Palastes führt und in seinem Schlafzimmer
mündet. Dem kleinen Motorwagen ist ein
zweisitziges schlittenartiges Gefährt ange
hängt, in welchem der Sultan behaglich
sitzt oder liegt und seine Rundfahrt durch
das Palais macht, da ihm das Gehen
zuwider ist. Die Anlage dieser Hausbahn
hat 400 000 Mk. erfordert.
England.
Auf einer kürzlich in London abge
haltenen Fachrradausstellung sind auch
Radschuhe für Landstraßen ausgestellt
worden, denen augenscheinlich noch eine
große Zukunft bevorsteht. Sie haben die
Form der Schlittschuhe, nur befinden sich
unter der Sohle anstatt der stählernen
Schienen zwei hintereinander stehende Räder
von der Größe kleiner Teller, die mit
einem Gummireifen angespannt sind. Das
Gewicht beider Radschuhe zusammen ist
etwa 3 Kilogramm. Auf guter Straße
kann ein geübter Läufer sich mit erstaun
licher Schnelle fortbewegen. Um die
Schnelligkeit zu ermäßigen oder im Laufe
anzuhalten, genügt es, den einen Fuß quer
hinter den anderen zu stellen. Unter diesen
Umständen dürfte das Radschuhfahren
sich bald zu einem neuen Sport gestalten.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 3. Decbr. Ein Musikstück, der
L u e g e r - M a rs ch , der in letzter Zeit
bei Concert-Aufführungen von antisemiti
schem Publikum verlangt wurde, ist ver
boten worden. Den Militärkapellen ist
das Spielen dieses Stückes bereits von
vornherein verboten gewesen.
Aus Graz meldet die „Voss. Ztg.": In
einem Orte an der Grenze von Steiermark
und Kram wurde vor 4 Tagen ein Ehe
paar und gestern unweit davon in Pozer
ein Müller sammt 2 Hausgenossen er
mordet, ohne beraubt zu werden. Als
Mörder wird ein 30jähriger Mann
Namens Paul Ferme, der wahnsinnig zu
sein scheint, verfolgt.
Innsbruck, 3. Decbr. Der Magistrat in
Kältern ernannte Lueger zum Ehren
bürger. — Infolge einer Kammerrede
des Rektors der technischen Hochschule, in
welcher er den Antisemitismus der Studen
ten verurtheilte, d e m o n st r i r t e n heute
im Hörsaale des Rektor antisemitische
Studenten. Der Rektor ignorirte die Radau
macher vollkommen, worauf diese abzogen.
JtaUeu.
Rom, 3. Dec. Es geht das Gerücht,
daß in allen Arsenalenfieberhaft
gearbeitet werde. Das Reserve
geschwader in Spezia und Gaeta habe den
Befehl erhalten, klar zu machen. Heute
soll der schnellste Kreuzer Italiens „Pie-
monte'' nach den türkischen Gewässern
abgehen, sodaß dort zehn italienische
Schiffe sind. Anlaß zu Alarm braucht,
wie von anderer Seite versichert wird,
diese Notiz nicht zu geben, da sie doch nur
beweist, daß Italien sich für alle Fälle
vorbereiten wolle.
Frankreich.
Paris, 4. Dec. In den Wandelgängen
der Kammer behauptete sich das Gerücht,
der Untersuchungsausschuß habe sich voll
ständig zu Gunsten des Admirals Gervais
ausgesprochen. Die Schuld an dem Auf
laufen der 4 Panzerschiffe sei den schlechten
Seekarten zuzuschreiben.
In Paris hat sich wieder ein Liebes
drama abgespielt. Eine hübsche 18jährige
Pntzmacherin Margarethe Boel betrog ihren
Verlobten, einen Mechaniker Forsans.
Dieser jagte dem Mädchen, dem er aufge
lauert, drei Revolverkugeln in die Schläfe
und erschoß sich dann selbst. Beide waren
sofort todt.
Spanien.
Eine Falschmünzerbande ist in Barcelona
(Spanien) verhaftet. Es sind falsche Scheine
der Bank von Spanien, die einen Nenn
werth von 24000 Mk. hatten, beschlag
nahmt.
Türkei.
Konstantinopel. 4. Decbr. Aus zuver-
lässiger Quelle verlautet, daß im Mldiz-
seinem Besitz erwies sich das erstrebte
Kleinod als ein fremdartiger, doch für ihn
werthloser Stein.
Da war die Lilly doch ein ganz anderes
Weib! Die besaß Temperament, Schneid,
wußte ihn gut zu nehmen und sah gelegent
lich auch über eine Ausschreitung hinweg,
die sich der Mann seiner Ansicht nach gegen
ein Frauenzimmer gestatten durfte. Es wäre
so hübsch gewesen, sich hier und dort ein
Stündchen mit ihr zu unterhalten, wovon
Leonore nichts zu wissen brauchte, der
gleichen kleine Heimlichkeiten boten einen
eigenartigen Reiz, und nun hatte sich das
Mädel plötzlich in den Kopf gesetzt, zu
heirathen. Jetzt, wo er von ihr beiseite ge
schoben wurde, wurmte ihn die Bevorzugung
des andern, die Lilly nur um der „Ver
sorgung willen heuchelte," das stand fest
bei ihm — der die „Weiber" zu kennen
glaubte. Es war gegen Abend, Eugen
wollte in ein Lokal gehen, wo er Axel zu
treffen hoffte, mit dem er endlich offen
über die Sache zu sprechen gedachte; er
stand schon an der Thür und zündete sich
eine Zigarre an, zugleich noch in einer letzten
Auseinandersetzung mit Leonore begriffen,
welche an ihrem Schreibtisch saß.
(Fortsetzung folgt.)
Kiosk auf den Sultan ein Attentat
verübt wurde, welches jedoch miß
lang. Zahlreiche Verhaftungen sind vor
genommen worden. Wohlinformirte türkische
Kreise schildern die Lage als gefahrdrohend.
— Nach einer Privatdepesche aus Kon
stantinopel ist der S u l t a n entschlossen,
falls die zweiten Schiffe der Mächte ihre
Einfahrt in die Dardanellen mit Gewalt
erzwingen sollten, die diplomatischen
Beziehungen zu den Vertretern dieser
Mächte in seiner Hauptstadt abzu
brechen.
Inland.
Berlin, 4. Dec. Es ist wahrscheinlich,
daß Herrn v. Köller noch ein ansetzn-
licher Theil des Ministeriums
folgt. Es ist bereits mehrfach berichtet
worden, daß über die Militärstrafproceß-
ordnung und über die Art, wie Zeitungs
notizen zugespitzt auf den Kriegs
minister und den Reichskanzler
darüber in die Oeffentlichkeit gelangt sind,
sich ein scharfer Konflikt zwischen Herrn
v. Köller aus der einen und den genannten
beiden Herren auf der anderen Seite heraus-
gebildet hat. Dazu kommt, daß Herr von
Köller sein Vorgehen gegen die Social
demokratie auf eigene Faust ohne Rück
sprache mit dem Ministerium unternommen
hat, wodurch alte Gegensätze zwischen ihm
und dem Fürsten Hohenlohe verschärft
worden sind. Verschiedene sachliche Diffe-
renzen, starke Unterschiede des Temperaments,
die das politische Vorgehen bestimmen, und
die Zuspitzung persönlicher Differenzen
haben das Verbleiben des Ministers von
Köller im Amte unmöglich gemacht und
ihn zu seinem Entlassungsgesuch bewogen.
Ueber seinen Nachfolger hegt man nur
Muthmaßungen. Es wird auch Herr von
Lucanus genannt.
Berlin, 4. Dez. Am Sonnabend-Abend
scheint Herr von Köller noch keine
Ahnung davon gehabt zu haben, daß er
am Ende seiner Ministerlaufbahn stehe;
denn bei dem Diner im Rathhause unter
hielt er sich über die Eingemeindungsfrage
sogar mit Magistratsmitgliedern und Stadt
verordneten in einer Weise, als wenn
diese Angelegenheit noch ihn persönlich
weiterhin beschäftigen würde.
— Die Meldung, daß der Hofmarschall
der Kaiserin Friedrich, Freiherr von
Reischach, welcher mit dem Ceremonien-
meister Freiherrn v. Schrader erst kürzlich
die ihnen zudictirte Festungshaft ange
treten hatte, vom Kaiser begnadigt und
Glatz am letzten Freitag wieder verlassen
habe, dürfte dahin zu vervollständigen sein,
daß auch der Freiherr v. Schrader sich
wieder auf freiem Fuße befindet, da sein
Name unter den Gästen genannt wird,
welche am Montag-Abend vom italienischen
Botschafter Grafen Lanza zum Diner ge
laden waren. Diese schnelle Begnadigung
soll auf Befürwortung derKaiserin
Friedrich zurückzuführen sein, die ihren
Hofmarschall bei ihrer am nächsten Sonn
tag erfolgenden Rückkehr nach Berlin für
die Wintermonate wieder in ihrem Dienst
zu haben wünschte. Freiherr v. Reischach
wurde bei seiner Ankunft von seiner Ge
mahlin und einigen guten Bekannten vom
Bahnhöfe abgeholt und hat natürlich von
seinem unfreiwilligen Aufenthalte auf der
schlesischen Festung viel erzählen müssen.
Gefallen hat es ihm erklärlicher Weise
dort nicht und ebensowenig seinem Gegner,
dem Ceremonienmeister v. Kotze, der mit
seiner Familie gegenwärtig in seiner Billa
in Berlin wohnt und, wie es heißt, trotz
der Mittheilung über den verhängnisvollen
Ausfall des ehrengerichtlichen Urtheils dem
Spruche des Kaisers mit gutem Gewissen
entgegensieht. Die Schußwunde, die er im
Duell mit dem Baron von Reischach er
halten, ist sehr gut geheilt und soll keine
nachtheiligen Folgen hinterlassen haben.
— Zum Schutz des Vereins- und Ver
sammlungsrechts hat die Freisinnige
Volkspartei ein Nothgesetz beantragt,
das aus folgendem einzigen Paragraphen
besteht: „Alle Deutschen sind berechtigt,
ohne vorherige obrigkeitliche Erlaubniß
Vereine zu bilden und sich unbewaffnet in
geschlossenen Räumen sowie in Privat
grundstücken oder unter freiem Himmel zu
versammeln. Auch sind die Vereine be
rechtigt, mit anderen Vereinen zu gemein
samen Zwecken in Verbindung zu treten.
Die Bestimmungen des Reichsseuchengesetzes,
des Reichsmilitärgesetzes, desgleichen die
Bestimmungen der Landesgesetze über die
Ueberwachung von Zusammenkünften bleiben
unberührt." Derselbe Antrag war zwar
von der Freisinnigen Volkspartei schon am
23. November 1893 eingebracht, aber
niemals im Reichstages zur Verhandlung
gelangt. Der Antrag ist, wie die „Freis.
Ztg." betont, absichtlich so gefaßt, daß sich
eine große Mehrheit im Reichstag dafür
vereinigen kann Die Freisinnige Volks
partei wird sich bemühen, diesen Antrag
möglichst bald (am Mittwoch) zur Ver
handlung zu bringen.
Die Schildwache an der Gardefüsilier-
Kaserne in der Chaussee-Straße in Berlin
mußte letzte Nacht ein betrunkenes lider-
liches Frauenzimmer, das ihn fortwährend
belästigte, von der Straße fort verhaften
und in das Schilderhaus sperren. Ein
großer Auflauf bildete sich, meist Zuhälter,
die das Frauenzimmer zu befreien suchten,
so daß dem Posten schließlich nichts übrig
blieb, als das Seitengewehr aufzupflanzen
und so das Nachtgesindel zu verscheuchen.
Die Verhaftete wurde am kommenden
Morgen der Polizei übergeben.
— „Jeder „anständige" Mensch ist
Antisemit. Die Juden sind mir so gleich
gütig, daß ich sie am liebsten gar nicht
sehe." So äußerte sich nach der „Franks.
Ztg." ein Pfarrer Julius Werner aus
Beckendorf bei Oschersleben bei einem
Vortrag in dem Frankfurter deutschkonser
vativen Verein. Nicht immer aber, so be
merkt die „Franks. Ztg.", waren dem
Pfarrer Werner die Juden so gleichgiltig,
jedenfalls damals nicht, während er zu
Anfang der achtziger Jahre als S t u
diosus der Theologie ein Sti
pendium aus einer Frankfurter Stiftung
bezog, die — ein Jude zu Gunsten
Studirender aller Konfessionen gegründet
hat.
Aus Liebeskummer hat in Berlin
das 27jährige Dienstmädchen Elisabeth B.
sich das Leben zu nehmen versucht. Es
nahm zunächst Schweinfurtergrün und
vann, um ganz sicher zu gehen, noch eine
größere Menge I n s e c t e n p u l v e r, hat
aber trotz dieser schauderhaften Mischung
seinen Zweck nicht erreicht. Die Polizei
ließ die Lebensmüde mit einer Droschke
sofort in ein Krankenhaus bringen, wo
man ihr den Magen auspumpte.
Bromberg, 3. Dec. Als auf dem Lop
tennoer See viele Erwachsene und Kinder
Schlittschuh liefen, brach plötzlich
die Eisdecke an zwei Stellen, und
vier Knaben sanken in die Tiefe. Zwei
derselben wurden durch Stangen gerettet.
Zur Rettung der anderen wurden die
größten Anstrengungen gemacht, dabei brach
der eigene Vater des einen Kindes selbst
ein und konnte nur mit Mühe gerettet
werden, die beiden Knaben ertranken.
Eisleben, 8. Dez. In der Nacht zum
2. Dezember versank plötzlich, nach einer
kurz vorhergegangenen Erderschütterung
in der Hohenthorstraße ein Stück Straßen
land. An dieser Stelle bildete sich sofort
ein tiefer, schräg verlaufender trichter
förmiger Schlund. Auch Luthers Sterbe
haus, das bisher von Erderschütterungen
verschont geblieben war, auch außerhalb
des eigentlichen Senkungsgebiets liegt, zeigt
seit kurzem zum Theil erhebliche Risse, die
ausgebessert werden.
In Eisleben haben die Stadtverordneten
beschlossen, die von der Gewerkschaft an
gebotenen 400 000 Mk. zur Beseitigung
der Noth unter den durch die Senkungen
geschädigten Hausbesitzern anzunehmen und
unbeschadet dessen die Rechtsansprüche
der Stadt auf Entschädigung an Wasser
leitung, Straßenpflaster u. s. w. aufrecht
zu erhalten.
Wiesbaden, 3. Dez. Der Erfinder des
kugelsicheren Panzers, Schneider
meister Dow e, liegt hier seit einiger Zeit
schwer krank darnieder. Er ließ sich auf
seinem Krankenbett mit seiner Begleiterin,
Kunstschützin Diana, trauen, da er, noch
bevor eine Katastrophe eintrete, mit ihr
als rechtmäßiger Gatte verbunden zu
werden wünschte. Dome war beim Trauungs
akt so schwach, daß er kaum seinen Namen
schreiben konnte und hierbei gestützt werden
mußte.
Koblenz, 4. Dec. Nachdem nunmehr
in allen Weingegenden die Lese vollendet
ist, läßt sich das Ergebniß derselben mit
ziemlicher ^Sicherheit überschauen. Man
kann wohl sagen, daß hinsichtlich jber
Quantität die Befürchtungen der Winzer
sich glücklicherweise nur zum Theil erfüllt
haben. Verhältnißmäßig am besten ist
das Ergebniß am Rheingau, wo mehr als
ein halber Herbst geerntet wird, während
der Ertrag an der Nahe und in Rhein-
hessen erheblich geringer (kaum ein Drittel
Herbst) ist. Die Qualität ist — und da
mit hat sich die allgemeine Erwartung be
stätigt — eine sehr gute, stellenweise her
vorragende zu nennen, so daß sich die
Preise für den neuen Jahrgang wohl recht
hoch stellen werden, was sich aus den
hohen Traubenpreisen erkennen läßt. Aus
Zufriedenheit kann man trotzdem bei den
Winzern nicht viel rechnen, das haben sie
mit andern Leuten gemeinsam.
München, 4. Dec. Der hiesige erste
Bürgermeister empfing heute im Rathhause
eine Deputation der Arbeitslosen
und versprach die thunlichste Zuweisung
von städtischen Winterarbeiten, sowie eine
von den Arbeitslosen erbetene Aenderung
der Statuten des städtischen Arbeitsamts
in dem Sinne, daß die dort zuerst An
gemeldeten und von diesen wieder bte Ver-
heiratheten und hier Heimathsberechtigten
bei der Vergebung von Arbeiten zuerst
berücksichtigt werden sollen.
Maiuz, 4. Dec. In einem unserer ersten
Hotel-Restaurants feiert dieser Tage einer
der S t a m m g ä st e den 40. Jahrestag,
an welchem er zum ersten Mal das Gast
zimmer betreten hatte. Zu Ehren dieses
Tages gab der Wirth ein hochfeines Früh
stück, bei welchem die auserlesensten Weine
servirt wurden. Bei dieser Gelegenheit kam
auch die Frage darauf, wie viel Wein der
Jubilar in dieser Zeit von 40 Jahren
wohl vertilgt haben würde. Der Jubilar
selbst konnte darauf am besten die richtige
Antwort geben und theilte mit, daß er
während der 40 Jahre wohl rund 35 Stück
Wein oder 84000 Schoppen vertilgt hätte.
Rechnet man, daß der Stammgast zum
Mindesten für das Stück Wein 1000 Mk.
bezahlt hat, so kann man sich leicht aus
rechnen, welche Summe durch diese eine
Kehle gerollt ist.
Schwerin, 3. Dec. Ein Akt echt
kämet adschaftlicher W o h l t h ä t i g k e i t wurde
am gestrigen Erinnerungstage der Schlacht
von Loigny vom hiesigen Kriegerverein
dadurch ausgeübt, daß er 26 Wittwen
früherer Kameraden mit je einem Geld
geschenk erfreute.
provinzielles.
Wie aus Elmshorn verlautet, sind nur
die Preise für Rohleder gefallen, nicht
sür fabrizirtes Leder. Rohleder war durch
Spekulation künstlich in die Höhe getrieben
und ist nun auf das richtige Maß wieder
zurückgegangen.
-ff Itzehoe, 4. Dec. Zu der Gedenkfeier
des Schleswigschen Feld-Art.-Regt Nr. 9
ist nachfolgendes Telegramm vom Kaiser
eingetroffen: „Breslau, 3. Dec. 1895.
An dem heutigen 25. Gedenktag der Schlacht
von Orleans erinnere ich mich dankbar
der ruhmreichen Thätigkeit der Artillerie
des 9. Artillerie-Regiments an diesem Tage,
wie bei sonstigen schweren Kämpfen in
jener großen Zeit. Wilhelm, 1. R."
+ Neumünstcr, 3 Dez. In der
gestrigen Sitzung der Präsentations-Kom
mission sind als Kandidaten für die bevor
stehende Wahl eines besoldeten Stadtraths
aufgestellt worden: 1. Magistrats-Assessor
Zwicker in Magdeburg, 2. zweiter Bürger
meister Nissen in Langensalza und 3.
Regierungs-Assessor v. Grätzel in Linden.
Herr Bürgermeister Nissen ist gebürtiger
Schleswig < Holsteiner und war früher
Bürgermeister in Garding. Die 3 preisen
tirten Herren sollen ersucht werden, sich
am 18. Dezember den hiesigen Wählern
in einer öffentlichen Versammlung vor
zustellen. Die Wahl wird am 21. Dez
stattfinden.
? Kiel, 4. Dez. Folgende, dem soeben
erschienenen amtlichen Berzeichniß des
Personals und der Studirenden
derSchleswig.HolsteinischenLandes
Universität zu Kiel haben allgemeines
Interesse: Es wirken in der theologischen
Fakultät 5 ordentliche, 1 Honorarprofessor
uno 2 außerordentliche Prafessoren, in der
juristischen Fakultät 7 ordentliche, 8 außer
ordentliche Professoren und 2 Privat
dozenten, in der medizinischen Fakultät
7 ordentliche, 8 außerordentliche Professoren
und 10 Privatdozenten, in der philosophischen
Fakultät 25 ordentliche, 8 außerordentliche
Professoren, 18 Privatdozenten, 2 Lektoren
und 3 Lehrer für Kunst. Der Lehr
körper der Universität besteht also aus
97 Herren. Die Gesammtzahl der immatri
kulirten Studirenden beträgt 538, davon
zählt die theologische Fakultät 62, die
juristische 96, die medizinische 264, die
philosophische 109, von Schleswig-Hol
steinern studiren 209. Außer diesen im-
matrikulirten Studirenden haben die Er
laubniß zum Hören von Vorlesungen er
halten 31. Die Gesammtzahl der Be-
rechtigen, welche Vorlesungen hört, ist mit
hin, nach Abzug von 39 Beurlaubten, resp.
Dispensirten 530. 3m letzten Sommer
semester war unsere Universität von 759
Studirenden besucht, es ergiebt sich also
ein Minus von 221. Abgesehen davon,
daß im letzten Sommersemester durch die
Feierlichkeit der Einweihung des Nord-
Ostseekanals eine größere Anzahl von
Studirenden nach Kiel gegangen ist, ist
bekanntlich doch die Frequenz der hiesigen
Universität in den Sommersemester erheb
lich größer als in den Wintersemestern.
Es ist aber doch in diesem Wintersemester
eine Zunahme gegen die entsprechenden
Semester der Vorjahre zu verzeichnen.
Kiel, 4. Dec. (Damenkapelle oder Tingel
tangel ?) Ueber diese für Gastwirthe bedeu
tungsvolle Frage lautete eine Entscheidung
des Senats des Oberwaltungsgerichts dahin,
daß unter Gesangsvorträgen nicht ohne
Weiteres ein Tingeltangel zu verstehen sei.
Es dürfte von prinzipieller Bedeutung sein,
daß sich auch die Kieler Strafkammer mit
dieser Frage beschäftigt und kürzlich ent
schieden hat, daß Gesangsvorträge zum
Concert und nicht zum sogen. Tingeltangel
zu rechnen sind, auch wenn nicht absolut
sicher ein höheres Kunstinteresse obwaltet.
Die Kieler Verordnung betreffend die Lust
barkeitssteuer setzt für ein Concert eine
Abgabe von 5 Mk. fest, für Gesangs- und
deklamatorische Vorträge (sogen. Tingel-
tangel) pro Tag aber 15 Mk. Der Gast
wirth Rüdiger hatte nun einen polizeilichen
Strafbefehl erhalten, weil er nur die
Genehmigung zur Veranstaltung von Garten-
Concerten durch eine Damenkapelle hatte,
dieselbe außer Instrumentalmusik aber auch
Musikstücke durch Gesang zum Vortrag
gebracht hatte. Die Kapelle war zum Vor
trag durch das Publikum, meistens Stuben-
ten, veranlaßt, welche mitsangen. Ein Haus-
nachbar fühlte sich dadurch beschwert, zeigte
den Gastwirth bei einem Polizeisergeanten
an. Das Schöffengericht sprach den durch
den Rechtsanwalt Johannsen vertretenen
Gastwirth kostenlos frei, legte auch die
kosten der Vertheidigung der Staatskaffe!
Zur Last und entschied, daß auch der Vor
trag eines Liedes oder einer aus Instru
mental- und Gesangsmusik gemischten Kom
position unter den Begriff Concert falle.
Die gegen dieses Urtheil vom Amtsanwalt
eingelegte Revision wurde von ver Kieler
Strafkammer verworfen. (K. Z.)
8 Kiel, 4. Dec. DaSPanzerschiff„Hagen",
welches bekanntlich vom Oberkommando
der Marine Befehl erhalten hat, nach dem
Aegäischen Meere zu gehen, um sich der
dort versammelten internationalen Flotte
anzuschließen, ist heute von einer Uebungs
fahrt in den Hafen zurückgekehrt. Der
Panzer „Hagen" wird morgen sofort mit
Auffüllung von Kohlen beginnen, dann
Munition und Proviant an Bord nehmen
und die Reise nach dem Mittelmeer an-
treten. „Hagen" hat sich auf seiner Reise
nach Tanger als besonders seetüchtig er
wiesen, so daß die Wahl dieses Panzers
zur Entsendung nach dem Mittelmeer als
eine sehr glückliche zu bezeichnen ist. Das
Schiff ist 1893 auf der Kaiserlichen Werst
zu Kiel vom Stapel gelassen.
Theodor Mommsen ist aus Anlaß
seines letzten Geburtstages am 30. No
vember zum Ehrenbürger der Stadt
Garding ernannt worden. Momm-
sen wurde dort im Jahre 1817 als
Sohn des Predigers Hans Mommsen ge
boren, der von 1817 bis 1821 in Garding
als Diakonus wirkte.
52 Bon der Eider, 3. Dec. Der zweite
Lehrer in Bovenau, Herr Harm, ist zum
zweiten Lehrer der dreiklassigen Schule in
Langenhorn bei Bredstedt ernannt. —
Im Gutsbezirk Groß-Nordsee beläuft sich
außer dem Kanalbezirk, nach der letzten
Zählung die Einwohnerzahl aus 304.
— Owschlag, 4. Dec. Soeben, Abends
7 Uhr, ries uns der Ton des Nebelhorns
hinaus. Es brannte zu Mooshorn, Ge
meinde Ramsdorf. das Abnahmehaus des
Halbhufners Jürgen Peters, in welchem
dessen Eltern und eine alleinstehende alte
Frau wohnten, total nieder. Da zu An-
fang nur wenig Leute zur Stelle waren,
weil die Gebäude isolirt gelegen, ist ein
Theil des Mobiliars verbrannt. Die
Owschlag-Ramsdorfer Pflichtfeuerwehr war
mit ihrer Spritze bald zur Stelle und
kam auch noch in Thätigkeit, doch war
bei günstiger Windrichtung Gefahr für
Nachbargebäude nicht vorhanden. Auch die
Duvenftedter freiwillige Feuerwehr kam
noch herbeigeeilt, ohne jedoch in Aktivität
zu treten. Das Feuer soll in der Küche
angefangen sein, doch verlautet über die
Art der Entstehung und Ausbreitung noch
nichts Bestimmtes.
/X Rendsburg, 5. Dec. Das hiesige
Militär unternimmt heute eine größere
Felddienstübung. Diese Uebung geschieht
gemeinschaftlich mit Truppen aus der
Garnison Schleswig Die 1. Batterie der
hiesigen Artillerie rückte bereits gestern
Morgen nach Schleswig aus, um der
dortigen Infanterie Zugetheilt zu werden,
während Schleswiger Husaren in Büdels-
dorf einquartiert wurden, um gemeinsam
mit der hiesigen Infanterie vorzugehen.
Diese Winter-Felddienstübungen haben den
Zweck eine Abhärtung der Mannschaften
herbeizuführen. Zur Erreichung dieses
Zweckes scheint das heutige Wetter, oder
vielmehr Unwetter, mit seinem Sturm und
seinen Regengüssen sehr wohl geeignet.
X Rendsburg, 5. Dec. Schon früher
erinnerte sich der Hofphotograph Herr-
Wilhelm Dreesen in Flensburg zur
Weihnachtszeit seiner Vaterstadt und über
sandte dem Arbeiter-Verein für seine
Kinderbescheerung eineseinerPracht-Mappen |
photographischer Bilder. Auch in diesem
Jahre deckte derselbe den Weihnachtstisch
mit seinem im vorigen Jahre zu Ende ge
führtem Werke „Die Residenz Dresden
und seine malerische Umgebung." Die
Stadt selbst mit ihren herrlichen Bauten,
die Stadt Meißen, sowie die Haupt
partien der Sächsischen Schweiz bilden ein
ebenso kunstvolles, wie reizendes Werk.
Hier gelangt die Landschaftsphotographie
zur höchsten Stufe der Vollendung und
der glückliche Gewinner wird um den er
haltenen Schatz zu beneiden sein. In
diesem Jahre vollendete Herr Dreesen sein
zwanzigstes Werk, bestehend aus 86 Bild-
werken Norwegischer Landschaften. Bereit-
willigst stellte ihm die Norwegische Dampf,
schifffahrtsgesellschast einen Platz auf ihren
Frachtdampfer zur Verfügung und gelang
es ihm, innerhalb 2 Monaten die Auf-
nähme zu machen, die nun, in hübschem
Druck ausgeführt, in einer Mappe ver
einigt, den Weihnachtstisch zieren werden.
Das Land der Mitternachtsonne mit seinen
herrlichen Fjords, schäumenden Wasser-
stürzen und grotesken Felsen wird hoffent
lich nicht das letzte Werk von Dreesen sein
und wollen wir hoffen, daß es ihm ver
gönnt sein möge, noch recht viele Bildwerke
dem kunstliebenden Publikum zu schaffen.
In der photographischen Kunst und be
sonders in der Landschaftsphotogravhie,
mcht der Künstler seines Gleichen. Wer
sich die Weihuachtsbescheerung im Arbeiter-
verein noch nicht angesehen, scheue die
Mühe nicht, derselben einen Besuch zu
machen und dabei wird er dem Dreesenschen
Werke gewiß seine Bewunderung zollen.
Die Ausstellung ist noch bis einschließlich
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