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irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung
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Blatt „Diode mid Heim" gratis beigegeben.
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Wo. 183.
Ireitag, Hen 7. August
1896.
Morgen-Depeschen.
Wilhelmshöhe, 6. August. Der Kaiser
leidet an einer leichten katarrhalischen
Halsafsection und hat daher zu seinem
lebhaften Bedauern die Reise nach Wesel,
Ruhrort und Essen auf ärztlichen Rath
ausgeben müssen. Die Kaiserin wird
diese Reise aber programmmäßig ausführen
und dabei vom Prinzen Heinrich, als Ber-
treter des Kaisers, begleitet sein. Das
9^nze zur Reise befohlen gewesene Gefolge
des Kaisers wird sich auf allerhöchsten
Befehl dem Gefolge der Kaiserin an
schließen.
Kassel, 7. Aug. Prinz Heinrich von
Preußen ist hier eingetroffen und hat sich
nach Wilhelmshöhe begeben.
SBefel, 6. August. Die Königin der
Niederlande hat einen Ordonnanzoffizier
entsandt, um die Kaiserin und den Prinzen
Heinrich von Preußen morgen zu begrüßen.
Die Minister Dr. v. Bötticher und Thielen
sind hjxr eingetroffen, der Minister des
Innern wird hier erwartet.
Berlin, 6. August. Der Kaiser ließ
heute in Potsdam am Sarge des Kaisers
Friedrich zur Erinnerung an die Schlacht
bei Wörth einen Kranz mit Schleife nieder«
legen.
Berlin, 6. August. Der „Nat.-Ztg."
zufolge wird in Mittheilungen amerika
nischer Blätter, die auf einen neuen
Colonialskandal hinauslausen sollen,
der frühere Gouverneur von Togo, jetzige
Gouverneur von Kamerun, Jesko von
Puttkam er, beschuldigt. Als seine An
kläger werden Frhr. v. Stetten und der
Schriftsteller Dr. Giesebrecht genannt.
Berlin, 7. Aug. Im „Reichsanz." ist
gestern die Begründung zum Handwerks«
organisations > Gesetzentwurf veröffentlicht.
Dieselbe umsaßt ca. 8 Seiten.
Berlin, 6. August. Der „Reichsanz."
veröffentlicht eine Bekanntmachung des
Kriegsministeriums, wonach den
Unteroffizieren und Mannschaften dienstlich
verboten wird, sich auf Veranlassung von
Civilpersonen mit dem Vertrieb von Druck
sachen und Waaren innerhalb der Truppen-
theile oder Behörden, sei es in eigenen
oder fremden, zu befassen. Den Unter
offizieren und Mannschaften wird zugleich
befohlen, jede von Civilpersonen an sie er
gehende Aufforderung zum Vertriebe von
Drucksachen und Waaren ihren Vorgesetzten
zu melden.
Berlin, 7. Aug. Der bekannte Irrenarzt
Protestor Mendel ist ans Petersburg,
wohin er ber en worden war, hierher
zurückgekehrt. lach dem „Berl. Tagebl."
handelte es sich nicht um eine Untersuchung
des Zaren, sondern um die eines russischen
Fürsten.
Wilhelmshaven, 7. Aug. Viceadmiral
Karcher ist zur Uebernahme des Stations
kommandos gestern hier eingetroffen.
Bozen, 7. August. Infolge großen Un«
metiers sind die Straßen durch das Eggen
thal und das Turfenthal überschwemmt,
sodaß jeder Verkehr gestört ist. Der Schaden
ist erheblich.
Wien, 7. Aug. Beim Landwehrregiment
rn Essegg ist, den Blättern zufolge, die
egyptische Augenkrankheit ausgebrochen.
Bereits 54 Mann sind daran erkrankt.
Rom, 7. Aug. Einem hiesigen Blatte
zufolge findet im September in Syrakus
eine Begegnung des Zaren mit dem König
Humbert statt.
Paris, 7. August. Wie hier verlautet,
wird die Zarin, auf den Einfluß fremder
Regierungen hin, nicht mit nach Frankreich
reisen.
Lille, 7. Aug. Die Besitzer der hiesigen
Metallwaarenfabriken haben infolge eines
theilweisen Streiks alle Gießer, etwa 1200,
entlassen. Die Besitzer werden die Guß
arbeiten anderwärts vornehmen lassen.
Brüssel, 7. August. Lothaire ist steige-
sprachen worden.
Rewyork, 6. August. Nach einer De
pesche des „New-Iork Herald" aus El
Rama in Nicaragua richteten dort am
29. Juli mächtige Fluthwellcn große
Verheerungen an. Nur 15 Häuser
der Stadt blieben stehen. Der Schaden
wird auf 1 Million Dollars geschätzt.
ZmngsŞŞioĶesKaàà
Unter vorstehendem Titel schreibt die
amtliche „Berliner Correspondenz":
Die Novellen zur Geiverbeordnung von
1881, 1884, 1886 und 1887 verfolgten
den Zweck, die Innungen wieder zu Organen
der gewerblichen Selbstverwaltung werden
zu lassen, die im Stande seien, einerseits
durch die Förderung der gewerblichen
Interessen ihrer Mitglieder und durch die
Pflege des Gemeingeistes und des Standes
bewußtseins eine wirthschaftliche und sitt
liche Hebung des Handwerkerstandes anzu
bahnen, und andrerseits dem Staate ge
eignete Organe für die Erfüllung wichtiger
Aufgaben der Gewerbeverwaltung darzu
bieten. Die damit erzielten Erfolge habe»
den gehegten Erwartungen nicht entsprochen.
Es ist den auf Freiwilligkeit beruhenden
Innungen nicht gelungen, den größeren
Theil der Handwerker in sich zu vereinen;
sie haben in Folge dessen nicht die persön
lichen Kräfte und die finanziellen Mittel
zu gewinnen vermocht, die sie befähigt
haben würden, eine allgemeine Besserung
der Lage des Handwerks herbeizuführen.
Ihre Thätigkeit ist im Allgemeinen auf
verhältnißmäßig enge Grenzen beschränkt
geblieben, und auch da, wo sie in größerer
Zahl errichtet worden und weitere Kreise
des Handwerkerstandes ihnen beigetreten
sind, haben sie die Wirksamkeit, zu der sie
an sich befähigt sind, nicht in vollem
Maße entfalten können, weil sie in ihrer
gegenwärtigen Organisation des sicheren
Bestandes ermangeln, indem es jedem
einzelnen Mitgliede in jedem Augenblicke
unbenommen ist, sich den Folgen ihm
lästiger und seinen unmittelbaren Interessen
vielleicht zuwiderlaufender Beschlüsse und
Anordnungen der Innung durch den Aus
tritt zu entziehen.
Diese Erfahrung hat in den betheiligte»
Kreisen die Ueberzeugung begründet, daß
nur auf dem Wege der Zwangsorganisation
dem Handwerke eine seinen Bedürfnissen
entsprechende Organisation gegeben werden
kann. Dieser Ueberzeugung trägt der von
der preußischen Regierung dem Bundes
rathe vorgelegte Gesetzentwurf, betr. die
Abänderung der Gewerbeordnung, Rech
nung, indem er eine das ganze Handwerk
umfassende Organisation vorschlägt, die
dazu bestimmt ist, die gleichzeitig herbei
zuführende Neuregelung des Lehrlings
wesens auszugestalten und durchzuführen,
die übrigen Interessen des Handwerker
standes wahrzunehmen und eine Standes
Vertretung gegenüber der Gesetzgebung und
der Verwaltung darzustellen. Zu dem
Zweck soll der Handwerkerstand eine
Gliederung in Innungen, Handwerksaus
schüsse und Handwerkskammern erhalten.
Die unterste Stufe, „die Innung", ist
als Zwangsinnung gedacht, der kraft Ge
setzes, ohne daß es des ausdrücklichen Ein
tritts oder der Ausnahme bedürfte, alle im
Jnnungsbezirk vorhandenen selbstständigen
Handwerker des Gewerbezweiges, für den
die Innung errichtet ist, als Mitglieder
angehören. Als nothwendige Aufgaben
der künftigen Innungen sind im Wesent
lichen dieselben hingestellt, welche der bis
herige § 90 der Gewerbeordnung den be
stehenden Innungen zugewiesen hat; jedoch
sollen die Innungen in Zukunst zum Er
laß von Vorschriften zur Regelung des
Lehrlingswesens nur insofern berechtigt
und verpflichtet sein, als die hierüber er
lassenen gesetzlichen Vorschriften und die
auf Grund dieser Vorschriften von der
Handwerkerkammer getroffenen Bestimmun
gen dafür auch Raum und Bedürfniß
übrig lassen. Die Aufgaben der Innung,
namentlich die Pflege des Gemeingeistes
und der Standesehre, sowie die Fürsorge
für das Lehrlingswesen werden um so
mehr auf Erfüllung rechnen können, je
mehr ihre Mitglieder schon in ihrem Be
rufe und in ihren Lebensverhältnissen eine
natürliche Grundlage für ihren Zusammen
schluß und ihre gemeinsame Thätigkeit
finden. Eine wirksame Pflege des Lehrlings >
Wesens kann in vollem Maße nur von
Innungen erwartet werden, die aus Ge
nossen verwandter Handwerke bestehen.
Der Gesetzentwurf sieht deshalb nur die
Bildung von Fachinnungen und Innungen
verwandter Handwerke vor, wobei er unter
verwandten Handwerken solche versteht,
die nach örtlichem Brauche vielfach gemein
sam betrieben werden und in ihrer
Technik einander so nahe stehen, daß der
Betrieb des einen zugleich ein ausreichen
des Verständniß für die technischen Fertig
keiten, die geschäftlichen Betriebe und die
wichtigsten Interessen des anderen gewähr-
leistet.
Die bisherige Gesetzgebung hat in der
Zulassung der Bildung von Jnnungsaus-
schüssen bereits anerkannt, daß die In
nungen zu einer wirksamen Verfolgung
ihrer Aufgaben eine Vertretung ihrer gemein
samen lokalen Interessen nicht entbehren
können. Hierzu kommt, daß es bei der
durch die Verhältnisse bedingten Beschränkung
der Jnnungsbildung nicht möglich sein wird,
alle Handwerker zu Innungen zu vereini
gen. Es wird überall eine Anzahl von
Handwerkern übrig bleiben, die von der
Jnnungsbildung nicht erfaßt wird. Für
diese muß ein Organ geschaffen werden,
das s ür sie wenigstens nothdürstig die der
Innung zugewiesenen Aufgaben zu erfüllen
hat. Dieses Organ soll nach dem Vov
schlage des Entwurfes der sogen. Hand
werksausschuß und seine Aufgabe sein:
1. die Wahrnehmung der gemeinsamen
Interessen aller Handwerker seines Be
zirkes,
2. die Erfüllung der Ausgaben der
Innung für die einer Innung nicht ange
hörenden Handwerker,
3. die Erfüllung einzelner Aufgaben,
die ihnen von den ihm angehörigen In
nungen übertragen werden.
Außerdem soll der Handwerksausschnß
die Unterlage für die letzte Stufe der
Organisation, die Handwerkskammer, bilden,
deren Aufgabe es ist, die Gesammtinteressen
des Handswerks gegenüber der Gesetzgebung
und Verwaltung des Staates zu ver
treten, daneben aber als Selbstverwaltungs
körper diejenigen zur Regelung des Hand
werks erlassenen gesetzlichen Bestimmungen,
die noch eine Ergänzung durch Einzelvor
schriften bedürftig und fähig sind, für
ihren Bezirk weiter auszubauen, die
Durchführung der gesetzlichen und von ihr
selbst erlassenen Vorschriften in ihrem
Bezirk zu regeln und zu überwachen und
endlich solche auf die Förderung des Hand
werks abzielenden Veranstaltungen zu
treffen, zu deren Begründung und Unter
haltung die Kräfte der einzelnen Innungen
und Handwerksausschüsse nicht ausreichen.
Aus jeder Stufe der Organisation sollen
die Gesellen durch einen Ausschuß vertreten
sein, dem bei allen Geschäften, die das
Interesse der Gesellen und Lehrlinge be
rühren, oder Leistungen irgend einer Art
von den Gesellen in Anspruch nehmen,
eine Mitwirkung eingeräumt wird.
Der Entwurf geht von der Auffassung
aus, daß der Handwerkerstand in der vor
gesehenen Organisation wieder einen festen
Boden gewinnen könne, auf dem er den
Kampf gegen die Mißstände, an denen er
gegenwärtig krankt, mit vereinten Kräften
erfolgreich aufzunehmen in der Lage sei.
Eines der wichtigsten Mittel zur Hebung
des Handwerkerstandes sieht der Entwurf
in einer zweckmäßigen Gestaltung des
Lehrlingswesens; diese soll daher durch
eine Reihe neuer Vorschriften angebahnt
werden. Neben der der Handelskammer
eingeräumten Befugniß, die Dauer der
Lehrzeit festzusetzen, ist besonders die Vor
schrift hervorzuheben, wonach für di: Folge
im Handwerk nur solche Personen befugt
sein sollen, Lehrlinge anzuleiten, die das
24. Lebensjahr vollendet und entweder die
vorgeschriebene Lehrzeit zurückgelegt und
eine Gesellenprüfung bestanden haben oder
5 Jahre hindurch in dem Gewerbe, in
dem die Anleitung der Lehrlinge erfolgen
soll, selbstständig oder als Weikmeister
oder in ähnlicher Stellung thätig gewesen
sind.
Im Manne dunêîker Gewalten.
Roman von Elfried v. Hohenstein. 30
-- X. U1| k unentschlossen dastehend, hörte sie
sich von bekannter sti'nme begrüßen. und Herr W v.
SJcayDniì'îş trat an ihre Seite. I„i ersten Augenblick
empfand die junge Frau seine Gegenwart wieeineWohl-
tbat und freute sich, nicht mehr allein zu sei»; daher er-
widerte sie den Gruß zuvorkommender als sonst und
"nt freundlichem Lächeln. Der Pole geleitete sie ans
ihren Wunsch ans dem Saal in ein großes, lustiges
Gemach, dessen Thüren und Fenster nach dein Garien
zu geöffnet waren, und während sie neben jh>„ her-
schritt, entfalte er den ganzen Zauberseiner glänzende»
Unterhaltungsgabe und entlockie ihr ivirklich mehrmals
nn leises, melodisches Lachen. SeineEitelkeir veranlaßte
ihn jedoch, i^ re unbefangene Heiterkeit falsch z» deute».
hieß, er sei ein Liebling der Damen, und das
mochte ,hn n)vhl verleiten, einen Ton aiizuschlage».
oer, obwohl sich streng in den Grenzen erlaubter Ga-
lanteric haltend, dcniioch Frauen, wie Rosa verletzte.
Nicht die Worte, sonder» der Ausdruck, mit welchem
jit gesprochen wurden, und der Blick, welcher sie be-
r’ trieb ihr ein feines Rot in die Wangen und er
füllte sie mit einem Mißbehagen, das deutlich aus ihrem
aimiut'gen Gesicht zu lesen war. aber Marowsky be»
achtete oder verstand diese stiimmc Warnung nicht und
bkwertte erst, daß er zu weit gegangen, ats Rosa ihn
Ģz»fthrx»ņt ""sah und ersuchte, nicht in dieser Weise
Moment bemerkte sie Richard, dessen An-
,'nnft sich etwas verspätet hatte, und der nun, aus dem
i kommend, wo er sie vielleicht vergebens suchte,
.. ,l das Gartenzimmer trat. Sie eilte, wie es in S. ihre
Ielvoyiiheit grivesen, beide Hände hinreichend, ans ihn
zu uno suhlte sich so wohl und geschützt, als er ihren
Arm ui de» seinen legte, sie mit den ehrlichen, treuen
Augen anblickte und fragte: „Wie geht es Dir, Schwe-
Archen i Du siehst ja aus, als sehntest Du Dich zehn
Nellen wett weg!"
»Ach ja.es ist wahr,« erwiderte sie lächelnd und doch
wehmütig. „Warum bin ich hier unter diesen Men
schen, dencli ich nichts zu sagen habe, deren schale Ge
spräche mir so gleichgiltig sind, und nicht bei Paiil,
bei meinem Engelskind, meinem süßen, süßen Herz
chen? Ach, wenn ichihiieiniviegen, wen» ich ihn halten
und küssen dürste, das holde, liebe, kleine Geschöpf!
Wen» ich in jedes Grübchen seiner winzigen Hände
und ans seine großen Angen und sein rosiges Münd-
chen Küsse drücken durfte und den Eiigel in meinen Ar
men schaukelte, bis er schläft, so ruhig und sanft, tvic
eben mir ein unschuldiges Kmd schlafen kann. Dann
wäre ich vollkommen glücklich, dann hätte ich nichts
mehr zu wünschen; aber jo beneide ich jeden Böget,
der die Schivingcii ausbreiten darf, um zu seinem Nest-
chcn zli fliegen. Ach Richard, warn,» sucht man denn
das Glück nicht dort, wo cs einzig zu finden ist? Warum
muß ich hier weilen, wahrend mein ganzes Herz mich
heimwärts zieht, während ich in Gedanken bei meinem
Söhnchen bin und diejenigen beinahe Haffen könnte,
welche den Platz einnehmen, der mir gebührt?"
„Ich begreife auch nicht, daß Albert lieber eine
blasierte Modedame sehen will, als eine zärilichc, pflicht-
getreue, tausend süße Thorheiten mit dem Liebling
treibende Mutter. Giebt es doch nichts Holderes als
das Weib mit dem Kinde." erwiderte er, sie in den
Garten führend, in welchen sich bereits ein Teil der
Ģäste, erfrischende Kühlung suchend, geflüchtet hatte.
Marowsky stand immernoch an derselben Stelle, wo
Rosa mit höflichem, aber stolzem und kaltem Gruß von
ihm geschieden war und sah den beiden nach. Ein häß
licher Zug entstellte sein hübsches Gesicht unb verlieh
i£)iii im Verein mit dem stechenden lauernden Blick einen
teuflischen Ausdruck. Am Fenster lehnend, beobachtete
der Pole das Paar noch kurze Zeit, gesellte sich dann
zu Waldenburg, den er in dem ersten der drei Säle
traf, und sagte: „Einen reizenden Damenflor haben
wir heute zu beivundern. Der Schäfer Paris selbst
niüßte hier in Zweifel sein, welcher von de» Schöllen
der Preis gebühre."
„Ich glaube kaum," erwiderte Albert, Melanie
Norioil betrachtend. „Er würde ihn jedenfalls dieser
den»
Venns mit den Glntangen zu Füßen legen;
hier ist keine, die sich mit ihr vergleichen kann."
„Ansgenoinmeil Ihre Frau Gemahlin."
„Diese Schmeichelei . . ."
„Nennen Sie es nicht so! Es dürste gar viele ge
be», welche Goldhaar und eine zarte, graziöse Erschein
ung vorziehen. Sehen Sie jenes Paar dort, welches
eben am Teich vorüber wandelt! Es ist Ihre Frau
Gemahlin und Herr Reck. Sollte sie wirklich einen
Vergleich mit der Nichte des ans seinen Gcldsäcken
thronenden Einporkömmliiigs zn scheuen haben? Wohl
schwerlich. Ich beobachte sie schon lange. .
„Lange? Ich glaubte meine Frau in den Sälen.
Die Baronin Marowsky sagte mir doch, sie befinde sich
im Gespräch mit mehreren Damen."
„Das war allerdings der Fall; aber Frau v. Wal
denburg schien sich zu langweilen und verließ ihren
Platz. Ich' selbst hatte die Ehre, sie in das Garten-
zimmer zu geleiten. Dort erschien fast zu gleicher Zeit
Herr Reck, und ich kehrte zu den Gästen zurück, kann
Ihnen übrigens die aufrichtige Versicherung geben,
daß Ihre Frau Gemahlin einen vollständigeit Triumph
feierte und durch ihre Anmut alles bezauberte. Bon
vielen Seiten hörte ich nach ihr fragen und es lebhaft
bedauern, daß sie sich der Gesellschaft entzieht. Man
beneidet unseren jungen Landwirt und zürnt ihm, weil
er die Rechte des Pflegebriiders in so ausgedehntem
Maße in Anspruch nimmt."
Alberts Augen glitten flüchtig über das junge Paar
hin. Er sah Rosa mit rosig erglühten Wangen neben
Richard am Wasser hiiiwandeln urid glaubte zu be
merken, daß ihr verwunderte Blicke folgten.
Der Pole sprach, neben ihm stehend, noch so man
ches in dem leichten, scherzendcit Ton und ließ schein
bar unbewußt und unabsichtlich das gefährliche Sa
menkorn des Mißtrauens in seine Seele fallen.
Ein schnell vorübergehendes Regenschauer nötigte
die im Garten Anivesenden, denselben z» verlassen.
Rosa kam, Albert gewahrend, auf ihn zu, sah aber
sofort, daß irgeiid etwas seine Unzufriedenheit erregt
haben mußte. Diese Vermutung bestätigte sich, als er,
nachdem Marowsky in dasMlisikziinmer getceteiiiv.tr,
um mehrere bekannte Damen zu begrüßen, mit leisein
aber scharfem Ton sagte: „Thue mir den Gefallen,
Dich nicht ausschließlich Richard zu widmen. Das
heißt der Spottsncht erivünschtcs Material liefern. Es
giebt denn doch gewisse gesellschaftliche Beipflichtun
gen, die berücksichtigt iverden müssen, wenn man nicht
Veranlassung zu »tokanten Bemerkuiigen geben ivill."
Ehe sie etwas erwidern konnte, waren beide in den
Schivarin der Gäste hineingezogen. Das Fest nahm jetzt
einen rauschenden Verlauf. Ein hinter Blumen uno
Palmen verborgenes Orchester begann zn spielen, über
den spiegelglatten Parkettboden schivcbien tanzende
Paare und im Garten flammten unzählige bunte Lich
ter auf. Der nur wenige Minuten andauernde Regen
hatte kaum das dichte Laubdach dnrchdruilgcn, nur ans
dem Sammet des Rasens, der den Teich umgab, flim
merte und glitzerte jeder Halm. Die Marmoreinsassiing
des Springbrunnens zierten dicht aneinander gereihle
Lämpchen von Rubinglas, so daß es aussah, als habe
man eine Guirlande von Rosen herum gelegt.
Im Speisesaal und in den phantastisch ausgeschmück
ten Grotten und Lauben standen reich besetzte Tafeln
und Tische. Baron v. Marowsky, obschon für den ver
wöhntesten Geschmack sorgend, liebte es, seine Gäste vor
der Langeweile eines regelrechten Festmahls zu reite».
Man sollte sich zwanglos zusammenfinden, oder je nach
Belieben allein bleiben. Die zahlreiche Dienerschaft
wachte darüber, daß das Auserlesenste an Speisen und
Getränken bereit stand oder dargeboten wurde.
Waldenburg war mißgestimmt. Es bedurfte stets nur
eines geringe» Anlasses, um feine Zweifetsncht und
seinen Argivohit zu wecken und dann kaineii sie nicht
mehr zur Ruhe, sondern sogen aus dem Geriiigfügig-
sten Nahrung. Diesmal war die Saat der Verleum
dung auf besonders fruchtbaren Boden gefallen und die
wohlberechneten Worte Marowskys, dem ein unwider
stehlicher Antrieb Räiike zu schmieden inne wohnte,,
hatten ihren Zweck vollkommen erreicht. 43, l 6*