des Aeußern, Fürsten Lobanow-Ro
stowski. Mit aufrichtiger Theilnahme
wird von der kaiserlichen Regierung dieser
Plötzliche Todesfall beklagt, der das be-
frsundete Rußland des bewährten Leiters
der auswärtigen Politik in einem Augen
blick beraubt, wo die europäische Diplomatie
sich vor die Lösung ernster Aufgaben ge
stellt sieht. Die Erfolge, welche dem ver
ewigten Fürsten im treuen Dienste seines
kaiserlichen Herrn zu erreichen beschieden
gewesen sind, sind erleichtert worden durch
das Vertrauen, das an den politischen
Mittelpunkten des Continents, besonders
auch in Berlin und Wien, dem Wirken
des hochbegabten Staatsmannes entgegen-
gebracht und durch die Weisheit seiner dem
Frieden dienenden Politik gerechtfertigt
wurde. Möge es seinem Nachfolger in
gleicher Weise gelingen, die auswärtigen
Aufgaben Rußlands und namentlich die
Beziehungen des großen Reiches zu den
benachbarten Kaisermächten in ehrlicher
Friedensarbeit zu fördern!"
Berlin, 31. Aug. Die „Tägl. Rundschau"
schreibt: Aus zuverlässiger Quelle wird
mitgetheilt, Generaloberst Frhr. von
Los beabsichtige im Herbst aus Gesundheits-
rücksichten seinen Abschied einzureichen; er
habe bereits dem Kaiser seinen Entschluß
mündlich mitgetheilt. Eingeweihte Kreise
wollen wissen, der Chef des Militär-
kabinets v. Hahnke sei zum Nachfolger
Loe's als Oberbefehlshaber in den Marken
und als Gouverneur von Berlin ausersehen.
Berlin, 31. August. Beim Schoppen
überrascht wurde dieser Tage von dem
Kaiser in Bornstedt eine Anzahl Ulanen
der Potsdamer Garnison. Dieselben sollten
auf dem Bornstedter Felde sogenannte
Schonpferde bewegen, hatten es aber vor
gezogen, in Bornstedt ein Gartenlokal
aufzusuchen und dort sich einige Zeit auf
zuhalten. Das scharfe Auge des Kaisers,
der dort vorübergefahren kam, ließ ihn
sofort diesen Verstoß gegen die Dienst-
Vorschriften erkennen, so daß er, nach dem
Neuen Palais zurückgekehrt, der Potsdamer
Commandantur den Befehl gab, die Uebel-
thäter zu ermitteln und zur Bestrafung
zu bringen.
August. Ueber die Ursache
des Kanonen
ê Berlin, 31.
des Unterganges
bootes „Iltis" ist dem Vater eines bei
der Katastrophe ertrunkenen Matrosen sei
tens der Werft-Division zu Wilhelmshaven
folgendes Schreiben zugegangen: „Außer
den bekannt gegebenen Darstellungen lassen
sich nähere Mittheilungen über die Ursache
des Untergangs des Kanonenboots nicht
machen. Es haben sofort eingehende Er
hebungen stattgefunden; außer den gerette
ten Mannschaften sind auch die Leucht
thurmwärter in Schantang befragt worden.
Die Ueberlebenden können aber infolge
ihrer Vorbildung und ihrer dienstlichen
Stellung — sie gehören nicht dem Officier-
stande an — kein Urtheil über die Ursache
des Unterganges und keine Kenntniß von
der Lage haben, in der sich das Kanonen-
boot vor der Strandung befand. Dies
können nur die mit der Führung des
Schiffes betrauten Offiziere übersehen. Da
von diesen Personen Niemand gerettet ist,
so wird sich voraussichtlich überhaupt keine
Klarheit über die Ursache der Kata-
strophe schaffen lassen. So viel steht
fest, daß das Kanonenboot bei stürmischem
Wind Abends längs der Küste von
Schantung gedampft ist, und daß das
Wetter dabei noch unsichtig war und in
Folge dessen die Küste nicht genau er
kannt werden konnte. Der stürmische
Wind und der herrschende Strom hat
augenscheinlich das Kanonenboot zu nahe
an Land gebracht, und die Gefahr ist in
Folge des unsichtigen Wetters zu spät er-
kannt^ worden. Es unterliegt keinem
Zweifel, daß das Kanonenboot seetüchtig
und seiner Aufgabe gewachsen war, sowie
daß die ganze Besatzung bis zum letzten
Augenblick ihre Pflicht im vollsten Maße
gethan und eine musterhafte Haltung be
wahrt hat. Leichen sind, soviel bisher
bekannt geworden, nicht gefunden worden
und es ist leider auch nicht wahrscheinlich,
daß sie gefunden werden."
Berlin, 30. August. Heute früh gegen
9'/4 Uhr versuchte der Schneider Paul
Wilhelm seine Braut mit einem neuen,
offenbar zu diesem Zwecke gekauften Schuster-
mesier durch einen Stich in den Hals zu
tödten. Der Thäter ergriff die Flucht,
wurde aber bald in der Strelitzerstraße er
griffen. Das Mädchen ist lebensgefährlich
verletzt und befindet sich im Lazarus-
Krankenhause. Der Thäter ist wegen ver
suchten Todtschlags bereits vorbestraft.
Er scheint die That aus Eifersucht be
gangen zu haben.
Berlin, 31. August. Der Schuhmacher
meister Prenzler, der kürzlich seinen 1 02.
"'eburtstaģ begangen hat, muß die
Segel streichen vor einer Berlinerin, die
ihm um fast ein Jahr im Altersrang
„über" ist. Die Glückliche, welcher somit
der Ruhm gebührt, die älteste Person der
Reichshauptstadt zu sein, ist die Wittwe
Frau Charlotte Brehmer, Kastanien-Allee 40.
Am kommenden 8. Februar wird sie 103
Jahre alt. Frau Brehmer ist am
Februar 1794 zu Frankfurt a. O. ge
boren. Kurz nach Beendigung der Freiheits-
kriege verheirathete sie sich mit dem im
Jahre 1843 zu Berlin verstorbenen Steuer
erheber Brehmer. Seit nunmehr 66
Jahren wohnt die Greisin in Berlin und
zwar die letzten Jahrzehnte bei ihrem
ältesten Sohne, dem 70jährigen Herrn
Brehmer. Bis heute erfreut sie sich der
allerbesten Gesundheit und eines regen
Appetits; drei Söhne, zehn Enkel und 20
Großenkel bilden die Freude ihres Alters.
Bei Vollendung ihres hundertsten Geburts
tages hat die Kaiserin der Jubilarin ein
namhaftes Geschenk gemacht.
Neu-Rnppin, 28. Aug. Ein ergötzlicher
Mützen st reit macht hier von sich reden.
Der Direktor des hiesigen Gymnasiums
hat in der „Märk. Ztg-" eine bewegliche
Klage darüber erlassen, daß „vielfach
Kinder, die nicht das Gymnasium besuchen,
Mützen in den Farben und mit den
Abzeichen tragen, die für die einzelnen
Klassen des Gymnasiums bestimmt sind."
Es würden dadurch die Interessen des
Gymnasiums geschädigt, und er richte
daher an die Eltern die Bitte, au,' diese
Interessen Rücksicht nehmen und jener
„Unsitte" entgegentreten zu wollen. Die
Kürschnermeister ersuche er dringend, die
für das Gymnasium und seine Vorschule
bestimmten Mützen nur solchen Schülern
verkaufen zu wollen, die zum Tragen dieser
Mützen nach dem Herkommen berechtigt
find. Andernfalls müsse die Abschaffung
der geltenden Sitte in Erwägung gezogen
werden. Hierauf hat das Lehrerkollegium
der Mittelschule eine Erklärung ver
öffentlicht, in der es heißt, daß cs die
Bekleidung der Schüler getrost den Eltern
überlasse. Bezüglich des der Mittelschule
gegebenen Winkes, für ihre Klassen andere
Farben als die des Gymnasiums auszu
wählen, bekenne das Kollegium, daß es
hierauf gern verzichte, da die ganze Sache
Der Graf von Lasson war nicht der Mann, um die
Dinge in die Länge zu ziehen, er verließ noch am sel-
ben Abend Schloß Brassiou und trat am nächsten Mor
gen in die Kanzlei seines Notars Herrn Corvin. 4
^Lieber Corvin," sprach er, „ich möchte gern genau
de» Stand nieiiies Vermögens kennen."
Der Rechtsanwalt erhob sich, griff nach einem um-
şmiģreichen Buche, schlug dasselbe auf und entgegnete:
„Herr Graf, Ihr Hab und Gut beläuft sich mit
heutigem Tage auf fünf Millionen einhundert und vier-
undiünfzig tausend Franken."
„Ah, ich dachte nicht, daß ich so reich sei."
„Hier ist mein Rechenschaftsbericht, nehmen Sie
gefälligst Einsicht, Herr Gras."
„Bester Corvin, all die großen Ziffern verwirren
mich."
„Da? Vermögen des Herrn Grafen ist in den soli
desten Papieren angelegt; ich habe einen Teil der Zin
sen stets zum Kapital geschlagen, da dieselben nicht be
nötigt wurden; Sie geben so wenig aus."
„Das wird anders werden, ganz anders."
Der Notar machte große Angen. „Herr Corvin, ich
bin im Begriffe, mich zu verheiraten."
„Ich billige vollständig Ihren Entschluß, es wun
dert mich nur, daß Sie denselben nicht schon längst ge
faßt!" ,
„Ich will vor allein ein Palais kaufen. Sie wer
den danach trachten, ein passendes zu finden, mein lie
ber Corvin."
Das dürste nicht schwer fallen," lächelte der Advo
kat. „Zufällig ist zu meiner Kenntnis gekominen, daß
ein hübsches kleines Palais, mit Hof und Garten, in
der Berri-Straße zu verkaufen ist. Wenn Sie wün
schen, Herr Graf, werden wir das Palais zusammen
besichtigen."
„Sofort, ich habe einen Wagen unten."
In weniger denn fünf Minuten war der Rechts
anwalt bereit und sie fuhren zusammen fort. Das Haus
gefiel dem Grafen imd er erteilte Herrn Corvin den
Auftrag, es zu kaufen.
viel zu wenig Werth in seinen Augen habe,
es halte es im Gegentheil für angemessen,
alles zu vermeiden, was Dünkel oder
Kastengeist in den Schülern wecken könnte.
Inzwischen hat der Gymnasialdirektor den
Kürschnermeistern seine Bekanntmachung
mit dem Bedeuten übersandt, daß er bei
Nichtbeachtung zu „anderweiten Maß
nahmen" genöthigt sein werde. Der
Streit hat allenthalben die ungetrübteste
Heiterkeit erregt.
Zur Königsberger Börsengarten
affäre äußertauch die „Nationalztg." ihre
lebhafte Mißbilligung über das Verfahren
der betreffenden Behörden. Wenn jene
Herren das Verfahren das Vorstandes des
Börsengartens für ungehörig gehalten
hätten, hätten sic stillschweigend den Besuch
des Gartens bis zum Ausgleich des Kon
flikts einstellen sollen. Durch die Soli
daritätserklärung aber sei eine Art Kasten
gegensatz verkündet worden, der in den
heutzutage auf das Zusammenhalten an
gewiesenen bürgerlichen Kreisen nur, und
zwar über die von dem Königsberger
Konflikt berührten Kreise hinaus, verbitternd
wirken könne. Das Verhalten des kom-
mandirenden Generals hätte den Mißgriff
noch in schlimmer Weise verstärkt.
Die Ehrenjungfrauen, die am 4.
September in Breslau zum Empfang des
Kaiserpaares vor dem Rathhause bereit
stehen werden, sind diesmal nach der
.Bresl. Ztg." von der allhergebrachten
Sitte, „in Weiß" zu erscheinen, erlöst.
Es ist in das Belieben der jungen Damen
gestellt worden, ihre Toilette völlig nach
eigenem Ermessen zu komponiren. Während
der Kaiser von dem Oberbürgermeister
Bender begrüßt wird, hält eine der Ehren -
jungsrauen eine kurze Ansprache an die
Kaiserin.
Breslau, 31. August. In Beuthen
(Oberschlesien) wurden beim erneuten Aus
bruch eines Grubenbrandes in der
Heinitzgrube zwei Obersteiger, welche die
Löscharbeiten leiteten, bewußtlos aus dem
Schacht geholt. Das Feuer wurde ab
gedämmt.
Die kontagiösen Augenerkran-
kungen in Oberschlesien nehmen einen
immer größeren Umfang an. Aus Rosdzin
und Schoppinitz werden weitere Erkran
kungen gemeldet, welche glücklicherweise
leichterer Natur sind. Von den Schul
kindern in Karlssegen und Berzenskowitz
sind 20 Prozent erkrankt. In Siemianowitz
giebt es 260 augenkranke Kinder. Auch
in Kattowitz herrscht die Krankheit.
Aus Saßnitz war der Dampfer „Krön-
Prinz" Sonntag früh 7 Uhr mit 63 Aus-
lüglern nach Bornholm abgegangen. Er
erlitt auf der Rückfahrt Abends 10 >/ 2 Uhr
bei Stubbenkammer einen Wellenbruch.
Fünf Stunden lang trieb der „Kronprinz"
teuerlos umher, bis ihn der dänische
Dampfer „Minks" ins Schlepptau nahm,
der ihn Montag Bormittag in Saßnitz
einschleppte.
Das gegenwärtig in Eschwegc im
Manöver liegende Militär aus Kassel hat
ich für die durch Wetters Unbill und
Erntenoth hart bedrängte Landwirthschaft
in anerkennenswerther Weise nützlich
erwiesen. Kurz nach dem Einmarsch von
den Exercitien wurde abermals zum
Appell angetreten und den Soldaten nahe
gelegt, zur besseren Ausnutzung des endlich
eingetretenen Erntewetters in ihrer freien
Zeit ihren Quartiergebern bei den Ernte-
arbeiten hilfreiche Hand zu leisten,
da der ganze Nachmittag dienstfrei bleibe.
So sah denn die Einwohnerschaft das
seltene Bild, daß die Männer in Königs
buntem Rock nicht blos auf den Feldern,
sondern auch beim Einfahren und Abladen
eifrigst halfen oder in den Gärten sich
nützlich machten.
Forst N.-L., 31. August. Durch Zufall
wurde hier vor einiger Zeit ein Tuch
fabrikant ermittelt, der schon lange
Zeit Tuche fabrizirte, ohne Materia
lien dazu gekauft zu haben. Die
angestellten Ermittelungen sowie die Haus
suchung haben überraschende Resultate zu
Tage gefördert: Wagen voll Rohmaterialien
sind abgeholt und beschlagnahmt bezw. in
Gewahrsam genommen worden. Die ein
geleitete Untersuchung gegen den in Haft
genommenen Fabrikanten hat immer größere
Kreise in Mitleidenschaft gezogen, so daß
außergewöhnliche Enthüllungen zu erwarten
sind.
Der Magistrat von Stadthage,l, der
zweiten Residenzstadt des Fürstenthums
Schaumburg-Lippe, hatte kürzlich die Ab
sicht, den Oberbürgermeister a. D. Wipper
mann besonders auszuzeichnen. Er ernannte
ihn daher zum Ehrenbürger. Der Herr
Oberbürgermeister lehnte aber diese Ehrung
mit der Begründung ab, daß ihm diese
Auszeichnung bereits vor 2 5 Jahren
verliehen worden sei.
Erfurt, 30. August. Für Landwirthe
wichtig ist ein Urtheil der hiesigen Straf
kammer. Am 29. Juni v. I. verunglückte
der 66 Jahre alte Fuhrmann Kellner zu
Plane dadurch, daß er beim Kleeeinfahren
mit dem Wagen stürzte und sich hierbei
eine Kontusion des rechten Fußes zuzog.
Kellner war fünf Wochen lang arbeits
unfähig und ist bis heutigen Tages noch
nicht vollständig geheilt. Von der land-
wirthschaftlichen Berufsgenossenschaft ist
diesem Manne eine Jahresrente von 12 Ji
gewährt worden, gleichzeitig aber wurde
gegen den Arbeitgeber des Kellner, den
Landwirth Dressel aus Plaue, die Anklage
erhoben, weil er geduldet hatte, daß
Kellner — den Vorschriften der land-
wirthschaftlichen Berufsgenossenschaften zu
wider — während der Fahrt auf dem
beladenen Wagen Platz nahm. Die Staats
anwaltschaft beantragte 300 Jl Geldstrafe.
Das Urtheil lautete auf 30 J$ eventl.
10 Tage Haft.
Mainz, 31. August. Aehnlich wie in
den anderen Bundesstaaten ist auch in dem
Großherzogthum Hessen an die
Bürgermeistereien die Aufrage gerichtet
worden, wie sie sich zu der geplanten
bundesräthlichen Verordnung stellen, wonach
gewisse Stellen im Gemeindedienst nur
durch Miltära n wärt er besetzt werden
sollen. Die Bürgermeisterei Mainz hat
sich in ihrer Antwort entschieden gegen
einen derartigen Eingriff in die Selbst-
ständigkeitderGemeindeverwaltung
ausgesprochen.
Zu dem militärischen Unglücks,
fa l l ans demLechfelde wird der„Nationalztg."
mitgetheilt, daß ein Verschulden auf keiner
Seite vorliege. Das betreffende Geschütz
war mit einer sprenggranate fertig ge-
laden und das Rohr noch horizontal ge
kurbelt. Nun muß der Kanonier, der die
Zündschraube mit einem Schlüssel einzu
schrauben hat, abgeglitten sein und dabei
an dem Reiberdraht mit dem Schlüssel so
gerissen haben, daß die Zündladung sich
entzündete. Darauf ist der Schuß ganz
normal lvsgegangen und das Geschoß in
die Brustwehr gedrungen und krepirt, wo-
bei die Geschützbedienung durch rückwärts
schlagende sprengtheile umgerissen wurde.
Der eine Kanonier ist durch ein Sprengstück
Im Laufe des Tages noch behob der Graf eine be
deutende Summe bei der Bank von Frankreich und
kaufte am nächstfolgenden Morgen Spitzen, Stoffe und
Schmuckgegenflände für seine Braut.
Da ihn nichts mehr inParis zurückhielt, beeilteer sich,
nach Brassion zurückzukehren.
Drei Wochen später war Helene von Norbonne die
Gräfin Lasson.
7.
Am Tage nach der Hochzeit reiste der Graf mit sei
ner jungen Frau nach Italien; Helene war entzückt.
Sie hatte noch nicht viel gesehen im Leben. Ein einzi
ges Mal hatte sie ihren Oheim nach Paris begleitet,
wo sie sich jedoch nur zwei Tage aufhielten. Wie alle
junge Frauen zog das Nene sie mächtig an.
Ter Graf, zärtlich besorgt und'sie innig liebend,
wachte mit größter Sorgfalt über sie und umgab sie
mit all' jenen tausenderlei kleinen Ausiiierksamkeiten,
die sich nicht schildern, nur empfinden lasse»; sie kam
niemals in die Lage, ihn um etwas zu biiten, denn be
vor sie Zeit gehabt hätte, ihn anszusprechen, war jeder
Wunsch schon erfüllt. Sie hielten sich in allen größeren
Städten Italiens auf und ließen sich Zeit, die verschie
denen Sehenswürdigkeilcn in Augenschein zu nehmen.
Wochen und Moude vergingen, ohne daß sie es ge
wahrt hätten. So brach der September an, als sie in
Rom anlangten. Der Graf hatte an Herrn Corvin ge
schrieben und harrte seiner Antwort; sie kam endlich
und lautete: „Sie können nach Paris zurückkehren, so
bald es Ihnen genehm ist, Ihr Palais ist vollständig
in stand gesetzt, Dienerschaft, Equipagen und Pferde
stehen ebenfalls zu Ihrer Verfügung." '
„Meine liebe Helene." sagte Herr von Lasson zur
Gräfin, nachdem er ihr den Brief des Notars hatte
lesen lassen, „sagt es Dir zu, wenn wir jetzt daran den
ken, unser neues Heim zu beziehen?"
„Reisen wir, wann immer Du es wünschest."
Drei Tage später langten der Graf und die Gräfin
von Lasson in Paris an, und bezogen ihr Palais.
Helene war entzückt; der Glanz ihrer neuen Um
gebung betäubte und verwirrte sie.
mmaamamcgatiffl) p
Me viele junge Frauen hatte Helene geheiratet
ohne vieles Ueberlcgen; ihr Oheim riet ihr, die Werbung
des Grafen anzunehmen, und sie besetzte seinen Rat,
ohne ihr Herz zu befragen.
Herr von Lasson mißfiel ihr nicht, vielmehr erweckte
seine großmütige, edle Natur ihre Sympathie, überdies
gerade in die Stirn getroffen und nach
wenigen Minuten verschieden, die andern
drei Kanoniere sowie den Geschützführer,
den Einjahrig-Freiwilligen Buck, hofft man
jetzt am Leben zu erhalten, obwohl alle
sehr schwere Verletzungen erlitten haben.
Großenhain, 31. August. Endlich ist
Licht in das Dunkel gekommen, welches
betreffs des Verschwindens des Assistenz
arztes Dr. Hube herrschte. Gestern-Morgen
wurde der vermißte Arzt, auf dem Gesicht
liegend, den Kopf auf den einen Arm
gelegt, im dunkelblauen Uniformrock, mit
hellblauem goldgestickten Kragen, den Säbel
umgeschnallt, die Beine in Reithosen und
Stiefeln steckend, in einem Theile des
Stadtparkes gefunden. Er war todt
und schon bedeutend in Verwesung über
gegangen. Die Leiche, auf deren Brust
man ein kleines ärztliches Messerchen fand,
wurde in die Parentationshalle geschafft,
woselbst Medizinalrath Dr. Grüner die
Sektion vornahm, deren Befund infolge
großer Verwesung der Leiche nichts
Bestimmtes ergeben konnte. Mord oder
Beraubung liegt auf keinen Fall vor.
Die Gemahlin Dr. Hubes wurde sofort
telegraphisch benachrichtigt und dürfte
mittlerweile zur Abholung der todten
Hülle ihres so jäh aus dem Leben ge-
chiedenen Gemahls eingetroffen sein.
Germersheim, 31. Aug. Der Sergeant
Neuhofer vom Artilleriedepot wurde, als
er zu Rad von einem Radfahrerfest in
Speier zurückkehrte, von einem Bierbrauerei
wagen überfahren und getödtet.
Wie nachlässig oft mit dem Einklebest
vonJnvalidenmarken verfahren wird,
geht aus einer in den letzten Wochen in
Augsburg vorgenommenen städtischen Kon-
trole der Unfall- und Jnvaliditätsver-
ichernngskarten hervor. Danach wurden,
wie die „M N. N." melden, bei 3906
Arbeitgebern insgesammt 19 874 Karten
kontrolirt, in denen nicht weniger als
70 370 Marken im Betrage von 16027
Mark fehlten. Natürlich hatten sämmtliche
Fälle gegen die betreffenden Arbeitgeber
Strafeinschreitungen zu Folge.
Mosbach i. Baden, 31. August. Der
gestrigen Enthüllung des hiesigen Kr i eg er-
Denkmals wohnten der Großherzog und
der Ecbgroßherzog bei. Zum Schlüsse
der Feier richtete der Großherzog eine
längere Ansprache an die Festversammlung,
in der er der Stadt seinen Dank für die
Errichtung des Denkmals aussprach, und
chloß mit einem dreimaligen, begeistert
aufgenommenen Hoch auf Kaiser Wilhelm H-
Schopfheim, 30. August. Einen ganz
besonders schlauen Schildbürgerstreich
hat die benachbarte Gemeinde Kürnberg
begangen. Die hatte beschlossen, eine
Wasserleitung zu bauen. Da nun aber
den Dorfältesten der von der Großherzogl-
Kulturinspektion Waldshut entworfene Plan
zu theuer erschien, so ließ man sich ans
dem Hinteren Wiesenthal einen alten Berg'
mann kommen, der mit Hülfe seiner
Wünschelruthe in nächster Nähe des Dorfes
eine Quelle aufzuspüren versprach. &
bezeichnete auch wirklich eine Stelle mit
einer Ruthe, wo man zu graben begann-
Obgleich der Schacht bereits 12 Meter
tief ist, ist die Quelle noch nicht entdeckt
worden. Nach dem Urtheil von Fachleuten
wird man unmöglich auf Wasser stoßen
können. Der Gemeinderath ist aber so
est von der Unfehlbarkeit der Wünschel-
ruthe überzeugt, daß er beschloß, den
Schacht auf 24 Meter Tiefe weiterzugraben.
Der Bergmann erhält täglich 2 Mk. und
einen halben Liter Drusenschnaps. Wird,
hatte er Titel und bedeutendes Vermögen; all dies
blendete sie. Der Graf zog sie aus ihrer Armut, hob sie
zu sich empor. Sie hielt die Dankbarkeit, welche sie für
ihren Gatten empfand, für wirkliche Neigung, ja sie
glaubte, diese»! würdigen, edle» Manne alles Glück be
reiten zu können, das er verdiente. Sie täuschte sich.
Seine Gattin ans voller Seele liebend, suchte der
Graf jede nur deutbare Gelegenheit, um ihr Freude zu
bereiten.
Er mietete Logen in der Oper, in dem Schauspiel
hause, er führte seine junge Frau in die vornehme Welt
ein, und freute sich der allgemeinen Belvunderung,
welche man ihr zollte. Er niachte ein großes Haus; die
Gräfin versammelte in ihren Salons die Elite der Pa
riser Gesellschaft.
Der Graf war wie umgewandelt; ans dem tief
sinnigen Gelehrten war ein angenehmer Gesellichafter
geworden.
Nach fünfzehnmouatlicher Ehe genas die Gräfin
eines Mädchens, das für den Grafen znm Abgott wurde.
Die Kleine war aber sehr zart, was Herrn von
Lasson beunruhigte; er sah das Leben seines Kindes
stets gefährdet, und dies bewirkte, daß er gänzlich auf
hörte, in Gesellschaft zu gehen, nur um sich keinen Au
genblick von feinem Töchterchen trennen zu müssen.
Er entsann sich unglücklicherweise, daß er einst Me
dizin studiert und beschloß, sich wefter mit dem Studium
der Arzneikunde zu besassen, um diese Kenntnisse dann
bei der Behandlung seines Töchierchens zu verwerten.
Seine Liebe zur Wissenschaft erwachte mit erneuter
Stärke; eben weil sie so lange geschlummert, hatte sie
an Stärkeļgonomiiieil. Ec kehrte zu seinen Büchern
zurück und vergaß die Welt, ja sogar ein wenig seine
Frau, er dachte nur an sein Töchterchen, und an die
Mittel, um das Leben desselben zu erhalten.
Die Gräfin von Lasson zählte noch nicht nennzeh»
Jahre. Jnng, schön, bewundert, das Leben in volle»
Zügen genießend, vermochte sie nicht, gleich ihrem G-st
ten, sich von denl Verkehr mit der vornehmen Welt lx
zu sagen, den Festen sich fernzuhalten, deren glänzet
ster Stern sie doch war. Der Graf forderte übrige»»
dieses Opfer nicht.
Die junge Frau überließ also ihren Gatten seine»
lvissenschaftlichen Forschungen und fuhr fort, in de»
Salons zu glänzen, in welchen man ihr allgemeine
wnuderung zollte.
Wenn sie etwas mehr Erfahrung gehabt hätte, viel'
leicht würde sie keinerlei Gefahr gelaufen sein, doch st
kannte von der Welt und ihrem Treiben nichts als ^
äußere, blendende Seite; vertrauensselig, von iiieraa»'
dem Böses glaubend, ließ sie sich vollkommen unbefa»'
gen gehen.
Ein junger Manu von sechsiiudzwo- ,'g Jahve»-
schön, elegant, mit glänzender Rednergabe und sturigc»
Blicken, huldigte ihr in auffallendster Weise; sie tc»'
ihn in allen Gesellschaften, Ivelche sie besuchte. Lcwst
widerstand sie seinen Huldigungen, schließlich erlagst
der Versuchung und gab seinen Liebesbetcucrunge»
hör.
Während dem die Gräfin mit dem juinzen Man»*
einenLiebeSbnnd flocht, befaßte sich der Graf von Lassos
ahnungslos, welche Gefahr seinem Hause drohe, mit der
Zusammensetzung eines künstlichen RahrungsstoffeS,
seiner Tochter Kraft bringen sollte.
Als die Gräfin nach und nach über ihre Sinnve^
wirrnng klarer denken lernte, erkannte sie schaudert
den tiefen Abgrund, in welchen sie geraten war.
Ihr Schmerz war maßlos, sie schämte sich ihre*
selbst; reuevoll erkannte sie das schwere Unrecht, >şş
ches sie ihrem Gatten zugefügt, dîe'em vertraueusvollrN-
großmütigen Manne, dem sie alles zu danken hatte:
Stellung, Vermögen, Ansehen. Sie suchte nicht sich v»
sich selbst zu entschuldigen. #
(Fortsetzung folgt.) 37,16
die Qm
Gemein'
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