Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

Nummern gezeichnet habe. beruhigte sich 
aber schließlich damit, daß die Nummern 
ja auch noch für nächsten Sonnabend gut 
seien. Das ist mehr als Wahnsinn! 
Inland. 
Berlin, 7. Novbr. Die Rekruten 
Vereidigung fand heule in Anwesenheit 
des Kaisers um 11 Uhr brigadenweise 
statt. Nach der Vereidigung hielt der Kaiser 
eine Ansprache, in der er hervorhob, daß 
die Rekruten nunmehr durch den Eid der 
Armee angehörten und besonders der Ehre 
eingedenk sein sollten, daß sie der Garde 
angehören. Sie sollten vor allen Dingen 
auf Gott vertrauen und auf die Wahrung 
der eigenen Ehre achten. Sie sollten treu 
zu Kaiser und Vaterland stehen, sei es 
gegen äußere, sei es gegen innere Feinde. 
Nach der Ansprache brachte General von 
Winterfeld ein dreifaches Hurrah auf den 
Kaiser aus. Darauf folgte ein Vorbei 
marsch der Truppen und sodann die Ab- 
bringung der Fahnen nach dem Schlosse. 
Berlin, 6. Nov. Die Morgenblätter 
heben sämmtlich hervor, daß die gestrige 
Erklärung des Redakteurs der „Kreuz- 
Zeitung", Dr. Kropatscheck, in hohem 
Grade belastend für Stöcker und für das 
Comitee der „Kreuz-Zeitung", damit also 
für einen Theil der konservativen Führer 
sei, denn es steht nach Kropatschecks Er 
klärung fest, was die „Kleine Presse" und 
die „Frankfurter Zeitung" von Anfang an 
behauptet haben, daß ein Theil der kon 
servativen Parlamentarier schon in den 
Wintermonaten genügend Kenntniß von 
Hammersteins Vergehen hatte und ihn 
trotzdem als Leiter der „Kreuz-Zeitung" 
und parlamentarischen Führer duldete. 
Stöcker wird durch Kropatschecks Erklärung 
der Unwahrheit überführt. Er hat im 
September öffentlich erklärt, er habe bis 
zum Frühjahr 1895 seinen Freund 
Hammerstein für einen durchaus ehren- 
werten Mann gehalten, und es steht nun 
unzweifelhaft fest, daß schon im Februar 
die Unterschlagung des Stöckerfonds bekannt 
war, also dem nächstbetheiligten Stöcker 
jedenfalls nicht unbekannt sein konnte. 
— Zu den Erklärungen des Herrn Dr. 
Kropatschek und Major a. D. Scheibert 
im „Verl. Tagebl.", daß er erst in den 
letzten Tagen des Juli eine Andeutung 
uud Anfang August die Thatsachen des 
Hammer st ein 'schen Verbrechens er 
fahren, bemerkt die „Brest. Ztg.": 
„Nach dem Eingeständnis; der Herren Kropat- 
schek und Scheibert sind die Erklärungen, welche 
vom April bis Juli in der „Kreuzztg." erschienen, 
und die zweiffellos die Flucht Hammerstein's er 
möglicht haben, zum Theil wider besseres Wissen 
erfolgt. Sie fallen somit unter § 257 des Straf 
gesetzbuchs wegen wissentlicher Begünstigung. 
Wir sind gespannt, ob die 'Staats 
anwaltschaft jetzt nachholen wird, 
was sie Herrn von Ham m er st ein 
gegenüber leider versäumt hat." 
Diese Neugierde dürfte auch anderwärts 
rege geworden sein! 
— Wo steckt Hammerstein? Auf diese 
Frage weiß ein Berliner Blatt folgende 
Antwort zu geben: Der ehemalige Chef 
redakteur der „Kreuzzeitung" und Führer 
der konservativen Partei ist glücklich bei 
den Antipoden in Auckland (Südsee) ange 
langt. Ein Parteigenosse des Freiherrn 
v. Hammerstein hat diese Mittheilung an 
einzelne Freunde hierher gelangen lassen. 
Berlin, 7. Nov. In einem ausführlichen 
Rundschreiben an seine Mitglieder warnt 
das Direktorium des „CentralverbanSes 
deutscher Industrieller" vor dem Bunde 
der Industriellen, wie er besonders 
von der hier erscheinenden Zeitung „Deutsche 
Marte" befürwortet wird. Das Direktorium 
fürchtet, daß durch die Macher dieses Bundes 
eine höchst beklagenswerthe Verhetzung und 
ein schwer verhängnißvoller Kampf in die 
deutsche Industrie getragen werde, der nicht 
zum Wohle des Vaterlandes gereichen 
könne. 
— Ein Kongreß Deutscher Ge 
schäftsreisender, die eine 25jährige 
Thätigkeit hinter sich haben, wird geplant. 
Es sollen auf dem Kongreß die gegen 
seitigen Erfahrungen in der Geschäfts- 
Praxis ausgetauscht werden, um bei vor 
kommenden Fällen davon Gebrauch zu 
machen. 
— Die vor ca. 2 Monaten so. rapid 
gestiegenen Rohlederpreise sind jetzt 
bereits wieder um reichlich 25 Prozent 
gefallen und werden in kurzer Zeit auf 
den früheren Stand zurückgehen, da alle 
Lederstapelplätze überfüllt sind und das 
Angebot die Nachfrage ganz bedeutend 
überschreitet. 
Welt! Bedenke doch die Verantwortlichkeit, 
die Riescnaufgabe des Weibes, das Ver 
trauen zu rechtfertigen, womit er seine Zu 
kunft in meine Hände legt! Alle Kräfte, 
alles Können muß ich dem hohen Ziele 
widmen, das mich so beseligt; Rahel, ich 
bin überzeugt, Du würdest an meiner 
Stelle ebenso entscheiden." 
Diese antwortete nicht sogleich und 
schüttelte dann leise den Kopf. 
„Mir ist die Liebe zwar etwas Unbe 
kanntes, Leonore; aber ich weiß es doch — 
ich würde an dem Herzen meines Vaters 
bleiben und den fremden Mann ziehen 
(Fortsetzung folgt.) 
Berlin, 6. Nov. Die in fast allen 
großem deutschen Städten bestehenden 
Vereine der Tabaks- und Cigarren-' 
laden-Jnhaber haben sich zu einer 
Eingabe an den Reichstag zusammen- 
gethan, in welcher sie eine Abänderung 
der für sie geltenden Bestimmungen über 
die Sonntagsruhe befürworten. Sie ver 
langen, daß entweder den Gastwirthen usw. 
allgemein verboten werde, an den Sonn- 
und Festtagen auch außerhalb der dafür 
freigegebenen Geschäftsstunden Cigarren 
zu verkaufen, oder daß ihnen gestattet 
werde, außerhalb der Kirchzeit an den 
Sonn- und Feiertagen ihre Läden offen 
zu halten. 
— Zu der Mittheilung betreffs der 
Kontrolversammlungen wird be 
stätigend und ergänzend gemeldet, daß nach 
dem Corpsbefehl, der den Mannschaften 
in Westpreußen bei den Kontrolversamm- 
lungen verlesen wird, den Reservisten auch 
der Besuch von Lokalen verboten ist, 
in denen sozialdemokratische Versammlungen 
stattfinden oder der Wirth des Lokales, 
sozialdemokratische Gesinnungen gezeigt 
hat. Ferner ist ihnen nicht nur das 
Halten, Lesen und Verbreiten sozialdemo 
kratischer Schriften, sondern auch die Be 
theiligung an Geldsammlungen zu sozial 
demokratischen Zwecken und die Theil 
nähme an sozialdemokratischen Aufzügen 
und Festlichkeiten verboten. Jeder Re 
servist wird schließlich verpflichtet, Ueber 
tretungen der Militärbehörde an 
zuzeigen, und diese Uebertretungen sollen 
nach der Strenge der Militairgesetze be 
straft werden. 
— Das Kaiser manöver findet im 
nächsten Jahre beim fünften und sechsten 
Armeerorps statt. 
— Den Schutz der Gerichte will 
jetzt der Pastor Rauch-Cladow gegen 
die „Kons. Korresp." anrufen. Unter den 
sozialistischen Pastoren, die von der kon 
servativen Partei abgeschüttelt werden 
sollen, war in der „Kons. Korresp." auch 
Pastor Rauch genannt worden. Derselbe 
erklärt nun die Auslassungen für eine un 
verbindliche mehr oder weniger private 
Stilübung, so lange nicht der konservative 
Parteivorstand ausdrücklich ihrem Inhalt 
zustimmt. Er will aber gegen die Er 
klärung den Schutz der Gerichte anrufen, 
da sie sich mit seiner Person in beleidigen 
der und die Thatsachen entstellender Form 
beschäftigt. Die gerichtliche Verhandlung 
werde den Thatbestand klarstellen. 
— Die Verhandlungen über die Mili 
tär-Strafp r o zeßordn un g haben im 
Kriegsministerium thatsächlich stattgefunden 
und sind im Wesentlichen zum Abschluß 
gelangt. Was über den Verlaus von an 
geblich zuverlässiger Seite im „Hannov. 
Cour." berichtet war, ist thatsächlich un- 
richtig, wie auch die Angabe über die be 
reits an allerhöchster Stelle getroffene 
prinzipielle Entscheidung. 
— Als Wirkung der zweijährigen 
Dienstzeit kann mit gutem Grund die 
Thatsache angesehen werden, daß seit Ein 
führung der zweijährigen Dienstzeit ein 
bedeutender Rückgang der militärischen 
Bestrafungen eingetreten ist. Zum Beweis 
hierfür machen die ,,M. N. N" darauf 
aufmerksam, daß seit Einführung der kürzeren 
Dienstzeit eine derartige Verminderung der 
Arbeitssoldaten eingetreten ist, daß sich 
dieselbe in deni laufenden Militär - Etat 
mit einer Minderausgabe von 2628 Mk. 
äußert. 
Berlin, 7. Novbr. Die Deutsche Gas- 
glühlicht-Gesellschaft Auer theilt mit, daß 
die Nichtigkeitsklage von 8 Firmen gegen 
die Auer'schen Patente vom Patentamt 
abgewiesen wurde. Unter den Klägern be 
fanden sich Trendel und Butzke in Berlin 
Berlin, 7. Nov. Das Vorgehen des 
Provinzial-Schulkollegiums gegen jüdische 
Lehrerinnen beginnt jetzt sich auch aus 
die an den städtischen Gemeindeschulen an 
gestellten Lehrerinnen auszudehnen. Nach 
der Verfügung des Provinzial - Schul- 
Kollegiums soll binnen Kurzem sämmtlichen 
jüdischen Lehrerinnen an den Gemeinde 
schulen der Unterricht in verschiedenen 
Fächern, besonders im Deutschen, entzogen 
werden. Die jüdischen Lehrerinnen können 
nach dieser Verfügung in dem klaffenweise 
aufgebauten System gar nicht mehr das 
Ordinat einer Klaffe verwalten. 
In Berlin wurde vor einem dortigen 
Schwurgericht ein Arbeiter des Todtschlags 
schuldig befunden und demgemäß zu zwei 
Jahren Gefängniß verurtheilt, der einen 
Mann, mit dem er sich erzürnt hatte, 
durch eine Ohrfeige so verletzte, daß 
er besinnungslos niederstürzte und bald 
darauf seinen Geist aufgab. Er wurde 
mit der Hand gegen die Backe in der 
Nähe der Schläfe beim Schlage getroffen 
— Das „Große Loos" der preußischen 
Klassenlotterie ist bekanntlich nach Bres 
lau gefallen und wurde dort zum kleineren 
Theile von einem Tischlermeister nebst 
seinen zwei Gesellen gespielt Der andere 
größere Theil wurde, wie jetzt bekannt 
wird, in Wüstegiersdorf und Tannhausen 
gespielt und zwar von etwa fünfzehn 
kleinen Handwerkern und Fabrikarbeitern, 
die meist nur mit kleinen Beträgen an 
dem Loose betheiligt waren. Aus den 
geringsten Antheil, den ein Fabrikschloffer 
mit einer kranken Frau und fünf Kindern 
spielt, kommen ungefähr 10 000 Mark. 
Aus einer anderen Familie, die ebenfalls 
bedacht wurde, waren die' Kinder schon 
zur Beschenkung bei der vom dortigen 
Frauenverein geplanten Weihnachtsbe- 
scheerung vorgemerkt. 
— Ein Kuriosum von der Bahn 
steigsperre meldet die „Breslauer Ztg." 
vom dortigen Niederschlesisch - Märkischen 
Bahnhof. Dort umlagern jetzt täglich 
Hunderte von Arbeiterfrauen und Männern, 
größtentheils Sachsengänger, die Straße, 
Treppen, Korridore rc. mit einem Wust 
von Palleten, Kisten, Körben und harren 
sehnsüchtig des Augenblicks, in welchem 
sie der Ruf zum Einsteigen von den traurigen 
Maßregeln der Bahnsteigsperre erlöst! 
Sämmtliche Männer uod Frauen ergreifen 
hastig ihre Körbe, Kisten, Schachteln, Pallete, 
und da sie keine Hand frei haben, um die 
Fahrkarte vorzuzeigen, stecken sie die Karte 
in den Mund, der liebenswürdige Schaffner 
begreift die Situation mit einem Schlage, 
nimmt auf eine hindeutende Kopsbewegung 
den Leuten das Billet aus dem Munde, 
koupirt dasselbe und steckt es ihnen in eben 
derselben zuvorkommenden Weise wieder in 
die M u n d ö f f nun g zurück; erst wenn 
die armen Menschen ihr zahlreiches Gepäck 
im Wagen vierter Klaffe leidlich unter 
gebracht haben, sind sie in der Lage, das 
Billet in irgend einer Tasche unterzubringen 
— Nicht Pfändbar sind nach einer 
kürzlich mitgetheilten Kammergerichts-Ent 
fcheidung Uhren, sofern der zu Pfändende 
die Uhr zur Ausübung seines Berufs 
zwecks pünktlichen Antritts seiner täglichen 
Arbeit nöthig hat. Auf welche Weise aber 
kürzlich dennoch in gesetzlicher Form eine 
solche Uhr gepfändet worden ist, das zeigt 
folgender interessante Fall. Im Auftrag 
eines Gläubigers hatte ein Rechtsanwalt 
die einzige im Besitze des Schuldners be 
findliche Wanduhr (Regulator) im Werthe 
von 25 Mark pfänden lassen. Hiergegen 
erhob der Schuldner auf Grund des vor 
erwähnten Kammergerichtserkenntniffes Ein 
spruch. Darauf kaufte der Gläubiger eine 
Wanduhr zum Preise von 4 Mark und 
ließ das Richtiggehen derselben vom Uhr 
macher bescheinigen und garantiren. Diese 
Uhr wanderte in die Wohnung des Schuld 
rs, der nun eine richtig gehende Uhr 
hatte, und der Regulator wurde gepfändet. 
Diese vom Gläubiger vorgenommene 
Manipulation ist jetzt vom Gericht als 
rechtsgültig anerkannt worden. 
Zu der Verhaftung eines Berliner 
Zahlmeisters in Wriezen, über welche 
wir gestern berichteten, wird weiter ge 
meldet, daß es sich um den Zahlmeister 
Hernick vom 4. Garde-Regiment z. F. 
handelt. Er wurde seit dem 30. v. Mts. 
vermißt, nachdem er von einer Revision 
überrascht worden war. Ohne nur noch 
einmal nach Hause zu gehen, entfernte er 
sich aus dem Dienste, und seit dieser Zeit 
verfolgte ihn die Behörde. Die Familie 
ist in der schwierigsten Situation zurück 
geblieben. 
Breslau, 7. Nov. Der Redacteur der 
socialdemokratischen Bolkswacht Emil Neu- 
kirch wurde ivegen Majestätsbeleidigung zu 
zwei Monaten Gefängniß verurtheilt. 
Wegen Majestätsbeleidigung ist 
in Mühlhausen i. E, der Ansetzer Binder 
zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt 
morden. 
Erfurt, 5. Nov. Der sozialdemokratische 
Redakteur Güldenberg wurde heute von 
der Strafkammer wegen 18 Majestäts 
beleidigungen zu 5 Monaten Gefäng 
niß verurtheilt. In zwei Fällen erfolgte 
Freisprechung. 
Dieser Tage wurde in Cheine bei Salz- 
wedel eine der bekannten altmärkischcn 
Bauernhochzeiten großen Stils ge 
feiert. Es wurden von annähernd 400 
Personen ein fettes Rind, zwei fette 
Schweine, neun Kälber, etwa 100 Hühner, 
2 Centner Fische, 300 Stück Kuchen, über 
10 Tonnen Bier und 600 Flaschen Wein 
vertilgt. Weiler fanden in Kuhfelde, 
Kircheldorf, Ristedt usw. große Hochzeits- 
feiern statt, an denen gegen 4- bis 500 
Personen theilnahmen. Nach der Anzahl 
der Gäste kann man sich ein ungefähres 
Bild von dem machen, was bei diesen 
festlichen Gelagen verzehrt wurde. 
München, 4. Nov. Nach dem „Münchener 
Generalanz." schwebt vor dem Handels 
gericht Hierselbst ein Prozeß, in dem die 
vielgenannten Frhr. v. Staff-Reitzenstein 
und Kommerzienrath Stänglen eine Rolle 
spielen. Vor einigen Jahren besaß in 
Ungarn ein gewisser Sonnenberg ein 
Kohlenbergwerk, welches er um den 
Preis von 92,000 Mk. veräußern wollte 
Diese Gelegenheit suchte der Freiherr von 
Staff-Reitzenstein zu benützen, um seine 
zerrütteten Vermögensverhältniffe wieder 
zu restauriren, indem er sich als Käufer 
genannten Bergwerks gerirte und es sofort 
vem Rechtsanwalt Dr. Stöcklin um den 
Preis von 1,025,000 Mk. zum Kaufe 
anbot. Dr. Stöcklin ging aus dieses An 
gebot ein und gründete mit seinen Freunden 
eine Aktiengesellschaft, welche unter der 
Firma Ungarische Kohlenbergwerksgesell 
schaft in das Handelsregister eingetragen 
wurde. In Wirklichkeit aber hatte Frhr 
v. Staff das Bergwerk gar nicht ge 
kauft und konnte es deshalb auch nicht 
wieder verkaufen. Trotzdem wurden 600 
Stück Aktien zu je 5000 Mk. hergestellt 
und in den Verkehr gebracht, obwohl' die 
Gründungsmitglieder die gezeichneten Bei- 
träge überhaupt nicht eingezahlt hatten. 
Die ganze Geschichte war ein kolossaler 
Schwindel, welchem verschiedene Per- 
sonen mit l heilweise bedeutenden Beträgen 
zum Opfer fielen. Unter diesen befindet 
sich auch Direktor Baumiller, welcher an 
den Frhrn. v. Staff sein in Nymphenburg 
gelegenes Anwesen um den Preis von 
500,000 Mk. verkaufte. Davon wurden 
200,000 Mk. mit obengenannten Berg- 
Werksobligationen bezahlt, die sich alsbald 
als völlig werthlos erwiesen. 
Stuttgart, 7. Novbr. Der Ausstellung 
für Elektrotechnik und Kunst, 
g e w e r b e hat das Ministerium des 
Innern die Veranstaltung einer Lotterie 
200,000 Loose zu je 3 Mk. — gestattet; 
Geldgewinne werden im Betrage von 
237,000 Mk., Ausstellungsgegenstände im 
Werthe von 75,000 Mk. ausgespielt. 
Karlsruhe, 7. Nov. Der amtliche Be 
richt über die Krankheits-Vorgänge und 
die Sterblichkeit im Großherzogthum Baden 
für das dritte Quartal 1895 constatirt die 
segensreichsten Wirkungen des D i ph t h eri e- 
Heilserums sowohl bezüglich der außer 
ordentlichen Abnahme der Todesfälle als 
auch dadurch, daß dasselbe auf die Aus 
breitung der Krankheit von schwächender 
und herabsetzender Bedeutung zu er 
achten sei. 
Mannheim, 5. Nov. Der hiesige Verein 
„Vorwärts" folgte seinem Pforzheimer 
Namensvetter; er beschloß seinen Aus 
tritt aus der socialdemokratischen 
Partei. 
Darmstadt, 6. Novbr. Der Reichstags 
abgeordnete Frhr. Hehl zu Herrnsheim 
stellte anläßlich des gestrigen Besuches des 
Grvßherzogs und der Grobherzogin von 
Hessen in seiner Fabrik dem Rektor der 
hiesigen Hochschule ein Kapital von 10,000 
Mk. zur Gründung eines Stipendiums für 
hessische Studirende zur Verfügung. 
In Lampertheim wurde eine Dienstmagd 
verhaftet. Sie hatte ihr heimlich geborenes 
Kind gelobtet, in einer Scheune verborgen 
und diese dann angezündet, nm jede Spur 
ihres Verbrechens zu beseitigen. 
Ein Beispiel von Rachsucht, wie es 
in der Stadt Braunschweig der Tischler 
Albert Koch geliefert, kommt glücklicherweise 
selten vor. Vor einigen Jahren machte 
der Arbeiter Jürgens dem Koch ein Mäd 
chen abwendig, worauf ihm dieser den Tod 
schwur. Vor etwa 4 Jahren versuchte er 
Jürgens auf der Straße zu erstechen, wo 
für er zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus 
verurtheilt wurde. Fast unmittelbar nach 
seiner Entlassung lauerte Koch dem Jürgens 
mit seinem Revolver auf, und als dieser 
mit seiner Geliebten vorbeikam, feuerte er 
mehrere Schüsse aus ihn ab, von denen je- 
doch nur einer Jürgens leicht streifte. 
Der rachsüchtige Mensch gab nach seiner 
Verhaftung zu, daß er Jürgens habe er 
morden wollen, und er bedauerte lebhaft, 
daß es ihm auch diesmal nicht geglückt sei, 
er hoffe aber, wenn er wieder frei sei, 
leine Absicht ausführen zu können. Bor 
Wuth über das Mißlingen seines Mord 
versuchs zertrümmerte er ein Fenster seiner 
Zelle und verletzte sich nicht unerheblich. 
Rost ck, 6. Nov. Großes Aufsehen er 
regte hier in den letzten Tagen ein Student 
durch sein überaus sonderbares Benehmen. 
Schon am Sonnabend-Abend und in der 
Nacht belustigte resp- belästigte er in einer 
Reihe von Lokalen die Gäste aufs äußerste 
so daß die Wirthe mehrfach von ihrem 
Hausrechte Gebrauch machen mußten. 
Gestern am Sonntag lief er in hohen 
Stieseln, langem Gehrock und ohne Kopf 
bedeckung überall in der Stadt umher und 
erregte dabei das größte Aufsehen, so daß 
es nicht ausbleiben konnte, daß ihm bald 
Hunderte von Kindern das Geleit gaben. 
Aus dem Doberanerplvtz machte er sich mit 
den Jungen das Vergnügen, Schlangen zu 
ziehen, darauf lief er mit seinem Gefolge 
in vollem Trabe weiter. In der Langen 
straße ließ er die Jungens fortwährend 
„Hurrah" schreien. Ein Schutzmann sah 
sich daher schließlich veranlaßt einzuschreiten, 
und führte den Menschen aus die 
Körpelinerthorwache. 
Lübeck, 5. Nov. Die geplante neue 
Lotterie kommt nicht zu Stande. Auf 
Grund des Gutachtens von Fachleuten 
ist ein Gelingen der Lotterie höchst zweifel- 
haft. In Fachkreisen hegt man die 
Meinung, daß es undenkbar ist, 4y ooo 
bis 50 000 Loose — diese Zahl der Loose 
war in Aussicht genommen — jn Lübeck 
abzusetzen. Deshalb wollen die Interessenten 
von weiteren Schritten absehen. 
£ü6etf, 6.^00. Eine Mordthat, die 
vor Jahren verübt wurdet ist jetzt 
bekannt geworden Infolge eines Streikes 
denunzirte der frühere Steuermann Ahl- 
wardt, den Produktenhündler Lahl in 
Travemünde, daß er vor 17 Jahren einen 
Matrosen auf einer Brücke in Bremer 
haven erschlagen, ihm 1400 Mk. abge 
nommen und ihn hierauf ins Wasser ge 
worfen habe. Ahlwardt und Lahl wurden 
sofoA zu dem Gemeindevorsteher Meincke 
in Travemünde geführt, wo Ahlwardi 
seine Behauptung wiederholte, snr deren 
RichtiAeit er Beweise erbringen werde. 
Die sofort eingeleitete Untersuchung wird 
bald Näheres ergeben. 
Hamburg, 6. Nov. Die Gräfin Schimmel- 
mann, eine Dame im Alter von 33 Jahren 
hält hier seit 8 Tagen in verschiedenen 
Lokalen Missionsvorträge, und findet ein 
dankbares Publikum. Die stattliche Dame 
macht durch ihr einfaches Auftreten und 
durch ihre überzeugungsvollen Reden einen 
angenehmen Eindruck. Sie ist mit einem 
kleinen Dampfer von Kopenhagen hierher 
gekommen. Sie ist in der Vertheilung 
von Gaben, namentlich an Arme in der 
Hafengegend, sehr freigebig. — Wie noch 
erinnerlich sein wird, war die Dame früher 
durch Verwandte in einer Jrren-Heilanstalt 
in Kopenhagen gewaltsam zurückgehalten 
worden. Jn ihrem ganzen Wesen' liegt 
durchaus nichts Exzentrisches 
Hamburg, 6. Nov. Unter denPferde- 
beständen der „Hamburg-Altonaer Tram- 
bahn-Gesellschaft" ist die Brustseuche 
in erheblichem Maße ausgebrochen. 
Hamburg, 6. Nov. Ein zwanzig 
jähriges dralles Dienstmädchen hatte sich 
dermaßen in den Einlogierer seiner Herr 
schaft, einen Architekten, verliebt, daß es 
glaubte, nicht ohne ihn leben zu können. 
Der Architekt verstand ihre schmachtenden 
Blicke und zarten Aufmerksamkeiten aber 
durchaus nicht und so entschloß sich unsere 
Lüttmaid, ein Sympathiemittel, welches 
sie von einer klugen Freundin kennen ge- 
lernt hatte, anzuwenden. Sie schnitt aus 
dem Rocke ihres Angebetenen, als dieser 
außerhalb des Hauses war, unter dem 
Unken Aermel ein Stückchen Zeug aus der 
Achselhöhle heraus und trug dieses Stück- 
chen Zeug aus ihrem jungfräulichen Busen. 
Dieses Mittel sollte nach der Ueberlieferung 
ihrer Freundin unfehlbar den geliebten 
Mann ihr in Liebe zuführen und unzer- 
trennlich an sie ketten. Die Wirkung 
war aber eine ganz gegentheilige. Der 
Architekt zeigte das Mädchen, als er den 
Schaden an seinem Rock erkannte, wegen 
Sachbeschädigung an, und das Hamburger 
Schöffengericht I verurtheilte das verliebte 
Mädchen zu 5 Mk. oder einem Tage Ge- 
fängniß. 
BrodinziMrs. 
Der Sturmschaden vom 12. Februar 
1894 stellt sich nach einer jetzt ergangenen 
Veröffentlichung in den Forstabtheilungen 
der Herrschaft Breitenburg auf 11 150 
Festmeter Nadelholz und 275 Festmeter 
Laubholz. Das Aller der Nadelhölzer be 
trug 60—140 Jahre und die Masse ein 
zelner Stämme ging über 6 Festmeter hin 
aus. Die Nadelholzbestände der Herrschaft 
Breitenburgs sind dadurch theils vollständig 
niedergeworfen, theils gassenartig so durch 
brochen, daß an ein weiteres Halten der 
selben kaum gedacht werden kann. 
Nemiiiinster, 7. Nov. Die Bau- 
thätigkeit ist hier noch eine sehr rege, so 
daß noch alle Zimmerleute und Maurer 
Arbeit haben und es zum nächsten Früh 
jahr an Wohnungen gewiß nicht fehlen 
wird. — Zu der Stelle eines besoldeten 
Stadtraths sind trotz der guten Einnahme 
nur drei Bewerbungen eingegangen, wes 
halb die Präsentations-Commission gestern 
beschlossen hat, die Bewerbungsfrist um 
14 Tage zu verlängern. — Hierorts 
wurden letzter Tage zwei Vereine ge 
gründete Ein Ortsverein zur Fürsorge 
entlassener Gefangener von Herrn Amts 
richter Kraus und ein Schachverein zur 
Förderung des Schachspiels, dem 15 Mit 
glieder beigetreten sind. 
? Kiel, 7. Nov. Bei der heutigen Wahl 
zweier Stadtverordneter wurden 
wieder die Kandidaten des nationaüiberalen 
und des liberalen Vereins gewählt und 
zwar der Stadtverordnete Kaufmann Jes 
Andersen mit 533 Stimmen auf sechs 
Jahre gegen den Kandidaten des Kieler 
Bürgervereins und des Haus- und Grund- 
eigenihumer-Vereins, Schloffermeister Bark 
mann, sowie der Rechtsanwalt Dr. THoni 
gs n . gegen den von dem Kieler Bürger- 
Verein aufgestellten Rentier Martini auf 
, 3ähre an Stelle des auf seinen Wunsch 
ausgeschiedenen Geh. Regierungsraths 
Bokelmann. Die Wahlbetheiligung war 
weniger rege als gestern. 
? Kiel, 7. Nov. Der russische Panzer 
kreuzer „Großjachtschi" traf heute Mittag 
hier ein und machre gegenüber der Marine- 
Akademie fest. Das Kriegsschiff, welches 
bereits gelegentlich der Eröffnung des Ka. 
nals hier anwesend war, wird drei Tage 
zwecks Kohlen- und Proviantübernahme 
hier verweilen. Im Lause des Monats 
werden noch 8 oder 9 der Ostseeflotte un 
gehörige russische Kriegsschiffe auf der 
Reise nach China den Kanal passiren; 
einzelne der größeren Schiffe werden ihren 
Weg um Skagen machen. 
Aus dem Markt in Schleswig wurde 
ein ansehnliches Mädchen wegen Diebstahls 
arretirt. Einem Fettwaarenhändler fehlten 
schon wiederholt Würste und andere Sachen, 
weshalb man die Augen offen hielt und 
das betreffende Mädchen mit einer nicht 
bezahlten Mettwurst abfing. Ebendaselbst 
wurde eine Diebesbande von Schuljungen 
polizeilich aufgehoben. Die verdorbenen 
Bengel stahlen Cigarren, Früchte, Eß- 
waaren und sogar Fruchlsäfte, wo sich die 
Gelegenheit dazu bor. 
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