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Landarbeiten
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89 stet Jahrgang.
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Blatt „Diode und Heim" gratis beigegeben.
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WS. 185.
Montag, öen 10. August
1896.
Morgen-Depesche».
Berlin, 8. August. Aus Kassel wird
lelegraphirt: Infolge der milden Waldluft
ist das Befinden des Kaisers erheblich ge
Heute Vormittag machte der
einen Spaziergang zum Herkules
bis ans den Oktogon, gestern Nach
eine Ausfahrt nach Elgershausen,
den Wagen verließ und in Gesell
Leibarztes Leuthold einen Auf
Gebirge unternahm. Von der
erfolgte der Hinabstieg zum
bessert.
Kaiser
hinauf
mittag
wo er
schüft
stieg über's
Löwenburg
Schlosse
Wilhclmshöhe, 8. August. Reichskanzler
Fürst Hohenlohe ist heute Mittag 1 Uhr
hier eingetroffen. Der Kaiser begrüßte ihn
auf dem Bahnhöfe und begab sich mit ihm
in offenem Wagen nach dem Schlosse.
Berlin, 9. August. Die „Nationalztg
bespricht in ihrer gestrigen Abendnummer
den Aufenthalt des Reichskanzlers Fürsten
Hohenlohe in Wilhelmshöhe beim Kaiser
und sagt n. A. I An sich wäre in dem
Umstande, daß der erste Berather des
Monarchen, nachdem dieser von seiner
Urlaubsfahrt zurückgekehrt ist und bevor
er sich zu den Marinemanövern begiebt,
mit ihm eine Aussprache über die politische
Lage und .über die gesetzgeberischen Vor
arbeiten für den Herbst hat, nichts Auf
fallendes. Indeß die Thatsache, daß der
Kaiser plötzlich die beabsichtigte Reise nach
Wesel, Ruhrort, Essen aufgegeben hatte,
scheint neben anderen Anzeichen dafür zu
sprechen, daß es sich nicht blos um die
regelmäßige Verständigung zwischen dem
Herrscher und dem ersten Minister handelt,
sondern daß Entschließungen von be
sonderer Wichtigkeit zu treffen sind; die
Erkältung des Kaisers, welche als Grund
des Verzichts aus die Reise nach Wesel rc.
angegeben wurde, war jedenfalls nur un
bedeutend. Finden in Wilhelmshöhe
politische Erörterungen von besonderer
Tragweite statt, so kann es wohl kaum
einem Zweifel unterliegen, daß sie in erster
Reihe die Reform des Militärstrafver-
sahrens betreffen und daß Fürst Hohen-
lohe sich vergewissern will, ob er im Stande
sein wird, in der im November wieder
beginnenden Reichstagssession das Ver-
sprechen vom 18. Mai d. I. einzulösen.
Hiervon dürfte allerdings die weitere Ent
wickelung der inneren Politik abhängen.
Essen, 8. August. Die Kaiserin be
sichtigte heute Vormittag die zu den Krupp
schen Anlagen gehörige Haushaltungs- und
Klnnklnderschule und begab sich dann, von
Tausenden von Arbeitern jubelnd begrüßt,
nach dem Schmelzbau, wo Prinz Hein
rich nach Besichtigung verschiedener Werk
stätten schon eingetroffen war, um dem Guß
einer Kanonenplatte beizuwohnen. Von
dort begaben sich die hohen Herrschaften
nach dem Rathhans, wo ein Ehrentrunk
kredenzt wurde.
Darmstadt, 8. August. Wie die „Darm-
städter Ztg." aus sicherer Quelle erfährt,
ist der Besuch des Kaisers und der
Kaiserin von Rußland am hiesigen
Hofe für Anfang Oktober zugesagt, während
Großfürst und Großfürstin Sergius bereits
Ende September hier eintreffen.
Berlin, 9. August. Herr Franz Giese-
brecht erklärt in der „Voss. Ztg." bezüg
lich des angeblich von einem ehemaligen
„Vicegouverneur" und ihm gemeinschaft
lich entrirten sogenannten „Kolonial
skandals", daß der Kabelbrief der Chicagoer
Zeitung „Der Westen" einer offenkunvigen
Indiskretion seine Entstehung verdanke
und als ein ganz gemeiner Streich aufzu
fassen sei, der offenbar den Zweck habe, die
gute Sache, die er diesmal vertrete, in
Mißkredit zu bringen. Dabei zeige sich
der Verfasser des .Kabelbriefes sehr schlecht
insormirt. Sein Gewährsmann in diesem
Falle sei nicht „Vicegouverneur" gewesen,
andern Kommandeur einer Schutziruppe.
Auch der weitere Inhalt des Kabelbriefes
beruhe in allen wesentlichen Punkten auf
Erfindung. Im Uebrigen werde die in
Frage stehende Sache binnen Kurzem der
Öffentlichkeit übergeben werden.
Berlin, 9. August. Nach der „Staats
bürgerztg." findet die Meldung, daß Major
von Wißmann nicht wieder in das
Gonvernementsgebäude in Dar-es-Salaam
einziehen werde, jetzt auch Bestätigung von
einer Seite, wo man bisher noch immer
gehofft, daß Herr v. Wißmann trotz aller
Schwierigkeiten, die ihm sein körperlicher
Zustand bereite, doch auf seinen Posten
in Ostafrika zurückkehren werde. Auch
der Kaiser soll nicht mehr von dem Ver
trauen erfüllt sein, das er sonst Herrn
Wißmann entgegenbrachte, und dieser
habe sich daher endgiltig entschlossen, in
Deutschland zu bleiben und unter die
Landwirthe zu gehen.
Berlin, 9. August. Ueber ein Schiffs
unglück auf der Oberspree, bei welchem
l6 Personen ertrunken sein sollen, berichtet
der „Lokalanz.": Kurz vor Mitternacht ist,
wie uns von einem Augenzeugen berichtet
wird, ein Vergnügungsdampfer, welcher
von einem Ausfluge nach Schmöckwitz zurück
kehrte, in der Nähe des Eierhäuschens mit
einem kleinen Dampfer oder Motorboot,
das quer über die Spree fuhr, zusammen
gestoßen. Die Wirkung des Anpralles war
eine furchtbare. Das Boot wurde in der
Mitte durchschnitten und ging sofort unter
In das Wehegeschrei der Insassen des
Bootes mischten sich die Angstrufe der
Passagiere des Dampfers, dem die Größe
des angerichteten Unglücks alsbald zum
Bewußtsein kam. Seitens des den Dampfer
führenden Kapitäns wurden sofort alle
Rettungsmaßregeln angeordnet, doch gelang
es leider, nur zwei von den Insassen des
Bootes dem Tode des Ertrinkens zu ent
reißen. Nach ihren Berichten hätten sich
im Ganzen 18 Personen, Männer, Frauen
und Kinder, in ihrem Boot befunden, so
daß der Tod von 16 Menschen zu be
klagen ist.
Berlin, 8. August. Wenn auch die
Ursache der Strandung des Kanonenbootes
„Iltis" noch nicht genau feststeht, so nimmt
man jetzt in bestunterrichteten Kreisen nicht
mehr Teifun an.
Budapest, 8. August. Große Gebiete
des Landes wurden gestern von schweren
Gewittern und orkanartigen Stürmen heim
gesucht. So liegen Meldungen aus Mohacs
vor, daß ein Hagelwetter die ganzen Wein-
berge vernichtet hat. In Kecskemet wurden
von vielen Häusern durch den Sturm die
Dächer fortgerissen. Ueber heftige Un
weiter wird weiter aus Istrien, Friaul und
Udine berichtet. Auch hier ist der an
gerichtete Schaden unberechenbar.
Brüx, 8. August. Während der heutigen
Nacht war alles ruhig. Der Verkehr auf
der Eisenbahn ist heute in vollem Umfang
wieder aufgenommen worden. Das Glaser
haus ist in der Nacht ausgebrannt, heute
früh wurde die Zerstörung der Ueberreste
eingeleitet. Die obdachlos gewordenen Per
sonen wurden in Privatgebäuden unterge
bracht. Die Stimmung ist ruhig, beson
dere Sicherheitsmaßregeln sind bisher nicht
nothwendig geworden.
Paris, 8. August. In dem Trappisten-
kloster in Algier stürzte beim Bau eines
Brunnens die Kapelle ein, wobei acht
Arbeiter verschüttet wurden. Nur drei von
ihnen sind bisher als Leichen zu Tage
gefördert.
London, 8. August. Die englische Re
gierung entschied sich endgültig dahin, jede
Theilnahme an der Blockade Kreta's ab
zulehnen.
Konstantinopel, 8. August. Meldung
des Wiener Correspondenz-Bnreaus: l
wird bestätigt, daß 10 000 Mohamedaner
in Kandia eingetroffen sind und Christen,
sowie fremde Unterthanen aus ihren Häusern
verjagt haben. Der Gouverneur Hassan
sei machtlos. Der britische Consul sei an
Bord eines Kriegsschiffes auf dem Wege
nach Kanea.
Athen, 9. August. Die in den treten
fischen Gewässern liegenden französiscken
Kriegsschiffe erhielten Befehl, sämmtliche
Christen auf Kreta zu schützen.
Venedig, 8. August. Hiobsposten über
Wetterkatastrophen laufen aus den Provinzen
Rimini, Bergamo, Reggio, Bologna,
Ferrara, Brescia, Emilio und Warese ein.
Die gesammte Wein-, Obst- und Hanfernte
ist vernichtet.
Rom, 8. August. Das Oppositionsblatt
„Roma" bringt aus Afrika die Nachricht,
daß der Negus unter der Hand sich für
einen neuen Feldzug im Herbst rüste. Die
Regierung war über die geheimen Verab
redungen Meneliks mit seinen Häuptlingen
durch den Major Mozzarini unterrichtet
worden und hat daher General Baldisserra
nach Rom berufen.
Madrid, 8. August. Während der Messe
in der Kirche in Rabida legte ein Indivi
duum am Altar eine Bombe mit bren
nender Zündschnur nieder. Ein Gen-
darm löschte die Zündschnur und arretirte
den Mann, welcher noch zwei Bomben bei
sich hatte.
Ncwhork, 8. August Wie eine Depesche
des „New-Aork Herald" ans Key West
meldet, wird öffentlich behauptet, General
Weyler habe sich wegen der Einstellung
der Feindseligkeiten mit den Führern
der cubanischen Aufständischen verständigt.
Ausland.
Dm Wamre dnnkker Gewalten.
Roman von Elfried v. Hohenstein. 32
„Ein böser Zufall schien bisher zn walte» und tren-
-nend zwischen uns tw« wir doch fast Nachbarn sind,
trete» zu wollen," beeilte stch Waldenburg zu sagen, als
I«r eiingc Herren naher kommen sah. „Dürfen wir hos-
Gnttiau ru uttS
Außereuropäische Gebiete.
Aus Halifax, Neuschottland, wird ge
meldet: Die amerikanische Barkentine
Herbert Fuller", welche am 8. Juli mit
einer Ladung Bauholz von Boston nach
Rosario, Argentinien, abgegangen war,
lief mit der amerikanischen Flagge auf
Halbmast und einer schwarzen Flagge unter
der ersteren, was darauf schließen ließ,
daß sich eine Meuterei auf dem Fahrzeug
ereignet, in Halifax ein. Bald wurde be
kannt, daß auf hoher See der Kapitän des
Fahrzeuges, Nash, seine Frau und der
zweite Schiffsoffizier im Schlafe ermordet
worden waren. Die dreifache Blutthat
war mit einer Axt verübt worden. Die
Leichen der Ermordeten befanden sich, mit
ein eni Segeltuch bedeckt, in einem Boote,
welches am Stern der einlaufenden Bar-
kentine befestigt war. Die Meuterei war,
als das Schiff einlief, bewältigt, die
Rädelsführer in Eisen gelegt, und das
Fahrzeug befand sich unter dem Commando
des ersten Steuermanns. Sämmtliche auf
der Barkentine befindliche Personen wurden
verhaftet. Der erste Steuermann Thomas
Brown ist der Hauptschuldige. Ein Passa
gier bemerkte, wie sich der Mörder von
oben in die Kajüte schlich und auf seine
Opfer loshackte, bis sie ihren letzten Athem
zug thaten. Die an Bord der Barkentine
befindlichen Matrosen waren fast alle
Schweden und Norweger. Die Matrosen
werden nach Washington gebracht und dort
prozessirt werden. *
Norwegen.
Christiania, 8. August. Ein Feuer, wie
es seit Menschengedenken nicht vorgekommen
ist, legte ein ganzes Viertel in Asche und
forderte schwere Opfer. Der Brand entstand
im Keller einer erst neu errichteten Gold-
leistenfabrik, die 200 .Menschen beschäftigt,
und im Nu war die ganze Fabrik ein
Flammenmeer. Da alle Ausgänge vom
Feuer versperrt wurden, entstand eine
Panik, und furchtbare Scenen spielten sich
ab. Die Arbeiter sprangen vom dritten
und vierten Stock auf die Straße hinab,
obgleich sofort mit der Ausstellung von
Rettnngsleitern begonnen wurde. Viele
ließen sich an den Dachrinnen hinab; andere
konnten sich dadurch retten, daß sie auf
Nachbardächer sprangen. 25 Minuten nach
Ausbruch des Feuers standen von der
ganzen Fabrik nur noch die kahlen Mauern.
Inzwischen sprangen die Flammen auf die
Nachbargebäude über und rasten hier weiter,
bis das ganze Viertel verwüstet war.
Während des Brandes stürzte eine vier
stöckige Mauer ein, wodurch sechs Personen
ihren Tod fanden. Schwer verwundet
wurden 13 Personen, und von diesen starben
bereits drei auf dem Wege zum Kranken
haus.
Oeflerr eich-Uugar«.
Wien, 8. August. Das Geheimniß des
Bombenattentates, das kürzlich in
der Werkstätte des Schlossermeisters Basch
in der Kaiser-Josefstraße verübt und wo
bei ein Lehrling getödtet wurde, scheint
nun vollständig geklärt zu sein. Die Ver
dachtsmomente mehren sich, daß der Me-
e„, Sie demnächst tu ©nmau zu begrüßen und ge
statten Sie mir und niemer Frau, m'^eren Besuch in
Moosbnrg zu wiederholen?"
Ein flüchtiges Lächeln, eher kühl und ironisch, als
freundlich und heiter, zuckte um ihren Mund und ihr
«lick wurde sekundenlang so starr, wie der einer Gei-
ftesabivcsenden. Dann lachte sie plötzlich schneidend auf
«nd erwiderte: „Ich weiß nicht, ob >vir — das heißt,
ch und Onkel Thomas — in die hocharistokratisthxn
säume von Grüiiaupassen.KeiilTropfenblauenBlntes
ießt in unseren Adern, und ich möchte doch nicht ver-
chnlden, daß Ihnen bei dem Eintritt solcher Plebejer
twa das alte, ehrwürdige Ahnenschloß über de» Kopf
iNsammei,stürzt, oder daß die Bilder Ihrer Vorfahren
n gerechter Entrüstung von den Wände» falle»."
Waldenburg war überrascht und fast unangenehm
gerührt. Wo und bei welcher Gelegenheit hatte er denn
schon diese Worte vernommen oder wohl gar selbst ge
brochen? Ja wohl, selbst gesprochen - Er erinnerte
şich jetzt dessen, und es fiel ihm auch ei», daß er sei
sin Vetter Hugo gegenüber, als von der Tochter des
Wucherers Lintz die Rede gewesen, diese oder eine ahn-
'che Aeußerung machte. Das stimmte ihn so nachdenk-
ch, daß er beinahe zu antworten vergaß und erst nach
ner Weile den Einwand — ihn absichtlich als Scherz
fassend — scherzend und lebhaft bekämpfte, um dann
i ic Bitte in höflich dringender Weise zu wiederholen.
Diesesmal erfolgte das geivünschte Versprechen, aber
0 t dem Vorbehalt: „Vorausgesetzt, daß wir Frau von
Waldenburg willkommen sind," dabeiließMelanie einen
eichenden'Blick durch den Saal gleiten.
Albert glaubte zn erraten, daß sie sich durch die re
gierte Haltung, welche seine Gemahlin den ganzen
Abend hindurch ihr gegenüber beobachtet hatte, verletzt
fühle. Die junge Frau weilte nicht mehr unter den
Taiizeuden. Er fand sie mit mehreren bekannten Per
sonen in einer mit Moos ausgelegten Grotte sitzend.
Es war spät genug, um an den Aufbruch zu denken.
Viele Gäste verabschiedeten sich und auch Waldenburg
meinte, es sei Zeit, ein Gleiches zn thun. Als Rosa
bereiitoiNigst einstimmte, bemerkte er jedoch: „Die Höf
lichkeit erfordert, daß Du Fräulein Norton und Frau
Limpert einige freundliche Worte sagst. Ich führe Dich
zu ihnen."
Die beiden Damen hatten ebenfalls den Garten
ausgesucht und standen an dem Springbrunnen, dessen
Kaskaden i» der buntfarbigen Beleuchtung perlmutter-
artig schimmerten. Der Nachtwiud rauschte und flüsterte
melodisch in den Kronen der alten Buchen und Eichen.
Glitzernde Sterne bedeckten das Himmelszelt und spie
gelten ihre Diamantpracht in den Weiher. Melanies
Augen waren und blieben das einzige Düstere in die
sem lichtüberrieselten Bilde. Gleichwohl wurde Frau
von Waldenburg mit vollendcler Liebenswürdigkeit von
ihr begrüßt, und ein verbindliches Lächeln begleitete
die Abschiedstvorie: „Auf Wiedersehen!"
Während der Heimfahrt begann Rosa mehrmals
mit Albert zn sprechen, aber er antwortete nur ver-
sttmmt und einsilbig und rief sich die niit so harmlosem
To» geäußerten und doch gleich scharfen Nadelspitzen
verletzenden Benierkungen Marowskys in's Gedächtnis
zurück. Wie ei» giftiger Wurm nagte ihm der Arqioohii
am Herzen.
Die junge Frau schmiegte sich schmeichelnd an den
Gatten, und hätte erste an seine Brust genommen oder,
wie er sonst z» thun pflegte, den Arm um ihre Schulter
gelegt, so würde sie leicht die rechten und überzeugen
den Worte gesunden haben, aber er duldete ihr zärt
liches Anschmiegen nur und gönnte der kleinen Hand,
die sich schüchtern in die seine schob, keinen tvaruien
Druck. Da wurde sie langsam zurückgezogen. Rosa
lehnte wie ein müdes trauriges Kind den Kopf in die
Kissen und blickte mit thräneiiverschleierte!,, Auge aus
dem geöffnete» Wagenfenster. Ans die sich ivie ein brei
tes Silberband ztvischen den Feldern dahintvindcnde
Landstraße lvarfen in der taghellen Mondbeleuchtnng
jeder Baum und jeder Strauch stark abgegrenzte Schat
ten. Eine andere, von zioei Rappen gezogene Equipage
überholte die Waldenburgsche und rollte pfeilschnell vor
über. Melanie hielt die Zügel und tvandte sich graziös
grüßend zurück.
* *
*
Als Norton mit den beiden Damen in Moosburg
ailgelangt war und in seiner getvöhnlichen, poltern
den, geräuschvollen Weise nach diesem und jenem sra-
geild und den Dienern allerlei Befehle für den näch
sten Tag erteilend, die Treppe erstiegen halte, kehrteer,
in, Begriff, die von ihm betvohnten Zimmer zu betre
ten noch einmal um und sagte: „Ich habe mich mit
Reck verabredet. Wir wollen uns morgen verschiedene
bei Rnnstcdt gelegene Obstplantagen und Wiesen anse
hen, die zu verkaufen oder zu verpachten sind. Fahrt
Ihr mit?"
„Ich nicht, Thomas. Mir thut Ruhe not," erwi
derte Frau Limpert.
„Und mir ist sie unerträglich!" rief Melanie. „Wenn
Du mich mitnehmen willst, Onkel, so bin ich einver
standen."
„Schön! Dann mußt Du aber um acht Uhr bereit
sein."
„Das werde ick. Gute Nacht!"
„Schlaft wohl!"
Auch die Damen suchten ihre Gemacher auf. Schwei
gend und mit fliegender Hast vollendete das Kammer
mädchen die Nachttoilette ihrer junge» Gebieterin.
Wenn diese die roten Lippen so fest aus einander
preßte, wenn sie die starken Brauen zusammenzog, daß
sie sich fast ^ berührten über der seinen Nasenwurzel,
wenn alles in ihr zitterte und zuckte vor Ungeduld und
doch kein Wort des Tadels laut wurde, dann fürchtete
sich Annette vor ihr und würde viel lieber den heftig
sten Ausbrüchen übler Laune standgehalten haben, als
diesem finstern, unheilverkündenden Schweigen. Es
ängstigte sie wie die Stille vor einem Gewitter, das im
nächsten Moment tobend losbrechen innß.
Endlich war die Atlasschleppe mit einem weichen,
weißen, von Spitzen rieselnden Getoande vertauscht,
welches Melanie das Ansehen eitler griechischen Statue
gab. Sie stand noch immer unbetveglich in der Mitte
des Zimmers; erst als Annette, einen Stuhl an den
von Silber und Krystall blinkenden Toilettentisch
rückcild, mehrmals mit leiser, schüchterner Stimme
fragte: „Bitte,_ gnädiges Fräulein, darf ich das Haar
lösen?" schrak sie wie ans tiefen Gedanken auf unö er
widerte : „Ich bedarf Ihrer Hilfe nicht mehr. Lassen
Sre mich allein!"
Das Mädchen eilte in das Schlafgcmach, zündete
dort die Ampel an und huschte bann hinaus.
Die parfümierten Kerzen in den silbernen Wand-
leuchtern brannten noch, als Frau Limpert nach einer
Stunde die Thür öffnete und mit besorgter Miene
fragte: „Willst Du denn heute gar nicht zu Bett q«.
hen, Kind? Dein rastloses Umherwandern beunruliiat
mich." 3
Melanie, die mit verschränkten Armen auf-und ab
gegangen war, blieb stehen und schüttelte unlvilliq den
Kopf. „Verzeihe die Störung. Ich vergaß, daß Du
nebenan schläfst. Onkel soll einen dicken Teppich über
den Boden niemes Zimmers spannen lassen " sagte sie
mehr mit trotzigem und ärgerlichem, als mit entschnl-
dtgenoem Ton, trat sodann an den Toilettentisch und
zog die Nadeln aus dein Haar, daß es sich mit seiner
ganzen Pracht über ihre Schultern ergoß, und die
Granatvlülen vor ihren kleinen, ungednidig trippeln
den Fußen niederfielen. ' 43.16*
■ , >vohl, daß nur die Sorge um Dich mich
setzt herführte," ertviderte die alte Frau. „Wäre cs mir
nur gelungen, Thomas von dem Kauf dieses Gutes ab
zuhalten. Aber Du bestürmtest ihn mit Bitten."
»Das würde wenig geholfett haben, hätte er nicht !
selbst für gut befunden, Moosbnrg zu erwerben. Er
läßt sich nicht beeinflussen. Allerdings machte ich ihm
kein Geheimnis aus meinem Wunsch, hier zn wohnen.*