Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

Palastes führt und in seinem Schlafzimmer 
mündet. Dem kleinen Motorwagen ist ein 
zweisitziges schlittenartiges Gefährt ange 
hängt, in welchem der Sultan behaglich 
sitzt oder liegt und seine Rundfahrt durch 
das Palais macht, da ihm das Gehen 
zuwider ist. Die Anlage dieser Hausbahn 
hat 400 000 Mk. erfordert. 
England. 
Auf einer kürzlich in London abge 
haltenen Fachrradausstellung sind auch 
Radschuhe für Landstraßen ausgestellt 
worden, denen augenscheinlich noch eine 
große Zukunft bevorsteht. Sie haben die 
Form der Schlittschuhe, nur befinden sich 
unter der Sohle anstatt der stählernen 
Schienen zwei hintereinander stehende Räder 
von der Größe kleiner Teller, die mit 
einem Gummireifen angespannt sind. Das 
Gewicht beider Radschuhe zusammen ist 
etwa 3 Kilogramm. Auf guter Straße 
kann ein geübter Läufer sich mit erstaun 
licher Schnelle fortbewegen. Um die 
Schnelligkeit zu ermäßigen oder im Laufe 
anzuhalten, genügt es, den einen Fuß quer 
hinter den anderen zu stellen. Unter diesen 
Umständen dürfte das Radschuhfahren 
sich bald zu einem neuen Sport gestalten. 
Oesterreich-Ungarn. 
Wien, 3. Decbr. Ein Musikstück, der 
L u e g e r - M a rs ch , der in letzter Zeit 
bei Concert-Aufführungen von antisemiti 
schem Publikum verlangt wurde, ist ver 
boten worden. Den Militärkapellen ist 
das Spielen dieses Stückes bereits von 
vornherein verboten gewesen. 
Aus Graz meldet die „Voss. Ztg.": In 
einem Orte an der Grenze von Steiermark 
und Kram wurde vor 4 Tagen ein Ehe 
paar und gestern unweit davon in Pozer 
ein Müller sammt 2 Hausgenossen er 
mordet, ohne beraubt zu werden. Als 
Mörder wird ein 30jähriger Mann 
Namens Paul Ferme, der wahnsinnig zu 
sein scheint, verfolgt. 
Innsbruck, 3. Decbr. Der Magistrat in 
Kältern ernannte Lueger zum Ehren 
bürger. — Infolge einer Kammerrede 
des Rektors der technischen Hochschule, in 
welcher er den Antisemitismus der Studen 
ten verurtheilte, d e m o n st r i r t e n heute 
im Hörsaale des Rektor antisemitische 
Studenten. Der Rektor ignorirte die Radau 
macher vollkommen, worauf diese abzogen. 
JtaUeu. 
Rom, 3. Dec. Es geht das Gerücht, 
daß in allen Arsenalenfieberhaft 
gearbeitet werde. Das Reserve 
geschwader in Spezia und Gaeta habe den 
Befehl erhalten, klar zu machen. Heute 
soll der schnellste Kreuzer Italiens „Pie- 
monte'' nach den türkischen Gewässern 
abgehen, sodaß dort zehn italienische 
Schiffe sind. Anlaß zu Alarm braucht, 
wie von anderer Seite versichert wird, 
diese Notiz nicht zu geben, da sie doch nur 
beweist, daß Italien sich für alle Fälle 
vorbereiten wolle. 
Frankreich. 
Paris, 4. Dec. In den Wandelgängen 
der Kammer behauptete sich das Gerücht, 
der Untersuchungsausschuß habe sich voll 
ständig zu Gunsten des Admirals Gervais 
ausgesprochen. Die Schuld an dem Auf 
laufen der 4 Panzerschiffe sei den schlechten 
Seekarten zuzuschreiben. 
In Paris hat sich wieder ein Liebes 
drama abgespielt. Eine hübsche 18jährige 
Pntzmacherin Margarethe Boel betrog ihren 
Verlobten, einen Mechaniker Forsans. 
Dieser jagte dem Mädchen, dem er aufge 
lauert, drei Revolverkugeln in die Schläfe 
und erschoß sich dann selbst. Beide waren 
sofort todt. 
Spanien. 
Eine Falschmünzerbande ist in Barcelona 
(Spanien) verhaftet. Es sind falsche Scheine 
der Bank von Spanien, die einen Nenn 
werth von 24000 Mk. hatten, beschlag 
nahmt. 
Türkei. 
Konstantinopel. 4. Decbr. Aus zuver- 
lässiger Quelle verlautet, daß im Mldiz- 
seinem Besitz erwies sich das erstrebte 
Kleinod als ein fremdartiger, doch für ihn 
werthloser Stein. 
Da war die Lilly doch ein ganz anderes 
Weib! Die besaß Temperament, Schneid, 
wußte ihn gut zu nehmen und sah gelegent 
lich auch über eine Ausschreitung hinweg, 
die sich der Mann seiner Ansicht nach gegen 
ein Frauenzimmer gestatten durfte. Es wäre 
so hübsch gewesen, sich hier und dort ein 
Stündchen mit ihr zu unterhalten, wovon 
Leonore nichts zu wissen brauchte, der 
gleichen kleine Heimlichkeiten boten einen 
eigenartigen Reiz, und nun hatte sich das 
Mädel plötzlich in den Kopf gesetzt, zu 
heirathen. Jetzt, wo er von ihr beiseite ge 
schoben wurde, wurmte ihn die Bevorzugung 
des andern, die Lilly nur um der „Ver 
sorgung willen heuchelte," das stand fest 
bei ihm — der die „Weiber" zu kennen 
glaubte. Es war gegen Abend, Eugen 
wollte in ein Lokal gehen, wo er Axel zu 
treffen hoffte, mit dem er endlich offen 
über die Sache zu sprechen gedachte; er 
stand schon an der Thür und zündete sich 
eine Zigarre an, zugleich noch in einer letzten 
Auseinandersetzung mit Leonore begriffen, 
welche an ihrem Schreibtisch saß. 
(Fortsetzung folgt.) 
Kiosk auf den Sultan ein Attentat 
verübt wurde, welches jedoch miß 
lang. Zahlreiche Verhaftungen sind vor 
genommen worden. Wohlinformirte türkische 
Kreise schildern die Lage als gefahrdrohend. 
— Nach einer Privatdepesche aus Kon 
stantinopel ist der S u l t a n entschlossen, 
falls die zweiten Schiffe der Mächte ihre 
Einfahrt in die Dardanellen mit Gewalt 
erzwingen sollten, die diplomatischen 
Beziehungen zu den Vertretern dieser 
Mächte in seiner Hauptstadt abzu 
brechen. 
Inland. 
Berlin, 4. Dec. Es ist wahrscheinlich, 
daß Herrn v. Köller noch ein ansetzn- 
licher Theil des Ministeriums 
folgt. Es ist bereits mehrfach berichtet 
worden, daß über die Militärstrafproceß- 
ordnung und über die Art, wie Zeitungs 
notizen zugespitzt auf den Kriegs 
minister und den Reichskanzler 
darüber in die Oeffentlichkeit gelangt sind, 
sich ein scharfer Konflikt zwischen Herrn 
v. Köller aus der einen und den genannten 
beiden Herren auf der anderen Seite heraus- 
gebildet hat. Dazu kommt, daß Herr von 
Köller sein Vorgehen gegen die Social 
demokratie auf eigene Faust ohne Rück 
sprache mit dem Ministerium unternommen 
hat, wodurch alte Gegensätze zwischen ihm 
und dem Fürsten Hohenlohe verschärft 
worden sind. Verschiedene sachliche Diffe- 
renzen, starke Unterschiede des Temperaments, 
die das politische Vorgehen bestimmen, und 
die Zuspitzung persönlicher Differenzen 
haben das Verbleiben des Ministers von 
Köller im Amte unmöglich gemacht und 
ihn zu seinem Entlassungsgesuch bewogen. 
Ueber seinen Nachfolger hegt man nur 
Muthmaßungen. Es wird auch Herr von 
Lucanus genannt. 
Berlin, 4. Dez. Am Sonnabend-Abend 
scheint Herr von Köller noch keine 
Ahnung davon gehabt zu haben, daß er 
am Ende seiner Ministerlaufbahn stehe; 
denn bei dem Diner im Rathhause unter 
hielt er sich über die Eingemeindungsfrage 
sogar mit Magistratsmitgliedern und Stadt 
verordneten in einer Weise, als wenn 
diese Angelegenheit noch ihn persönlich 
weiterhin beschäftigen würde. 
— Die Meldung, daß der Hofmarschall 
der Kaiserin Friedrich, Freiherr von 
Reischach, welcher mit dem Ceremonien- 
meister Freiherrn v. Schrader erst kürzlich 
die ihnen zudictirte Festungshaft ange 
treten hatte, vom Kaiser begnadigt und 
Glatz am letzten Freitag wieder verlassen 
habe, dürfte dahin zu vervollständigen sein, 
daß auch der Freiherr v. Schrader sich 
wieder auf freiem Fuße befindet, da sein 
Name unter den Gästen genannt wird, 
welche am Montag-Abend vom italienischen 
Botschafter Grafen Lanza zum Diner ge 
laden waren. Diese schnelle Begnadigung 
soll auf Befürwortung derKaiserin 
Friedrich zurückzuführen sein, die ihren 
Hofmarschall bei ihrer am nächsten Sonn 
tag erfolgenden Rückkehr nach Berlin für 
die Wintermonate wieder in ihrem Dienst 
zu haben wünschte. Freiherr v. Reischach 
wurde bei seiner Ankunft von seiner Ge 
mahlin und einigen guten Bekannten vom 
Bahnhöfe abgeholt und hat natürlich von 
seinem unfreiwilligen Aufenthalte auf der 
schlesischen Festung viel erzählen müssen. 
Gefallen hat es ihm erklärlicher Weise 
dort nicht und ebensowenig seinem Gegner, 
dem Ceremonienmeister v. Kotze, der mit 
seiner Familie gegenwärtig in seiner Billa 
in Berlin wohnt und, wie es heißt, trotz 
der Mittheilung über den verhängnisvollen 
Ausfall des ehrengerichtlichen Urtheils dem 
Spruche des Kaisers mit gutem Gewissen 
entgegensieht. Die Schußwunde, die er im 
Duell mit dem Baron von Reischach er 
halten, ist sehr gut geheilt und soll keine 
nachtheiligen Folgen hinterlassen haben. 
— Zum Schutz des Vereins- und Ver 
sammlungsrechts hat die Freisinnige 
Volkspartei ein Nothgesetz beantragt, 
das aus folgendem einzigen Paragraphen 
besteht: „Alle Deutschen sind berechtigt, 
ohne vorherige obrigkeitliche Erlaubniß 
Vereine zu bilden und sich unbewaffnet in 
geschlossenen Räumen sowie in Privat 
grundstücken oder unter freiem Himmel zu 
versammeln. Auch sind die Vereine be 
rechtigt, mit anderen Vereinen zu gemein 
samen Zwecken in Verbindung zu treten. 
Die Bestimmungen des Reichsseuchengesetzes, 
des Reichsmilitärgesetzes, desgleichen die 
Bestimmungen der Landesgesetze über die 
Ueberwachung von Zusammenkünften bleiben 
unberührt." Derselbe Antrag war zwar 
von der Freisinnigen Volkspartei schon am 
23. November 1893 eingebracht, aber 
niemals im Reichstages zur Verhandlung 
gelangt. Der Antrag ist, wie die „Freis. 
Ztg." betont, absichtlich so gefaßt, daß sich 
eine große Mehrheit im Reichstag dafür 
vereinigen kann Die Freisinnige Volks 
partei wird sich bemühen, diesen Antrag 
möglichst bald (am Mittwoch) zur Ver 
handlung zu bringen. 
Die Schildwache an der Gardefüsilier- 
Kaserne in der Chaussee-Straße in Berlin 
mußte letzte Nacht ein betrunkenes lider- 
liches Frauenzimmer, das ihn fortwährend 
belästigte, von der Straße fort verhaften 
und in das Schilderhaus sperren. Ein 
großer Auflauf bildete sich, meist Zuhälter, 
die das Frauenzimmer zu befreien suchten, 
so daß dem Posten schließlich nichts übrig 
blieb, als das Seitengewehr aufzupflanzen 
und so das Nachtgesindel zu verscheuchen. 
Die Verhaftete wurde am kommenden 
Morgen der Polizei übergeben. 
— „Jeder „anständige" Mensch ist 
Antisemit. Die Juden sind mir so gleich 
gütig, daß ich sie am liebsten gar nicht 
sehe." So äußerte sich nach der „Franks. 
Ztg." ein Pfarrer Julius Werner aus 
Beckendorf bei Oschersleben bei einem 
Vortrag in dem Frankfurter deutschkonser 
vativen Verein. Nicht immer aber, so be 
merkt die „Franks. Ztg.", waren dem 
Pfarrer Werner die Juden so gleichgiltig, 
jedenfalls damals nicht, während er zu 
Anfang der achtziger Jahre als S t u 
diosus der Theologie ein Sti 
pendium aus einer Frankfurter Stiftung 
bezog, die — ein Jude zu Gunsten 
Studirender aller Konfessionen gegründet 
hat. 
Aus Liebeskummer hat in Berlin 
das 27jährige Dienstmädchen Elisabeth B. 
sich das Leben zu nehmen versucht. Es 
nahm zunächst Schweinfurtergrün und 
vann, um ganz sicher zu gehen, noch eine 
größere Menge I n s e c t e n p u l v e r, hat 
aber trotz dieser schauderhaften Mischung 
seinen Zweck nicht erreicht. Die Polizei 
ließ die Lebensmüde mit einer Droschke 
sofort in ein Krankenhaus bringen, wo 
man ihr den Magen auspumpte. 
Bromberg, 3. Dec. Als auf dem Lop 
tennoer See viele Erwachsene und Kinder 
Schlittschuh liefen, brach plötzlich 
die Eisdecke an zwei Stellen, und 
vier Knaben sanken in die Tiefe. Zwei 
derselben wurden durch Stangen gerettet. 
Zur Rettung der anderen wurden die 
größten Anstrengungen gemacht, dabei brach 
der eigene Vater des einen Kindes selbst 
ein und konnte nur mit Mühe gerettet 
werden, die beiden Knaben ertranken. 
Eisleben, 8. Dez. In der Nacht zum 
2. Dezember versank plötzlich, nach einer 
kurz vorhergegangenen Erderschütterung 
in der Hohenthorstraße ein Stück Straßen 
land. An dieser Stelle bildete sich sofort 
ein tiefer, schräg verlaufender trichter 
förmiger Schlund. Auch Luthers Sterbe 
haus, das bisher von Erderschütterungen 
verschont geblieben war, auch außerhalb 
des eigentlichen Senkungsgebiets liegt, zeigt 
seit kurzem zum Theil erhebliche Risse, die 
ausgebessert werden. 
In Eisleben haben die Stadtverordneten 
beschlossen, die von der Gewerkschaft an 
gebotenen 400 000 Mk. zur Beseitigung 
der Noth unter den durch die Senkungen 
geschädigten Hausbesitzern anzunehmen und 
unbeschadet dessen die Rechtsansprüche 
der Stadt auf Entschädigung an Wasser 
leitung, Straßenpflaster u. s. w. aufrecht 
zu erhalten. 
Wiesbaden, 3. Dez. Der Erfinder des 
kugelsicheren Panzers, Schneider 
meister Dow e, liegt hier seit einiger Zeit 
schwer krank darnieder. Er ließ sich auf 
seinem Krankenbett mit seiner Begleiterin, 
Kunstschützin Diana, trauen, da er, noch 
bevor eine Katastrophe eintrete, mit ihr 
als rechtmäßiger Gatte verbunden zu 
werden wünschte. Dome war beim Trauungs 
akt so schwach, daß er kaum seinen Namen 
schreiben konnte und hierbei gestützt werden 
mußte. 
Koblenz, 4. Dec. Nachdem nunmehr 
in allen Weingegenden die Lese vollendet 
ist, läßt sich das Ergebniß derselben mit 
ziemlicher ^Sicherheit überschauen. Man 
kann wohl sagen, daß hinsichtlich jber 
Quantität die Befürchtungen der Winzer 
sich glücklicherweise nur zum Theil erfüllt 
haben. Verhältnißmäßig am besten ist 
das Ergebniß am Rheingau, wo mehr als 
ein halber Herbst geerntet wird, während 
der Ertrag an der Nahe und in Rhein- 
hessen erheblich geringer (kaum ein Drittel 
Herbst) ist. Die Qualität ist — und da 
mit hat sich die allgemeine Erwartung be 
stätigt — eine sehr gute, stellenweise her 
vorragende zu nennen, so daß sich die 
Preise für den neuen Jahrgang wohl recht 
hoch stellen werden, was sich aus den 
hohen Traubenpreisen erkennen läßt. Aus 
Zufriedenheit kann man trotzdem bei den 
Winzern nicht viel rechnen, das haben sie 
mit andern Leuten gemeinsam. 
München, 4. Dec. Der hiesige erste 
Bürgermeister empfing heute im Rathhause 
eine Deputation der Arbeitslosen 
und versprach die thunlichste Zuweisung 
von städtischen Winterarbeiten, sowie eine 
von den Arbeitslosen erbetene Aenderung 
der Statuten des städtischen Arbeitsamts 
in dem Sinne, daß die dort zuerst An 
gemeldeten und von diesen wieder bte Ver- 
heiratheten und hier Heimathsberechtigten 
bei der Vergebung von Arbeiten zuerst 
berücksichtigt werden sollen. 
Maiuz, 4. Dec. In einem unserer ersten 
Hotel-Restaurants feiert dieser Tage einer 
der S t a m m g ä st e den 40. Jahrestag, 
an welchem er zum ersten Mal das Gast 
zimmer betreten hatte. Zu Ehren dieses 
Tages gab der Wirth ein hochfeines Früh 
stück, bei welchem die auserlesensten Weine 
servirt wurden. Bei dieser Gelegenheit kam 
auch die Frage darauf, wie viel Wein der 
Jubilar in dieser Zeit von 40 Jahren 
wohl vertilgt haben würde. Der Jubilar 
selbst konnte darauf am besten die richtige 
Antwort geben und theilte mit, daß er 
während der 40 Jahre wohl rund 35 Stück 
Wein oder 84000 Schoppen vertilgt hätte. 
Rechnet man, daß der Stammgast zum 
Mindesten für das Stück Wein 1000 Mk. 
bezahlt hat, so kann man sich leicht aus 
rechnen, welche Summe durch diese eine 
Kehle gerollt ist. 
Schwerin, 3. Dec. Ein Akt echt 
kämet adschaftlicher W o h l t h ä t i g k e i t wurde 
am gestrigen Erinnerungstage der Schlacht 
von Loigny vom hiesigen Kriegerverein 
dadurch ausgeübt, daß er 26 Wittwen 
früherer Kameraden mit je einem Geld 
geschenk erfreute. 
provinzielles. 
Wie aus Elmshorn verlautet, sind nur 
die Preise für Rohleder gefallen, nicht 
sür fabrizirtes Leder. Rohleder war durch 
Spekulation künstlich in die Höhe getrieben 
und ist nun auf das richtige Maß wieder 
zurückgegangen. 
-ff Itzehoe, 4. Dec. Zu der Gedenkfeier 
des Schleswigschen Feld-Art.-Regt Nr. 9 
ist nachfolgendes Telegramm vom Kaiser 
eingetroffen: „Breslau, 3. Dec. 1895. 
An dem heutigen 25. Gedenktag der Schlacht 
von Orleans erinnere ich mich dankbar 
der ruhmreichen Thätigkeit der Artillerie 
des 9. Artillerie-Regiments an diesem Tage, 
wie bei sonstigen schweren Kämpfen in 
jener großen Zeit. Wilhelm, 1. R." 
+ Neumünstcr, 3 Dez. In der 
gestrigen Sitzung der Präsentations-Kom 
mission sind als Kandidaten für die bevor 
stehende Wahl eines besoldeten Stadtraths 
aufgestellt worden: 1. Magistrats-Assessor 
Zwicker in Magdeburg, 2. zweiter Bürger 
meister Nissen in Langensalza und 3. 
Regierungs-Assessor v. Grätzel in Linden. 
Herr Bürgermeister Nissen ist gebürtiger 
Schleswig < Holsteiner und war früher 
Bürgermeister in Garding. Die 3 preisen 
tirten Herren sollen ersucht werden, sich 
am 18. Dezember den hiesigen Wählern 
in einer öffentlichen Versammlung vor 
zustellen. Die Wahl wird am 21. Dez 
stattfinden. 
? Kiel, 4. Dez. Folgende, dem soeben 
erschienenen amtlichen Berzeichniß des 
Personals und der Studirenden 
derSchleswig.HolsteinischenLandes 
Universität zu Kiel haben allgemeines 
Interesse: Es wirken in der theologischen 
Fakultät 5 ordentliche, 1 Honorarprofessor 
uno 2 außerordentliche Prafessoren, in der 
juristischen Fakultät 7 ordentliche, 8 außer 
ordentliche Professoren und 2 Privat 
dozenten, in der medizinischen Fakultät 
7 ordentliche, 8 außerordentliche Professoren 
und 10 Privatdozenten, in der philosophischen 
Fakultät 25 ordentliche, 8 außerordentliche 
Professoren, 18 Privatdozenten, 2 Lektoren 
und 3 Lehrer für Kunst. Der Lehr 
körper der Universität besteht also aus 
97 Herren. Die Gesammtzahl der immatri 
kulirten Studirenden beträgt 538, davon 
zählt die theologische Fakultät 62, die 
juristische 96, die medizinische 264, die 
philosophische 109, von Schleswig-Hol 
steinern studiren 209. Außer diesen im- 
matrikulirten Studirenden haben die Er 
laubniß zum Hören von Vorlesungen er 
halten 31. Die Gesammtzahl der Be- 
rechtigen, welche Vorlesungen hört, ist mit 
hin, nach Abzug von 39 Beurlaubten, resp. 
Dispensirten 530. 3m letzten Sommer 
semester war unsere Universität von 759 
Studirenden besucht, es ergiebt sich also 
ein Minus von 221. Abgesehen davon, 
daß im letzten Sommersemester durch die 
Feierlichkeit der Einweihung des Nord- 
Ostseekanals eine größere Anzahl von 
Studirenden nach Kiel gegangen ist, ist 
bekanntlich doch die Frequenz der hiesigen 
Universität in den Sommersemester erheb 
lich größer als in den Wintersemestern. 
Es ist aber doch in diesem Wintersemester 
eine Zunahme gegen die entsprechenden 
Semester der Vorjahre zu verzeichnen. 
Kiel, 4. Dec. (Damenkapelle oder Tingel 
tangel ?) Ueber diese für Gastwirthe bedeu 
tungsvolle Frage lautete eine Entscheidung 
des Senats des Oberwaltungsgerichts dahin, 
daß unter Gesangsvorträgen nicht ohne 
Weiteres ein Tingeltangel zu verstehen sei. 
Es dürfte von prinzipieller Bedeutung sein, 
daß sich auch die Kieler Strafkammer mit 
dieser Frage beschäftigt und kürzlich ent 
schieden hat, daß Gesangsvorträge zum 
Concert und nicht zum sogen. Tingeltangel 
zu rechnen sind, auch wenn nicht absolut 
sicher ein höheres Kunstinteresse obwaltet. 
Die Kieler Verordnung betreffend die Lust 
barkeitssteuer setzt für ein Concert eine 
Abgabe von 5 Mk. fest, für Gesangs- und 
deklamatorische Vorträge (sogen. Tingel- 
tangel) pro Tag aber 15 Mk. Der Gast 
wirth Rüdiger hatte nun einen polizeilichen 
Strafbefehl erhalten, weil er nur die 
Genehmigung zur Veranstaltung von Garten- 
Concerten durch eine Damenkapelle hatte, 
dieselbe außer Instrumentalmusik aber auch 
Musikstücke durch Gesang zum Vortrag 
gebracht hatte. Die Kapelle war zum Vor 
trag durch das Publikum, meistens Stuben- 
ten, veranlaßt, welche mitsangen. Ein Haus- 
nachbar fühlte sich dadurch beschwert, zeigte 
den Gastwirth bei einem Polizeisergeanten 
an. Das Schöffengericht sprach den durch 
den Rechtsanwalt Johannsen vertretenen 
Gastwirth kostenlos frei, legte auch die 
kosten der Vertheidigung der Staatskaffe! 
Zur Last und entschied, daß auch der Vor 
trag eines Liedes oder einer aus Instru 
mental- und Gesangsmusik gemischten Kom 
position unter den Begriff Concert falle. 
Die gegen dieses Urtheil vom Amtsanwalt 
eingelegte Revision wurde von ver Kieler 
Strafkammer verworfen. (K. Z.) 
8 Kiel, 4. Dec. DaSPanzerschiff„Hagen", 
welches bekanntlich vom Oberkommando 
der Marine Befehl erhalten hat, nach dem 
Aegäischen Meere zu gehen, um sich der 
dort versammelten internationalen Flotte 
anzuschließen, ist heute von einer Uebungs 
fahrt in den Hafen zurückgekehrt. Der 
Panzer „Hagen" wird morgen sofort mit 
Auffüllung von Kohlen beginnen, dann 
Munition und Proviant an Bord nehmen 
und die Reise nach dem Mittelmeer an- 
treten. „Hagen" hat sich auf seiner Reise 
nach Tanger als besonders seetüchtig er 
wiesen, so daß die Wahl dieses Panzers 
zur Entsendung nach dem Mittelmeer als 
eine sehr glückliche zu bezeichnen ist. Das 
Schiff ist 1893 auf der Kaiserlichen Werst 
zu Kiel vom Stapel gelassen. 
Theodor Mommsen ist aus Anlaß 
seines letzten Geburtstages am 30. No 
vember zum Ehrenbürger der Stadt 
Garding ernannt worden. Momm- 
sen wurde dort im Jahre 1817 als 
Sohn des Predigers Hans Mommsen ge 
boren, der von 1817 bis 1821 in Garding 
als Diakonus wirkte. 
52 Bon der Eider, 3. Dec. Der zweite 
Lehrer in Bovenau, Herr Harm, ist zum 
zweiten Lehrer der dreiklassigen Schule in 
Langenhorn bei Bredstedt ernannt. — 
Im Gutsbezirk Groß-Nordsee beläuft sich 
außer dem Kanalbezirk, nach der letzten 
Zählung die Einwohnerzahl aus 304. 
— Owschlag, 4. Dec. Soeben, Abends 
7 Uhr, ries uns der Ton des Nebelhorns 
hinaus. Es brannte zu Mooshorn, Ge 
meinde Ramsdorf. das Abnahmehaus des 
Halbhufners Jürgen Peters, in welchem 
dessen Eltern und eine alleinstehende alte 
Frau wohnten, total nieder. Da zu An- 
fang nur wenig Leute zur Stelle waren, 
weil die Gebäude isolirt gelegen, ist ein 
Theil des Mobiliars verbrannt. Die 
Owschlag-Ramsdorfer Pflichtfeuerwehr war 
mit ihrer Spritze bald zur Stelle und 
kam auch noch in Thätigkeit, doch war 
bei günstiger Windrichtung Gefahr für 
Nachbargebäude nicht vorhanden. Auch die 
Duvenftedter freiwillige Feuerwehr kam 
noch herbeigeeilt, ohne jedoch in Aktivität 
zu treten. Das Feuer soll in der Küche 
angefangen sein, doch verlautet über die 
Art der Entstehung und Ausbreitung noch 
nichts Bestimmtes. 
/X Rendsburg, 5. Dec. Das hiesige 
Militär unternimmt heute eine größere 
Felddienstübung. Diese Uebung geschieht 
gemeinschaftlich mit Truppen aus der 
Garnison Schleswig Die 1. Batterie der 
hiesigen Artillerie rückte bereits gestern 
Morgen nach Schleswig aus, um der 
dortigen Infanterie Zugetheilt zu werden, 
während Schleswiger Husaren in Büdels- 
dorf einquartiert wurden, um gemeinsam 
mit der hiesigen Infanterie vorzugehen. 
Diese Winter-Felddienstübungen haben den 
Zweck eine Abhärtung der Mannschaften 
herbeizuführen. Zur Erreichung dieses 
Zweckes scheint das heutige Wetter, oder 
vielmehr Unwetter, mit seinem Sturm und 
seinen Regengüssen sehr wohl geeignet. 
X Rendsburg, 5. Dec. Schon früher 
erinnerte sich der Hofphotograph Herr- 
Wilhelm Dreesen in Flensburg zur 
Weihnachtszeit seiner Vaterstadt und über 
sandte dem Arbeiter-Verein für seine 
Kinderbescheerung eineseinerPracht-Mappen | 
photographischer Bilder. Auch in diesem 
Jahre deckte derselbe den Weihnachtstisch 
mit seinem im vorigen Jahre zu Ende ge 
führtem Werke „Die Residenz Dresden 
und seine malerische Umgebung." Die 
Stadt selbst mit ihren herrlichen Bauten, 
die Stadt Meißen, sowie die Haupt 
partien der Sächsischen Schweiz bilden ein 
ebenso kunstvolles, wie reizendes Werk. 
Hier gelangt die Landschaftsphotographie 
zur höchsten Stufe der Vollendung und 
der glückliche Gewinner wird um den er 
haltenen Schatz zu beneiden sein. In 
diesem Jahre vollendete Herr Dreesen sein 
zwanzigstes Werk, bestehend aus 86 Bild- 
werken Norwegischer Landschaften. Bereit- 
willigst stellte ihm die Norwegische Dampf, 
schifffahrtsgesellschast einen Platz auf ihren 
Frachtdampfer zur Verfügung und gelang 
es ihm, innerhalb 2 Monaten die Auf- 
nähme zu machen, die nun, in hübschem 
Druck ausgeführt, in einer Mappe ver 
einigt, den Weihnachtstisch zieren werden. 
Das Land der Mitternachtsonne mit seinen 
herrlichen Fjords, schäumenden Wasser- 
stürzen und grotesken Felsen wird hoffent 
lich nicht das letzte Werk von Dreesen sein 
und wollen wir hoffen, daß es ihm ver 
gönnt sein möge, noch recht viele Bildwerke 
dem kunstliebenden Publikum zu schaffen. 
In der photographischen Kunst und be 
sonders in der Landschaftsphotogravhie, 
mcht der Künstler seines Gleichen. Wer 
sich die Weihuachtsbescheerung im Arbeiter- 
verein noch nicht angesehen, scheue die 
Mühe nicht, derselben einen Besuch zu 
machen und dabei wird er dem Dreesenschen 
Werke gewiß seine Bewunderung zollen. 
Die Ausstellung ist noch bis einschließlich 
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