Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

Der nunmehr vollzogene Wechsel im 
Kriegsministerium beweist von Neuem die 
Unhaltbarkeit des jetzigen Verhältnisses 
zwischen K r i e g s m i n i st e r i u m und 
Militärkabinet. Im April d. I. 
haben die „Köln. Ztg." und der „Hamb. 
Corr.", deren sich das Ministerium Hohen 
lohe hauptsächlich zu officiösen Mittheilungen 
bedient, Aufsehen erregende Artikel gebracht, 
die aus den Gegensatz zwischen dem Reichs 
kanzler und dem Staatsministerium einer 
seits und dem Militärkabinet andrerseits 
in Bezug auf die Militärstrafprozeßordnung 
hinwiesen. Die „Köln. Ztg." schrieb da 
mals : Wenn das Militärkabinet obsiegt 
und Herr Bronsart v. Schellendorff zum 
Rücktritt veranlaßt werden sollte, so würde 
sich daraus für unser ganzes inneres 
politisches Leben ein Wendepunkt 
der bedenklichsten Art ergeben. Die 
weitere Entwickelung wird sehr bald lehren, 
ob der Rücktritt des Kriegsministers eine 
neue Phase des Zickzack-Kurses bezeichnet. 
Ausland. 
Griechenland. 
Athen, 15. Aug. Ein starkes Jnsurgenten- 
corps griff am Mittwoch Schaaren maro- 
dircnder Mohamedaner unweit Heraklion 
an, rieb sie gänzlich auf und schlug auch 
die zu deren Unterstützung entsandten tür 
kischen Truppen zurück. 
Athen, 15. August. Im Distrikte von 
Kandia dauern die mohamedanischen Um 
triebe fort. Die Truppen verhalten sich 
unthätig, die Behörden sind machtlos. Die 
Nachrichten über die angebliche U nab 
st ä n g i g k e i t s'E r k ljä r u n g Kretas 
oder den Anschluß der Insel an Griechen 
land sind unzutreffend, sie sind auf eine 
Versammlung vom 10. August zurück- 
zuführen, die unter dem Vorsitz von Vo 
lonvakis-Kostakos abgehalten und in der 
beschlossen wurde, der Pforte eine acht 
tägige Bedenkzeit zu geben, um den Vertrag 
von Haleppa mit den von den Kretern 
verlangten Modifikationen anzunehmen, 
widrigenfalls die Vereinigung der Insel 
mit Griechenland proklamirt würde. 
Türkei. 
Konstantinopel, 15. Aug. Der Minister 
des Acußern, Tewfik Pascha, besuchte heute 
alle Botschafter und theilte ihnen die Zwecke 
der nach Kreta gesandten Spezialkommission 
mit. Zichni Pascha und Jkiades Effendi 
sollen im Verein mit dem General-Gouver 
neur das allgemeine Vertrauen wicde. 
herstellen, über Reformen im Geiste des 
Haleppa - Vertrages mit den Deputirteu 
verhandeln, sowie Ruhe und Ordnung 
schaffen. Die Mission habe den Befehl, 
mit dem Konsularkorps in Beziehungen zu 
treten. 
Oestrrreich-Urîgarņ. 
Wien, 15. Aug. Die Polizei ermittelte 
als den Ueberbringer der Bombe, welche, 
wie gemeldet, in der Werkstätte des Schlosser 
meisters Basch am 1. d. Mts. explodirte 
und einen Lehrling tödtete, einen nach 
Wien zugereisten, nur czechisch sprechenden 
Mann. Derselbe hatte von dem verhafteten 
und gleich anfangs verdächtigen Urheber 
des Bombenattentates Fock für das Ueber 
bringen des die Bombe enthaltenden Cartons 
60 Kreuzer erhalten. Fock schärfte dem 
Manne ein, auf das Packet Acht zu geben 
es nicht fallen zu lassen und nach der 
Uebergabe so schnell wie möglich davon 
zulaufen. 
Wien, 15. August. Die Bomben 
affaire in der Kaiser-Josefstraße gegen 
den Schlossermeister Basch gestaltet sich 
immer ernster. Der Mechaniker Fock ist 
unzweifelhaft der Urheber des Mordan- 
schlages und der Verfertiger der Bombe 
mit automatischem Zündapparat. Seine 
Schuld ist vollständig erwiesen, nachdem 
ein armer czechischer Tagelöhner, Hunka, 
durch den er, wie gemeldet, gegen einen 
Lohn von 60 Kreuzern den Carton mit 
der Bombe in die Schlosserwerkstätte 
schickte, auch ihn gestern agnoscirt hat. 
Aber auch die Gattin des Schlosser 
meisters Basch wurde unter dem Verdacht 
der Mitschuld oder Mitwissenschaft vom 
Landesgericht verhaftet. Gleich anfangs 
verlautete ein Gerücht, wonach Fock mit 
Frau Basch ein Liebesverhältniß haben 
sollte. Es ist wahrscheinlich, daß Fock den 
Gatten beseitigen wollte, um die Frau zu 
heirathen und sich des Schlossergeschäfts 
zu bemächtigen. Die Verhaftung der Frau 
Basch erregt großes Aufsehen. 
Schweiz. 
Bern, 15. August. Dem deutschen 
Kaisermanöver werden im Aufträge 
der Regierung der Oberstbrigadier Heller- 
Luzern und der Oberstlieutenant der 
Infanterie Bertschinger-Aargau beiwohnen. 
Norwegen. 
Stockholm, 15. August. Ein Privat- 
telegramm aus Christiana an das hiesige 
Blatt „Unser Land" meldet: Als Nansen 
und Lieutenant Johannsen den „Fram" 
verließen, in der Absicht, nicht zurückzukehren, 
trieb der „Fram" im Eise steckend nach 
Westen. Jackson ist nicht weiter nach 
Norden vorgedrungen, als bis zum Ueber 
winterungsorte Nansens auf Franz-Josephs 
Land. Der zur Zeit in Bardoe weilende 
Professor Mohn hat die Wissenschaft 
liche Ausbeute der Beobachtungen 
Nansen's als großartig bezeichnet. 
seien mehrere bisher unbekannte Inseln 
auf der Karte festgelegt worden. 
England. 
London, 15. Aug. Hier verlautet, daß 
Frankreich und Rußland bezüglich Kretas 
n.it der englischen Regierung zusammen 
gehen ; Oesterreich erhebe verschiedene Be 
denken gegen Salisbury's Vorschlag, der 
Insel eine selbstständige Verwaltung zu 
sichern. 
London, 14. Aug. Die Times erfährt 
aus Brüssel, König Leopold, als Sou 
verain des Kongostaates, beabsichtige dem 
Major Lothaire persönlich seine Miß 
bi lligung über dessen Vorgehen in der 
Stokes-Affaire auszudrücken. 
besondere den Betriebsleitern gebührt höchste 
Anerkennung. Die Probe zerstreute 
die letzten Bedenken betreffs der Sicherheit 
des Kanals und einer bequemen Durch- 
ahrt, die vielleicht zum bisherigen verhält- 
nißmäßig geringen Verkehr beitrugen. 
Berlin, 14. August. Wie nachträglich 
bekannt wird, ist das 
Moltke" am 17. 
Hebriden-Jnseln 
Strand gewesen, 
erfolgte Abends 9Vi Uhr 
Inland. 
Schulschiff 
Juli auf den 
bei Waterseg aus 
Die Strandung 
bei eintretender 
Ebbe. Es wurden sofort umfassende Maß 
regeln getroffen, das Fahrzeug wieder flott 
zu bringen. So wurden Geschütze, Muni 
tion und andere Gegenstände nach dem 
Vorderschiff gefahren. Am 18. v. Mts. 
legte sich die Korvette stark auf die Seite, 
welches Veranlassung gab, die Mannschaft 
von Bord zu nehmen. Am Abend, bei 
eintretender Fluth richtete sich das Schiff 
wieder auf und um 3 Uhr setzte die Mann- 
chaft wieder an Bord. Das Flottwerden 
erfolgte am nächsten Morgen. Das Schiff 
hatte durch diese Strandung eine Beschä 
digung des Loskiels, des Steuers und der 
Schraube erlitten. Diese Schäden sind 
während der letzten zehntägigen Anwesen 
heit in Wilhelmshaven wieder reparirt. 
Berlin, 15. August. Die Vertheidigung 
des in Ostafrika verurteilten Friedrich 
Schröder vor dem Amtsgericht in Dar es 
Salaam wird, wie die „Kreuzztg." hört, 
ein Berliner Rechtsanwalt führen, nachdem 
der Termin der zweiten Instanz so gelegt 
ist, daß der Vertheidiger rechtzeitig in 
Dar es Salaam ankommt, um sich durch 
das Studium der Akten und Besprechung 
mit dem Angeklagten auf die Verhandlung 
vorbereiten zu können. Der Vertheidiger 
tritt die Ausreise mit dem am 18. August 
Neapel fälligen Reichspostdampfer an. 
rn 
Berlin, 15. August. Die „N. A. Z." 
schreibt: „Die am 13. und 14. d. M. 
erfolgte Durchfahrt der gesammten 
Uebungsflotte durch den Kaiser 
Wilhelm-Kanal, deren vorzügliches 
Gelingen Staatsminister Dr. v. Bötticher 
gestern dem Kaiser melden konnte, bildet 
einen glänzenden Beweis der Leistungs 
fähigkeit des Kanals. In 80 Stunden 
durchfuhren die Schleusen und den Kanal 
ohne jedes Störung in kriegsmäßiger Schnelle 
39 Kriegsfahrzeuge, in kurzen Abständen 
schnell auseinander folgend, theilweise in 
den Nachtstunden, darunter unsere größten 
Panzerschiffe der Brandenburg-Klasse, mit 
vorzüglichem Erfolge. Die Kanalbauver 
waltung hat danach ihre Aufgabe glänzend 
gelöst. Die Kanalanlagen sind der außer 
ordentlichen Inanspruchnahme vollkommen 
gewachsen. Sämmtliche Betriebseinrich 
tungen und Schleusen haben sich vorzüglich 
bewährt. Dem Gesammtpersonal, ins- 
— Ein Erlaß des Reichs 
kanzlers, den er nicht lange nach seinem 
Amtsantritt an die Beamten der Schutz- 
gebiete gerichtet hat, wurde kürzlich bei 
Besprechung des Falles Schröder 
erwähnt. Der Reichskanzler verspricht darin 
allen pflichttreuen Beamten und Offizieren 
Schutz, droht aber, mit aller Strenge 
Ausschreitungen und Uebergriffen einzelner 
sowie jeglichem Mißbrauch der Dienst- und 
Amtsgewalt entgegenzutreten. Die obersten 
Beamten werden angewiesen, Ausschreitun 
gen vorzubeugen. 
— Die sächsischen Militärvereine 
gehen gegenwärtig gegen die unter sozial 
demokratischer Leitung stehenden Konsum 
vereine vor. Die Militärvereinsmit 
glieder werden, wie der „Boss. Ztg." ge 
schrieben wird, soweit sie zugleich Mit 
glieder von Konsumvereinen sind, vor die 
Alternative gestellt, entweder aus dem 
Militärverein oder aus dem Konsumverein 
auszuscheiden. Wer nicht freiwillig gehen 
will, wird einfach aus dem Militärverein 
ausgestoßen. Dieser Tage sind wiederum 
in Elsterberg im Vogtlande eine größere 
Anzahl von Mitgliedern des dortigen 
Militärvereins, die gleichzeitig dem Konsum 
vereine angehörten, aus dem Verein aus 
geschlossen worden. 
Berlin, 16. August. Bei der gestrigen 
Ziehung der A u s st e l l u n g s l ott erie 
stellte sich heraus, daß ein Gewinn 
fehlte, der entweder zu wenig eingezählt 
worden, oder auf irgend eine andere Art 
abhanden gekommen sein muß. Es wurde 
sofort eine genaue Untersuchung angeordnet 
und die Trommel amtlich versiegelt. Es 
ist möglich, daß die ganze Ziehung für 
ungültig erklärt wird. 
Breslau, 16. August. Unter der Spitz- 
marke „Der Fähigkeitsnachweis 
als verantwortlicher Redakteur" 
berichtet der „Bresl. Gen.-Anz." über einen 
intereffanten Prozeß, welcher sich gestern 
Vormittag vor der hiesigen Ferien-Straf- 
kammer abspielte. Der Maurermeister Georg 
Kosub gab in diesem Frühjahr die „Zeit 
schrift für das Baugewerbe" heraus und 
zeichnete dieselbe verantwortlich mit seinem 
Namen, obwohl er nicht im Besitze der 
bürgerlichen Ehrenrechte war. Ihm wurde 
sofort untersagt, weiter zu zeichnen, worauf 
er seine Frau als verantwortliche Redak 
trice zeichnen ließ. Beide wurden zur 
Rechenschaft gezogen, der Mann, weil er, 
trotz des Verlustes der bürgerlichen Ehren 
rechte, verantwortlich gezeichnet hatte, die 
Frau, weil sie, obwohl sie nicht Redaktrice 
war, ihren Namen dazu hergegeben. Als 
Redaktrice war die Frau, so führte der 
Gerichtspräsident aus, nicht zu betrachten, 
denn sie hatte für das Baugewerbe kein 
Verständniß. Zeichnen könnten nur Per 
onen, welche die nöthigen Kenntnisse be 
ißen, um den Inhalt des betr. Blattes 
ganz zu verstehen. Der Mann wurde zu 
30 Mk. und die Frau zu 5 Mk. Geldstrafe 
verurtheilt. 
Krotoschin, 15. August. Die hiesige 
Strafkammer verurtheilte den Leiter der 
höheren Knabenschule in Jarotschin, Daehne, 
zu einer Gefängnißstrafe von fünf 
Jahren. Der Verurtheilte, welcher im 
Alter von 50 Jahren steht und unverhei- 
rathet ist, hatte in zahlreichen Fällen mit 
leinen Schülern unzüchtige Handlungen 
vorgenommen. ' 
Dresden, 15. August. Wie die „Dresd. 
Neuest. Nachr." melden, erstach der in 
Blasewitz wohnhafte Kaufmann Petecmann 
in der letzten Nacht seine Frau und cr- 
choß sich dann selbst. Vorher hatte der 
Mörder das Zimmer mit Petroleum ge 
tränkt und dann angezündet; der Brand 
wurde jedoch bald gelöscht. Man nimmt 
Eifersucht als Motiv der That an. 
M.-Gladbach. 15. August. Der Ober 
bürgermeister Kaiser hat auf eine Be 
schwerde des katholischen Oberpfarrers hin 
die Aufführung der Pantomime „Cinderella" 
im Cirkus Krembser verboten, weil 
darin schulpflichtige und noch nicht 
schulpflichtigeKinder mitwirken 
Bekanntlich liegt der genannten Pantomime, 
die seit 14 Jahren unbeanstandet überall 
aufgeführt worden ist, das' harmlose 
Märchen „Aschenbrödel" zu Grunde. Als 
ein Vertreter des Cirkus sich um Zurück 
nahme des Verbotes an den Oberbürger 
In 
meister wandte, wurde er von diesem in 
an 
dieser rein polizeilichen Angelegenheit 
den Oberpfarrer verwiesen. Der Letztere 
blieb jedoch dabei, daß er das Mitwirken 
von Kindern nicht gestatte. 
Die Verurtheilung eines Grenadiers in 
Ulm erregt in Württemberg großes Auf 
sehen. Der Grenadier Koch in Ulm hatte 
in den Briefen an seine Familie 
auch Mittheilungen über dienstliche Vor 
gänge einfließen lassen. Diese Briefe 
wurden von Dritten gelesen und die 
Schilderungen gelangten schließlich ohne 
Wissen und Willen des Briefschreibers 
oder der Familie in ein Stuttgarter Blatt. 
Durch Denunciation kam der Vorgang 
zur Kenntniß der Behörde, worauf der 
Grenadier Koch zu 1 Jahr 8 Monateu 
Festung verurtheilt wurde. Das Militär 
gericht verhandelte hinter verschlossenen 
Thüren. Die Begründung des Urtheils 
ist nicht bekannt, und gerade deswegen 
wird das strenge Urtheil in einem 
Militärverwaltung nicht günstigen Sinne 
besprochen. Es wird eine Interpellation 
über den Fall im Landtag verlangt. 
Bielefeld, 15. August. Der frühere 
ozialdemokratische Agitator Pre- 
digtamtscandidat Theodor v. Wächter hat 
:ch bei den hiesigen Bodelschwing'schen 
Anstalten zur Aufnahme gemeldet. Er 
wird hier wahrscheinlich als Pfleger ange- 
tellt werden. 
'ŞrsÄènzrellrs. 
Altona, 15. Aug. Die Nachricht, daß 
der nationalliberale Landtagsabge < 
ordnete und Margarinefabrikant Mohr 
es unternommen habe, einem Wormser 
Werkmeister Fabrikgeheimnisse zu 
entlocken, wird nunmehr von der national- 
liberalen „Wormser Ztg." bestätigt und 
mit folgendem Wunsche begleitet: „Herr 
Mohr ist leider nationalliberaler Abgeord 
neter — hoffentlich ist er es nach seiner 
Wormser Exkursion nicht mehr." Es ist 
keine Uebertreibung, wenn wir sagen, daß 
Anfangs Niemand an die Schuld des Ge 
nannten glanben wollte; jetzt ist man anderer 
Meinung. Interessant ist folgendes Inserat, 
welches Herr Mohr während der letzten 
Tage in Wormser Zeitungen veröffentlichte - 
„Ich beabsichtige, in nächster Zeit neben 
meiner Margarinefabrik eine größere Fabrik 
von Kaffee-Essenz zu errichten und 
uche zur Leitung derselben einen Vor 
arbeiter, der die Branche kennt, gegen hohen 
Lohn. Strengste Verschwiegenheit auch dann, 
wenn die Verhandlungen nicht zum Abschluß 
gelangen, wird zugesichert. A. L. Mohr, 
Bahrenfeld bei Hamburg." Dieses 
erat erzählt alles! 
Neumünster, 14. August Die Stadt- 
Vertretung bewilligte die Kosten für die 
asernenbauten (sieben Neubauten, 
nicht Umbauten) und die dafür nöthigen 
Grundstückserwerbungen. Auch die Grund- 
züge des Contracts mit dem Staate wegen 
der Hierherverlegung eines Infanterie- 
Regiments wurden genehmigt. Der Con 
tract wird auf 25 Jahre abgeschlossen. 
Der Staat zahlt für die aufgewendeten 
Baukosten 6 pCt., für die Grundstücks 
kosten 4 pCt. an die Stadt. Beschloffen 
wurde, dem commandirenden General des 
9. Armeecorps, Generalobersten Grafen 
Waldersee, den Dank der Stadt auszu- 
sprechen für das Wohlwollen, das er der 
Stadt in der Garnisonangelegenheit be 
wiesen hat. 
Kiel, 14, August. Die großen Illu 
minati ons a b e nd e auf dem Ausstel 
lungsplatze werden eifrigst vorbereitet. 
Die dazu erforderlichen Beleuchtungskörper 
im Gesammtgewicht von 32 000 Pfund 
sind bereits von England über Hamburg 
hierselbst eingetroffen und werden montirt. 
12 000—15 000 Glaslampions werden 
die Parterreanlagen, Rasenflächen, Teich 
ufer und Baumstämme beleuchten, während 
2000 chinesische Laternen in den Baum 
kronen aufgehängt werden. Große Ge 
mälde, den Kaiser und die Kaiserin dar- 
stellend, in farbig leuchtenden Linien ge 
zeichnet, finden im Park Ausstellung, 
während hier und dort verstreut die ver 
schiedensten Thiergestalten in Gras und 
Gebüsch lagern werden. 
Kiel, 15. Aug. Um den Verfasser der 
Broschüre „Die Socialdemokratie 
Theorie und Praxis", Werft- 
die Verhält 
geschrieben 
Gegnern b 
Werkstatt c 
gleitet, ver 
Ich mache l 
daß ich ni 
tragen s 
auf der 
bin überzei 
Theil der ' 
theiligt, ur 
dieser Bork 
vor Wiede: 
Zuwiderha 
ihrer Hand 
Dieser Be 
bekannt zu 
Hadersli 
Mittag wur 
stein zu 
Der Guts! 
ļwe hier z 
Summe vo 
dem Miller 
ten Theil 
Boden ein 
Namen „K 
summe be: 
Stift solle: 
Bürger nn 
§u ernähre 
tommen f 
«uch frei- 
Collegien 
und Bodei 
der Stifte 
Stifters, 
Euratoriur 
und einem 
eollegiums 
me Geneh: 
gelaufen 
Bau bego: 
tlchster Ï 
Stifters , 
Behörden 
Prahl hie! 
wird woh, 
seiner Bl 
tonnen. 
Was d 
Nensburg 
--Bvrwärt- 
derzusvlge 
wvchentlick 
und. D- 
ändert for 
7/, Fr 
reichlich 1 
stand Feu 
saurefaļ 
Es brann 
und dnä 
m tn: 
ptexes i 0l 
großer ®, 
Angreifen 
°uf seinen 
nnstoßendi 
arbeiter Theodor Lorentzen, vor den Ver 
folgungen seiner socialdemokratischen Arbeits 
kollegen zu schützen, hat der Direktor der 
kaiserlichen Werft, Kapitän zur See Die- 
derichsen, folgenden Tagesbefehl erlassen: 
„Es ist zu meiner Kenntniß gekommen, 
daß ein Werftarbeiter, welcher kürzlich über 
Im Wann« dunkler Gemalten. 
Roman von Elfried v. Hohenstein. 44 
Wie wird er, dereinst selbst zum Manne herange 
wachsen, darüber urteilen, wenn das Schloß, welches 
länger als ein Jahrhundert den Waldenburgs ange 
hörte und von ihnen erbaut wurde, das Eigentuin 
Fremder gcivorden sein sollte? Der angestammte Be 
sitz, gleichviel, ob in adligen oder in bürgerlichen Hän 
den, ist heilig." 
Albert lachte krampfhaft auf. „Was für Märchen 
erzählte man Ihnen, daß Sie eine Möglichkeit, tvie 
die eben angedeutete, auch nur in'S Auge fassen? 
Grünau in anderen Händen! Das geschieht nun und 
nimniermehr!" 
„Sie scheinen über Ihre eigenen Verhältniffe nicht 
recht im klaren zu sein." 
„Andere beschäftigen sich offenbar desto eifriger mit 
ihnen." , c . , 
„Allerdings cirkulieren traurige Gerüchte, die so 
gar bis zu mir drangen. Ich fuhr deshalb hierher, 
nahm Rücksprache mit meinem Sohne und empfing von 
ihm die tröstliche Versicherung, daß es noch nicht zu 
spät wäre, alles in bessere Bahnen zu lenken, wenn 
Sie sich zu energischen Maßregeln und notwendigen 
Einschränkungen entschließen könnten und ein vernünf 
tiges Abkommen mit den Gläubigern treffen würden. 
Freilich müßte das ohne Zögern geschehen. Richard 
nennt die zu Grünau gehörenden Ländereien und Wal 
dungen eine wahre Goldquelle und meint, es wäre 
möglich, den prächtigen Besitz nach und nach wieder 
zu entlasten. Natürlich würde es nur dann zu erreichen 
sein, wenn Ihnen ein erprobter Mann, der seine ganze 
Denk- und Thatkraft in den Dienst der Sache stellen 
wollte und der mit Leib und Seele Landwirt ist, ra 
tend und helfend zur Seite stände." 
Und L>err Richard ließe sich vielleicht sogar be 
wegen, selbst dieser kühne und energische Retter zu 
werden?" ^ 
„Davon bin ich überzeugt. Er tvurde Ihnen gern 
•in verläßlicher Ratgeber und eine feste Stütze fern, 
und Sie thäten gut, die Hand zu ergreffen, die man 
Ihnen helfend entgegenstreckt." 
„Das ist ja ein sehr edelmütiges Anerbieten, aber 
ich bedauere es ablehnen zu müssen," ertviderte Wal 
denburg, dessen Lippen weiß geworden waren. „Noch 
bin ich nicht an dem Punkt angelangt, wo cs nötig ist, 
niich gewissermaßen unter Kuratel zu stellen. Ich kann 
die Zügel selbst halten und verzichte ein für allemal 
auf jede Einmischung in meine persönliche Angelegen 
heiten. Vorläufig bin und bleibe ich nicht nur der 
Schloßherr ans Grünau, sondern auch Herr im Hause 
und wer es vergessen sollte, den müßte ich nachdrücklich 
daran erinnern. Es würde mir im höchsten Grade 
peinlich sein, tvrnn ich Personen gegenüber, die meiner 
Frau teuer sind, und denen sie die Rechte naher Fami 
lienangehöriger einräumt, dazu gezwungeu wäre." 
„Mögen Sic niemals Ursache haben, diese Rück- 
weisnng zu bereuen," sagte Reck frostig. „Es handelt 
sich hier lediglich um einen letzten und gut gemeinten 
Versuch; er ist mißlungen und so bleibt mir nichts 
weiter übrig, als den Dingen ihren Lauf zu lassen." 
Die auf der Konsole stehende Uhr begann zu 
schlagen. 
„Ich bedauere unendlich, nicht länger vertveilen 
zu können," bemerkte Albert mit noch eisigerem Ton. 
„Unter andern Umständen würde ich natiirlich absa 
gen, aber als Verlierer der Wette ist es geradezu 
unmöglich, die zur Tafel geladenen Herren warten zu 
lassen." 
„Das begreife ich." 
„Vielleicht habe ich bei meiner Rückkunft noch daS 
Vergnügen, Sie hier zu finden." 
Der Maler verneigte sich, ohne etlvas zu ertvi- 
dern. Er schien jedes weitere Wort für überflüssig zu 
halten. 
Erst gegen Morgen kehrte Waldenburg heim. Er 
sah blaß, abgespannt" und dabei doch fieberhaft erregt 
aus. Selbst in dem Taumel der letzten Stunden hatte 
er viel über Recks Worte nachgedacht und ihre Berech 
tigung anerkannt, aber nicht ohne eine nagende Em 
pfindung der Beschämung und des Grolles,, daß ihm 
gerade von dieser Seite die ernste Mahnung kommen 
mußte! Der Verdacht, Rosa habe den Pflegevater 
durch briefliche Mitteilungen zu einem Besuche inGrünau 
veranlaßt, reizte seinen Zorn, und als ihm die junge 
Frau mit rotgeweinten Augen entgegentrat, fuhr er 
heftig auf: „Wie, Du begabst Dich nicht zur Ruhe? 
Vermutlich, um morgen wieder mit der Miene einer 
Märtyrerin Klage über Dein unglückliches Geschick füh 
ren zu können. Ich hasse eine derartige Kontrole." 
„Paul ist kränker gcivorden, deshalb findest Du 
mich noch wach. Daß ich Deine Freiheit in keiner 
Weise zu beschränken trachte, müßtest Du wissen^ und 
beklagt habe ich mich noch nie und gegen niemand." . 
„Aber Du liebst es. Dir das Ansehen eines Wei 
bes z» geben, dem das Herz gebrochen wäre." 
Sie antwortete nicht. 
Waldenburg öffnete die Thür seines Zimmers, 
wandte sich aber auf der Schwelle nochmals um und 
fragte: „Wie lange bleibt Herr Reck Dein Gast? 
„Er ist bereits abgereist," erwiderte sie »nt dem- 
selben müden, leisen Ton. ,, 
„Natürlich setzte er Dich von unserer Unterredung 
in Kenntnis." 
Ja " 
"Und Du bedauerst, daß ich ihm zu verstehen gab. 
seine Ratschlüsse seien überflüssig?" 
Sie neigte stumm den Kopf. 
„Es würde schön gewesen sein, wenn Richard Ge- 
legenheit gehabt hätte, hier mit seiner Wichtigthuerei 
und seinem spießbürgerlichen Ordnungssinn zu glän- 
zen." 
„Sicher wäre sein Eingreifen ein Geheimnis zwi 
schen Dir und ihm geblieben." 
Ihre Geduld und klaglose Trauer erbitterten ihn 
mehr, als die heftigsten Gegenreden vermocht hätten. 
Ein unividerstehliches Verlangen, sie aus ihrer apathi 
schen Sanftmut aufzurütteln, sie zu verwunden, zu 
kränken, nur einmal den leidenschaftlichen Aufschrei 
ihres Herzens wahrzunehmen, ergriff ihn. 
„Es ist schlimm, wenn zwei Menschen, die sich nicht 
mehr verstehen und deren Ansichten so verschieden sind, 
neben einander durch das Leben gehen müssen," kam es 
rauh und hart von seinen Lippen, und dabei ware- ihm 
doch, als drücke er sich selbst einen scharfen Dolch in die 
Brust. 
Der erwartete Ausbruch des Schmerzes und der 
Entrüstung erfolgte aber nicht. Wohl zuckte Rosas 
blasser Mund und an ihren langen Wimpern flim 
merten zwei Thränen, Diamanten gleich, aber sie er 
widerte, ohne auch nur die Stimme zu erheben: „Ja, 
es ist schlimm, doch die schwere Bürde muß getragen 
werden, um des Kindes willen. Paul darf und wird 
seine Mutter nicht verlieren. Sollte es Gottes Wille 
sein, ihn mir zu nehmen, dann gehe» unsere Wege aus 
einander." 
Ein zorniger Aufschrei hallte durch das Zimmer 
Wahnsinniger Schmerz, glühende Eifersucht zeigten Al 
bert wie ein grell aufleuchtender Blitzstrahl, daß, wenn 
^deutend! 
schädigt 
Fabrik e, 
Entftehu,,^ 
Bon e 
wurde die 
Bargh 
6e.m Was 
ertrai 
On 
vieindevor 
Nvrby-Bo 
Vorsteher, 
Wieners i 
b Jahren 
G Ren 
2°ht, die 
^egen 50 
Bormittao 
Stadt hi 
Kreise bes 
war es st 
ber Bögel 
Ren 
ein 
der Ne 
B 
uw 
ugersq 
Melcinics Schönheit seine Sinne entstammte, Rosa doch ^ .Reic 
immer diejenige blieb, der seine Liebe gehörte, und 
daß erste nun und nimmermehr missen, daß er sie einer eine « 
Welt hätte abringen mögen. 
Aber die vorhergegangene Aufregung des Spiels, 
der feurige Wein, den er genossen, Marowskys Ein 
fluß : alles trug dazu bei, ihm Vernunft und lleber- 
legung zu rauben. Vorwürfe, Anklagen, deren Grund 
losigkeit er kannte und die aiisziisprechen ihn dennoch 
ein böser Dämon zwang, wurden der jungen Fran in's 
Antlitz geschleudert; was sie in ihuer Reinheit kaum 
geahnt, dessen mußte sic sich beschuldigen hören. Wal 
denburg berauschte sich förmlich in seinem Zorn; der 
Gedanke, daß sie ihn verlassen wolle, machte ihn zum 
Similosen, zum Rasenden, der nichts mehr schonte und 
achtete. 
Jiniiier größer, erstaunter und entsetzter sahen ih« 
die blauen, unschuldigen Augen an, und die weißen 
Hände streckten sich zitternd aus, wie in hilfloser Ab 
wehr. 
Da stürzte das Kindermädchen herein. „O Gott, e 
Gott! Paul . . ich weiß nicht . . ich sürchte . ." Hefti 
ges Schluchzen erstickte ihre Stimme. 43,16* 
als 
Enstes u 
» B 
Drehendes 
Enstes b! 
l at ' späte 
> dem 
sei bis 
Sinn be 
, U sein, n 
^itig „er 
W* Ren 
bw »cue 
:°sein 
gI°ndam 
Eltern vo 
% 
ei| b§bur 
gut 
AetI per
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.