Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

Cercle wurde 10 Minuten vor 9 Uhr auf 
gehoben. 
— An der gestern unter dem Vorsitze 
des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe abge 
haltenen Sitzung des Staatsmini 
steriums nahm auch der Staatssekretär 
vom Reichsschatzamte, Graf Posadowsky, 
Theil. Den erkrankten Cultusminister ver- 
trat der Unterstaatssekretär v. Weyrauch. 
Die Sitzung dauerte fast 5 Stunden, von 
2 bis 7 Uhr. 
— Die „Nordd. Allg. Ztg." bestätigt 
die Meldung, daß der Kaiserliche Gesandte 
in Teheran, Graf von Wallwitz, 
zum Nachfolger des nach Kopenhagen öer 
setzten Kiverlen-Wächter, in Hamburg in 
Aussicht genommen ist. 
— Der Handelsminister hat 
den wirthschaftlichen Vereinigungen die 
Abschrift eines an die Provinzial - Schuld 
kollegien gerichteten Erlasses des Cultus 
ministers zugestellt, wonach auf Erfordern 
vorläufige Bescheinungen über die be 
standenen Abschluß- oder Entlassungs 
Prüfungen bei Erreichung der Berechti 
gungs-Zeugnisses zum einjährig- 
freiwilligen Dienste an solche Schüler 
ertheilt werden können, die in die Praxis 
eintreten wollen. 
— Dem seltsamen Christen Theodor 
v. Wächter wird nach seiner anberaumten 
Versammlung ver „Hungernden und 
Frierenden" sowohl von links als von 
rechts der Text gelesen. Die „D. T." 
schreibt: Wie es von den „Genossen", die 
die bei weitem überwiegende Majorität 
bildeten, ganz offen gesagt wurde, hatte 
die Neugierde, die Hoffnung auf einen 
„Jux", die vielen Menschen zusammen 
führt, und die Neugierigen hatten sich 
nicht getäuscht. Zuerst gab es ge 
waltigen „Jux", als Hunderte von 
zweifelhaften Gestalten sich über die unent 
geltlich verabfolgten Schrippen und den 
Kaffee hermachten; das Gedränge war 
lebensgefährlich. Gewiß, es war der 
bittere Hunger, der die Männer, Frauen 
und Kinder sich die Kleider vom Leibe 
reißen ließ; gewiß ist aber auch, daß die 
große Mehrzahl der Zuschauenden sich in 
herzlosen „Späßen" an dem erschütternden 
Schauspiel weidete. Nachdem der erste 
Lärm vorüber war, kniete Herr v. Wächter 
auf der Fußbank nieder: Er habe ge 
fehlt; er habe sich in einer anormalen 
Geistes- und Körperverfassung geschlechtlich 
vergangen und er bitte deshalb um Ver 
zeihung. Wegen seines Fehltrittes sei er 
von der sozialdemokratischen Partei aus 
geschlossen worden, doch sei es ihm, der 
nach seiner Naturheilkur neue Säfte und 
durch sein Christenthum neue Kräfte er 
halten habe, unmöglich, unthätig und im 
Verborgenen zu leben. Er bekenne 
offen seine Schuld, bereue seinen Fehl 
tritt ernstlich und bitte, ihn auch ferner, 
wenn auch nicht in der Partei, so doch 
neben ihr und in ihrem Geiste thätig sein 
zu lassen. Diesen mit großer Spannung 
aufgenommenen Mittheilungen, die der 
großen Masse der „Genossen" noch fremd 
waren, ließ Herr v. Wächter seine be 
kannten sonderbaren Anschauungen über 
das Verhältniß des Christenthums zur 
Sozialdemokratie folgen. Nach seiner 
Meinung niuß ein guter Christ Sozial 
demokrat sein und umgekehrt. Den letzten 
Trumpf setzte Genosse Hoffmann auf: 
v. Wächter sei ein konfuser Kopf, der die 
Masten irre führe. Wenn es nicht böser 
Wille ist, dann ist es mindestens Konfusion. 
Hütet Euch vor den neuen modernen 
Gauklern. Wäre o. Wächter ein wahrer 
Christ, dann würde er sich still zurück 
ziehen in seine Klause und Buße thun. 
Dann hätte er gar keine Ursache, seine 
Hülfe Leuten aufzudrängen, die von der 
neuen Heilsarmee nichts wissen wollen. 
Stürmischer Beifall folgte. Als dann 
zum Schluß die Versammlung eine 
Resolution gegen Herrn v. Wächter an 
nahm, da zog dieser betrübt und um eine 
Erfahrung reicher von dannen. Das 
„souveräne" Volk hatte ihn und sein 
Christenthum gerichtet. 
— Der „Vorwärts" veröffentlicht eine 
Erklärung der A g i t a t i o n s - K o m - 
missionderBrauereiarbeiter, 
wonach in den gestrigen Verhandlungen 
die Differenzen mit dem Münchener Brau 
haus für beide Theile „ehrenvoll und 
und befriedigend" beigelegt worden sind. 
— Bei einer eventuellen Neuberathung 
des Antrages Kanitz wird, wie ein 
Münchener sozialdemokratisches Blatt be 
hauptet, in Folge gewisser Zusicherungen 
der Regierung (betr. Zucker- und Brannt 
weinliebesgaben) die Mehrzahl der schlesi 
schen Conservative» gegen diesen An 
trag stimmen. Auch soll für die Reichs 
tags-Session eine weitere Trennung der 
conservativen Gruppen bevorstehen. 
näher und gewann günstigeren Einfluß aus 
ihre Lebensweise. Nicht nur reden und 
fordern, sondern auch handeln und geben, 
das war der Austausch, der ihm den Be 
ruf harmonischer gestaltete und das ge 
währte, was er gewünscht, erziehend auf 
seine Pfarrkinder einzuwirken. -— D ennoch 
war er zur Zeit weit davon .entfernt, selbst 
hierin volle Befriedigung zu finden. 
setznng folgt.) 
— Der Redakteur des „Deutschen 
Michel", Kern, wurde wegen Beleidigung 
des Deutschen Kaisers zu zwei Monaten 
Festungshaft verurtheilt. Das Blatt 
„Deutscher Michel" macht unter dem Deck 
mantel äußerer sogenannter k o n' 
servativer Gesinnung in Wahr 
heit heftige Angriffe auf die Regierung, 
weil diese den Antrag Kanitz, der absolut 
zum socialistischen Staat führt, nicht accep 
tiren kann. Der Staatsanwalt machte in 
seiner Anklage darauf aufmerksam, daß die 
Majestätsbeleidung in letzter Zeit in er 
schreckender Weise an Zahl und Deutlich 
keit zunehmen, daß es vor gar nicht langer 
Zeit fast undenkbar schien, Handlungen 
des Kaisers in solcher Weise zu kritisiren, 
wie es jetzt so häufig geschehe, und gegen 
Mitglieder des Königshauses solche Seiten 
hiebe auszutheilen, wie es in dem Artikel 
des „Deutschen Michel" geschehen sei. 
— Der Dualismus bei der Ver 
waltung des Nordostseekanals 
macht sich bereits fühlbar. Die „Nordostsee- 
ztg." hatte auf Grund eines Tagesbefehls 
der Marinestation in Wilhelmshaven 
die _ Mittheilung gebracht, daß im Nord- 
Ostsee-Kanal ein großer Stein gefunden 
sei, über welchem z. Zt. nur 8 Meter 
Wasser stehen, und daß Schiffe von mehr 
als 7,5 Meter Tiefgang bis zur Beseitigung 
des Steines von der Durchfahrt ausge- 
schlossen werden müßten. Darauf ging der 
Zeitung vom Präsidenten des Kanal- 
a m t s die Aufforderung zu, jene Mitthei- 
lung als irrthümlich schleunigst zu wider 
rufen. Es scheint also zwischen dem kaiser 
lichen Marineamt und der kaiserlichen 
Kanalverwaltung ein Kompetenzstreit zu 
bestehen. Denn es ist merkwürdig, daß die 
eine Behörde an dem einen Tage eine 
Bekanntmachung erläßt, die am nächsten 
Tage von der andern als irrthümlich wider 
legt wird. Es scheint, daß dies Vorkomm- 
niß bereits eine Wirkung nach außen erzielt 
hat. Wie es heißt, tverden die russischen 
Panzer „Rurik" und „Dmitry Donskoi", 
die vorgestern die Reise von Kronstadt nach 
Ostasien antraten, der ursprünglichen Absicht 
entgegen nicht durch den Nord-Ostsee-Kanal 
gehen, sondern den Weg um Skagen nehmen. 
Die „Weser-Zeitung" schreibt zu dieser 
Angelegenheit: „In Schifffahrtskreisen hat 
es großes Aufsehen erregt, daß eine Mel 
dung des Hafenkapitäns in Holtenau, Kapt. 
z. D. Fuchs, wonach im Nord-Ostsee-Kanal 
ein großer Stein gefunden, über welchen 
zur Zeit uur 8 Meter Wasser stehen sollen, 
von dem Präsidenten des Kanalsamts in 
einer Kieler Zeitung als irrthümlich be- 
zeichnet worden ist. Es fehlt bis jetzt jede 
Andeutung darüber, was in der Holtenauer 
Meldung eigentlich irrthümlich ist. In 
Marinekreisen ist sie jedenfalls als eine 
voll kommen richtige und beachtens 
wert he betrachtet, sie ist in die Tages- 
befehle beider Stationen aufgenommen. 
Möglicherweise ist die Berichtigung des 
Präsidenten Löwe so zu verstehen, daß ein 
großer Stein zwar im Kanal gewesen, daß 
er aber inzwischen entfernt worden ist. 
Schon vor Wochen, als der Dampfer 
„Rheinland" im Kanal auflief und leck 
wurde, hieß es, daß die Beschädigung, 
welche der Dampfer erlitten, nur durch 
einen Stein herbeigeführt sein könne. Es 
wäre interessant zu wissen, ob dies der 
Stein ist, von welchem der Hafenkapitän 
in Holtenau der Marincbehörde berichtet 
hat. Jedenfalls wird eine volle Klarstellung 
des Sachverhalts nöthig sein, wenn der 
Vorfall nicht zu einer weiteren Herab 
minderung der an sich schon so geringen 
Kanalfreguenz beitragen soll." 
Die erstgenannte Zeitung fügt dem noch 
hinzu, daß man in M a r i n e k r e i s e n 
über das Dementi des Kanalamtes grenzen 
los befremdet ist. 
Berlin, 12. Nov. Gestern fand hier 
eine Versammlung des deutschen 
Sparkassenverbandes statt, in 
der die Frage der Ausgabe von D a r- 
lehnskass ens ch einen seitens des 
Staats an die Sparkassen in Zeiten sogen. 
Geldkrisen gegen Hinterlegung von Werth 
papieren berathen wurde. Es kam zu 
keinem festen Beschluß, sondern der Vor 
stand wurde mit der Ausarbeitung eines 
Entwurfs über diesen Gegenstand beauf 
tragt. Sodann beschäftigte sich die Ver 
sammlung mit der Stellung der Spar 
kassen zu der preußischen Central-Genossen- 
schaftskasse. Es wurde beschlossen, bei 
dem Staatsministerium dahin vorstellig zu 
werden, daß durch das neue Sparkassen 
gesetz oder alsbald nach seinem Erlaß den 
öffentlichen Sparkassen der Geschäftsver 
kehr mit der Central-Genossenschaftskasse 
in gleicher Weise eröffnet wird, wie es 
für Verbandskassen eingetragener Erwerbs 
und Wirthschaftsgenossenschaften und für 
landschaftliche Darlehnskassen bestimmt ist. 
Berlin, 14. Nov. Wegen Uebertretung der 
Bestimmungen betr. die Sonntagsruhe 
in Badeanstalten wurden die beiden 
Direktoren des Admiralsgartenbades in je 
50 Mk. Strafe genommen und das Urtheil 
schöffengerichtlich bestätigt. 
Die B r i e f s p e r r e ist auf Betreiben 
der Staatsanwaltschaft zu Potsdam gegen 
eine große Anzahl von Firmen und 
Personen eingeleitet worden, die sich in 
Frankreich, Spanien, Oesterreich und 
Rumänien befinden. Es handelt sich 
dabei uni die Unterdrückung der Einfuhr 
unzüchtiger Schriften, wobei mitzuwirken 
der Finanzminister die Zollbehörden kürz 
lich veranlaßt hat. Die dabei in Betracht 
kommenden Firmen oder einzelnen Personen 
wohnen hauptsächlich in Paris, Montpellier, 
Bordeaux, Barcelona, Budapest, Bukarest 
und Wien. 
Die Leiche des Doppelmörders 
Behrens aus Groß-Lichterfelde ist ge 
funden. Sie wurde am gestrigen späten 
Nachmittag aus dem Teltower See ge 
landet. 
Breslau, 14. Nov. Heute Vormittag 
begann die Verhandlung gegen 
den Abgg. Liebknecht wegen 
Majestätsbeleidigung. Der Zu 
hörerraum war überfüllt. Der Staats 
anwalt beantragte ein Jahr Gefängniß 
und Aberkennung des Reichstagsmandates. 
Das Urtheil lautete aus v i e r Monate 
Gefängniß. Die vom Staatsanwalt 
beantragte Aberkennung des Reichstags 
mandats hat der Gerichtshof nicht ausge- 
sprachen. 
Wiesbaden, 11. Nov. Der „Rh. Kur." 
berichtet: Ein recht gefährlicher Rache 
akt wurde gestern Morgen in der Frühe 
hier verübt; auf den Braumeister der 
Esch'schen Brauerei Herrn Schaurer gab 
der aus Bayern gebürtige, vor mehreren 
Wochen aus der genannten Brauerei ent 
lassene Brauerbursche sPagony — er hatte 
gedroht, den Braumeister in einen Bottich 
mit heißem Wasser zu werfen — durch 
das Fenster der Schlafstube fünf Re 
volverschüsse unmittelbar nach einander 
ab. Zum Glück traf keines der Geschosse. 
Der Thäter ist verhaftet, er stellt die Ab- 
sicht eines ernsthaften Attentats in Abrede, 
er habe durch die Schüsse dem Braumeister 
„nur einen heilsamen Schrecken einjagen" 
wollen. 
Herford, 12. Nov. In einer gestern hier 
abgehaltenen Reichstags-Wahl- 
Versammlung des Bundes der Land 
wirthe kam es zu sehr erregten 
Scenen. Gegen die Candidatur des 
Amtsgerichtsraths Dr. Weihe trat der 
antisemitische Reichstagsabgeordnete Pastor 
I s k r a u t auf, da Dr. Weihe der R e - 
gierung wohlwollend gegen- 
ü b e r st e h e. Man bedürfe eines starken 
Opponenten gegen die liberale Re 
gierung. Wenn Dr. Weihe vom Bunde 
der Landwirthe gewählt werde, so werde 
die Regierung denken, der Bund der Land- 
Wirthe sei in Halle Herford zahm ge 
worden." In einer erregten Debatte, 
in der meist für Dr. Weihe Partei er 
griffen wurde, bestritt man, daß Pastor 
Jskraut noch zur christlich - konservativen 
Partei gehöre. Pastor Jskraut setzte dem 
gegenüber unter Hinweis auf Stöcker aus 
einander, wie er christlich-konservativ, doch 
christlich-social und deutsch-social zugleich 
sein könne. (Ein schönes Sammelsurium.) 
Unter den Deutsch-Socialen seien auch gute 
Christen. In der Abstimmung nahm die 
große Versammlung mit allen Stimmen 
gegen Jskraut und 9 Genossen die Candi 
datur Weihe an. 
Halle a. S., 15. Novbr. Die hier 
bestehende sozialdemokratische 
Studentenvereinigung hat sich 
aufgelöst. Sie war der größte derartige 
studentische Verein, die Mitglicderzahl be 
trug über 200 Personen. Der Grund zur 
Auflösung soll in den Schwierigkeiten 
liegen, die der Vereinigung seitens der 
Universitäts- und anderer Behörden be 
reitet worden. 
Verden, 14. Nov. Als heute Morgen 
gegen 9 Uhr ein Arbeiter an einer vor 
hem Norderthor stehenden, dem Oekonomen 
Plaß gehörenden Strohdieme vorbeikam, 
hörte er es in derselben seufzen. Er stellte 
Untersuchungen an und fand in der Dieme 
einen jungen Mann von etwa 24 Jahren 
welcher auf Anfrage kaum hörbarer Stimme 
erklärte, daß er dort habe verhungern 
wollen. Der Arbeiter richtete den Mann 
auf und wollte ihn nach einem mehrere 
hundert Schritte entfernten Hause bringen. 
Doch war er kaum 50 Schritte gegangen, 
als der junge Mann zusammenbrach und 
verschied. Dieser war bis vor drei Wochen 
bei dem hiesigen Photographen Bornemann 
als Gehülfe beschäftigt; man nimmt an, 
daß er seit dieser ganzen Zeit in der 
Strohdieme gelegen hat. Der Beweg 
grund zu der That ist unbekannt. 
Am Sonnabend-Morgen wurden zwischen 
Fricdrichsruh und Aumühle vom Blitzzuge 
zwei Hirsche überfahren und 
g e t ö d t e t, als sie in der Nähe der 
Oberförsterei über das Geleise gingen. 
Provinzielles. 
K Kiel, Auch hier hat Herr v. Egidy 
es mit einem Debut versucht, das ebenso 
erfolglos verlief, als in Hamburg. Der 
Egidy'sche Salon-Anarchismus findet hier 
wie dort wenig Anhänger. Das allge 
meine Urtheil ist dasjenige, daß Herr von 
Egidy unglaublich confus in seinen An 
sichten ist. Die „N.-O.-Ztg." bezeichnet 
den Vortrag kurz in folgenden Worten: 
Man hat Herrn v. Egidy gehört und ge 
sehen, aber er hat, abgesehen von seinen 
wenigen Anhängern, Niemand überzeugt, 
Niemand zu seinen verworrenen Welt 
anschauungen bekehrt. Daß der auf dem 
gleichen Boden stehende Herr Professor 
Lehmann-Kiel durch sein pathetisches Schluß- 
wort in der Versammlung an diesem 
negativen Ergebnisse nichts zu ändern 
vermochte, liegt auf der Hand. 
+ Kappeln, 13. Nov. Obgleich in 
den letzten Wochen reichlich Niederschläge 
erfolgt sind, klagen die hiesigen Landleute 
noch immer über Wassermangel auf den 
Feldern. Die Landleute wünschen deshalb 
daß vor dem Eintritt des Frostes noch 
reichliche Regenmengen zur Erde gehen. — 
Auf dem Gute Buckhagen fand gestern 
eine Treibjagd statt; geschossen wurden 
55 Hasen, welche nach hier geliefert sind 
und willige Abnehmer finden. Bezahlt 
wurden sie mit 2,50 Jt das Stück 
— Die Weymann'sche Theatergesellschaft 
spielt im hiesigen Schauspielhause wöchent 
lich zweimal mit ausgezeichnetem Erfolge 
vor stets vollbesetztem Hause. — Auf 
dem Gute Priesholz kann man am 1. Mai 
1896 ein Jubiläum feiern, nämlich das 
der Aushebung der Leibeigenschaft. Am 
genannten Tage sind nämlich genau 100 
Jahre verflossen, daß die dortigen leib 
eigenen Arbeiter frei gegeben wurden. — 
Für das südliche Angeln will man schon 
seit langer Zeit in Süderbrarup eine 
Apotheke errichten. Ein kürzlich einge 
reichtes Gesuch ist aber abschlägig beschieden 
worden. Das Wohnhaus des Hufners 
und Gemeindevorstehers Ohlsen in Klein- 
Brebel wurde dieser Tage sammt den darin- 
befindlichen Erntevorräthen vom Feuer ein 
geäschert. 
Eckernförde, 13. Nov. Ueber das 
Vermögen des Besitzers des Hotels „Stadt 
Hamburg" ist das Konkursverfahren er 
öffnet. Das Hotel hat in den letzten Jahren 
mehrere Male den Besitzer gewechselt. — 
Der hiesige Bürgervcrein hat nach dem 
letzten Rechnungsbericht ein Vermögen von 
12 762,41 Mk., im letzten Jahre wurden 
786 Mk. an Unterstützungen gezahlt. — 
Seit längerer Zeit manöveriren mehrere 
Panzerschiffe unserer Marine in unserer 
Fährde. 
L Amt Hütten, 11. Nov. Der „Hüttener 
Feuerversicherung-Verein von 1892" hielt 
kürzlich unter Vorsitz seines Sekretärs, 
Mahrt-Ascheffel, in Hagge's Gastwirth- 
schast in Hütten seine diesjährige General 
versammlung ab. Genannter Verein zeigt in 
seiner Entwickelung recht erfreuliche Re 
sultate. Der Gesammtversicherungsbestand 
zählt zur Zeit reichlich 5 Millionen Mark. 
Die während des dreijährigen Bestehens 
des Vereins durchschnittlich jährlich zu 
zahlende Prämie betrug 13 Pfennig a 100 
Mark. Demnächst wird durch die Schau 
Männer die erste Nachschau abgehalten 
werden, wofür diese Herren ans der Ver- 
einskasse für jede 100 Mk. der policen 
mäßigen Summen 1 Pf. Vergütung er 
halten. Wünschen wir dem jungen Verein 
ein fröhlich Wachsen und Gedeihen. 
-n Jevcnstedt, 14. Nov. Der Hengst 
I msel (Rappe) des Gastwirths Matthiesen 
Hierselbst, welcher bei der letzten Körung 
der Deckhengste des Kreises Rendsburg 
als der beste bezeichnet wurde, hat bei der 
am letzten Dienstag stattgehabten Ver- 
theilung der Staatsprämien für Deckhengste 
der holsteinischen Zuchtrichtung in Wrist 
den zweiten (und nicht, wie die „Jtzehoer 
Nachrichten" heute irrthümlich nieldeten, den 
dritten) Staatspreis erhalten. Auf den 
Besitzer entfiel dafür ein Betrag von 200 Mk. 
* Rendsburg, 15. Nov. Der diesjährige 
Buß- und Bettag fällt aus den 
Mittwoch der kommenden Woche, den 20. 
November und wird im gesamten deutschen 
Baterlande (mit Ausnahme von zwei 
Fürstenthümern) gleichmäßig begangen. 
Oeffentliche Lustbarkeiten dürfen 
weder am Vorabend des Bußtages noch 
an diesem selbst veranstaltet werden. Die 
Sonntagsruhe im Handel und Gewerbe 
hat am Bußtage denselben Umfang wie 
an gewöhnlichen Sonntagen. 
<7 Rendsburg, 15. Nov. Herr Steuer 
ausseher Lehmann ist unter gleichzeitiger 
Beförderung zum Neben-Zollamts-Assisten- 
ten von hier nach Woyens versetzt. 
ixd^s Rendsburg, 14. Nov. Von dem 
des Diebstahls des bei der Kaserne ge- 
haltenen Ziegenbockes Bezichtigten wird uns 
mitgetheilt, daß er das herumirrende Thier 
aufgefangen und so lange behalten habe, 
bis der rechtmäßige unbekannte Eigenthümer 
sich melden würde. Eine Absicht, das Thier 
zu stehlen, habe seinerseits absolut nicht 
vorgelegen. Wie wir erfahren, ist das 
strafrechiliche Verfahren indeß eingeleitet 
worden und noch nicht entschieden. 
L-L Rendsburg, 15. Novbr. Aus Re- 
quisitivn des Amtsvorstehers zu Brunsbüttel 
wurde hier ein Monteur von der elektrischen 
Leitungsanlage vom Kanal wegen Verdachts 
des Sittenvergehens verhaftet. Näheres 
ist nicht bekannt. 
<1 Rendsburg, 15. Nov. Nach voraus 
gegangenem Gottesdienst in der Christ- 
und Garnisonkirche fand heute ļbie Ver- 
eidigung der Rekruten des hiesigen Train- 
Bataillons statt. 
Von: Letzteren waren ca. 90 Stück von der 
Apenrader Quarantäne und die anderen aus der 
Hoiddinger Quarantäne gekommen. Der Handel 
verlief wieder, wie in der Vorwoche, recht flau 
bei weichenden Preisen. Bezahlt wurde für 
Tond. Landochseu 300—360 Mk. das Stück. 
Jütochsen bedangen 165—225 Mk. das Stück. 
Landvieh, 2—2'/,-jährige Ochsen, kosteten 270 
bis 295 Mk., l'/z-jährige 140—185 Mk., Fehr- 
kühe 180—245 Mk. das Stück. Kalllkühe waren 
gut im Preise; abfallende Sorten schwer ver 
käuflich. _ Es verblieb ein ziemlicher Ueberstand. 
Die Gesammtzutrift dieser Woche betrug 5520 
Stück Hornvieh und 500 Schafe. — Die Futter 
preise (mit Stroh) in Norderdithmarschen von 
jetzt brs Mai n. I. für 5—6 Mk. pro Stück 
Hornvieh angeboten. 
L Husttmer Schweinemarkt 
vom 14 November. 
Dem heutigen Schweinemarkt waren 223 sog. 
Wagenferkel und einige Juugschweine zugeführt. 
Der Handel nahm bei steigenden Preisen einen 
ziemlich raschen Verlauf. Es bedangen 4—6 
Wochen alte Ferkel 5,50—8,50 Mk., in einzelnen 
Mllen arich weniger, 7 u. 8 Wochen alte 9—13 
-w- pro Stück. Vierteljährige Jungschweine 
wurden mit 20 Mk. das Stück bezahlt. Für 
fette Schweine wurden 33 Pfg. das Pfund 
Lebendgewicht gefordert. Ausgeführt wurden 
größere und kleinere Parthien nach Hanerau, 
Londern, Meldorf, Schleswig, Bredstedt, Tönnina 
und Friedrichstadt. Der Markt wurde geräumt. 
Mittheilungen aus dem Publikum. 
Husumer Viehmarkt 
vom 14. November 7895. 
Dem heutigen Viehmarkt wareil 1260 Stück 
Hornvieh zugeführt, worunter 55 Tondernsche 
Landochsen und 180 Jütochsen sich befanden. 
Sonn 
9'/, 14 
8' 
5 Uhr 
Sonntag 
9'/. '! 
2 Uhr 1 
5 Uhr % 
Sonntax 
Predigt 
Beichte 
(Am 
nach de 
des h. 5 
Morgei 
He 
Die 9Wmcitott fielt buSemtJuttg dieser Rubrik, sowie 
es der Baltin gestattet. dem Publikum zur Besprechung 
von Angelegenheiten allgemeinen Interesses zur Berfir- 
gung, verwahrt sich aber ausdrücklich dagegen, mir dem 
Inhalte ldentlfierrt zu werden und übernimmt daüt: 
keinerlei Verantwortung. Wir behalten uns vor, bei Ein 
sendungen, welche unserer Ansicht nach über das Maß oe» 
Sachlichen hinausgehen Correcturen resp. Streichunzen 
vorzunehmen. 
Eingesandt. 
Wat so'n Jung sick vou de Electrisch-Licht- 
pahlen renken deit. 
„Wat is't, ivat Krischail so verdrütt, 
dat he so mulsch vor'n Fenster sitt, 
sin Melk nich drinkt, sin Brod nich itt, 
nichmal een Wort in Gudeu litt? 
Ach, laat em doch, seggt Mutter d'rob, 
so'n Jung hett luter Tög in Kovv, 
he klariert — ja so'n dummes Gör — 
rup na den Licktpahl für uns Dör 
sind ritt darbi sin Büx entwei, 
dat is so'n Jung ja eenerlei. — 
— „Wat harst du oar to dohn, du Sw .. 
„Ick meen, dal weer en Klattermaschien." 
Tieli 
Rendsburg, den 1. Nov. 1895. 
Sitzung derStadtkollegieu. 
Anwesend: der Magistrat mit Ausnahme des 
Herrn Senators Junglöw. 
die Stadtverordneten m it Aus- 
nahine von Herren Pfahler, Bock 
und Volbehr. 
Der Tagesordnung entsprechend wird verhandelt 
und beschlossen was folgt: 
t. Das Kassen Revisions-Protokoll pro October 
wird vorgelegt und giebt zu Erinnerungen 
keinen Anlaß. 
2. In die Kommission zur Revisioil der Stadt 
rechnung pro 1894/95 werden gewühlt: 
Die Herren: Beigeordneter von Lappeln. 
Stadtverordneten Koth und Gütlein, und 
aus der Bürgerschaft die Herren E. Glien 
und Gastwirth Engeland. 
3. Die von den Pächtern verschiedener Parzellen 
laut Protokoll vom 17. v. M. vorgeschlagenen 
Bürgen werden angenommen. 
4. Die von der Landkommission empfohlenen 
Verpachtungen der Parzellen Nr. 17 und 
Nr. 20 an Schlächtermeister Bartram und 
Bahnwärter Bachmann auf 6 Jahre werden 
genehmigt; gleichzeitig die nahmhaft ge 
machten Bürgen, Schlächtermeister Loepthin 
und Gastwirth Thies angenommen. 
5. Unter Abänderung des Stadtkollegien 
beschlusses vom 11. Januar d. I. wird 
beschlossen, dem Landwirth Riffom die 
Parzellen 83/40 und 70/40 Kartenblatt 3 
des Grundbuchs von Rendsburg, im Mast 
brook belegen, groß 817 sZru, à Qm 60 Pf., 
unter Vorbehalt der Genehmigung des 
Bezirksausschusses in Schleswig, käuflich zu 
überlassen. 
6. Beschlossen wird, den Landstreifen beim 
Conventgarten vorm Neuthor von dem 
Deutschen Reich käuflich zu ^erwerben und 
die dafür erforderliche Summe vou 
2483,25 Mk. aus dein Extraordinarmm und 
zwar aus deut Erlös für verkaufte Grund 
stücke zu entnehmen. 
7. Infolge Verfügung des Herrn Regterungs- 
prüsidenten vom 18. v. M. wird beschlossen, 
die ältere Anleihe von rund 900 OÖO Mk. 
— anstatt mit iy 4 % — mit 15000 Mk. 
jährlich und den ersparten Zinsen zu tilgen. 
Der zur Ergänzung der Anleihe von 2 500000 
Mk. bestimmte Betrag von 418 397,54 Mk. 
soll vorbehaltlich der Genehmigung der 
"och vorzulegenden Projekte und Kosten 
anschläge wjx fo(qt zur Verwendung 
gelangen: 
i- Nr Vergrößerung der Gasanstalt und 
des Elekricitätswerkes ca. 90 000 Mk. 
2. für die vollkommene Ausführung der 
Entwässerung ca. 150 000 Mk. 
3. für ein Schlachthaus ca. 150 000 Mk. 
4. für das Abfuhrwesen und Aus- 
däinmung verschiedener Gräben rc. 
28 397,54 Mk. 
Der bezüglich der Anleihe von 900 000 Mk. 
anderweit aufgestellte Tilgungs- und Ver- 
loosungsplan wird genehmigt, ebenso die 
anläßlich der Verfügung des Herrn 
Regierungs-Präsidenten abgeänderten Ent 
würfe des Privilegiums und des Anleihe 
scheines. 
8. Die Obligationen für diesen Restbetrag 
bleiben bis weiter im Besitze der Stadt 
und gelangen in Uebereinstimmung mit der 
Spar- und Leihkasse erst bei Ausführung 
obiger Projekte je nach Bedarf zur Aus 
gabe. 
9. Die Kosten für Anbringung von elektrischem 
Licht im Rathhaus und Krankenhaus werden 
nach dem Anschlage von resp. 450 Mk. und 
1300 Mk. bewilligt. 
10. Beschlossen wird die Tieferlegung des Kasten- 
lokals in Ausführung zu bringen unter dem 
Vorbehalte, daß sich bei der noch statt 
zufindenden Untersuchung keine technischen 
Bedenken Geltung verschaffen. Die ent 
stehenden Kosten iverden auf die Stadt 
kasse angewiesen. 
v. g. u. 
gez. Rühle v. Lilienstern, Hollesen, Th. Thormann. 
Für Die Richtigkeit des Auszuges 
M ö b i s, 
Magistratsbureau-Borsteher. 
N- 
heutļ 
mein 
Bate 
in se 
Ti 
D! 
den 
Haus, 
, Für 
herzliche 
lieben ļ 
Und Gr 
spende j 
< 
Die 
beiden 
jeder 
Fenster 
Bed 
liegen 
aus u 
auch > 
Mark 
Ang 
Mittac 
einzure 
Ren 
Am 
gefleckt. 
Der 
binnen 
der Hi 
Ren 
Der 
Gasan 
ob 6« 
Ren 
D 
Cr 
erlaubt 
I Wi 
V. j.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.