Cercle wurde 10 Minuten vor 9 Uhr auf
gehoben.
— An der gestern unter dem Vorsitze
des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe abge
haltenen Sitzung des Staatsmini
steriums nahm auch der Staatssekretär
vom Reichsschatzamte, Graf Posadowsky,
Theil. Den erkrankten Cultusminister ver-
trat der Unterstaatssekretär v. Weyrauch.
Die Sitzung dauerte fast 5 Stunden, von
2 bis 7 Uhr.
— Die „Nordd. Allg. Ztg." bestätigt
die Meldung, daß der Kaiserliche Gesandte
in Teheran, Graf von Wallwitz,
zum Nachfolger des nach Kopenhagen öer
setzten Kiverlen-Wächter, in Hamburg in
Aussicht genommen ist.
— Der Handelsminister hat
den wirthschaftlichen Vereinigungen die
Abschrift eines an die Provinzial - Schuld
kollegien gerichteten Erlasses des Cultus
ministers zugestellt, wonach auf Erfordern
vorläufige Bescheinungen über die be
standenen Abschluß- oder Entlassungs
Prüfungen bei Erreichung der Berechti
gungs-Zeugnisses zum einjährig-
freiwilligen Dienste an solche Schüler
ertheilt werden können, die in die Praxis
eintreten wollen.
— Dem seltsamen Christen Theodor
v. Wächter wird nach seiner anberaumten
Versammlung ver „Hungernden und
Frierenden" sowohl von links als von
rechts der Text gelesen. Die „D. T."
schreibt: Wie es von den „Genossen", die
die bei weitem überwiegende Majorität
bildeten, ganz offen gesagt wurde, hatte
die Neugierde, die Hoffnung auf einen
„Jux", die vielen Menschen zusammen
führt, und die Neugierigen hatten sich
nicht getäuscht. Zuerst gab es ge
waltigen „Jux", als Hunderte von
zweifelhaften Gestalten sich über die unent
geltlich verabfolgten Schrippen und den
Kaffee hermachten; das Gedränge war
lebensgefährlich. Gewiß, es war der
bittere Hunger, der die Männer, Frauen
und Kinder sich die Kleider vom Leibe
reißen ließ; gewiß ist aber auch, daß die
große Mehrzahl der Zuschauenden sich in
herzlosen „Späßen" an dem erschütternden
Schauspiel weidete. Nachdem der erste
Lärm vorüber war, kniete Herr v. Wächter
auf der Fußbank nieder: Er habe ge
fehlt; er habe sich in einer anormalen
Geistes- und Körperverfassung geschlechtlich
vergangen und er bitte deshalb um Ver
zeihung. Wegen seines Fehltrittes sei er
von der sozialdemokratischen Partei aus
geschlossen worden, doch sei es ihm, der
nach seiner Naturheilkur neue Säfte und
durch sein Christenthum neue Kräfte er
halten habe, unmöglich, unthätig und im
Verborgenen zu leben. Er bekenne
offen seine Schuld, bereue seinen Fehl
tritt ernstlich und bitte, ihn auch ferner,
wenn auch nicht in der Partei, so doch
neben ihr und in ihrem Geiste thätig sein
zu lassen. Diesen mit großer Spannung
aufgenommenen Mittheilungen, die der
großen Masse der „Genossen" noch fremd
waren, ließ Herr v. Wächter seine be
kannten sonderbaren Anschauungen über
das Verhältniß des Christenthums zur
Sozialdemokratie folgen. Nach seiner
Meinung niuß ein guter Christ Sozial
demokrat sein und umgekehrt. Den letzten
Trumpf setzte Genosse Hoffmann auf:
v. Wächter sei ein konfuser Kopf, der die
Masten irre führe. Wenn es nicht böser
Wille ist, dann ist es mindestens Konfusion.
Hütet Euch vor den neuen modernen
Gauklern. Wäre o. Wächter ein wahrer
Christ, dann würde er sich still zurück
ziehen in seine Klause und Buße thun.
Dann hätte er gar keine Ursache, seine
Hülfe Leuten aufzudrängen, die von der
neuen Heilsarmee nichts wissen wollen.
Stürmischer Beifall folgte. Als dann
zum Schluß die Versammlung eine
Resolution gegen Herrn v. Wächter an
nahm, da zog dieser betrübt und um eine
Erfahrung reicher von dannen. Das
„souveräne" Volk hatte ihn und sein
Christenthum gerichtet.
— Der „Vorwärts" veröffentlicht eine
Erklärung der A g i t a t i o n s - K o m -
missionderBrauereiarbeiter,
wonach in den gestrigen Verhandlungen
die Differenzen mit dem Münchener Brau
haus für beide Theile „ehrenvoll und
und befriedigend" beigelegt worden sind.
— Bei einer eventuellen Neuberathung
des Antrages Kanitz wird, wie ein
Münchener sozialdemokratisches Blatt be
hauptet, in Folge gewisser Zusicherungen
der Regierung (betr. Zucker- und Brannt
weinliebesgaben) die Mehrzahl der schlesi
schen Conservative» gegen diesen An
trag stimmen. Auch soll für die Reichs
tags-Session eine weitere Trennung der
conservativen Gruppen bevorstehen.
näher und gewann günstigeren Einfluß aus
ihre Lebensweise. Nicht nur reden und
fordern, sondern auch handeln und geben,
das war der Austausch, der ihm den Be
ruf harmonischer gestaltete und das ge
währte, was er gewünscht, erziehend auf
seine Pfarrkinder einzuwirken. -— D ennoch
war er zur Zeit weit davon .entfernt, selbst
hierin volle Befriedigung zu finden.
setznng folgt.)
— Der Redakteur des „Deutschen
Michel", Kern, wurde wegen Beleidigung
des Deutschen Kaisers zu zwei Monaten
Festungshaft verurtheilt. Das Blatt
„Deutscher Michel" macht unter dem Deck
mantel äußerer sogenannter k o n'
servativer Gesinnung in Wahr
heit heftige Angriffe auf die Regierung,
weil diese den Antrag Kanitz, der absolut
zum socialistischen Staat führt, nicht accep
tiren kann. Der Staatsanwalt machte in
seiner Anklage darauf aufmerksam, daß die
Majestätsbeleidung in letzter Zeit in er
schreckender Weise an Zahl und Deutlich
keit zunehmen, daß es vor gar nicht langer
Zeit fast undenkbar schien, Handlungen
des Kaisers in solcher Weise zu kritisiren,
wie es jetzt so häufig geschehe, und gegen
Mitglieder des Königshauses solche Seiten
hiebe auszutheilen, wie es in dem Artikel
des „Deutschen Michel" geschehen sei.
— Der Dualismus bei der Ver
waltung des Nordostseekanals
macht sich bereits fühlbar. Die „Nordostsee-
ztg." hatte auf Grund eines Tagesbefehls
der Marinestation in Wilhelmshaven
die _ Mittheilung gebracht, daß im Nord-
Ostsee-Kanal ein großer Stein gefunden
sei, über welchem z. Zt. nur 8 Meter
Wasser stehen, und daß Schiffe von mehr
als 7,5 Meter Tiefgang bis zur Beseitigung
des Steines von der Durchfahrt ausge-
schlossen werden müßten. Darauf ging der
Zeitung vom Präsidenten des Kanal-
a m t s die Aufforderung zu, jene Mitthei-
lung als irrthümlich schleunigst zu wider
rufen. Es scheint also zwischen dem kaiser
lichen Marineamt und der kaiserlichen
Kanalverwaltung ein Kompetenzstreit zu
bestehen. Denn es ist merkwürdig, daß die
eine Behörde an dem einen Tage eine
Bekanntmachung erläßt, die am nächsten
Tage von der andern als irrthümlich wider
legt wird. Es scheint, daß dies Vorkomm-
niß bereits eine Wirkung nach außen erzielt
hat. Wie es heißt, tverden die russischen
Panzer „Rurik" und „Dmitry Donskoi",
die vorgestern die Reise von Kronstadt nach
Ostasien antraten, der ursprünglichen Absicht
entgegen nicht durch den Nord-Ostsee-Kanal
gehen, sondern den Weg um Skagen nehmen.
Die „Weser-Zeitung" schreibt zu dieser
Angelegenheit: „In Schifffahrtskreisen hat
es großes Aufsehen erregt, daß eine Mel
dung des Hafenkapitäns in Holtenau, Kapt.
z. D. Fuchs, wonach im Nord-Ostsee-Kanal
ein großer Stein gefunden, über welchen
zur Zeit uur 8 Meter Wasser stehen sollen,
von dem Präsidenten des Kanalsamts in
einer Kieler Zeitung als irrthümlich be-
zeichnet worden ist. Es fehlt bis jetzt jede
Andeutung darüber, was in der Holtenauer
Meldung eigentlich irrthümlich ist. In
Marinekreisen ist sie jedenfalls als eine
voll kommen richtige und beachtens
wert he betrachtet, sie ist in die Tages-
befehle beider Stationen aufgenommen.
Möglicherweise ist die Berichtigung des
Präsidenten Löwe so zu verstehen, daß ein
großer Stein zwar im Kanal gewesen, daß
er aber inzwischen entfernt worden ist.
Schon vor Wochen, als der Dampfer
„Rheinland" im Kanal auflief und leck
wurde, hieß es, daß die Beschädigung,
welche der Dampfer erlitten, nur durch
einen Stein herbeigeführt sein könne. Es
wäre interessant zu wissen, ob dies der
Stein ist, von welchem der Hafenkapitän
in Holtenau der Marincbehörde berichtet
hat. Jedenfalls wird eine volle Klarstellung
des Sachverhalts nöthig sein, wenn der
Vorfall nicht zu einer weiteren Herab
minderung der an sich schon so geringen
Kanalfreguenz beitragen soll."
Die erstgenannte Zeitung fügt dem noch
hinzu, daß man in M a r i n e k r e i s e n
über das Dementi des Kanalamtes grenzen
los befremdet ist.
Berlin, 12. Nov. Gestern fand hier
eine Versammlung des deutschen
Sparkassenverbandes statt, in
der die Frage der Ausgabe von D a r-
lehnskass ens ch einen seitens des
Staats an die Sparkassen in Zeiten sogen.
Geldkrisen gegen Hinterlegung von Werth
papieren berathen wurde. Es kam zu
keinem festen Beschluß, sondern der Vor
stand wurde mit der Ausarbeitung eines
Entwurfs über diesen Gegenstand beauf
tragt. Sodann beschäftigte sich die Ver
sammlung mit der Stellung der Spar
kassen zu der preußischen Central-Genossen-
schaftskasse. Es wurde beschlossen, bei
dem Staatsministerium dahin vorstellig zu
werden, daß durch das neue Sparkassen
gesetz oder alsbald nach seinem Erlaß den
öffentlichen Sparkassen der Geschäftsver
kehr mit der Central-Genossenschaftskasse
in gleicher Weise eröffnet wird, wie es
für Verbandskassen eingetragener Erwerbs
und Wirthschaftsgenossenschaften und für
landschaftliche Darlehnskassen bestimmt ist.
Berlin, 14. Nov. Wegen Uebertretung der
Bestimmungen betr. die Sonntagsruhe
in Badeanstalten wurden die beiden
Direktoren des Admiralsgartenbades in je
50 Mk. Strafe genommen und das Urtheil
schöffengerichtlich bestätigt.
Die B r i e f s p e r r e ist auf Betreiben
der Staatsanwaltschaft zu Potsdam gegen
eine große Anzahl von Firmen und
Personen eingeleitet worden, die sich in
Frankreich, Spanien, Oesterreich und
Rumänien befinden. Es handelt sich
dabei uni die Unterdrückung der Einfuhr
unzüchtiger Schriften, wobei mitzuwirken
der Finanzminister die Zollbehörden kürz
lich veranlaßt hat. Die dabei in Betracht
kommenden Firmen oder einzelnen Personen
wohnen hauptsächlich in Paris, Montpellier,
Bordeaux, Barcelona, Budapest, Bukarest
und Wien.
Die Leiche des Doppelmörders
Behrens aus Groß-Lichterfelde ist ge
funden. Sie wurde am gestrigen späten
Nachmittag aus dem Teltower See ge
landet.
Breslau, 14. Nov. Heute Vormittag
begann die Verhandlung gegen
den Abgg. Liebknecht wegen
Majestätsbeleidigung. Der Zu
hörerraum war überfüllt. Der Staats
anwalt beantragte ein Jahr Gefängniß
und Aberkennung des Reichstagsmandates.
Das Urtheil lautete aus v i e r Monate
Gefängniß. Die vom Staatsanwalt
beantragte Aberkennung des Reichstags
mandats hat der Gerichtshof nicht ausge-
sprachen.
Wiesbaden, 11. Nov. Der „Rh. Kur."
berichtet: Ein recht gefährlicher Rache
akt wurde gestern Morgen in der Frühe
hier verübt; auf den Braumeister der
Esch'schen Brauerei Herrn Schaurer gab
der aus Bayern gebürtige, vor mehreren
Wochen aus der genannten Brauerei ent
lassene Brauerbursche sPagony — er hatte
gedroht, den Braumeister in einen Bottich
mit heißem Wasser zu werfen — durch
das Fenster der Schlafstube fünf Re
volverschüsse unmittelbar nach einander
ab. Zum Glück traf keines der Geschosse.
Der Thäter ist verhaftet, er stellt die Ab-
sicht eines ernsthaften Attentats in Abrede,
er habe durch die Schüsse dem Braumeister
„nur einen heilsamen Schrecken einjagen"
wollen.
Herford, 12. Nov. In einer gestern hier
abgehaltenen Reichstags-Wahl-
Versammlung des Bundes der Land
wirthe kam es zu sehr erregten
Scenen. Gegen die Candidatur des
Amtsgerichtsraths Dr. Weihe trat der
antisemitische Reichstagsabgeordnete Pastor
I s k r a u t auf, da Dr. Weihe der R e -
gierung wohlwollend gegen-
ü b e r st e h e. Man bedürfe eines starken
Opponenten gegen die liberale Re
gierung. Wenn Dr. Weihe vom Bunde
der Landwirthe gewählt werde, so werde
die Regierung denken, der Bund der Land-
Wirthe sei in Halle Herford zahm ge
worden." In einer erregten Debatte,
in der meist für Dr. Weihe Partei er
griffen wurde, bestritt man, daß Pastor
Jskraut noch zur christlich - konservativen
Partei gehöre. Pastor Jskraut setzte dem
gegenüber unter Hinweis auf Stöcker aus
einander, wie er christlich-konservativ, doch
christlich-social und deutsch-social zugleich
sein könne. (Ein schönes Sammelsurium.)
Unter den Deutsch-Socialen seien auch gute
Christen. In der Abstimmung nahm die
große Versammlung mit allen Stimmen
gegen Jskraut und 9 Genossen die Candi
datur Weihe an.
Halle a. S., 15. Novbr. Die hier
bestehende sozialdemokratische
Studentenvereinigung hat sich
aufgelöst. Sie war der größte derartige
studentische Verein, die Mitglicderzahl be
trug über 200 Personen. Der Grund zur
Auflösung soll in den Schwierigkeiten
liegen, die der Vereinigung seitens der
Universitäts- und anderer Behörden be
reitet worden.
Verden, 14. Nov. Als heute Morgen
gegen 9 Uhr ein Arbeiter an einer vor
hem Norderthor stehenden, dem Oekonomen
Plaß gehörenden Strohdieme vorbeikam,
hörte er es in derselben seufzen. Er stellte
Untersuchungen an und fand in der Dieme
einen jungen Mann von etwa 24 Jahren
welcher auf Anfrage kaum hörbarer Stimme
erklärte, daß er dort habe verhungern
wollen. Der Arbeiter richtete den Mann
auf und wollte ihn nach einem mehrere
hundert Schritte entfernten Hause bringen.
Doch war er kaum 50 Schritte gegangen,
als der junge Mann zusammenbrach und
verschied. Dieser war bis vor drei Wochen
bei dem hiesigen Photographen Bornemann
als Gehülfe beschäftigt; man nimmt an,
daß er seit dieser ganzen Zeit in der
Strohdieme gelegen hat. Der Beweg
grund zu der That ist unbekannt.
Am Sonnabend-Morgen wurden zwischen
Fricdrichsruh und Aumühle vom Blitzzuge
zwei Hirsche überfahren und
g e t ö d t e t, als sie in der Nähe der
Oberförsterei über das Geleise gingen.
Provinzielles.
K Kiel, Auch hier hat Herr v. Egidy
es mit einem Debut versucht, das ebenso
erfolglos verlief, als in Hamburg. Der
Egidy'sche Salon-Anarchismus findet hier
wie dort wenig Anhänger. Das allge
meine Urtheil ist dasjenige, daß Herr von
Egidy unglaublich confus in seinen An
sichten ist. Die „N.-O.-Ztg." bezeichnet
den Vortrag kurz in folgenden Worten:
Man hat Herrn v. Egidy gehört und ge
sehen, aber er hat, abgesehen von seinen
wenigen Anhängern, Niemand überzeugt,
Niemand zu seinen verworrenen Welt
anschauungen bekehrt. Daß der auf dem
gleichen Boden stehende Herr Professor
Lehmann-Kiel durch sein pathetisches Schluß-
wort in der Versammlung an diesem
negativen Ergebnisse nichts zu ändern
vermochte, liegt auf der Hand.
+ Kappeln, 13. Nov. Obgleich in
den letzten Wochen reichlich Niederschläge
erfolgt sind, klagen die hiesigen Landleute
noch immer über Wassermangel auf den
Feldern. Die Landleute wünschen deshalb
daß vor dem Eintritt des Frostes noch
reichliche Regenmengen zur Erde gehen. —
Auf dem Gute Buckhagen fand gestern
eine Treibjagd statt; geschossen wurden
55 Hasen, welche nach hier geliefert sind
und willige Abnehmer finden. Bezahlt
wurden sie mit 2,50 Jt das Stück
— Die Weymann'sche Theatergesellschaft
spielt im hiesigen Schauspielhause wöchent
lich zweimal mit ausgezeichnetem Erfolge
vor stets vollbesetztem Hause. — Auf
dem Gute Priesholz kann man am 1. Mai
1896 ein Jubiläum feiern, nämlich das
der Aushebung der Leibeigenschaft. Am
genannten Tage sind nämlich genau 100
Jahre verflossen, daß die dortigen leib
eigenen Arbeiter frei gegeben wurden. —
Für das südliche Angeln will man schon
seit langer Zeit in Süderbrarup eine
Apotheke errichten. Ein kürzlich einge
reichtes Gesuch ist aber abschlägig beschieden
worden. Das Wohnhaus des Hufners
und Gemeindevorstehers Ohlsen in Klein-
Brebel wurde dieser Tage sammt den darin-
befindlichen Erntevorräthen vom Feuer ein
geäschert.
Eckernförde, 13. Nov. Ueber das
Vermögen des Besitzers des Hotels „Stadt
Hamburg" ist das Konkursverfahren er
öffnet. Das Hotel hat in den letzten Jahren
mehrere Male den Besitzer gewechselt. —
Der hiesige Bürgervcrein hat nach dem
letzten Rechnungsbericht ein Vermögen von
12 762,41 Mk., im letzten Jahre wurden
786 Mk. an Unterstützungen gezahlt. —
Seit längerer Zeit manöveriren mehrere
Panzerschiffe unserer Marine in unserer
Fährde.
L Amt Hütten, 11. Nov. Der „Hüttener
Feuerversicherung-Verein von 1892" hielt
kürzlich unter Vorsitz seines Sekretärs,
Mahrt-Ascheffel, in Hagge's Gastwirth-
schast in Hütten seine diesjährige General
versammlung ab. Genannter Verein zeigt in
seiner Entwickelung recht erfreuliche Re
sultate. Der Gesammtversicherungsbestand
zählt zur Zeit reichlich 5 Millionen Mark.
Die während des dreijährigen Bestehens
des Vereins durchschnittlich jährlich zu
zahlende Prämie betrug 13 Pfennig a 100
Mark. Demnächst wird durch die Schau
Männer die erste Nachschau abgehalten
werden, wofür diese Herren ans der Ver-
einskasse für jede 100 Mk. der policen
mäßigen Summen 1 Pf. Vergütung er
halten. Wünschen wir dem jungen Verein
ein fröhlich Wachsen und Gedeihen.
-n Jevcnstedt, 14. Nov. Der Hengst
I msel (Rappe) des Gastwirths Matthiesen
Hierselbst, welcher bei der letzten Körung
der Deckhengste des Kreises Rendsburg
als der beste bezeichnet wurde, hat bei der
am letzten Dienstag stattgehabten Ver-
theilung der Staatsprämien für Deckhengste
der holsteinischen Zuchtrichtung in Wrist
den zweiten (und nicht, wie die „Jtzehoer
Nachrichten" heute irrthümlich nieldeten, den
dritten) Staatspreis erhalten. Auf den
Besitzer entfiel dafür ein Betrag von 200 Mk.
* Rendsburg, 15. Nov. Der diesjährige
Buß- und Bettag fällt aus den
Mittwoch der kommenden Woche, den 20.
November und wird im gesamten deutschen
Baterlande (mit Ausnahme von zwei
Fürstenthümern) gleichmäßig begangen.
Oeffentliche Lustbarkeiten dürfen
weder am Vorabend des Bußtages noch
an diesem selbst veranstaltet werden. Die
Sonntagsruhe im Handel und Gewerbe
hat am Bußtage denselben Umfang wie
an gewöhnlichen Sonntagen.
<7 Rendsburg, 15. Nov. Herr Steuer
ausseher Lehmann ist unter gleichzeitiger
Beförderung zum Neben-Zollamts-Assisten-
ten von hier nach Woyens versetzt.
ixd^s Rendsburg, 14. Nov. Von dem
des Diebstahls des bei der Kaserne ge-
haltenen Ziegenbockes Bezichtigten wird uns
mitgetheilt, daß er das herumirrende Thier
aufgefangen und so lange behalten habe,
bis der rechtmäßige unbekannte Eigenthümer
sich melden würde. Eine Absicht, das Thier
zu stehlen, habe seinerseits absolut nicht
vorgelegen. Wie wir erfahren, ist das
strafrechiliche Verfahren indeß eingeleitet
worden und noch nicht entschieden.
L-L Rendsburg, 15. Novbr. Aus Re-
quisitivn des Amtsvorstehers zu Brunsbüttel
wurde hier ein Monteur von der elektrischen
Leitungsanlage vom Kanal wegen Verdachts
des Sittenvergehens verhaftet. Näheres
ist nicht bekannt.
<1 Rendsburg, 15. Nov. Nach voraus
gegangenem Gottesdienst in der Christ-
und Garnisonkirche fand heute ļbie Ver-
eidigung der Rekruten des hiesigen Train-
Bataillons statt.
Von: Letzteren waren ca. 90 Stück von der
Apenrader Quarantäne und die anderen aus der
Hoiddinger Quarantäne gekommen. Der Handel
verlief wieder, wie in der Vorwoche, recht flau
bei weichenden Preisen. Bezahlt wurde für
Tond. Landochseu 300—360 Mk. das Stück.
Jütochsen bedangen 165—225 Mk. das Stück.
Landvieh, 2—2'/,-jährige Ochsen, kosteten 270
bis 295 Mk., l'/z-jährige 140—185 Mk., Fehr-
kühe 180—245 Mk. das Stück. Kalllkühe waren
gut im Preise; abfallende Sorten schwer ver
käuflich. _ Es verblieb ein ziemlicher Ueberstand.
Die Gesammtzutrift dieser Woche betrug 5520
Stück Hornvieh und 500 Schafe. — Die Futter
preise (mit Stroh) in Norderdithmarschen von
jetzt brs Mai n. I. für 5—6 Mk. pro Stück
Hornvieh angeboten.
L Husttmer Schweinemarkt
vom 14 November.
Dem heutigen Schweinemarkt waren 223 sog.
Wagenferkel und einige Juugschweine zugeführt.
Der Handel nahm bei steigenden Preisen einen
ziemlich raschen Verlauf. Es bedangen 4—6
Wochen alte Ferkel 5,50—8,50 Mk., in einzelnen
Mllen arich weniger, 7 u. 8 Wochen alte 9—13
-w- pro Stück. Vierteljährige Jungschweine
wurden mit 20 Mk. das Stück bezahlt. Für
fette Schweine wurden 33 Pfg. das Pfund
Lebendgewicht gefordert. Ausgeführt wurden
größere und kleinere Parthien nach Hanerau,
Londern, Meldorf, Schleswig, Bredstedt, Tönnina
und Friedrichstadt. Der Markt wurde geräumt.
Mittheilungen aus dem Publikum.
Husumer Viehmarkt
vom 14. November 7895.
Dem heutigen Viehmarkt wareil 1260 Stück
Hornvieh zugeführt, worunter 55 Tondernsche
Landochsen und 180 Jütochsen sich befanden.
Sonn
9'/, 14
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5 Uhr
Sonntag
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Predigt
Beichte
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Die 9Wmcitott fielt buSemtJuttg dieser Rubrik, sowie
es der Baltin gestattet. dem Publikum zur Besprechung
von Angelegenheiten allgemeinen Interesses zur Berfir-
gung, verwahrt sich aber ausdrücklich dagegen, mir dem
Inhalte ldentlfierrt zu werden und übernimmt daüt:
keinerlei Verantwortung. Wir behalten uns vor, bei Ein
sendungen, welche unserer Ansicht nach über das Maß oe»
Sachlichen hinausgehen Correcturen resp. Streichunzen
vorzunehmen.
Eingesandt.
Wat so'n Jung sick vou de Electrisch-Licht-
pahlen renken deit.
„Wat is't, ivat Krischail so verdrütt,
dat he so mulsch vor'n Fenster sitt,
sin Melk nich drinkt, sin Brod nich itt,
nichmal een Wort in Gudeu litt?
Ach, laat em doch, seggt Mutter d'rob,
so'n Jung hett luter Tög in Kovv,
he klariert — ja so'n dummes Gör —
rup na den Licktpahl für uns Dör
sind ritt darbi sin Büx entwei,
dat is so'n Jung ja eenerlei. —
— „Wat harst du oar to dohn, du Sw ..
„Ick meen, dal weer en Klattermaschien."
Tieli
Rendsburg, den 1. Nov. 1895.
Sitzung derStadtkollegieu.
Anwesend: der Magistrat mit Ausnahme des
Herrn Senators Junglöw.
die Stadtverordneten m it Aus-
nahine von Herren Pfahler, Bock
und Volbehr.
Der Tagesordnung entsprechend wird verhandelt
und beschlossen was folgt:
t. Das Kassen Revisions-Protokoll pro October
wird vorgelegt und giebt zu Erinnerungen
keinen Anlaß.
2. In die Kommission zur Revisioil der Stadt
rechnung pro 1894/95 werden gewühlt:
Die Herren: Beigeordneter von Lappeln.
Stadtverordneten Koth und Gütlein, und
aus der Bürgerschaft die Herren E. Glien
und Gastwirth Engeland.
3. Die von den Pächtern verschiedener Parzellen
laut Protokoll vom 17. v. M. vorgeschlagenen
Bürgen werden angenommen.
4. Die von der Landkommission empfohlenen
Verpachtungen der Parzellen Nr. 17 und
Nr. 20 an Schlächtermeister Bartram und
Bahnwärter Bachmann auf 6 Jahre werden
genehmigt; gleichzeitig die nahmhaft ge
machten Bürgen, Schlächtermeister Loepthin
und Gastwirth Thies angenommen.
5. Unter Abänderung des Stadtkollegien
beschlusses vom 11. Januar d. I. wird
beschlossen, dem Landwirth Riffom die
Parzellen 83/40 und 70/40 Kartenblatt 3
des Grundbuchs von Rendsburg, im Mast
brook belegen, groß 817 sZru, à Qm 60 Pf.,
unter Vorbehalt der Genehmigung des
Bezirksausschusses in Schleswig, käuflich zu
überlassen.
6. Beschlossen wird, den Landstreifen beim
Conventgarten vorm Neuthor von dem
Deutschen Reich käuflich zu ^erwerben und
die dafür erforderliche Summe vou
2483,25 Mk. aus dein Extraordinarmm und
zwar aus deut Erlös für verkaufte Grund
stücke zu entnehmen.
7. Infolge Verfügung des Herrn Regterungs-
prüsidenten vom 18. v. M. wird beschlossen,
die ältere Anleihe von rund 900 OÖO Mk.
— anstatt mit iy 4 % — mit 15000 Mk.
jährlich und den ersparten Zinsen zu tilgen.
Der zur Ergänzung der Anleihe von 2 500000
Mk. bestimmte Betrag von 418 397,54 Mk.
soll vorbehaltlich der Genehmigung der
"och vorzulegenden Projekte und Kosten
anschläge wjx fo(qt zur Verwendung
gelangen:
i- Nr Vergrößerung der Gasanstalt und
des Elekricitätswerkes ca. 90 000 Mk.
2. für die vollkommene Ausführung der
Entwässerung ca. 150 000 Mk.
3. für ein Schlachthaus ca. 150 000 Mk.
4. für das Abfuhrwesen und Aus-
däinmung verschiedener Gräben rc.
28 397,54 Mk.
Der bezüglich der Anleihe von 900 000 Mk.
anderweit aufgestellte Tilgungs- und Ver-
loosungsplan wird genehmigt, ebenso die
anläßlich der Verfügung des Herrn
Regierungs-Präsidenten abgeänderten Ent
würfe des Privilegiums und des Anleihe
scheines.
8. Die Obligationen für diesen Restbetrag
bleiben bis weiter im Besitze der Stadt
und gelangen in Uebereinstimmung mit der
Spar- und Leihkasse erst bei Ausführung
obiger Projekte je nach Bedarf zur Aus
gabe.
9. Die Kosten für Anbringung von elektrischem
Licht im Rathhaus und Krankenhaus werden
nach dem Anschlage von resp. 450 Mk. und
1300 Mk. bewilligt.
10. Beschlossen wird die Tieferlegung des Kasten-
lokals in Ausführung zu bringen unter dem
Vorbehalte, daß sich bei der noch statt
zufindenden Untersuchung keine technischen
Bedenken Geltung verschaffen. Die ent
stehenden Kosten iverden auf die Stadt
kasse angewiesen.
v. g. u.
gez. Rühle v. Lilienstern, Hollesen, Th. Thormann.
Für Die Richtigkeit des Auszuges
M ö b i s,
Magistratsbureau-Borsteher.
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