Zweites Blatt.
Mâdsôuŗger M( Aochmôļiìiì.
TŞ8,
Sonnabends den 21. Dezember.
1§95.
Kathl.
Humoreske von Theo- Seelmann.
(Nachdruck verbotkn.)
Der
kleine Tricotagenfabrikant Röhrig
saß in seinem wohlhabend ausgestatteten
Wohnzimmer, wiegte sich im Schaukelstuhl
behaglich hin und her und studierte die
Abendzeitung. Mit der größten Aufmerksam
keit verfolgte er den Bericht über das
Bundesschießen, das in München abgehalten
wurde. Sein Interesse für diese Festlichkeit
hatte verschiedene Gründe. Nicht nur war
der Fabrikant selbst ein eifriger Schütze,
sondern es war auch sein Sohn, der Theil
haber der Fabrik war und ebenso leiden
schaftlich wie der Vater die Büchse hand
habte, nach München gefahren, um dort an
dem Feste theilzunehmen.
Heute nun wurde er von seinem Ausflug
zurück erwartet. Der Fabrikant wurde in
seiner Lektüre durch den Eintritt einer be
jahrten Frau, seiner Haushälterin, die ihm
seit dem Tode seiner Frau die Wirthschaft
führte, unterbrochen.
„Soeben ist der junge Herr angekommen,"
sagte sie mir freudiger Erregung.
„Gerade hab ich an ihn gedacht," ant
wortete der Fabrikant lächelnd. „Bitten Sie
ihn doch sogleich zu mir her!"
„Da bin ich schon," rief eine frische
Stimme aus dem Vorzimmer, während noch
die Alte in das Nebcngcmach schritt, und
gleich darauf trat ein krausköpfiger, blühen
der junger Mann in der kleidsamen Schützen
tracht die Portitzren auseinander. Grüß
Gott, Vater!"
„Grütz Gott, Franz!" antwortete der
Fabrikant herzlich und drückte seinem Sohne
die Hand. „Na, das ist schön, daß Du
gesund zurück bist," fuhr er befriedigt fort.
„Nun aber gleich zur Hauptsache! Wie
steht's? Hast Du Dir einen Preis in
München erschossen?"
„Freilich," antwortete der Angekommene
heiter, stellte das Gewehr in die Ecke und
griff in den grünen Rucksack. „Schau her,"
fuhr er fort, „der erste Präinienbecher von der
Festscheibe!"
„Da gratuliere ich von Herzen, Franz,
versetzte Röhrig senior, den dargereichten
Becher schmunzelnd betrachtend.
„Ja," sagte der glückliche Schütze, indem
er neben dem Vater Platz nahm," ich habe
leidlich geschossen, mich selbst aber hat'
auch mitten hinein getroffen."
„Dich?" fragte der Angeredete erstaunt.
„Mich. Erlaub', daß ich einmal zu Dir
spreche, nicht wie der Sohn zum Vater,
sondern wie ein Schützcnbruder zum andern?
„Thu's, Franz!" entgegnete der Fabri
kant launig.
„Meinst Du, daß ich im heirathsfähigen
Alter bin?"
„Gewiß."
„Was gehört vor allen Dingen zu einer
glücklichen Heirath?"
„Geld."
„Geld?" kam es überrascht aus dem
Munde des Sohnes. „Nicht etwas Anderes?"
„Allenfalls noch ein wenig Liebe."
„Ich denke, das Letztere hauptsächlich."
„Das ist Geschmackssache."
„Nun, über den Geschmack ist nicht zu
streiten. Ich halte es mit der Liebe."
„Gut, mein Sohn," nickte der Fabrikant.
„Wie ich sehe," fuhr er mit leichtem Spott
fort, „hast Du Dich also in München in
irgend ein bezauberndes weibliches Wesen
sterblich verliebt. Nun aber werde ich Dich
einmal wie ein Schützenbruder den andern
fragen. Wo hast Du denn „Sie", die Ein
zige, Unvergleichliche kennen gelernt?"
„Auf dem Festplatz."
„Aus was für einer Familie stammt sie
denn? Was ist ihr Vater?"
„Sic hat keinen mehr."
„Aber dann doch sicherlich noch eine
Mutter?" '
„Auch nicht."
»Na, sie kann doch nicht ganz allsin au
dem Feste theilgenommen haben?"
„Doch, aber nicht gerade zum Vergnügen."
„Nicht zum Vergnügen?" klang es ver
wundert. „Aber wozu denn sonst?"
„Sie — — sie hatte dort eine An
stellung," antwortete Franz stockend.
„Ach!" stieß der Fabrikant hervor.
„Ihr Name war in aller Munde," fuhr
Franz feurig fort. „Jeder wollte sie sehen!"
„Du, sie trat doch nicht etwa als Riesen
dame auf?" spöttelte Röhrig senior.
„Jeder fühlte sich von ihr angezogen,"
setzte der Sohn seine Lobeserhebung fort.
„Also ein magnetisches Wundermädchcn!"
warf der Vater sarkastisch ein.
„Das auch Dich elektrisirt hätte!"
„Nun," brach der Fabrikant das Ge
plänkel mit leisem Unwillen ab, „so sprich
es aus: Was that sie dort?"
„Bist Du vorurtheilsfrei?"
„Bisweilen."
„Nun — sie war "
„Sie war?"
„Buffctmamsell!"
„Also Kellnerin!" fuhr der Vater ent
rüstet auf. „Jede Kellnerin verleiht sich selbst
den Ehrentitel „Buffetmamsell." Das kennen
wir."
„Nein Vater, Du irrst Dich," begütigte
Franz den Erregten. „Dieses Mal ist es
nicht an dem. Es ist ein achtungswerthes,
liebreizendes Mädchen, dem man nicht . . ,"
„Das Geringste nachsagen kann," unter
brach Röhrig die Vertheidigung seines
Sohnes. „Kann sein. Deshalb bleibt das
Mädchen immer Kellnerin. Und eine Kellnerin
willst Du in mein Haus führen? Dazu
gebe ich nie meine Einwilligung."
„Aber Vater, so ereifere Dich doch nicht!"
lenkte Franz besänftigend ein. „Wir können
ja trotz aller Meinungsverschiedcuheiten die
Sache in aller Ruhe besprechen."
„Da gicbt's nichts mehr zu besprechen,"
erklärte der Fabrikant bestimmt. „Nun und
nimmer wird eine Kellnerin Deine Frau."
„Ist das Dein letztes Wort?" fragte Franz
ernst.
„In dieser Angelegenheit: Ja."
„Nun, daun werde ich überhaupt niemals
heirathen."
„So wirst Du eben der Letzte Deines
edeln Stammes sein."
„Und Du wirst dafür nie das Glück haben,
Enkel auf Deinen Knieen schaukeln zu können."
Mit diesen Worten erhob sich Franz, ergriff
sein Gewehr und den Rucksack und verließ
das Wohnzimmer. —
Ein Jahr war seit dieser Unterredung ver
flossen. Franz, der sonst ein lebenslustiger
und gern gesehener Theilnehmer aller Bälle,
Landpartien und anderer gesellschaftlicher Ver
gnügungen gewesen war, hatte sich von allem
Verkehr mit dem schönen Geschlecht zum nicht
geringen Verdruß seines Vaters zurückgezogen.
Denn diesem war cs bisher eine willkommene
Annehmlichkeit gewesen, in der Gefolgschaft
seines Sohnes in der Gesellschaft jugendlicher
Mädchcngestaltcn verweilen zu können und
sich von den Schönen als dem etwaigen zu
künftigen Schwiegerpapa allerlei zarte Auf
merksamkeiten erweisen zu lassen. Das war
nun alles anders geworden und eine gewisse
Eintönigkeit hatte sich in das alltägliche Leben
eingeschlichen. Dieser Mangel an Ab
wechselung war nicht zum Wenigsten der
Grund, daß der Fabrikant, als der Beginn
des „zehnten mitteldeutschen Bundesschießen"
genaht war, das dieses Mal in Frankfurt
gefeiert wurde, sich entschloß, dem Feste auf
einige Tage beizuwohnen. Fröhlichen Muths
nahm er von seinem Sohne Abschied.
So mußte denn in diesem Jahr Röhrig
junior nothgedrungen haushalten. Er war
nur mit schwerem Herzen dem Frankfurter
Feste fern geblieben, denn er hatte ganz im
Geheimen gehofft, dort den Gegenstand seiner
Liebe wieder zu treffen, von dem er in der
letzten Zeit nichts wieder gehört hatte. Nach
der entscheidenden Unterredung hatte er sofort
einen Brief abgesandt, in dem er den Ver
lauf derselben berichtete, die Unmöglichkeit
einer Vereinigung schilderte, aber zugleich die
bestimmteste Versicherung gab, nie einem an
deren Weibe angehören zu wollen.
Die Gedanken an diese Vorkommnisse waren
es, die Franz beschäftigten, während er in
dem Wohnzimmer seines Vaters, der bereits
seit fünf Tagen in Frankfurt weilte, das
Abendbrot einnahm. Aus seinen Träumereien
wurde Franz erst durch das Rollen eines
Wagens aufgescheucht, der unten vor dem
Hause vorfuhr. Wenige Minuten später
stand der Fabrikant vor seinem Sohne.
Nachdem sich der Hcimgekehrte durch Speise
und Trank gestärkt hatte, machte er es sich
auf dem Sopha bequem, so daß sich nun
Franz nach seinen Erlebnissen erkundigen
konnte.
„Nun, Vater," begann er, „wie hast Du
denn eigentlich geschossen?"
„Keinen einzigen Schuß habe ich abgegeben,"
entgegnete der Gefragte heiter.
„Trotz der fünf Tage?"
„Und habe mich doch königlich amüsiert."
„Was Du sagst!"
„Franz," erwiderte der Alte verlegen, in
dem er unruhig auf dem Sofa hin und her
rückte, „ich möchte gleich jetzt mit Dir ein
paar Worte sprechen. Schnell gethan ist
halbe Arbeit."
„Das wäre?"
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