hinweg und gegen dessen Willen un
ter der Zustimmung des Herrschers wichtige
Entscheidungen traf. Daß der Minister
nicht in der Lage war, die Geschäfte des
Kabinets zu kontrolliren, hatte hauptsäch
lich darin seinen Grund, daß, wie früher
schon wiederholt, so auch jetzt an der Spitze
des Militärkabinets ein Officier steht, der
als „ Generaladjutant" zur nächsten
Umgebung des Kaisers gehört und deshalb
einen ganz anderen Einfluß hat, als ein
bloßer Abtheilungschef des Kriegsministe
riums. Macht ein solcher Mann seinen
Einfluß in vollem Maße geltend und
widerstrebt dem Träger der Verantwort
lichkeit, so ist der Zwiespalt da, der noth
wendiger Weise zu einer Krisis führen
muß, falls der Minister sich nicht einer
unverantwortlichen Stelle unterordnen und
für deren Anordnungen haftbar machen
lasten will. Kommen dazu noch persön
liche Differenzen, wie sie zwischen
Bronsart und Hahnke, dem Chef des
Militärkabinets, vorhanden gewesen sein
sollen, so ist keine andere Lösung des
Konflikts möglich, als der Rücktritt eines
der beiden Männer; diesmal hat der
Minister den Platz geräumt.
Berlin, 17. August. Der neue Kriegs
minister Generallieutenant von Goßler
ist am 29. September 1841 in Weißenfels
geboren und der jüngere Bruder des
früheren Cultusministers und jetzigen Ober
Präsidenten von Westpreußen. Er trat im
Jahre 1860 in das Grenadier-Regiment
Nr. 1 in Königsberg i. Pr. ein und wurde
1861 Seconde-Lieutenant. Nachdem er
von 1866—69 die Kriegsakademie besucht,
führte er im Feldzug 1870/71 als Haupt
mann eine Compagnie des Thüringischen
Jnfanterie-Regiments Nr. 95 und wurde
noch im Jahre 1871 zum Kriegsministerium
commandirt,. in welcher Stellung er bis
1873 verblieb. Kaum drei Jahre war
er dann als Compagnie-Chef im Grenadier-
Regiment Nr. 2 in Stettin thätig, worauf
er unter Beförderung zum Major in's
Kriegsministerium versetzt wurde, in welchem
er zuerst als Decernent, dann als Chef
der ersten Armee-Abtheilung thätig war.
Am 4. August 1888 wurde er zum Oberst
befördert. In dieser Charge ernannte ihn
der Kaiser am 15. Oktober 1889 zum
Commandeur des 3. Garde-Regiments zu
Fuß, dem er aber schon am 14. Februar
1891 à la suite gestellt wurde, als er mit
der Führung der 43. Jnfanterie-Brigade
(Kassel) beauftragt ward. Am 16. Mai
1891 erfolgte seine Beförderung zum
Generalmajor und in demselben Jahre
seine Ernennung zum Director des All-
gemeinen Kriegs-Departements im Kriegs
ministerium und stellvertretenden Bevoll
mächtigten zum Bundesrath. In dieser
Stellung blieb Herr von Goßler, bis er
am 27. Januar 1895 unter Beförderung
zum Generallieutenant zum Commandeur
der 25. (Großherzoglich hessischen) Division
ernannt wurde.
Berlin, 17. August. Ueber die Stellung
des neuen Kriegsministers v. Goßler zur
Reform der Militärst ra fp r o ce ß -
vrdnung verlautet, daß derselbe in
Uebereinstimmung mit dem Reichskanzler
sich befindet. Sonach würde seine Er
nennung Ş als ein günstiges Symptom für
die Entwickelung dieser Frageaufzufassen sein.
. — Den „Leipz. N. N." wird aus Ber-
lin geschrieben: „Eine ähnliche Differenz
wie zwischen dem Kriegsminister und
dem General von Hahnke, besteht auch
zwischen dem Marine chef Hollmann
und dem Chef des Marinekabi nets
Freiherrn von Senden-Bibran. Es ist
seiner Zeit erzählt und niemals in wirk
lich glaubhafter Weise bestritten worden,
daß Herr von Senden-Bibran den Auf
trag erhalten habe, einen Plan zur Ver
mehrung der Flotte aufzustellen. In der
Budgetcommission des Reichstages ist diese
Sache zur Sprache gekommen, und Herr
Hollmann hat sich dagegen verwahrt, daß
es ernstere Meinungsverschiedenheiten in
der angedeuteten Richtung gebe. Aber
volle Beruhigung wurde durch die da-
malige Behandlung der Angelegenheit
nicht verbreitet, und es wäre schon mög
lich, daß auch diese Fragen jetzt wieder
mehr in den Vordergrund getreten sind."
Berlin, 17. August. Während von
mehreren Seiten mit aller Bestimmtheit
behauptet wird, der Rücktritt Wiß-
m a n n' s sei leider unvermeidlich, da so
wohl Gesundheitsrücksichten wie sachliche
Differenzen in Betracht kämen, wird der
„Nordh. Ztg." aus Lauterburg i. H. ge-
chrieben: „Major v. Wißmann, der seit
Anfang Juli mit Familie bei seiner hier
wohnenden Mutter Aufenthalt genommen
hat, befindet sich seit Freitag voriger Mache
auf Reisen. Wahrscheinlich wird er auch
nach Berlin reisen, wo dann wohl die
Intscheidung über seine fernere Zukunft
nllen wird. Vorläufig ist auf Grund
icherer Informationen die Meldung von
deinem Rücktritt als Gouverneur
von Ostafrika als verfrüht und gründ
los zu betrachten. Freilich ist es That-
ache, daß Major von Wißmann für die
Zukunft einen passenden Landsitz zu erwcr-
den sucht, das schließt jedoch nicht aus,
daß er trotzdem wieder auf seinen Posten
nach Afrika zurückgekehrt."
Berlin, 17. August. Daß das Gesetz
zur Bekämpfung des unlauteren
Wettbewerbes auch in solchen Kreisen,
an die man bei Erlaß des Gesetzes sicher
nicht gedacht hat, wohlthätig und versitt
lichend wirkt, beweist folgende Mittheilung:
„Mit Hilfe des Gesetzes wider den un
lauteren Wettbewerb beabsichtigen auch die
Schausteller gegen die unreellen Elemente
in ihrem Stande, welche das Gewerbe
zur Förderung der Unsittlichkeit,
des Hazardspiels usw. benützen, mit
aller Schärfe vorzugehen. Der Verein
reisender Schausteller und Berufsgenossen
hat seinen Vorstand beauftragt, das dies
bezügliche Material zu sammeln."
Beim Haschen nach einer Taube hat der
9jährige Knabe Max Koch am Freitag in
Berlin einen jähen Tod gefunden.
Der Knabe war von der Brandenburg-
traße aus auf das Dach eines Seiten
flügels des Hauses Gitschiuerstraße 81 ge
klettert, um eine ihm entflogene Taube
die dort in der Dachrinne saß, zu ergreifen
Bei diesem gefährlichen Spaziergang ver
lor er das Gleichgewicht und stürzte aus
der Höhe des 6. Stockwerks auf den
Hof hinab. Der Tod trat auf der
Stelle ein.
Berlin, 17. August. Die neue Ziehung
der Ausstellungs-Lotterie wird. da
die umfassenden Vorbereitungen sogleich in
Angriff genommen wurden, Ende dieser
Woche, spätestens Montag, den 24. d. M.,
ihren Anfang nehmen. Der Betriebs
inspektor hat den Antrag gestellt, daß dem
Gewinner des Haupttreffers der ungiltigen
Ziehung als Entschädigung für die Ent-
täuschung 100 Freiloose aus die neue
Ziehung bewilligt werden.
Die fünf „Brutapparate" in der
Lion'schen Kinderbrutanstalt in der Berliner
Gewerbeausstellung sind jetzt sämmtlich
besetzt; zu den bisher vorhandenen zwei
Pärchen (zwei Knaben und zwei Mädchen)
hat sich am Montag noch ein fünfter
Sprößling gesellt. Weil das Ersuchen um
Aufnahme von schwächlich geborenen Kindern
nicht nachläßt, hat sich Lion veranlaßt
gesehen, weitere Brutapparate zu beschaffen.
Sie sind bereits unterwegs und werden,
da die Räumlichkeiten des Pavillons die
Aufstellung von weiteren Brutkästen nicht
gestatten, an Aerzte und Anstalten verliehen
werden.
- Der Antheil, den Deutschlan d an
der Einwanderung in die Vereinig-
ten Staaten von Nordamerika hat, ist
in den letzten Jahren beständig zurück-
gegangen. Allerdings ist die Zahl der in
den Vereinigten Staaten angekommenen
Einwanderer überhaupt in den letzten drei
Jahren wesentlich geringer gewesen, als in
den früheren Jahren, indem sie von 547060
Personen im Jahre 1892 auf 488 776 in
1893 und 248 982 in 1894 zurückging,
doch zeigte das Jahr 1895 mit 324 330
Einwanderern schon wieder eine Steigerung.
Trotz derselben ist aber auch im Jahre
1895 die Zahl der deutschen Einwanderer
eine geringe gewesen. Wahrend Deutsch-
land noch im Jahre 1893 mit 89 603 und
im Jahre 1894 mit 40436 Personen unter
den Ursprungsländern der Einwanderer
in die Vereinigten Staaten an zweiter
Stelle, hinter England, rangirte, wurde
die Zahl der deutschen Einwanderer im
Jahre 1895 auch von derjenigen der
österreichisch-ungarischen, der russischen und
der italienischen Einwanderer nicht un
wesentlich übertroffen.
Die Rettungsmedaille am Bande verlieh
der Kaiser dem Posteleven Franz Bellardi
in Görlitz. B. hatte am 25. Juli, als
er noch Primaner war, die dreijährige
Tochter des Mühleninspectors Pförtner in
Deutsch-Ossig vom Tode des Ertrin
kens gerettet, nicht achtend der Gefahr,
vom Wasser in das Werk der Mühle ge
zogen zu werden.
Breslau, 17. Aug. Der Verbandstag
des Centralverbandes deutscher
Bäckerinnungen wurde heute von dem
Obermeister Bernardt-Berlin mit einem
dreifachen Hoch auf den Kaiser eröffnet.
Der Handelsminister Brefeld hatte die
Geh. Oberregierungs-Räthe Dr. Sieffert
u. Dr. Wilhelmi entsandt; auch der Ober-
Präsident, der Regierungspräsident, der
Polizeipräsident und die städtischen Behör
den waren durch Deputationen vertreten.
Geh. Oberregierungsrath Dr. Sieffert gab
die Versicherung ab, daß der Handels
minister das größte Interesse an den
Verhandlungen nehme und besten Erfolg
wünsche; die anderen Regierungs- und
städtischen Vertreter begrüßten den Ver-
iandstag in demselben Sinne. Die Ver
sammlung beschäftigte sich hierauf mit dem
Maximal-Arbeitstag und faßte ein
stimmig eine Resolution, in der Protest
gegen die Verordnung des Bundesrathes
betr. die Regelung der Arbeitszeit
:n den Bäckereien erhoben und der
Vorstand des Centralverbandes beauftragt
wird, mit allen gesetzlichen Mitteln dahin
zu wirken, daß die Verordnung wieder
aufgehoben wird.
„Lachende Erben" werden in Berbis-
dors bei Hirschberg gesucht. Dort verstarb
im vorgerückten Alter ein Hausbesitzer,
dessen Verhältnisse von Allen, die ihn
kannten, als höchst ungünstige beurtheilt
wurden. Er lebte äußerst sparsam, da er,
wie es schien, nur mit Pfennigen zu
rechnen hatte. Nachdem er jetzt die' Augen
Im Banne dunkler Gew alten.
Roman von Elfried v. Hohenstein. 46
„Wenn ich auch kein romantisch angelegter Mann
bin, so ist mir doch so viel klar geworden, daß ihr
beide, Du und Richard, nicht mehr von einander
lassen könnt. Also führt doch keine Komödie auf, die
für solche Charaktere gar nicht paßt. Richard wird von
niemand beargivöhnt werden, nach dem Gelde zu stre
ben, und Dir kann es keiner verdenken, wenn Du
einem echten, rechten Mann von dem Schlage derer, die
man heutzutage wie Diogenes mit der Laterne suchen
muß, Deine Hand reichst."
„Onkel, Du vergißt wohl, daß ich ihm dann volle
Aufrichtigkeit schuldig wäre!" rief das Mädchen, dessen
Wangen im dunkelsten Rot erglühten.
„Ich vergesse gar nichts." erwiderte er ärgerlich,
„aber. wer Verstand im Kopf und ein Herz in der Brust
hat, kann Dich doch nicht für den Fehltritt Deines Va
ters verantwortlich machen. Sage ihm doch alles, oder
meinetwegen will ich es thun, Iveun . . ."
„Nun und nimmermehr I" fuhr sie auf. „Daß ich
Richard liebe, soll nicht geleugnet werden. Wie in dem
Märchen ein^ Fe<s sich plötzlich öffnet und ungeahnte
Schätze erblicken läßt, so erschloß sich meinem Verständ
nis seine Seele, und wie er mir sein innerstes Sein
nicht verbergen kann, so muß ich ihn, das meine offen
baren ; doch damit sind ivir anch an der Grenze des uns
beschiedenen Glückes angelangt. ^Das Geständnis, wel-
ches ich ihm machen müßte, fommt nie über meine Lip
pen! ^ Hörst Du Onkel? nie! Und solltest Du spreche»,
so würde ich in einen verborgene» Winkel der weiten
Welt fliehen, so würdest Du mich zwingen, auf den
Schutz Deines Hauses zu verzichten."
„Na, na, na! Nur nicht gleich obenhinaus!"
murrte Norton, „Ich halte meine Zunge schon im Zaum.
Tu bist ja alt genug, um zu wissen, was Du zu thun
hast. Es ivar ein wohlgemeinter Rat, nichts weiter.
Aber wissen möchte ich, was Dir eigentlich die Ruhe
wieder zu geben vermag?"
geschlossen hatte, untersuchte man seinen
Nachlaß, da er, soweit bekannt, keine
Erben hinterlassen hat. Hierbei entdeckte
man zur größten Ueberraschung auf dem
Hausboden eine Kiste, die an Pfandbriefen
und anderen Werthpapieren gegen 21,000
Mark und über 10,000 Mark in Hundert
markscheinen sowie in Goldstücken "enthielt.
Die letzteren hatte der sparsame Mann in
Zündholzschächtelchen verpackt. Demnächst
wird an die unbekannten Erben der gericht-
liche Aufruf zur Empfangnahme der auf-
gesparten Gelder ergehen,
Fulda, 17. Aug. Zu der am 19. Aug.,
früh 9 Uhr, beginnenden Bischofs-Eon-
ferenz werden morgen die Erzbischöfe
von Köln und von Posen-Gnesen hier ein
treffen, ferner der Fürstbischof von Breslau,
der Armeebischof von Berlin und die
Bischöfe von Ermeland, Mainz, Limburg,
Trier, Münster, Paderborn und Kulm.
Der Erzbischof von Freiburg, sowie die
Bischöfe von Osnabrück und Hildesheim
werden nicht erscheinen.
Cassel, 17. August. Der jugendlichen
Geigenkünstlerin Adelheid Nissen, einer
geborenen Schleswig-Holsteinerin, welche
vor Kurzem die hohe Ehre hatte, im
Schlosse zu Wilhelmshöhe zu spielen,
wurde Sonnabend im Auftrage Ihrer
Majestät der Kaiserin eine Broche
mit Brillanten überbracht.
Schönebeck, 13. Aug. Einem unabseh
baren Unglück ist gestern unsere Stadt
entgangen. Der in der Nacht von Leipzig
kommende Eilgüterzug fuhr auf dem Güter
bahnhof auf Güterwagen, die der eine
Stunde vorher angekommene Staßfurter
Güterzug abgehängt hatte. Mehrere Wagen
des Eilgüterzuges thürmten sich aufeinander.
In diesem Zuge befanden sich nun zwei
Wagen mit 400 Centner Dynamit.
Wäre der Zug mit voller Kraft auf die
Wagen gefahren, oder wäre sonst ein
Umstand dazu getreten, was hätte geschehen
können?
Kempten, 17. August. Gestern ver
unglückte beim Abstieg vom Hochvogel der
waktische Arzt Bischof aus Augsburg,
als er über eine sogenannte Schneebrücke
hinwegging und dabei durchbrach. B. stürzte
in den unten fließenden Bach und blieb
ofort todt.
Straßburg, 17. August. Der „Straßb.
Post" zufolge überschritten am 8. August
10—12 französische Soldaten
vom 5. Jägerbataillon zu Fuß zwischen
der Schlucht und dem Sulzerweg die Grenze,
drangen in die auf deutschem Gebiete be
ändliche Molkerei Schupfern ein und ent
wendeten aus derselben einen Reserve-
Militärrock, den sie nach Frankreich mit
nahmen. Gegen die Soldaten ist Unter
suchung eingeleitet.
Wiesdorf, 16. August. Folgendes Un
glück ereignete sich in den Neubauten der
Firma Bayer Hierselbst. Ein Gerüst, aus
welchem vier Maurer beschäftigt waren,
brach plötzlich zusammen, und die Maurer
stürzten vom zweiten Stock herab in den
Keller. Durch die nachfolgenden Stein-
und Mörtelkübel wurden alle vier schw er
verletzt. Zwei von ihnen erhielten
Schädelbrüche.
Emden, 17. August. Gestern spielte ein
achtjähriger Knabe zwischen den Schienen
der nach der Küste führenden Bahn. Hier
bei zwängte er sich den Fuß an einer
Eisenstange dermaßen fest, daß es unmög
lich war, sich wieder frei zu machen. Im
nächsten Augenblick mußte ein Perssnenzug
die Stelle passiren, wo der Knabe, laut
Hülfe rufend, sich befand. Niemand ver-
„Soll ich es Dir sagen?" rief sie mit unnatürlich
glänzenden Augen.
„Ich wäre wirklich neugierig, e§ zu erfahren."
„Nun denn! Mache mich zur Besitzerin von Grüimn!
Dann wird das Bewußtsein, meinen Feind so tief gede-
mütigt zu haben, wie er mich einst demütigte, eine Ent
schädigung bieten."
„öd ? Ein ziemlich trauriger Ersah für das, was
Dü hiugiebst. Aber unmöglich wäre eS nicht, daß ich
Deiuen Wunsch erfüllen könnte. Im Schlosse herrscht
eine ^ gar traurige Wirtschaft. Also meine Hand darauf,
soweit es an mir liegt, soll alles geschehen, was Dir
die Pforten des alten Ahnenschlosses öffnen kann "
„Di, schwörst es mir?"
„Ach Unsinn! Nur keine hochtrabende Redensarten!
Wenn ein Mann, >vie ich, sein Wort gegeben hat, so
bedarf es keiner Verschreibnng und keines Ndes Zur
Eigentümerin von Grill,au vermag ich Dich vielleicht
zu machen, zu einer glücklichen Iran nicht. Doch das
ist Deine Sache. Thue was Du willst."
Der Winter war bereits wieder m's Land gezogen
und Norton, den die Unterredn,rg mit seiner Nichte doch
etwas erregt hatte, ließ den Schlià «chmmren und
fuhr fori. Er hielt selbst die Zügel mit sch«. Hand und
aüiuete behaglich vie kalte, schneidende Luft "am, als
Plötzlich die Worte: „Thoutas, alter Jnuqe, das neune
ich aber Glück, daß Du mk so in den Ne-g läufst oder
vielnichr fährst!" an sein Ohr drangen.
Er wandte de» Kopf und erblickte ei;»e Mietskiltsche,
die offenbar von der Bahn kain und mit Gepäck bela
den ivar. ^ AnS den, geöffnete» Fenster lchnte sich ein
Mann mit rotein Gesicht, sowie derben Zèiģen imd winkte
ihm zu.
„Was, Du bist es, Jack?" rief Norton, aus dem
Schlitten ipringend. „Dich glaubte ich tief int Innern
Amerikas aus Deiner Farm."
„Dorthin kehre ich natürlich wieder zurück; aber seine
alten Freunde will man doch einmal sehen, und da ich
überhaupt auch Geschäfte in Deutschland zu erledigen
habe, so wollte ich Dich besuchen und fragen, ob ich ans
einige Zeit Unterkunft beiDir finden kan». MeinSchwie-
mochte das Kind aus seiner schrecklichen
Lage zu befreien. Als man eben den Zug
herankommen hörte, rief ein Arbeiter dem
Knaben zu, er sollte sich flach aus vie
Erde legen; kaum hatt? dieser den Rath
befolgt, so brauste der Zug vorüber
Der Führer hatte die Situation sofort
überschaut, er konnte jedoch nicht rechtzeitig
mehr den Zug zum Halten bringen, und
so fuhr derselbe über den Knaben weg,
den man einige Augenblicke später unver
sehrt von den Schienen aufhob. Bei
dem Publikum, welches Zeuge dieser auf
regenden Scene war, entstand eine allge
meine Freude über diese wunderbare
Rettung. Dem Knaben soll das Haar in
Folge des überstirndenen Schreckens weiß
geworden sein.
Hannover, 17. Aug. Auf dem Kloster-
gut Marienwerder hat eine große Feuers,
brun st gewüthet. 37 Ochsen sind ver-
brannt. Man vermuthet, daß Brand-
stiftuiig verliegt.
Eine tragikomische Szene spielte sich auf
dem Bahnhöfe in Hannover ab. Die Ehe
frau eines Kölner Schneidermeisters war
ihrem Ehegatten mit dem ganzen Vermögen
durchgebrannt. Sie hat den Persouenzug
benutzt, der betrogene Gemahl aber bestieg
den v-Zug und konnte dadurch die Aus-
reißerin auf dem hiesigen Bahnhof in
Empfang nehmen. Die Bahnpolizei inter-
venirte zu beiderseitiger Zufriedenheit. „Er"
erhielt sein Geld wieder und vampfte da-
mit nach Köln zurück, während „Sie" in
anderer Richtung weiterfuhr.
Die ziemlich lebhafte Wahl eines Bürger-
Meisters in Mölln hatte folgendes Resultat :
Gewählt wurde Bürgermeister a. D. Oetken
in Jever, früher Bürgermeister in Wilhelms-
haven, mit 180 Stimmen.
Hamburg, 17. August. Auf einer im
hiesigen Hafen angekommenen chilenischen
Bark wurde ein Steward aus Neufund
land, der von seinem Kapitän beschuldigt
wird, Gift zwischen an Bord gebrauchte
Getränke gemischt zu haben, bei der Ab
musterung verhaftet. Beschlagnahmt
wurden die Effekten des Steward, unter
denen man ein Pulver fand, sowie zwei
Fläschchen mit einer angeblich vergüteten
Essenz.
Eine Lasterhöhle schlimmster Art ist in
der Wexstraße zu Hamburg von der dortigen
Polizeibehörde aufgehoben worden. Die
Inhaberin derselben wird beschuldigt, ihre
eigene Tochter zu Unsittlichkeiten verleitet
und überhaupt der schweren Kuppelei Bor-
chub geleistet zu haben. Mehrere noch im
mgendlichen und schulpflichtigen Alter
tehende Mädchen, die dort verkehrten,
ind wegen gewerbsmäßig betriebener Un
zucht in Haft genommen worden. Außer
dem sollen angesehene Persönlichkeiten in
ver schmutzigen Affaire verwickelt sein
Hamburg, 17. August. Gutem Ber-
nehmen nach soll sich die Hamburg-
Amerikanische Packetschifffahrts-Gesellschaft
mit dem Norddeutschen Lloyd in Bremen
dahin geeinigt haben, von der der Handels-
rhederei ertheilten Erlaubniß, wenn der
das Schiff führende Kapitän Reserveoffizier
der Marine ist, das eiserne Kreuz in
der Handelsflagge führen zu dürfen,
zunächst keinen Gebrauch zu machen.
Als Hauptgrund wird angeführt, daß ge
rade vie vier Kapitäne der Schnelldampfer
der Hamburg-Amerikanischen Gesellschaft
nicht Reserveoffiziere sind, also die bevor
zugte Flagge nicht führen dürften.
Altona, 17. August. Herr Margarine-
fabrikant Mohr veröffentlicht zur Abwehr
gersohu bewirtschaftet dieFarm schon unterdessen. Kannst
Du mich wo unterbringen? Biel Platz braurhe ichnicht "
„Em ganzes Stockwerk steht Dir zur Verfügung,"
versicherte Thomas lachend. „Komm zu mir in den
Ş^àeņ und lasse Deine Koffer allein fahren."
Johnson folgte der Einladung, wurde aber
plötzlich etwas einsilbig und antwortete ans alle Fra-
gen^ des Freundes so zerstreut, wie jemand, der nicht
weiß, ans ivelche Weise er es anfangen soll, Ordnung
tu seine Gedanken zu bringen.
„Nun, was hast Du eigentlich?" forschte Norton
nach einiger Zeit. „Wenn Dir etwas auf dem Herzen
liegt, daun schnell herunter damit!"
»Höre, Thomas, ich habe eine frohe Neuigkeit für
Dich." antlvortete der andere. „Ich wollte sie Dir zivar
erst später mitteilen, aber Du kennst meine schivache
Seite, ich bin nun einmal ein alter Schlvätzer, der den
Mund nicht zu halten versteht."
„Also zur Sache!"
Der Farmer zog einen Brief hervor, hielt ihn in
die Höhe und sagte: „Jeniand hat mich gebeten. Dir
das zuzustellen. Nun rare einmal, was driuneu steht!"
„Jetzthöreauf! Bin ich denn ein kleines Kind?" ries
Norton, ungeduldig nachdem Schreiben greifend. Doch
kaum hatte er cs geöffnet und durchgelesen, als sein
Gesicht beinahe schön wurde, so verklärte und veredelte
es der Schimmer wärmster Freude.
„Harry, mein Sohn ..," stammelte er, „Şroïiir«*
sichrer eines großen Handlnngshauses in Bremen ge
worden . . und hier die ehrenden Zeugnisse! Jack wie
kommt es, daß Du . . daß er Dir die Nachricht und den
für mich bestimmten Brief schickte?"
„Je nun, das ist sehr einfach. Du wolltest in Dei
nem gerechte» Zorn nichts mehr von ihm wissen; aber
ich liebe es, bedächtig zu Werke zu gehen, und hielt
Dernen Sohn trotz seiner Fehlerrnimer füreiiien Pracht-
burschen. Deshalb sieg ich ihn nicht aus den Augen,
und er wußte, daß er einen ehrlichen, aber strengen
Freund an mir hatte. Wie ich gehofft, so kam es. Der
leichtsinnige Junge wurde ein tüchtiger Mann, dem
nun zu seinem Micke nichts fehlt, als die Verzeihung
seines Vaters." J
„Jack, das verzeße ich Dir nie!"
„Na, Dir hàge« ja Thränen »n den Willi
ng"' Nur nicht sentimental werden! Solche Riihr-
ncht leiden!" ries Ich«,son, indem
tx Wahrhaft wutend mit dem großen, à»àn, seidenen
Taschentuch über die eigenen Auge« fuhr. „Das ist
lächerlich, albern, «„männlich ..." " '
^„"àg-re Dich nicht, Aller," truuberte Norton,
ļf? e HŞ ergreifend und schüttelnd. „Wir zweiver-
şiĢn uns sch«,, »,,d wissen, was >vir v->« einander zu
halten haben, und heute hast Du mir so viel gegeben,
daß ein Menschenalter nicht hinreicht, Dir dafür zu
danken." ,
In diesem Moment slog cm eleganter Schlitten, in
welchem Waldenburg und Marowsky saßen, an ihnen
vorüber.
„Alle Wetter, den sollte ich doch kennen!» murmelte
Johnson, dem Polen nachsehend.
„Wohl schwerlich," nieinte Norton. „Das ist ein
reicher Gutsbesitzer Namens v. Mar»>vsky. Du irrst
„Und ich sage Dir, daß ich mich nicht irre," be-
harrte Jack, warf dann einen rasche,, Blick ans d-n
Kirtscher und näherte, seine Sliunne mn Flüsterton
dämpfend, di- Lippen dem Ohre Thomas' * 1
»Ach was ! Daş kann ja gar „icht sei« i» ries dieser
erstaunt und zweifelnd, nachdem er eine jedenfalls
überraschende Mitteilung empchnņ f “
ÏS fJnJ ì? în ®ï‘pena man bisher gar nichts ge-
,-ì 4 A»®?; ffjs
SÄ®, wö* b “ m “' - W
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