Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

sich folgende Notiz: Es soll auf privatem 
Wege aus Friedricheruh die Mittheilung 
hierher gelangt sein, daß bei der Unter 
redung des Kaisers mit dem Fürsten Bis 
marck der Wiedereintritt des Grafen 
Herbert Bismarck in das preußische 
Staatsministerium erörtert worden sei. 
Die „Schles. Zig." hat direkte Be- 
Ziehungen zu den speziellen Freunden des 
Fürsten Bismarck und des Grafen Herbert 
Bismarck. Von dieser Seite würde eine 
solche Notiz nicht an die Oeffentlichkeit 
gelangen, wenn man nicht einen solchen 
Wiedereintritt des Grafen Bismarck in das 
Staatsministerium nach dem Ergebniß der 
Unterredung in Friedrichsruh für möglich 
hielte. 
— Wie Freiherr v. Stumm sich ge 
wöhnt hat, die Person desKaisers 
für seine Zwecke auszuspielen, beweist auch 
folgender Vorgang, der aus dem 
„Königreich Stumm" berichtet wird. Die 
Stadt St. Johann, deren Banngrenze 
am Fuße des Halberges sich hinzieht, auf 
welchem Frhr. v. Stumm sein Schloß be- 
sitzt, hat vor vier Jahren eine Erweiterung 
ihres Bebauungsplanes ausarbeiten lassen. 
Gegen diesen Bebauungsplan hat Frhr. 
v. Stumm Einspruch erhoben. In Gegen 
wart des städtischen Baumeisters und des 
die Einsprache prüfenden Regierungs 
assessors Schmidt von Trier hat damals 
der Vertreter des Einspruch erhebenden 
Frhrn. v. Stumm, sein Schwager, 
Kommerzienrath Büking zur Stollberg- 
Brebach geäußert: „Wenn die Gemeinde 
St. Johann die geplante Erweiterung 
nach dem Halberg zu trotz des Einspruchs 
meines Schwagers aufrecht erhält, wird 
derselbe Sr. Majestät darüber 
Vortrag halten, um Abhilfe 
zu schaffen!" Soweit kam es nun 
allerdings nicht, indem schon der Bezirks- 
ausschuß zu Trier der Verwaltung von 
St. Johann aufgab, unter Fallenlassen 
der Fluchtlinienlegung bis in die Nähe 
des Halberges ein anderes Projekt vorzu 
legen. 
— Landgerichtsdirector Brausewetter 
ist plötzlich erkrankt, so daß er gestern ven 
Vorsitz der zweiten Strafkammer am Land- 
gericht I nicht führen konnte; es mußte 
deshalb der Landgerichtsrvth Grandke für 
ihn einspringen. Director Brausewetter 
hat sich dem Vernehmen nach so über- 
arbeitet, daß er sich entschloß, sich einer 
Kur zu unterziehen. Er begab sich demnach 
gestern mit seinem Bruder, einem Arzt, 
und einem Freunde nach dem Kurhause 
für Nervenkranke des Dr. Gnauck zu Pankow, 
Breitestraße 32, wo er in kurzer Zeit 
wiederhergestellt zu werden hoffen durfte. 
Während aber der Bruder mit dem diri- 
girenden Arzt der Anstalt Rücksprache nahm, 
änderte Direktor Brausewetter seinen Ent- 
schluß und ließ sich durch kein Zureden 
zum Bleiben bewegen, so daß die beiden 
Herren sich mit ihm wieder entfernen mußten. 
Berlin, 23. Dez. Am Maschinenhaus 
derGewerbeausstellung im Treptower 
Park stürzte heute Vormittag ein 17 Meter 
hohes Gerüst ein infolge Bruches eines 
Netzriegels. 4 Arbeiter stürzten in die 
Tiefe: sie wurden sämmtlich verletzt und 
mußten in das Krankenhaus transportirt 
werden. Hier wurden bei einem Arbeiter 
lebensgefährliche Verletzungen festgestellt, 
die anderen drei sind nur leicht verletzt. 
Der deutsche Schooner „Hulda" ist 
unweit Greifswald untergegangen. Der 
Capitän und ein Mann der Besatzung sind 
ertrunken. 
Breslan, 20. Dec. Schon wieder eine 
neue politische Partei hat sich 
gebildet, es scheint demnach noch immer 
nicht genug zu sein, nämlich die Gründung 
einer christlich-socialen Ver 
einigung für Schlesien. Diese 
will weder mit Stöcker noch mit den Nau- 
mann'schen Schwarmgeistern zu thun haben, 
vielmehr auf eigene Hand die Welt be 
glücken. Wie sich die conservative Partei 
dazu stellen wird, darüber darf man neu 
gierig sein. 
Wie aus Niesky gemeldet wird, haben 
in einem dortigen Gasthose ein fein ge 
kleideter Herr und ein hübsches, junges 
Mädchen, beide angeblich aus Berlin, 
Selbstmord verübt. 
Gegen den Tabakverkauf der 
Gastwirthe am Sonntag hat der 
Frankfurter Detaillisten-Verein eine Eingabe 
an den Reichstag gerichtet. Die Sonntags 
ruhe habe, so heißt es in der Petition 
unter Anderem, abgesehen von einzelnen 
Härten vor Weihnachten, immer mehr 
Boden und Anerkennung in den Kreisen 
des Detailhandels gefunden. Eine Branche 
aber, der Cigarrenhandel, erleide schwere 
wicht legte. So waren auch sie quitt. Ein 
hartes Wort aus seinem Munde hörte sie 
nie, ein freundliches Wort selten, nnd ein 
freundliches, geschweige denn ein liebreiches 
Wort verlangte er auch nicht von ihr. 
Kein Wunder, daß die beiden jungen 
Herzen unter solchen Umständen früh ge 
lernt hatten, sich aneinander anzuschließen, 
und daß der gegenseitige Anschluß mit den 
Jahren, wie die Vaterliebe mehr und mehr 
erkaltete, immer deutlicher den Charakter 
eines innigen, unauflöslichen Liebesbundes 
angenommen hatte. 
(Fortsetzung folgt.) 
Schädigung, weil anderen Gewerbe 
treibenden, den Gastwirthen, der Cigarren - 
und Tabakverkauf auch in den Sonntags- 
ruhestunden erlaubt, den Cigarrenhändlern 
aber verboten sei. Die Einschränkung, 
daß die Wirthe nur „zu sofortigem Genuß" 
verkaufen dürfen, sei schwer kontrollirbar, 
es habe sich ein schwunghafter Sonn 
tags-Cigarrenhandel im Wirthschafts 
betrieb entwickelt. Die Eingabe fordert 
die Ergänzung des Gesetzes vom 1. Juli 
1891 durch den Satz: „Der Verkauf von 
Cigarren, Cigaretten und Tabak an Sonn- 
und Feiertagen außerhalb der gesetzlich 
freigegebenen Stunden ist Jedermann 
verboten." 
Eine Judenhetze mit komischem 
u s g a n g hat sich in Genthin in den 
letzten Tagen abgespielt. Die Filiale 
eines Berliner Manufakturgeschäfts hatte 
eine Kinderbescherrung zum Christfest 
öffentlich in Aussicht gestellt. Inhaber 
von Konkurrenzgeschäften reizten in 
Inseraten gegen den „Berliner Juden" 
auf. Solche Kinder, die sich von einem 
Nichtchristen beschenken ließen, müßten von 
der Beschenkung ausgeschlossen werden, die 
in Genihin alljährlich durch allgemeine 
Wohlthätigkeit ins Leben gerufen wird. 
Auch der erste Herr Pastor des Städtchens 
prägte den Kindern in der Schule ein, 
daß sie nicht zu einem Nichtchristen gehen 
und bescheeren lassen sollen. Schließlich 
stellte es sich heraus, daß der wohlthätige 
Inhaber des Manufakturgeschästs gar k ein 
Jude, sondern ein guter Christ 
und in Berlin sogar Vorstandsmit 
glied der französischen Kirchen 
gemeinde ist. 
Bielefeld, 20. Dec. Die Vergangenheit 
des antisemitischen Reichstagsabgeordneten 
Jskraut scheint eine noch dunklere zu 
sein, als man bisher schon angenommen 
hat. Die konservative „N. Wests. Volksztg." 
macht darüber in einer Polemik wegen 
des antisemitischen Sondervorgeheus in 
Halle-Herford einige recht bedenkliche An 
deutungen. Sie bemerkt, Jskraut sei den 
Personen, denen er sich jetzt als größeres 
lirchlich-konservatives Licht gegenüberstelle, 
zur größten Dankbarkeit verpflichtet, weil 
sie ihm in hoffnungsloser Lage 
mit christlicher Barmherzigkeit die Hand 
zu thatkräftiger Hülfe reichten, ihn zu 
retten suchten und zum Theil sogar 
ihre Haut für ihn zu Markte trugen. 
„Hätten die Ravensberger Christen Jskraut 
damals nicht in barmherziger Liebe für 
den geordneten Pastorenberuf zu retten ge 
sucht, so stände nach menschlicher Rechnung 
der Wahlkreis Halle-Hersord noch heute 
sicher." — Warum sagt das konservative 
Blatt nicht offen heraus, wovor man Jskraut 
hat retten müssen? Es ist aber schon be- 
zeichnend genug, daß man einen so künstlich 
Aufgerichteten gut genug für einen Reichs- 
tagsabgeordneten hielt. Für die Wähler 
Jskraut's in Eschwege - Schmalkalden ist 
das etwas weniger als schmeichelhaft. 
Hannover, 19. Dec. Eine bedeutende 
Gasexplosion fand, wie kurz gemeldet, 
heute Morgen 7 Uhr im Hause des Schlach 
ters Strauchmeyer, Nicolaistraße 18 A, statt, 
und richtete im ganzen Hause, sowie in 
dem Nachbarhause großen Schaden an. Die 
Bewohner schliefen meist noch, als ein 
furchtbarer, donnerähnlicher Knall erfolgte. 
Das Haus wankte wie bei einem Erdbeben 
Zugleich entstand ein Krachen und das 
Klirren von Fensterscheiben. Die erschrockenen 
Bewohner wurden in ihren Betten mit 
einem dichten Glassplitterhagel überschüttet 
und theils mit Thüren und Fensterrahmen 
bedeckt. Im Nu war in ihren Wohnungen 
eine große Verwüstung angerichtet, Thüren 
mit sammt den Füllungen wurden in M 
Stuben geschleudert, Schränke umgeworfen, 
Gardinen und Vorhänge herabgerissen, 
Lampen, Spiegel, Bilder und Nippsachen 
zertrümmert, überall entstand ein vollstän 
diges Chaos. Die Explosion war in der 
im Parterre belegenen Küche in dem Augen 
blicke erfolgt, als das Dienstmädchen die 
Küche mit einer brennenden Lampe betreten 
wollte. Das Mädchen wurde am Kopfe 
und den unbedeckten Körpertheilen verbrannt; 
es ward zu Boven geschleudert und blieb 
besinnungslos liegen. Nachdem ein benach 
barter Arzt die erste Hülfe geleistet hatte, 
wurde die Verletzte nach dem Krankenhause 
geschafft. In der Küche lag alles wild 
durcheinander, der Verputz war von der 
Decke herabgerissen, Thüren und Fenster 
zersplittert. Eine zwischen der Küche und 
dem Schlachterladen befindliche Holzwand 
mit Glasscheiben war zusammengebrochen, 
daß Schaufenster auf die Straße geschleudert, 
ein Sockelstück ausgebrochen, die Wand nach 
der Hausemfahrt war an mehreren Stellen 
bedenklich geborsten, die schwere Hausthür 
lag auf der gegenüberliegenden Straßen 
seite. Bis in das fünfte Stockwerk des 
noch neuen Hauses hinaus war die gleiche 
furchtbare Zerstörung bemerkbar, aber merk 
würdiger Weise nur an der einen Seite 
des Corridors, die Wohnungen der anderen 
Seite zeigten nur ganz geringe Beschädi 
gungen. Dagegen bot das an der Küchen 
seite liegende Nachbarhaus dasselbe Bild 
der Zerstörung. In den Läden und Woh 
nungen bis in das oberste Stockwerk hinauf 
waren die Scheiben zersplittert, Fenster 
und Thüren eingedrückt und größtentheils 
zerbrochen. Auch in den benachbarten 
Häusern der Carolinenstraße waren an der 
Hinterfront viele Scheiben zertrümmert. 
Es ist wirklich als ein Wunder anzusehen, 
daß außer dem Dienstmädchen niemand 
verunglückt ist. 
Dresden, 20. Dec. Im hiesigen öffent- 
lichen Leben spielte lange Jahre ein Herr 
I. A. H. v. Natzmer eine hervorragende 
Rolle. Er gab sich als alter Officier aus, 
führte früher auch den Titel „Dr. med." 
und trug mehrere Orden. Aufsehen erregt 
es jetzt hier, daß in einer gegen den ge 
nannten Herrn angestrengten Klage wegen 
Beleidigung der Steuerbehörde festgestellt 
wurde, daß v. Natzmer nie Officier, son 
dern nur Fähnrich war, daß er Orden trug, 
die ihm nie verliehen wurden, und er auch 
den Titel „Dr. med." mit Unrecht führte. 
Außerdem stellte das Gericht fest, daß der 
Genannte wegen Eigenthums- und Sittlich- 
keitsvergehens bestraft ist. Wegen Be 
leidigung der Steuerbehörde wurde v. 
Natzmer zu 300 Mk. verurtheilt. 
Provinzielles. 
Segeberg 22. Dez. Sein 2 5jäh ri ges 
Amtsjubiläum begeht am heutigen 
Tage der hiesige Kreisthierarzt Dr. 
Jwersen. Er wurde am 29. Juli 1828 
in Rendsburg geboren, besuchte nach 
Absolvirung des dortigen Gymnasiums die 
Thierarzneischule in Kopenhagen und trat 
1848 nach bestandenem Examen in die 
dänische Armee ein. Bei der Erhebung 
Schleswig-Holsteins quittirte er den dänischen 
Dienst und trat bei dem von der Tann'schen 
Freicorps ein. Später wurde er zum 
Regiments - Thierarzt des 1. Schleswig- 
Holsteinischen Dragoner - Regiments be- 
fördert. Am 21. Dezember 1870 wurde 
er „wegen seiner bewährten Geschicklichkeit 
und Rechtschaffenheit", wie es in der 
ministeriellen Berufungs-Urkunde heißt, zum 
Kreisthierarzt des hiesigen Kreises ernannt. 
Der Jubilar erfreut sich hier allseitiger 
Werthschätzung. 
Neumünster, 21. Dec. Die heute statt 
gehabte Wahl eines besoldeten Stadt 
raths fand nur eine geringe Betheiligung. 
Bon den 1454 Wahlberechtigten 
haben nur 219 von ihrem Wahlrecht Ge 
brauch gemacht. Es erhielten: zweiter 
Bürgermeister Nissen in Langensalza 190, 
Magistrats-Assessor Zwicker in Magdeburg 
29, Gerichts-Assessor v. Grätzel in Linden 
— Stimmen. 
Gegen das Verbot der Einfuhr von 
Schweinen und frischem Schweinefleisch 
aus Dänemark hat die Kieler Stadt 
verwaltung beschlossen, energisch vorzu 
gehen. Das Verbot steht im Widerspruch 
mit den bei Errichtung der Quarantäne 
anstalten von Seiten der Regierung gegebenen 
Zusicherungen. In der Stadtverordneten 
Versammlung wurde die Summe von 
200000 Mk. für die Seequarantäneanstalt 
bewilligt in der bestimmten Erwartung 
und im Vertrauen auf die Erklärungen 
der Vertreter des Landwirthschastsministers, 
daß es sich bei der Errichtung der Qua 
rantäne nur um einen gesundheitlichen 
Schutz handelt und daß Dänemark, 
so lange es seuchenfrei bleibt, als m e i st 
begünstigte Nation ebenso wie Norwegen 
und Schweden betrachtet werden wird. Die 
gleiche Erfahrung haben die anderen Städte 
gemacht, die den Bau von Quarantäne 
anstalten genehmigt haben. Es wurde 
stets versichert, daß die Quarantäneanstalten 
kein verschleiertes Verbot der 
Vieheinfuhr bedeuten sollen. Jetzt 
aber verhindert die Regierung, um den 
Agrariern entgegenzukommen, die Einfuhr 
dänischer Schweine, obwohl Dänemark ein 
vollkommen seuchensreies Land ist. Es 
verlautet sogar, daß auch die Einfuhr von 
dänischem Hornvieh verboten 
werden soll. ^ 
? Kiel, 20. Dec. Die sich diesmal auf zwei er 
streckende Wi nt er- H a up tv ersamm lung 
des schleswig-hosteinischen land 
wirthschöstlichen Generalvereins 
wurde gesternAbend 9 Uhr durch den Vorsitzen 
den Direktor Hölck eröffnet. Als Vertreter 
der Regierung wohnte Geheimrath Petersen 
der Versammlung bei. Dem Ehrenmitglied 
Graf Holstein wurde eine Glückwunsch 
Depesche zum 70. Geburtstage übersandt. 
Die Tagesdordnung umfaßte: 1 Bericht 
über die Kornlagerhäuser in Worms 
und die Organisation der im Anschluß an 
jene gegründeten Getreide-Verkaufs 
Genossenschaften. Die Versammlung 
sprach sich im Ganzen für die Kornlager 
aus. 2. Ueber die Errichtung von Eber 
stationen und die Bildung von Schweine 
zucht-Genossenschaften sprach Ge 
neralsekretär Breyholz in empfehlender 
Weise. — Am heutigen Vormittage wur 
den die Verhandlungen weiter geführt. 
Bon einer Verlesung des 3. Geschäfts 
berichts wurde Abstand genommen. 
Conradi-Hohenwestedt referirt sodann 
über die Vorlage der Direktion. 4. Ist 
mit Rücksicht auf die genossenschaftliche 
Verwerthung und Begleichung des Ge 
treides in den Getreidehäusern die Aus 
gabe übertragbarer Lagerscheine 
empfehlenswerth. Die Versammlung er- 
klärt sich im Allgemeinen gegen diese Vor 
lage. 5. Zum Direktionsmitgliede wurde 
Diercks-Loheide wiedergewählt. Zum Re 
visor für die Jahresrechnung 1895/96 
wurde Blöcker-Kleinharrie, zum Stellver 
treter Dadelszen-Schönhorst gewählt. Zu 
Mitgliedern für das Curatorium der 
L a nd wirthschaftss chule in Flens- 
bürg wurden Engelbrecht und Henningsen 
gewählt. Zu Delegirten für den Deut 
schen Landwirthschastsrath und das 
Preußische L andes-Oeko nomie-Col 
legium für die Wahlperiode 1896 bis 
1898 werden Hölck und v. Buchwald, zu 
Stellvertretern Dr. Breyholz und Graf 
Schimmelmann gewählt. 9. Der Veran- 
chlag für 1896/97 wurde en bloc an 
genommen. Die Gesammteinnahme beträgt 
170 500, die Ausgabe 169 805 Mk., so 
daß ein Saldo von 695 Mk. vorgesehen 
ist; aus diesem wurden 500 Mk. für 
Freistellen an der Meierinnenschule zu 
Wellingdorf bewilligt. 10. Antrag der 
Direktion: Es sollen nach dem 1. April 
1896 nur solche Stiere mit Beihülfe von 
Staatsmitteln auf den Stierstationen 
ausgestellt werden, welche durch Impfung 
mit Tuberkulin als nicht tuberkulöse 
verdächtig erkannt worden sind. Nach 
längerer Debatte wird der Antrag Ziese- 
Brebelhof angenommen, wonach die ver 
miedenen Spezialvereine aufgefordert wer 
den sollen, dem Generalverein Mittheilung 
zu machen, in welcher Weise sie sich die 
Ausführung denken. 11. Antrag des 
landw. Vereins an der Bram au betr. 
Bertheilung der Ein quartirungslasten. 
Der Direktion wird anheimgegeben, Mittel 
zu suchen, um einen Ausgleich betr. Ver- 
theilung der Einquartierungslaften herbei 
zuführen. 12. Vorlage der Direktion: Der 
landwirthschaftliche Kredit mit be 
sonderer Berücksichtigung der Errichtung 
von Darlehens-Genossenschaften. 
Es wird folgender Beschluß einstimmig an 
genommen: Der Generalverein erachtet es 
als seine Aufgabe, mit allen Mitteln für 
die Errichtung von Spar- und Darlehns- 
Genossenschaften in Verbindung mit der 
schlesw.-holst. Landes - Genossenschaftskasse 
einzutreten, empfiehlt daher den einzelnen 
landwirthschaftlichen Vereinen die Ange 
legenheit immer aufs Neue in ihren Ver 
sammlungen zu verhandeln und für die 
Errichtung solcher Genossenschaften thätig 
zu sein. Erhält diese Art der Befriedigung 
des landwirthschaftlichen Personalkredits 
sür eine wirksame Selbsthülfe der Land 
wirthe, welche eifrigste Förderung verdient 
und glaubt daher, auch von der kommen 
den Landwirthschaftskammer die Förderung 
dieser bedeutsamen Angelegenheit erwarten 
zu dürfen. — 13. Als nächster Versamm 
lungsort wurde Apenrade gewählt. 
Schluß der Versammlung 3'/4 Uhr Nach 
mittags. 
~ Kiel, 21. Dec. Der Redakteur und 
Verleger des „Schleibotcn", Herr Lund 
aus Kappeln und Herr Stationsvorsteher 
Hansen, ebenfalls aus Kappeln, welche 
gestern in Geschäftsangelegenheiten hier 
anwesend waren, wurden auf der Klinke 
von einem Bierwagen, dessen Pferde durch 
gingen, angerannt. Herr Hansen wurde 
gegen die Mauer eines Hauses geschleudert 
und Herr Lund kam unter die Räder,des 
schweren Wagens und wurde überfahren 
Beide wurden im bewußtlosen Zustande 
in ein Haus getragen und dort verbunden. 
Herr Hansen hatte eine Verletzung am 
Kopfe erlitten, erholte sich bald und konnte 
Abends die Heimreise antreten, während 
Herr Lund in die akademischen Heilanstalten 
befördert werden mußte, wo seine Ver 
letzungen sich als sehr schwere erwiesen 
Beide Arme, ein Schlüsselbein und sechs 
Rippen waren gebrochen, und außerdem 
wird befürchtet, daß die Rippen in die 
Lungen getrieben sind, so daß auch schwere 
innerliche Verletzungen stattgefunden haben 
Seine Familie wurde telegraphisch von 
dem Unglücksfall in Kenntniß gesetzt. Die 
beiden Pferde, welche an der Unglücksstätte 
stürzten, mußten zum Thierarzt geführt 
werden. 
ür unannehmbar oder zu weitgehend erachtet. 
Dieser Tage fand im königlichen Ober-Präsi 
dium zu Schleswig unter dem Borsitz des 
Herrn Oberpräsidenten von Steinmann eineVer- 
santmlunģ statt, in welcher die Grundzüge zu 
dem beabsichtigten neuen Sparkassengesetz ver 
handelt wurde. An dieser Versammlung nahmen 
der Herr Geheimrath v. Knebel - Döberitz, als 
Commissar des königlichen Ministeriums des 
Innern, mehrere Räthe des königlichen Ober- 
Präsidiums und der königlichen Regierung, der 
Herr Landrath Dr. Scheisf aus Pinneberg fur 
die Spar- und Leihkasse des Kreises Pnineberg, 
die beiden Herren Stadtrath Roeseler aus Neu- 
münster, Bürgermeister Mewes aus Oldesloe, 
Bürgermeister Ehlers und Rathmann Busch aus 
Meldorf für die städtischen Spar- und Leihkassen 
in Neumünster, Oldesloe und Meldorf, welche 
den größten Umsatz in der Provinz zu verzeichnen 
haben, Theil. Die sehr eingehende Verhandlung 
hat zu dem Ergebniß geführt, daß allseitiges 
Einverständniß darüber geherrscht hat, es sei bei 
dem Erlaß eines preußischen Sparkaffenqesetzes 
ven Verhältnissen der Provinz SchleSwig-Holstem, 
in welcher das Sparkassenwesen sich in hohem 
Maße und auf durchaus gesunder Grundlage 
entwickelt habe. die weitgehendste Berücksichtigung 
zu schenken und, abgesehen von allgemeinen 
normalen Bestimniungen, das Sparkassengesetz 
von den theils weitgehenden Vorschriften zu be 
freien, welche auf den Geschäftsverkehr der Com- 
munal-Sparkassen _ lähmend einzuwirken geeignet 
seien. Daneben sei es aber im Interesse der 
garantirenden Gemeinden und Communalver- 
bande einerseits, wie für die absolute Sicherheit 
der gemachten Sparkassen-Einlagen andererseits 
geboten, die Communal-Sparkassen so einzurichten, 
zu verwalten und zu beaufsichtigen, daß man 
diesen wichtigen Credit-Instituten des Landes das 
vollste Vertrauen entgegenbringen könne. 
Unter Anerkennung der Zweckmäßigkeit einer 
großen Anzahl Bestimmungen veS Gesetzentwurfes 
hat man folgende einschneidende Vorschriften 
die Anhäufung des Sicherheits- oder Reserve 
fonds bis aus 10 pCt. der Spareinlagen mit 
der näheren Bestimmung, daß bis zur Er 
reichung dieser Höhe sämmtliche lieber- 
chüsse dem Fonds zugeführt werden müssen. 
Eine solche gesetzliche Vorschrift würde zur Folge 
haben, daß von einer Ueberwcisung irgend 
welcher Ueberschüsse an die garantirenden Ge 
meinden schwerlich jemals mehr die Rede sein 
könne und daß viele Gemeinden ihre Steuern 
um mehr als die Hälfte der jetzigen erhöhten 
oder auf die Deckung der allcrnothwendigsten 
communalcn Bedürfnisse sich beschränken müßten, 
daß Gemeinde-Einrichtungen vielfacher Art, wie 
höhere Schulen, bessere Ausstattung der Volks 
chulen-, Turnhallen-, Wege-, Straßen- und 
Brückenbauten, Berschönerungsanlagen rc. auf 
hören, oder aus ein Minimum beschränkt werden 
müßten, daß mit anderen Worten ein Zustand 
der allmählichen Stagnation und Versumpfung 
eintreten müßten, während bisher unter der 
egensreichen Beihülfe der Sparkassen die Ge 
meinden sich kräftig entwickeln konnten, ohne 
daß es erforderlich war, die Steuerzahler über 
mäßig zu belasten und sie aus dem Ort zu ver 
kleiden. Die Versammlung einigte sich da 
hin, vorzuschlagen, daß der Reservefonds 
nach _ und nach bis auf die Höhe 
von 5 pCt. der Einlagen, zu bringen, daß bis 
zur Erreichung dieser Höhe, unter Annahme einer 
weitgehende Uebergangsfrist, etwa von 10 Jahren, 
dem Fonds, bei Abwendung der beweglichen 
Scala, ein Theil der Ueberschüsse zu überweisen, 
der andere Theil aber den Garantie-Verbänden 
ür ihre communalen Zwecke zur Verfügung zu 
kellen. § 15 des Gesetzentwurfs. 
2. Die Bestimmung, daß die Ueberschüsse der 
Sparkasse, einschließlich der Verwaltungskosten, 
'/2 pCt der Spareinlagen nicht überschreiten und 
darüber hinausgehende Ueberschüsse den Sparern 
gutgeschrieben werden sollen, beantragte man, als 
den Verhältniffen hiesiger Provinz völlig fremd 
und theilweise unausführbar, ganz zu streichen. 
3. Die Vorschrift, daß mindestens 10 pCt. der 
Spareinlagen in Schuld» erschrei b un g en des 
preußischen Staates oder des deutschen 
Reiches anzulegen seien, hielt man für zweck 
mäßig. dahin zu erweitern, daß die Anlegung 
auch in anderen mündelsicheren Papieren 
erfolgen könne, § 16A und B des Gesetzentwurfs. 
4. Im § 16 B a wurde es für erforderlich er 
achtet, die Grenze der hypothekarischen und grund 
schuldmüßigen Beleihung von ländlichen und 
städtischen Grundstücken von 50 aus mindestens 
75 pCt. der ganzen Spareinlagen zu erweitern 
und der Aufsichtsbehörde das Recht zuzuerkennen, 
Taxen von anerkannt guten Privat-Feuerkassen 
zuzulassen. Man erwog, daß die Annahme der 
im Entwurf vorgeschriebenen Grenze von 50 bis 
60 pCt. der Spareinlagen die Kündigung von 
ca. 30 Millionen Mark seitens der in Schleswig- 
Holstein bestehenden 54 Coinmunal-Sparkassen 
erforderlich machen und man dadurch zahlreiche 
Grundbesitzer in die Arme oftmals zweifelhafter 
Geldinstitute und Darleiher treiben, oder aber 
den Privatsparkassen, welche in ihrer Bewegungs- 
fühigkeit an keine Vorschriften oder Aufsichtsbe 
schränkungen gebunden seien, die immer noch 
sicheren und gewinnbringenden Geldgeschäfte zu 
weisen würde. 
Der Herr Ministerial-Eommissar vonKnebel- 
Dö b eri tz versprach, indem er von den in hiesiger 
Provinz obwaltenden und besondere Würdigung 
erheischenden Verhältnissen mit großem Interesse 
Kenntniß nahm, denselben seinerseits nach Mög 
lichkeit Rechnung tragen zu wollen. Neben 
anderen, zu einzelnen Paragraphen des Gesetz 
entwurfs vorgebrachten Bemerkungen und Wünschen 
wurde es im Jnteresie der Sparkassen von der 
Versammlung noch für erforderlich erachtet, daß, 
im Anschluß an § 20 des Entwurfs, betr. Ver 
einigung preußischer communaler Sparkassen zur 
Förderung des Sparkassenwesens, besondere tech 
nische Revisoren ausgebildet und für die Revisionen 
der Kassen verwendet würden. 
Dem Regierungs- und Baurath Sua- 
dicani in Schleswig ist der Charakter 
als Geheimer Baurath Allerhöchst ver 
liehen worden. 
A. Husum, 22. Dec. Durch nochmalige 
Untersuchung ist festgestellt worden, daß 
das erkrankte Stück Vieh im Stalle des 
Landmannes Carsten Carstens, (Oster) in 
Rantrnm nicht an Maul- und Klauenseuche 
leidet. Der Königliche Landcath hat daher 
gestern die unter dem 19. d. Mts. ver 
fügte Sperrung des Rantrumer Dorfschafts 
gebietes wieder aufgehoben. 
Flensburg, 21. Dec. Am heutigen Tage 
feierte Herr Propst Peters zu St. Marien 
sein 50jähriges Amtsjubiläum. 
7A Friedrichstadt, 22. Dez. Am 30. d. 
Mts. feiert Herr Bürgermeister Wies e 
Hierselbst sein 25jähriges Amtsjubilänm. — 
Die Einwohnerzahl unserer Stadt stellte 
sich am 2. Dezbr. d. I. auf 2505 Per 
sonen gegen 2337 im Jahre 1890. — 
Für die vom hiesigen Kriegerverein beab 
sichtigte Weihnachtsbescheernng sind 130,50 
Mark zur Verfügung. An der Bescheerung 
werden 32 Kinder theilnehmen, darunter 
9 Konfirmanden. 
~f~ Erfde, 21. Dec. Herr Lehrer emsr. 
Meewes und Ehefrau in Oha bei Hohn 
feiern am 27. d. Mts. das Fest ihrer 
silbernen Hochzeit. Möge dem Jubelpaar 
vergönnt sein, nach fünfundzwanzig Jahren 
das Fest der goldenen Hochzeit zu feiern. 
Kreis Rendsburg, 22. Dez. Zw 
Th od ei 
Vortrag 
X. R 
Regimen 
reich, K 
steinische 
rigeErin 
am 11. 
Gefechts! 
abzuhalt 
und M 
mitgema 
anehme 
ihre Ad: 
1896 ai 
Par 
behaup 
Veröffe 
Vertrag 
Rustlar 
lichen 
zur Be: 
Berti 
des aut 
anzeige 
wegen 
monati 
Kons 
Mitttt» 
Zeitun 
Mustas 
Mann: 
über 1 
und Vi 
Stoffe, 
ooie in j 
gäbe des 
von E 
1. Weihn 
7Va Uh 
9'/j UI 
5 Uhr 
Bem. J 
2. Weib, 
9‘/2 U 
5 Uhr: 
Mittu 
97a 1 
Collecte 1 
5 Uhr: 
Donne 
972 Uhr 
2 Uhr 5 
Dienstag 
Mittwoä 
Predigt 
Donners 
Predigt 
ŞDÌor, 
Morge 
á Rel 
X. 
Abgeordneten in den Provinziallandtag 
vom 1. April 1895 bis Ende März 1901 
sind gewählt lt. Bekanntmachung des Herrn 
Oberpräsidenten für den diesseitigen Kreis 
die Herren Landrath Brütt, Hofbes. Rad 
bruch in Remmels und Amtsvorsteher 
Kühl in Rade. 
n. Jevenstedt, 22. Dec. Die Kollekte 
am letzten Erntedankfeste hierselbst im Be 
trage von ca. 30 Mk. ist den Gemeinden 
Brinjahe und Embühren zur Begründung 
einer Volks- und Jugendbibliothek 
überwiesen worden. Um diese gleich an- 
angs besser ausstatten zu können, haben 
die bezeichneten Gemeinden durch freiwillige 
Beiträge noch 50 Mk. aufgebracht. Die Ver 
waltung der Bibliothek wird Herr Lehrer 
Gribbohmin Frendenberg übernehmen. — 
In einer gestern hier stattgehabten Ver 
sammlung des Lehrervereins für vas 
Kirchspiel Jevenstedt hielt Herr Lehcrr 
nach 
Alm 
Am 
mittags 
hierselb 
statt, ; 
ergeben 
Renk 
H
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.