rbttrg.
II
Adresse
ochenbl.
llchtiges
r.
hestr.
l
udlung
Garten-
Kiel.
ir
b. Kiel.
:r wird
n zu,n
nges
:i sami-
Frank.
Loht,
ruhiges
tenser.
,nnug
liebsten
. 362.
mit Zu-
. Osjerll
cht... an
iblattes.
:. 480.
raße 10.
Laden
416.
vorne
miethen.
ISO.
>bcr
Stuben,
I U. s.w.
31 c.
I ist mit
er d. I.
ien,
tie zum
»alle.
gen Be-
:ei.
traße.
Mrschen-
458.
ber
) vorne
ethpreis
> hinten.
95.
ier und
miethen.
Nr. 704
mer mit
261.
b aus 5
rabe.
immern,
■ ruhige
str. 4.
er
agust zu
. 593.
;üge.
-sie).
îiel.
3 Uhr.
1 „
Nr. 7.
Krscheint ch.
Hlelldsburger
Bezugspreis:
Vierteljährlich 2 Ji.—, frei ins Haus geliefert
2 Ji 15 A f
für Auswärtige, durch die Post bezogen
2 Ji 25 ê>
fee!. Postprovision rc., jedoch ohne Bestellgeld.
Inserkionspreis: pro Petitzeile IS A.
'pod^nfiM
Arltestes und gelesenstes glatt Im Kreise Kendsdnrg.
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten.
GNster Jahrgang.
j Bei Betriebsstörungen
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung
diejes Blattes vorbehalten.
Als Beilagen
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das
Matt „Mode und Heim" gratis beigegeben.
3600 Abonnenten.
Wo. 177.
Ireitag, den Bl. Zutt
1896.
Morgen-Depeschen.
Kiel, 30. Juli. Der Kaiser ist heute
Abend 9^2 Uhr an Bord der „Hohen
ivllern" hier eingetroffen.
Hamburg, 30. Juli. Die Hamburger
Bark „Reinbek", Kapitän Joergensen, ist
ststern, 40 Meilen von Prawle Point, im
ïanal gestrandet. Die Kohlenladung
gerieth durch Selbstentzündung in Brand.
Die Ladung ist total verloren, die Besatzung
jedoch gerettet.
__ Berlin, 30. Juli. Der Herzog von
Tachsen-Koburg-Gotha sandte aus Bad
Assingen an den Staatssekretär des
jsieichsmarineamts, Admiral Hollmann, an
läßlich des Untergangs des „Iltis" ein
inniges Beileidstelegramm.
Berlin, 30. Juli. Aus Dresden wird
gemeldet, daß im Befinden der Königin,
welche von rheumatischen Beschwerden heim-
gesucht wird, eine Besserung eingetreten ist.
Die Königin wird am Montag auf drei
Wochen nach Rehefeld reisen.
Berlin, 30. Juli. Nach der „Staats
bürgerztg." ist die jetzt vorgenommene
Verhaftung der neun Personen in der
Dhorner Landesverrathssache der Abschluß
fines seit einem Jahre schwebenden Ver
fahrens; denn der Militärbehörde sei es
"ereits vor mehr als Jahresfrist bekannt
^worden, daß Pläne von den Thorner
Festungswerken und andere militärische
Geheimnisse fortgesetzt an das benachbarte
'instand verrathen wurden. Seit vorigem
gerbst hätten Berliner Polizeibeamte das
8eweismaterial zur Uebersührung der
rchuldigen gesammelt. Unter den Ver-
laftelen sollen sich nicht nur Helfershelfer,
andern die am Landesverrath activ be
teiligten Personen befinden.
Berlin, 30. Juli. An der Pariser
Ausstellung wird sich, wie als ziemlich
gcher mitgetheilt wird, die Stadt Berlin
fitheiligen.
Mainz, 30. Juli. Die Familie des
aahnarzies Bernhardt liegt an einer
»iorphiumvergistung darnieder. Ein
lind ist todt, die Untersuchung ist finge-
eitet.
Langenargen am Bodensee, 30. Juli,
das Württembergische Schleppboot Nr. 4,
us welchem beladene Eisenbahnwagen
tansportirt wurden, kenterte bei der Ein-
ahrr in den hiesigen Hafen. Die Mann-
hast ist gerettet. Die Ursache des Un-
alls ist noch nicht aufgeklärt.
Budapest, 30. Juli. In einem nahe
fim Rathhause gelegenen Colonialwaaren-
' »I'l 'I I«
Am Manne dunkler chewatten.
Roman von Elfried v. Hohenstein. 20
„Widerwillen? Das mag wohl kein ganz zntreffen-
k Ausdruck sein," wandte Waldenburg ein, welchen
! Prahlerei, die er wieder aus den ersten Worten des
>nkce heraus gehört zu haben glaubte, verdroß. „Aer-
c und Mißvergnügen, das lasse ich eher gelten, denn
bst ein Nabob wird, meiner Ansicht «ach, in solchem
Äe nicht gleichgiltig bleiben, weniger der verlorenene
Umme wegen, als weil so fortgesetztes Fehlschlagen
zt und erbittert. Unter der glänzenden Gesellschaft,
wir hier um uns versammelt sehen, befindet sich ge-
>ß gar mancher, der, wie Sie es thun, sich heimlich zn-
twört: „Nun und nie wieder!" Ick gehe indeß jede
Ate ein, daher morgen bei dem ersten Klingelzeichen
> Ort und Stelle ist, und wenn mich die Umstände
ht zwängen, abzureisen, würde ich sicher dasVer-
siigeil haben, auch Sie in einem dieser Säle zu be
sitzen."
„So? Meinen Sie wirklich? Seheich wie ein vom
hieltensel Besessener aus?" rief Norton offenbar
chst belustigt, indem er sich laut lachend zurücklehnte.
„Aber William," flüsterte ihm die alte Dame verwei-
>d zu.
Er füllte sein Glas, trank es aus und f»hr dann
1: „Nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich glaube
mi. daß Sie sich zu beit Menschenkennern rechnen diir-
. Bei mir liegt es ettvas anders. Ich habe mir
en ziemlich scharfen Bück angeeignet, weil ich mit
>en Schichten der Bevölkerung verkehren mußte. Bei
s drüben strömt vieles ziisammen: arme, ehrliche
mdwcrker, arbeitsscheue Individuell, verbninmette
ibjektc mit einem „von" vor dem Namen, Künstler
a Gelehrte, Leute, benen der deutsche Bodeil zu heiß
^cr den Füßen »vnrde, und Männer, die für ihre
äst und ihren Schaffensdrang einen großen Wir-
jgskreis branchen. Um diese verschiedenen Eleinente
Pig zu erkennen und von einander z„ joudern, ae-
P kein oberflächliches Beobachten, »nd so erwirbt
Ϋ sich denn — nachdem man wiederholt tüchtig Lehr-
geschäft zu Fünfkirchen explodirten eine
Menge Raketen, welche für ein Feuerwerl
bestimmt waren. Die Anzahl der Ber
w undeten beträgt mehr als 100. Die Au
ge stellten jenes Geschäfts, die sich in dem
Ranme befanden, verbrannten bis zur
Unkenntlichkeit. Auch der Inhaber
des Ladens, Johann Köszl, befindet sich
unter den Opfern. Der Bürgermeister
der Stadt wurde schwer verletzt. Die
polizeiliche Untersuchung stellte fest, daß
die Explosion dadurch entstand, daß Köszl
in seinem eisernen Gcldschranke Schieß
pulver aufbewahrt hatte. Als er heute
Morgen die Kasse öffnete, fing das Pulver
Feuer, da Köszl eine Cigarre geraucht
haben soll. Der Geldschrank wurde in die
Höhe geschleudert, er durchschlug die Decke
und das Schaufenster. Hierdurch entzün-
deten sich die Raketen, und der Laden
stand im Moment in hellen Flammen.
Steine und die Mobilien wurden auf eine
Entfernung von 200 Metern auf die
Straße geschleudert und dadurch viele Ver
letzungen herbeigeführt.
Budapest, 30. Juli. Die erst erbaute,
noch gar nicht eröffnete neue Centralmarkt
halle steht in Flammen. Der ganze innere
Raum brennt, sämmtliche Feuerwehren der
Hauptstadt sind zur Brandstelle ausgerückt
und mit der Löschung der inneren Räume
beschäftigt. Das Dach ist eingestürzt.
Pest, 30. Juli. In der Ortschaft Coe-
ara wurde eine Zigeunerin, die als Hexe
verschrien war, von den Bauern Nachts
m Bett überfallen und gefesselt ins Ge
birge geschleppt, wo man sie auf einem
mit Petroleum getränkten Scheiterhaufen
verbrannte.
Laibach, 30. Juli. In der Irrenanstalt
hicrselbst zerschmetterte ein tobsüchtiger
31jähriger Arbeiter einem 16jährigen
jungen Manne, mit dem er eine gemein-
ame Zelle hatte, den Kopf.
London, 30. Juli. Dem „Daily Chro
nicle" zufolge wird das russische Kaiser
war die Königin Victoria in Balmoral
besuchen.
Paris, 30. Juli. In Port-au-Prince
zerstörte, wie aus Haiti gemeldet wird,
eine Feuersbrunst hundert Häuser. Der
Materialschaden beläuft sich auf 1 Million
Pfund Sterling.
Paris, 30. Juli. Meldungen aus
Madagaskar besagen, daß die Unruhen da-
elbst fortdauern. Dicht bei der Hanpt-
ladt wurden vier Kolonisten ermordet,
mehrere Dörfer wurden niedergebrannt
und die Einwohner getödtet. Ein Trans
Port kranker französischer Soldaten ivurde
von 2000 Rebellen angefallen.
St. Petersburg, 30. Juli. In Auge
legenheit der Chodinsky-Katastrophe, deren
Untersuchung durch kaiserlichen Utas ein-
gestellt ist, macht der Zar die Stadtbehörden
verantwortlich. Der Stadthauptmann sol
entlassen und mehrere Beamte versetzt
werden.
Montreal, 30. Juli. Eine Feuers
brunst zerstörte heute Morgen einen
großen Theil der Gebäude, die zu der für
1897 geplanten internationalen Ausstellung
gehören. Der Schaden wird auf 200 000
Dollars geschätzt.
Rußlands Frontwechsel
gegenüber der Türkei.
, Die Meldung, daß der Zar persönlich
die Initiative zu einem schärferen Bor-
gehen Rußlands gegen die Türkei ergriffen
und dem Fürsten Labanow entsprechende
Weisungen dazu gegeben habe, ist wohl
geeignet, die Aufmerksamkeit der politischen
Welt auf sich zu ziehen. Es mag immer
hin sein, daß die erwähnte Meldung in
ihrer äußeren Form nicht ganz dem that-
achlichen Hergang der Dinge entspricht,
und besonders erscheint es zweifelhaft, ob
Kaiser Nikolaus die ihm im Gespräch niit
dem russischen Reichskanzler in den Mund ge-
legten scharfen Aeußerungen über die
Doppelzüngigkeit der russischen Politik
wirklich gethan hat. Der inneren Wahr-
cheinlichkeit entbehrt aber die Nachricht
ihrem wesentlichen Inhalt nach nicht, und
manche Anzeichen aus der letzten Zeit
prechen für die Richtigkeit der Meldung,
die wir zur besseren Beurtheilung hier im
Wortlaut wiederholen:
„Erst vor wenigen Tagen erhielt der
Kaiser von privater Seite ein reichhaltiges
und in's Einzelne gehendes Material über
die jüngsten Gewaltthaten der Türken,
nicht nur in Kanea, sondern auch in ver-
chiedenen Ortschaften Kleinasiens. Diese
Mittheilungen machten auf den Kaiser
einen tiefen Eindruck. Er ließ sofort den
Minister des Auswärtigen Fürsten Lo-
banow-Rastowski zu sich nach Peterhos
rufen, machte ihn mit dem Inhalt der
Aktenstücke bekannt und gab ihm die
Weisung, unverzüglich der Botschaft in
Konstantinopel den Befehl zugehen zu
lassen, bei der Pforte in energischer Weise
Vorstellungen zu erheben. Der Kaiser
soll sich zu Lobanow-Rostowski etwa wie
folgt ausgesprochen haben: „Die Türkei
scheint uns hintergehen zu wollen. Ich
kann und will aber nicht gestatten, daß
diese Gräuelthaten weiter fortgesetzt werden,
bis vielleicht der letzte christliche Unter
than des Sultans abgeschlachtet worden
ist. Dies muß nun ein Ende haben; die
Türkei hat es an Versprechungen nicht
fehlen lassen; jetzt ist die Zeit da, wo
diese Versprechungen erfüllt werden müssen.
Nachher ließ der Kaiser den Fürsten Uch
tomski, den Herausgeber und Chefredac
teur der Peterbnrgskija Wjedomosti, zu sich
rufen, stellte ihm sämmtliche Aktenstücke
zur Verfügung und beauftragte ihn, eine
Campagne gegen die türkische Regierung
zu eröffnen."
Beim Lesen dieser Mittheilung fragt
man sich unwillkürlich, wer dem Zaren
wohl das Material hierzu überliefert
haben mag. Es scheinen dabei starke Fa-
milien-Einflüsse im Werke gewesen zu sein.
Die Zarin-Wittwe ist eine Schwester
Königs Georg von Griechenland, und
dessen Gemahlin, die Königin Olga, eine
russische Prinzessin. Prinz Georg von
Griechenland ist ein Freund des Kaisers
Nikolaus II., dem er bekanntlich auf der
Weltreise bei dem Mordanschlag eines ja
panischen Banditen das Leben rettete.
Griechenland kann offfciell die Kreter in
ihrem Widerstande selbstverständlich nicht
unterstützen, sondern ist genöthigt, die
ihm durch die europäischen Großmächte
auferlegte politische Zurückhaltung zu be
obachten. Gleichwohl muß es das nächste
und lebhafteste Interesse daran haben,
daß dem Niedermetzeln der ihm blutsver
wandten Christen endlich ein Ende gemacht
werde. Es ist daher wahrscheinlich, daß
die verwandschaftlichen Beziehungen zum
Zaren vom griechischen Königshof dazu
benutzt worden sind, den Kaiser Nikolaus
zur energischen Stellungnahme gegenüber
der Türkei in dieser Angelegenheit zu be
wegen. Der thatkräftige Schritt des
Zaren bedeutet einen Wechsel in Ruß-
lands Haltung zur hohen Pforte. Er ist
wesentlich aus jenem verwandschaftlichen
Einfluß zu erklären und würde sonst räth-
elhast sein, weil Rußland an sich selbst
kein besonderes politisches Interesse an
Kreta haben kann. Der Zar, welcher das
weichherzige Temperament seiner Mutter
besitzt, ist bekanntlich gemüthvollen Ein-
lüssen zugänglich, und der Eindruck, den
das große Unglück auf dem Chodinsky-
Felde in seiner Seele zurückgelassen hat,
trug gewiß dazu bei, ihn für solche ge
fühlsreichen Wandlungen noch empfäng
licher zu machen. Durch den Frontwechsel
des Kaisers Nikolaus hat auch die russische
Presse bereits thatsächlich ihre Sprache
gegenüber der Türkei völlig geändert. Zu
begrüßen ist der Schritt des Zaren be
sonders deswegen, weil er der bisherigen
molluskenartigen Haltung der Großmächte
ein festeres Rückgrat verleiht, und man
kann nur wünschen, daß er seine volle
Wirkung ausüben und den türkischen
Gräuelthaten an den Christen auf Kreta
endlich ein Ziel setzen möge.
Zum llBtctflang kr „ZW".
Der Untergang des Kanonenbootes
„Iltis" in den nordchinesischen Gewässern,
das furchtbarste Unglück unserer Marine
seit der Katastrophe von Samoa am
16. März 1889, beschäftigt alle Gemüther.
„Iltis" ist seit 1878 fast ununterbrochen
in außerheimischen Gewässern stationirt
gewesen und zeichnete sich unter seinem
vorletzten Kommandanten, dem Kapitan-Lt.,
jetzigen Korvettenkapitän Jngenohl, im
japanisch-chinesischen Kriege wiederholt aus;
namentlich griff das Kanonenboot vor
Tamsui an der Nordwestküste Formosas
während eines Aufstandes der Einheimischen
sieg- und erfolgreich ein. Fortwährend
kreuzte das Schiff in den Küstengewässern
und lief wiederholt die großen chinesischen
Flußläufe hinauf, um die deutsche Reichs-
stagge zu zeigen und die deutschen Ansiedler
vor Ausschreitungen zu schützen. In den
letzten Monaten unternahm „Iltis" gemein
sam mit dem Kreuzer 2. Klasse „Prinzeß
Wilhelm" eine Kreuztour nach den mittel-
und südchrnesischen Gewässern, wo Unruhen
befürchtet wurden. In Shanghai, wo
„Iltis" am 9. Juni eintraf, erhielt das
Schiff Segelordre nach Nangking u. Chefoo.
Am 23. Juni erreichte „Iltis" den Hafen
von Chefoo und kreuzte seit der Ankunft
in den dortigen Gewässern, bis es am
vergangenen Donnerstag in dem furchtbaren
Taifun unterging.
Bereits seit längerer Zeit beabsichtigte
die Marineverwaltung, das Kanonenboot
in die Heimath zurückzuberufen. Das
Schiff hatte bereits einmal Heimathsordre
erhalten. Die Unterkunftsräume waren
für die Mannschaften äußerst mangelhaft,
und eine Grundreparatur des Schiffes
schien erforderlich. Das reparirte Kanonen-
!
geld bezahlt hat — eine gewisse Uebung, in der Seele
zu lesen. Das veranlaßt mich, Ihne» zu sagen — na
türlich mit einer aberiiialigen Bitte um Entschuldig-
uiig — daß Sie alle Ursache haben, die Uiilstäiide,
welche Ihnen kein längeres Bertveilen gestatt»», zu
segnen; denn ich sah selten jemand mit gleicher Lei
denschaft spielen. Nicht morgen, nicht übermorgen,
nicht in Wochen hätten Sie sich losgerissen."
„Und »nenn nicht? Das Spiel ist kein plebejisches
Vergnügen. In beii vornehmsten Klubs, in den'höch
sten Kreisen greift man zu den Karten. Das ist durch
aus kavaliermäßig. Uebrigens gestehe ich Ihnen, daß
ich nicht gewöhnt bin, über mein Thun und Lassen ur
teile» zu hören," entgegnete Waldenburg hochmütig.
„Dieses Recht ivürde ich nicht einmal einem Freunde
oder Vertvandtcii geben."
Erschrocken legte Rosa die Hand auf seinen Arni, und
auch die alte Dame machte eine unruhige Bewegung,
nur das Mädchen blieb regungslos. Der eisige, ab
weisende Ausdruck wich nicht von betn schönen Gesicht.
„Keine Ursache, sich beleidigt zu fühlen," sagte Nor
ton mit gutmütigem Lächeln, indem er eine Flasche
entkorkte. „Die Absicht, etivas Verletzendes zu sagen,
lag mir fern, und darüber, ob eine Sache kavaliermäßig
ist oder nicht, muß ich mich des Urteils enthalten ; denn
ich bin kein Kavalier, sondern was man einen jelbstge-
machten Mann nennt."
„Letzteres glanbie ich bereits zu erraten."
„So? Das freut mich, freut mich aufrichtig! Denn
»utrr uns gesagt, ich bin stolz darauf, es zu sein. Und
liuii werben Sie auch begreiflich finden, daß ich — der
Mann der strengen Arbeit und des bedächtigen Bor-
wärtsschreilens — mich nicht indenWirbelhineinreißen
lasse, der viele in dieTiefe zieht, sondern vielmehr diese
Spiekivlit, diese Sucht, durch blinden Zufall und ohne
daß man einen Finger zu rühren oder sein Gehirn anzu
strengen braucht ein Vermögen zu erbeuten, denn er-
iverbeii turnt man das natürlich nicht neiinkn, za den
socialen Krankheitserscheiiiniigen rechne. Deshalb hät
ten Sie sich morgen vergebens nach mir umgesehen. Ich
bin min seit acht Tagen hier und habe Erfahrungen
gesammelt, mit welchen mau ein Buch zu füllen ver
möchte. E Einem unglücklichen Opfer des Leichtsinns
loniite ich sogar noch rechtzeitig die helfende Hand
reichen. Bei diesem, hoffe ich, hat die bittere Lehre ge
fruchtet, und er wird vielleicht dereinst zu den Män
nern gehören, die dem Staate uiib der Menschheit nützen.
Sollte mich freuen, wenn icheserführe! Das war frei
lich der einzige Fall, der mein Mitgefühl erregte.
Glncksjäger, Personen, denen Lust und'Fähigkeit fehlt,
irgend einen Erwerbszweig zu ergreifen, oder Senfe'
die genug gethan zu haben glauben, weil sie die Gnade
hatten, als Söhne reicher Familien ans die Welt z»
koiiimen, und die, Gott und iureii Nebennlenschc!! grol
lend, von Unglück und Schickfalsschlägen sprechen, weil
sie selbst durch maßlose Verschwendnug sich der Mög
lichkeit beraubten, ihr faules, vornehmes Bnmmellebeii
sortznführen, beklage ich allerdings nicht. Wenn solch-,
durch eigene Schuld Gescheiterte, denen der grüne Tisch
»» günstigsten Fall znin Sprungbrett dienen soll, von
dem sie sich neuerdings mitten in den tollsten Strudel
des Lebeiisgeuusses hiueiilstürzeil köniieu. liutergehen,
um nie wieder aufziiiaucheil, so sind sie, weiß der
Himmel! kein Wort des Bedauerns wert."
„Nein, lvabrhaftig nicht, und rbensolvenig ein Wort
der Warnung," sagte das Mädchen herb. Zum ersten
Male hatte sie die Lippen geöffnet.
„Nur gut, daß ich endlich ein Thema gefmiden habe
ivciches Dich interessiert," bemerkte der alte Manin
„Ich glaubte schon, Du seiest ganz und gar verstummt.
Das ist doch sonst Deine Art und Weise nicht. Das
Treiben sängt wohl an Dir langweilig zu werden?
Hast auch recht! Es ist das ewige, wenig erquickliche
Einerlei. Wir wollen morgen unsere Reise fortsetzen.
Willst Du nicht ein Glas Champagner trinken?"
Sie streckte die Hand nach dem dargebotenen Glase
ans. Eine schillernde Goldschlange mit Nnbinaiiqeil
funkelte an ihrem Arm.
„Du irrst, wenn Du meinst, daß ich mich langweile,
Onkel," erwiderte sie. „Mein Schweigen müßte Dir
eigentlich als Beweis des Gegenteils dienen. Gerade
wenn ich recht nachteilige Eindrücke empfangen habe
vergesse ich zulveilen über iiieiire Gedanken, die nnab
lässig sich mit ihnen beschäftigen, zu reden. Ist es »ich
so, Tante?"
„Ja, ja; aber ich gestehe, daß ich es ebenfalls vor
ziehe, wenn Du in mitteilsamer Laune bist," erwidert
diese, ein gewisses Unbehagen verratend.
Der Herr, welcher vorhin Norton begrüßt hatte, ka,
jetzt ivieder, und zwar mit einer größeren Gesellschaft
Matt stellte noch eiiicu ztveiten Tisch in das Bosquet
rückte ihn, nach höflicher Bitte um Erlaubnis, dicht ai
den bereits vorhandenen, und bald entspann sich ein
lebhafte Unterhaltuiig, an welcher auch die bishe
Schtveigsame teilnahm. Mit der ihm zu Gebote stehen
den weltmännischen Geioandtheit gelang es Walden
burg, sie in ein Gespräch zu vertvickcln und sie ging an
den leicht scherzenden Ton, den er anschlug, ein, doö
ihr Lächeln blieb so eisig, daß es seltsam gegen die mi
feurigen Augen, und den tiefen, dunklen, weichen Klan,
der Stimme abstach. Allmählich tvar sie es aber, die sici
der Unterhaltung bemächtigte, ganz unauffällig uui
jedes Vordrängen vermeidend, vieles nur im Fluge strei
send, uni bei anderem desto länger zu verweilen, ii
eigentümlich fesselnder, bald melancholischer, bald über
mittiger Weise sprechend, immer aber köstliche Geistes
frische, klares Urteil und glutvolles Empfinden zeigen!
und sich dabei streng in den Grenzen haltend, die eine
feinfühlendeii und etwas stolzen Weltdame gezogen sind
„Bitte, liebe M»la»ie, gieb mir mein Spitzentuch/
sagte die alte Frau, „der Wind Hai sich ein wenig erbo
ben."
Waldenburg horchte ans. Er wußte im ersten Angen
blick nicht recht, welche unklare Erinnerung in ihm auf
tauchen wollte, dann fiel es ihm ein. Hugo nannie jc
damals jenes Mädchen, das ihn umgarnt hatte, di,
Tochter des allen Wucherers Lintz, auch Melanie.
„Ein Name, den man selten hört," bemerkte er, dat
Tuch, welches über einer Stuhllehne hing, mit höfliche,
Berbeilgniig überreichend, 43,16*
„Ja, sehr gewöhnlich ist er nicht," erwiderte Norton.