boot „Wols", ein Schwesterschiff von
„Iltis", sollte im Herbst zur Ablösung
nach Ostasien abgehen.
Die Zahl der Schiffsverluste in unserer
Marine ist eine ziemlich große, wenn sie
auch hinter derjenigen anderer Nationen
zurücksteht. Erwähnenswerth ist, daß der
erste Schiffsverlust, der unsere Marine
traf, sich gleichsam in den ostasiatischen
Gewässern ereignete. Am 2. September
1860 ging der damalige preußische Segel-
schooner „Frauenlob", 1855 erbaut, der
sich mit der gedeckten Korvette „Arkona"
auf der Fahrt nach Jeddo befand, in einem
Taifun unter, und 4 Offiziere, 1 Arzt und
41 Mann fanden den Tod in den Wellen.
Von aktuellen, Interesse ist eine Zusammen-
stellung der weiteren Schiffsverluste der preu
ßisch-deutschen Marine. 1861 ging die als
Schulschiff in Dienst gestellte, 1848 erbaute
Segelkorvette „Amazone" auf der Fahrt von
der Elbe nach dem Mittelmeer an der nieder
ländischen Küste mit Mann und Maus unter.
5 Offiziere, 1 Arzt, 19 Kadetten und 120
Mann fanden ein Seemannsgrab; nur
wenige Wrackstücke brachten Kunde von
dem schrecklichen Unglück. Nach langer
Pause folgte 1878 der vielerörterte Unter
gang des Panzerschiffs „Großer Kurfürst"
unter dem Kommando des Kapitäns z. S.
Grasen v. Monts, welches „KönigWilhelm"
in den Grund rannte. Der versinkende
Panzerkoloß riß den größten Theil der
Besatzung in die Fluthen hinab, und 269
Personen ereilte der Tod. An Jütlands
Küste, in der sogenannten „Jammerbucht",
strandete 1884 die Schiffsjungenbrigg
„Undine" und ging vollständig verloren/
Glücklicherweise wurde die Besatzung bis
auf den letzten Mann durch den Opfermuth
der lvackeren Küstenbewohner gerettet. Der
Untergang der Kreuzerkorvette „Augusta"
im Sommer des folgenden Jahres im
indischen Ozean brachte den Tod der ge-
sammten, aus 9 Offizieren und 214 Mann
bestehenden Besatzung mit sich. Das Meer
verschlang Schiff und Besatzung spurlos;
kein Wrackstück, keine Leiche wurde aufge
funden. Alle Angaben über Zeit und Ort
des Unterganges beruhen auf Vermuthungen.
1889 folgte die gräßliche Katastrophe im
Hasen von Apia, wo das Kanonenboot
„Eber" mit 73 Mann, sowie der Kreuzer
„Adler", von welchem 21 Mann ertranken,
durch einen Cyklon total vernichtet wurden.
Ein drittes Schiff, die Korvette „Olga",
erlitt schwere Havarie. Im vergangenen
Jahre, am 28. August, versank in der
schreckensvollen Jammerbucht das Torpedo
boot „8 41", und 13 Mann wurden von
den Fluthen der Nordsee verschlungen.
Als letztes deutsches Kriegsfahrzeug ist
jetzt das Kanonenboot „Iltis" im fernen
Osten versunken, und 70 deutsche Männer
sind eine Beute der Wogen geworden.
Viele Angehörige unserer Marine haben
seit der Gründung den Tod für das Vater
land in Friedenszeiten erlitten.
Berlin, 30. Juli. Der „Reichs-Anz."
veröffentlicht die genaue Namensliste der
68 ertrunkenen Personen von den
Mannschaften des Kanonenbootes „Iltis".
Gerettet sind 11 Personen. Zweifel über
die Rettung bestehen noch bei 4 Personen.
— Dem „B. T." wird aus Shanghai
über London gemeldet, daß nach näheren
Nachrichten der „Iltis" mehrere Stunden
vor dem Unfall nicht steuerbar gewesen
ist. Trotz heldenmüthiger Anstrengung des
Kapitäns und der Officiere sei es unmög
lich gewesen, ihn aus dem Sturmbereich
zu bringen. Zuletzt wurde das Schiff mit
furchtbarer Gewalt an einen Felsen ge
schleudert, während es 4 Knoten per
Stunde machte. 11 Mann klammerten sich
an die Trümmer des Schiffes und wurden
ans Ufer getrieben. Der Commandant des
deutschen Geschaders in Ostasien, Contre-
admiral Tirpitz, begab sich auf dem Panzer-
schiff „Kaiser" nach der Unglücksstätte. —
Der neue Panzer IV. Klasse „Geyer" wird
nach demselben Blatte als Ersatz für den
untergegangenen „Iltis" nach Ostasien
abgehen.
Musternd.
Außereuropäische Gebiete
800 Nadeln im Körper. Eine der
interessantesten Untersuchungen wurde mit
den Röntgen-Strahlen inNew-Iork gemacht
Dort lebt ein schönes, einundzwanzig
jähriges Mädchen, Melvina Morford
welches an der unheilbaren Manie leidet,
Nähnadeln zu schlucken oder sich in's Fleisch
zu stecken. Die Manie ist in aller Herren
Ländern verbreitet und häufig zu beob
achten, wie Chirurgen und Irrenärzte
bezeugen können. Der Fall von Melvina
Morford ist ein besonders interessanter, da
sieschonüberhundertschmerzliche Operationen
erduldet und die Aerzte nicht weniger als
800 Nadeln aus ihrem Fleische entfernt
haben. Das Mädchen leugnet, die Nadeln
zu schlucken oder sich ins Fleisch zu stecken
und man nimmt au, daß sie in Augen
blicken der Geistesstörung, welche keine
Erinnerung zurücklassen, ihrer Manie nach
geht Die Nadeln wandern, wie dies zu
den gewöhnlichen Erscheinungen gehört, in
den Körper und verursachen der'Patientin
die größen Schmerzen. Der behandelnde
Arzt Dr. F. L. Burrows veranlaßte aus
diesem Grunde jüngst eine Aufnahme des
rechten Armes mittels der Röntgen'schen
Strahlen, wobei man in dieiem Gliede
nicht weniger als dreißig feine Striche
wahrnahm, welche den Sitz der Nadeln
verriethen, so daß ihre Entfernung wesent-
lich erleichtert schien. Man entfernte auch
diesen Anhaltspunkten entsprechend, auf
der Stelle neun Nadeln, mußte dann aber
in den Operationen innehalten, da der
Blutverlust ein zu großer war. Nächstens
ollen sie fortgesetzt werden. Das unglück
liche junge Mädchen, das bei seiner Mutter
lebt, steht unter beständiger Ueberwachung,
und man kann sich gar nicht erklären, wie
ie sich die Nadeln verschafft, die ihr dassLeben
verbittern und ihre Gesundheit untergraben.
Türkei.
Auf Kreta haben sich die Mohamedaner
neue Unthaten zu Schulden kommen lassen.
Ein Bericht des Kommandanten des Kriegs
schiffes „Linois" an den französischen Konsul
bestätigt die Nachrichten über die Grausam
keiten, welche dieMohamedaner in derProvinz
Herakleion verübt haben. Die Mohamedaner
plünderten, unterstützt von türkischen Sol
daten, 4 christliche Dörfer, entweihten die
Kirchen und mißhandelten die Christen.
Italien.
Rom, 30. Juli. Das Kriegsministerium
erhielt aus Tschibuti über Marseille vier
Briefe, die veröffentlicht werden. Sie
enthalten Namensverzeichnisse von 700
italienischen Unterofici er en und
Soldaten, die in Schoa gefangen ge
halten werden. Bei mehreren Namen
ind einige Worte hinzugefügt, in denen
die Bitte ausgesprochen wird, den be-
treffenden Familien Mittheilung zu machen,
daß die Gefangenen sich wohl befinden
und daß sie hoffen, bald wieder nach dem
Vaterland zurückzugelangen.
Rom, 30. Juli. Während eines heftigen
Gewitters brach in Spezia auf dem aus
rangirten Panzerschiff „Roma", das als
Depot für Kriegsmaterial diente, ein Brand
aus, der mit Blitzesschnelle gewaltige
Dimensionen annahm, sodaß das in der
Nähe gelegene Pulvermagazin Panipaglia
und das Kriegsschiff „Palestro", auf dem
ich ebenfalls viele Explosionsstoffe be-
inden, ernstlich gefährdet waren. Den
äußersten Anstrengungen der Feuerwehr
und der Mannschaften gelang es, das
Pulvermagazin und den „Palestro" zu
retten. Gegen die „Roma" wurden zwei
Torpedo lancirt, die das Schiff zerstörten.
Die aus acht Mann bestehende Bemannung
derselben wurde gerettet.
Rom, 30. Juli. Der schweizerische Ge
sandte begab sich gestern nach der Consulta,
um Visconti Venosta die Versicherung
abzugeben, jdaß die Kantonalbehörden von
Zürich alle Maßregeln ergriffen, um das
Leben der Jta liener zusichern. Erhoffe,
daß die Ordnung bald wieder hergestellt
ein werde. Visconti Venosta dankte .für
die Schnelligkeit und Energie der getroffenen
Maßregeln.
Schweiz.
Zürich, 30. Juli. Nachdem über 1500
italienische Arbeiter die letzte Nacht
in einer Waldung bei Zürich zugebracht
hatten, wobei sie Wachtfeuer angezündet
und Wachtposten aufgestellt hatten, reisten
re heute in großen Massen entweder nach
entfernteren Orten oder nach Italien ab.
Nachmittags rückten zwei Bataillone In
fanterie und 80 Mann Cavallerie ein und
besetzten Abends verschiedene Punkte. Die
Züricher Regierung erließ Abends einen
Aufruf, in dem die Bevölkerung unter
Androhung von Strafen aufgefordert wird,
die Thätigkeit der Polizei nicht durch
Herumstehen zu hemmen. Abends hielt sich
in der Vorstadt Außersihl viel Volk in den
Straßen auf, doch ist die Ruhe bisher
nicht gestört worden. Nachmittags wurden
zwei Italiener von der Menge verfolgt.
Sie vertheidigten sich durch Revolverschüsse
und flüchteten in ein Haus, in dem sie
belagert wurden, bis die Polizei sie befreite.
Abends waren kaum noch 100 Per
sonen vor der Kaserne versammelt,
herrscht jetzt vollständige Ruhe.
Abends würben noch einige Verhaftungen
vorgenommen.
Aus dem Zuchthause zu Kronthal zu
entweichen versuchte der 21jährige Straf
gefangene Sekulski, welcher dort eine acht
jährige Strafe zu verbüßen hat. Auf
seiner Flucht stieß er auf einen Militär
posten, der ihm Halt gebot. Da der
Flüchtling nicht Folge leistete, gab der
Posten zwei Schüffe auf ihn ab, von
welchen Sekulski ins Bein getroffen wurde.
Er wurde wieder nach Kronthal zurück-
transportirt.
Frankreich.
Paris, 30. Juli. Der Pseudo-Attentäter
Frantzvis wird laut irrenärztlichem Gut
achten als an Verfolgungswahn
leidend in der Irrenanstalt Villejuif inter-
nirt werden.
Paris, 30. Juli. Schwere Unglücks-
sälle bei Lustballonfahrten, welche sich
während eines furchtbaren Unwetters, das
über Paris herniederging, ereigneten,
werden in Folgendem gemeldet: Ein
Ballon unter Leitung des Luftschiffers
Boiteux war mit drei Passagieren von
dem Vororte Aubervilliers aufgestiegen.
Als der Ballon sich über der Ebene von
Mitry-Claye befand, platzte er und die
Insassen stürzten zur Erde nieder. Alle
vier wurden entsetzlich verletzt; einer ist
bereits gestorben. — Ferner wird aus
Neufmontiers bei Meaux gemeldet, daß
dort aus einem von Paris herkommenden
Ballon ein Mann von schwindelnder Höhe
niederstürzte und völlig zerschmettert wurde.
Es war der Luftschiffer Guillaume.
Oefterreich-Ungarn.
Wien, 30. Juli. Anläßlich des Un
falles, den die deutsche Marine durch den
Untergang des Kanonenbootes „Iltis"
erlitten hat, schreibt das „Fremdenblatt":
Auch in der Kriegsmarine Oesterreich-
Ungarns empfindet man warme Theilnahme
für das tragische Schicksal, welches die bis
zum letzten Augenblicke pflichtgetreuen
deutschen Seeleute betroffen hat. Die
Männer der beiden Flotten, durch Traditionen
kameradschaftlich - waffenbrüderlicher Ge
sinnungen eng verbunden, gaben diesen
Gefühlen wiederholt überzeugten Ausdruck.
Das Beileid der' österreichisch-ungarischen
Kriegsmarine kommt also von Herzen und
wird in weiten Kreisen der Bevölkerung
miiempfunden.
£ Wien, 30. Juli. Der Expreßzug
von Basel nach Wien ist bei Böheimkirchen
in einen stehenden Schotterzug hineinge
fahren. Verschiedene Wagen wurden zer-
trümmert, einige Passagiere leicht verletzt.
Die Lokomotive bohrte sich tief in die
Erde hinein.
Bulgarien.
Sofia, 30. Juli. Die Fürstin von
Bulgarien, die für den Sommer in dem
Bergdorfe Rilo Selo, in der Nähe des
berühmten Riloklosters, Wohnung genom
men hat, mußte bei ihrer Abreise aus
Sofia ein starkes militärisches Geleit in
Anspruch nehmen, da sich in dem Berglande
Rilo Dagh mehrere Räuberbanden gebildet
haben, welche die Fürstin entführen
wollten, um dann eine große Summe
als Lösegeld zu verlangen. In der Um
gebung von Rilo Selo wurden zahlreiche
Verhaftungen vorgenommen.
England.
London, 30. Juli. Die gestrige Ver
sammlung des socialistischen Con
gresses war der Berichterstattung der
verschiedenen Nationalitäten über die Be
glaubigungsschreiben ihrer Delegirten ge
widmet. Mehrere anarchistische Vertreter
wurden unter großer Erregung zurück
gewiesen. Sehr stürmische Auftritte fanden
gegen Ende der Sitzung statt, als Millerand
für 47 französische Vertreter die Erlaubniß
nachsuchte, sich von den übrigen französischen
Delegirten zu trennen, da letztere anar
chistische Absichten verfolgten. Es kam
dabei zum förmlichen Aufruhr, grobe
Beschimpfungen fielen auf beiden Seiten
Schließlich entschieden sich 14 gegen 5 der
anwesenden Nationalitäten dafür, den
Franzosen die Trennung zu gestatten. Da
rauf vertagte sich der Congreß auf heute.
Am frühen Morgen wurde ein polnischer
Delegirter ausgewiesen, weil er im Ver
dacht stand, ein Polizeispion zu sein.
London, 30. Juli. Die Blätter kritisiren
scharf die ungebührliche Ausdehnung der
Berathung über rein geschäftliche Ange
legenheiten und die Lärmscenen auf dem
Socialisten-K ongreß. Die „Times"
räth den englischen Arbeitern, zukünftig
solchen Kongressen, deren Fiasko unver
meidlich sei, fernzubleiben und „Daily
Chronicle", das bisher auch Berichte in
deutscher und französischer Sprache ver
öffentlichte, giebt dies auf, so lange der
Kongreß nicht zu ruhigen und sachlichen
Erörterungen übergehe.
Dänemark.
Kopenhagen, 30. Juli. Das dänische
Uebungsgeschwader, welches am 5. August
von Kopenhagen abgehen und in Frederiks
havn behufs Kohleneinnahme vor Anker
gehen wird, wird am 11. August zwei
Kanonenboote nach Skagen entsenden, um
an der Enthüllungsfeier des Denkmals der
mit dem deutschen Torpedoboote 8 41
Verunglückten beizuwohnen.
Inland.
— Ueber einen neuen Ausspruch des
Großherzogs von Weimar gegen die
Mensuren schreibt man aus Weimar
Vor 14 Tagen nahm der Großherzog nach
Besichtigung eines Bataillons des 94.
Jnf.-Regts-, dessen Chef er ist, an dem
Essen im Offizierskasino theil. Hierzu
waren auch die Vizefeldwebel der Reserve
zugezogen. Mit Jedem derselben sprach
der Großherzog einige Worte. Einem
Vizefeldwebel (Corpsstudenten), dessen Ge-
sicht bezeugte, daß er mehr als eine Mensur
gefochten, frug der Großherzog: „Wieviel
mal haben Sie gefochten?" —„Fünfzehn
mal, Königl. Hoheit!" — Darauf drehte
sich der Großherzog mit den Worten um:
„Die Zeit hätte besser angewendet werden
können."
— Wie verlautet, soll die allgemeine
Gehaltsaufbesserung der Königlichen
Beamten vom 1. April 1897 ab in Kraft
treten. Die Aufbesserung für die Subaltern
beamten soll in der Weise geschehen, daß
das Anfangsgehalt um 300 Mark und das
vom Tage der Anstellung ab nach 18
Jahren ju- erreichende Höchstgehalt um
600 Mark erhöht wird. Bei den meisten
Königlichen Subalternbeamten werde dem
nach das Jahresgehalt ausschließlich des
gesetzlichen Wohnungsgeldzuschusses bei der
Anstellung 2100 Mark und das Höchstge
halt 4200 Mark betragen.
- Wie schon erwähnt, sind die wirth-
ichaftlichen Corporationen aufgefordert
worden, Erhebungen anzustellen, für welche
Gruppen von Gewerbetreibenden ein Be
dürfniß für Aufhebung des in der Gewerbe-
ordnungsnovelle beschlossenen Verbotes des
Detailreisens vorhanden sei. Dabei
oll der „N. A. Z." zufolge festgestellt
werden, welche Artikel durch Reisende
unmittelbar an Consumenten abgesetzt
werden und in welchem Verhältniß dieser
Absatz zu dem Gesammtabsatz der be
treffenden Waaren und Firmen steht.
— An die Justizminister aller deutschen
Bundesstaaten, wie an die Senate der
reien Städte beabsichtigt der Deutsche
Fleischer-Verband eine Eingabe zu richten,
in welcher um Schaffung einheitlicher
Beurtheilungs-Grundsätze in Sachen der
Fleischschau gebeten wird. Gleichzeitig
wird auch der Herbeiführung einer gleich
mäßigen Rechtsprechung bei Uebertretung
der für das Fleischergewerbe geltenden
Polizeivorschriften das Wort geredet.
Einer ungewöhnlichen Blutver
giftung hat die Frau des Fischhändlers
Sauer aus Weißeusee den Verlust ihrer
rechten Hand zuzuschreiben Beim Hantiren
mit Fischen wurde sie vor etwa 2 Wochen
von den Schwanzflossen eines Hechtes leicht
mit der Hand geritzt. Sie achtete der
kleinen Wunde nicht, doch diese verschlim
merte sich, wahrscheinlich durch Hinzutreten
unreiner Stoffe, so sehr, daß die Hand
abgenommen werden mußte.
Bei Johannisburg in Ostpreußen ist
kürzlich ein Luftballon mit zwei russischen
Offizieren gelandet, die in Warschau
aufgestiegen und durch den herrschenden
Wind über die Grenze getrieben waren.
Die Russen nahmen in einem Hotel der
Stadt Quartier.
Landrath v. Loebell, der Candidat der
Conservativen im Wahlkreise Brandenburg-
Westhavclland, erläßt nunmehr an seine
Wähler einen Wahlaufruf, worin er er
klärt, daß er „angesichts der schwierigen
Verhältnisse des Wahlkreises sich der Pflicht
nicht entziehen dürfe, unter Zurückstellung
eigener Wünsche die Candidatur zu übet
nehmen. Die schwere Nothlage, in der
sich die Landwirthschaft befinde, erkenne er
unumwunden an und werde, in den Reichs
tag berufen, nicht nur alle Maßregeln
der verbündeten Regierungen, die auf He
bung dieses Nothstandes gerichtet sind,
unterstützen, sondern auch mit seinen Ge
sinnungsgenossen und den ihnen nahestehen
den Parteien sich bemühen, Vorschläge zur
Besserung der Verhältnisse unserer lonb
wirthschaftlichen Bevölkerung zu machen
und darauf gerichteten Anträgen beitreten."
Insbesondere ist davvn Kenntniß zu
nehmen, daß Landrath v. Loebell entschlossen
ist, seine Stellung als Regierungsbeamter
eventuell niederzulegen; er sagt: „Die
Durchführung meiner Grundsätze wird mich
nicht in Widerspruch mit meiner Stellung
als Beamter bringen; sollte dies aber ein
treten, so werde ich die meinen Wählern
gegenüber übernommene Pflicht unter allen
Umständen erfüllen."
Ein seltenes Jubiläum feierte der Schuh
machermeister und Hausbesitzer Friedrich
Wilhelm Hempel in Lôweàrg i. Schl.,
und zwar das diamantene Bürger
jubiläum. Hempel ist der älteste Ein
wohner der Stadt und das älteste Mit
glied der Schuhmacherinnung.
Bekanntlich wurden im August 1895
die Bergleute Schröder und Genossen in
einemMeineidsproceß vor dem Schwur
gericht zu Essen zu schweren Zuchthaus
strafen verurtheilt. Eine Anzahl ange
sehener, im öffentlichen Leben stehender
Männer und bekannter Frauen hat nun
beschlossen, ein Gnadengesuch zu Gunsten
der Verurtheilten einzureichen.
Nachdem die Gerichte in Köln das Ver
mischen des Brotteiges mit altem Brot
als Nahrungsmittel fälschung bc-
straft hatten, stellte der Vorsteher der
dortigen Garnisonbäckerei das Vermischen
des Teiges mit altem Zwiebackbrot ein
und erhielt darauf von Berlin die Anfrage,
weshalb das geschehen sei. ZÄuf seine
Antwort, daß die Gerichte das Vermischen
des Brotteiges mit altem Brot als
Nahrungsmittelfälschung bestraft hätten,
ordnete das Kriegsdepartement zu Berlin
an, daß die alten Zwiebackbrode wieder
wie früher unter den Teig gemischt werden
sollten. Hieraufhin hat die Staatsanwalt
schaft iu solchen Nahrungsmittel-Fälschungs
prozessen das Verfahren eingestellt.
Eine für Badereisende bemerkens
werthe Entscheidung hat kürzlich ein Kauf
mann aus Offendach herbeigeführt. Dessen
Gattin hielt sich drei Wochen in Soden
im Taunus der Luftveränderung wegen
auf und wurde zur Zahlung einer Kur
taxe von 14 Mark herangezogen, deren
Zahlung mit der Begründung, daß sie die
Knreinrichtungcn nicht benutze, verweigert
wurde. Die Gemeinde Soden wies diesen
Einwurf zurück und drohte Pfändung an,
worauf die Zahlung der Taxe erfolgte.
Die seitens des Kaufmanns auf dem Ver
waltungswege angestrengte Klage gegen
die Gemeinde Soden fiel zu seinen Gunsten
aus, das Landrathsamt in Höchst verfügte
die Rückzahlung der Kurtaxe, die denn
auch erfolgte.
Gräfenhainichen, 29.Juli. Ein Ehren
geschenk hat der Kaiser der Schützen
gilde aus Anlaß des 150jährigen Jubel-
'estes derselben durch den Landrath Frhrn.
Dr. v. Bodenhausen überreichen lassen.
Dasselbe besieht in einem 10 cm breiten,
goldenen Brustschild, das im Hochrelief
einen Schützenadler darstellt, über dem die
preußische Königskrone schwebt. Das Schild,
welches bestimmt ist, vom jedesmaligen
Schützenkönig am seidenen Bande getragen
zu werden, ist von der Kette des Hohen-
zollernordens umrahmt und trägt die Um
schrift: „Wilhelm II., König von Preußen, 's
der Schützengilde zu Gräfenhainichen 1896."
Bon einem Staatsanwalt in München
erzählt die „Münch. Freie Presse" eine
bezeichnende Aeußerung. Eine gegen den
Redakteur der „Münch. Freien Preffe"
angestrengter Majestätsbeleidigungsprozeß
endete vor dem Schwurgericht mit der
Freisprechung des angeklagten Redakteurs.
Das gab dem damaligen Staatsanwalt
— Guggenheimer — Veranlassung, an die
Geschworenen die Frage zu richten, wie
ie denn nur dazu gekommen wären, ein
reisprecherrdes Urtheil zu fällen, worauf
einer der Geschworenen antwortete, daß
ihnen die Notiz keine Majestätsbeleidigung
zu enthalten scheine, da sie sich ausdrücklich
nur gegen einen Parlamentarier wende.
„Das thut mir aber sehr leid", erwiderte
darauf der Staatsanwalt. „Der Ange
klagte ist ein ganz gefährlicher Demagoge.
Auf den habe ich schon lange ge
wartet."
BrovtnzieLes.
Ein entsetzliches Unglück hatte leicht am
Sonntag Abend im Berens'schen Saale
im Voßloch bei Barmstedt passiren können.
In einer Tanzpause, währendderen die
Lampen angezündet wurden, fiel plötzlich
einer der großen Kronleuchter herunter, ,,
ohne glücklicherweise irgend Jemanden zu
treffen. Die Wucht des Sturzes «war so
gewaltig, daß der Fußboden des Saales
an der Fallstelle total durchschlagen war.
Der Kronleuchter, sowie die darin befind
lichen Lampen waren vollständig zer
trümmert.
Büsum, 28. Juli. Am Herrenstrande
wurde heute Morgen die Zweite Leiche
der bei dem Unglück auf dem „Albatroß"
verunglückten Matrosen angetrieben. Es
ist die Leiche des Obermatrosen Walmers-
kirchen aus Köln. Dieselbe wurde heute
Mittag in das hiesige Leichenhaus geschafft
und wird wohl, da der „Albatroß" aus
den hiesigen Gewässern fort ist, still be-
erdigt werden. — Für den Schiffer Griebel,
der vor reichlich vier Wochen im Sturm
sein Schiff verlor, wurde gestern ein zweites
ohlth ätigkeitskonzert unter den
Kurgästen veranstaltet. Dasselbe hat einen
Reinertrag von reichlich 300 Mk. ergeben,
so daß jetzt im ganzen 1000 Mk. für den
Manu zusammengekommen sind.
A Husum, 30. Juli. Die Zufuhr zum
heutigen Schweinemarkt belief sich auf 263
sog. Wagenferkel. Bei langsamem Handel
wurden im Allgemeinen vorwöchige Preise
gezahlt. Ferkel bedanken 4—9'/ 2 Mark,
ausnahmsweise auch etwas weniger. Bessere
bezw. ältere Waare, von welcher aber nur ļ
wenig am Markt, wurde mit 10—17 Mk.
pro Stück bezahlt. Am Schlüsse des ş
Marktes verblieb ein kleiner unverkaufter
Rest. Ausgeführt wurden größere und
kleinere Partien nach Tondern, Hanerau,
Neumünster, Garding und Tönning.
# Brciholz, 30. Juli. Der Schänk-
wirth Jacob Engellandt zu Wienböken
kaufte im vorigen Jahre vom Gemeinde
vorsteher Rohwer am Kaiser Wilhelm-
Kanal ein Grundstück, worauf noch eine
Beamtenwohnung des Bauunternehmers
Bering stand. In dem Gebäude beirieb
er die Wirthschaft weiter. Jetzt hat er
die Localitäten noch durch einen bedeutenden
Umbau vergrößert, und veranstaltete am
letzten Sonntag einen Einweihungsball.
Ta Herr Engellandt allgemein beliebt ist,
hatte sich ein'zahlreiches hiesiges und aus
wärtiges Publikum dazu eingefunden.
Engellandt gedenkt noch einen Lustgarten
anzulegen. Da beim Garten auch eine
Dampferbrücke ist, und derselbe auch eine
sehr geschützte Lage hat, kann es noch ein
schöner Aufenthaltsort für Sommeraus
flügler werden.
sss Fockbeck, 31. Juli. Die Roggen-
ernte sieht hierorts, falls noch einige Tage
trockenes Wetter bleiben sollte, ihrer Vollen
dung entgegen. Die Ernte ist durchweg
eine sehr befriedigende, namentlich die
Körner sind groß und mehlhaltig, auch
Stroh ist zur Genüge gewachsen. — Die
Jagd auf Wildenten ist auf den hiesigen
Feldmarken eine recht gute.
P Rendsburg, 31. Juli. Am nächsten
Sonntag, den 2. August, wird hier ein
Fest abgehalten, welches in Stadt und Land
mit großer Freude begrüßt zu werden
pflegt. Die Missionsgesellschaft unserer
Provinz gedenkt an dem genannten Tage
ihr M i s s i o n s f e st in unserer Ģtadt
zu feiern. Vormittags 9'/2 Uhr findet i»
der Christ- und Garnisonkirche der Fest
gottesdienst statt, zu welchem Herr Haupt-
pastor Jensen aus Breklum, der Be
gründer unserer einheimischen Mission,
bereitwilligst die Festpredigt übernommen
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schossen
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