Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

wie sie übrigens jetzt schon diesem Personales 
in den meisten Geschäften zu Theil werde. 
Dagegen spricht die Resolution ihre Ent 
rüstung darüber aus, daß man sich in dem 
fraglichen Circulare erlaubt habe, eine 
Drohung, die dem Boycott gleichkomme, 
gegen alle Geschäftsinhaber, die weibliches 
Personal beschäftigen, auszusprechen. Die 
für das Circular verlangten Unterschriften 
wurden nicht gegeben. 
Oldenburg i. ©., 13. Dec. (Selbsthülfe.) 
Schon seit langer Zeit hat sich in unserer 
Stadt und im ganzen Lande ein lebhafter 
Unwille geltend gemacht gegen die Aus- 
wüchse des Erwerbslebens, z. B. des 
Hausirhandels, der Konsumvereine, 
des Detailreisens, der Schleuder- 
undAbzahlungsgeschäfte,derWand er- 
lager, der trügerischen Auktionen und 
Ausverkäufe, der Ram s chbazare, der 
Waaren-Termingeschäfte u. s. w. 
Nun haben sich neuerdings eine Anzahl 
von Kaufleuten und Handwerkern zusammen- 
gethan, um einen Verein zu gründen, der 
allen diesen Krebsschäden mit allen Kräften 
und gesetzlichen Mitteln abzuhelfen ver 
suchen soll. Der Plan hat überall unge- 
theilten Beifall gefunden, und es sind in 
der gestrigen konstituirenden Versammlung 
dem Vereine, der am 1. Januar ins Lebcn 
treten soll, bereits über 300 Mitglieder 
aus den Kreisen des Kaufmanns- und 
Handwerksstandes beigetreten. 
Braunschweig, 12. Dec. Nach einer 
Meldung hiesiger Blätter wird die An 
gelegenheit der gegen den verstorbenen 
Prof. Seidel s. Z. eingeleiteten Disci 
plinar-Untersuchung nunmehr auch die 
Gerichte beschäftigen, da die Direction des 
hiesigen herzoglichen Krankenhauses mit 
Genehmigung des Ministeriums Straf 
antrag gegen die Brüder Seidel, sowie 
gegen Geheimrath v. Bergmann wegen 
Beleidigung der Assistenzärzte stellte. 
Im WöriShofcner Kur- und Badeblatt 
lesen wir wörtlich Folgendes: Am 3. 
December hatte eine Firma ein Paar 
Strümpfe auf die Rednertribüne von 
Haggenmillers Glaspavillon in Wörishofen 
gelegt, um das Fabrikat von Pfarrer Kneipp 
prüfen zu lassen und sein Urtheil über 
besten Werth zu vernehmen. Zugleich war 
ein Zettel beigelegt, der die Bitte an Herrn 
Prälaten enthielt, das Paar Strümpfe zu 
Gunsten des Kinder-Ashls aus den bevor 
stehenden Nikolaustag zu versteigern. Herr 
Prälat ries nach dem Vortrage die Strümpfe 
für 50 Pfg. aus. Se. k. k. Hoheit Erz 
herzog I o s e f v o n O e st e r r e i ch bot 
sofort 5 Mk., ward aber gleich von einer 
anderen fürstlichen Herrschaft mit 10 Mk. 
überboten. Er wollte 15 Mk. geben, doch 
bis 30 Mk. hatte er noch immer einen 
Mitbewerber. Bei diesem Preise machte 
ihm Niemand mehr den Besitz der beiden 
Strümpfe streitig. Doch Se. k. k. Hoheit 
wollte seinem Wohlthätigkeitssinn auch jetzt 
noch keine Schranken setzen und überbot 
sich selber, bis er endlich das Paar 
Strümpfe für 60 Mk. erstand. Herr Prälat 
dankte dem hohen Wohlthäter in herzlichster 
Weise im Namen der kleinen Insassen des 
Kinder-Ashls. Das heißt eine gute Sache 
auf die Strümpfe bringen. 
Hamburg, 13. Dec. Zu den vielen 
wohlthätigen Stiftungen Hamburgs, deren 
Zahl bereits über 350 hinausgeht, ist 
kürzlich eine neue gekommen. Der ver 
storbene Kaufmann Martin Brunn hat 
testamentarisch 20000 Mk mit der Be 
stimmung hinterlassen, daraus ein Stift 
für alte Leute zu erbauen. Dieselben 
sollen einen kleinen Beitrag zu den Unter 
haltungskosten zahlen. — Der Senat be 
antragt, der neuen Stiftung einen Baw 
platz von 400 gm gratis zu bewilligen. 
Vermischtes. 
- Seit zwei Jahre« gehört das Znr- 
schaustellen sich entkleidender oder entkleideter 
Weiber zu den häufigen Darbietungen der 
Pariser öffentlichen Bühnen. Das Ver 
dienst, diese neue Richtung zuerst einge- 
schlagen zu haben, gebührt dem bekannten 
Kommuneoberst Lisbonne, der unter dem 
Titel „Dg eouober d’Yvette“, „Wie Yvette 
zu Bette geht", eine junge Person zeigte, 
die vor den Augen der Zuschauer sich 
regelrecht mit aller Gewissenhaftigkeit und 
langsam auszog, das Tag- gegen ein Nacht 
hemd vertauschte, unter die Decke schlüpfte 
und nun im Bettchen dalag, der holde 
Engel! Dieses Schauspiel fand in einer 
etwas berüchtigten Kneipe statt. Aber 
nicht lange. Da es zog, beeilten die 
„Folies Bergtzres" sich, es in ihr 
Programm aufzunehmen. Hier wurde 
aus dem „Ooncher d’Yrette“ ein „Lever 
d’une Parisienne“, „Wie eine Pariserin 
aufsteht". Es war derselbe Scherz, nur 
in umgekehrter Reihenfolge. Das 
Persönchen sprang im Nachtgewand aus 
dem Bette und begann sich umständlich 
und mit freundlichem Verweilen bei ver- 
traulichen Einzelheiten anzuziehen. Diese 
Lesart gefiel weniger wie die Lisbonne'sche. 
Sehr natürlich. Bei Lisbonne wuchs der 
Reiz des Schauspiels in dem Maße, wie 
es fortschritt, in den Folies Bergdres 
nahm er in demselben Maße ab. Andere 
Spezialitätenbühnen gingen einen Schritt 
weiter als die beiden Bahnbrecher. Sie 
zeigten „das Bad der Pariserin", eine 
Person in einer richtigen Badewanne, 
deren Wasser durch eine hineingegossene 
Flüssigkeit etwas — nicht ganz — undurch- 
sichtig gemacht war und die Umrisse des 
Leibes einigermaßen verschleierte. Die 
ernsten Bühnen blieben nicht hinter den 
Tingeltangeln zurück. Zuerst sahen die 
Pariser die Oper „Phryne," in der die 
Sybil Sanderson die bekannte Anekdote 
von der Vorführung, der attischen Schön 
heit vor Gericht in altklassischer Entblößt- 
heit darstellte. Immerhin spielten hier 
noch Trikots eine große Rolle. Vor einigen 
Wochen gaben die „Varistss" „das Check 
buch des Teufels", wo ganze Schwadronen 
ungefähr völlig entkleideter Frauen- 
zimmerchen die Bühne bevölkern. In 
Lavedans „Lebemännern" des „Vaudeville" 
ziehen die Damen, die beim Schneider 
ihre Anzüge versuchen, sich hinter spanischen 
Wänden aus, die indeß nichts verbergen. 
In einer Operette endlich, die jetzt in der 
„Gatts" zum ersten Male aufgeführt 
wurde, „Parurge", Buch von Meilhac 
und Saint Albin, Musik von Robert 
Planquette, kommen lebende Bilder als 
Ballet-Nummern vor, welche die schaumge- 
borene Venus und die drei Grazien dar- 
stellen. Diese mythologischen Göttinnen 
erscheinen ganz, wie die antiken Bildhauer 
sie gemeißelt und die Cinquecento-Maler 
sie gemalt haben. Wenn hier Trikots 
überhaupt noch verwendet sind, so ist dies 
sicherlicher nur im geringsten Maße der 
Fall; jebenfalls ist es schwer, an den zur 
Schau gestellten Leibern einen verhüllenden 
Faden zu entdecken. Dergleichen ist sitten 
geschichtlich genug bezeichnend, um trotz 
seiner Anstößigkeit erzählt zu werden. 
(.Voss. Ztg.") 
Ein wahres Erfindergenie ist der 25- 
jährige Leon Bollee aus Le Mans, der 
kürzlich der Pariser Akademie der Wissen 
schaften eine Rechenmaschine vorzeigte, die 
alles in diesem Genre bisher Dagewesene 
weit übertrifft. Mit ihrer Hülfe kann 
man in drei Sekunden nicht nur zehn- 
zifferige Zahlen mit einander multipliziren, 
sondern sogar das Ausziehen von Kubik 
wurzeln rasch und „schmerzlos" bewerk 
stelligen. Die Akademiker Jansen und 
Bouquet de la Gryl waren von der Er 
findung so entzückt, daß sie unverzüglich 
ein Gesuch an den Minister des Innern 
unterzeichneten, dem jungen Manne das 
Kreuz der Ehrenlegion zu verleihen. Herr 
Bollee hat trotz seines jugendlichen Alters 
bereits 37 Erfindung patentiren lassen, die 
sich auf Treibkraft von Boote, Fahrräder, 
automobile Wagen, Druckmaschinen, Meß- 
aparate u. s. w. beziehen. Sein erstes 
Patent erhielt er mit 13 Jahren für ein 
Wasserfahrrad. Eine hübsche Anekdote 
giebt Herr Bolle zum Besten: „Als ich 
letzthin meine Rechenmaschine, die 2500 
Francs kostet, einer großen Finanzver- 
waltung anbot, wies ich ihr unwiderleglich 
durch Beispiele nach, daß die Maschine in 
sechs Stunden die Rechenarbeiten von vier 
Angestellten eines Jahres zu bewältigen 
vermöge. Wissen Sie nun, was man 
mir daraus antwortete? „Warum, mein 
Herr, sollten wir eine Maschine kaufen, 
deren wir uns nur «ährend sechs Stunden 
im Jahre zu bedienen hätten? Das wäre 
ja eine tolle Verschwendung. 
ş Das Herz Napoleon's I. Als der 
Kaiser Napoleon 1. aus St. Helena starb, 
wurde bekanntlich sein Herz aus der 
Leiche genommen, um aufbewahrt zu 
werden. Der englische Arzt, dem dieses 
Organ anvertraut wurde, hatte es in ein 
großes mit Wasser gefülltes Becken gelegt 
und sich dann zur Ruhe begeben, nachdem 
er zwei brennende Kerzen neben das 
Becken gestellt hatte. Es war ihm nicht 
möglich, völlig einzuschlafen, da er un- 
willkürlich an den ihm übergebenen Gegen- 
stand denken mußte. Während er nun in 
einem halbwachen Zustande lag und Alles 
still war, hörte er ein leichtes Geräusch, 
dann ein Plätschern und dann das Geräusch 
eines Thieres, das auf die Erde springt., 
Der Arzt stand sofort auf und überzeugte 
sich von der Ursache des Geräusches 
welches dadurch entstanden war, daß eine 
große Ratte das Herz Napoleon's 1. ge- 
fnnden hatte und es in ein Loch zerren 
wollte. Noch einige Augenblicke, und das 
Herz, welches einst so unersättlich gewesen, 
wäre die Beute einer Ratte geworden. 
Schadet das elektrische Licht den Augen? 
Im Gegensatz zu der vielfach anzutreffenden 
Anschauung, daß das elektrische Licht den 
Augen schadet, ist jetzt, wie das Berl. Pat.- 
Bureau Gerson u. Saä)se berichtet, durch 
eine Anzahl cnglicher Augenärzte das nach 
folgende festgestellt worden. Es ist bis 
jetzt noch kein Fall von Beschädigung der 
Augen durch elektrisches Glühlicht nach 
gewiesen worden. Im Gegentheil hat sich 
bei leichter Schwäche der Augen ein Ueber- 
gang von Gaslicht zum elektrischen stets als 
vortheilhaft erwiesen. In seiner Zusammen 
setzung steht das elektrische Licht dem Sonnen 
lichte sehr nahe und enthält weniger schäd 
liche Strahlen, als die konkurrierenden Be 
leuchtungsmethoden. Ein ganz bedeutender 
Vorzug liegt noch darin, daß die Zimmer- 
luft nicht ihres Sauerstoffes beraubt und 
mit für dieAthmung schädlichen Verbrennungs- 
Produkten beladen wird. 
.Gutherzig. A.: „Ist Deine Tante 
freigebig?" — Studiosus: „O ja! Ich 
sag' Dir, die hat's Partemonnaie am 
rechten Fleck!" 
Gewohnhcitsfrage. Freier (Stammgast): 
„. . . . Herr Wirth, ich möchte um die 
Hand einer Ihrer Töchter bitten I" — 
Gastwirth: „Hell oder dunkel?" 
Fataler Druckfehler. Der junge Baron 
entledigte sich mit der größten Gewandt 
heit der ihm anvertrauten Million. 
(Roman.) Was sie ihm in Bälde als 
Weib sein werde, ließ ihn schon der Folter- 
abend ahnen. 
Butter-Bericht 
von Ahlmann & Bo ysen, Hamburg 
Hamburg, den 13. Dec. 1895. 
Butter. Notirung der Notirungs-Commisfio» 
vereinigter Butterkaufleute der Hamburger Börse. 
„ («tn Nett°-«ewn». 
L. Classe pr. 50 Stiegt. JĻ 95— 98 
II ., „50 „ 90— 94 
Tendenz: „fest". 
pr. 50 Ko. 
Livland, und Estländ. frtzche Meierei- 
Butter 85— 95 
Gestandene Parthien Hofbutter und 
fehlerhafte 80— 85 
Schleswig-Holstein, und ähnliche frische 
Bauernbutter 75— 85 
Frische Böhmische, Galizische und 
ähnliche ■ • I s I 80—82 
Finnländische Winter- 90-95 
Schmier- und alte Butter aller Art |°g 25—35 
Amerikanische und fremde Butter. ) g* I 56 70 
Skt Butterhandel bewegte sich auch in diel er 
Woche in ruhig x Stimmung. Wirklich feinst 
Qualitäten fanden zu unveränderten Preisen 
Abnehmer, aber abfallende Waare, von welche 
leider immer noch sehr viel herarckomint, ist nu 
sehr schwer unterzubringen und drückt auf de.. 
Handel Die Produzenten müssen jegliche 
Sorgfalt anwenden, ein tadelloses Product zu 
liefern, denn bittere und überarbeitete Butter 
haben ihren Grund nur in mangelhafter Arbeit. 
Unsere Notirung blieb, ebenso wie Berlin und 
Kopenhagen, unverändert. 
Litteratur. 
M WeltsMchkn-Lexikon. 
Herausgegeben von Joseph Kürschner. 
Sprachkenntniß ist heute das Bedürfniß eines 
Jeden, vielfach der Schlüssel des Erfolges und 
stets der wichtigste Ebner des Lebensweges. Das 
Weltsprachen-Lexikon giebt deutsch-englisch-franzö- 
sisch-italienisch-lateinische Wörterbücher in origi 
neller, das Suchen erleichternder Anordnung und 
mit einem ungemein reichen Wortschatz, der den 
Bedürfnissen des modernen Lebens in hervor 
ragender Weise sich anpaßt. Um kurz den un- 
gemein praktischen Werth des einzig in seiner 
Art dastehenden Weltsprachen-Lexikons darzuthun, 
wollen wir nur darauf hinweisen, daß jedes 
deutsche Wort in englischer, französischer, italie 
nischer und latein scher Uebersctzung wredeegegeben 
ist. Ein Lexikon geographischer und sonstiger 
Namen, ein Schatz von Sentenzen, geflügelten 
Worten rc., Abhandlungen über Gescyichte und 
Eigenart der Sprachen u. A., vor Allem auch 
noch ein Fremdwörterbuch vervollständigen den 
bedeutenden Inhalt des Wertes, das sich für 
jeden Stand, jedes Alter und jedes Geschlecht 
unentbehrlich erweisen wird. — Der große statt 
liche Quartband «nthcilt 836 viergespaltene Seiten 
und stellt sich auch äußerlich als ein Zierstück 
für jedes Haus dar. 
— Tanera s Erinnerungen eines 
Ordonnanzoffiziers im Jahre 1870/71. 
Jllustrirt von Ernst Zimmer. 450 Seiten in 4° 
mit 20 Doppel-Vollbildern, 40 Vollbildern und 
300 Texlillustrationen. Hocheleganter Einband in 
Farbendruck Preis 14 Mk. (München 1896, 
C. H . Beck'sche Verlagsbuchhandlung, Oskar Beck.) 
Dieses in Text wie Illustration gleich hervor 
ragende Werk, das wir während seines Erscheinens 
in Lieferungen wiederholt Veranlassung nahmen, 
unsern Lesern warm zu Empfehlen, liegt nun 
abgeschlossen vor. Beginnend bei Weißenburg 
und Wörth, for.schreitend zu Sedan hat Teueres 
Erzählung ihren Höhepunkt erreicht, wo sie uns 
von Loigny-Poupn) (12. Dez.) und Beaugency- 
Cravant (8. Dez.) berichtet. Unter all den 
Schilderungen von den großen Schlachten von 
1870 stehen diejenioen Tanera's über die eben- 
genannten beiden Bezemberschlachten, was er 
greifende Anschaulichkeit betrifft, obenan. Tenera's 
Schilderungen aus der Zeit des Waffenstillstandes 
und der Okkupation, die das Buch beschließe», 
bieten uns im Gegensatz zu den ersten Schlachten 
bildern wahre Prachtstücke glücklichen Humors 
und auch sie tragen dazu bei, uns die Zeit vor 
25 Jahren lebendig in die Seele zurückzurufen. 
edler Ausdruck in seiner Ruhe um so auf 
fälliger hervortrat, er sah wieder die Schmerzens- 
linien seelischer Leiden, die ihm mehr erzählten, 
als ganze Bände es vermocht; und es gab 
einen Buben auf der Welt, der es gewagt 
haben sollte, Hand an sie zu legen, die er 
wie ein Heiligthum gehütet, in deren Brust 
er vielversprechend den göttlichen Keim für 
alles Hohe und Erhabene genährt, es gab 
einen Mann, der Leonore Erichsen mit 
brutaler Hand gezügtigt hatte? War das 
Wirklichkeit oder Wahnsinn, der ihn umnebelt 
hielt? 
Nicolaus Erichsen konnte sich später nie 
mehr entsinnen, wie er eigentlich hinausgelangt 
und was dann folgte; die Erinnerung setzte 
erst dort klarer ein, wo in dunkel ver 
schwommener Umgebung das entstellte Gesicht 
seines Schwiegersohnes vor ihm auftauchte. 
Die beiden Herren befanden sich im Rauch 
zimmer Eugens, wohin er den erregten Vater 
gezogen. 
„Warum haben Sie meine Tochter — 
geschlagen?" Seine hohe Gestalt, welche den 
nur mittelgroßen Baron hoch überragte, 
schien noch zu wachsen, als er jetzt mit un 
heilverkündender Stimme Rechenschaft zu 
fordern begann über sein Kind. 
Eugen erschrak — diese Frage kam ihm 
doch zu unerwartet und beraubte ihn in der 
Minute vollständig aller Geistesgegenwart, 
so daß Nicolaus Erichsen an der Verwirrung 
des Mannes erkannte, das Richtige getroffen 
zu haben. 
„Ich frage, warum haben Sie meine 
Tochter geschlagen?" wiederholte der Greis, 
den vor ihm Stehenden mit seinen flammenden 
Augen durchbohrend, drohender noch als zuvor. 
„Ge — schla — gen," stammelte Eugen, 
dem es höchst unbehaglich zu Muthe war, 
und der in seinem Leben sich noch nie so 
gänzlich fassungslos gefühlt hatte, „da kann 
doch um Alles in der Welt nicht vom 
Schlagen die Rede sein ich begreife 
nicht, daß Leonore — — Sie sollten doch 
nicht vergessen, Herr Pastor — daß sie der 
größten Schonung bedarf und jetzt nicht.." 
„Ich weiß genau," unterbrauch ihn Nico 
laus Erichsen schroff, „was ich meiner 
Tochter, die eine Bubenhand an den Rand 
des Grabes brachte, schulde; Sie aber, mein 
Herr, haben vollkommen vergessen, was Sie 
Ihrer Gattin.schulden, wenn Sie es über 
haupt jemals gewußt haben — davon legen 
die Ereignisse Zeugniß ab." 
„Es ist mir unerfindlich, wer meine Frau 
veranlassen konnte, unter den gegebenen Ver 
hältnissen von der albernen Geschichte zu 
reden — wir halten uns ja längst versöhnt; 
ich möchte sie doch ernstlich ersuchen, sich 
nicht in eine Angelegenheit zu mischen, die 
ganz allein Leonore und mich angeht." 
Eugen von Ravens fühlte, daß er in 
dieser Stunde, trotz aller erzwungenen Uner- 
fvorenheit vor dem alten Dorfpfarrer, über 
den er sich so hoch erhaben dünkte, doch eine 
recht erbärmliche Figur abgab und seine 
Worte nichts weiter waren, ats der arm 
selige Behelf inhaltloser Phrasen. 
„Das ist ein Irrthum — diese Angelegen 
geht nicht allein Sie und meine Tochter, 
sondern in erster Linie auch mich an; noch 
hat Leonore ihren Vater, der sie vor den 
Mißhandlungen eines Nichtswürdigen zu 
schützen wissen wird." 
. „Herr!" zischte Eugen, der sich vergebens 
bemühte, an die Größe des vor ihm stehenden 
Richters hinan zu reichen. „Sie vergessen, 
wo Sie sich befinden, und daß Sie nicht 
das Recht besitzen, mich in meinem eigenen 
Hause zu beleidigen." 
„Wo wir uns befinden, ist ganz gleich 
ob hier oder an anderer Stelle. Sie sind zu 
mir gekommen und haben Leonore zur Frau 
begehrt, ohne meine Zustimmung ist sie die 
Ihre geworden, denn ich hegte kein Vertrauen 
zu Ihnen; ich las in ihrem Gesicht und Auf 
treten all' den Hochmuth, der sich auf die 
werthloscn Verdienste der Geburt und des 
ererbten Besitzes steift, all' den lächerlichen 
Dünkel eines Hohlkopfes und charakterlosen 
Menschen. Das haben Sie bewiesen, als 
Sie sich so weit vergaßen, ein zartes Weib 
zu schlagen, als sie einem engelhaften Wesen 
gegenüber, um zu sich vertheidigen, zur blanken 
Waffe griffen! O, über den Heldenmuth des 
tapferen Soldaten! Hier aber stehe tcki und 
fordere als Vater Genugthuung für die 
meiner Tochter angethane Schmach!" 
„Und worin sollte die Genugthuung be 
stehen?" fragte Eugen, sich mit Gewalt be 
herrschend, unl nicht den kühnen Sprecher an 
der Kehle zu packen, hohnvoll. 
„In der Scheidung; Leonore wird genesen 
und von nun an die Heimath wieder im 
Hause ihres Vaters finden." 
„Das verlangen Sie!" rief Eugen, wüthend 
mit dem Fuße stampfend, „zum Teufel aber, 
hier kommt es nicht darauf an, was Sie 
wollen, sondern was ich und meine Frau 
wollen " 
(Fortsetzung folgt.) 
Ball-Seiilenstoffe v. 60 Pfge. 
bis 18,65 p. Met. — sowie schwarze, weiße und 
farbige Henneberg-Seidc von 60 Pf. bis 
Mk. 18,65 p. Met., — glatt, gestreift, karrirt, 
gemustert, Damaste rc. (ca. 248 versch. Qual, 
und 2000 versch. Farben, Dessins rc.), porto- 
und steuerfrei ins Haus. Muster umgehend. 
Seiden-Fabriken G. Henneberg && Zurich. 
Anzeigen. 
IW 
lànW-MWŞ 
estesIiltelzurTödiMi 
des Ungeziefers 
und dessen Brut. 
Radicale Vernichtung 
aller Parasiten. 
Giftfrei. 
Die geringen Kosten werden durch 
schnellere Mast- und grössere 
Milchsecretion gedeckt. Die Vor 
züglichkeit des Fabrikats ist durch die JLand- 
wirthe seihst festgestellt. 
Unsere Viehwasch-Essenz 
ist giftfrei! 
Für 1 Ltr. Viehwaschessenz sind 20—30 
Ltr. Wasser erforderlich und ist ausreichend 
für 15—20 Stück Vieh. Die Waschung kostet 
demnach nur ca. 6. Ff. pr. 1 Stück Vieh. 
Preise: 1 Kanne (ca. '/ 2 Ko.) M. 1.—; 
à 1 Ko. M. 1.50; à 2'/, Ko. M. 3.— ; à 5 Ko. 
M. 5.—; à 20 Ko. M. 20.—; ä 100 Ko. 
M. 90.— 
Practische Bürsten 
à M. 0.60; 12 Stück M. 7.—. 
Einige Zeugnisse: 
Kürzlich angesteUte Versuche mit Was- 
mu.h s Viehwasehessenz, im Ver- 
trlmch zu anderen Mitteln, fielen zu Gunsten 
Ihres Mittels aus. Dr. Brümmer Prof an 
der landwirthschaftl. Abtheilung 'der Uni 
versität Jena. — 
lim der Wahrheit die »Ihre zu 
geben, können wir nicht umhin, Ihnen 
nunmehr zu bestätigen, dass unsere Verwalter. 
Pferdepfleger, Kuhhirten einfach entzückt 
sind von dem Mittel, weil die Anwendung 
desselben den Thieren ein Aussehen giebt, 
wie es durch keine anderen Mittel 
erreicht wird. 
Peters, Generaisecretair, 
Wiemski, Fürstlicher General-Director, 
Director der Fürstlich Sayn - Wittgenstein- 
baynschen General - Güter - V erwaltung zu 
Wasmuth’sYieh waschessenz zu 
haben in allen grösseren Mate 
rialwaaren- und Drögen-Hand 
lungen, sonst direet. 
ISST Man fordere ausdrücklich 
W a s m n t h ’ s Viehwasehessenz. 
A. Wasmuth & Co., 
Ottensen-Hamburg. 
Niederlage in ßeiidsburg bei: 
H. Petersen (h. Reimers Nächst.), 
Schlossplatz, 
P. W. Slbbert, Königstrasse, 
n Schleswig bei <îeorg Coste Xaclsfl., 
Drogeiihandlung. 
€. P. Kühl, Büdelsdort. 
MobMen-Magazin 
- Eine interessante Entscheidung 
über Waarenzeichen Am 25. Nov. wurde 
zu Frankfurt a. M. von der Kamnier 1 für 
Handelssachen über Markenschutz ein Urtheil ge 
fällt, das nicht allein in den Handelskreisen und 
bei der Geschäftswelt, sondern auch beim kaufen 
den Publikum bekannt zu werden verdient, weil 
es eclatant zeigt, wie nachdrücklichst die Waare 
des rechtmäßigen Fabrikanten durch das neue 
Gesetz über Waarenzeichen vor Nachahmung und 
das Publikum vor Täuschung gewahrt werden 
kann. , ^ 
Die Firma Doering & Cie. in. Frankfurt a. M. 
hatte zur Zeit der Einführung ihrer jetzt weit 
bekannten Doering's Seife als Schutzmarke me 
Eule gewählt und solche am 15. Januar 1891 
bei dem Frankfurter Amtsgericht eintragen laßen 
Als nun die Seife eine ungemein rasche und 
große Verbreitung fand, brachte eine Charlotten 
burger Firma eine andere Seife m den Handel, 
die sich auch Doering's Seife nannte und die in 
Form und Ausstattung genau der wirklichen 
Eulenseise der Firma Doering & Cre. nachcopirt 
war, nur mit dem Unterschiede daß ste als 
Schutzmarke statt der Eule einen Adler in hockender 
Stellung fährte. Die Firma Doering & Cie. 
klagte seiner Zeit gegen diese Nachahmung und 
begründete ihre Klage darauf, daß dieser Adler 
mit ihrer Eule unbedingt Verwechselungen hervor- 
rufen müsse. Ans Grund der Lückenhaftigkeit des 
alten Markenschutzgesetzes jedoch wurde die 
Klägerin abgewiesen. 
Mit dem 1. October 1894 trat das neue Gesetz 
über Waarenzeichen in Kraft. Die Firma Doering 
& ie. war wieder die erste, die Nanie und 
Schutzmarke ihrer Seife zwecks rechtlichen Schutzes 
beim Deutschen Reichs-Patentamt eintragen ließ. 
Nachträglich kam auch die Charlottenburger Firma 
um Eintragung ihrer Adler-Doerings-Seife in 
die Patentliste ein. Gegen diese Eintragung er 
hoben Doering & Cie. selbstverständlich Einspruch 
und das Patentamt erachtete in erster wie nt der 
Beschwerde-Instanz den Einspruch der Firma 
Doering & Cie. für vollkommen berechtigt, indem 
es e.wog, daß nicht nur die Ähnlichkeit 
der zur Schutzmarke gewählten Vögel, 
sondern in noch höherem Grade die 
gleichlautende Benennung der Seife, 
(Namen können jetzt ebenfalls geschützt 
werden) zn Verwechslungen Aula»? geben 
° könnten. 
Löwenstraße, 
empfiehlt eine große Auswahl aller Arten 
Jtoiliei, Sïiciduaì) KHemmev 
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