Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

;uf;oîeit 
Itrnjie 18. 
tu 
Hause 
raße 22. 
Kov. eine 
I 
n 
rhöl. 
dchen 
0N 
Thorstr. 
t. 
tion des 
tüchtiges 
ft, 
d weiß. 
6/17. 
Wittwe 
Mn als 
ş 
Zarterre. 
! 
ndlung 
entliches 
r. 
darf. 
irästiges 
emeyrr, 
ndsburg 
machen 
usarbeit 
üuster. 
m 
!N V0M 
osaal. 
useu. 
I. einen 
»schlag. 
r. 
, Etage. 
iin 
>en, 
t allein« 
mtgegen 
amt. 
rung 
rstraße. 
ober 
- und ein 
betrieben^ 
che 9. 
!N ist mit 
>ber d. I. 
l»ien, 
3. 
eute zum 
challe. 
tu 
^heres bei 
u. Löwen- 
îc 61. 
ober 
ach vorne 
Aiethpreis 
i?e Sä. 
inier und 
ermiethen. 
; Nr. 704 
miner mit 
lie 261. 
freundliche 
ffbrücke. 
erhause. 
Nr. 5. 
Grscheinè täglîdp. 
enblatl 
Aeltestes und gcleseņstss glatt im Kreise Rendsburg. 
Bezugspreis: 
Ņieneljcihrlich 2 Ji.—, frei ins Haus geliefert 
2 Ji 15 Ķ 
ftrr Auswärtige, durch ine Pvst bezogen Anzeigen für t>ic Tagesnunnner ft erbat bis 12 Uhr Mittags erbeten. 
viel. Poslprovision rc., jedoch ohne Bestellgeld. y ° 
àşertiouspreiS: pro Petitzelle 15 ^ KNsteV ^kthpģMîg. ^r 
Bei Betriebsstörungen 
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung 
dieses Blattes vorbehalten. 
A-ls Beilagen 
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das 
Blatt „Diode mid Heim" gratis beigegeben. 
3000 Abonnenten. 
Wo. 183. 
Ireitag, Hen 7. August 
1896. 
Morgen-Depeschen. 
Wilhelmshöhe, 6. August. Der Kaiser 
leidet an einer leichten katarrhalischen 
Halsafsection und hat daher zu seinem 
lebhaften Bedauern die Reise nach Wesel, 
Ruhrort und Essen auf ärztlichen Rath 
ausgeben müssen. Die Kaiserin wird 
diese Reise aber programmmäßig ausführen 
und dabei vom Prinzen Heinrich, als Ber- 
treter des Kaisers, begleitet sein. Das 
9^nze zur Reise befohlen gewesene Gefolge 
des Kaisers wird sich auf allerhöchsten 
Befehl dem Gefolge der Kaiserin an 
schließen. 
Kassel, 7. Aug. Prinz Heinrich von 
Preußen ist hier eingetroffen und hat sich 
nach Wilhelmshöhe begeben. 
SBefel, 6. August. Die Königin der 
Niederlande hat einen Ordonnanzoffizier 
entsandt, um die Kaiserin und den Prinzen 
Heinrich von Preußen morgen zu begrüßen. 
Die Minister Dr. v. Bötticher und Thielen 
sind hjxr eingetroffen, der Minister des 
Innern wird hier erwartet. 
Berlin, 6. August. Der Kaiser ließ 
heute in Potsdam am Sarge des Kaisers 
Friedrich zur Erinnerung an die Schlacht 
bei Wörth einen Kranz mit Schleife nieder« 
legen. 
Berlin, 6. August. Der „Nat.-Ztg." 
zufolge wird in Mittheilungen amerika 
nischer Blätter, die auf einen neuen 
Colonialskandal hinauslausen sollen, 
der frühere Gouverneur von Togo, jetzige 
Gouverneur von Kamerun, Jesko von 
Puttkam er, beschuldigt. Als seine An 
kläger werden Frhr. v. Stetten und der 
Schriftsteller Dr. Giesebrecht genannt. 
Berlin, 7. Aug. Im „Reichsanz." ist 
gestern die Begründung zum Handwerks« 
organisations > Gesetzentwurf veröffentlicht. 
Dieselbe umsaßt ca. 8 Seiten. 
Berlin, 6. August. Der „Reichsanz." 
veröffentlicht eine Bekanntmachung des 
Kriegsministeriums, wonach den 
Unteroffizieren und Mannschaften dienstlich 
verboten wird, sich auf Veranlassung von 
Civilpersonen mit dem Vertrieb von Druck 
sachen und Waaren innerhalb der Truppen- 
theile oder Behörden, sei es in eigenen 
oder fremden, zu befassen. Den Unter 
offizieren und Mannschaften wird zugleich 
befohlen, jede von Civilpersonen an sie er 
gehende Aufforderung zum Vertriebe von 
Drucksachen und Waaren ihren Vorgesetzten 
zu melden. 
Berlin, 7. Aug. Der bekannte Irrenarzt 
Protestor Mendel ist ans Petersburg, 
wohin er ber en worden war, hierher 
zurückgekehrt. lach dem „Berl. Tagebl." 
handelte es sich nicht um eine Untersuchung 
des Zaren, sondern um die eines russischen 
Fürsten. 
Wilhelmshaven, 7. Aug. Viceadmiral 
Karcher ist zur Uebernahme des Stations 
kommandos gestern hier eingetroffen. 
Bozen, 7. August. Infolge großen Un« 
metiers sind die Straßen durch das Eggen 
thal und das Turfenthal überschwemmt, 
sodaß jeder Verkehr gestört ist. Der Schaden 
ist erheblich. 
Wien, 7. Aug. Beim Landwehrregiment 
rn Essegg ist, den Blättern zufolge, die 
egyptische Augenkrankheit ausgebrochen. 
Bereits 54 Mann sind daran erkrankt. 
Rom, 7. Aug. Einem hiesigen Blatte 
zufolge findet im September in Syrakus 
eine Begegnung des Zaren mit dem König 
Humbert statt. 
Paris, 7. August. Wie hier verlautet, 
wird die Zarin, auf den Einfluß fremder 
Regierungen hin, nicht mit nach Frankreich 
reisen. 
Lille, 7. Aug. Die Besitzer der hiesigen 
Metallwaarenfabriken haben infolge eines 
theilweisen Streiks alle Gießer, etwa 1200, 
entlassen. Die Besitzer werden die Guß 
arbeiten anderwärts vornehmen lassen. 
Brüssel, 7. August. Lothaire ist steige- 
sprachen worden. 
Rewyork, 6. August. Nach einer De 
pesche des „New-Iork Herald" aus El 
Rama in Nicaragua richteten dort am 
29. Juli mächtige Fluthwellcn große 
Verheerungen an. Nur 15 Häuser 
der Stadt blieben stehen. Der Schaden 
wird auf 1 Million Dollars geschätzt. 
ZmngsŞŞioĶesKaàà 
Unter vorstehendem Titel schreibt die 
amtliche „Berliner Correspondenz": 
Die Novellen zur Geiverbeordnung von 
1881, 1884, 1886 und 1887 verfolgten 
den Zweck, die Innungen wieder zu Organen 
der gewerblichen Selbstverwaltung werden 
zu lassen, die im Stande seien, einerseits 
durch die Förderung der gewerblichen 
Interessen ihrer Mitglieder und durch die 
Pflege des Gemeingeistes und des Standes 
bewußtseins eine wirthschaftliche und sitt 
liche Hebung des Handwerkerstandes anzu 
bahnen, und andrerseits dem Staate ge 
eignete Organe für die Erfüllung wichtiger 
Aufgaben der Gewerbeverwaltung darzu 
bieten. Die damit erzielten Erfolge habe» 
den gehegten Erwartungen nicht entsprochen. 
Es ist den auf Freiwilligkeit beruhenden 
Innungen nicht gelungen, den größeren 
Theil der Handwerker in sich zu vereinen; 
sie haben in Folge dessen nicht die persön 
lichen Kräfte und die finanziellen Mittel 
zu gewinnen vermocht, die sie befähigt 
haben würden, eine allgemeine Besserung 
der Lage des Handwerks herbeizuführen. 
Ihre Thätigkeit ist im Allgemeinen auf 
verhältnißmäßig enge Grenzen beschränkt 
geblieben, und auch da, wo sie in größerer 
Zahl errichtet worden und weitere Kreise 
des Handwerkerstandes ihnen beigetreten 
sind, haben sie die Wirksamkeit, zu der sie 
an sich befähigt sind, nicht in vollem 
Maße entfalten können, weil sie in ihrer 
gegenwärtigen Organisation des sicheren 
Bestandes ermangeln, indem es jedem 
einzelnen Mitgliede in jedem Augenblicke 
unbenommen ist, sich den Folgen ihm 
lästiger und seinen unmittelbaren Interessen 
vielleicht zuwiderlaufender Beschlüsse und 
Anordnungen der Innung durch den Aus 
tritt zu entziehen. 
Diese Erfahrung hat in den betheiligte» 
Kreisen die Ueberzeugung begründet, daß 
nur auf dem Wege der Zwangsorganisation 
dem Handwerke eine seinen Bedürfnissen 
entsprechende Organisation gegeben werden 
kann. Dieser Ueberzeugung trägt der von 
der preußischen Regierung dem Bundes 
rathe vorgelegte Gesetzentwurf, betr. die 
Abänderung der Gewerbeordnung, Rech 
nung, indem er eine das ganze Handwerk 
umfassende Organisation vorschlägt, die 
dazu bestimmt ist, die gleichzeitig herbei 
zuführende Neuregelung des Lehrlings 
wesens auszugestalten und durchzuführen, 
die übrigen Interessen des Handwerker 
standes wahrzunehmen und eine Standes 
Vertretung gegenüber der Gesetzgebung und 
der Verwaltung darzustellen. Zu dem 
Zweck soll der Handwerkerstand eine 
Gliederung in Innungen, Handwerksaus 
schüsse und Handwerkskammern erhalten. 
Die unterste Stufe, „die Innung", ist 
als Zwangsinnung gedacht, der kraft Ge 
setzes, ohne daß es des ausdrücklichen Ein 
tritts oder der Ausnahme bedürfte, alle im 
Jnnungsbezirk vorhandenen selbstständigen 
Handwerker des Gewerbezweiges, für den 
die Innung errichtet ist, als Mitglieder 
angehören. Als nothwendige Aufgaben 
der künftigen Innungen sind im Wesent 
lichen dieselben hingestellt, welche der bis 
herige § 90 der Gewerbeordnung den be 
stehenden Innungen zugewiesen hat; jedoch 
sollen die Innungen in Zukunst zum Er 
laß von Vorschriften zur Regelung des 
Lehrlingswesens nur insofern berechtigt 
und verpflichtet sein, als die hierüber er 
lassenen gesetzlichen Vorschriften und die 
auf Grund dieser Vorschriften von der 
Handwerkerkammer getroffenen Bestimmun 
gen dafür auch Raum und Bedürfniß 
übrig lassen. Die Aufgaben der Innung, 
namentlich die Pflege des Gemeingeistes 
und der Standesehre, sowie die Fürsorge 
für das Lehrlingswesen werden um so 
mehr auf Erfüllung rechnen können, je 
mehr ihre Mitglieder schon in ihrem Be 
rufe und in ihren Lebensverhältnissen eine 
natürliche Grundlage für ihren Zusammen 
schluß und ihre gemeinsame Thätigkeit 
finden. Eine wirksame Pflege des Lehrlings > 
Wesens kann in vollem Maße nur von 
Innungen erwartet werden, die aus Ge 
nossen verwandter Handwerke bestehen. 
Der Gesetzentwurf sieht deshalb nur die 
Bildung von Fachinnungen und Innungen 
verwandter Handwerke vor, wobei er unter 
verwandten Handwerken solche versteht, 
die nach örtlichem Brauche vielfach gemein 
sam betrieben werden und in ihrer 
Technik einander so nahe stehen, daß der 
Betrieb des einen zugleich ein ausreichen 
des Verständniß für die technischen Fertig 
keiten, die geschäftlichen Betriebe und die 
wichtigsten Interessen des anderen gewähr- 
leistet. 
Die bisherige Gesetzgebung hat in der 
Zulassung der Bildung von Jnnungsaus- 
schüssen bereits anerkannt, daß die In 
nungen zu einer wirksamen Verfolgung 
ihrer Aufgaben eine Vertretung ihrer gemein 
samen lokalen Interessen nicht entbehren 
können. Hierzu kommt, daß es bei der 
durch die Verhältnisse bedingten Beschränkung 
der Jnnungsbildung nicht möglich sein wird, 
alle Handwerker zu Innungen zu vereini 
gen. Es wird überall eine Anzahl von 
Handwerkern übrig bleiben, die von der 
Jnnungsbildung nicht erfaßt wird. Für 
diese muß ein Organ geschaffen werden, 
das s ür sie wenigstens nothdürstig die der 
Innung zugewiesenen Aufgaben zu erfüllen 
hat. Dieses Organ soll nach dem Vov 
schlage des Entwurfes der sogen. Hand 
werksausschuß und seine Aufgabe sein: 
1. die Wahrnehmung der gemeinsamen 
Interessen aller Handwerker seines Be 
zirkes, 
2. die Erfüllung der Ausgaben der 
Innung für die einer Innung nicht ange 
hörenden Handwerker, 
3. die Erfüllung einzelner Aufgaben, 
die ihnen von den ihm angehörigen In 
nungen übertragen werden. 
Außerdem soll der Handwerksausschnß 
die Unterlage für die letzte Stufe der 
Organisation, die Handwerkskammer, bilden, 
deren Aufgabe es ist, die Gesammtinteressen 
des Handswerks gegenüber der Gesetzgebung 
und Verwaltung des Staates zu ver 
treten, daneben aber als Selbstverwaltungs 
körper diejenigen zur Regelung des Hand 
werks erlassenen gesetzlichen Bestimmungen, 
die noch eine Ergänzung durch Einzelvor 
schriften bedürftig und fähig sind, für 
ihren Bezirk weiter auszubauen, die 
Durchführung der gesetzlichen und von ihr 
selbst erlassenen Vorschriften in ihrem 
Bezirk zu regeln und zu überwachen und 
endlich solche auf die Förderung des Hand 
werks abzielenden Veranstaltungen zu 
treffen, zu deren Begründung und Unter 
haltung die Kräfte der einzelnen Innungen 
und Handwerksausschüsse nicht ausreichen. 
Aus jeder Stufe der Organisation sollen 
die Gesellen durch einen Ausschuß vertreten 
sein, dem bei allen Geschäften, die das 
Interesse der Gesellen und Lehrlinge be 
rühren, oder Leistungen irgend einer Art 
von den Gesellen in Anspruch nehmen, 
eine Mitwirkung eingeräumt wird. 
Der Entwurf geht von der Auffassung 
aus, daß der Handwerkerstand in der vor 
gesehenen Organisation wieder einen festen 
Boden gewinnen könne, auf dem er den 
Kampf gegen die Mißstände, an denen er 
gegenwärtig krankt, mit vereinten Kräften 
erfolgreich aufzunehmen in der Lage sei. 
Eines der wichtigsten Mittel zur Hebung 
des Handwerkerstandes sieht der Entwurf 
in einer zweckmäßigen Gestaltung des 
Lehrlingswesens; diese soll daher durch 
eine Reihe neuer Vorschriften angebahnt 
werden. Neben der der Handelskammer 
eingeräumten Befugniß, die Dauer der 
Lehrzeit festzusetzen, ist besonders die Vor 
schrift hervorzuheben, wonach für di: Folge 
im Handwerk nur solche Personen befugt 
sein sollen, Lehrlinge anzuleiten, die das 
24. Lebensjahr vollendet und entweder die 
vorgeschriebene Lehrzeit zurückgelegt und 
eine Gesellenprüfung bestanden haben oder 
5 Jahre hindurch in dem Gewerbe, in 
dem die Anleitung der Lehrlinge erfolgen 
soll, selbstständig oder als Weikmeister 
oder in ähnlicher Stellung thätig gewesen 
sind. 
Im Manne dunêîker Gewalten. 
Roman von Elfried v. Hohenstein. 30 
-- X. U1| k unentschlossen dastehend, hörte sie 
sich von bekannter sti'nme begrüßen. und Herr W v. 
SJcayDniì'îş trat an ihre Seite. I„i ersten Augenblick 
empfand die junge Frau seine Gegenwart wieeineWohl- 
tbat und freute sich, nicht mehr allein zu sei»; daher er- 
widerte sie den Gruß zuvorkommender als sonst und 
"nt freundlichem Lächeln. Der Pole geleitete sie ans 
ihren Wunsch ans dem Saal in ein großes, lustiges 
Gemach, dessen Thüren und Fenster nach dein Garien 
zu geöffnet waren, und während sie neben jh>„ her- 
schritt, entfalte er den ganzen Zauberseiner glänzende» 
Unterhaltungsgabe und entlockie ihr ivirklich mehrmals 
nn leises, melodisches Lachen. SeineEitelkeir veranlaßte 
ihn jedoch, i^ re unbefangene Heiterkeit falsch z» deute». 
hieß, er sei ein Liebling der Damen, und das 
mochte ,hn n)vhl verleiten, einen Ton aiizuschlage». 
oer, obwohl sich streng in den Grenzen erlaubter Ga- 
lanteric haltend, dcniioch Frauen, wie Rosa verletzte. 
Nicht die Worte, sonder» der Ausdruck, mit welchem 
jit gesprochen wurden, und der Blick, welcher sie be- 
r’ trieb ihr ein feines Rot in die Wangen und er 
füllte sie mit einem Mißbehagen, das deutlich aus ihrem 
aimiut'gen Gesicht zu lesen war. aber Marowsky be» 
achtete oder verstand diese stiimmc Warnung nicht und 
bkwertte erst, daß er zu weit gegangen, ats Rosa ihn 
Ģz»fthrx»ņt ""sah und ersuchte, nicht in dieser Weise 
Moment bemerkte sie Richard, dessen An- 
,'nnft sich etwas verspätet hatte, und der nun, aus dem 
i kommend, wo er sie vielleicht vergebens suchte, 
.. ,l das Gartenzimmer trat. Sie eilte, wie es in S. ihre 
Ielvoyiiheit grivesen, beide Hände hinreichend, ans ihn 
zu uno suhlte sich so wohl und geschützt, als er ihren 
Arm ui de» seinen legte, sie mit den ehrlichen, treuen 
Augen anblickte und fragte: „Wie geht es Dir, Schwe- 
Archen i Du siehst ja aus, als sehntest Du Dich zehn 
Nellen wett weg!" 
»Ach ja.es ist wahr,« erwiderte sie lächelnd und doch 
wehmütig. „Warum bin ich hier unter diesen Men 
schen, dencli ich nichts zu sagen habe, deren schale Ge 
spräche mir so gleichgiltig sind, und nicht bei Paiil, 
bei meinem Engelskind, meinem süßen, süßen Herz 
chen? Ach, wenn ichihiieiniviegen, wen» ich ihn halten 
und küssen dürste, das holde, liebe, kleine Geschöpf! 
Wen» ich in jedes Grübchen seiner winzigen Hände 
und ans seine großen Angen und sein rosiges Münd- 
chen Küsse drücken durfte und den Eiigel in meinen Ar 
men schaukelte, bis er schläft, so ruhig und sanft, tvic 
eben mir ein unschuldiges Kmd schlafen kann. Dann 
wäre ich vollkommen glücklich, dann hätte ich nichts 
mehr zu wünschen; aber jo beneide ich jeden Böget, 
der die Schivingcii ausbreiten darf, um zu seinem Nest- 
chcn zli fliegen. Ach Richard, warn,» sucht man denn 
das Glück nicht dort, wo cs einzig zu finden ist? Warum 
muß ich hier weilen, wahrend mein ganzes Herz mich 
heimwärts zieht, während ich in Gedanken bei meinem 
Söhnchen bin und diejenigen beinahe Haffen könnte, 
welche den Platz einnehmen, der mir gebührt?" 
„Ich begreife auch nicht, daß Albert lieber eine 
blasierte Modedame sehen will, als eine zärilichc, pflicht- 
getreue, tausend süße Thorheiten mit dem Liebling 
treibende Mutter. Giebt es doch nichts Holderes als 
das Weib mit dem Kinde." erwiderte er, sie in den 
Garten führend, in welchen sich bereits ein Teil der 
Ģäste, erfrischende Kühlung suchend, geflüchtet hatte. 
Marowsky stand immernoch an derselben Stelle, wo 
Rosa mit höflichem, aber stolzem und kaltem Gruß von 
ihm geschieden war und sah den beiden nach. Ein häß 
licher Zug entstellte sein hübsches Gesicht unb verlieh 
i£)iii im Verein mit dem stechenden lauernden Blick einen 
teuflischen Ausdruck. Am Fenster lehnend, beobachtete 
der Pole das Paar noch kurze Zeit, gesellte sich dann 
zu Waldenburg, den er in dem ersten der drei Säle 
traf, und sagte: „Einen reizenden Damenflor haben 
wir heute zu beivundern. Der Schäfer Paris selbst 
niüßte hier in Zweifel sein, welcher von de» Schöllen 
der Preis gebühre." 
„Ich glaube kaum," erwiderte Albert, Melanie 
Norioil betrachtend. „Er würde ihn jedenfalls dieser 
den» 
Venns mit den Glntangen zu Füßen legen; 
hier ist keine, die sich mit ihr vergleichen kann." 
„Ansgenoinmeil Ihre Frau Gemahlin." 
„Diese Schmeichelei . . ." 
„Nennen Sie es nicht so! Es dürste gar viele ge 
be», welche Goldhaar und eine zarte, graziöse Erschein 
ung vorziehen. Sehen Sie jenes Paar dort, welches 
eben am Teich vorüber wandelt! Es ist Ihre Frau 
Gemahlin und Herr Reck. Sollte sie wirklich einen 
Vergleich mit der Nichte des ans seinen Gcldsäcken 
thronenden Einporkömmliiigs zn scheuen haben? Wohl 
schwerlich. Ich beobachte sie schon lange. . 
„Lange? Ich glaubte meine Frau in den Sälen. 
Die Baronin Marowsky sagte mir doch, sie befinde sich 
im Gespräch mit mehreren Damen." 
„Das war allerdings der Fall; aber Frau v. Wal 
denburg schien sich zu langweilen und verließ ihren 
Platz. Ich' selbst hatte die Ehre, sie in das Garten- 
zimmer zu geleiten. Dort erschien fast zu gleicher Zeit 
Herr Reck, und ich kehrte zu den Gästen zurück, kann 
Ihnen übrigens die aufrichtige Versicherung geben, 
daß Ihre Frau Gemahlin einen vollständigeit Triumph 
feierte und durch ihre Anmut alles bezauberte. Bon 
vielen Seiten hörte ich nach ihr fragen und es lebhaft 
bedauern, daß sie sich der Gesellschaft entzieht. Man 
beneidet unseren jungen Landwirt und zürnt ihm, weil 
er die Rechte des Pflegebriiders in so ausgedehntem 
Maße in Anspruch nimmt." 
Alberts Augen glitten flüchtig über das junge Paar 
hin. Er sah Rosa mit rosig erglühten Wangen neben 
Richard am Wasser hiiiwandeln urid glaubte zu be 
merken, daß ihr verwunderte Blicke folgten. 
Der Pole sprach, neben ihm stehend, noch so man 
ches in dem leichten, scherzendcit Ton und ließ schein 
bar unbewußt und unabsichtlich das gefährliche Sa 
menkorn des Mißtrauens in seine Seele fallen. 
Ein schnell vorübergehendes Regenschauer nötigte 
die im Garten Anivesenden, denselben z» verlassen. 
Rosa kam, Albert gewahrend, auf ihn zu, sah aber 
sofort, daß irgeiid etwas seine Unzufriedenheit erregt 
haben mußte. Diese Vermutung bestätigte sich, als er, 
nachdem Marowsky in dasMlisikziinmer getceteiiiv.tr, 
um mehrere bekannte Damen zu begrüßen, mit leisein 
aber scharfem Ton sagte: „Thue mir den Gefallen, 
Dich nicht ausschließlich Richard zu widmen. Das 
heißt der Spottsncht erivünschtcs Material liefern. Es 
giebt denn doch gewisse gesellschaftliche Beipflichtun 
gen, die berücksichtigt iverden müssen, wenn man nicht 
Veranlassung zu »tokanten Bemerkuiigen geben ivill." 
Ehe sie etwas erwidern konnte, waren beide in den 
Schivarin der Gäste hineingezogen. Das Fest nahm jetzt 
einen rauschenden Verlauf. Ein hinter Blumen uno 
Palmen verborgenes Orchester begann zn spielen, über 
den spiegelglatten Parkettboden schivcbien tanzende 
Paare und im Garten flammten unzählige bunte Lich 
ter auf. Der nur wenige Minuten andauernde Regen 
hatte kaum das dichte Laubdach dnrchdruilgcn, nur ans 
dem Sammet des Rasens, der den Teich umgab, flim 
merte und glitzerte jeder Halm. Die Marmoreinsassiing 
des Springbrunnens zierten dicht aneinander gereihle 
Lämpchen von Rubinglas, so daß es aussah, als habe 
man eine Guirlande von Rosen herum gelegt. 
Im Speisesaal und in den phantastisch ausgeschmück 
ten Grotten und Lauben standen reich besetzte Tafeln 
und Tische. Baron v. Marowsky, obschon für den ver 
wöhntesten Geschmack sorgend, liebte es, seine Gäste vor 
der Langeweile eines regelrechten Festmahls zu reite». 
Man sollte sich zwanglos zusammenfinden, oder je nach 
Belieben allein bleiben. Die zahlreiche Dienerschaft 
wachte darüber, daß das Auserlesenste an Speisen und 
Getränken bereit stand oder dargeboten wurde. 
Waldenburg war mißgestimmt. Es bedurfte stets nur 
eines geringe» Anlasses, um feine Zweifetsncht und 
seinen Argivohit zu wecken und dann kaineii sie nicht 
mehr zur Ruhe, sondern sogen aus dem Geriiigfügig- 
sten Nahrung. Diesmal war die Saat der Verleum 
dung auf besonders fruchtbaren Boden gefallen und die 
wohlberechneten Worte Marowskys, dem ein unwider 
stehlicher Antrieb Räiike zu schmieden inne wohnte,, 
hatten ihren Zweck vollkommen erreicht. 43, l 6*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.