Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

solches Verfahren, wenn die Disziplinär 
behörde den Angeklagten schuldig sprechen 
sollte, wohl nur mit der Aberkennung des 
Titels „Hofprediger 2. endigen könnte, 
Herrn Stöcker der Wink gegeben worden 
ist, daß er sich bis auf Weiteres aller 
kirchlichen Funktionen zu enthalten habe. 
Die wiederholten Audienzen, die der Prä- 
fident des Oberkirchenraths Barkhausen 
neuerdings und zuletzt Anfang voriger 
Woche beim Kaiser hatte, werden mit 
dieser Angelegenheit in Verbindung ge 
bracht." 
Berlin, 21. Nov. Gegenüber den 
anderweitigen Verlautbarungen wird von 
„Berl. Pol. Nachr." auf Grund von Er 
kundigungen an kompetenter Stelle mit- 
getheilt, daß die Beurlaubung des Herrn 
Bödiker „weder einen sensationellen 
Hintergrund hat, noch krankheitshalber er. 
folgt ist". Der Präsident des Reichs- 
Versicherungsamtes habe wegen dringender 
Dienstgeschäfte in diesem Jahre keinen 
Urlaub genommen und unter Hinweis au : 
diese Thatsache nach Abschluß der Be- 
rathungen der Konferenz für die Revision 
der Arbeiterversicherungsgesetze im Reichs- 
amte des Innern seinen vorgesetzten Che^ 
um einen kurzen Stadturlaub gebeten, 
welcher ihm natürlich auch ertheilt wurde. 
— Wenn die Sache formell auch so 
verlaufen sein sollte, so ist damit die 
Differenz der Anschauungen zwischen Herrn 
von Boetticher und Dr. Bödicker nicht 
aus der Welt geschafft. 
— Das „Reichsdefizit" im nächsten 
Etat, das heißt das Plus der Spannung 
zwischen Matrikularumlagen und Ueber- 
weisungen zu Ungunsten der Einzelstaaten, 
wird jetzt wieder höher angegeben. Etwa 
11—12 Millionen soll das „Defizit" aus- 
machen. Wenn man sich erinnert, daß 
der Entwurf des laufenden Budgets eine 
Spannung von 33 Millionen auswies, die 
in der endgültigen Fassung des Etats auf 
6 zusammenschmolzen, so wird die An 
kündigung der „Pol. Nachr." keinen sehr 
schreckhaften Eindruck machen. 
Berlin, 21. Nov. Der geschäftsführende 
Ausschuß der Berliner Gewerbe- 
Ausstellung für 1896 hat beschlossen, 
das Eintrittsgeld zur Ausstellung auf 50 
Pfg- festzusetzen. Nur an einem Wochen 
tage beträgt das Eintrittsgeld bis 5 Uhr 
Nachmittags 1 Mk. Der Eintritt in den 
Vergnügungspark ist nur mit Ausstellunas 
billet gestattet. 
Berlin, 19. Nov. Nach einer Mitthei- 
lung in der demokratischen Presse soll der 
Kultusminister wiederum versuchen, ein 
Vorgehen gegen den Privatdozenten Dr 
Leo Aarons einzuleiten und zu begründen 
Wir würden das in diesen Falle mit auf 
richtiger Genugthuung begrüßen; denn wir 
halten es ^ für gefährlich und der Würde 
unserer Hochschulen nicht entsprechend, 
wenn Leute wie Dr. Leo Aarons an ihnen 
zu wirken berufen sind. 
Berlin, 19. Nov. Tie Jugendlehrerin 
der freireligiösen Gemeinde, Frl 
Ida Altmann, die, wie Bruno Wille, 
wegen des Haltens eines Frühvortrags 
hundert Mark Strafe zahlen oder eine 
zehntägige Haft verbüßen soll, erklärte 
gestern Abend in einer Gemeindeversamm 
lung, daß sie auf die ihr zur Verfügung 
gestellte Kasse der Gemeinde verzichte und 
für ihre Ueberzeugung auch ihre Freiheit 
einsetze. Eine Exekution bei Fräulein 
Altmann war fruchtlos ausgefallen. 
Potsdam, 20. Nov. Ein Einjähriger 
vom 1. Garde-Regiment z. F. soll nach 
dem Genuß von Hummer-Mayonnaise 
in einem hiesigen Hotel verstorben sein 
Der Verstorbene wurde mit allen militäri 
schen Ehren bestattet. Eine behördliche 
Untersuchung ist sofort eingeleitet worden. 
In Kyritz in der Prignitz werden jetzt 
Zuschauer zu kirchlichen Trauunngen nur 
gegen Zahlung von 10 Pf. zugelassen. 
Wer aber glaubte, die Neugierigen wür 
den dadurch ferngehalten, hat sich geirrt; 
denn bei der ersten Trauung nach Eintritt 
der Neuerung waren es nicht weniger als 
84 Personen, fast nur weibliche, die ihrer 
Neugierde einen Nickel opferten. 
Königsberg i. Pr-, 21. Nov. Der 
Zahlmeister-Applicant Reiher aus Stallu 
pönen, der zur Schutztruppe in Ostafrika 
designirt war, wurde vor einigen Tagen 
flüchtig, da sich eine ihm unterstellt ge 
wesene Kasse nicht in Ordnung befand. 
Der Flüchtling wurde heute hier festge 
nommen. Beim Transport zum Garnison 
orte sprang er in der Nähe von Löwen 
hagen aus dem in voller Fahrt befindlichen 
Zuge, der Sprung gelang, und der gtürfjt 
ling entkam. Bisher hat man keine Spur 
von ihm. 
Aus der Mark, 19. Nov. Dem Vor 
gange der pommerschen Landwirthe, durch 
Errichtung genossenschaftlicher Dampfmühlen 
mit ihrem Mehl direct auf den großen 
Markt zu kommen, suchen jetzt auch die 
märkischen Landwirthe nachzueifern. Die 
große Drebkaner Dampfmühle, die 
bisher dem Vorschußverein in Kottbus ge 
hörte, ist an ein Konsortium von Land 
Wirthen verkauft worden, welche eine Ge 
ellschaft mit beschränkter Haftpflicht zu 
dem Zweck des Erwerbs der Mühle ge- 
bildet haben. Die Gesellschafter wollen 
ihren Roggen nicht nur selbst vermahlen, 
ondern auch in drei neu anzulegenden 
Dampföfen selbst verbacken. 
Posen, 21. Nov. Bei dem Brande 
eines Hauses in Kempen verbrannten ein 
dreijähriges Kind und ein Zwillingspaar 
m Alter von IV2 Jahren, ein viertes, 
echsjäbriges Kind erlitt lebensgefährliche 
Brandwunden. Die Unglücklichen waren 
von der Mutter, als diese sich entfernte, 
eingeschlossen worden; sie haben wahr- 
cheinlich mit Streichhölzern gespielt, wo- 
durch das Feuer entstand. 
Gnesen, 19. Nov. Der Ansiedler und 
Feldhüter Petschke in Jminlinko bei 
Pletzko wurde von den Brüdern Roslowski, 
von denen der eine 1 8, der andere 15 
Jahre alt ist, auf dem Felde ermordet 
und an Ort und Stelle verscharrt. Eine 
Gerichtskommission soll am Thatort fest- 
gestellt haben, daß Petschke noch lebend 
ergraben wurde. Die Verbrecher sind 
verhaftet. 
Breslau, 20. Nov. Der evangelische 
C e n t r a l a u s s ch u ß für die Provinz 
Schlesien, dem u. A. eine große Anzahl 
hervorragender Geistlicher und auch solcher 
Geistlicher, die auf dem Gebiet der innern 
Mission thätig sind, angehören, veröffentlicht 
in der „Schles. Ztg." eine Erklärung, der 
wir folgende Sätze entnehmen: 
Um so mehr beklagen wir es, daß in der letzten 
Zeit von Männern, welche im geistlichen Amte 
tehen, in Wort und Schrift Aeußerungen gethan 
worden sind, die weite Kreise beunruhigen und 
dem von socialdemokratischer Seite geschürten 
Klassenkampf neue Nahrung zuführen. Wir 
“ontten es niemals a ls die Aufgabe 
er Kirche und ihrer Diener erachten, 
einen Stand gegen den andern in den Kampf zu 
uhren und dort Zwist und Unfrieden zu säen, 
wo bisher die Grundlagen des socialen Friedens 
nicht untergraben waren. Bei der Bekämpfung 
socialer Schäden soll sich ein Geistlicber nicht 
.um Vertreter ein es be sondern Standes 
auswerfen, er soll ein Herz haben für die 
Noth des ganzen Volkes. Und Noth und Sorge 
und Druck und Last sind zur Zeit ivahrlich nicht 
blos in der Stube des Arbeiters zu Hause! Ein 
Geistlicher, der über die wilde Gährung, die durch 
unser Volk hingeht, ein geläutertes Urtheil haben 
soll, darf nicht vermeintliche oder wirkliche örtliche 
Mißstände als allgemein vorhanden hinstellen. 
Nur dann rede er öffentlich über Fragen von 
weittragender Bedeutung, wenn er sich zu einem 
Stunden geben; nehmen Sie meinen innigsten 
Dank." * 
Albrecht verbeugte sich — noch ein wenig 
förmlicher, als Rahe! es vorhin gethan. 
„Sie sind zufrieden mit mir, das freut 
mich unbeschreiblich; so wäre denn alles ge 
ordnet und ich brauche Sie nicht länger zu 
belästigen; mein Weg führt mich nämlich zu 
t crrn^ Pastor Berg, mit dem ich über eine 
'emeindeangelegenheit zu sprechen habe." 
Hätte Rahel geahnt, wie schwer es ihm 
wurde, sich auf diese kalte Art und Weise 
von ihr zu trennen, der Eindruck, den sie von 
seiner plötzlichen Entfernung erhalten, würde 
verwisch^ gewesen sein. 
Und fort ging er, ohne ein einziges Mal 
zurückzublicken. 
Rahel beschloß, sich ebenfalls nicht umzu 
sehen; aber sich war ein Weib, und in diesem 
Augenblick höchst unzufrieden mit sich selbst 
— dem Baron und der ganzen Welt; als 
eme Minute vergangen, da zog eine Macht, 
die stärker war, als sic selbst, ihr Antlitz zur 
Seite — und noch weiter herum — ganz 
der Richtung zu, in welcher er verschwunden 
sein mußte; doch leer und einsam schlängelte 
der Weg sich hin. — Seltsam; seine Gegen 
wart beseelte die Umgebung wie Musik; das 
schwand, so bald er fort war — der ganze 
Wald lag öde und verlassen da. Und sinnend 
schritt Rahel durch den regendüsteren, schauern 
den Wald nach Hause zu, um abends eifriger 
denn je mit ihrem Vater zu lernen. 
(Fortsetzung folgt.) 
dem Geweihbecher angebracht ist. Siel Die Fleckensvertretung in Bramstedt be 
lautet wörtlich: Von Se. Majestät dem schloß, die zum projectirten Bahnbau er 
Komg an ihre Maiestät die Königin. Mit forderlichen ca. 106 000 Mk durck eine 
der Bitte gnädigst gestatten zu wollen, daßsAnleihe und, wenn nicht billiger zu 
dieser problematische Becher bei den großen 3 '/ a pCt. Zinsen aufzubringen und so 
.îflflblKÎÎ'tÌl’n sin hpr (Svimtltb 1 rt tr» rtv+tftvött X«* r . . 
gerefften Urtheil hindurchgearbeitet hat. Unbedacht 
ame Aeußerungen, wie sie uns die jüngste Ver 
gangenheit nicht vereinzelt gebracht hat, verwirren 
die Gewissen und rufen die Begehrlichkeit wach. 
Mehr denn je kommt es heute darauf an, den 
Geist zu pflegen, der die einzelnen Stände ein 
ander näher bringt, und die christlichen Lebens- 
müchte, die herauswachsen aus erschrockenen 
Gewissen und bußfertigen Herzen, in allen Schichten 
unseres Volkes wachzurufen. 
Bei den Hofjagden in Letzlingen, die 
jetzt wiederum dort stattfinden, gelangt ein 
alter Trinkbecher, der in dem Kaiser 
zimmer des Jagdschlosses aufbewahrt wird, 
zur Verwendung. Er stammt vom König 
Friedrich Wilhelm III. her und besieht 
aus dem Lauf eines Geweihes eines Ur- 
irsches, besten Krone ausgehöhlt ist, um 
darin einen silbernen Becher, der etwa 
eine halbe Flasche Champagner aufnehmen 
kann, festzuhalten. Der Rand dieses 
Bechers befindet sich zwischen der Gabel 
des Geweihes, und nur dadurch, daß mau 
das Gesicht zwischen diese Gabel klemmt 
wird es möglich, aus dem Becher zu 
trinken. Wer einen dicken Kopf hat oder 
onst ungeschickt ist, begießt sich beim 
Trinken. Dieser Becher wird nun bei der 
Jagdtafel regelmäßig den jüngsten Jagd 
gästen überreicht, welche sich vor dem 
Monarchen hinstellen und unter Aufmerk 
ffmkeit der Jagdgesellschaft den Becher auf 
las Wohl des Kaisers leeren müssen. Ge 
chieht dies, ohne daß etwas von dem 
Wein vorbeiläuft, so wird dies von dem 
Kaiser und seinen Gefährten rührend an 
erkannt, im andern Falle wird der unge- 
chickte Trinker — und dies sind bei der 
abnormen Form des Bechers die meisten 
Jagdgäste — ausgelacht. Auf diesen 
lustigen Zweck bezieht sich auch die In- 
schrist, die auf einer silbernen Platte au 
Jagdpartien (in der Grimnitz, Letzlingen,! amortisiren^ daß die ganze Schuld nirchdestens 
der Potsdamer Gegend) in Ihrer Majestät nach 41 Jahren getilgt ist. 
Namen den Jagdjüngsten vorgesetzt werde, + Itzehoe, 21. Nov. In Lägerdorf hat 
um auf Ihrer Majestät Gesundheit zu sich das 18jährige Dienstmädchen Alma 
tnnken, ohne sich zu besabbern. Fritz." Johannsen in einer Kreidegrube ertränkt. 
Halle a. S., 19. Nov. Nachdem sich Dasselbe war bei der Wäsche beschäftigt 
die hiesige „S ocialwissenschaftliche und das 5jährige Kind ihrer Herrschaft 
Studentenvereinigung" kürzlich wegen spielte bei ihr herum. Hierbei muß das 
der,, ihr von der Universitäts- und der Kind der Wringmaschine zu nahe ge 
Polizeibehörde bereiteten Schwierigkeiten kommen sein, denn während das Dienst 
aufgelöst hat, hat sich bereits wieder einelmädchen dieselbe drehte erscholl ein Schrei 
neue Vereinigung gebildet und zwar — das Kind hatte die Finger in die 
nit ganz veränderten Satzungen. Dieselben Maschine bekommen und dieselben waren 
ind. sofort dem Rektor der Universität, vollständig gequetscht. Aus Furcht vor 
Professor Droysen zur Genehmigung vor- Strafe hat das Mädchen dann den Entschluß 
gelegt worden. Ob der Rektor sich dem zu der erwähnten schrecklichen That gefaßt, 
neuen Verein freundlicher gegenüberstellen Kirchspiel Kropp, 21. Nov. Unter 
vird, dürfte freilich nicht ohne Zweifel reger Betheiligung Seitens der Gemeinde 
em, obwohl in Greifswald, Marburg und und vieler auswärtigen Freunde feierte 
Göttingen derartige Vereinigungen aus heute Herr Pastor Paulsen in Kropp 
Grund derselben Statuten bestehen, die sein 25jähriges Amtsjubiläum. Der 
man sich tn Halle zum Muster genommen Kirchenvorstand überreichte dem Jubilar 
hat. Der neue Verein in Halle hat be- Namens der Gemeinde ein schönes 
reits über 100 Mitglieder. Mobiliar für sein Studienzimmer; auch 
.Bochum, 21. Nov. Die vereinigten der Kirchspiels-Frauenverein, die Zöglinge 
mllltarischen Vereine dieser Stadt in Ver- des Proseminars und des Prediger 
bindung mit dem .Bürgerverein haben be- Seminars, sowie viele andere Vereint 
chlosten, dem verewigten Kaiser Friedrich gungen und einzelne Personen über 
em imposantes Denkmal auf dem neuan- brachten sinnige Geschenke Am Nach 
gelegten Kaiser Friedrich-Platz zu errichten. Mittage fand ein feierlicher Dankgottes 
Das Denkmal soll aus einem bronzenen dienst, in der schön geschmückten Kirche, 
Standbilde au, gramtnem Sockel bestehen statt, bei welchem Herr Pastor Karstens 
und den Kostenaufwand von 20 000 Mk. Breitenfeld die Festpredigt hielt Es 
beanspruchen. Die gesammte Bürgerschaft sprachen dort außerdem die Herren Vastor 
ist über den Beschluß hocherfreut. Pausten-Sterley (Bruder des Jubilars). 
Saarbrücken, 20. Nov. Einer unserer Pastor Langreen-Groß-Flintbek und rum 
geachtesten Mitbürger und angesehensten Schluß der Jubilar selbst. Nach beendigtem 
Mitglieder, unseres Landgerichts, Herr Gottesdienst fand noch ein Festessen und 
Landgerichtsrath Bödiker, wurde danach abends ein zwangloses Beisammen 
vor einigen Tagen mit zerschnittenen Puls- sein in den Räumen der Anstaltsge 
adern, aus der Saar gezogen und zunächst, bände statt. 
da seine Retter ihn persönlich nicht kann- Kropp, 18. Nov. Pastor Paulsen 
ten, in das hiesige städtische Krankenhaus macht in dem „Kr. Kirchl. Anz." die 
abgeliefert.. Da Herr Bödiker in geordneten Mittheilung, daß den neu eintretenden 
Verhältnissen lebte und sein Familienleben Zöglingen, welche in den Kropper An 
'in ausgezeichnetes genannt werden darf, stalten zu Predigern für Nordamerika aus 
0 ist es geradezu unbegreiflich, wie der- gebildet werden, kein Kredit mehr 
elbe zu dem verhängnißvollen Entschluß bewilligt werden könne. Von allen seit 
^àgen konnte. . 13 Jahren ausgebildeten Zöglingen, die 
München, 20. Nov. Bei Schastbach war jetzt in Nordamerika als Pastoren ange- 
n der Nacht vom Sonnabend zum Sonn- stellt sind, hätten erst sieben Mann ihre 
*°9 Haberfeld treiben, an dem Studienschulden bezahlt, und alle Versuche, 
JJO bis 300 Personen Theil nahmen, durch Bitten die großen Summen, die den 
Dre Gendarmerie wurde nach Gmund Leuten kreditirt sind, wieder zu erlangen, 
irregeleitet durch die Verbreitung des Ge- seien vergeblich gewesen. Die Buchhand- 
rüchtes, daß dort „getrieben" werden solle, lung „Eben-Ezer" allein habe 6000 Mk. 
Nürnberg, 16.Nov. Nachdem dieSchweine- zu fordern. Es sei nun endlich der 
preise seit längerer Zeit schon stark gesunken Rechtsanwalt Vielhaack in Mölln beaus 
sind, hat. jetzt die hiesige Schweinemetzger- tragt worden, die großen Geldbeträge ge. 
innung die Preise für Schweinefleisch richtlich einzutreiben. (K. Z.) 
auf 6 5. Pfg. herabgesetzt; in den Land- Gestern Abend wurde in Flensburg 
orten wird das Fleisch vielfach mit 60 Pfg. zum ersten Male eine antisemitische 
bezahlt (Aus Hessen wird Schlachtgewicht Versammlung abgehalten, zu welcher 
pro Pfund zu 45—48 Pfg. gemeldet.) der Porzellanmaler Raab aus Hamburg 
^n verschiedenen Städten sind dagegen die als Redner geladen war. Die Versamm 
Preise für Schweinefleisch noch ungerecht- lung war von etwa 600 Personen be 
Der Einfluß der Innungen sucht und waren alle politischen Parteien 
macht sich dabei wieder als preishaltend vertreten, auch Sozialdemokraten; doch 
bemerklich. blieb das Bureau in den Händen der 
Veranstalter der Versammlung. Herr Raab 
_ ä e sprach über das Thema: ,^Was wollen 
Bei dem Festmahl, das zur Einweihungs- die Antisemiten" und entwickelte derselbe 
feier des neuen Bahnhofes in Altona ausführlich das Programm der deutsch 
stattfand, wurde der Herr Eisenbahnmiuister socialen Reformpartei. Nach Schluß der 
vom Altonaer Oberbürgermeister Dr. Giese äußerst lebhaften Debatte wurde ein anst 
in schier überschwänglicher Weise ob seiner semitischer Verein gebildet, dem 60 Per 
Verdienste um das Verkehrswesen gefeiert, sonen beitraten. 
Herr. Minister Thielen war so taktvoll und Der Kreistag für den Landkreis Flcns- 
so kritisch, in den von der maßlosen Fülle bürg nahm heute die Wahlen zur Land 
ihm gespendeten Lobes schier überfließenden w i rt hscha fts k amm er vor. Gewählt 
Becher einiges Wasser zu gießen. Es sei wurden Hofbesitzer Ziese-Kieholm, Hansen 
ihm Bedürfniß, sprach der Minister, mit Langballig, Jensen-Ansacker und Henning 
)en Männern des praktischen Lebens zu- sen-Bau. Alle Herren sind Mitglieder des 
Omnien zu kommen; aber werde er dabei Bundes derLandwirthe. Herr Jensen 
0 gelobt, wie es ihm soeben zu Theil ge- und Herr Ziese gehören dem Bezirks-Vor 
worden, dann sei solcher Verkehr nicht sehr stände des Bundes der Landwirthe an. 
wrdersam. „Fördersam für den Verkehr — A. Husum, 21. Nov. Dem heutigen 
0 lautete, die betreffende Stelle — ist Schweinemarkt waren 206 sog. Wagen 
>ie Kritik (Heiterkeit), und daran ist ja ferkel und einige Jungschweine zugeführt. 
.m Lande kein Mangel (stürmische Heiter- Der Handel nahm einen ruhigen Verlauf 
keit). Was sollte auch wohl aus der Eisen- Es bedangen 4—6 Wochen alte Ferkel 
bahnverwaltung werden, wenn Jeder sie 5,50—8 Mk. und 7—8 Wochen alte 
'0 loben wollte, wie das Herr Dr. Giese 9—12 Mk. pro Stück, in einzelnen Fällen 
gethan hat. Da würde sehr bald Maras- wurde sowohl weniger als auch mehr 
mus die Folge sein; man würde glauben, bezahlt. In Jungschweinen war kein 
man könnte Alles am besten, und keine Handel. Der Markt wurde nicht völlig 
Verwaltung hat es so nothwendig, wie geräumt. Ausgeführt wurde eine größere 
die Eisenbahnverwaltung, wachsam und Partie nach Tondern und kleinere Partien 
tets munter zu sein. Der Fortschritt muß nach Hanerau, Bredstedt, Neumünster, 
tets auf ihrer Fahne geschrieben stehen. Schleswig. Heute Morgen wurde von 
Dieser ist Niemand nöthiger, als den Ver- hieraus 60—70 fette Schweine nach Berlin 
kehrsanstalten." — Gegenüber den ewigen versandt, die 32 Mk. pro 100 Pfund 
Lobhudeleien, die heut' zu Tage Mode sind, Lebendgewicht bedangen, 
wirken die Worte des Herrn Ministers Die Königliche Regierung zu Schleswig 
Thielen herzerfrischend. und das Konsistorium zu Kiel haben mit 
Altona, 20. Nov. In der Hauptgemeinde Genehmigung des Kultusministers die Um- 
nnd die Wahl eines Pastors für den Ost- pfarrung der Ortschaft Blumenthal von 
Bezirk statt. Die Majorität erhielt Pastor der Kirchengemeinde Nortorf zur Kirchen 
Esmarch aus Süderstapel, während Pastor gemeinde Gr. Flintbek verfügt. Den Be 
Wurmb aus Pinneberg nur acht Stimmen theiligten kommt diese Nachricht ganz uner 
und Pastor Jens aus Koldenbüttel eine wartet und wir können hinzufügen auch 
Stimme erhielt. unerwünscht. Die Kirchengemeinde' Gr. 
Bel dem letzten Examen haben 12 Flintbek erhält diejenigen Ablösunqs- 
Kandidaten im Eisenbahn-Directionsbe-kapitalien, welche an die Stelle der früher 
zirk Altona die Prüfung nicht bestanden, von der Dorfschaft Blumenthal aufge 
Es scheint, als wenn die Anforderungen brachten Reallasten getreten sind und sich 
von der Prüfungs-Kommission jetzt, wo zusammen auf reichlich 307 Mk. belaufen 
auf möglichste Ersparniß gesehen ivird, be- zu bleibendem Eigenthum des Pastorats 
deutend höher geschroben find. 'in Gr. Flintbek. Die von Eingesessenen 
ider Dorfschaft Blumenthal erworbenen 
Erbbegräbnisse bleiben deren Eigenthum. 
Für den Ausfall der Einnahme,., welche 
den Nortorfer Kirchenbeamten aus dieser 
Umpfarrung erwachsen, sind die gegen 
wärtig im Amte sich befindenden Inhaber 
mit insgesammt 106 Mark jährlich aus 
der Kirchenkasse zu Gr. Flintbek zu ent 
schädigen. 
Jevenstedt, 21. Nov. Am gestrigen 
Bußtage feierten der Landmann Sievert 
Rohwer und Frau Hierselbst das Fest 
ihrer silbernen Hochzeit. Da die 
Familie hier am Orte und in der Um- 
gegend recht viele verwandschaftliche Be- 
Ziehungen hat und Herr Rohwer überdies 
verschiedene Ehrenämter bekleidet, so war 
die Betheiligung an jener Feier eine sehr 
umfangreiche. 
x - Rendsburg, 19. Nov. Nach Er 
höhung des Wahlcensus ist die Zahl der 
hiesigen Wahlberechtigten von 1364 auf 
1285 zurückgegangen; der Unterschied gegen 
früher beträgt somit nur 79 Stimmen. 
erscheint einem so geringfügigen Er- 
gebmß gegenüber um so mehr unberechtigt, 
die Verschärfung des Wahlcensus zu em 
pfehlen. 
T Rendsburg, 22. Nov. Für die vom 
Arbeiterverein von 1848 veranstaltete 
Weihnachtsbescheerung sind in diesem Jahre 
gegen 700 Kinder beim Vorstande ange- 
meldet worden, unter denen sich annähernd 
50 Konfirmanden resp. Konfirmandinnen 
befinden. Da die dem Vorstande des 
Vereins für die Weihnachtsbescheerung zur 
Verfügung stehenden Mittel nicht in dem 
Maße wachsen, wie die Anmeldungen, 
kann leider nur ein Theil der Bedürftigen 
berücksichtigt werden. 
X Rendsburg, 22. Nov. Gestern Nach. 
mittag gegen 5 Uhr scheuten in der Nähe 
der Hauptschleusenbrücke im Kronwerk die 
vor einem Lastwagen befindlichen Pferde 
und gingen mit dem Fuhrwerk, auf dem 
sich zwei Offizier-Burschen befanden, durch. 
Die Pferde rannten bis zur Schloßkaserne, 
liefen gegen den Gerhardbrunnen und 
wurden hier zum Stehen gebracht. Mäh- 
rend sich eines der Pferde nicht unerheb 
liche Verletzungen zuzog, kamen die Burschen 
mit dem Schreck davon. 
X Rendsburg, 22. Nov. Bezüglich 
unserer gestrigen Mittheilung über die 
Person des Attentäters auf das Schild 
des Herrn Weinhändlers Junglöw hat 
die Untersuchung festgestellt, daß es sich 
thatsächlich um einen Irrsinnigen handelte. 
Derselbe ist aus der Provinz Posen ge 
bürtig, hat längere Jahre in der Nähe 
von Grünenthal am Kanal gearbeitet und 
stand zuletzt in Schafstedt in Arbeit. Dem 
Anscheine nach liegt bei demselben religiöser 
Wahnsinn vor. Da im städtischen Kranken 
hause kein Platz vorhanden war, wurde 
der Kranke vorerst im hiesigen Armenhause 
untergebracht. 
X Rendsburg, 22. Nov. Für die 
Jubiläumsfeier des 9. Artillerieregiments, 
welche zur Hauptsache bekanntlich am 3. 
Dezember in Itzehoe abgehalten wird, ist 
nachstehendes Festprogramm aufgestellt 
worden: Am 2. Dezember Empfang der 
von auswärts kommenden Gäste auf 
dem Bahnhof, Abends großer Zapfenstreich. 
Am 3. Dezember Weckruf, Festgottesdienst 
und Parade auf dem Kasernenhofe. 
Ersterer wird ev. in der Kirche abgehalten. 
Nachher Festessen der Offiziere, sowie der 
Unteroffiziere und Veteranen. Letztere 
speisen gemeinschaftlich mit den Unter- 
Offizieren. Abends Feier für die Mann 
schaften. Für die in Rendsburg und 
Neumünster garnisonirenden beiden Ab 
theilungen des Regiments wird die Mann- 
schaftsfeier erst am 4. Dezember statt 
finden. Für die Unterkunft der aus 
wärtigen Festtheilnehmer in Itzehoe trägt 
das Regiment Sorge. Für die Eisen- 
Kahnfahrt steht den Veteranen ein Militär 
billet zu. 
^>em heutigen Tage eröffnet dieDampf- 
Castee-Rosterer von C. Retelsdorf, Hamburg. 
desÄvrn* ^^dt, Nienstadtstratze 186 im Haufe 
r rn F?vge eine Filiale, welche als Special- 
arnkel gerosteten Casfee und Thee führt. Wie 
I?„®, en Zweiggeschäften, welche die Firma in 
. amburg, Flensburg, Kiel und Neumünster be- 
r 1* -r ?uch im hiesigen Geschäft zur Bequem- 
Mffck des Publikums Maschinenbetrieb zum 
Mahlen des gekauften Caffees vorhanden, welches 
als Neuigkeit tn unserer Stadt besonderes Interesse 
haben dürfte. Voraussichtlich wird die Firma 
wie an anderen Plätzen sich auch hier, durch ihre 
gute Waare einen festen Kundenkreis erwerben. 
Husumer Viehmarkt 
vom 21. November 1895. 
Die Zutrift zum heutigen Fettviehmarkt betrug 
.einschließlich des gestrigen Vorverkaufs, der auf 
2150 Stück festgestellt ist, 3334 Stück Hornvieh. 
Unter dein Marktbestand waren 3020 Stück Fett- 
vieh, sowie 176 Stück mageres Landvieh und 
138 Jütochsen. Der Fettviehhandel verlief im 
ganzen etwas lebhafter als bisher und war eine 
geringe Preissteigerung zu verzeichnen. Bezahlt 
wurde diese Woche für I. Qualität 59—60 Mk.. 
II. Qualität 56-57 Mk., III. Qualität 42—46 
Mk. pro 100 Pfund Schlachtgewicht. Auf dem 
Schasmarkt standen 366 Schafe und Lämmer. 
Auch hier verlief der Handel etwas reger und 
waren Verkäufer im Vortheil. Die Zutrift wurde 
ausverkauft. Bedungen wurde 52—57 Pfg. p^ 
Pfund Fleischgewicht, 27—29 Pfg. pro Pfund 
Lebendgewicht. — Ausgeführt wurden nach Berlin 
430. Hamburg 50 Schafe und Lämmer. Soweit 
sich hat ermitteln lassen, gehen an fettem Horn 
vieh nach dem Rhein 960, Süddeutschland 200, 
Bischofsheim 100, Berlin 313, Spandau 90, 
Sachsen ca. 200, Elmshorn 18, Kiel 70, Lübeck 50, 
Neumünster 16, Rendsburg 14, Schleswig 24’ 
Der Platzbedarf ist auf 50 Stück zu veranschlagen.’
	        
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