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-»> 89 stet Jahrgang. <*e-
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Als Beilagen
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das
Blatt „Mode und Heim" gratis beigegeben.
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Wo. 175.
Mittwoch, Hen 29. Juli
1896.
Morgen-Depeschen.
Bergen, 28. Juli. Heute Morgen be
sichtigte der Kaiser das Schulschiff „Stein".
Heute Abend nimmt der Kaiser das Diner
beim deutschen Consul Mohr ein und trifft
am Donnerstag Abend oder Freitag früh
wieder in Kiel ein.
Berlin, 28. Juli. Die „N. A. Z."
bemerkt zu der Meldung deutscher Blätter
über die Flottmachung des französischen
Passagierdampfers „General Chanzy" durch
die „Gefion", daß diese thatsächlich am
direkten Befehl des Kaisers dem „General
Chanzy" zu Hilfe kam. Was Berliner
Blätter nach Pariser Zeitungsberichten
über den Aufenthalt in Stalheim berich
teten, gehöre in das Gebiet der Phantasie.
Der Kaiser habe weder vorher etwas von
der Ankunft der Franzosen gewußt, noch
habe er besonders die Anwesenheit der
französischen Touristen in dem von ihm
bewohnten Hotel bemerkt.
Berlin, 28. Juli. Das Kollekiivvorgehen
der Mächte in Athen steht unmittelbar
bevor.
Braunschweig, 28. Juli. In der Feld-
schlößchen-Brauerei streiken alle Arbeiter
wegen des Engagements eines nichtsocialisti-
schen Kellermeisters aus Hannover; die
übrigen Brauereien entsandten Hilfs-
v"beiter.
Königsberg i. Pr., 28. Juli. Bei dem
gemeldeten Eisenbahnunfall bei Schelecken
ist die dortige Eiscnbahndrehbrücke über die
Deime vollständig zertrümmert worden und
«er Schiffsverkehr für längere Zeit ge
hemmt. Maschine und Kohlenwagen fuhren,
da ne Drehbrücke geöffnet war, in den
östuß.
Münster, 28. Juli. Auf dem hiesigen
Truppenübungsplatz ist beiMannschaften
des 78. und 91. Infanterie-Regiments die
Ruhr ausgebrochen; es sind etwa 30
Soldaten erkrankt. Die Ursache liegt an-
scheinend im Trinken kalten Wassers bei
der großen Hitze.
München, 28. Juli. Zwei Radfahrer,
Brüder, wollten kurz vor Passiren des
Jsartholbahnzuges bei Pullach noch das
Ge - überqueren. Plötzlich brauste der
Zug ^ecan, er erfaßte den einen der Brüder
und zermalmte ihn. Der Andere kam mit
dem Schrecken davon.
London, 28. Juli. Die internationale
Föderation der Marine- und Dockarbeiter
petitionirt bei allen Arbeitgebern um Lohn
erhöhung der Hafenarbeiter. Sollten die
Forderungen nicht bewilligt werden, so
wird in vierzehn Tagen ein Generalstreik
von einer Million Arbeiter ausbrechen.
London, 28. Juli. Der Prozeß gegen
Dr. Jameson und Genossen ist nunmehr
beendet. Die Geschworenen fällten den
Wahrspruch „Schuldig" gegen sämmtliche
Angeklagte. Dr. Jameson wurde zu 15
Monaten Gefängniß ohne Zwangsarbeit,
Major Willonghby zu 10 Monaten, Major
White zu 7 Monaten, Coventry, Grey und
Oberst White zu je 5 Monaten Gefängniß
verurtheilt.
London, 28. Juli. Die Rede des
deutschen Abgeordneten Singer auf dem
Eröffnungsmeeting des Socialistenkongresses
wird von den hiesigen Blättern wieder
gegeben und dabei bemerkt, daß Singer's
Erklärungen ein würdiges Nachspiel zum
Aller Zwischenfall bildeten. Die Fran-
zosen hätten ihm bereits bewiesen, daß die
Jnternationalität nicht mehr ziehe. Singers
Erklärungen würden in London voraus
sichtlich ebenfalls erfolglos bleiben.
Paris, 28. Juli. Das hiesige Blatt
„Nord", das in russischen Angelegenheiten
zumeist gutunterrichtet ist, schreibt: Wenn
der Zar ins Ausland reise, dann werde
er auch Frankreich besuchen. Bisher sei
jedoch noch kein Reiseprogramm definitiv
festgestellt worden.
Paris, 28. Juli. Mehrere Blätter
weisen auf die Nothwendigkeit hin, die
ranzösische Nordgrenze, insbesondere Man-
beuge, stärker zu befestigen, nachdem die
Errichtung des preußischen Feldlagers bei
Malmedy bewiesen habe, daß Frankreich
ans die Neutralität Belgiens im Kriegs-
alle nicht wird zählen können.
Paris, 28. Juli. Der Nordpräfekt hat
den Maire von Lille, Delory, der während
der Unruhen aus Anlaß des Socialisten-
congresses seine Pflichten gröblich verletzt
habe, auf einen Monat vom Amt sus-
pendirt.
Neapel. 28. Juli. Prinz Minutolo,
Großprior des Maltheserordcns, wurde von
einem entlassenen Portier überfallen und
durch 17 Schnittwunden, welche ihm der-
elbe mittelst Rassirmessers beibrachte, schwer
verletzt. Der Attentäter ist verhaftet.
Wien, 28. Juli. Hier sistd infolge der
rit mehreren Tagen anhaltenden großen
Hitze mehrere Hitzschläge mit tödtlichem
Ausgange vorgekommen. Eine Frau ver-
äel auf offener Straße in Tobsucht.
Florida, 28. Juli. Während der Neger-
este ist es hier zu blutigen Kämpfen
zwischen Negern und Weißen gekommen,
bei denen 18 Personen getödtet und mehrere
schwer verletzt wurden.
Ausland.
Außereuropäische Gebiete.
Bekanntlich wurde Japan in der Nacht
des 15. Juni von einer großen Ueber
schwemmung heimgesucht. Nach den
jetzt veröffentlichten amtlichen Berichten
der Präfekten der drei betroffenen Distrikte
sind bei der Ueberschwemmung 17 000
Menschen ums Leben gekommen. Die
Fluthwelle muß in geringer Entfernung
von der japanischen Küste entstanden sein.
Vielleicht war die Ursache eine plötzliche
Erhebung des Ozeanbettes an der Spitze
der großen Tuscarora-Tiefe. Auf einer
Strecke von 300 engl. Meilen ergoß sich
die theilweise 80 Fuß hohe Welle von
Südwesten nach Nordosten über die Küste
Die 6000 Einwohner zählende Stadt
Kumashi, welche 10 englische Meilen von
den Eisengruben gleichen Namens liegt,
ist völlig zerstört. Nur wenige von den
Bewohnern sind gerettet worden. In der
PräfekturJwate sind 14 000 Menschen
ums Leben gekommen. 4000Häuser
wurden von den Wässern mit fortgerissen,
als sie zurücktraten. In der Präfektur
Miyagi stehen auf der Todtenliste 3103
Personen. 973 Häuser wurden zerstört.
In der Präfektur Aomori kamen 300
Personen um. Im Ganzen sind 17 403
Personen getödtet, 555 verletzt und
4973 Häuser zerstört worden. Der envrme
Menschenverlust schreibt sich namentlich ans
dem Umstande her, daß die Katastrophe
nächtlicher Weile hereinbrach. Die Japaner
begeben sich frühzeitig zur Ruhe, stehen
aber bei Tagesanbruch auf. Den größten
Theil ihrer Arbeit verrichten sie vor Mittag.
Als die See sich um 8 Uhr Abends erhob,
lagen die meisten Leute im Bette. Keine
Warnung eilte dem Unglück voraus. Einige
wollen allerdings vorher leise Erdstöße
verspürt haben. Aber es sind wenig übrig
geblieben, welche genauen Bericht über den
Vorgang erstatten können. Das entstandene
Elend ist geringer, als man vermuthen
ollte. Tie meisten sind eben eine Beute
des Todes geworden. Den Nothleidenden
wird Reis geschickt. Auf der See war
wenig von der Fluthwelle zu bemerken.
Die Fischer kehrten zurück uno fanden ihr
Heim nicht mehr. Nach den letzten Nach
richten beträgt die Zahl der Umge
kommenen 30000. In der Präfektur
Tulipan-
lgstraße.
Ģge.
Kaff«).
nur pikan-
1er, höchst
n und die
en. Uebri-
Im Mnns dnrrliker HewEer».
Roman von Elfried v. Hohenstein. 16
Wohl war eS Rosa, als falle eine Centnerlast von
hrem Herzen; doch mit dem Jubel über die frohe
Botschaft mischte sich ein Gefühl der Beschämung und
Iraner. Sie beklagte, sich solch fassungsloser Aufreg
ung hingegeben und dadurch ihr Geheimnis entschleiert
to haben.
Schweigend schritten sie der Billa z«, deren erleuch.
kte Fenster wie Sterne durch dar Lanbgewoge blink
en. Die Gcwal' des Ungcwitters begann sich zu erschöp
fn. Daê Gewölk zerriß stellenweise. Der Sturm ließ
toch; nur in den Baumkronen sauste und rauschte er
loch.
Als beide des kleine trauliche Haus betreten und
°>e zum ersten Stockiverk führende Treppe erstiegen
»tten, blieb Rr 'a stehen. „Richard!" klang es so bit.
Ichd und Mitleid heischend von ihren Lippen, als wolle
Jt vor dem stumm und ablehnend verharrenden Mann
äedersinken und ferne Verzeihung erflehen.
»Nicht der heurige Abend verriet mir, waS in Dei-
Herzen vorgeht ich wußte es längst," sagte er, seine
Newegnng mühsaiil bekämpfend. „In der ersten Stunde
"fferes Wiedersehens gabst Du mir die Antwort auf
*ue Frage, welche ich scheidend an Dich richtete. Wenn
to glauben könnte, daß meine Worte Dir überharrpt
toch etivas gelten..."
„D Richard, wie kannst Du nur so sprechen!" schluchzte
„Glaube doch nicht, daß Du mir jetzt weniger teuer
Jt als früher."
„So würde ich D ch warnen vor Albert von Wal-
’ örirg," fuhr er fmi. die Unterbrechung nicht beach
es ist seinem Blick und Wesen, was
llößt. Trotz seiner Hartnäckig-
Pillen durchzusetzen, halte ich
Winde."
und faltete die Hände. Wie
anzusehen in ihrer deuiutsvollen
und rührend klang die mit leiser
Stimme gegebene Errvidcriing: „Ich werde stets den
Eltern gehorchen, denn ich bin mir bewußt, wie un-
endlich viel ich ihnen danke. Ueber meine Handlungen,
über meine Zukunft mögen sie bestimmen. Ich gehöre
mir selbst nicht an, sondern denen, die mich, die hilf,
lose Waise aufnahmen und mir Schutz und Heimat bo-
ten. Aber was gleich einer seligen Offenbarung über
mich kam, das kann ich nicht vergessen wie einen flüch
tigen Traum. Es wird mit mir leben und mich in die
Ewigkeit geleiten."
„Ich weiß eS wohl. Wenn die Liebe in eine Seele,
wie in die Deine, einzieht, so schlägt sie für immer
Wurzel. Frei bist und warst Du. Die Eltern fordern
kein Opfer von Dir und mich könnte nichts auf der Welt
bewegen eines anzunehmen." Rosa wandte sich er
schrocken zu ihm. Klang da nicht ein schriller Schmer-
zenslant aus der Stimme des doch sonst jeder Aeußer
ung weichen Gefühles abholden Richard? Ach nein, es
mußte Täuschung gewesen sein. Der getvöhnliche Aus-
druck ernster Ruhe sprach auch jetzt aus seinen Zügen,
als er ihr die Hand reichte mit den Worten: „Begieb
Dich zur Ruhe. Um mich brauchst Du Dir keinen Knin-
mer zu machen. Ich bin nicht der Mann, den eine ge
scheiterte Hoffnung in unheilbaren Trübsinn stürzt!"
„Nein, Du wirst nicht zu Grunde gehen, weil ich
Dir fehle, aber er bedarf meiner, um sich selbst wie
derzufinden," flüsterte sie, schon auf der Schwelle ihres
Stübchens stehend.
*
* *
„WaS ist denn mit dem Mädchen vorgegangen ? Seit
länger als einer Stunde suchen wir mit wahrer Her
zensangst nach ihr," sagte eine strenge Stimme, als
die Thür sich eben hinter Rosa schloß. Reck, der aus
dem Wohnzimmer getreten war und dessen sonst so
freundliches Gesicht jetzt den Steurpel der Unzufrie
denheit und des Mißbehagens trug, hatte die tadelnde
Aeußerung gemacht und fügte, nachdem er seines Soh
nes kurze Erklärung vernommen, hinzu: „Ich muß
ein ernstes Wort mit ihr sprechen. Es ist Zeit, daß ich
es thue."
Jwate allein sind 25 043 Personen umge
kommen, 1244 verletzt und 5030 Häuser
fortgeschwemmt worden.
Frankreich.
Paris, 28. Juli. Li-hung-tschang nahm
in Lyon an dem von der dortigen Handels
kammer ihm zu Ehren veranstalteten großen
Dejeuner theil. Beim Besuch des Weberei-
Museums äußerte er, daß er sein mög
lichstes thun werde, um ein herzliches Ein
vernehmen zwischen Frankreich und China
zu erzielen. Um 4 Uhr Nachmittags reiste
Li-hung-tschang nach Saint-Etienne weiter,
wo er um '/26 Uhr eintraf. Hier be
suchte er im Laufe des heutigen Vor
mittags die Waffenfabriken, deren Betreten
sonst sniemand, nicht einmal dem Maire
der Stadt, erlaubt ist.
Paris, 28. Juli. Aufsehen erregt eine
Touloner Meldung des Jntransigeant, wo
nach in der vorgestrigen Nacht drei
italienische Torpedoboote unauffällig
sich dem Touloner Hafen näherten und
an dem Sainte Margueritefelsen anlegten.
Eines der Boote, die allesammt von der
Hafenwache für französische gehalten wur-
den, drang sogar bis zu den Pontons des
Touloner Kriegshafens vor. Am folgenden
Morgen fand man am Pontongeländer
folgende befestigte Visitenkarte: „ Eduardo
Girosi, Schiffslieutenant, Kommandant des
Torpedos 135 in Spezia." Alle drei
italienischen Boote waren nach diesem
kühnen Wagestückchen ruhig wieder in das
offene Meer hinausgefahren und davon
gedampft.
Spanien.
Madrid, 28. Juli. Mit dem Vertreter
eines Genueser Hauses war seitens der
Regierung ein Vertrag über den Ankauf
von gepanzerten Kreuzern abge-
chloffen worden. Wie es nunmehr heißt,
weigert sich das Haus, den Vertrag zu
ratificiren. Die Nachricht hat große Er
regung hervorgerufen. Gerüchtweise ver
lautet, die Bereinigten Staaten hätten die
Kreuzer angekauft.
Rußland
Petersburg, 28. Juli. Wie verlautet,
wird die Kaiserin von Rußland ihren
Gemahl auf dessen Reise höchstens nach
Wien und Berlin begleiten.
England.
London, 28. Juli. In der Untersuchung
des Untergangs des „Drummond
Castle" vor dem Handelsamte erfolgte
gestern der Urtheilsspruch. Der Gerichtshof
fand nichts, was dem Kapitän zum Vorwurf
der Pflichtvernachlässigung gemacht werden
könnte, stellte jedoch fest, daß das Schiff
mit zu großer Schnelligkeit ohne zwingenden
Grund gefahren ist.
London, 27. Juli. Bei der heutigen
Swansea-Regatta um die Town-Cup mußte
die Kaiseryacht „Meteor", da ihr der Mast
zerbrochen und der Klüverbaum fortgerissen
wurde, die Wettfahrt aufgeben.
London, 28. Juli. Das Parlaments
mitglied Burt erhielt ein Schreiben von
dem Leiter der deutschen Gewerkver
eine, Max Hirsch, worin letzterer den
lebhaften Wunsch der Vereinigung der
deutschen Gewerkvereine zum Ausdruck
bringt, mit den britischen Trade-Unions
zusammenzuwirken, gleichzeitig bedauert er,
daß es den Gewerkvereinen nicht möglich
sei, der Einladung zu dem gegenwärtigen
Congreß Folge zu leisten, da dieser
sozialistische Ziele in sein Programm
aufgenommen habe.
Inland.
„Aber heute nicht mehr, wenn ich Dich bitten darf,"
wandte Richard ein. „Ich selbst wünsche mit Dir und
der Mutter eine Unterredung zu haben. Wir müssen
uns klar werden über das, was künftig zu geschehen
hat. Wenigstens, so weit die Sache mich direkt betrifft,
bin ich entschlossen, keinen Zrveifel bestehen zu lassen."
Die alte Frau war auch herbeigekommen und hatte
die letzten Worte gehört. Sie kannte den Sohn zu ge
nau, um nicht zu wiffen, daß diese Ruhe nur der Schild
war, hinter dem er mühsam sein wahres Empfinden
verbarg.
„Kommt herein," bat sie. auf das geöffnete Zim>
mer deutend. „Ihr legt, glaube ich, beide dem Vorfall
größere Wichtigkeit bei, als er hat. Es giebt nun ein
mal Dinge, die außerhalb aller Reflexionen stehen.
Unter dem Einfluß eines plötzlichen Schreckens kann
es schon geschehen, daß man sich zu einem unüberleg
ten Schritt hinreißen läßr. Man muß Geduld haben
mit dem Kinde. Ich hoffe bestimmt, ja ich bin überzeugt,
daß alles noch eine bessere Wendung nimmt."
„Was verstehst Du darunter?" fragte Richard, und
aus seinen Angen brach ein Zornesstrahl. „Nein,es kann
und rvird nicht bester werden in dem Sinne, wie Du es
meinst. Der so lange mit Borliebe gehegte Plan muß
begraben sein. Ick bin kein Mensch, der Üeberschwäng-
liches verlangt. Rosas schlvefterlich rrrhige Zuneigung
hätte mir genügt. Ich iväre zufrieden gewesen mit
einem sreundlichen Lächeln, mit einem guten Wort, mit
dem Bewußtsein, daß es ihr wohlgefällt in dem Heim,
weiches sie mit mir teilt. Jetzt ist'- vorüber mit die
sen bescheidenen Hoffnungen.' Um keinen Preis würde
ich ein Weib, das ein anderes Bild im Herzen trägt,
an mich fesseln oder auch mir an meiner Seite dulden.
Der Gedanke: „Die da neben mir lebt, betrachtet sich
>vie eine Gefangene, sie spricht mit mir, sie begrüßt
mich, wenn ich heimkehre, und steht meinen, Hause vor,
weil sie dazu gezwungen ist, oder roeil sie sich einbildet,
durch strenge Pflichterfüllung eine Schuld der Dank
barkeit tilgen zu müssen, aber ihre Seele hat nichts
mit alle dem zu thrrn, denn die ist längst das Eigen-
Berlin, 28. Juli. Der „Reichsanzeiger"
meldet jetzt die Verleihung des Kronen
ordens II. Klasse an Professor Roentgen
in Würzburg.
— Es gewinnt schon jetzt den Anschein,
als ob das von dem preußischen Gesetzent
wurf über die Zwangs organisation
des Handwerks zu erstrebende Ziel in
vielen Fällen auf dem Wege der Ge
nossenschaftsbildung zu erreichen
versucht werden soll. Seit vier Jahren
ist durch Reichsgesetz die Form der Ge-
noffenschaften mit beschränkter Haftung zu
gelassen. Wie sehr sie einem wirklichen
Bedürfniß entspricht, geht aus der bestän
digen Zunahme ihrer Anwendung hervor.
In den Jahren von 1892 bis 1. Juli
1895 wurden im Ganzen 629 solcher Ge
nossenschaften mit einem Gesammtcapital
von 289 Millionen Mark gegründet, tvobei
ich bezüglich des Kapitals Schwankungen
vom Mindestbetrage von 20 000 bis zu
12 Millionen Mark ergaben.
— Gegen die Lustbarkeitssteuer
beabsichtigt der Allgemeine deutsche Musiker-
Verband eine Petition an das Finanz
ministerium zu richten. Während bisher
nach den mehrfach von den Unterbehörden
ergangenen Bescheiden Jnstrumentalconcerte
blos einer Anmeldung bedurften, unterliegen
auch sie, der neuen Verfügung zufolge,
einer stempelpflichtigen polizeilichen Ge
nehmigung.
tum eines anderen geworden" — könnte und würde
mich zur Raserei bringen. Auf Lug und Trug wäre
unsere Ehe anfgebant. Von RosaS Seite beständiges
angstvolles Bemühen, die unbezwingliche Sehnsucht,
den nagenden Gram zu verbergen, von meiner Seite
unaufhörliches, unwillkürliches Belauschen jedes Blickes
und jeder Miene. In diesem aufreibenden Kampfe
müßten Würde und Selbstachtung untergehen. Für eine
solche Existenz bin ich nicht geschaffen. Rosa bleibt
meine Schwester. Meine Bruderrechte, mein Recht als
Freund gebe ich nicht auf, nnd sollte ihr jemals ein
Kummer nahen oder eine Kränkung zugefügt werden,
so bin ich bereit, für sie einzutreten mit aller Entschie
denheit und jedem gegenüber."
Seine Hand ballte sich bei diesen Worten, und sein
Blick voll finsterer Energie ließ die bangende, betrübte
Mutter ahnen, an wen er dachte.
„Und so sei eS nochmals und zum letzten Mal ge
sagt," fuhr Richard fort, „der Plan, dem ich mit Freu
den zustimmte, besteht nicht mehr für mich, und wenn
ich eine Bitte anssprecheii darf, so ist eS die: nie mehr
seiner nnd der nun für immer aufgegebenen Wünsche
und Hoffnungen, die ich hegte, Erwähnung zu thun. —
Ist es mir auch heute, als hätte sich etwas losgerissen in
meinem Innern und eine tiefe Wunde hinterlassen, ver
bluten werde ich mich nicht daran, rveil ich nicht will,
weil ich noch eine Lebensaufgabe babe nnd eS feig und
jämmerlich finde, sich von, Schmerz unterjochen zu las
sen. Ich komme schon zurecht mit mir selbst, und was sich
in meiner Brust regt. was sich rebellisch ausbauen möchte,
das zwinge ich nieder. Es soll mich nicht beherrschen! In
diesem Streit bleibe ich Sieger. Und nun gute Nacht!"
Mit raschem, festem Schritt ging er zur Thür,
kehrte aber nochmals zurück, reichte dem Vater die
Hand, küßte die feuchten Augen der Mutter und ent
fernte sich dann.
»In eine Verbindliiig Rosas mit Waldenburg wil- ;
Hgeu, hieße gegen meine Ueberzeugung handeln. In die»
sein Punkte nicht nachgeben, ist Gewiffenssache für
mich," erklärte Reck mit großer Bestimmtheit. 43,16*