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Vierteljährlich 2 j(.—, tret ins Haus geliefert
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für Auswärtige, durch die Post Lezoaen
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Jod. Postprvvlsion K., jedoch ohne Bestellgeld.
Jnsertionspreis: pro Petitzeile 15
AeLtestbs und geleseuftes Klart im Kreise
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten.
89 stet Jahrgang. <4-
Bei Betriebsstörungen
irgend welcher.Art ist die regelmäßige Liefemng
dieses Blalies vorbehalten.
A-ls Beilagen
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das
Blatt „Mode und Heim" gratis beigegeben.
3SVO Abonnenten.
Mo. 180.
Dienstag, Hsn 4. August
1896.
Morgeli-Depeschen.
er ®, CrI l n ' 2' Ņugust. Ter Prozeß gegen
Friedrich Schroder hat, der „Post" zu
ķolge^ am 27. Juli 'stattgefunden. Nach
hier eingegangenen Nachrichten hat Schröder
Anne«„2“ Strafe appellirt; die
Appellation wird, falls sie aufrecht erhalten
Wirdum Dar-es-Salaam entschieden. Ueber
die Schröder zur Last gelegten Verbrechen
p, n bte Begründung des Urtheils
stnd nähere ^ Nachrichten an amtlicher
. eUe "vch nicht eingetroffen; sie werden
nnt dem nächsten fälligen Reichspvstdampfer
erwartet.
Berlin 4. August. Die „Boff. Ztg."
bringt folgende Mittheilung: Ein Kabel-
ones der Chicagoer Zeitung „Der Westen"
vom Sonntag, 19. Juli, bereitet auf einen
neuen Kolonialskandal vor, der diesmal
in noch höhere Stellung hinaufgreift als
I T; J n , c ber , şich die Leist, Wehlau
und Peters befanden. Ankläger sollen ein
früherer Vicegouverneur und wiederum
< -V, ^ """ ivicvci-um
oer Journalist Giesebrecht sein. Eine
große Zahl beschworener Aussagen von
Augenzeugen und Opfern verübter 'Brutali-
tmcn, sowie sonstiges belastendes Material
tbll sich jm Besitz einer deutschen Zeitung
befinden und demnächst veröffentlicht werden.
Das Beweismaterial soll so gewichtig sein,
bag eine amtliche Untersuchung unvermeid
>ch sein wird. Der bctr. Kolonialbeamte
schrecklicher Grausamketten gegen
und weibliche Eingeborene,
c>. ?lger Ausschweifungen und anrüchiger
k-eif^^»^°"°nen beschuldigt. JnKolonial-
a'-tiop', ^ man schon länger von der-
4.t en Dmgen gemunkelt haben. Weiteres
Beweivmaterral soll sich b en £, ftnbe)i
Merer Mitglieder der Linken befindkn und
wird dem Reichstage in Gestalt einer
QNlerpellation der Regierung voraeleat
sobald er wieder zusammentritt.
Berlin, 3. August. Ans Wilhelmshaven
wird gemeldet: Vizeadmiral Valois hat
Abschied genommen und an dessen
Stelle ^ ist Vizeadmiral Karcher zum Chef
-^r Marinestation der Nordsee ernannt
worden.
r- Königsberg, Z. August. Am Sonnabend
.. .ļ?'àrum Todesfälle infolge
-y tzlchlags vorgekommen; auch aus der
* X (!A lni n, f rben zahlreiche Fälle gemeldet
‘ à - August. Ein mehrtägiger
Regen hat hier eine
v Gebers chwe in m n ng verursacht,
's,, m^.^lenrodaerstraße stand das Wasser
l '» Meter twà geoße Fabriken
Nsittts duuüler chswatteu.
«rrr r?” s° n Ģļfr ied v. Hohen stein. 24
Albert stand auf oi,,„ . ,. , „
dings zu nileiteii an^ünd £ nfl "T*
weg. Eine kleine blaue Ad'r S ^edcr
hervor, und plötzlich packte ihn
beiden zu folgen. Er that es Verlangen, de»
der schattige» Allee und erblickte die b ^"
gen Gespräch am Strande stehend. Wcvm?
sie sich so angelegentlich, daß sie sein Näberknm'^^
** b-mà? «ist «U er
entfernt mar, wandte Rosa den Kvps^ errö?et^w
dre lebhafte Unterredung jäh ab und eitte^tÄ
àten: .Du venuißtest mich doch nicht? Ich ächtete
Dlch zu stören," auf ihn zu. ^ ^tete
^.".Mir wurde eê zu heiß und dunstig j,„ „
er kurz „Wir wollen wieder einmal eine
löootstihrx wachen. Bist Du einverstanden?"
»Aber natürlich. Albert."
- ' « Lleiten Sie uns?" Die mit auffallend kühlem
^gesprochene Frage war an den Landwirt ge-
v!vend»"m b .kirß keinen Zweifel darüber, daß eine be.
'" ro- lD0lt skhr unwillkommen sein würde.
mdRe^Än'A^hnte mit jener unerschütterlichen Ruhe,
^Niibar. n , ttburg an ihm haßte, weil sie eine unver-
L'f' ià Überlegenheit bewies und seiner eigenen
* Weit ?^3i'u"ber fast beschämend wirkte, ab.
.ja tx un Tr" tl [ tn bie Wellen den Kahn hinaus, und
Lm°n LLm°Sch? R-ck bereits Abschied ge.
Kettln, Albttànn' Was thun? Was kann gesche
it! eine heitere f, u U&t ' verbitterte Stimmung wieder
unablässig fort'in îm*“ verwandeln? hallte
ickeuchte de, &cbu, em ^erzem der jungen Frau und
ES Lg?L '«v°n ihrem LgL. Lb-r nach
lich-, ermutigende Antwort A^ial tu Ä“t
lickt ein, das von dem Ausstellung,^ ^as die Nach-
->!-!»,- Ņ î°!
haben bedeutenden Schaden durch Ver
schlammen der Webstühle und Wegschwem
men von Waarenstücken erlitten Einige
Gebäude sind vollständig unterwaschen.
Baufällige Scheunen wurden zum Einsturz
gebracht. Auf den Straßen richtete das
Wasser große Verwüstungen an.
Saalfeld, 4. August. Zwischen hier
u. Blankenburg ist die Eisen bahn brücke
in Folge des Hochwassers eingestürzt.
Wcißenfels, 3. August. Die Saale ist
infolge des anhaltend starken Regens im
Steigen begriffen. Vom oberen Laufe der
Saale wird Hochwasser gemeldet.
Kottbus, 3. August. Die Eisenbahn
Betriebs-Inspektion macht über den Zu
ammenstoß zweier Eisenbahnzüge folgende
amtliche Bekanntmachung: Am 2. August
waren in Haltestelle Schleife an der Strecke
Berlin-Görlitz die früh 5 Uhr 53 Minuten
dort kreuzenden Züge 128 aus Görlitz und
129 aus Berlin bei starkem, die Ueber-
ahrt hinderndem Nebel und infolge großer
Glätte der nassen Schienen nicht rechtzeitig
zum Halten gekommen und stießen am
westlichen Bahnhofsende in der Einfahrts
weiche zusammen. Zwei Reisende wurden
chwer, ein Reisender und zwei Beamte
leicht verletzt. Beide Maschinen und meh
rere Wagen waren entgleist und beschädigt,
auch die Weiche zerstört.
Crone a. d. Brahe, 3. August. Auch
hier hat ein schweres Unwetter gehaust.
sieben Gebäuden hat der Blitz einge
schlagen; durch den Hagel wurden die
Felder verwüstet.
Triest, 3. August. Hier ging gestern
Nacht ein schweres Unwetter nieder und
richtete erheblichen Schaden an. Ein
großer Theil der Stadt wurde durch eine
Springfluth überschwemmt.
Wien, 3. August. Heute früh entgleiste
bei Station Fetixdorf ein vollbesetzter Wiener
Personenzug. Da der Zug schnell zum
Stehen gebracht war, wurden Unglückssälle
vermieden.
Kaue«, 3. August. Das österreichische
Kriegsschiff „Maria Theresia" ist heute
hier angekommen.
Oedeuburg, 3. August. Auf dem Platten-
see richtete ein Orkan arge Verheerungen
an. Die Jacht „Alma" wurde während
der Fahrt inmitten des Sees vom Sturme
ersaßt und schwebte eine halbe Stunde
lang in der größten Gefahr. Der Rettungs
kahn wurde von Bord gerissen und ver
schwand in den Wellen. Sturzwellen er
faßten den Sohn des Jackteigenthümers
und einen Matrosen. Ersterer konnte
rettet werden, während der Matrose
trank. Schwer beschädigt landete
Jacht in Keßthely.
Nantes, 3. August. Eine Feuersbrunst
zerstörte die Docks von Nantes. Der
Schaden wird auf 1 Million Franks ge
schätzt^
Paris, 3. August. Der deutsche Marine
attachS, Kapitän z. S. Siegel, hat sich
gestern nach Havre begeben, um im Auf
trage des deutschen Kaisers dem Prä.
sidenteu Faure den Dank für seine An
theilnahme anläßlich des Unterganges des
Kanonenbootes „Iltis" auszusprechen
Athen, 3. August. Hier herrscht große
Aufregung infolge des Gerüchts, das
Kabinet habe demissionirt, weil der König
strikte Neutralität anbefohlen habe. De
monstrationen werden befürchtet.
Athen, 3. August. Infolge der letzten
Angriffe der Türken auf die christlichen
Kreter im Districte Kanea wurden von
den Christen 15 mohamedanische Männer
und Frauen getödtet.
New-York, 3. August. Der Dampfer
, Ļa Bourgogne", von der Compagnie
Gsnsrale Transatlantigue, ist hier einge
troffen mit dem Kapitän und der Mann-
chaft des deutschen Segelschiffes „Ernst"
das auf offener See untergegangen ist.
Aufteeenropäifche Gebiete.
Ein sechsräderiges Velociped hat
den Schnellzug der New-Jork-Cen-
tral-Eisenbahn, welcher 60 englische Meilen
in der Stunde zurücklegt, auf der Strecke
von Syracuse bis New-York überholt.
Orfterrerch-Nrigarn.
Eine verheerende Feuersbrunst hat
am Donnerstag die Stadt Walachisch-Klo-
bonk, den Hauptort der mährischen Slovakei,
heimgesucht. Das Feuer brach um 12 Uhr
Mittags aus und verbreitete sich in Folge
des gerade herrschenden orkanartigen Windes
in den zumeist aus Holzhäusern bestehenden
Gassen so rapid, daß binnen einer Stunde
mehr als die halbe Stadt in Flammen
land. Die Feuerwehren konnten trotz
aller Anstrengungen nur wenig retten.
An 300 Häuser, darunter mehr' als 200
Wohnhäuser, ferner viel Getreide- und
Futtervorräthe, sowie Hausthiere fielen dem
Brande zum Opfer. Zumeist sind es ganz
arme Leute, die ihr Hab' und Gut ver
loren haben, ohne versichert gewesen zu
sein. Bei dem Brande sollen nach über
einstimmenden Meldungen 3 Menschen ihr
Leben verloren haben. 6 Feuerwehrmänner
erlitten Brandwunden.
Wien, 3. August. Die Folgen des
Wolkenbruches sind schrecklicher, als
man anfänglich glaubte. Die tieferge>
legenen Stadttheile stehen vollständig unter
Wasser, auch viele Keller. In den übrigen
Bezirken wurden 400 Bauschäden äuge
meldet. Der Blitz zerstörte einen Thurm
der Rudolfskaserne. Zahlreiche Telegraphen
und Telephonleitungen sind gestört und
die Arbeiten für den Stadtbahnbau theil-
weise vernichtet. Auf eine weite Strecke
sind Untergrundbauten und Baumaterial
weggeschwemmt und Baracken eingestürzt.
Der Schaden dürfte mehrere 100000
Gulden betragen.
Wien, 3. August. Ein außergewöhnlich
günstiges Ergebniß hat ein am 14. Juni
d. Js. vom hiesigen Geflügelzuchtvereine
veranstaltetes Wettfliegen von Brieftauben
auf der Strecke von Krakau nach Wien
geliefert, indem die erste um 6 Uhr früh
hochgelassene Taube schon um 10 Uhr
15 Min. am Ziele anlangte, die Entfer
nung von 338 km mithin in Zeit von
4 Stunden 15 Minuten, also 1216 m in
einer Minute, zurückgelegt hatte. Das
„Militärblatt" Nr. 25 bemerkt zur Er
klärung, daß besonders Helles Wetter
herrschte und daß ein starker Nordwind
den Flug begünstigte. Im nächsten Jahre
soll ein Wettfliegen aus die Enifernung
oon 750 hm von Danzig nach Wien statt
finden.
Rvtzlaad
Petersburg, 3. August. Ueber den
bereits gemeldeten Brand von Llban sind
infolge Störung der Telegraphenleitung
bisher nur die folgenden Einzelheiten hier
bekannt: Das Feuer brach am 29. Juli
3 Uhr Nachmittags in einem Speicher am
Neuen Markte aus und breitete sich in
ehr kurzer Zeit über das ganze Häuser
viereck zwischen dem Neuen Markt, der
Korn-, der Julianen- und der schmalen
Straße aus. Bis zum Abend waren
ämmtliche Baulichkeiten ans den Smit-
chen, Landau'schen und Perow'schen Grund
stücken niedergebrannt, darunter das
russische Post- und Telegraphenamt und
die dänische Telegraphen-Agentur. Der
Verkehr in dem Stadtcentruin ill ganz
lahmgelegt; viele Geschäfte sind gänzlich
geschlossen. Die Feuerwehr zeigte sich
ihrer Aufgabe nicht gewachsen. Am
Juli dauerte das Feuer noch fort.
England.
London, 3. August. Das Herannahen
der Cowes Regatta giebt dem „Standard"
Veranlassung zu einer Besprechung der
Beziehungen zwischen England und
Deutschland. Das Blatt ist überzeugt
davon, daß des Kaisers Fernbleiben von
Cowes mit der überwundenen Verbitterung
wegen des Telegrammes an Krüger nichts
zu thun habe; dies annehmen, hieße dem
Telegramm einen zu großen Werth und
Bedeutung beilegen, die es nicht haben
sollte. Wäre der Kaiser gekommen, so
hätte er eine herzliche Aufnahme gesunden,
denn die Engländer seien voll Bewunderung
für die guten Eigenschaften des Kaisers,
der ja ein halber Engländer sei; wäre er
Englands Feind, so wäre er ein groß-
wüthiger Feind, aber er sei ein Freund,
doch sei seine Freundschaft nicht herzlicher
und aufrichtiger als Englands Freund
schaft für ihn. Jn Folge von Bluts
verwandtschaft und langer Tradition seien
beide Völker Freunde und in internationalen
Krisen Verbündete; Schulter an Schulter
würden sie jeden Feind bekämpfen, der die
Freiheit Europas bedrohte; es sei kein
Pergament nöthig, um England mit dem
Friedensbunde zu vereinen, dessen Eckstein
Deutschland sei. Es bestehe allerdings eine
Rivalität zwischen beiden Ländern, aber
eine natürliche, ehrenhafte und friedliche,
und wenn Deutschland auch Englands ge-
sührlichster Nebenbuhler sei, so sei dies
kein Grund, es weniger zu lieben; das
Vordringen Deutschlands rege Englands
Industrie an und es sei nicht wahrschein
lich, daß diese schließlich überholt werde.
Inland.
— Anläßlich des Verlustes des Kanonen
bootes „Iltis" gingen dem Obercommando
der Marine zahlreiche Kundgebungen von
amtlicher wie von privater Seite zu, dar
unter vom Herzog Johann Albrecht von
Mecklenburg, dem Präsidenten der Deutschen
Colonialgesellschaft, vom russischen und
italienischen Marine > Attach« und vom
Marineverein Saarbrücken. Alle diese
Kundgebungen bezeugen die lebhafteste
Theilnahme für das Unglück, sowie die
höchste Anerkennung für die opfermuthige
Haltung der Officiere und Mannschaften;
sie haben durch das Obercommando der
bezahlt ivorden. Der Käni-r habe das Ecniälde im
Aufträge eines Ausländers erstanden.
„Siehst Du wohl! Ich wußte es ja. daß das Werk
noch die verdiente Anerteniiuilg finden würde!" jubelte
Rosa. „Und nicht Ivahr, jetzt blickst Du auch ivieder mit
Zuversicht >n die Zitkunft und zweifelst nicht länger an
Deiner Begabung und Deinem guten Stern. O Gott,
es macht mich gar so traurig, so trostlos, wenn ich den
finsteren Schalten nicht von Deiner Stirn bannen
kann. Ich komnie mir dann klein, gering und garnicht
wert, neben Dir zu stehen, vor, weil ich Dir keine
Sorge, keine Mühe abzunehme» vermag. Und ich thäte
eê ja so gern! Jeder meiner Gedanken ist ja ei» Ge
bet um Dein Glück! Und mehr als Du cs thust, baue
ich auf Dein reiches herrliches Talent. Bewahre Dir
nur den Glauben daran, dann wirst Du sicher nicht
vergebens nach der Palme greifen."
Waldenburg umschlang die reizende Prophetin und
küßte ihr gleichsam die glückverheißenden Worte von den
Lippen. „Die Wunden, die dem Ehrgeiz geschlagen
werden, heilen nicht so leicht," sagte er. „aber ich will
nun versuchen, mich über die Zurückweisung, der übri
gen- eine Intrigue zu Grunde liegen kann, hinwegzu
setzen. Und wenn Du recht behältst, so sollst Du.
mein guter Genius, zu de» beneidenslvertestcn Frauen
der Welt zähle». Dann will ich Dich mit allem umge-
vrn, was Auge und Sinn eines Weibes erfreue» kann."
„Ach Albert, daS habe ich schon, wenn ich Dich so
petter lächeln und so freundlich blicken sehe," erwiderte
vie junge Frau.
«Und nun stelle ich wieder niein Tischchen in die
Fensternische, hole meinen Arbeitskorb und meine
Bucher und lasse niich, wie früher, häuslich hier nie-
or,n 1 < einen großen Strauß mnß ich noch pflücken.
s ^ inn möchte ich den ganzen Garten plündern
f - Thüren bekränzen, um die Freude, den ge-
segneten Gast z» feiern, der neuerdings bei uns ein
gezogen ist. Gleich bin ich zurück."
, wenige Sekunde» später sah Waldenburg die zier-
nche Elteiigcstalt von Blumenbeet zu Blumenbeet
flattern; dabei sang und zwitscherte sie wie ein Vogel
und hielt von Zeit zu Zeit das Sträußchen hoch ein
vor, um es dem am Fenster Lebnendcii zu zeigen. Er
erfreute sich auch an dem anmutige» Bilde kindliche»
Frohsinns, aber tue»» er auf das Geld blickte, mit
N'elchem Rosa scherzend einen kleinen Teil des Tisch
chens bedeckt hatte, zog eine Vision vor seinem geistigen
Auge vorüber. Dann brachen fnnkelude Strahlen aus
den Goldstücken hervor und stoffen in einander. Ans
den, Geflimmer begannen sieh besiinimte Formen abzu
heben, sie wurden zu glänzende» Säulen, über denen
sich eine schimmernde Decke wölbte, zu Prachtsälen,
würdig, den alten Maiirenkönigen als Ansenthaltsort
zu dienen Und eine seltianie. verführerische Musik, ein
berauschendes Klirren und Rascheln, verlockender als
Sirenengesang, eriönte. „Wage, um zil gewinnen!
Säe, um tausendfach zu ernten!" schienen weiche,
schmeichelnde und doch gebieterische Stimmen zu fln-
steni. Ja, wohl wahr! Was ist die Summe, die da
liegt? — Ein Tropfen Wasser auf glühendes Meiall.
Fur ienmiib, der sich einschränken ivollte, derben ech-
ten kleinbürgerliche» Kräinersinn besäße, mochte sie
freilich auf einige Zeit reichen. Und dann, war er
denn seinem eigentlichen Ziel um einen Schritt näher
gekonmien ? Nein! Hätte ein Fürst oder ein bekann
ter Kuiislunuiger das Werk erlvorben, so läge die
Sache anders, aber ein Käufer, dessen Namen man
nicht einmal ivußte, konnte niemand imponieren. Die
Herren Preisrichter würden höchstens die Achseln zucken
und sagen: „Irgend ein Dummkopf, der kein eigenes
urteil hat, sondern glaubt, was man ihm einredet,
ließ sich das tvertlose Ding anfsehivatzen."
...şş^eide Hände voll Blumen, kehrte Rosa zurück,
füllte oxe Äasen und stellte sie lacherìd und plaudernd
aus den Tisch. Die Worte: „Das muß ich Richard
schreiben ." drängten sich aus ihre Lippen, wurde»
aber „och rechtzeitig unterdrückt.
Als Waldenburg ihr nach Verlauf einer Woche ein
Etui überreichte, das Smaragden von köstlichem Feuer
enthielt, erschrak sie und fühlte sich fast bctäiibt. Die
Edelsteine niußten sehr viel gekostet haben, und sie
verlangte doch gar nicht „ach prunkendem Geschmeide.
Aber Albert durfte die Freude a» dem Geschenk, da-
er heinilicy verschrieben hatte, nicht verdorben werden,
und so nahm sie denn die Gabe mit warmem Dank üi
Empfang, wenn auch nicht ohne einen leisen Seufzer
daß das Wort „Sparsamkeit" ein leerer Begriff fü,
ihn zu bleiben scheine.
Man saß eben an dem zierlich gedeckten Tisch beim
Abend essen und Reck konnte sich nicht enthalten zu be>
merken: „Das hätten Sie unterlassen sollen. Ei» klei-
nes Andcilkcil iväre unserer einfach erzogenen Rosa
sicher ebenso lieb gelvescn und ..
„Me inen Verhältnissen angemessen, denn er kann
vielleicht lange dauern, ehe ich wieder ein Bild ver
kaufe." ergänzte Weildenbnrg kühl. „Das wollten Sie
doch vermutlich hinzufügen. — Es ist eben auch eine
von meinen schleeyteii Gewohnheiten, daß ich wähle,
was mir gefällt, und mich nicht entschließen kann,
meine Einkäufe im 3-Mark-Bazar zu besorgen."
Die junge Frau ivar frod, daß gerade in diesem
Augenblick geklopft und das Gespräch, ivelches eine un
angenehme Wendung zu nehinen drohte, durch den Ein
tritt des wieder als Kurgast in S. weilenden Dr. Men
del unterbrochen wurde. Albert haßte ei so sehr, wenn
man ihn an die Notwendigkeit, sich einzuschränken, er
innerte.
„Wir werden doch wohl die Einladung ineineS Bet-
terS, der hoffentlich bald eintrifft, annehmen und einige
Zeit in Grüimu zubringen. Vermutlich befindet er sich
auf der Rückreise, oder ist im Begriff sie anzutreten,"
sagte Waldenburg später zu Rosa. „Ich mnß einmal
hier heraus und in andere Umgebung. Deine Eltern.
„Sie meinen eS herzlich gut..fiel sie mit bitten-
dem Blick ein.
„Ja, ja, daran zweifle ich nicht, aber sie sind in
mancher Hinsicht etwas kleinlich und mahnen mich da
durch au Dinge, die ich zu vergessen strebe. Ich werde
doch meine kleine Fee schmücken dürfen," erwiderte er,
scherzend den Pfeil aus ihrem Haar ziehend, daß es
lang herabivallte, und die Smaragden in dem gold-
schimmernden Gekräusel besestigend. Da funkelten sie
wie ein Krönlein über der weißen Stirn. 43,16*
gel.
seit-