Mark an der Spitze, dann folgen 
Württemberg mit 371 Millionen. Hessen 
mit 35 Millionen und Sachsen, das bereits 
seit dem Jahre 1878 nur noch 3 V^procentige 
Staatsanleihen ausgegeben hat, mit 21 
Millionen Mark. Ferner besitzen noch 
Baden, Mecklenburg-Schwerin unv andere 
kleine Bundesstaaten viele Millionen 
4-procentige Anleihen, sodaß im Ganzen 
reichlich 5600 Millionen Mark für die 
bevorstehende Umwandlung in Betracht 
kommen. An 3 Vr-Procentigen Papieren 
besitzt das Reich gegenwärtig 780 Millionen 
Mark, Preußen 1917 Millionen. Zahl- 
reiche Comunalverbände, Banken und andere 
Privatunternehmungen sind dem Reiche 
und den Einzelstaaten mit masienhaften 
Zinsherabsetzungen ihrer Schulvcn längst 
vorangegangen. Nur vereinzelt und mit 
verhältnißmäßig geringen Summen habe» 
das Reich und deutsche Einzelstaten seit 
dem Jahre 1885 ebenfalls Convertirungen 
vollzogen. 
Rund fünf Millionen Besucher 
hat die Berliner Gewerbe-Ausstellung bis 
jetzt zu verzeichnen. Die Einnahmen für 
Eintrittskarten betrugen im Monat Mai 
600 000 Jl, im Juni 570 000 Jl, im 
Juli 631000 Jl u. im August 637 000 Jl, 
in den vier Monaten seit Eröffnung der 
Ausstellung also zusammen 2 438 000 Jl. 
Berlin, 3. Sept. (Zum Trinkgeld- 
Unwesen.) Ein junger Amerikaner, der 
mit unsern Sitten und Unsitten noch nicht 
bekannt war, stieg im „Grand-Hotel" am 
Alexander-Platz ab, blieb dort acht Tage 
wohnen und verließ es dann, nachdem er 
ein Zimmer bei einer hiesigen Familie 
gemiethet hatte. Als er wegging, gab er 
dem Portier den Auftrag, anlangende 
Briefe nach der neuen Wohnung zu 
dirigiren. Der Portier schrieb dies in 
Gegenwart des jungen Mannes im Buche 
ein. Es vergingen zwei Wochen, ohne 
daß der junge Amerikaner die sehnlichst 
erwarteten Sendungen erhielt, und er begab 
sich deshalb ins Hotel, um Nachfrage zu 
halten. Hier gab ihm der Portier die 
Auskunft, daß ein Brief thatsächlich an- 
gekommen wäre, daß er denselben aber 
mit dem Vermerk „unbekannt" habe zurück- 
gehen lassen. Auf den Vorhalt des jungen 
Mannes antwortete der Portier, erd hätte 
sich nicht bemüssigt gefühlt, den Auftrag 
zu respektieren, da er kein Trinkgeld 
für seine Bemühungen bekommen hätte. 
Der Amerikaner wandte sich nun beschwerde- 
führend an den Sekretär des Hotels und 
dieser fand die Handlungsweise der Portiers 
.... durchaus in Ordnung. — Wau 
fragt: Erhält der Mann denn von der 
Hoteldirektion nichts für seine Bemühungen 
bezahlt? Oder verlangen Hotel-Portiers 
zweimal bezahlt? 
Berliu, 4. Sept. (L. A.) Ein lenk 
bares Luftschiff aus Aluminium wollte 
Herr Dav. Schwarz, der aus Wien stammt, 
construiren. Es gelang ihm, in der Person 
eines reichen Bergwerks- u. Fabrikbesitzers 
Namens B. einen Förderer finden, der 
nicht allein für das nöthige Kapital, son 
dern auch dafür sorgte, daß das Kriegs- 
Ministerium von Schwarz' Erfindung Notiz 
nahm und diesem gestattete, auf dem 
Terrain der Luftschifferabtheilung einen 
Schuppen zu errichten. Hier schaffte Herr 
Schwarz in aller Stille und mit größter: 
Geheimhaltung seiner Pläne ca. l'/ 2 Jahr, 
bis der Ballon, der die Gestalt einer 
Cigarre hat, in seiner äußeren glänzenden 
Hülle fertig war. Schwarz hatte Alu 
miniumblech verwandt, die einzelnen Stücke 
vernietet und mit Kautschuk verdichtet. 
Bei der ersten Füllung mit Wasserstoffgas 
zeigte sich die Ballonhülle sehr undicht, 
und es mußte zu einer zweiten Füllung 
geschritten werden, welche die Luftschiffer 
abtheilung bei der großen Aufmerksamkeit, 
die das Kriegsministerium dem ganzen 
Unternehmen entgegenbrachte, kostenlos 
lieferte. Hierbei entzündete sich das aus 
der Flasche nach dem Ballon strömende 
Gas durch Reibung an dem Ventil, und 
sicher wäre es zu einer schweren Katastrophe 
gekommen, wenn ein Mann von der Luft- 
chifferabtheilung nicht die große Geistes 
gegenwart besessen hätte, den brennenden 
Verbindungsschlauch noch im letzten Augen 
blicke kurz vor dem Ballon abzuschneiden 
und so dem Unglücke vorzubeugen. Jetzt 
ist, wie wir erfahren, der Weiterbau des 
Luftschiffs von den Militärbehörden inhibirt 
worden, und der Schuppen bleibt vorläufig 
geschlossen. 
— Brennende Litfaßsäulen, daß 
ist der neueste nichtsnutzige Sport, den sich 
halbwüchsige Rowdies in Berlin leisten 
Die Feuerwehr ist gestern nach 5 Brand- 
tellen gerufen worden. In allen diesen 
Fällen war das Papier der Anschlagsäulen 
angezündet worden, so daß dasselbe hoch- 
auflodernd eine weithin sichtbare Flamme 
Ģ leider bis jetzt nicht gelungen, 
der Thäter habhaft zu werden; dieselben 
haben sich jedesmal eiligst entfernt, und 
f sonnte nur festgestellt werden, daß es 
ch um halbwüchsige Burschen handelte. 
Den Aufgebern der verbrannten Inserate 
erwächst durch diese Streiche ein ganz er 
heblicher Schaden.
	        
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