Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

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* Rendsburg, 29. August. Für die 
am 28. September d. I. unter dem Vor 
sitz des Landgerichtsdirektor v. Einem be 
ginnende 3. Schwurgerichtsperiode 
des Kieler Schwurgerichts wurden folgende 
Herren als Geschworene ausgeloost: Host 
besitzen Thorn.Friederikenhof, Hofpächter 
Volkers-Selent, Gutsbesitzer Rosen-Nettelau, 
Kaufmann Schack-Neumünster, Kaufmann 
Steinmatz-Neumünster. Kaufmann Repen- 
ning-Kiel, Kaufmann Beyreis-Kiel, Hof. 
besitzer Wommelsdorf-F reienderg, 
Landmann von Sosten-Kleve, Gutsbesitzer 
Hamann-Borghorst, Kaufmann Thomsen- 
Kiel, Gutsbesitzer Henneberg.Hohenholm, 
Gutsbesitzer Jauch-Schönhagen, Hofbesitzer 
Herrmann-Wehren, Oberinspektor Lenz- 
Grünholz, Rentner Petersen-Preetz, Hof. 
Pächter Burmeister-Manhagen, Gutsbesitzer 
Jacobj.Klein-Königsförde, Senator 
Sülau-Plön, Hofbesitzer Mumm-Dahme, 
Landmann Sommer-Hollingstedt, Guts 
besitzer Schriwer-Kniphagen, Landmann 
Siem-Hennstedt, Brauereibesitzer Harms- 
Neumünster, Hufner Böhrufen-Schulen- 
damm, Gutsbesitzer Beckmann-Karlsminde, 
Hofbesitzer Haltermann-Charlottenhof, Pri 
vatier v. Stamm-Heide, Hufner Schmidt- 
Wik, Gutspächter Feddersen-Rothenstein. 
X Rendsburg, 31. August. In der 
Gegend von Landwehr ist gestern Bor 
mittag ein großer mit Holz nach der 
Weser befrachteter Dampfer auf Grund 
gerathen, welcher bis gestern Abend noch 
nicht wieder flott war. Falls es nicht ge. 
lingt, das Wasser im Kanal entsprechend 
aufzustauen, soll das Schiff leichtern. Die 
Kanalpassage ist durch den Unfall nicht 
gehemmt. — Das festgerathene Schiff ist 
der Dampfer „Hermann" aus Vegesack. 
Derselbe ist bei Landwehr flott geworden, 
sitzt jetzt aber fest im Schirnauer See. 
Das Schiff geht 23 Fuß tief. 
X Rendsburg, 31. August. Gestern- 
Vormittag traf von Holgoland kommend 
der Regierungs-Dampfer „Fleiß" hier ein, 
welcher zusammen mit dem Dampfer 
„Rival" mit Hülfe von Lootsen seit elf 
Tagen nach einem dort verlorengegangenen 
schweren Anker des Panzers. „König 
Wilhelm", der ein Gewicht von angeblich 
6000 kg haben soll, gesucht hatten. Bei 
dieser Arbeit haben die Fahrzeuge ver 
schiedene Ausrüstungsgegenstände eingebüßt, 
ohne den gesuchten Anker gefunden zu 
haben. Dafür ist aber ein anderer schwerer 
Anker aufgefischt worden, der über und 
über mit Muscheln bedeckt war und jeden 
falls sehr lange auf dem Meeresgrund 
gelegen hat. Derselbe wird nach Kiel 
überführt, um dort aufbewahrt zu werden. 
Da das betreffende Schiff längere Zeit 
Un hiesigen Kreishafen angelegt hatte, 
tvurde der Anker vielfach in Augenschein 
genommen. 
*** Rendsburg, 31. Aug. Die Feier 
des Sedantages wird seitens des hies. 
Gymnasiums am Mittwoch Nachmittag von 
3 Uhr ab im Nobiskrüger Gehölz begangen 
werden, wozu die Eltern und Angehörigen 
der Schüler, sowie die Freunde der Anstalt 
eingeladen werden. Am genannten Tage 
vormittags von 10—12 Uhr finden auf 
der Königskoppel Wettspiele (Schlagball, 
Fußball, Tamburie) statt. Dienstag Nach 
wittag 4 Uhr veranstaltet der Primaner- 
Ruderclub ein Wettrudern. 
^ Rendsburg, 31. August. Nachdem 
unter dem Rindviehbestande des Gutshofes 
Emkendorf die Maul- und Klauenseuche 
'vnstatirt ist, sind außer den bisher für 
seucheverdächtig erklärten Bezirken noch 
die zwischen dem Kaiser Wilhelm-Kanal 
ünd der Eisenbahnlinie Rendsburg > Neu- 
Münster belegenen Amtsbezirke, sowie die 
Amtsbezirke Langwedel und Geetz abfeiten 
°es Landrathsamtes für seucheverdächtig 
erklärt. 
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Berliner AiHclliniBries. 
Nachdr. verb. Berlin, 28. August 
Kairo. 
. Halloh aufgepaßt I Kameel! brüllt mir 
wu Kerl mit heiserer Stimme in die 
Mren. Ein recht liebenswürdiger Menschen- 
schlag, diese ungehobelten Berliner, denke 
ch bei mir und will mich eben mit einem 
^zen, aber kräftigen Worte revanchiren, 
X ich sanft bei Seite geschoben werde 
^ņd neben mir „das Schiff der Wüste" 
orübersegelt. Aha, dieses Kameel galt 
ķ sv garnicht meiner werthen Persönlich- 
g'i- sondern sollte mich nur vor einem 
Zusammenstoß bewahren. Eben will ich, 
"egnügt ob dieser Aufklärung, weiter- 
Men, da erschallt es schon wiederum 
ß-y ueoen nur — Ävrpcyr — i 
- "isetzt springe ich bei Seite, doch ein 
ästiger Stoß in den Rücken, ein wilder 
(her Aufschrei belehrt mich, daß ich 
. turlich nach der falschen Seite ausge- 
lchen sein mußte. Eine dichte Staub- 
iļ>^--"ŗ"ģîebt mich; als sie sich langsam 
ertheilt hat, sind Dame, Esel und Esel- 
selbstverständlich schon lange über 
i>>? Ņerge und mir ist nur mein Schmerz 
. Rücken geblieben. Einige Menschen 
Ņen sich angesammelt und — wer den 
Waden hat, braucht für den Spott nicht 
L, L 0 ? 3en ~ '"sort machte sich der 
. ^Moddrige Berliner Witz geltend. „Na 
blau" sagt ein Berliner grüner Junge 
unter ironischem Hinweis auf meine 
schmerzende Rückseite. — „Machen Sie 
doch dem Esel gegenüber Schadenersatzan 
sprüche geltend," meinte scheinbar wohl 
wollend ein Anderer. „Darf ich Sie viel 
leicht zur Unfallstation geleiten?" fragte 
ein dicker Herr, „die können die Leute ge 
brauchen, die sich behandeln lassen wollen." 
Brausendes Gelächter der Umstehenden be 
gleitete natürlich jeden dieser wohlfeilen 
Witze, denn für solche erheiternde Situation 
ist der Berliner stets sehr dankbar, ich 
aber machte mich schleunigst „dünne", wie 
man hier zu Lande sagt, um nicht noch 
mehr Stoff zur allgemeinen Unterhaltung 
zu liefern. Ja, wer den Boden Kairo's 
betritt, muß auch manches Abenteuer mit 
in den Kauf nehmen, denn allabendlich 
spielt sich hier ein wildes bewegtes Leben 
und Treiben ab. Ein bewegtes Volks- 
getümmel umgiebt uns; in den engen 
Straßen, welche wir zunächst betreten, 
wimmelt es von fremdländischen Menschen 
raffen. Da sieht man Neger, Armenier. 
Perser, Abessynier, Malayen und viele 
andere Volksstämme wild durcheinander 
gewürfelt und alle schreien, lachen, singen 
jeder will sich bemerkbar machen, jeder 
gern seinen Kram den Besuchern verkaufen 
Und zwischen diesen Allen schreiten würde 
voll die Kameele, hier zwar nicht Waarem 
lasten, sondern Menschen tragend, die gern 
einmal wissen möchten, wie sich die Welt 
von dort oben ausnimmt, laufen die be 
weglichen kleinen Esel mit ihren noch be 
weglicheren Treibern. Kurz —• ein echt 
orientalisches Bild! — Es ist ein über 
raschender Anblick, welcher sich dem Be 
sucher darbietet; wenn man durch die engen 
Gäßchen Kairo's wandert, glaubt man sich 
dort wirklich in den Orient versetzt, wenn 
man die iheilweise vorzüglich nachgebildeten 
Gebäude betrachtet. Einen recht interessanten 
Einblick in das bewegte Leben und Treiben 
Kairo's gewinnt der Fremde, wenn er vom 
Khedive-Platz kommend, eine der größten 
Bazarstraßen betritt. In dieser Straße 
haben die bedeutendsten Händler aus allen 
Theilen des Orients ihr Lager aufgeschlagen 
und hier erhält man zugleich eine eingehende 
Uebersicht über die reiche, iheilweise be 
wunderungswürdige Industrie des Orients 
Hier sieht man wunderbare orientalische 
Elfenbeinschnitzereien, Nilschlainmwaaren 
Seidenstickereien, die nach wie vor die all 
gemeinste Bewunderung unserer Frauen 
welk hervorrufen, Bronzearbeiten aus Dw 
maseus, Perlmutterarbeiten und noch viele 
andere Industriezweige sind vertreten. 
Vor Allem finden aber hier die orientalischen 
Teppichbazare die größte Beachtung 
welche eine reiche Auswahl echter Gewebe 
bieten. Zu erwähnen ist hierbei die Firma 
Gebr. Habis, Damaseus, welche auf der 
Ausstellung „Kairo" wohl den größten 
dieser Bazare inne hat. Hier kann man 
sein Kunstverständniß entschieden bilden, 
wenn man die feinen Farbennüancen, die 
mannigfachen Muster und Gewebe gründ 
lich studirt. Hier wird der Laie sich auch 
einmal vollständig über Die verschiedenen 
Unterschiede zwischen „alten Persern" 
„Djidjems", „Ferahan" u. s. w. klar 
werden, welche Unterscheidungen sonst nur 
von Kennern selbst gemacht werden können. 
So bietet eine Wanderung durch die 
Straßen Kairos thatsächlich viel Belehrendes, 
obschon die meisten Leute nur des wilden 
Rummels wegen hingehen, welcher sich 
allabendlich bei schönem Wetter dort ab 
spielt. Auf diesen koinme ich weiter unten 
zurück, vorläufig will ich aber noch zeigen, 
daß uns Kairo noch vieles Interessante 
und Wissenswerthe auch auf anderen Ge 
bieten vor Augen führt. Mit Geschick hat 
es der Bauineister verstanden, den echten 
orientalischen Stil in der Bauart der 
Moscheen und einzelnen Gebäude wieder 
zugeben. Betreten wir die Ausstellung 
durch das gewaltige Eingangsthor „Lad 
ei Futûh", einer getreuen Nachbildung 
dieses ältesten Stadtthores Kairo's, so be< 
finden wir uns auf dem schon oben er 
wähnten großen Khedive-Platz. Von hier 
aus schweift das Auge über die imposanten 
Minorets, über kleinere und größere 
Wohnhäuser, über Monumente hinüber zu 
den von Palmen umrahmten Pyramiden. 
In Wahrheit ein malerisches Bild. Dem 
Besucher wird hier viel für sein Geld 
geboten, denn nicht allein, daß man hier 
eine Vorstellung von dem Getriebe einer 
arabischen Stadt erhält, man hat auch die 
glückliche Idee gehabt, die nächste Umgebung 
Kairo's in den Kreis des hier Dargestellten 
einzufügen. So sehen wir die vom alten 
Kairo in ea. 3stündiger Wagenfahrt zu 
-cht neben mir — Vorsicht — Esel! erreichende Wüste, das Hochplateau von 
Memphis mit der Cheopspyramide und 
weiterhin die altägyptischen Tempel, den 
am Lethosbrunnen und den von Edfu mit 
dem Riesenmonument des Ramser davor. 
Ein Hauptanziehungspunkt für das Publikum 
bietet auch ein Fellachenvorf mit seinen 
primitiven Einrichtungen. Die 'Bewohner 
dieses Dorfes unterhalten sich gern durch 
allerhand Zeichen mit den zuströmenden 
Besuchern und ihre kindliche Naivität 
bringt häufig die ungezwungendste Heiter- 
feit des Berliner Publikums zu Stande. 
Im Edfu-Tempel befindet sich eine 
Ausstellung orientalischer Bilder, welche 
manches Schöne bietet, besonders anziehend 
sind einzelne gediegene Charakterköpfe von 
Krämer. Der Fremde verfehle nicht, diese 
Gemäldeausstellung zu besichtigen, denn 
auch in ihr spiegelt sich ein Stück echt 
orientalisches Leben wieder. 
Auch einer interessanten Waffensammlung 
des Khedive Abbar will ich Erwähnung 
thun, die sich ebenfalls im Edfu-Tempel 
befindet. Diese Waffensammlung, sonst 
Eigenthum des ägyptischen Staatsschatzes 
ist eigens zur Schaustellung von Kairo 
hierher gesandt worden. Unter anderen 
werthvollen Waffen enthält die Sammlung 
auch ein Schwert Mohamed Alis, des 
Begründers der jetzigen Dynastie in Egypten, 
welches allein einen Werth von über einer 
halben Million Francs repräsentirt. Dieses 
Schwert legt ein beredtes Zeugniß dafür 
ab, auf welch' hoher Stufe sich orientalische 
Waffentechnik und Juwelierkunst befindet. 
Unser Kaiser, welcher diese Sammlung 
auch mit einem Besuche beehrte, sprach 
speciell über dieses Waffenstück seine auf 
richtige Bewunderung aus. 
Begeben wir uns n»>n zurück und in 
die Nähe der Cheopspyramide, wo sich auch 
der Lagerplatz der Kameele befindet. Hier 
ist denn auch das Hauptquartier derjenigen 
Leute, die gerne einmal etwas „Radau" 
mitmachen wollen. Es sind meist noch 
jüngere Leute, die sich hier an dem allge 
meinen Tumult betheiligen, chessen Haupt 
gründ in dem Aufsteigen der „Damen" 
auf die Kameele zu suchen ist. Meist sind 
es eben keine „Damen", welche sich hier 
dazu hergeben, der Allgemeinheit Stoff zur 
Belustigung zu liefern, und aus diesem 
Grunde wagt denn auch die feucht-fröhliche 
Jugend manches freie Wort, das sonst 
eben nicht fallen würde. Hat sich ein 
Kameel mit seiner zarten Bürde erhoben 
und tritt nun seine Reise durch die Straßen 
Kairo's an, dann bricht meistens ein un 
bündiges Gejohle los und es gehört eben 
die ganze Geduld eines Kameels dazu, um 
all diesen Trubel über sich ergehen zu lassen 
Nicht viel anders ist es mit der ($fet 
reiterei bestellt, die ebenfalls in der Haupt 
fache von den weiblichen Besuchern Kairo's 
ausgeübt wird, auch hierbei spielen sich 
meistens turbulante Scenen ab, die viel 
zur allgemeinen Erheiterung beitragen 
Man kann beim besten Willen nicht gerade 
behaupten, daß ein derartiges Treiben sehr 
zur Verschönerung Kairo's beiträgt, aber 
es giebt viele Leute, die daran Gefallen 
finden und vielfach gerade sind es die 
Fremden aus der Provinz, die sich hierbei 
ganz kostbar amüsiren, denn es ist eben 
einmal was Anderes und das Ungewöhn 
liche wirkt hier anziehend. 
Vermischtes. 
— Die eigene kleine elf Monate alte 
Schwester verbrannt hat in Fombio bei 
Turin ein geisteskrankes Mädchen von 
13 Jahren. Der Vater der Kinder hatte 
sich nur wenige Augenblicke aus dem 
Hause entfernt, als die Irrsinnige das in 
der Wiege liegende Kindchen ergriff, es in 
ein Tuch hüllte und dann in einen Back 
ofen warf. Damit das Geschrei nicht ge° 
hört ward, hatte sie die Backofen-Thür 
geschlossen und außerdem noch eine Doppel 
thür, welche zu dem Backraum führte 
Der unglückliche Vater bemühte sich anfangs 
vergebens, von der Mörderin herauszu 
bekommen, wo sie das Schwesterchen ge 
lassen hatte. Er durchsuchte, als sie be 
harrlich schwieg, die Hofräume, bis er 
schließlich nach dem Backofen kam, wo er 
die kleine Leiche schrecklich verbrannt vor 
fand. Das Fleisch hing unter der Ein 
Wirkung der furchtbaren Hitze stellenweise 
am Körper herunter. Als die Thäterin 
herbeigeholt ward, lachte sie und belustigte 
sich über den grauenhaften Anblick. 
— Ein neuer Fall von kataleptischem 
Schlaf. Am 22. Juli fanden Polizeiagenten 
in dem Badeorte Deauville, nächst Trou 
ville belegen, einen völlig entkleideten jungen 
Mann auf einer Bank schlafend vor. Alle 
ihre Bemühungen, ihn zu erwecken, erwiesen 
sich aber als vergeblich; man mußte den 
Unbekannten in das Hospital von Pont 
l'Evsque schaffen, wo die Aerzte erkannten, 
daß er in Katalepsie verfallen war. Die 
Nachforschungen bei den Hotelbesitzern und 
Gastwirthen des Badeortes vermochten 
nicht zur Entdeckung der Identität des 
unbekannten Schläfers zu führen. Man 
stand also einem Räthsel gegenüber, das 
indeß vor einigen Tagen iheilweise wenig 
stens gelöst wurde. Am 13. August nämlich 
erwachte der Unbekannte aus seinem katalep 
tischen Schlummer und gab, nachdem er 
eine Zeit lang sich verwundert in dem ihm 
völlig unbekannten Raume umgesehen hatte, 
auf die an ihn gestellten Fragen an, er 
heiße Louis P . . . ., sei 21 Jahre alt 
und Packer. Seine Verwunderung steigerte 
ich zur Verblüffung, als man ihm aus 
einandersetzte, unter welchen Umständen er 
aufgefunden worden war. Er hörte un 
gläubig zu und rief aus: „Ich habe aber 
doch gestern, am 21. Juli, noch bei meinem 
Lohnherru in Paris, Rue du Faubourg- 
du-Temple gearbeitet!" Man erwiderte ihm, 
daß man bereits den 13. August schreibe. 
„Unmöglich, unmöglich," rief der junge 
Mann aus, „ich weiß genau, daß es gestern, 
Dienstag, den 21. Juli, war!" Man hat 
»och nicht ermitteln können, auf welche 
Art und Weise der junge Packer unbekleidet 
im kataleptischen Schlafe nach Deauville 
gekommen ist. Der räthselhafte Fall be 
schäftigt natürlich die Aufmerksamkeit des 
Publikums und der Aerzte im höchsten 
Grade. 
— DeS Tyrannen Brautwerbung. Wie 
der im Jahre 1885 auf dem Schlachtfelde 
gefallene Dictator von Guatemala (Amerika) 
Barrios zu seiner Frau kam, ist so recht 
bezeichnend für das Wesen dieses durch 
seine Grausamkeit berüchtigten Mannes. 
Bei einem Gastmahl, das ein Kaufmann 
dem auf der Reise befindlichen Barrios zu 
Ehren gab, verliebte sich dieser in die kaum 
im Backfischalter stehende bildschöne Tochter 
seines Wirthes. Bor seiner Abreise erklärte 
er dem Kaufmann kurz: „Ich werde Ihre 
Tochter heirathen. Da sie aber noch zu 
jung und unerfahren ist, so wünsche ich, 
daß sie in eine höhere Bildungsanstalt für 
Mädchen geschickt wird, um englisch, fran 
zösisch und Musik zu lernen. In zwei 
Jahren wird sie gebildet genug sein, um 
als Herrscherin in den Präsidentenpalast 
einzuziehen, und ich werde daher in zwei 
Jahren förmlich um sie anhalten." Der 
Schwiegervater in spe° gab zitternd seine 
Einwilligung, beschloß aber im Stillen die 
Ausführung dieser Zumuthung zu verhin 
dern und behielt sein Töchterchen bei sich. 
Nachdem jedoch zweimal ein Adjutant des 
Dictators sich erkundigt hatte, warum das 
Fräulein noch immer nicht die höhere 
Schule bezogen habe, wurde sie vom Vater 
endlich in eine solche gesandt. Kaum war 
dies geschehen, so wurde aus Barrio's 
Veranlassung das Gerücht verbreitet, daß 
er nach beendeter Schulzeit das zweimal 
jüngere Mädchen ehelichen werde. Und 
richtig : als die zwei Jahre verflossen waren, 
hielt der Tyrann um die Hand der zu 
voller Schönheit erblühten jungen Dame 
an. Diese aber erklärte stolz, daß sie keine 
gezwungene Ehe eingehen werde, und da 
ihr Vater sie in ihrem Entschluß bestärkte, 
so ließ der abgewiesene Freier das Ber- 
mögen des Kaufmanns „zum Besten des 
Staates" einziehen und den zum Bettler 
gemachten alten Mann als Sträfling mit 
Ketten und Kugeln an den Beinen auf 
offener Straße arbeiten. Um dieser grau 
samen Behandlung ein Ende zu machen, 
erklärte sich die Tochter des Unglücklichen 
bereit, dem verhaßten Staatsoberhaupt sich 
antrauen zu lassen. Sofort wurde nun dem 
Kaufmann Freiheit und Vermögen wieder 
gegeben und ihm außerdem die einträgliche 
Stelle des Finanzagenten der Regierung 
verliehen, während die unfreiwillige Braut 
von dem Bräutigam die kostbarsten Schmuck 
sachen erhielt und durch eine halbe Million 
Dollars in den Stand gesetzt wurde, die 
Armuth im Lande nach eigenem Ermessen 
zu mildern. Der Tyrann wurde ein Muster 
ehemann, er trug seine liebreizende Gattin 
aus Händen und zeigte sich milder als 
bisher auch gegen sein Volk. 
guten Stunde" als die hervorragendste Familien- 
Zeitschrift der modernen Journallitteratur er 
scheinen läßt. 
Kiel, 28. August. Die Lotterie von 
'Ausstellungsgegenständen, auf deren Be 
deutung für das auf der Schleswig-Holsteinischen 
Landesausstellung vertretene Gewerbe wir be 
reits wiederholt hingewiesen haben, ist während 
der letzten Wochen in der Gunst des Publikums 
so sehr gestiegen, daß man auch für die nächsten 
Wochen noch ein beträchtliches Zunehmen der 
Betheiligung an der Lotterie erwarten darf. Da 
selbstverständlich mit dem gesteigerten Absatz der 
Loose auch eine Vermehrung der zu verloosenden 
Gewinne Hand in Hand geht, so ist aus Kreisen 
der Aussteller wie des übrigen Publikums der 
Wunsch nach Hinausschiebung der Ziehung 
wiederholt an den Vorstand herangetreten, sodaß 
dieser nunmehr beschlossen hat, dieselbe auf den 
25. September zu verlegen. Bei den durchaus 
reellen Gewinnchancen, welche die practisch ein 
gerichtete Lotterie bietet, empfiehlt sich dem 
Publikum die rechtzeitige Beschaffung von Loosen, 
da eine abermalige Verschiebung der Ziehung 
unmöglich sein würde. 
— Es ist im Jntereffe unserer Hausthiere, 
namentlich in Betreff der Pferde, die unsere 
treuesten Mitarbeiter sind, schon Vieles gethan 
worden, um die Arbeiten zu erleichtern uno die 
Qualen zu verringern. 
Bisher galten' die Stoßfänger nnd Pferde 
schoner als radikalstes Mittel, um der Thier- 
quälerei zu begegnen, in neuerer Zeit ist jedoch 
von der Firma Otto Günther, Kaitz bei Dresden, 
ein vollständiger Ersatz geschaffen worden, und 
zwar ist es _ die elastische Doppelwaage nebst 
Ortscheit: dieselbe kann an jeder landwirthschaft- 
lichen Maschine und an jedem Geräth ohne 
Weiteres angebracht »verden. 
Mit dieser Güntherschen Erfindung ist ein nach 
jeder Richtung hin practisches Geräth für den 
landivirthschaftlichen Betrieb zur Einführung ge 
langt. Der Preis ist nicht höher, als der eines 
Stoßfängers und ein Paar Pferdeschoner: nur 
aus diesem Bestreben ging die elastische Zug 
waage hervor. Dieselbe hat ihrer hervorragenden 
Eigenschaften wegen schon eine große Anzahl 
Freunde gewannen und sich bis jetzt vorzüglich 
bewährt. 
Der größte Vortheil dieser Waagen liegt darin, 
daß sich ein einseitiger, ungleichmäßiger Anzug 
sofort ausgleicht, daher ein ruhiges Anziehen 
möglich ist und das Zugthier nicht »nehr Krast 
anzuwenden nöthig hat, als zum Anziehen des 
Wagens erforderlich ist, da die allmähliche An 
spannung der Feder eine langsam sich ver 
größernde Kraftentfaltung verlangt, welche genau 
bis zu der Grenze ansteigt, ivo die für das An- 
zieben des Wagens nothwendige Kraft erreicht ist. 
, Die Pferde haben bei Benutzung dieser Waagen 
einen äußerst elastischen Anzug, prellen nicht und 
werden durch Vermeidung der schmerzhaften 
Stöße ungemein geschont. Nähere Auskunst 
ertheilt der Gen.-Agent Herr <81. Fj. I-andre 
zu Hamburg, Heidenkampsweg 102. 
Anzeigen. 
Abend-Depeschen. 
Konstantinopel, 31. August 
Auch gestern fanden blutige Zu 
sammenstöffe zwischen Armeniern und 
Mohamedanern statt. 
Petersburg, 31. August. Der Tod 
Lobanow's erfolgte Abends 8'/2 Uhr 
in der Nähe der Station Schepetonka 
Bis zur Neubesetzung ist Gra 
Lambsdorf mit Führung der Geschäfte 
betraut. Als Nachfolger wird 
Schuwaloff genannt. 
San Sebastian, 31. August. Au 
den Philippinen ist ein neuerlicher 
Aufstand ausgebrochen. Viertausend 
Bewaffnete wurden von den Spaniern 
zurückgeschlagen. 
Litteratur. 
— Für den Künstler, der sich in Rom 
zu 
längeren, Aufenthalte niedergelassen hat, sind die 
Modelle von größter Wichtigkeit. Den eigentlich 
römischen Modellen, die sich gewöhnlich durch 
vollkommene körperliche Schönheit und Grazie 
auszeichnen, stehen gegenüber die Chiocciarem 
Modelle, eine sehr gefährliche Gesellschaft, vor 
der sich jeder Künstler nach Möglichkeit zu hüten 
hat. Cs sind Bauernfamilien aus der Umgegend 
von Rom, die mit Kind und Kegel nach der 
Hauptstadt gepilgert sind, um dort mit Modell- 
lehen und nebenbei auch mit Diebstahl und Er 
pressung möglichst viel Geld zu verdienen. Dr. 
Hans Barth giebt in dem soeben erschienenen 
Heft 25 der „Modernen Kunst" (Verlag von 
Rich. Bong, Leipzig, Wien, Berlin) eine sehr 
interessante Schilderung von diesem faulenzenden 
Gesindel, das leider für den Künstler unentbehr 
lich ist. Man staunt über die Dummheit, Pfiffig 
keit und Verderbtheit, der in dir Mehrzahl dieser 
Chiocciaren-Modelle in originellem Gemisch vereint 
inb — Meisterlich sind die Kunstbeilagen der 
Modernen Kunst": „Im Haremshof" von Ernst 
Berger. „Der Liebe Sommerzeit" von Hans 
F.ch'ner und „Morgenroth" von Paul Sinibaldi. 
Kein anderes illustrirtes Blatt des In- und Aus 
landes hat solche Holzschnitte abzuweisen. 
Die bekannte Familienzeitschrift „Zur 
anten Stunde" (Berlin W 57, Deutsches 
Verlagshaus Bong & Co., Preis des Vierzehn- 
tagshèftes 40 Pfg.) bringt in ihrein neuesten 
Hefte ein« Fülle von Darbietungen von «fr 
gemeinstem Interesse, z. B. „In, Park von 
Wörlitz", „Damen als Fußballspielerim,en", „Die 
bayrische Landes-Ausstellung", „Künstliche Fisch 
zucht", „Li-Hung-Tscha«gs Besuch in Friedrichs- 
ruh" u. s. w., welche in Verbindung mit meister 
haften Illustrationen und spannenden Ronanen: 
Annie Bock: „Führe uns nicht in Versuchung" 
und Hans Richter: „Vergeltung", wie mit der 
Abtheilung „Für unsere Frauen", welch letztere 
ür jede Hausfrau geradezu unentbehrlich ist, und 
derGratls-Beilagc:„Jllustr,rteKlaWerbibliothek", 
die Eichendorffs Gedichte weitersiihrt, „Zur 
Die Verlobung ihrer Tochter Mar- §- 
garethe mit dem Herrn Johannes if 
Lass beehren sich anzuzeigen fr- 
8 L°- 
II, lititfe und Frau. 3- 
Margarethe Lütje 
Johannes Lass 
<g Verlobte. Ķ. 
Ostenseid Taarstedt. f 
->s (b. Rendsburg) (Angeln) 1L 
jļ im August 1896. jr 
Todes-Anzeige. 
(Statt besoderer Meldung.) 
Sonnabend - Abend 6 Uhr entschlief 
nach kurzen Leiden unsere liebe Mutter 
Caroline Nettelblatt 
in ihrem 68. Lebensjahre. 
Die trauernden Hinterbliebenen. 
ViidelSdorf. den 29. August 1896. 
Die Beerdigung findet Mitttwoch- 
Vormittng 11 'Uhr statt. 
Danksagung. 
Für die vielen Beweise der Theilnahme und 
Kranzspende bei der Beerdigung meiner lieben 
Mutter und unserer Schwester Johanna 
Koopmann, geb. Becker, sowie dem Herrn 
Hauptpastor Hansen für die trostreichen Worte 
am Sarge sagen wir unseren verbindlichsten Dank. 
Die Hinterbliebenen. 
illics şşiiinņajîm. 
Mittwoch, den 2. September, wird die 
Feier des Sedanfestes von 3 Uhr an 
:m Nobiskrüger Gehölz begangen werden. 
Die Eltern und Angehörigen der Schüler 
sowie Freunde der Schule ladet der Unter 
zeichnete namens des Kollegiums ganz er- 
gebenst zur Teilnahme an diesem Feste ein. 
Der Königliche Gymnasialdirektor 
Professor Dr. Wallichs. 
GttßcÄÄmMVkMf. 
Am Dienstag, den 1. Septbr-, Nach. 
mittags 2'/2 Uhr werde ich in meinem 
Auktionslokale „Spitzkrug" 
eine große Parthie Parchend 
Hemde«, Blouse», Jacken, ferner 
Buckskins, Klei derzen ge, 
Knaben «. Herren - Anzüge, 
Herren- und Knaben-Röcke, 
Westen und Jacketts, Anzüge 
sowie eine große Parthie Feudeļ, 
ferner eine Parthie Cigarren 
öffentlich versteigern. Die Auction findet 
bestimmt statt. 
I. P. Bendixeu, Auktionator.
	        
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