Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

itljrt 
mit 
nter 
3 o» 
rrg. 
itwe 
als 
wre. 
! ich 
l 
103. 
n 
Bezugspreis: 
Vierteljährlich 2 j(.—, tret ins Haus geliefert 
2 Je 15 Ķ 
für Auswärtige, durch die Post Lezoaen 
2 Ji 25 4 
Jod. Postprvvlsion K., jedoch ohne Bestellgeld. 
Jnsertionspreis: pro Petitzeile 15 
AeLtestbs und geleseuftes Klart im Kreise 
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten. 
89 stet Jahrgang. <4- 
Bei Betriebsstörungen 
irgend welcher.Art ist die regelmäßige Liefemng 
dieses Blalies vorbehalten. 
A-ls Beilagen 
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das 
Blatt „Mode und Heim" gratis beigegeben. 
3SVO Abonnenten. 
Mo. 180. 
Dienstag, Hsn 4. August 
1896. 
Morgeli-Depeschen. 
er ®, CrI l n ' 2' Ņugust. Ter Prozeß gegen 
Friedrich Schroder hat, der „Post" zu 
ķolge^ am 27. Juli 'stattgefunden. Nach 
hier eingegangenen Nachrichten hat Schröder 
Anne«„2“ Strafe appellirt; die 
Appellation wird, falls sie aufrecht erhalten 
Wirdum Dar-es-Salaam entschieden. Ueber 
die Schröder zur Last gelegten Verbrechen 
p, n bte Begründung des Urtheils 
stnd nähere ^ Nachrichten an amtlicher 
. eUe "vch nicht eingetroffen; sie werden 
nnt dem nächsten fälligen Reichspvstdampfer 
erwartet. 
Berlin 4. August. Die „Boff. Ztg." 
bringt folgende Mittheilung: Ein Kabel- 
ones der Chicagoer Zeitung „Der Westen" 
vom Sonntag, 19. Juli, bereitet auf einen 
neuen Kolonialskandal vor, der diesmal 
in noch höhere Stellung hinaufgreift als 
I T; J n , c ber , şich die Leist, Wehlau 
und Peters befanden. Ankläger sollen ein 
früherer Vicegouverneur und wiederum 
< -V, ^ """ ivicvci-um 
oer Journalist Giesebrecht sein. Eine 
große Zahl beschworener Aussagen von 
Augenzeugen und Opfern verübter 'Brutali- 
tmcn, sowie sonstiges belastendes Material 
tbll sich jm Besitz einer deutschen Zeitung 
befinden und demnächst veröffentlicht werden. 
Das Beweismaterial soll so gewichtig sein, 
bag eine amtliche Untersuchung unvermeid 
>ch sein wird. Der bctr. Kolonialbeamte 
schrecklicher Grausamketten gegen 
und weibliche Eingeborene, 
c>. ?lger Ausschweifungen und anrüchiger 
k-eif^^»^°"°nen beschuldigt. JnKolonial- 
a'-tiop', ^ man schon länger von der- 
4.t en Dmgen gemunkelt haben. Weiteres 
Beweivmaterral soll sich b en £, ftnbe)i 
Merer Mitglieder der Linken befindkn und 
wird dem Reichstage in Gestalt einer 
QNlerpellation der Regierung voraeleat 
sobald er wieder zusammentritt. 
Berlin, 3. August. Ans Wilhelmshaven 
wird gemeldet: Vizeadmiral Valois hat 
Abschied genommen und an dessen 
Stelle ^ ist Vizeadmiral Karcher zum Chef 
-^r Marinestation der Nordsee ernannt 
worden. 
r- Königsberg, Z. August. Am Sonnabend 
.. .ļ?'àrum Todesfälle infolge 
-y tzlchlags vorgekommen; auch aus der 
* X (!A lni n, f rben zahlreiche Fälle gemeldet 
‘ à - August. Ein mehrtägiger 
Regen hat hier eine 
v Gebers chwe in m n ng verursacht, 
's,, m^.^lenrodaerstraße stand das Wasser 
l '» Meter twà geoße Fabriken 
Nsittts duuüler chswatteu. 
«rrr r?” s° n Ģļfr ied v. Hohen stein. 24 
Albert stand auf oi,,„ . ,. , „ 
dings zu nileiteii an^ünd £ nfl "T* 
weg. Eine kleine blaue Ad'r S ^edcr 
hervor, und plötzlich packte ihn 
beiden zu folgen. Er that es Verlangen, de» 
der schattige» Allee und erblickte die b ^" 
gen Gespräch am Strande stehend. Wcvm? 
sie sich so angelegentlich, daß sie sein Näberknm'^^ 
** b-mà? «ist «U er 
entfernt mar, wandte Rosa den Kvps^ errö?et^w 
dre lebhafte Unterredung jäh ab und eitte^tÄ 
àten: .Du venuißtest mich doch nicht? Ich ächtete 
Dlch zu stören," auf ihn zu. ^ ^tete 
^.".Mir wurde eê zu heiß und dunstig j,„ „ 
er kurz „Wir wollen wieder einmal eine 
löootstihrx wachen. Bist Du einverstanden?" 
»Aber natürlich. Albert." 
- ' « Lleiten Sie uns?" Die mit auffallend kühlem 
^gesprochene Frage war an den Landwirt ge- 
v!vend»"m b .kirß keinen Zweifel darüber, daß eine be. 
'" ro- lD0lt skhr unwillkommen sein würde. 
mdRe^Än'A^hnte mit jener unerschütterlichen Ruhe, 
^Niibar. n , ttburg an ihm haßte, weil sie eine unver- 
L'f' ià Überlegenheit bewies und seiner eigenen 
* Weit ?^3i'u"ber fast beschämend wirkte, ab. 
.ja tx un Tr" tl [ tn bie Wellen den Kahn hinaus, und 
Lm°n LLm°Sch? R-ck bereits Abschied ge. 
Kettln, Albttànn' Was thun? Was kann gesche 
it! eine heitere f, u U&t ' verbitterte Stimmung wieder 
unablässig fort'in îm*“ verwandeln? hallte 
ickeuchte de, &cbu, em ^erzem der jungen Frau und 
ES Lg?L '«v°n ihrem LgL. Lb-r nach 
lich-, ermutigende Antwort A^ial tu Ä“t 
lickt ein, das von dem Ausstellung,^ ^as die Nach- 
->!-!»,- Ņ î°! 
haben bedeutenden Schaden durch Ver 
schlammen der Webstühle und Wegschwem 
men von Waarenstücken erlitten Einige 
Gebäude sind vollständig unterwaschen. 
Baufällige Scheunen wurden zum Einsturz 
gebracht. Auf den Straßen richtete das 
Wasser große Verwüstungen an. 
Saalfeld, 4. August. Zwischen hier 
u. Blankenburg ist die Eisen bahn brücke 
in Folge des Hochwassers eingestürzt. 
Wcißenfels, 3. August. Die Saale ist 
infolge des anhaltend starken Regens im 
Steigen begriffen. Vom oberen Laufe der 
Saale wird Hochwasser gemeldet. 
Kottbus, 3. August. Die Eisenbahn 
Betriebs-Inspektion macht über den Zu 
ammenstoß zweier Eisenbahnzüge folgende 
amtliche Bekanntmachung: Am 2. August 
waren in Haltestelle Schleife an der Strecke 
Berlin-Görlitz die früh 5 Uhr 53 Minuten 
dort kreuzenden Züge 128 aus Görlitz und 
129 aus Berlin bei starkem, die Ueber- 
ahrt hinderndem Nebel und infolge großer 
Glätte der nassen Schienen nicht rechtzeitig 
zum Halten gekommen und stießen am 
westlichen Bahnhofsende in der Einfahrts 
weiche zusammen. Zwei Reisende wurden 
chwer, ein Reisender und zwei Beamte 
leicht verletzt. Beide Maschinen und meh 
rere Wagen waren entgleist und beschädigt, 
auch die Weiche zerstört. 
Crone a. d. Brahe, 3. August. Auch 
hier hat ein schweres Unwetter gehaust. 
sieben Gebäuden hat der Blitz einge 
schlagen; durch den Hagel wurden die 
Felder verwüstet. 
Triest, 3. August. Hier ging gestern 
Nacht ein schweres Unwetter nieder und 
richtete erheblichen Schaden an. Ein 
großer Theil der Stadt wurde durch eine 
Springfluth überschwemmt. 
Wien, 3. August. Heute früh entgleiste 
bei Station Fetixdorf ein vollbesetzter Wiener 
Personenzug. Da der Zug schnell zum 
Stehen gebracht war, wurden Unglückssälle 
vermieden. 
Kaue«, 3. August. Das österreichische 
Kriegsschiff „Maria Theresia" ist heute 
hier angekommen. 
Oedeuburg, 3. August. Auf dem Platten- 
see richtete ein Orkan arge Verheerungen 
an. Die Jacht „Alma" wurde während 
der Fahrt inmitten des Sees vom Sturme 
ersaßt und schwebte eine halbe Stunde 
lang in der größten Gefahr. Der Rettungs 
kahn wurde von Bord gerissen und ver 
schwand in den Wellen. Sturzwellen er 
faßten den Sohn des Jackteigenthümers 
und einen Matrosen. Ersterer konnte 
rettet werden, während der Matrose 
trank. Schwer beschädigt landete 
Jacht in Keßthely. 
Nantes, 3. August. Eine Feuersbrunst 
zerstörte die Docks von Nantes. Der 
Schaden wird auf 1 Million Franks ge 
schätzt^ 
Paris, 3. August. Der deutsche Marine 
attachS, Kapitän z. S. Siegel, hat sich 
gestern nach Havre begeben, um im Auf 
trage des deutschen Kaisers dem Prä. 
sidenteu Faure den Dank für seine An 
theilnahme anläßlich des Unterganges des 
Kanonenbootes „Iltis" auszusprechen 
Athen, 3. August. Hier herrscht große 
Aufregung infolge des Gerüchts, das 
Kabinet habe demissionirt, weil der König 
strikte Neutralität anbefohlen habe. De 
monstrationen werden befürchtet. 
Athen, 3. August. Infolge der letzten 
Angriffe der Türken auf die christlichen 
Kreter im Districte Kanea wurden von 
den Christen 15 mohamedanische Männer 
und Frauen getödtet. 
New-York, 3. August. Der Dampfer 
, Ļa Bourgogne", von der Compagnie 
Gsnsrale Transatlantigue, ist hier einge 
troffen mit dem Kapitän und der Mann- 
chaft des deutschen Segelschiffes „Ernst" 
das auf offener See untergegangen ist. 
Aufteeenropäifche Gebiete. 
Ein sechsräderiges Velociped hat 
den Schnellzug der New-Jork-Cen- 
tral-Eisenbahn, welcher 60 englische Meilen 
in der Stunde zurücklegt, auf der Strecke 
von Syracuse bis New-York überholt. 
Orfterrerch-Nrigarn. 
Eine verheerende Feuersbrunst hat 
am Donnerstag die Stadt Walachisch-Klo- 
bonk, den Hauptort der mährischen Slovakei, 
heimgesucht. Das Feuer brach um 12 Uhr 
Mittags aus und verbreitete sich in Folge 
des gerade herrschenden orkanartigen Windes 
in den zumeist aus Holzhäusern bestehenden 
Gassen so rapid, daß binnen einer Stunde 
mehr als die halbe Stadt in Flammen 
land. Die Feuerwehren konnten trotz 
aller Anstrengungen nur wenig retten. 
An 300 Häuser, darunter mehr' als 200 
Wohnhäuser, ferner viel Getreide- und 
Futtervorräthe, sowie Hausthiere fielen dem 
Brande zum Opfer. Zumeist sind es ganz 
arme Leute, die ihr Hab' und Gut ver 
loren haben, ohne versichert gewesen zu 
sein. Bei dem Brande sollen nach über 
einstimmenden Meldungen 3 Menschen ihr 
Leben verloren haben. 6 Feuerwehrmänner 
erlitten Brandwunden. 
Wien, 3. August. Die Folgen des 
Wolkenbruches sind schrecklicher, als 
man anfänglich glaubte. Die tieferge> 
legenen Stadttheile stehen vollständig unter 
Wasser, auch viele Keller. In den übrigen 
Bezirken wurden 400 Bauschäden äuge 
meldet. Der Blitz zerstörte einen Thurm 
der Rudolfskaserne. Zahlreiche Telegraphen 
und Telephonleitungen sind gestört und 
die Arbeiten für den Stadtbahnbau theil- 
weise vernichtet. Auf eine weite Strecke 
sind Untergrundbauten und Baumaterial 
weggeschwemmt und Baracken eingestürzt. 
Der Schaden dürfte mehrere 100000 
Gulden betragen. 
Wien, 3. August. Ein außergewöhnlich 
günstiges Ergebniß hat ein am 14. Juni 
d. Js. vom hiesigen Geflügelzuchtvereine 
veranstaltetes Wettfliegen von Brieftauben 
auf der Strecke von Krakau nach Wien 
geliefert, indem die erste um 6 Uhr früh 
hochgelassene Taube schon um 10 Uhr 
15 Min. am Ziele anlangte, die Entfer 
nung von 338 km mithin in Zeit von 
4 Stunden 15 Minuten, also 1216 m in 
einer Minute, zurückgelegt hatte. Das 
„Militärblatt" Nr. 25 bemerkt zur Er 
klärung, daß besonders Helles Wetter 
herrschte und daß ein starker Nordwind 
den Flug begünstigte. Im nächsten Jahre 
soll ein Wettfliegen aus die Enifernung 
oon 750 hm von Danzig nach Wien statt 
finden. 
Rvtzlaad 
Petersburg, 3. August. Ueber den 
bereits gemeldeten Brand von Llban sind 
infolge Störung der Telegraphenleitung 
bisher nur die folgenden Einzelheiten hier 
bekannt: Das Feuer brach am 29. Juli 
3 Uhr Nachmittags in einem Speicher am 
Neuen Markte aus und breitete sich in 
ehr kurzer Zeit über das ganze Häuser 
viereck zwischen dem Neuen Markt, der 
Korn-, der Julianen- und der schmalen 
Straße aus. Bis zum Abend waren 
ämmtliche Baulichkeiten ans den Smit- 
chen, Landau'schen und Perow'schen Grund 
stücken niedergebrannt, darunter das 
russische Post- und Telegraphenamt und 
die dänische Telegraphen-Agentur. Der 
Verkehr in dem Stadtcentruin ill ganz 
lahmgelegt; viele Geschäfte sind gänzlich 
geschlossen. Die Feuerwehr zeigte sich 
ihrer Aufgabe nicht gewachsen. Am 
Juli dauerte das Feuer noch fort. 
England. 
London, 3. August. Das Herannahen 
der Cowes Regatta giebt dem „Standard" 
Veranlassung zu einer Besprechung der 
Beziehungen zwischen England und 
Deutschland. Das Blatt ist überzeugt 
davon, daß des Kaisers Fernbleiben von 
Cowes mit der überwundenen Verbitterung 
wegen des Telegrammes an Krüger nichts 
zu thun habe; dies annehmen, hieße dem 
Telegramm einen zu großen Werth und 
Bedeutung beilegen, die es nicht haben 
sollte. Wäre der Kaiser gekommen, so 
hätte er eine herzliche Aufnahme gesunden, 
denn die Engländer seien voll Bewunderung 
für die guten Eigenschaften des Kaisers, 
der ja ein halber Engländer sei; wäre er 
Englands Feind, so wäre er ein groß- 
wüthiger Feind, aber er sei ein Freund, 
doch sei seine Freundschaft nicht herzlicher 
und aufrichtiger als Englands Freund 
schaft für ihn. Jn Folge von Bluts 
verwandtschaft und langer Tradition seien 
beide Völker Freunde und in internationalen 
Krisen Verbündete; Schulter an Schulter 
würden sie jeden Feind bekämpfen, der die 
Freiheit Europas bedrohte; es sei kein 
Pergament nöthig, um England mit dem 
Friedensbunde zu vereinen, dessen Eckstein 
Deutschland sei. Es bestehe allerdings eine 
Rivalität zwischen beiden Ländern, aber 
eine natürliche, ehrenhafte und friedliche, 
und wenn Deutschland auch Englands ge- 
sührlichster Nebenbuhler sei, so sei dies 
kein Grund, es weniger zu lieben; das 
Vordringen Deutschlands rege Englands 
Industrie an und es sei nicht wahrschein 
lich, daß diese schließlich überholt werde. 
Inland. 
— Anläßlich des Verlustes des Kanonen 
bootes „Iltis" gingen dem Obercommando 
der Marine zahlreiche Kundgebungen von 
amtlicher wie von privater Seite zu, dar 
unter vom Herzog Johann Albrecht von 
Mecklenburg, dem Präsidenten der Deutschen 
Colonialgesellschaft, vom russischen und 
italienischen Marine > Attach« und vom 
Marineverein Saarbrücken. Alle diese 
Kundgebungen bezeugen die lebhafteste 
Theilnahme für das Unglück, sowie die 
höchste Anerkennung für die opfermuthige 
Haltung der Officiere und Mannschaften; 
sie haben durch das Obercommando der 
bezahlt ivorden. Der Käni-r habe das Ecniälde im 
Aufträge eines Ausländers erstanden. 
„Siehst Du wohl! Ich wußte es ja. daß das Werk 
noch die verdiente Anerteniiuilg finden würde!" jubelte 
Rosa. „Und nicht Ivahr, jetzt blickst Du auch ivieder mit 
Zuversicht >n die Zitkunft und zweifelst nicht länger an 
Deiner Begabung und Deinem guten Stern. O Gott, 
es macht mich gar so traurig, so trostlos, wenn ich den 
finsteren Schalten nicht von Deiner Stirn bannen 
kann. Ich komnie mir dann klein, gering und garnicht 
wert, neben Dir zu stehen, vor, weil ich Dir keine 
Sorge, keine Mühe abzunehme» vermag. Und ich thäte 
eê ja so gern! Jeder meiner Gedanken ist ja ei» Ge 
bet um Dein Glück! Und mehr als Du cs thust, baue 
ich auf Dein reiches herrliches Talent. Bewahre Dir 
nur den Glauben daran, dann wirst Du sicher nicht 
vergebens nach der Palme greifen." 
Waldenburg umschlang die reizende Prophetin und 
küßte ihr gleichsam die glückverheißenden Worte von den 
Lippen. „Die Wunden, die dem Ehrgeiz geschlagen 
werden, heilen nicht so leicht," sagte er. „aber ich will 
nun versuchen, mich über die Zurückweisung, der übri 
gen- eine Intrigue zu Grunde liegen kann, hinwegzu 
setzen. Und wenn Du recht behältst, so sollst Du. 
mein guter Genius, zu de» beneidenslvertestcn Frauen 
der Welt zähle». Dann will ich Dich mit allem umge- 
vrn, was Auge und Sinn eines Weibes erfreue» kann." 
„Ach Albert, daS habe ich schon, wenn ich Dich so 
petter lächeln und so freundlich blicken sehe," erwiderte 
vie junge Frau. 
«Und nun stelle ich wieder niein Tischchen in die 
Fensternische, hole meinen Arbeitskorb und meine 
Bucher und lasse niich, wie früher, häuslich hier nie- 
or,n 1 < einen großen Strauß mnß ich noch pflücken. 
s ^ inn möchte ich den ganzen Garten plündern 
f - Thüren bekränzen, um die Freude, den ge- 
segneten Gast z» feiern, der neuerdings bei uns ein 
gezogen ist. Gleich bin ich zurück." 
, wenige Sekunde» später sah Waldenburg die zier- 
nche Elteiigcstalt von Blumenbeet zu Blumenbeet 
flattern; dabei sang und zwitscherte sie wie ein Vogel 
und hielt von Zeit zu Zeit das Sträußchen hoch ein 
vor, um es dem am Fenster Lebnendcii zu zeigen. Er 
erfreute sich auch an dem anmutige» Bilde kindliche» 
Frohsinns, aber tue»» er auf das Geld blickte, mit 
N'elchem Rosa scherzend einen kleinen Teil des Tisch 
chens bedeckt hatte, zog eine Vision vor seinem geistigen 
Auge vorüber. Dann brachen fnnkelude Strahlen aus 
den Goldstücken hervor und stoffen in einander. Ans 
den, Geflimmer begannen sieh besiinimte Formen abzu 
heben, sie wurden zu glänzende» Säulen, über denen 
sich eine schimmernde Decke wölbte, zu Prachtsälen, 
würdig, den alten Maiirenkönigen als Ansenthaltsort 
zu dienen Und eine seltianie. verführerische Musik, ein 
berauschendes Klirren und Rascheln, verlockender als 
Sirenengesang, eriönte. „Wage, um zil gewinnen! 
Säe, um tausendfach zu ernten!" schienen weiche, 
schmeichelnde und doch gebieterische Stimmen zu fln- 
steni. Ja, wohl wahr! Was ist die Summe, die da 
liegt? — Ein Tropfen Wasser auf glühendes Meiall. 
Fur ienmiib, der sich einschränken ivollte, derben ech- 
ten kleinbürgerliche» Kräinersinn besäße, mochte sie 
freilich auf einige Zeit reichen. Und dann, war er 
denn seinem eigentlichen Ziel um einen Schritt näher 
gekonmien ? Nein! Hätte ein Fürst oder ein bekann 
ter Kuiislunuiger das Werk erlvorben, so läge die 
Sache anders, aber ein Käufer, dessen Namen man 
nicht einmal ivußte, konnte niemand imponieren. Die 
Herren Preisrichter würden höchstens die Achseln zucken 
und sagen: „Irgend ein Dummkopf, der kein eigenes 
urteil hat, sondern glaubt, was man ihm einredet, 
ließ sich das tvertlose Ding anfsehivatzen." 
...şş^eide Hände voll Blumen, kehrte Rosa zurück, 
füllte oxe Äasen und stellte sie lacherìd und plaudernd 
aus den Tisch. Die Worte: „Das muß ich Richard 
schreiben ." drängten sich aus ihre Lippen, wurde» 
aber „och rechtzeitig unterdrückt. 
Als Waldenburg ihr nach Verlauf einer Woche ein 
Etui überreichte, das Smaragden von köstlichem Feuer 
enthielt, erschrak sie und fühlte sich fast bctäiibt. Die 
Edelsteine niußten sehr viel gekostet haben, und sie 
verlangte doch gar nicht „ach prunkendem Geschmeide. 
Aber Albert durfte die Freude a» dem Geschenk, da- 
er heinilicy verschrieben hatte, nicht verdorben werden, 
und so nahm sie denn die Gabe mit warmem Dank üi 
Empfang, wenn auch nicht ohne einen leisen Seufzer 
daß das Wort „Sparsamkeit" ein leerer Begriff fü, 
ihn zu bleiben scheine. 
Man saß eben an dem zierlich gedeckten Tisch beim 
Abend essen und Reck konnte sich nicht enthalten zu be> 
merken: „Das hätten Sie unterlassen sollen. Ei» klei- 
nes Andcilkcil iväre unserer einfach erzogenen Rosa 
sicher ebenso lieb gelvescn und .. 
„Me inen Verhältnissen angemessen, denn er kann 
vielleicht lange dauern, ehe ich wieder ein Bild ver 
kaufe." ergänzte Weildenbnrg kühl. „Das wollten Sie 
doch vermutlich hinzufügen. — Es ist eben auch eine 
von meinen schleeyteii Gewohnheiten, daß ich wähle, 
was mir gefällt, und mich nicht entschließen kann, 
meine Einkäufe im 3-Mark-Bazar zu besorgen." 
Die junge Frau ivar frod, daß gerade in diesem 
Augenblick geklopft und das Gespräch, ivelches eine un 
angenehme Wendung zu nehinen drohte, durch den Ein 
tritt des wieder als Kurgast in S. weilenden Dr. Men 
del unterbrochen wurde. Albert haßte ei so sehr, wenn 
man ihn an die Notwendigkeit, sich einzuschränken, er 
innerte. 
„Wir werden doch wohl die Einladung ineineS Bet- 
terS, der hoffentlich bald eintrifft, annehmen und einige 
Zeit in Grüimu zubringen. Vermutlich befindet er sich 
auf der Rückreise, oder ist im Begriff sie anzutreten," 
sagte Waldenburg später zu Rosa. „Ich mnß einmal 
hier heraus und in andere Umgebung. Deine Eltern. 
„Sie meinen eS herzlich gut..fiel sie mit bitten- 
dem Blick ein. 
„Ja, ja, daran zweifle ich nicht, aber sie sind in 
mancher Hinsicht etwas kleinlich und mahnen mich da 
durch au Dinge, die ich zu vergessen strebe. Ich werde 
doch meine kleine Fee schmücken dürfen," erwiderte er, 
scherzend den Pfeil aus ihrem Haar ziehend, daß es 
lang herabivallte, und die Smaragden in dem gold- 
schimmernden Gekräusel besestigend. Da funkelten sie 
wie ein Krönlein über der weißen Stirn. 43,16* 
gel. 
seit-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.