Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

Kursk erschossen. Da keine weiteren 
Motive sür die That bekannt geworden 
sind, so vermuthet mann, daß Montresor. 
ein notorisch reicher Mann, das Opfer 
eines amerikanischen Duells geworden ist 
Frankreich. 
Paris, 19. Nov. Heute Nacht hielt 
ein Passant auf dem Boulevard Haußmann 
einen Kutscher an und fuhr in dessen 
Wagen eine Strecke mit. Als der Kutscher 
dann den Schlag öffnete, sah er, daß sein 
Fahrgast todt war. Der Verstorbene war 
der 65jährige Prinz Joseph 
Lubomirski. Sofort angestellte 
Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos 
— Die Verhaftung Artons ist das Er 
eigniß des Tages. In den Wandelgängen 
der Kammer herrscht eine an die Zeit des 
wildesten Panamaskandals erinnernde Er- 
regung. Allgemein gilt die Verhaftung 
Artons als ein geschickter Handstreich des 
Kabinetts. Arton besitzt nämlich eine Liste 
von angeblich 104 durch den Panama 
Skandal kompromittirten Abge 
ordneten, die fast alle der opportunist! 
schen Partei angehören, und jedenfalls 
weiß er über die Betheiligung der Op 
portunisten in der Panama-Affäre sehr 
viel zu erzählen. Bourgeois hätte also 
seine Gegner in Gewalt, diese dürften aus 
Furcht vor Bloßstellungen keine ernstlichen 
Angriffe auf das Kabinett wagen. 
Inland. 
— Der „Nat.-Ztg." zufolge ist in einer 
in Tokio erscheinenden japanischen Zeitung 
der Vortrag des deutschen Kaisers 
vom 8. Februar über den japanisch 
chinesischen Krieg abgedruckt worden. 
— Zu den bevorstehenden Berathungen 
über den neuen Entwurf des Handels 
gesetzbuches, insbesondere über die Be 
stimmungen für Handlungsgehülfen, ist 
vom Reichsjustizamt der erste Vorsteher 
des Verbandes deutscher Handlungsgehülfen, 
Hiller, hinzugezogen worden. 
— Die amtliche „Leipz. Ztg." schlägt 
zur Bekämpfung der Sozialdemo kratie 
vor, die sozialdemokratischen Führer des 
Landes zu verweisen, und sie aus eine 
ferne Insel zu schicken, deren Presse zu 
unterdrücken, die Vereine aufzulösen und 
alle Versammlungen zu verbieten. — Das 
ist der Belagerungszustand. Ob eine 
solche Kur à la Doktor Eisenbart heute 
noch möglich ist, nachdem unter dem 
Fürsten Bismarck und dessen Liebäugelei 
mit Lassalle die Sozialdemokratie groß 
gezogen wurde, ist eine andere Frage. 
— Sieben Offiziere der Militär 
Luftschifserabtheilung unternahmen 
Freitag voriger Woche eine große Uebungs 
fahrt in den Ballons „Bussard" und 
Albatroß". In der Gondel des ersten 
Ballons, die der Hauptmann Groß führte, 
nahm der Commandeur der ersten Garde- 
Ccvalleriebrigade von Sixt, Platz. 
— „Die immer aufs neue laut werden- 
den Klagen über die halben vierten 
Bar a ill one werden von der Militär- 
behörde einer sorgfältigen Prüfung untere 
zogen"; so meldet die „Post" und fährt 
fort: „Die hierbei zu Tage tretenden An 
sichten gehen dahin, daß während der 
letzten Manöver die durch Einziehung von 
Reserven zu Vollbataillonen ergänzten 
neuen Cadres sich vortrefflich bewährt 
haben, während die unvollständigen Neu- 
formationen der Halbbataillone mancherlei 
Unzuträglichkeiten zu Tage förderten. Die 
Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen 
und es läßt sich deshalb nicht übersehen, 
ob ihr Endergebniß Veranlassung dazu 
geben wird, in der Organisation von 1893 
Aenderungen eintreten zu lassen." 
— Die Professoren der Berliner 
Universität sind auf die Damen, die 
ihren Vorlesungen als Hospitantinnen bei 
wohnen, nicht gut zu sprechen. Professor 
Erich Schmidt soll nach dem „Börs. 
Cour." beim Kultusminister Schritte gethan 
haben, die bezwecken, daß die ministerielle 
Erlaubniß zum Besuch seiner Vorlesungen 
nicht weiter ertheilt werde. Professor von 
T r e i t s ch k e hielt jüngst mitten in einer 
Vorlesung inne, als er eine Dame im 
„Trauen Sic mir denn zu, daß ich 
glauben könnte, Sic würden keine gute 
Verwendung davon machen?" fragte er 
ernst. 
Rahel biß sich auf die Lippen, sie hatte 
entschieden mit ihrer abstoßenden Behänd 
lung ihm gegenüber kein Glück und wütete 
nur gegen sich selbst. 
„Verzeihung, ich meinte nur, das ist so 
in Ordnung und gehört sich; Vater sagt, 
alles, was wir thun, muß gewissenhaft und 
pflichttreu geschehen, ganz besonders aber, 
wenn wir im Namen unb Sinne eines 
andern handeln." 
„Was Ihr Vater sagt, ist immer klug 
und weishcitsvoll. Rahel, hundertmal 
schöner aber doch, was ganz allein aus 
Ihrem Herzen kommt," äußerte er mit 
einem Versuch, in ihre Augen zu blicken. 
- Diese Aeußerung fand Rahel wieder sehr 
überflüssig und begann, ohne sie zu beachten, 
von gleichgiltigen Gegenständen zu sprechen, 
bis der Waldsaum am Garten von Haralds- 
holni erreicht war, wo sic sich nach kurzem 
Abschied trennten. 
fFomctzung folgt.) 
dichtgefüllten Auditorium erblickte, kam vom 
Katheder herab und »führte die Dame am 
Arme hinaus. Privatim äußerte er zu 
einem Kollegen, — wir geben die Worte 
des Universitätslehrers gemildert —: „Ich 
will das Weibervolk in meinen Vorlesungen 
nicht mehr sehen! Ich werde mir den 
großen Pedell vor die Thür stellen, der 
kann sie hinauswerfen!" — Wir können 
den Zorn der Professoren sehr wohl be 
greifen. Die Schrulle, daß die Frauen mit 
einem Male die Kochtöpfe verlassen und 
Gelehrte werden sollen, ist zu komisch, als 
daß sie ernste Männer ernst nehmen könnten. 
— ZurDisziplin über die Privat 
dozenten an den Universitäten macht die 
„Franks. Ztg." darauf aufmerksam, daß 
schon öfter Dozenten in Anklagen ver 
wickelt und bestraft worden sind, ohne 
daß der Minister nachträglich eingeschritten 
wäre. Sogar Dozenten, die wegen 
Duells zu Freiheitsstrafen verurtheilt 
sind, haben so wenig wie wirkliche Staats 
beamten disziplinäre Folgen zu fürchten. 
Es wird auch nie vergessen werden, daß 
der medizinischen Fakultät der Berliner 
Universität ein wegen Sittlichkeits Ver 
gehens zu Gefängniß verurtheilter Arzt, 
der deswegen in München seine akademische 
Laufbahn hatte aufgeben müssen, als Pro 
fess or und Leiter einer klinischen Ab 
theilung aufgezwungen worden ist. Daß 
ein Vorgänger des Herrn Bosse einen 
„Mann mit moralischem Defekt" zum 
Professor ernennen mußte, wird immer 
wieder zum Vergleich herangezogen werden, 
sobald der Versuch gemacht werden sollte, 
unbequeme Universitätslehrer wegen ihres 
politischen Verhaltens oder einer sonstigen 
öffentlichen Thätigkeit disziplinarisch zu 
bedrängen. 
Berlin, 19. Nov. Der Chefredacteur 
der „Nordd. Allgem. Ztg.", Dr. Griese 
mann, ist von einem Schlaganfall ge 
troffen worden. 
Berlin, 20. Nov. Mehrere Aerztevereine 
haben beschlossen, -eine Vereinigung zu be 
gründen, welche die Verstaatlichung des 
Aerzteb eruf s erstrebt. 
Wegen Majestätsbeleidigung 
ist gegen den Redakteur des „Textil 
arbeiter" Reichelt und den Drucker 
desselben Blattes Lenigraff in Berlin An 
klage erhoben worden. Beanstandet sind 
mehrere Sätze aus einem Artikel: „Sind 
die Sozialdemokraten Meuchelmörder?" 
- Während überall das Bemühen vor 
herrscht, die etwa noch vorhandene Ar 
beitszeit auf das normale lOstündige 
Pensum herabzusetzen, auch die Negierung 
dies billigt und unterstützt, erfährt man, 
daß auf behördlichen Bureaus nicht allein 
an Sonntagen gearbeitet, sondern daß auch 
oft bis spät Abends an Werktagen die 
Arbeit ausgedehnt wird, wo sie gut 
Tage mit erledigt werden könnte. Es 
wäre gut, wenn darauf ein größeres 
Augenmerk gerichtet würde, um Unzu 
friedenheiten vorzubeugen, die gerechtfertigt 
wären. 
Wegen So l datenmißhandlung sind 
in Berlin zwei Unteroffiziere des Kaiser 
Alexander-Garde-Grenadier-Regiments be 
straft worden. Ter eine Unteroffizier 
hatte einen Gefreiten außer Dienst ge 
schlagen und hat deshalb 4 Wochen und 
Tage Mittelarrest erhalten. Ueber den 
anderen sind 8 Wochen Gefängniß ver 
hängt worden, weil er während des 
Dienstes einen Grenadier nicht nur ge 
schlagen, sondern diesem obenein noch mit 
der Fußspitze von hinten gegen die Beine 
einen solchen Stoß versetzt hat, daß 
der Mann dadurch einen unheilbaren 
Krampfaderbruch erlitten. Die Strafe 
ist vom Kriegsgericht des Garde-Korps 
verhängt und vom kommandirenden General 
des letzteren, General der Infanterie von 
Winterfeldt, bestätigt worden. 
- Daß auch der Rechtsgelehrte 
nicht immer weiß, was gut und 
böse ist, beweist ein kleines Intermezzo, 
das in Anwaltskreisen viel belacht wird. 
Ein Rechtsanwalt hatte einen Kollegen 
gebeten, für ihn eine „Sache" wahrzu 
nehmen. Der Kollege that dies und 
chrieb in die Akten die etwas poetische 
Mittheilung „Die Wahrheit siegt, die Lüge 
unterliegt." Als der Rechtsanwalt diese 
Notiz las, kraute er sich nachdenklich hinter 
den Ohren, nicht recht wissend, ob die 
Wahrheit oder deren Gegentheil diesmal 
Ar ihn günstiger war. Er setzte sich des 
halb nieder und schrieb seinem Vertreter: 
„Geehrter Herr Kollege, ich bitte Sie, mir 
gefl. mittheilen zu wollen, welchen Verlauf 
denn eigentlich meine Sache genommen 
nommen hat." Kein Wunder bei dem 
heutigen Stande der Rechtsprechung. 
In das Haus eines Berliner Geschäfts 
mannes tritt ein Mann mit langem Bart, 
in ziemlich reduzirtem Anzug mit brennender 
Cigarre. — „Was wünschen Sie?" fragte 
ihn der Geschäftsinhaber. — „Ach, ent- 
chuld'gen Se, e armer Reisender bittet 
um eene kleene Unterstützung." — „Na, 
hören Sie mal, .so eine Frechheit ist mir 
doch noch nicht vorgekommen, mit der 
brennenden Cigarre zu betteln! Schämen 
Sie sich denn gar nicht?" — „Ja, hären 
Se, mei kutes Herrchen, das missen Se 
mer nich iebel nehmen, das thu ich Se 
ja blos wegen den Schandarm, wenn der 
lämlich sieht, daß ich rooche, dann rhut 
er mer nischt, dann denkt er, ich hab' bei 
Se was gekooft." — So viel Findigkeit 
imponirte dem Angebettelten dermaßen 
daß er den neuen Bettler-Tric mit einem 
halben Groschen honorirte. „Ich danke 
ooch scheme," empfahl sich der Fechtbruder 
that wieder ein paar Züge und setzte seinen 
Fechtgang „mit Dampf" fort. 
Wegen Beleidigung des Kaisers der 
urtheilte das Landgericht in Beuthen den 
Holzarbeiter Eduard Tusker zu 3 Monaten 
Gefängniß. Ferner wird aus Dresden 
berichtet: Wegen Majestätsbeleidigung 
und Widerstandes gegen die Staatsgewalt 
erhielt der Handarbeiter Gustav Trentzsch 
von der hiesigen Strafkammer 6 Monate 
2 Wochen Gefängniß zudiktirt. Der 
sozialistische Redakteur Baumann, der be 
schuldigt wurde, durch drei selbstständige 
Handlungen in der „Magdeburgischen 
Bolksstimme" den deutschen Kaiser beleidigt 
zu haben, wurde von dem dortigen Land 
gericht zu eineni Jahr Gefängniß ver 
urtheilt, aber gegen eine sofort hinterlegte 
Kaution von 29 000 Mk. vorläufig frei 
gelassen. 
Ilmenau, 20. Nov. Eine hiesige Familie 
ist durch das räthselhafte Verschwinden 
ihrer Tochter und Schwester in tiefe Trauer 
versetzt worden. Das hier und in ider 
ganzen Umgegend bekannte bildhübsche 
Mädchen wollte ihren aus Amerika hier 
zum Besuche weilenden Bruder dorthin 
begleiten, blieb aber, da sie sich beim An 
blick des Meeres vor der Ueberfahrt 
fürchtete, in Hamburg zurück. Ein Mann, 
der sich dem Geschwisterpaare in Hamburg 
zugesellte und diesem die Sehenswürdig 
leiten der großen Stadt gezeigt hatte, ver 
sprach dem allein abreisenden Bruder, das 
Mädchen nach dem Bahnhof zu bringen 
und für dessen Rückfahrt nach der Heimath 
Sorge tragen (zu wollen. Seitdem fehlt 
von dem Mädchen jede Spur; man be 
fürchtet, daß es das Opfer eines Ver 
brechens geworden ist. 
Cassel, 19. Nov. Infolge Schlaganfalls 
verstarb gestern der Geh. Justizrath Ober 
landesgerichtsrath Max Schulze. 
Schwelm, 18. Nov. Mehrere Strolche 
überfielen einen Schriftsetzer und e r 
st a ch e n ihn. 
Wegen Majestätsbeleidigung 
wurde in Hannover die Witwe Zimmer 
mann bei verschlossenen Thüren zu f ü n 
Monaten Gefängniß verurtheilt 
Ein Mordversuch an der 
eigenen Ehefrau, welcher mit einem 
grausamen Raffinement ersonnen war 
macht in Würzbnrg Aussehen. Der seit 
21 Jahren in Diensten des Universitäts 
professor Dr. Prym zu Würzburg stehende 
Kutscher Pech hatte nach nunmehrigem 
am Geständniß den Tagelöhner Wolf gedungen, 
seine Ehefrau sowie sein außereheliches 
Kind zu ermorden und dann zu beseitigen 
Vor einiger Zeit bereits wurde Frau Pech 
im dunkeln Hausgange rücklings gepackt 
und die hohe Treppe hinuntergeworfen, 
wo sie bewußtlos liegen blieb. Damals 
suchte Pech seiner Frau einzureden, sie 
habe einen Schlaganfall erlitten. Jüngst 
nun versteckte Pech den Wolf in einer Vor 
rathskammer; Pech's Frau mußte nach 
ihrer Rückkehr den dort aufbewahrten 
Gangschlüssel holen; sie sollte hierbei nach 
Absprache der Schurken erdrosselt und 
dann an einem bereits an einem Kloben 
befestigten Strick aufgehängt werden, um 
einen Selbstmord zu fingiren. Der Plan 
mißglückte jedoch, da Frau Pech sich 
energisch wehrte und laut um Hilfe rief; 
durch herbeieilende Hausbewohner wurde 
sie gerettet. 
Ein Familiendrama hat sich am Montag 
in Dresden abgespielt. Ein Maurer, 
welcher von seiner Frau getrennt lebt, 
drang Vormittags in ihre Wohnung in 
der Freibergerstraße, erstach die Frau nach 
einem Wortwechsel und erschoß sich als 
dann selbst. 
Wegen Majestätsbeleidigung und Läste 
rung Christi verurtheilte die dritte Straf 
kammer in Leipzig den Schuhmacher Karl 
Lorenz aus Pegau zu 6 Monaten Ge 
fängniß. 
Köthen i. Anh., 18. Nov. Das Bank 
Haus Fried heim stiftete anläßlich seines 
heutigen hundertjährigen Geschäftsjubiläums 
120000 Mark für Armenzwecke und 30000 
Mark für den.Rathhausbau. Den Inhaber 
des Bankgeschäfts Felix Friedheim ernannte 
der Herzog zum Geheimen Kommerzienrath, 
die Stadt ernannte ihn zu ihrem Ehren 
bürger. 
Braunschweig, 15. Nov. 20 hiesige 
Aerzte (darunter die beiden andern Chef 
ärzte des Herzogl. Krankenhauses) ver 
öffentlichen folgende Erklärung gegen 
über der officiösen Kundgebung: „Hiermit 
erklären die Unterzeichneten, daß die 
Ursache des unglücklichen 
Endes des Professors Dr. Seidel 
lediglich in dem Zusammentreffen 
verschiedener, gleichzeitig auf ihn ein 
stürmender bitterer Erfahrungen und einer 
dadurch bedingten nervösen Ueberreizung 
und Erschlaffung seiner sonst so elastischen 
und energischen Persönlichkeit zu suchen 
ist." Damit dürsten die Akten über den 
traurigen Fall, über den die verschieden- 
artigsten Versionen umlaufen, noch nichr 
geschlossen sein. 
Rostock, 19. Nov. Beim Bahnhof 
wurde heute ein Sack verscharrt gefunden, 
der die blutige Leiche einer älteren 
Frau enthielt, der Hände und Füße ge 
fesselt waren. 
Lübeck, 18. Novbr. Ueber eine Ver 
giftung zweier Dien st Mädchen 
berichtet die „Lüb. Ztg.": Als am Sonn- 
abend Morgen die zwei bei einem hiesigen 
Kaufmann bediensteten Mädchen geweckt 
wurden, ließen sie nichts von sich vernehmen. 
Bei näherem Nachsehen ergab sich, daß 
beide Mädchen besinnungslos im Bette 
lagen. Da sich in dem Zimmer der Geruch 
von Kohlengas bemerkbar machte, vermuthete 
man sogleich, daß eine Vergiftung durch 
Kohlenoxydgas vorliege. Es wurde sofort 
zum Arzt geschickt, inzwischen aber auch 
sogleich Wiederbelebungsversuche vorge 
nommen, die theilweise gelangen. Die Be 
mühungen des Arztes hatten den Erfolg, 
daß die Mädchen wieder völlig zum Be 
wußtsein kamen und selbst die Droschke 
besteigen konnten, die sie nach dem Allge 
meinen Krankenhaus brachte. Auch hier 
wurde eine Vergiftung durch Kohlenoxydgas 
constatirt. Das Befinden der Mädchen ist 
ein sehr günstiges; eine Befürchtung für 
das Leben ist vollständig ausgeschlossen. — 
Ueber die Entstehung des 'Vorfalles ist 
Folgendes festgestellt: In der Veranda des 
betreffenden Hauses befindet sich ein Dauer 
brandofen, dessen Rohr in denselben Schorn 
stein führt, in dem auch das Rohr des 
Ofens, der sich in dem Zimmer der Mäd 
chen befindet, mündet. Die sich in dem 
Dauerbrandofen entwickelten Gase müssen 
in das Mädchenzimmer eingedrungen sein 
Eine andere Möglichkeit ist ausgeschlossen, 
da der Ofen im Mädchenzimmer nicht ge 
heizt worden ist. 
Für dieKonzessionirung von Gast- 
wirthschaften war in Hamburg 1888 
die „Bedürfnißfrage" eingeführt worden, 
um die Zahl der Wirthschaften möglichst 
zu vermindern. Seit dem Bestehen dieser 
Vorschrift — die in Berlin trotz wieder 
holten Antrags abgelehnt worden ist — 
beklagen sich die Wirthe über ungerechte 
Handhabung der Konzessionsertheilung, da 
die Feststellung eines Bedürfnisses, wie s. 
Z. auch im Reichstag mehrfach angegeben 
wurde, außerordentlich schwer zu fixieren 
ist. So griff man polizeilicherseits viel 
fach zu den „halben" Konzessionen, wo 
nach Spirituosen in den betreffenden 
Restaurants nicht verabreicht werden 
dürfen. Damit öffnete man erst recht 
der Kontravention, der Denunciation und 
dem Polizei-Spitzelwesen Thür und Thor. 
Der von der Bürgerschaft niedergesetzte 
Ausschuß empfiehlt nun ein Radikalmittel 
gegen dieses Unwesen, nämlich, die Be 
kanntmachung des Senats betreffend die 
Bedürfnißfrage wieder aufzuheben. 
Hamburg, 18. Nov. Im Johannenm 
explodirte bei den Vorbereitungen zum 
Experimeutaloortrag der Gasomeler. Die 
Explosion richtete große Demolirungen an 
Oberlehrer Dr. Köhler wurde schwer verletzt 
Baumann's Bahnhofshotel der Kaffee ein 
genommen war, begaben sich die Herren 
in Begleitung des Herrn Obersten von 
Bose zur Jagd nach Peissen. Abends 
waren die Herren noch einige Stunden im 
Offizierkasino. Die hiesige Regiments 
kapelle brachte dem Herrn Grafen von 
Waldersee ein Ständchen. 
Da das Gerichtsgefängniß in Neumünster 
gegenwärtig überfüllt ist, werden eine An 
zahl Strafgefangener nach Segeberg 
transportirt werden. 
Ein 12jähriger Knabe in Neumünster 
vergnügte sich mit einigen Genossen daran, 
sein offenes Taschenmesser in die Luft zu 
werfen und dann zu sehen, wo es stecken 
blieb. Durch einen unglücklichen Wurf flog 
chm das Messer ins Auge und verletzte es 
so erheblich, daß es herausgenommen wer 
den mußte. 
# Bordesholm, 18. Novbr. Gestern 
sererten der Schneider und Nachtwächter 
Bürgert und Ehefrau in Negenharrie das 
seltene Fest der goldenen Hochzeit. Das 
Jubelpaar^ ist verhältnißmäßig rüstig. — 
@itt gewtß^ seltenes Jagdglück hatte Herr 
Hufner H. Hartz in Dätgen, indem er mit 
einer Kugelbüchse 5 Stück Damwild in 
einer Entfernung von 3oo Meter erlegte. 
— Sonntag, den 24 November hält der 
hiesige Männer- und Jünglingsverein im 
„Alten Heidekrug" einen Familienabend 
ab, bestehend aus Instrumental- und Ge 
sangvorträgen, Ansprachen und Dekla- 
mationen. 
Den „Fl. N." zufolge denkt Professor 
Esmarch in Kiel nicht daran seinen 
Er wird nach Be- 
in Wiesbaden seine 
Privatpraxis wieder 
BrovtuzieLes. 
Helgoland, 20. Nov. Künstliches E i s 
wird im kommenden Jahre hier auf der 
Insel gewonnen werden. Der Fleisch 
kaufmann P. Lührs beabsichtigt eine -der 
artige. Anlage, welche sehr kostspielig, aber 
für die Insel von bedeutendem Vortheile 
sein wird. Der Eistransport von Hamburg 
oder Cuxhaven war bisher ein recht um- 
stündlicher und unausreichcnd. 
Ein Zusammenstoß der beiden Dampfer 
„Biberhuus" und „Northenden" fand am 
dem Nordostsee-Kanal bei Bruns- 
büttel statt, bei welchem beide Schiffe he 
deutend beschädigt wurden. 
Altona, 21. Nov. Die Inbetriebnahme 
des neuen Hauptbahnhofes hat ihren (Sin 
luß auf den Verkehr in der Königstraße, 
namentlich was deren oberen Theil be 
trifft, bereits gezeigt. Das Straßenbild 
zeigt sich mit einem Schlage verschieden 
von dem früheren. Auffällig schwach ist 
der Fußgänger- und Wagenverkehr in der 
Gegend des alten Bahnhofes, und zwar 
in einem so hohen Grade, daß diese Er- 
cheinung in jener Gegend allgemein den 
Gegenstand des Tagesgespräch bildet. Selbst 
redend werden die Grundstücke entwerthet. 
Umgekehrt dagegen hat natürlich jder Ver> 
kehr in der Gegend beim neuen Haupt- 
bahnhofe, zunächst in der Gr. Berg-Straße, 
in ihrem oberen Theile bedeutend zuge 
nommen. 
— Krempe, 20. Nov. Die Heils 
armee hat auch in unserem Orte Einzug 
gehalten. Ein Mann und eine Frau in 
Uniform und ein „Geretteter" aus Glück- 
ladt hielten hier in einer öffentlichen Ver- 
ammlung Vorträge mit wenig Erfolg 
Die ca. 50 Personen starke Versammlung 
bestand fast ganz aus Neugierigen — Aus 
Eutin wurde kürzlich gemeldet, daß daselbst 
ein 14jähriger Knabe, welcher sich allerlei 
Betrügereien hatte zu Schulden kommen 
lassen, verschwunden sei. Derselbe wurde 
dieser Tage hier ergriffen und der Polizei- 
behörde in Eutin ausgeliefert. — Herr 
2ef)rer Kühl Hierselbst hat einen Hand- 
erligkcitskursus, an welchem 12 Knaben 
Theil nehmen, eröffnet. 
-ff-^Itzehoe, 19. Nov. Heme Morgen 
traf Se. Excellenz Graf von Waldersee 
'mit 6 bis 8 Herren hier ein. Nachdem in 
Abschied zu nehmen 
endigung einer Kur 
Thätigkeit und seine 
aufnehmen. 
~ Kappeln, 20. Nov. Die Eckernförde- 
Kappelner Spurbahn beförderte im October 
7433 Personen, 937 Tonnen Güter und 
1409 Stück Vieh und erzielte eine Ein 
nahme von 6655 Mk. gegen 7222 im 
gleichen Monat des vorigen Jahres. Die 
Mindereinnahme ist darauf zurückzuführen, 
daß der Eckernförder Herbstmarkt in diesem 
Jahre im September abgehalten wurde. 
Das große, schöne und hier beheimatete 
Dampfschiff „Dithmarsia", das regelmäßigen 
Verkehr zwischen hier und Kiel unterhält, 
macht der Spurbahn scharfe Konkurrenz. 
Außerdem kommt als ungünstiger Umstand 
für die genannte Spurbahn noch hinzu, 
daß die nach Schleswig dreimal täglich 
fahrenden Dampfer in Lindaunis Anschluß 
an die Kiel-Flensburger Bahn haben. 
Dem alten Maurer Enguari, wohnhaft in 
einer ausgebauten Stelle bei Töstruv 
wurden, als er im Stalle mit dem Melken 
seiner Kühe beschäftigt war, 54 Mk. aus 
seiner Lade gestohlen. Der Thäter ist un 
bekannt. — In unserm lieben Angeln 
blüht das Gesangeswesen; fast in jedem 
Dorfe existirt ein Gesangverein, der ge- 
wöhnlich von dem Ortslehrer geleitet wird. 
ş Erfde, 19. Nov. Das Erfder 
Männer-Doppelquartett beabsichtigt am 
Sonntag, den 24. d. Mts. im Haufe des 
Gastwirths P. H. Rief ein Concert mit 
nachfolgendem Ball für Unverheirathete 
zu veranstalten. Es ist dies das erste 
Mal für junge Leute, früher wurden nur 
Concerte für Berheirathete gegeben, jetzt 
findet wahrscheinlich an Kaisers Geburtstag 
ein Concert mit Ball für Berheirathete statt'. 
X Jcvenstedt, 21. Nov. Gestern be- 
ging der Landmann Markus Rohwer nebst 
Frau das Fest der silbernen Hochzeit. Die 
zahlreich erschienenen Festtheilnehmer von 
Nah und Ferne legten Zeugniß über die 
Beliebtheit ab, deren sich das Jubelpaar 
zu erfreuen hat. Herr Rohwer versieht 
hier lange Jahre das Amt eines Schieds- 
mannes. 
I Fockbek, 21. Nov. Am Sonnabend, 
den 23. d. Mts., feiern der Holzarbeiter 
Hans Sieh und Ehefrau Margarethe, geb. 
Lorenzen, hcerselbst, das Fest ihrer silbernen 
Hochzeit. Das Jubelpaar erfreut sich noch 
einer ziemlichen Rüstigkeit. 
Büdelsdors, 21. Nov. Von der 
sïontglidņen Regierung ist dem hiesigen 
Gesangverein der Vertrieb von 1500 
Loosen statt 1200 Loose im Vorjahre zum 
ästen der Weihnachtsbescheerung für arme 
Kinder gestattet worden. 
A Büdelsdors, 21. Nov. Herr Joh. 
Rohwer in Rendsburg kaufte das Haus des 
Hrn. D. Hinz-Büdelsdorf für 11,600 Mk. 
X Rendsburg, 21. Nov. Die Kaiserin 
Friedrich, Mutter unseres Königs und 
Kaisers, vollendet heute ihr 55. Lebensjahr. 
Anläßlich dieses Geburtstages hatten die 
Militärgebäude und andere -öffentliche Ge 
bäude sowie die im Hafen liegenden Schiffe 
heute geflaggt. 
X. Rendsburg, 21. Nov. Bei der heutigen 
Senatorwahl an Stelle des nach der 
Städteordnung abgehenden Herrn Senators 
F. Rohwer wurde derselbe mit 159 von 
166 abgegebenen Stimmen wiedergewählt. 
ş Rendsburg, 21. Nov. Gestern Abend 
ist der für die Firma Stuhr und Lorenzen 
in Friedrichstadt befrachtete englische Kohlen- 
dampfer „Osborne" hiereingetroffen. Der- 
elbe hat einen Rauminhalt von 4000 
Tons und ist das größte bislang auf hier 
gekommen- Schiff. Wegen des zu großen 
Tiefganges mußte es im Audorferfee vor 
Anker gchen, um feine gefamwte Ladung 
sort zu leichtern.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.