Full text: Newspaper volume (1896, Bd. 2)

boot „Wols", ein Schwesterschiff von 
„Iltis", sollte im Herbst zur Ablösung 
nach Ostasien abgehen. 
Die Zahl der Schiffsverluste in unserer 
Marine ist eine ziemlich große, wenn sie 
auch hinter derjenigen anderer Nationen 
zurücksteht. Erwähnenswerth ist, daß der 
erste Schiffsverlust, der unsere Marine 
traf, sich gleichsam in den ostasiatischen 
Gewässern ereignete. Am 2. September 
1860 ging der damalige preußische Segel- 
schooner „Frauenlob", 1855 erbaut, der 
sich mit der gedeckten Korvette „Arkona" 
auf der Fahrt nach Jeddo befand, in einem 
Taifun unter, und 4 Offiziere, 1 Arzt und 
41 Mann fanden den Tod in den Wellen. 
Von aktuellen, Interesse ist eine Zusammen- 
stellung der weiteren Schiffsverluste der preu 
ßisch-deutschen Marine. 1861 ging die als 
Schulschiff in Dienst gestellte, 1848 erbaute 
Segelkorvette „Amazone" auf der Fahrt von 
der Elbe nach dem Mittelmeer an der nieder 
ländischen Küste mit Mann und Maus unter. 
5 Offiziere, 1 Arzt, 19 Kadetten und 120 
Mann fanden ein Seemannsgrab; nur 
wenige Wrackstücke brachten Kunde von 
dem schrecklichen Unglück. Nach langer 
Pause folgte 1878 der vielerörterte Unter 
gang des Panzerschiffs „Großer Kurfürst" 
unter dem Kommando des Kapitäns z. S. 
Grasen v. Monts, welches „KönigWilhelm" 
in den Grund rannte. Der versinkende 
Panzerkoloß riß den größten Theil der 
Besatzung in die Fluthen hinab, und 269 
Personen ereilte der Tod. An Jütlands 
Küste, in der sogenannten „Jammerbucht", 
strandete 1884 die Schiffsjungenbrigg 
„Undine" und ging vollständig verloren/ 
Glücklicherweise wurde die Besatzung bis 
auf den letzten Mann durch den Opfermuth 
der lvackeren Küstenbewohner gerettet. Der 
Untergang der Kreuzerkorvette „Augusta" 
im Sommer des folgenden Jahres im 
indischen Ozean brachte den Tod der ge- 
sammten, aus 9 Offizieren und 214 Mann 
bestehenden Besatzung mit sich. Das Meer 
verschlang Schiff und Besatzung spurlos; 
kein Wrackstück, keine Leiche wurde aufge 
funden. Alle Angaben über Zeit und Ort 
des Unterganges beruhen auf Vermuthungen. 
1889 folgte die gräßliche Katastrophe im 
Hasen von Apia, wo das Kanonenboot 
„Eber" mit 73 Mann, sowie der Kreuzer 
„Adler", von welchem 21 Mann ertranken, 
durch einen Cyklon total vernichtet wurden. 
Ein drittes Schiff, die Korvette „Olga", 
erlitt schwere Havarie. Im vergangenen 
Jahre, am 28. August, versank in der 
schreckensvollen Jammerbucht das Torpedo 
boot „8 41", und 13 Mann wurden von 
den Fluthen der Nordsee verschlungen. 
Als letztes deutsches Kriegsfahrzeug ist 
jetzt das Kanonenboot „Iltis" im fernen 
Osten versunken, und 70 deutsche Männer 
sind eine Beute der Wogen geworden. 
Viele Angehörige unserer Marine haben 
seit der Gründung den Tod für das Vater 
land in Friedenszeiten erlitten. 
Berlin, 30. Juli. Der „Reichs-Anz." 
veröffentlicht die genaue Namensliste der 
68 ertrunkenen Personen von den 
Mannschaften des Kanonenbootes „Iltis". 
Gerettet sind 11 Personen. Zweifel über 
die Rettung bestehen noch bei 4 Personen. 
— Dem „B. T." wird aus Shanghai 
über London gemeldet, daß nach näheren 
Nachrichten der „Iltis" mehrere Stunden 
vor dem Unfall nicht steuerbar gewesen 
ist. Trotz heldenmüthiger Anstrengung des 
Kapitäns und der Officiere sei es unmög 
lich gewesen, ihn aus dem Sturmbereich 
zu bringen. Zuletzt wurde das Schiff mit 
furchtbarer Gewalt an einen Felsen ge 
schleudert, während es 4 Knoten per 
Stunde machte. 11 Mann klammerten sich 
an die Trümmer des Schiffes und wurden 
ans Ufer getrieben. Der Commandant des 
deutschen Geschaders in Ostasien, Contre- 
admiral Tirpitz, begab sich auf dem Panzer- 
schiff „Kaiser" nach der Unglücksstätte. — 
Der neue Panzer IV. Klasse „Geyer" wird 
nach demselben Blatte als Ersatz für den 
untergegangenen „Iltis" nach Ostasien 
abgehen. 
Musternd. 
Außereuropäische Gebiete 
800 Nadeln im Körper. Eine der 
interessantesten Untersuchungen wurde mit 
den Röntgen-Strahlen inNew-Iork gemacht 
Dort lebt ein schönes, einundzwanzig 
jähriges Mädchen, Melvina Morford 
welches an der unheilbaren Manie leidet, 
Nähnadeln zu schlucken oder sich in's Fleisch 
zu stecken. Die Manie ist in aller Herren 
Ländern verbreitet und häufig zu beob 
achten, wie Chirurgen und Irrenärzte 
bezeugen können. Der Fall von Melvina 
Morford ist ein besonders interessanter, da 
sieschonüberhundertschmerzliche Operationen 
erduldet und die Aerzte nicht weniger als 
800 Nadeln aus ihrem Fleische entfernt 
haben. Das Mädchen leugnet, die Nadeln 
zu schlucken oder sich ins Fleisch zu stecken 
und man nimmt au, daß sie in Augen 
blicken der Geistesstörung, welche keine 
Erinnerung zurücklassen, ihrer Manie nach 
geht Die Nadeln wandern, wie dies zu 
den gewöhnlichen Erscheinungen gehört, in 
den Körper und verursachen der'Patientin 
die größen Schmerzen. Der behandelnde 
Arzt Dr. F. L. Burrows veranlaßte aus 
diesem Grunde jüngst eine Aufnahme des 
rechten Armes mittels der Röntgen'schen 
Strahlen, wobei man in dieiem Gliede 
nicht weniger als dreißig feine Striche 
wahrnahm, welche den Sitz der Nadeln 
verriethen, so daß ihre Entfernung wesent- 
lich erleichtert schien. Man entfernte auch 
diesen Anhaltspunkten entsprechend, auf 
der Stelle neun Nadeln, mußte dann aber 
in den Operationen innehalten, da der 
Blutverlust ein zu großer war. Nächstens 
ollen sie fortgesetzt werden. Das unglück 
liche junge Mädchen, das bei seiner Mutter 
lebt, steht unter beständiger Ueberwachung, 
und man kann sich gar nicht erklären, wie 
ie sich die Nadeln verschafft, die ihr dassLeben 
verbittern und ihre Gesundheit untergraben. 
Türkei. 
Auf Kreta haben sich die Mohamedaner 
neue Unthaten zu Schulden kommen lassen. 
Ein Bericht des Kommandanten des Kriegs 
schiffes „Linois" an den französischen Konsul 
bestätigt die Nachrichten über die Grausam 
keiten, welche dieMohamedaner in derProvinz 
Herakleion verübt haben. Die Mohamedaner 
plünderten, unterstützt von türkischen Sol 
daten, 4 christliche Dörfer, entweihten die 
Kirchen und mißhandelten die Christen. 
Italien. 
Rom, 30. Juli. Das Kriegsministerium 
erhielt aus Tschibuti über Marseille vier 
Briefe, die veröffentlicht werden. Sie 
enthalten Namensverzeichnisse von 700 
italienischen Unterofici er en und 
Soldaten, die in Schoa gefangen ge 
halten werden. Bei mehreren Namen 
ind einige Worte hinzugefügt, in denen 
die Bitte ausgesprochen wird, den be- 
treffenden Familien Mittheilung zu machen, 
daß die Gefangenen sich wohl befinden 
und daß sie hoffen, bald wieder nach dem 
Vaterland zurückzugelangen. 
Rom, 30. Juli. Während eines heftigen 
Gewitters brach in Spezia auf dem aus 
rangirten Panzerschiff „Roma", das als 
Depot für Kriegsmaterial diente, ein Brand 
aus, der mit Blitzesschnelle gewaltige 
Dimensionen annahm, sodaß das in der 
Nähe gelegene Pulvermagazin Panipaglia 
und das Kriegsschiff „Palestro", auf dem 
ich ebenfalls viele Explosionsstoffe be- 
inden, ernstlich gefährdet waren. Den 
äußersten Anstrengungen der Feuerwehr 
und der Mannschaften gelang es, das 
Pulvermagazin und den „Palestro" zu 
retten. Gegen die „Roma" wurden zwei 
Torpedo lancirt, die das Schiff zerstörten. 
Die aus acht Mann bestehende Bemannung 
derselben wurde gerettet. 
Rom, 30. Juli. Der schweizerische Ge 
sandte begab sich gestern nach der Consulta, 
um Visconti Venosta die Versicherung 
abzugeben, jdaß die Kantonalbehörden von 
Zürich alle Maßregeln ergriffen, um das 
Leben der Jta liener zusichern. Erhoffe, 
daß die Ordnung bald wieder hergestellt 
ein werde. Visconti Venosta dankte .für 
die Schnelligkeit und Energie der getroffenen 
Maßregeln. 
Schweiz. 
Zürich, 30. Juli. Nachdem über 1500 
italienische Arbeiter die letzte Nacht 
in einer Waldung bei Zürich zugebracht 
hatten, wobei sie Wachtfeuer angezündet 
und Wachtposten aufgestellt hatten, reisten 
re heute in großen Massen entweder nach 
entfernteren Orten oder nach Italien ab. 
Nachmittags rückten zwei Bataillone In 
fanterie und 80 Mann Cavallerie ein und 
besetzten Abends verschiedene Punkte. Die 
Züricher Regierung erließ Abends einen 
Aufruf, in dem die Bevölkerung unter 
Androhung von Strafen aufgefordert wird, 
die Thätigkeit der Polizei nicht durch 
Herumstehen zu hemmen. Abends hielt sich 
in der Vorstadt Außersihl viel Volk in den 
Straßen auf, doch ist die Ruhe bisher 
nicht gestört worden. Nachmittags wurden 
zwei Italiener von der Menge verfolgt. 
Sie vertheidigten sich durch Revolverschüsse 
und flüchteten in ein Haus, in dem sie 
belagert wurden, bis die Polizei sie befreite. 
Abends waren kaum noch 100 Per 
sonen vor der Kaserne versammelt, 
herrscht jetzt vollständige Ruhe. 
Abends würben noch einige Verhaftungen 
vorgenommen. 
Aus dem Zuchthause zu Kronthal zu 
entweichen versuchte der 21jährige Straf 
gefangene Sekulski, welcher dort eine acht 
jährige Strafe zu verbüßen hat. Auf 
seiner Flucht stieß er auf einen Militär 
posten, der ihm Halt gebot. Da der 
Flüchtling nicht Folge leistete, gab der 
Posten zwei Schüffe auf ihn ab, von 
welchen Sekulski ins Bein getroffen wurde. 
Er wurde wieder nach Kronthal zurück- 
transportirt. 
Frankreich. 
Paris, 30. Juli. Der Pseudo-Attentäter 
Frantzvis wird laut irrenärztlichem Gut 
achten als an Verfolgungswahn 
leidend in der Irrenanstalt Villejuif inter- 
nirt werden. 
Paris, 30. Juli. Schwere Unglücks- 
sälle bei Lustballonfahrten, welche sich 
während eines furchtbaren Unwetters, das 
über Paris herniederging, ereigneten, 
werden in Folgendem gemeldet: Ein 
Ballon unter Leitung des Luftschiffers 
Boiteux war mit drei Passagieren von 
dem Vororte Aubervilliers aufgestiegen. 
Als der Ballon sich über der Ebene von 
Mitry-Claye befand, platzte er und die 
Insassen stürzten zur Erde nieder. Alle 
vier wurden entsetzlich verletzt; einer ist 
bereits gestorben. — Ferner wird aus 
Neufmontiers bei Meaux gemeldet, daß 
dort aus einem von Paris herkommenden 
Ballon ein Mann von schwindelnder Höhe 
niederstürzte und völlig zerschmettert wurde. 
Es war der Luftschiffer Guillaume. 
Oefterreich-Ungarn. 
Wien, 30. Juli. Anläßlich des Un 
falles, den die deutsche Marine durch den 
Untergang des Kanonenbootes „Iltis" 
erlitten hat, schreibt das „Fremdenblatt": 
Auch in der Kriegsmarine Oesterreich- 
Ungarns empfindet man warme Theilnahme 
für das tragische Schicksal, welches die bis 
zum letzten Augenblicke pflichtgetreuen 
deutschen Seeleute betroffen hat. Die 
Männer der beiden Flotten, durch Traditionen 
kameradschaftlich - waffenbrüderlicher Ge 
sinnungen eng verbunden, gaben diesen 
Gefühlen wiederholt überzeugten Ausdruck. 
Das Beileid der' österreichisch-ungarischen 
Kriegsmarine kommt also von Herzen und 
wird in weiten Kreisen der Bevölkerung 
miiempfunden. 
£ Wien, 30. Juli. Der Expreßzug 
von Basel nach Wien ist bei Böheimkirchen 
in einen stehenden Schotterzug hineinge 
fahren. Verschiedene Wagen wurden zer- 
trümmert, einige Passagiere leicht verletzt. 
Die Lokomotive bohrte sich tief in die 
Erde hinein. 
Bulgarien. 
Sofia, 30. Juli. Die Fürstin von 
Bulgarien, die für den Sommer in dem 
Bergdorfe Rilo Selo, in der Nähe des 
berühmten Riloklosters, Wohnung genom 
men hat, mußte bei ihrer Abreise aus 
Sofia ein starkes militärisches Geleit in 
Anspruch nehmen, da sich in dem Berglande 
Rilo Dagh mehrere Räuberbanden gebildet 
haben, welche die Fürstin entführen 
wollten, um dann eine große Summe 
als Lösegeld zu verlangen. In der Um 
gebung von Rilo Selo wurden zahlreiche 
Verhaftungen vorgenommen. 
England. 
London, 30. Juli. Die gestrige Ver 
sammlung des socialistischen Con 
gresses war der Berichterstattung der 
verschiedenen Nationalitäten über die Be 
glaubigungsschreiben ihrer Delegirten ge 
widmet. Mehrere anarchistische Vertreter 
wurden unter großer Erregung zurück 
gewiesen. Sehr stürmische Auftritte fanden 
gegen Ende der Sitzung statt, als Millerand 
für 47 französische Vertreter die Erlaubniß 
nachsuchte, sich von den übrigen französischen 
Delegirten zu trennen, da letztere anar 
chistische Absichten verfolgten. Es kam 
dabei zum förmlichen Aufruhr, grobe 
Beschimpfungen fielen auf beiden Seiten 
Schließlich entschieden sich 14 gegen 5 der 
anwesenden Nationalitäten dafür, den 
Franzosen die Trennung zu gestatten. Da 
rauf vertagte sich der Congreß auf heute. 
Am frühen Morgen wurde ein polnischer 
Delegirter ausgewiesen, weil er im Ver 
dacht stand, ein Polizeispion zu sein. 
London, 30. Juli. Die Blätter kritisiren 
scharf die ungebührliche Ausdehnung der 
Berathung über rein geschäftliche Ange 
legenheiten und die Lärmscenen auf dem 
Socialisten-K ongreß. Die „Times" 
räth den englischen Arbeitern, zukünftig 
solchen Kongressen, deren Fiasko unver 
meidlich sei, fernzubleiben und „Daily 
Chronicle", das bisher auch Berichte in 
deutscher und französischer Sprache ver 
öffentlichte, giebt dies auf, so lange der 
Kongreß nicht zu ruhigen und sachlichen 
Erörterungen übergehe. 
Dänemark. 
Kopenhagen, 30. Juli. Das dänische 
Uebungsgeschwader, welches am 5. August 
von Kopenhagen abgehen und in Frederiks 
havn behufs Kohleneinnahme vor Anker 
gehen wird, wird am 11. August zwei 
Kanonenboote nach Skagen entsenden, um 
an der Enthüllungsfeier des Denkmals der 
mit dem deutschen Torpedoboote 8 41 
Verunglückten beizuwohnen. 
Inland. 
— Ueber einen neuen Ausspruch des 
Großherzogs von Weimar gegen die 
Mensuren schreibt man aus Weimar 
Vor 14 Tagen nahm der Großherzog nach 
Besichtigung eines Bataillons des 94. 
Jnf.-Regts-, dessen Chef er ist, an dem 
Essen im Offizierskasino theil. Hierzu 
waren auch die Vizefeldwebel der Reserve 
zugezogen. Mit Jedem derselben sprach 
der Großherzog einige Worte. Einem 
Vizefeldwebel (Corpsstudenten), dessen Ge- 
sicht bezeugte, daß er mehr als eine Mensur 
gefochten, frug der Großherzog: „Wieviel 
mal haben Sie gefochten?" —„Fünfzehn 
mal, Königl. Hoheit!" — Darauf drehte 
sich der Großherzog mit den Worten um: 
„Die Zeit hätte besser angewendet werden 
können." 
— Wie verlautet, soll die allgemeine 
Gehaltsaufbesserung der Königlichen 
Beamten vom 1. April 1897 ab in Kraft 
treten. Die Aufbesserung für die Subaltern 
beamten soll in der Weise geschehen, daß 
das Anfangsgehalt um 300 Mark und das 
vom Tage der Anstellung ab nach 18 
Jahren ju- erreichende Höchstgehalt um 
600 Mark erhöht wird. Bei den meisten 
Königlichen Subalternbeamten werde dem 
nach das Jahresgehalt ausschließlich des 
gesetzlichen Wohnungsgeldzuschusses bei der 
Anstellung 2100 Mark und das Höchstge 
halt 4200 Mark betragen. 
- Wie schon erwähnt, sind die wirth- 
ichaftlichen Corporationen aufgefordert 
worden, Erhebungen anzustellen, für welche 
Gruppen von Gewerbetreibenden ein Be 
dürfniß für Aufhebung des in der Gewerbe- 
ordnungsnovelle beschlossenen Verbotes des 
Detailreisens vorhanden sei. Dabei 
oll der „N. A. Z." zufolge festgestellt 
werden, welche Artikel durch Reisende 
unmittelbar an Consumenten abgesetzt 
werden und in welchem Verhältniß dieser 
Absatz zu dem Gesammtabsatz der be 
treffenden Waaren und Firmen steht. 
— An die Justizminister aller deutschen 
Bundesstaaten, wie an die Senate der 
reien Städte beabsichtigt der Deutsche 
Fleischer-Verband eine Eingabe zu richten, 
in welcher um Schaffung einheitlicher 
Beurtheilungs-Grundsätze in Sachen der 
Fleischschau gebeten wird. Gleichzeitig 
wird auch der Herbeiführung einer gleich 
mäßigen Rechtsprechung bei Uebertretung 
der für das Fleischergewerbe geltenden 
Polizeivorschriften das Wort geredet. 
Einer ungewöhnlichen Blutver 
giftung hat die Frau des Fischhändlers 
Sauer aus Weißeusee den Verlust ihrer 
rechten Hand zuzuschreiben Beim Hantiren 
mit Fischen wurde sie vor etwa 2 Wochen 
von den Schwanzflossen eines Hechtes leicht 
mit der Hand geritzt. Sie achtete der 
kleinen Wunde nicht, doch diese verschlim 
merte sich, wahrscheinlich durch Hinzutreten 
unreiner Stoffe, so sehr, daß die Hand 
abgenommen werden mußte. 
Bei Johannisburg in Ostpreußen ist 
kürzlich ein Luftballon mit zwei russischen 
Offizieren gelandet, die in Warschau 
aufgestiegen und durch den herrschenden 
Wind über die Grenze getrieben waren. 
Die Russen nahmen in einem Hotel der 
Stadt Quartier. 
Landrath v. Loebell, der Candidat der 
Conservativen im Wahlkreise Brandenburg- 
Westhavclland, erläßt nunmehr an seine 
Wähler einen Wahlaufruf, worin er er 
klärt, daß er „angesichts der schwierigen 
Verhältnisse des Wahlkreises sich der Pflicht 
nicht entziehen dürfe, unter Zurückstellung 
eigener Wünsche die Candidatur zu übet 
nehmen. Die schwere Nothlage, in der 
sich die Landwirthschaft befinde, erkenne er 
unumwunden an und werde, in den Reichs 
tag berufen, nicht nur alle Maßregeln 
der verbündeten Regierungen, die auf He 
bung dieses Nothstandes gerichtet sind, 
unterstützen, sondern auch mit seinen Ge 
sinnungsgenossen und den ihnen nahestehen 
den Parteien sich bemühen, Vorschläge zur 
Besserung der Verhältnisse unserer lonb 
wirthschaftlichen Bevölkerung zu machen 
und darauf gerichteten Anträgen beitreten." 
Insbesondere ist davvn Kenntniß zu 
nehmen, daß Landrath v. Loebell entschlossen 
ist, seine Stellung als Regierungsbeamter 
eventuell niederzulegen; er sagt: „Die 
Durchführung meiner Grundsätze wird mich 
nicht in Widerspruch mit meiner Stellung 
als Beamter bringen; sollte dies aber ein 
treten, so werde ich die meinen Wählern 
gegenüber übernommene Pflicht unter allen 
Umständen erfüllen." 
Ein seltenes Jubiläum feierte der Schuh 
machermeister und Hausbesitzer Friedrich 
Wilhelm Hempel in Lôweàrg i. Schl., 
und zwar das diamantene Bürger 
jubiläum. Hempel ist der älteste Ein 
wohner der Stadt und das älteste Mit 
glied der Schuhmacherinnung. 
Bekanntlich wurden im August 1895 
die Bergleute Schröder und Genossen in 
einemMeineidsproceß vor dem Schwur 
gericht zu Essen zu schweren Zuchthaus 
strafen verurtheilt. Eine Anzahl ange 
sehener, im öffentlichen Leben stehender 
Männer und bekannter Frauen hat nun 
beschlossen, ein Gnadengesuch zu Gunsten 
der Verurtheilten einzureichen. 
Nachdem die Gerichte in Köln das Ver 
mischen des Brotteiges mit altem Brot 
als Nahrungsmittel fälschung bc- 
straft hatten, stellte der Vorsteher der 
dortigen Garnisonbäckerei das Vermischen 
des Teiges mit altem Zwiebackbrot ein 
und erhielt darauf von Berlin die Anfrage, 
weshalb das geschehen sei. ZÄuf seine 
Antwort, daß die Gerichte das Vermischen 
des Brotteiges mit altem Brot als 
Nahrungsmittelfälschung bestraft hätten, 
ordnete das Kriegsdepartement zu Berlin 
an, daß die alten Zwiebackbrode wieder 
wie früher unter den Teig gemischt werden 
sollten. Hieraufhin hat die Staatsanwalt 
schaft iu solchen Nahrungsmittel-Fälschungs 
prozessen das Verfahren eingestellt. 
Eine für Badereisende bemerkens 
werthe Entscheidung hat kürzlich ein Kauf 
mann aus Offendach herbeigeführt. Dessen 
Gattin hielt sich drei Wochen in Soden 
im Taunus der Luftveränderung wegen 
auf und wurde zur Zahlung einer Kur 
taxe von 14 Mark herangezogen, deren 
Zahlung mit der Begründung, daß sie die 
Knreinrichtungcn nicht benutze, verweigert 
wurde. Die Gemeinde Soden wies diesen 
Einwurf zurück und drohte Pfändung an, 
worauf die Zahlung der Taxe erfolgte. 
Die seitens des Kaufmanns auf dem Ver 
waltungswege angestrengte Klage gegen 
die Gemeinde Soden fiel zu seinen Gunsten 
aus, das Landrathsamt in Höchst verfügte 
die Rückzahlung der Kurtaxe, die denn 
auch erfolgte. 
Gräfenhainichen, 29.Juli. Ein Ehren 
geschenk hat der Kaiser der Schützen 
gilde aus Anlaß des 150jährigen Jubel- 
'estes derselben durch den Landrath Frhrn. 
Dr. v. Bodenhausen überreichen lassen. 
Dasselbe besieht in einem 10 cm breiten, 
goldenen Brustschild, das im Hochrelief 
einen Schützenadler darstellt, über dem die 
preußische Königskrone schwebt. Das Schild, 
welches bestimmt ist, vom jedesmaligen 
Schützenkönig am seidenen Bande getragen 
zu werden, ist von der Kette des Hohen- 
zollernordens umrahmt und trägt die Um 
schrift: „Wilhelm II., König von Preußen, 's 
der Schützengilde zu Gräfenhainichen 1896." 
Bon einem Staatsanwalt in München 
erzählt die „Münch. Freie Presse" eine 
bezeichnende Aeußerung. Eine gegen den 
Redakteur der „Münch. Freien Preffe" 
angestrengter Majestätsbeleidigungsprozeß 
endete vor dem Schwurgericht mit der 
Freisprechung des angeklagten Redakteurs. 
Das gab dem damaligen Staatsanwalt 
— Guggenheimer — Veranlassung, an die 
Geschworenen die Frage zu richten, wie 
ie denn nur dazu gekommen wären, ein 
reisprecherrdes Urtheil zu fällen, worauf 
einer der Geschworenen antwortete, daß 
ihnen die Notiz keine Majestätsbeleidigung 
zu enthalten scheine, da sie sich ausdrücklich 
nur gegen einen Parlamentarier wende. 
„Das thut mir aber sehr leid", erwiderte 
darauf der Staatsanwalt. „Der Ange 
klagte ist ein ganz gefährlicher Demagoge. 
Auf den habe ich schon lange ge 
wartet." 
BrovtnzieLes. 
Ein entsetzliches Unglück hatte leicht am 
Sonntag Abend im Berens'schen Saale 
im Voßloch bei Barmstedt passiren können. 
In einer Tanzpause, währendderen die 
Lampen angezündet wurden, fiel plötzlich 
einer der großen Kronleuchter herunter, ,, 
ohne glücklicherweise irgend Jemanden zu 
treffen. Die Wucht des Sturzes «war so 
gewaltig, daß der Fußboden des Saales 
an der Fallstelle total durchschlagen war. 
Der Kronleuchter, sowie die darin befind 
lichen Lampen waren vollständig zer 
trümmert. 
Büsum, 28. Juli. Am Herrenstrande 
wurde heute Morgen die Zweite Leiche 
der bei dem Unglück auf dem „Albatroß" 
verunglückten Matrosen angetrieben. Es 
ist die Leiche des Obermatrosen Walmers- 
kirchen aus Köln. Dieselbe wurde heute 
Mittag in das hiesige Leichenhaus geschafft 
und wird wohl, da der „Albatroß" aus 
den hiesigen Gewässern fort ist, still be- 
erdigt werden. — Für den Schiffer Griebel, 
der vor reichlich vier Wochen im Sturm 
sein Schiff verlor, wurde gestern ein zweites 
ohlth ätigkeitskonzert unter den 
Kurgästen veranstaltet. Dasselbe hat einen 
Reinertrag von reichlich 300 Mk. ergeben, 
so daß jetzt im ganzen 1000 Mk. für den 
Manu zusammengekommen sind. 
A Husum, 30. Juli. Die Zufuhr zum 
heutigen Schweinemarkt belief sich auf 263 
sog. Wagenferkel. Bei langsamem Handel 
wurden im Allgemeinen vorwöchige Preise 
gezahlt. Ferkel bedanken 4—9'/ 2 Mark, 
ausnahmsweise auch etwas weniger. Bessere 
bezw. ältere Waare, von welcher aber nur ļ 
wenig am Markt, wurde mit 10—17 Mk. 
pro Stück bezahlt. Am Schlüsse des ş 
Marktes verblieb ein kleiner unverkaufter 
Rest. Ausgeführt wurden größere und 
kleinere Partien nach Tondern, Hanerau, 
Neumünster, Garding und Tönning. 
# Brciholz, 30. Juli. Der Schänk- 
wirth Jacob Engellandt zu Wienböken 
kaufte im vorigen Jahre vom Gemeinde 
vorsteher Rohwer am Kaiser Wilhelm- 
Kanal ein Grundstück, worauf noch eine 
Beamtenwohnung des Bauunternehmers 
Bering stand. In dem Gebäude beirieb 
er die Wirthschaft weiter. Jetzt hat er 
die Localitäten noch durch einen bedeutenden 
Umbau vergrößert, und veranstaltete am 
letzten Sonntag einen Einweihungsball. 
Ta Herr Engellandt allgemein beliebt ist, 
hatte sich ein'zahlreiches hiesiges und aus 
wärtiges Publikum dazu eingefunden. 
Engellandt gedenkt noch einen Lustgarten 
anzulegen. Da beim Garten auch eine 
Dampferbrücke ist, und derselbe auch eine 
sehr geschützte Lage hat, kann es noch ein 
schöner Aufenthaltsort für Sommeraus 
flügler werden. 
sss Fockbeck, 31. Juli. Die Roggen- 
ernte sieht hierorts, falls noch einige Tage 
trockenes Wetter bleiben sollte, ihrer Vollen 
dung entgegen. Die Ernte ist durchweg 
eine sehr befriedigende, namentlich die 
Körner sind groß und mehlhaltig, auch 
Stroh ist zur Genüge gewachsen. — Die 
Jagd auf Wildenten ist auf den hiesigen 
Feldmarken eine recht gute. 
P Rendsburg, 31. Juli. Am nächsten 
Sonntag, den 2. August, wird hier ein 
Fest abgehalten, welches in Stadt und Land 
mit großer Freude begrüßt zu werden 
pflegt. Die Missionsgesellschaft unserer 
Provinz gedenkt an dem genannten Tage 
ihr M i s s i o n s f e st in unserer Ģtadt 
zu feiern. Vormittags 9'/2 Uhr findet i» 
der Christ- und Garnisonkirche der Fest 
gottesdienst statt, zu welchem Herr Haupt- 
pastor Jensen aus Breklum, der Be 
gründer unserer einheimischen Mission, 
bereitwilligst die Festpredigt übernommen 
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