Nummern gezeichnet habe. beruhigte sich
aber schließlich damit, daß die Nummern
ja auch noch für nächsten Sonnabend gut
seien. Das ist mehr als Wahnsinn!
Inland.
Berlin, 7. Novbr. Die Rekruten
Vereidigung fand heule in Anwesenheit
des Kaisers um 11 Uhr brigadenweise
statt. Nach der Vereidigung hielt der Kaiser
eine Ansprache, in der er hervorhob, daß
die Rekruten nunmehr durch den Eid der
Armee angehörten und besonders der Ehre
eingedenk sein sollten, daß sie der Garde
angehören. Sie sollten vor allen Dingen
auf Gott vertrauen und auf die Wahrung
der eigenen Ehre achten. Sie sollten treu
zu Kaiser und Vaterland stehen, sei es
gegen äußere, sei es gegen innere Feinde.
Nach der Ansprache brachte General von
Winterfeld ein dreifaches Hurrah auf den
Kaiser aus. Darauf folgte ein Vorbei
marsch der Truppen und sodann die Ab-
bringung der Fahnen nach dem Schlosse.
Berlin, 6. Nov. Die Morgenblätter
heben sämmtlich hervor, daß die gestrige
Erklärung des Redakteurs der „Kreuz-
Zeitung", Dr. Kropatscheck, in hohem
Grade belastend für Stöcker und für das
Comitee der „Kreuz-Zeitung", damit also
für einen Theil der konservativen Führer
sei, denn es steht nach Kropatschecks Er
klärung fest, was die „Kleine Presse" und
die „Frankfurter Zeitung" von Anfang an
behauptet haben, daß ein Theil der kon
servativen Parlamentarier schon in den
Wintermonaten genügend Kenntniß von
Hammersteins Vergehen hatte und ihn
trotzdem als Leiter der „Kreuz-Zeitung"
und parlamentarischen Führer duldete.
Stöcker wird durch Kropatschecks Erklärung
der Unwahrheit überführt. Er hat im
September öffentlich erklärt, er habe bis
zum Frühjahr 1895 seinen Freund
Hammerstein für einen durchaus ehren-
werten Mann gehalten, und es steht nun
unzweifelhaft fest, daß schon im Februar
die Unterschlagung des Stöckerfonds bekannt
war, also dem nächstbetheiligten Stöcker
jedenfalls nicht unbekannt sein konnte.
— Zu den Erklärungen des Herrn Dr.
Kropatschek und Major a. D. Scheibert
im „Verl. Tagebl.", daß er erst in den
letzten Tagen des Juli eine Andeutung
uud Anfang August die Thatsachen des
Hammer st ein 'schen Verbrechens er
fahren, bemerkt die „Brest. Ztg.":
„Nach dem Eingeständnis; der Herren Kropat-
schek und Scheibert sind die Erklärungen, welche
vom April bis Juli in der „Kreuzztg." erschienen,
und die zweiffellos die Flucht Hammerstein's er
möglicht haben, zum Theil wider besseres Wissen
erfolgt. Sie fallen somit unter § 257 des Straf
gesetzbuchs wegen wissentlicher Begünstigung.
Wir sind gespannt, ob die 'Staats
anwaltschaft jetzt nachholen wird,
was sie Herrn von Ham m er st ein
gegenüber leider versäumt hat."
Diese Neugierde dürfte auch anderwärts
rege geworden sein!
— Wo steckt Hammerstein? Auf diese
Frage weiß ein Berliner Blatt folgende
Antwort zu geben: Der ehemalige Chef
redakteur der „Kreuzzeitung" und Führer
der konservativen Partei ist glücklich bei
den Antipoden in Auckland (Südsee) ange
langt. Ein Parteigenosse des Freiherrn
v. Hammerstein hat diese Mittheilung an
einzelne Freunde hierher gelangen lassen.
Berlin, 7. Nov. In einem ausführlichen
Rundschreiben an seine Mitglieder warnt
das Direktorium des „CentralverbanSes
deutscher Industrieller" vor dem Bunde
der Industriellen, wie er besonders
von der hier erscheinenden Zeitung „Deutsche
Marte" befürwortet wird. Das Direktorium
fürchtet, daß durch die Macher dieses Bundes
eine höchst beklagenswerthe Verhetzung und
ein schwer verhängnißvoller Kampf in die
deutsche Industrie getragen werde, der nicht
zum Wohle des Vaterlandes gereichen
könne.
— Ein Kongreß Deutscher Ge
schäftsreisender, die eine 25jährige
Thätigkeit hinter sich haben, wird geplant.
Es sollen auf dem Kongreß die gegen
seitigen Erfahrungen in der Geschäfts-
Praxis ausgetauscht werden, um bei vor
kommenden Fällen davon Gebrauch zu
machen.
— Die vor ca. 2 Monaten so. rapid
gestiegenen Rohlederpreise sind jetzt
bereits wieder um reichlich 25 Prozent
gefallen und werden in kurzer Zeit auf
den früheren Stand zurückgehen, da alle
Lederstapelplätze überfüllt sind und das
Angebot die Nachfrage ganz bedeutend
überschreitet.
Welt! Bedenke doch die Verantwortlichkeit,
die Riescnaufgabe des Weibes, das Ver
trauen zu rechtfertigen, womit er seine Zu
kunft in meine Hände legt! Alle Kräfte,
alles Können muß ich dem hohen Ziele
widmen, das mich so beseligt; Rahel, ich
bin überzeugt, Du würdest an meiner
Stelle ebenso entscheiden."
Diese antwortete nicht sogleich und
schüttelte dann leise den Kopf.
„Mir ist die Liebe zwar etwas Unbe
kanntes, Leonore; aber ich weiß es doch —
ich würde an dem Herzen meines Vaters
bleiben und den fremden Mann ziehen
(Fortsetzung folgt.)
Berlin, 6. Nov. Die in fast allen
großem deutschen Städten bestehenden
Vereine der Tabaks- und Cigarren-'
laden-Jnhaber haben sich zu einer
Eingabe an den Reichstag zusammen-
gethan, in welcher sie eine Abänderung
der für sie geltenden Bestimmungen über
die Sonntagsruhe befürworten. Sie ver
langen, daß entweder den Gastwirthen usw.
allgemein verboten werde, an den Sonn-
und Festtagen auch außerhalb der dafür
freigegebenen Geschäftsstunden Cigarren
zu verkaufen, oder daß ihnen gestattet
werde, außerhalb der Kirchzeit an den
Sonn- und Feiertagen ihre Läden offen
zu halten.
— Zu der Mittheilung betreffs der
Kontrolversammlungen wird be
stätigend und ergänzend gemeldet, daß nach
dem Corpsbefehl, der den Mannschaften
in Westpreußen bei den Kontrolversamm-
lungen verlesen wird, den Reservisten auch
der Besuch von Lokalen verboten ist,
in denen sozialdemokratische Versammlungen
stattfinden oder der Wirth des Lokales,
sozialdemokratische Gesinnungen gezeigt
hat. Ferner ist ihnen nicht nur das
Halten, Lesen und Verbreiten sozialdemo
kratischer Schriften, sondern auch die Be
theiligung an Geldsammlungen zu sozial
demokratischen Zwecken und die Theil
nähme an sozialdemokratischen Aufzügen
und Festlichkeiten verboten. Jeder Re
servist wird schließlich verpflichtet, Ueber
tretungen der Militärbehörde an
zuzeigen, und diese Uebertretungen sollen
nach der Strenge der Militairgesetze be
straft werden.
— Das Kaiser manöver findet im
nächsten Jahre beim fünften und sechsten
Armeerorps statt.
— Den Schutz der Gerichte will
jetzt der Pastor Rauch-Cladow gegen
die „Kons. Korresp." anrufen. Unter den
sozialistischen Pastoren, die von der kon
servativen Partei abgeschüttelt werden
sollen, war in der „Kons. Korresp." auch
Pastor Rauch genannt worden. Derselbe
erklärt nun die Auslassungen für eine un
verbindliche mehr oder weniger private
Stilübung, so lange nicht der konservative
Parteivorstand ausdrücklich ihrem Inhalt
zustimmt. Er will aber gegen die Er
klärung den Schutz der Gerichte anrufen,
da sie sich mit seiner Person in beleidigen
der und die Thatsachen entstellender Form
beschäftigt. Die gerichtliche Verhandlung
werde den Thatbestand klarstellen.
— Die Verhandlungen über die Mili
tär-Strafp r o zeßordn un g haben im
Kriegsministerium thatsächlich stattgefunden
und sind im Wesentlichen zum Abschluß
gelangt. Was über den Verlaus von an
geblich zuverlässiger Seite im „Hannov.
Cour." berichtet war, ist thatsächlich un-
richtig, wie auch die Angabe über die be
reits an allerhöchster Stelle getroffene
prinzipielle Entscheidung.
— Als Wirkung der zweijährigen
Dienstzeit kann mit gutem Grund die
Thatsache angesehen werden, daß seit Ein
führung der zweijährigen Dienstzeit ein
bedeutender Rückgang der militärischen
Bestrafungen eingetreten ist. Zum Beweis
hierfür machen die ,,M. N. N" darauf
aufmerksam, daß seit Einführung der kürzeren
Dienstzeit eine derartige Verminderung der
Arbeitssoldaten eingetreten ist, daß sich
dieselbe in deni laufenden Militär - Etat
mit einer Minderausgabe von 2628 Mk.
äußert.
Berlin, 7. Novbr. Die Deutsche Gas-
glühlicht-Gesellschaft Auer theilt mit, daß
die Nichtigkeitsklage von 8 Firmen gegen
die Auer'schen Patente vom Patentamt
abgewiesen wurde. Unter den Klägern be
fanden sich Trendel und Butzke in Berlin
Berlin, 7. Nov. Das Vorgehen des
Provinzial-Schulkollegiums gegen jüdische
Lehrerinnen beginnt jetzt sich auch aus
die an den städtischen Gemeindeschulen an
gestellten Lehrerinnen auszudehnen. Nach
der Verfügung des Provinzial - Schul-
Kollegiums soll binnen Kurzem sämmtlichen
jüdischen Lehrerinnen an den Gemeinde
schulen der Unterricht in verschiedenen
Fächern, besonders im Deutschen, entzogen
werden. Die jüdischen Lehrerinnen können
nach dieser Verfügung in dem klaffenweise
aufgebauten System gar nicht mehr das
Ordinat einer Klaffe verwalten.
In Berlin wurde vor einem dortigen
Schwurgericht ein Arbeiter des Todtschlags
schuldig befunden und demgemäß zu zwei
Jahren Gefängniß verurtheilt, der einen
Mann, mit dem er sich erzürnt hatte,
durch eine Ohrfeige so verletzte, daß
er besinnungslos niederstürzte und bald
darauf seinen Geist aufgab. Er wurde
mit der Hand gegen die Backe in der
Nähe der Schläfe beim Schlage getroffen
— Das „Große Loos" der preußischen
Klassenlotterie ist bekanntlich nach Bres
lau gefallen und wurde dort zum kleineren
Theile von einem Tischlermeister nebst
seinen zwei Gesellen gespielt Der andere
größere Theil wurde, wie jetzt bekannt
wird, in Wüstegiersdorf und Tannhausen
gespielt und zwar von etwa fünfzehn
kleinen Handwerkern und Fabrikarbeitern,
die meist nur mit kleinen Beträgen an
dem Loose betheiligt waren. Aus den
geringsten Antheil, den ein Fabrikschloffer
mit einer kranken Frau und fünf Kindern
spielt, kommen ungefähr 10 000 Mark.
Aus einer anderen Familie, die ebenfalls
bedacht wurde, waren die' Kinder schon
zur Beschenkung bei der vom dortigen
Frauenverein geplanten Weihnachtsbe-
scheerung vorgemerkt.
— Ein Kuriosum von der Bahn
steigsperre meldet die „Breslauer Ztg."
vom dortigen Niederschlesisch - Märkischen
Bahnhof. Dort umlagern jetzt täglich
Hunderte von Arbeiterfrauen und Männern,
größtentheils Sachsengänger, die Straße,
Treppen, Korridore rc. mit einem Wust
von Palleten, Kisten, Körben und harren
sehnsüchtig des Augenblicks, in welchem
sie der Ruf zum Einsteigen von den traurigen
Maßregeln der Bahnsteigsperre erlöst!
Sämmtliche Männer uod Frauen ergreifen
hastig ihre Körbe, Kisten, Schachteln, Pallete,
und da sie keine Hand frei haben, um die
Fahrkarte vorzuzeigen, stecken sie die Karte
in den Mund, der liebenswürdige Schaffner
begreift die Situation mit einem Schlage,
nimmt auf eine hindeutende Kopsbewegung
den Leuten das Billet aus dem Munde,
koupirt dasselbe und steckt es ihnen in eben
derselben zuvorkommenden Weise wieder in
die M u n d ö f f nun g zurück; erst wenn
die armen Menschen ihr zahlreiches Gepäck
im Wagen vierter Klaffe leidlich unter
gebracht haben, sind sie in der Lage, das
Billet in irgend einer Tasche unterzubringen
— Nicht Pfändbar sind nach einer
kürzlich mitgetheilten Kammergerichts-Ent
fcheidung Uhren, sofern der zu Pfändende
die Uhr zur Ausübung seines Berufs
zwecks pünktlichen Antritts seiner täglichen
Arbeit nöthig hat. Auf welche Weise aber
kürzlich dennoch in gesetzlicher Form eine
solche Uhr gepfändet worden ist, das zeigt
folgender interessante Fall. Im Auftrag
eines Gläubigers hatte ein Rechtsanwalt
die einzige im Besitze des Schuldners be
findliche Wanduhr (Regulator) im Werthe
von 25 Mark pfänden lassen. Hiergegen
erhob der Schuldner auf Grund des vor
erwähnten Kammergerichtserkenntniffes Ein
spruch. Darauf kaufte der Gläubiger eine
Wanduhr zum Preise von 4 Mark und
ließ das Richtiggehen derselben vom Uhr
macher bescheinigen und garantiren. Diese
Uhr wanderte in die Wohnung des Schuld
rs, der nun eine richtig gehende Uhr
hatte, und der Regulator wurde gepfändet.
Diese vom Gläubiger vorgenommene
Manipulation ist jetzt vom Gericht als
rechtsgültig anerkannt worden.
Zu der Verhaftung eines Berliner
Zahlmeisters in Wriezen, über welche
wir gestern berichteten, wird weiter ge
meldet, daß es sich um den Zahlmeister
Hernick vom 4. Garde-Regiment z. F.
handelt. Er wurde seit dem 30. v. Mts.
vermißt, nachdem er von einer Revision
überrascht worden war. Ohne nur noch
einmal nach Hause zu gehen, entfernte er
sich aus dem Dienste, und seit dieser Zeit
verfolgte ihn die Behörde. Die Familie
ist in der schwierigsten Situation zurück
geblieben.
Breslau, 7. Nov. Der Redacteur der
socialdemokratischen Bolkswacht Emil Neu-
kirch wurde ivegen Majestätsbeleidigung zu
zwei Monaten Gefängniß verurtheilt.
Wegen Majestätsbeleidigung ist
in Mühlhausen i. E, der Ansetzer Binder
zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt
morden.
Erfurt, 5. Nov. Der sozialdemokratische
Redakteur Güldenberg wurde heute von
der Strafkammer wegen 18 Majestäts
beleidigungen zu 5 Monaten Gefäng
niß verurtheilt. In zwei Fällen erfolgte
Freisprechung.
Dieser Tage wurde in Cheine bei Salz-
wedel eine der bekannten altmärkischcn
Bauernhochzeiten großen Stils ge
feiert. Es wurden von annähernd 400
Personen ein fettes Rind, zwei fette
Schweine, neun Kälber, etwa 100 Hühner,
2 Centner Fische, 300 Stück Kuchen, über
10 Tonnen Bier und 600 Flaschen Wein
vertilgt. Weiler fanden in Kuhfelde,
Kircheldorf, Ristedt usw. große Hochzeits-
feiern statt, an denen gegen 4- bis 500
Personen theilnahmen. Nach der Anzahl
der Gäste kann man sich ein ungefähres
Bild von dem machen, was bei diesen
festlichen Gelagen verzehrt wurde.
München, 4. Nov. Nach dem „Münchener
Generalanz." schwebt vor dem Handels
gericht Hierselbst ein Prozeß, in dem die
vielgenannten Frhr. v. Staff-Reitzenstein
und Kommerzienrath Stänglen eine Rolle
spielen. Vor einigen Jahren besaß in
Ungarn ein gewisser Sonnenberg ein
Kohlenbergwerk, welches er um den
Preis von 92,000 Mk. veräußern wollte
Diese Gelegenheit suchte der Freiherr von
Staff-Reitzenstein zu benützen, um seine
zerrütteten Vermögensverhältniffe wieder
zu restauriren, indem er sich als Käufer
genannten Bergwerks gerirte und es sofort
vem Rechtsanwalt Dr. Stöcklin um den
Preis von 1,025,000 Mk. zum Kaufe
anbot. Dr. Stöcklin ging aus dieses An
gebot ein und gründete mit seinen Freunden
eine Aktiengesellschaft, welche unter der
Firma Ungarische Kohlenbergwerksgesell
schaft in das Handelsregister eingetragen
wurde. In Wirklichkeit aber hatte Frhr
v. Staff das Bergwerk gar nicht ge
kauft und konnte es deshalb auch nicht
wieder verkaufen. Trotzdem wurden 600
Stück Aktien zu je 5000 Mk. hergestellt
und in den Verkehr gebracht, obwohl' die
Gründungsmitglieder die gezeichneten Bei-
träge überhaupt nicht eingezahlt hatten.
Die ganze Geschichte war ein kolossaler
Schwindel, welchem verschiedene Per-
sonen mit l heilweise bedeutenden Beträgen
zum Opfer fielen. Unter diesen befindet
sich auch Direktor Baumiller, welcher an
den Frhrn. v. Staff sein in Nymphenburg
gelegenes Anwesen um den Preis von
500,000 Mk. verkaufte. Davon wurden
200,000 Mk. mit obengenannten Berg-
Werksobligationen bezahlt, die sich alsbald
als völlig werthlos erwiesen.
Stuttgart, 7. Novbr. Der Ausstellung
für Elektrotechnik und Kunst,
g e w e r b e hat das Ministerium des
Innern die Veranstaltung einer Lotterie
200,000 Loose zu je 3 Mk. — gestattet;
Geldgewinne werden im Betrage von
237,000 Mk., Ausstellungsgegenstände im
Werthe von 75,000 Mk. ausgespielt.
Karlsruhe, 7. Nov. Der amtliche Be
richt über die Krankheits-Vorgänge und
die Sterblichkeit im Großherzogthum Baden
für das dritte Quartal 1895 constatirt die
segensreichsten Wirkungen des D i ph t h eri e-
Heilserums sowohl bezüglich der außer
ordentlichen Abnahme der Todesfälle als
auch dadurch, daß dasselbe auf die Aus
breitung der Krankheit von schwächender
und herabsetzender Bedeutung zu er
achten sei.
Mannheim, 5. Nov. Der hiesige Verein
„Vorwärts" folgte seinem Pforzheimer
Namensvetter; er beschloß seinen Aus
tritt aus der socialdemokratischen
Partei.
Darmstadt, 6. Novbr. Der Reichstags
abgeordnete Frhr. Hehl zu Herrnsheim
stellte anläßlich des gestrigen Besuches des
Grvßherzogs und der Grobherzogin von
Hessen in seiner Fabrik dem Rektor der
hiesigen Hochschule ein Kapital von 10,000
Mk. zur Gründung eines Stipendiums für
hessische Studirende zur Verfügung.
In Lampertheim wurde eine Dienstmagd
verhaftet. Sie hatte ihr heimlich geborenes
Kind gelobtet, in einer Scheune verborgen
und diese dann angezündet, nm jede Spur
ihres Verbrechens zu beseitigen.
Ein Beispiel von Rachsucht, wie es
in der Stadt Braunschweig der Tischler
Albert Koch geliefert, kommt glücklicherweise
selten vor. Vor einigen Jahren machte
der Arbeiter Jürgens dem Koch ein Mäd
chen abwendig, worauf ihm dieser den Tod
schwur. Vor etwa 4 Jahren versuchte er
Jürgens auf der Straße zu erstechen, wo
für er zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus
verurtheilt wurde. Fast unmittelbar nach
seiner Entlassung lauerte Koch dem Jürgens
mit seinem Revolver auf, und als dieser
mit seiner Geliebten vorbeikam, feuerte er
mehrere Schüsse aus ihn ab, von denen je-
doch nur einer Jürgens leicht streifte.
Der rachsüchtige Mensch gab nach seiner
Verhaftung zu, daß er Jürgens habe er
morden wollen, und er bedauerte lebhaft,
daß es ihm auch diesmal nicht geglückt sei,
er hoffe aber, wenn er wieder frei sei,
leine Absicht ausführen zu können. Bor
Wuth über das Mißlingen seines Mord
versuchs zertrümmerte er ein Fenster seiner
Zelle und verletzte sich nicht unerheblich.
Rost ck, 6. Nov. Großes Aufsehen er
regte hier in den letzten Tagen ein Student
durch sein überaus sonderbares Benehmen.
Schon am Sonnabend-Abend und in der
Nacht belustigte resp- belästigte er in einer
Reihe von Lokalen die Gäste aufs äußerste
so daß die Wirthe mehrfach von ihrem
Hausrechte Gebrauch machen mußten.
Gestern am Sonntag lief er in hohen
Stieseln, langem Gehrock und ohne Kopf
bedeckung überall in der Stadt umher und
erregte dabei das größte Aufsehen, so daß
es nicht ausbleiben konnte, daß ihm bald
Hunderte von Kindern das Geleit gaben.
Aus dem Doberanerplvtz machte er sich mit
den Jungen das Vergnügen, Schlangen zu
ziehen, darauf lief er mit seinem Gefolge
in vollem Trabe weiter. In der Langen
straße ließ er die Jungens fortwährend
„Hurrah" schreien. Ein Schutzmann sah
sich daher schließlich veranlaßt einzuschreiten,
und führte den Menschen aus die
Körpelinerthorwache.
Lübeck, 5. Nov. Die geplante neue
Lotterie kommt nicht zu Stande. Auf
Grund des Gutachtens von Fachleuten
ist ein Gelingen der Lotterie höchst zweifel-
haft. In Fachkreisen hegt man die
Meinung, daß es undenkbar ist, 4y ooo
bis 50 000 Loose — diese Zahl der Loose
war in Aussicht genommen — jn Lübeck
abzusetzen. Deshalb wollen die Interessenten
von weiteren Schritten absehen.
£ü6etf, 6.^00. Eine Mordthat, die
vor Jahren verübt wurdet ist jetzt
bekannt geworden Infolge eines Streikes
denunzirte der frühere Steuermann Ahl-
wardt, den Produktenhündler Lahl in
Travemünde, daß er vor 17 Jahren einen
Matrosen auf einer Brücke in Bremer
haven erschlagen, ihm 1400 Mk. abge
nommen und ihn hierauf ins Wasser ge
worfen habe. Ahlwardt und Lahl wurden
sofoA zu dem Gemeindevorsteher Meincke
in Travemünde geführt, wo Ahlwardi
seine Behauptung wiederholte, snr deren
RichtiAeit er Beweise erbringen werde.
Die sofort eingeleitete Untersuchung wird
bald Näheres ergeben.
Hamburg, 6. Nov. Die Gräfin Schimmel-
mann, eine Dame im Alter von 33 Jahren
hält hier seit 8 Tagen in verschiedenen
Lokalen Missionsvorträge, und findet ein
dankbares Publikum. Die stattliche Dame
macht durch ihr einfaches Auftreten und
durch ihre überzeugungsvollen Reden einen
angenehmen Eindruck. Sie ist mit einem
kleinen Dampfer von Kopenhagen hierher
gekommen. Sie ist in der Vertheilung
von Gaben, namentlich an Arme in der
Hafengegend, sehr freigebig. — Wie noch
erinnerlich sein wird, war die Dame früher
durch Verwandte in einer Jrren-Heilanstalt
in Kopenhagen gewaltsam zurückgehalten
worden. Jn ihrem ganzen Wesen' liegt
durchaus nichts Exzentrisches
Hamburg, 6. Nov. Unter denPferde-
beständen der „Hamburg-Altonaer Tram-
bahn-Gesellschaft" ist die Brustseuche
in erheblichem Maße ausgebrochen.
Hamburg, 6. Nov. Ein zwanzig
jähriges dralles Dienstmädchen hatte sich
dermaßen in den Einlogierer seiner Herr
schaft, einen Architekten, verliebt, daß es
glaubte, nicht ohne ihn leben zu können.
Der Architekt verstand ihre schmachtenden
Blicke und zarten Aufmerksamkeiten aber
durchaus nicht und so entschloß sich unsere
Lüttmaid, ein Sympathiemittel, welches
sie von einer klugen Freundin kennen ge-
lernt hatte, anzuwenden. Sie schnitt aus
dem Rocke ihres Angebetenen, als dieser
außerhalb des Hauses war, unter dem
Unken Aermel ein Stückchen Zeug aus der
Achselhöhle heraus und trug dieses Stück-
chen Zeug aus ihrem jungfräulichen Busen.
Dieses Mittel sollte nach der Ueberlieferung
ihrer Freundin unfehlbar den geliebten
Mann ihr in Liebe zuführen und unzer-
trennlich an sie ketten. Die Wirkung
war aber eine ganz gegentheilige. Der
Architekt zeigte das Mädchen, als er den
Schaden an seinem Rock erkannte, wegen
Sachbeschädigung an, und das Hamburger
Schöffengericht I verurtheilte das verliebte
Mädchen zu 5 Mk. oder einem Tage Ge-
fängniß.
BrodinziMrs.
Der Sturmschaden vom 12. Februar
1894 stellt sich nach einer jetzt ergangenen
Veröffentlichung in den Forstabtheilungen
der Herrschaft Breitenburg auf 11 150
Festmeter Nadelholz und 275 Festmeter
Laubholz. Das Aller der Nadelhölzer be
trug 60—140 Jahre und die Masse ein
zelner Stämme ging über 6 Festmeter hin
aus. Die Nadelholzbestände der Herrschaft
Breitenburgs sind dadurch theils vollständig
niedergeworfen, theils gassenartig so durch
brochen, daß an ein weiteres Halten der
selben kaum gedacht werden kann.
Nemiiiinster, 7. Nov. Die Bau-
thätigkeit ist hier noch eine sehr rege, so
daß noch alle Zimmerleute und Maurer
Arbeit haben und es zum nächsten Früh
jahr an Wohnungen gewiß nicht fehlen
wird. — Zu der Stelle eines besoldeten
Stadtraths sind trotz der guten Einnahme
nur drei Bewerbungen eingegangen, wes
halb die Präsentations-Commission gestern
beschlossen hat, die Bewerbungsfrist um
14 Tage zu verlängern. — Hierorts
wurden letzter Tage zwei Vereine ge
gründete Ein Ortsverein zur Fürsorge
entlassener Gefangener von Herrn Amts
richter Kraus und ein Schachverein zur
Förderung des Schachspiels, dem 15 Mit
glieder beigetreten sind.
? Kiel, 7. Nov. Bei der heutigen Wahl
zweier Stadtverordneter wurden
wieder die Kandidaten des nationaüiberalen
und des liberalen Vereins gewählt und
zwar der Stadtverordnete Kaufmann Jes
Andersen mit 533 Stimmen auf sechs
Jahre gegen den Kandidaten des Kieler
Bürgervereins und des Haus- und Grund-
eigenihumer-Vereins, Schloffermeister Bark
mann, sowie der Rechtsanwalt Dr. THoni
gs n . gegen den von dem Kieler Bürger-
Verein aufgestellten Rentier Martini auf
, 3ähre an Stelle des auf seinen Wunsch
ausgeschiedenen Geh. Regierungsraths
Bokelmann. Die Wahlbetheiligung war
weniger rege als gestern.
? Kiel, 7. Nov. Der russische Panzer
kreuzer „Großjachtschi" traf heute Mittag
hier ein und machre gegenüber der Marine-
Akademie fest. Das Kriegsschiff, welches
bereits gelegentlich der Eröffnung des Ka.
nals hier anwesend war, wird drei Tage
zwecks Kohlen- und Proviantübernahme
hier verweilen. Im Lause des Monats
werden noch 8 oder 9 der Ostseeflotte un
gehörige russische Kriegsschiffe auf der
Reise nach China den Kanal passiren;
einzelne der größeren Schiffe werden ihren
Weg um Skagen machen.
Aus dem Markt in Schleswig wurde
ein ansehnliches Mädchen wegen Diebstahls
arretirt. Einem Fettwaarenhändler fehlten
schon wiederholt Würste und andere Sachen,
weshalb man die Augen offen hielt und
das betreffende Mädchen mit einer nicht
bezahlten Mettwurst abfing. Ebendaselbst
wurde eine Diebesbande von Schuljungen
polizeilich aufgehoben. Die verdorbenen
Bengel stahlen Cigarren, Früchte, Eß-
waaren und sogar Fruchlsäfte, wo sich die
Gelegenheit dazu bor.
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