Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

Zweites Blatt. 
AendsSilrger M Wochenblat 
Dienstag, den 10. Dezember. 
L8AS. 
Ausland. 
England. 
London, 9. Dec. Ein nicht ganz all 
tägliches Liebesabenteuer wird aus 
Dublin gemeldet. Vor einiger Zeit er 
schien ein Paar vor dem Standesbeamten 
und erklärte seine Absicht, in den Ehe- 
stand zu treten. Dem Beamten kam der 
Bräutigam aber doch etwas zu jung vor 
und er forschte nach dessen Alter. Als er 
erfuhr, daß der Ehestandskaudidat erst 1 2 
Jahre alt war, verweigerte er natürlich 
das Verlangen des Paares zu erfüllen. 
War es schon erstaunlich genug, daß ein 
12jähriger Junge heirathen wollte, so ge 
wann die Geschichte dadurch einen besonders 
pikanten Beigeschmack, daß die Braut 
25 Jahre alt war und ein sehr ange 
nehmes Aeußere aufweist. Da die beiden 
ungleichen Liebesleute der Dubliner jüdischen 
Gemeinde angehören — er heißt Goldberg 
und sie Schleinder — so wurden auch 
deren Beamte davon in Kenntniß gesetzt, 
daß dem Paare wegen der großen Jugend 
des Bräutigams die Eheschließung unter 
sagt worden war und sowohl der Rabbiner 
wie die Angehörigen des Mädchens boten 
nun ^ allen Einfluß auf, um es von den, 
thörichten Schritt abzubringen. Da beide 
Theile aber erklärten, daß sie aus ihrem 
Vorsatz unerschütterlich verharrten, wurden 
sie von ihren Angehörigen in strengen 
Gewahrsam genommen. Bor etwa einer 
Woche gelang es aber dem jungen Gold- 
berg die Wachsamkeit seiner Familie zu 
täuschen und zu entwischen und da er 
lange Zeit nicht wiederkam, wurde man 
ängstlich, fragte bei der Familie Schleinder 
an und ersuhr, daß auch das junge 
Mädchen verschwunden war. Der Junge 
hat Lstr. 15 mit sich genommen und 
scheint sich mit seiner Braut nach Shef- 
field begeben zu haben, wo er Verwandte 
hat. Bei der Rückkehr von der Hochzeits 
reise erwartet ihn vermuthlich eine tüchtiae 
Tracht Prügel. 
Die Sammlerwuth, an der keine Nation 
mehr leidet als die englische, nimmt manch 
mal seltsame Formen an. Bei Pontefract 
in Wales lebt ein Bankier, der ein Museum 
alter Thüren besitzt. Sie stammen von 
Schlössern, Abteien und Häusern von ge- 
schichtlichem Interesse. Kürzlich bot der 
Sammler in Paris 1000 Lstr. für eine 
Thür, durch die während der französischen 
Revolution Marie Antoinette, Charlotte 
Eordah, Danton und Robespierre den 
Weg zur Guillotine gegangen waren. Eine 
Sammlung alter Wetterfahnen verleiht 
dem Museum des wallisischen Bankiers 
einige Abwechslung. 
London, 7 Dec. Einen Einblick in 
das Getriebe eines Weltblattcs 
giebt eine Plauderei in Mc. Clures 
„Magazine" über die „Times", ihre Be 
sitzer, Redacteure usw. in der es heißt: 
„Es giebt, entgegen der herrschenden Am 
sicht, in der Redaction der „Times" keinen 
formellen Rath oder Ausschuß. Ein Mann 
herrscht absolut. Er, der Chefredacteur, 
schreibt nichts selbst, controllirt aber alles 
Geschriebene. Ist er ,m Zweifel, so 
consultirt er seine Assistenten, unter denen 
an erster Stelle Sir Donald Mackenzie 
Wallace, der Redacteur für das Aus 
wärtige, steht. Es folge,, dann der 
Redacteur für Colonialsachen, der für 
kirchliche Nachrichten, der Kunstkritiker ein 
Rath von fünf militärischen Sachver- 
ständigen, ein Redacteur für Marinesachen 
einer für das Geographische, der Theater! 
kritiker usw. Das Rechtsdepartenient hat 
18 gelernte juristische Reporter für die 
Hauplcivilgerichte, 8 für die Schwur- 
gerichte und 17 für die Polizeigerichte. 
London ist in 19 Districte eingetheilt, 
auf deren jeden ein Reporter fällt, der 
für alle seine Nachrichten, die unter kein 
bestimmtes Departement fallen, verant- 
wörtlich ist. Dann giebt es einen Arbeiter- 
Reporter, einen Cricket-Reporter, einen 
Fußball- und Golf-Reporter, einen Yacht- 
Reporter und zwei Renn-Reporter. Außer- 
dem giebt es einen Special-Berichterstatter 
sur Feuer, einen für Eisenbahnen und 
^ Astronomische Ereignisse. Der 
Şhbf desş Stabes, der Parlaments-Bericht 
erstatter Mr. Broadrib, hat 18 Stenographen 
unter sich. Die „Times" haben ferner 
in jedem der 670 Wahlkreise Groß. 
britanniens einen Vertreter. Im Ausland 
unterhalten sie als Vertreter in Paris 
fünf, in Berlin und Wien je zwei, in 
Rom, St. Petersburg, Odessa, Brüssel,, 
Madrid je einen, in Konstantinopel zwei, 
dann je einen in Lissabon, Athen, Aegypten, 
Malta, Südafrika und Sansibar, drei in 
Indien, je zwei in China, Australien und 
den Vereinigten Staaten, einen in Kanada 
und einen in Südamerika." 
Eine neue Art Luxus wird jetzt in 
Berlin betrieben. Die schon gewöhnlich 
recht üppige und in der kalten Jahreszeit 
entsprechend theure Verschwendung, die mit 
natürlichen Blumen in Berlin auf der 
Tafel getrieben wird, genügt nicht mehr. 
Dieser Tage sah ich fein bemalte, natür- 
liche Blumen, die neben dem Gedeck der 
Gäste standen. Auf den Blättern weißer 
und gelber Rosen war mit feinsten Pinsel- 
strichen in Gold, Silber, Blau usw. und 
in zierlicher Schrift ein anmuthiges Tafel- 
sprüchlein gemalt. Auf dunklem Stief 
mütterchen stand z. B. mit rahmfarbenen 
Buchstaben gepinselt: „Seid herzlich ge 
grüßt!" und auf den Blättern einer Rose 
daneben war der Speisezettel perlfein 
aufgeschrieben. Ich wiederhole, es 
Ivaren lebende frische Blumen, und jedes 
Buchstäblcin in passender Farbenzusammen 
stellung mit der Färbung der Blume 
mühevoll und sorgfältig mit der Hand 
aufgemalt. Der kostspielige Scherz °war 
am Ende des Festmahls verwelkt, hatte 
aber entsprechend viel Geld verschluckt. 
Eine Gänsegeschickite hat in Naum 
burg viel Stoff zum Lachen gegeben. Der 
Geschäftsmann x. hatte sich eine wunder 
bar große schöne Gaus gekauft, die wohl 
an die 20 Pfund gewogen haben soll und 
die er pro Pfund mit 60 Pfg. bezahlt 
hatte. Der Zufall will es, daß eine Frau 
vom Lande erscheint, die die Gans an 
ihrem Umfange sofort erkennt und dem 
Besitzer alsbald verräth, daß diese Gans 
als älteste in der ganzen Provinz ini 
Dorfe X. bekannt bewesen sei. Der Bauers 
frau die Gans aufladen, ihr anempfehlen 
dieselbe um jeden Preis und wenn nur 
mit 30 Pfg. pro Pfund, zu verkaufen 
war eins. Der guten Frau gelang denn 
auch der Verkauf zur Zufriedenheit des 
Kaufmanns. Wer malt aber die Gesichter 
aus, als nach kurzer Zeit die Gattin des 
letzteren vom Markte heimkehrte und nicht 
rühmens genug machen kann von einer 
großen schönen Gans, die sie gekauft und 
das Pfund mit nur 30 Pfg. bezahlt hatte 
Arnstadt, 4. Dez. Betvilligung von 
Biergeld für die Schutzleute, dieser 
etwas sonderbare Antrag lag unseren 
Stadtverordneten zur Beschluß 
fassung vor. Der Polizeikommissar hatte 
beantragt, ihm und den Schutzleuten bei 
Ueberwachung von Versammlungen rc. in 
Bierlokalen ein Zehrgeld zu gewähren 
Der Magistrat schlug vor, dem Polizei 
kommissar 75 Pf. pro Abend, den Schutz 
lenten je 50 Pf. zuzubilligen. Der An 
trag wurde indeß von der Versammlung 
abgelehnt. 
Hamburg, 9. Dec. Ein trübes Zeichen 
Zeichen der Zeit liefern die öffentlichen 
Gruudstücksverkäufe des verflossenen Mo- 
nats November. Bei 57 verkauften Grund- 
ftucken sind an Hypotheken nicht weniger 
als 1 124 275 Mark ausgefallen. 
ÄrovnrzieUes. 
Angeln, 5. Dec. Die im Mai d. I. be 
gonnenen Arbeiten zur Trockenlegung 
des Moors der Oehe siud jetzt in der 
Hauptsache beendet. Welche enorme Arbeits- 
leistung diese Dämmungsarbeiten erfordert 
haben, erkennt man daraus, daß die Unter 
nehmer über 5 Monate lang täglich 70 bis 
80 Arbeiter beschäftigt haben. Es sind im 
ganzen etwa 80000 cbm Erde b-wegt 
worden. Zur Hinausschaffung der enormen 
Wassermasse aus dem Moore sind zwei 
große Centrifugal-Pumpen in Thätigkeit ge 
wesen. Das neugewonnene Land, welches 
84 ha umfaßt, wird zu Wiesen angelegt. 
^ In Kalifornien ist ein Mann Namens 
Hans Adolf Bind, ein Sohn des ehemaligen 
Pastors gleichen Namens in Spandet, 
scheinbar unter Hinterlassung eines größeren 
Vermögens, gestorben. Nunmehr hat man 
üA Kalifornien aus an das dänische 
Ministerium des Aeußern behufs Ausfindig 
machung der Erben gewendet, wohl ans 
dem Grunde, weil der Verstorbene bei seiner 
Einwanderung in Kalifornien dänischer 
Unterthan gewesen ist. Der Pastor Bind 
hat außer dem verstorbenen Sohne noch 
eine Tochter besessen, welche nach Unglück- 
llcher Ehe mit einem Schuster Jakob Hansen 
Engel am 26. September 1867 im Christine 
Friederike-Stift zu Tyrsirup verstorben ist. 
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