Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

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Vierteljährlich 2 —, ^rft ins Haus geliefert 
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stir Auswärtige, durch die Post bezogen 
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incL Postprvvision :c., jedoch ohne Bestellgeld. 
Jnscrlionsprcis: pro Pentzctle 15 
Ulo. 265. 
Morşieņ-Depeķchen 
Eckernförde, 30. Oct. Heute Nachmittag 
5 Uhr wurde das hier vom Kaiser gestiftete 
Denkmal der bei Missunde im 
Jahre 1864 gefallenen Preußen 
feierlich eingeweiht. Tie Weihrede hielt 
Hauptpastor Nissen. An der Feier nahmen 
theil Landrath von Bülow, Baurath Kir- 
stein, sowie Vertreter der Stadt, Krieger 
vereine und eine beträchtliche Volksmenge. 
Berlin, 30. Octbr. In der heutigen Sitzung 
des Gesammtvorstandes der nächstjährigen 
Berliner G e w e r b e a u s st e llung, 
die verstärkt war durch die Vorsitzenden 
der Ausstellungsgruppen, wurde die Be- 
leuchtung der Jndustriehallen der Gewerbe- 
ausstellung mit 64 gegen 61 Stimmen 
abgelehnt. 
Berlin, 31. Oct. Wie der „Reichsanz." 
nieldet, hat der Kaiser dem Geh. Ober- 
Regierungsrath und vortragenden Rath im 
Handelsministerium, dem Reichs- und Land- 
tagsabgeordneten Gamp, bei seinem zum 
1- November b. I. bevorstehenden Äus- 
tchtiden aus dem aktiven Staatsdienst den 
Charakter als Wirklichen Geh. Oberreg- 
Rath mit dem Range eines Raths erster 
Klasse verliehen. 
Schwäbisch Gmünd, 30. Oetbr. Heute 
Nachmittag 4 Uhr explodirte mit einer 
gewaltigen Detonation ein großer 
Dampfkessel in dem neuen Wasser 
werk. Drei Arbeiter wurden völlig zer- 
schmettert, einer wurde in den Wasserschacht 
geschleudert und getödtet. Drei Arbeiter 
wurden schwer, zwei leicht verletzt. Unter 
den Todten sind der Monteur Friedrich 
Erbsleben aus Magdeburg, Karl Kröger 
aus Dortmund und Emil Müller aus 
Görlitz. 
Barmen, 31. Oct. In den Militär 
Effektenfabriken von Elberfeld-Barmen ft 
ein Ausstand ausgebrochen. Mehrere 100 
Arbeiter legten wegen Lohnstreitigkeiten 
die Arbeit nieder. 
Sofia, 31. Oct. Auf der Durchreise 
wurde auf dem hiesigen Bahnhöfe der 
englische Botschafter in Konstantinopel, 
Sir Currie, von -dem Fürsten Ferdinand 
begrüßt. Während des eine halbe Stunde 
währenden Aufenthalts des Botschafters 
wurde zwischen diesem und dem Fürsten 
eine lebhafte Unterhaltung gepflogen. 
Genua, 30. Oct. Infolge fortgesetzten 
Waggonmangels bei der Mittelmeerbahn 
stellten sämmtliche Lastträger die Ar bei 
ein. Vorgestern waren von der Bahn 
für angemeldete 450 000 Tonnen Getreide 
nur , zehn Waggons gestellt worden. Die 
hiesige Handelskammer prolestirke deshalb 
telegraphisch bei der Regierung. 
Parish 31. Oct. Präsident Fame hat 
gestern Nachmittag Bourgeois beauftragt 
ein neues Kabinett zu bilden. Bourgeois 
wird heute sich mit seinen Freunden be 
sprechen und alsdann Faure millhetteu, 
ob er den Auftrag annehmen wird. 
Aeltrstcs und gelefenstes glatt im Kreise Rendsburg. 
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten. 
88ster Jahrgang. 
Donnerstag, den 31. Hctober 
Bei Betriebsstörungen 
irgend welcher An i>t die regelmäßige Lieferung 
dieses Blattes vorbehalten. 
A-ls Beilagen 
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das 
Blatt „Mode und Heim" gratis beigegeben. 
Abonnenten. 
1896. 
Ausland. 
-Nustereucopàische Ģetnere. 
Newport, 31. Oet. In Texas wurde 
ein Neger, Namens Hilliard, wegen Ver 
gewaitigung und Ermordung einer weißen 
grau auf einem öffentlichen Platze in An- 
Wesenheit von 7000 Zuschauern aus einem 
Scheiterhaufen lebendig verbrannt. 
Den Scheiterhaufen zündele der Gatte der 
Ermordeten an. Der Neger verschied erst 
nach^ 50 Minuten. 
^ »Köln. Ztg." wird aus Tanger 
gemeldet: Der zettweilige französische Ge 
sandte Ferridan habe am 19. und 20 
October vermittelst 4 Soldaten in Casa 
Banca bei Deutschen am hellen Tage 
HausiriedenSbruch und Sachbeschädigung 
verübt. Der englischeConsul habe interpellirt. 
Der am 26. Juni von London nach 
Adelaide, Melbourne u. s. iv. mit voller 
Ladung gegangene Dampfer,, PortChalmers" 
ist am 27. Juli Nachts hinter dem Cap 
der guten Hoffnung auf 44 Gr. 55' füdt. 
Br. und 52 Gr. 23' östl. L., etwa 30 
Kilometer von der Linie, die für die nach 
Australien gehenden Dampfer als sicher 
betrachtet wird, mit einem Eisberg zu- 
fanimengestoßeu. Der Borderlhett des 
Dampfers wurde dabei mit einer gewaltigen 
Masse Eis, wovon 60—70 Tons aus der 
Back lagen, überschüttet, und sofort war 
der vorderste Laderaum mit Wasser gefüllt. 
Die Schiffsboote wurden verproviantirt 
und klar zum Aussetzen gehalten. In 
zwischen arbeiteten die Pumpen, und als 
es Tag wurde, zeigte sich, daß der Steven 
gebrochen, der Bug eingedrückt und Bug 
spriet und Gallionsfigur fort war, auch 
das Collisionsschott war gesprengt. Trotz 
dem erreichte das Schiff Adelaide. 
Wie die „Nowoje Wremja" über 
Wladiwostok aus Söul erfährt, hat der 
König von Korea eine neue Königin 
erkoren und sich den Titel eines 
Kaisers beigelegt, gegen welchen letzteren 
Schritt die Vertreter der Mächte prote- 
stirten. Der voraussichttiche Thronerbe 
geht niit einem besonderen Auftrag nach 
Amerika und Europa. Dies wird atr 
den Wunsch Taiwonkun's, des Vaters des 
Königs, einem andern ihm besonders ge 
nehmen Prinzen den Weg zum Thron zu 
ebnen, zurückgeführt. 
Norwegen. 
Neue Marmorbrüche von großem 
Umfang sind bei Bodo im nördlichen 
Norwegen entdeckt worden. Mit Hülfe 
neu erfundener Maschinen erfolgt die Ver 
edelung des Rohmaterials, und als Ab 
satzgebiet faßt man insbesondere Deutsch 
land und England in's Auge, wohin die 
Ausfuhr norwegischen Steinmaterials be 
reits einen erheblichen Umfang genommen hat. 
Oesterreich-Ungarn. 
Wien, 29. Ott. Die Neue Freie Presse 
meldet: In letzter Zeit fanden in Russisch 
Polen neue Verschiebungen russischer 
Truppen gegen die österreichische Grenze 
I statt. Nunmehr sind das elfte und zwölfte 
'russische Armeecorps um Rowno concentrirt, 
Ivas bei einer Mobilisirung einen Zeitge 
winn von vier bis fünf Tagen bedeuten 
würde. 
So wenig die Wahl Dr. Luegers zum 
ersten Bürgermeister der Stadt Wien bei 
der absoluten Herrschaft der Antitemiten 
im Gemeinderath auch einem Zweifel unter 
liegen konnte, ist durch die nun vollzogene 
Thatsache die sehr ernste Frage aus- 
geworfen, wie wird die Regierung sich nun 
verhalten? So viel aus parlamentarischen 
Kreisen Wiens verlautet, soll Graf Badeni 
entschlossen sein, die Wahl Lueger's dem 
Kaiser zur Bestätigung nicht zu empfehlen. 
Die katholische Gruppe des Hohenwart- 
Clubs soll ihren ganzen Einfluß aufge 
boten und schließlich sogar mit dem An 
Letterio Sgadari, der sein ganzes 
Vermögen (über 3 Millionen Lire) mit 
Uebergehung seiner beiden Brüder einem 
unehelichen Sohne testamentarisch hinter 
ließ. Darauf wiesen die Brüder und Ver 
wandten ein falsches Testament vor, das 
das erste umstieß und das ganze Erbe 
angeblich der Familie übertrug. Wegen 
Test a me nts fälschnng erging nunmehr 
ein Haftbefehl gegen die beiden Brüder 
des Todten, die Barone Sgadarie, wovon 
der eine Provinzialrath ist, ferner gegen 
die Barone Polizzello und Rampolla 
(beide Neffen des Kardinals Rampolla), 
endlich gegen den Baron Gagliardo Car 
pinello, einem Schwager des Verstorbenen 
Alle Genannten sind ins Ausland ent 
flohen Dagegen gelang es, den an der 
Fälschung betheiligten Notar sowie drei 
der gekauften falschen Zeugen, die der 
besten Gesellschaft angehören, zu verhaften. 
England. 
London, 29. Octbr. In Church Court 
Nr. 14 fand heute Abend eine furcht 
bare Gasexplosion statt. Das 
Haus wurde total zerstört. Zahlreiche 
Personen sind unter den Trümmern 
begraben. Bis jetzt wurden über zwanzig 
Menschen gerettet, von denen sieben ihrer 
Verletzungen wegen in's Hospital geschafft 
iverden mußten. Eine einstürzende Mauer 
begrub zehn mit dem Rettungswerk beschäf- 
tigte Feuerwehrleute unter sich, einen von 
ihnen schwer verletzend. Die Trümmer 
brennen noch. Während des Rettungswerkes 
fand in dem Nachbarhause eine zweite 
Explosion statt, welche gleichfalls zer- 
törend wirkte. Zahlreiche Feuerwehrleute 
wurden verletzt. Einer, unter den Trümmern 
begraben, ist schwer verletzt aufgefunden. 
Es herrscht eine enorme Aufregung. Die 
Personen, welche vermißt werden, sind 
vermuthlich total verbrannt. Im Ganzen 
ind gegen vierzig Menschen verletzt, eine 
Anzahl darunter lebensgefährlich. — Nach 
den letzten Meldungen sind bei der Kata- 
trophe 4 Personen getödtet und 40 verletzt 
worden. 
schluß an die Christlich-Sozialen und an 
> Innung 
Inland. 
Berlin, 30. Oct. Der Kaiser sandte 
dem Gardeschützen.Bataillon heute 
wlgendes Telegramm: „Ich erinnere mich 
heute dankbar der braven Gardeschützen 
ant Tage von Le Bourget." 
Wie verlautet, gedenkt sich der 
Kaiser Mitte December nach Kiel zu 
die Opposition gedroht haben, um den 
u . 1^I"sidenten für Lueger zu stimmen, 
aber Graf Badeni will seine Amtshand 
lungen nicht mit der Bestätigung des 
anttsemittschen Regiments in der Reichs 
Hauptstadt beginnen. 
Man sollte Herrn Lueger ruhig feine 
Wirksamkeit als Bürgermeister Wiens be- 
ginnen lassen. Wenn etwas die Liberalen 
in Wien aus ihrer Lethargie auf 
rütteln kann, so wird es die Art und 
Weise sein, wie Dr. Lueger seine Ideale 
verwirklicht. In seiner gestern Abend 
mitgelheilten Rede ist ein langes Register 
von Beglückungstheorien enthalten; 
»nag Herr Lueger nun doch zeigen, wie er 
ist „christlichem und nationalem Geiste' 
bie „Ausbeutung des Büre er- und Ge 
wer best an des" verhindert und der „unred- 
" Konkurrenz" ein Ende bereitet. 
Wenn der Gemeinderath zum ersten oder 
zweiten Vicebürgermeister einen Liberalen 
wählt, wird die Regierung nicht umhin 
kviinen. die Wahl Lueger's zu bestätigen. 
Frankreich. 
Ein Vitrioldrama zwischen zwei 
Frauen deutscher Abkunft erregt in Paris 
Sensation. Die 36jährige Rosa Miller 
begoß aus Eifersucht die 26jährige Emilie 
Wickmann mit der ätzenden Flüssigkeit, 
wobei sie dieselbe am Kinn und Hals ver^ 
wundete. Aus Unachtsamkeit erhielt sie 
elbst einige Tropfen in's linke Auge, 
das verloren ist. Beide Frauen, die furcht 
bar schrien, wurden in ein Hotel gebracht. 
Italien. 
Ein kolossaler Skandal ist über 
das Patriziat von Palermo hereingebrochen. 
Am 8. September verstarb der Baron 
” v “ ■ 1 *• v Jun zu 
begeben, um dort der Vereidigung der neu 
eingestellten Marine-Rekruten beizuwohnen 
Berlin, 30. Oct. Der L a n d w i r t h 
ch a f t s - M i n i st e r , F r h r. von 
H a m in e r st e i n , wird in der nächsten 
Woche eine weitere Informationsreise und 
zwar nach seiner eigenen Hcimathsprovinz 
Hannover unternehmen. 
— Auf der schlesischen Reise des 
L a it d w i r l h s ch a f t s m i n i st e r s wurde 
derselbe in Ratibor von dem Fürsten 
Lichiiowsky mit folgenden Worten be 
grüßt: „Es ist mir eine besondere Ehre, 
Eure Excellenz im Namen der Landwirthe 
Oberschlesieiis willkommen zu heißen und 
meiner Freude Ausdruck zu geben, Euer 
Excellenz in unserer Mitte zu begrüßen 
Wir oberschlesischen Landwirthe sind stille, 
ruhige Leute. Wir erwarten von den, 
Minister weder Verstaatlichung des 
Getreides itoch Einführung der 
Doppelwährung. Nach dem hohen 
Rufe, der Euer Excellenz vorausgegangen, 
ind wir überzeugt, daß Euer Excellenz 
ein warmes Herz für die Landwirthschast, 
die Ueberzeugung eines wirklichen 
Nothstandes bei ihr und den festen 
Willen haben, uns zu helfen. Wir nnser- 
eits werden nicht die Ruder ins Wasser 
werfen und unser Schiff Wind und Wellen 
preisgeben, sondein in ernster, ehrlicher 
Arbeit das Unsere thun, um den Schiff, 
bruch zu verhindern. Durch das Zusammen 
wirken der Landwirthe mit der Regierung 
oll dieses Ziel erreicht werden." Einzelnen 
Hetzblättern paßt diese Rede allerdings 
durchaus nicht, den wahren Freunden der 
Landwirthschast, welche nicht in Hetzereien, 
aber in dem entschiedenen Wunsche emsiger 
Mitarbeit, in dem Suchen nach möglichen 
Mitteln zum Aufblühen in Landwirthschaft 
und Gewerbe sich befinden, ist sie eine will 
kommene Aeußerung eigenen Empfindens 
— Herr Oberpräsident v. Putt käme 
ist zwar ein Anhänger der Innungen 
dies hindert ihn aber nicht, als Wurst 
fabrikat von der geltenden Gewerbefreiheit 
Nutzen zu ziehen. Auf dem Gute Carzin 
im Kreise Stolp, von dessen Revenüen 
Herr v. Puttkam er Nutznießer ist, soll 
wie die „F. Z." meldet, schon in.den Bor 
jähren die Wurstsabrikation als Neben 
gewerbe betrieben worden sein und soll 
jetzt noch mehr erweitert werden. Absatz 
finden die W ü r st e d e s H e r r n von 
P u t t k a m e r zunächst an die Mitglieder 
des Stettiner Beamtenvereins, 
während dies früher von Mitglievern der 
Wurstmacher, und F l e i s ch e r ^ 
im Kösliner Bezirk besorgt wurde. 
— Das in seiner gegenwärtigen Ge 
taltung für Handel und Gewerbe so über 
aus schädliche Submissionsverfahren 
erfährt überall heftige Kritik und wird 
auch mit der Zeit immer schärfere Angriffe 
erfahren. Ist die Billigkeit allein ent 
icheidend, so muß immer den Lohnschindern 
oder Leuten, die nicht rechnen können, die 
Ausführung zufallen. Wie die Saat, ist 
dann die Ernte. Der Auftraggeber, sei 
es Staat oder Kommüne, trägt " die Ver 
antwortung mit, wenn sich Unfälle in Folge 
schlechter Arbeit einstellen. Auch der evan 
gelische Arbeiter- und Handmerkerverein in 
Stuttgart hat behuss Einschränkung bezw 
Abschaffung des leider auf allen Gebieten 
bestehenden Submissionwesens zwei 
Eingaben und zwar an den Gesammt- 
kirchengemeinderath und an die bürgerlichen 
şCollegien gerichtet, worin um Abänderung 
'dieses Arbeitgeber und Arbeitnehmer schädi 
genden Uebels ersucht wird. In den Ein 
gaben wird u. A. ausgeführt, daß an 
Stelle der bloßen Preisconcurenz mehr 
eine Qu a lität s concurrenz zu treten habe, 
ferner sollen in den Vergebungsbedingungen 
auch Bedingungen über Lohn- und Arbeits 
zeit, Verpflichtung zur Ausführung in 
eigener Hand u. dergl. aufgenommen werden 
Als sehr nutzbringend wird in den Ein 
gaben die Einsetzung einer ständigen Com- 
Mission für Socialreform hervorgehoben 
und dabei betont, daß die Stadtgemeinde 
als Unternehmerin und Arbeitgeberin auf 
viele Verhältnisse einen großen Einfluß 
hat und daß si e (ebenso wie der Staat) 
den privaten Arbeitgebern als Muster 
unternehmer voranzugehen hat. Ferner 
wird darauf hingewiesen, daß z. B. der 
Londoner Grafschaftsrath seine Geschäfte 
nur noch au solche Unternehmer abgiebt 
welche den von den Genossenschaften fest 
gesetzten Mindestlohn bezahlen und daß 
bereits 200 Stadtverwaltungen diesem Bei 
piele gefolgt sind. 
- Die Kammzugterminhandel- 
Conferenz, die am Montag im Reichs 
amt des Innern zusammentrat, hat am 
Dienstag ihre Berathungen beendigt. Es 
nahmen daran Theil etwa 30 Vertreter 
der Kammzugfabrikanten, der Kammgarn 
pinner, der Weber und Wirker, der Woll 
mporteure und Händler und vor allem 
auch der Landwirthe als der Wollproduzenten. 
Die stenographischen Berichte über die 
Verhandlungen werden dem Druck übergeben 
werden und sollen als Material für den 
Börsengesetzentwurf dienen. Nach 
der „Post" wird dieser Börsengesetzentwurf 
ofort nach der Eröffnung dem Reichstag 
zugehen.. 
Die socialdemokratische Fünfer-Com- 
mission hatte an die großen Confections 
geschäste das Ersuchen gerichtet, bis zum 
1. Februar 1896 Betriebswerkstätten ein 
zurichten, welche die allgemeine Abschaffung 
der Heimarbeit ermöglichten. Da die leiten 
den Häuser der Branche sich dieser For 
derung gegenüber ablehnend verhalten haben, 
oll nunmehr zum 24. November nach 
Erfurt ein Congreß aller Confections- 
Arbeiter und -Arbeiterinnen eiuberufen 
werden, aus dem ein allgemeiner 
Generalstreik vorgeschlagen werden soll. 
Zum Hammersteinstreich in 
Sachen der Hagelversicheruugsgesellschast 
„Borussia" im Jahre 1890 versendet das 
Mitglied des Verwaltungsraths der „Bo 
russia", Maaß, eine Berichtigung, wonach 
Frhrn. v. Hammerstein von der Direktion 
ein Darlehen von 15 000 Mt. gegen 
Hinterlegung von Pfandbriefen gewährt 
worden sei. Verluste soll die Gesellschaft 
durch Hammerstein weder bei diesem Ge- 
schäit noch sonst zu erleiden gehabt haben. 
Die „Brest. Ztg." stellt diese Berichtigung 
und ihren Bericht über die Aeußerungen 
des Rechtsanwalts Feige in dieser Sache 
gegenüber und betont, daß in der Be 
richtigung lediglich Behauptungen bestritten 
werden, die Rechtsanw. Feige garnicht ge> 
macht hat. 
Berti», 28. Oct. Zu unserer heutigen 
Unfall-Gesetzgebung theilt das „D. T." 
folgende hübsche Geschichte mit: „Ein 
reisender Handwerksbursche schleicht sich 
ohne Borwissen des Eigenthümers auf den 
Heuboden, fällt die Treppe hinunter und 
bricht Arm und Bein. Der arme Reisende 
trengt Klage gegen den Besitzer an 
und erzielt ein obsiegendes Er 
kenntniß, wonach der Besitzer zur Zahlung 
einer jährlichen Rente von 240 Mt. 
verurtheilt wird. In dem Erkenntniß war 
ausgeführt, daß der Besitzer verpflichtet 
gewesen sei, den Zugang zur Treppe 
ordnungsmäßig zu sichern, daß der Unfall 
ebenso, wie den Landstreicher, jede andere 
Person hätte treffen können, die in der 
Dunkelheit dort hingekommen Iväre. — 
0, die weisen und gerechten Richter! 
Haben sie denn gar nicht daran gedacht, 
daß dort in der Dunkelheit Niemand etwas 
zu suchen hat? Wenn also ein Dieb auf 
meinen Boden steigt, der nur auf einer 
Leiter zu erreichen ist, und er bricht ein 
Bein, so muß ich ihm eine Rente zahlen 
— von Rechts wegen. Es geht doch 
schnurrig zu in der Welt. 
Berlin, 29. Oct. Wegen Berrufs- 
erkläruug und Aufforderung zum 
Streik wurde heute der Vorsitzende und 
Leiter des Metallarbeiterverbandes der 
Uhrmacher Naether und die Mechaniker 
Neumann und Gabriel zu 8 bezw. 3 
Tagen Gefängniß verurtheilt. 
Das größte Geschäftshaus der 
Wett, wie es selbst das in dieser Beziehung 
vorbildliche Amerika nicht aufzuweisen hat, 
besitzt Berlin. Das Haus ist an Stelle 
der 21 Häuser in der Kaiser Wilhelm-, 
Rosen- und Neue Friedrichstraße entstanden 
und hat die stattliche Front von 250 Metern. 
Dieser Bau besteht aus Erdgeschoß und 
vier Stockwerken mit je 53 hohen, breiten 
zuni Theil erkerartig angelegten Fenstern. 
24 Fahrstühle und zwar 8 für Personen 
und 16 für Lasten mit elektrischem Betrieb 
sind vorhanden. Der Riesenbau, der ledig- 
lich aus Stein, Eisen und Glas besteht, 
umfaßt zusammen, wie der „Kons." meldet, 
40 in sich abgeschlossene Abtheilungen, die 
nur für Geschäftszwecke bestimmt sind. 
— Von einer gemüthlichen Eisen- 
bahnfahrt erzählt jemand der „Boff. 
Ztg." folgendes hübsche Geschichtchen: „Wir 
fuhren morgens 6.37 mit dem Personen 
zuge, der 6.19 von Brandenburg abgelassen 
wird. Der Zug hielt bis Potsdam ziem- 
chtig die Fahrzeit inne; kurz hinter 
Potsdam aber fing er an, langsamer und 
immer langsamer zu fahren, bis er schließ 
lich vor Zehlendorf ganz still stand. Auf 
Befragen, was denn los sei, wurde uns 
von dem Zugpersonal die Mittheilung — 
daß die Ma sch ine zu sch lech te Kohlen 
habe, die nicht brennen wollen. 
In der That brachte man nach etwa fünf 
Minuten eine Kiepe voll Kohlen und nach 
einigen weiteren Minuten noch eine, und 
iehe da, nach einer kleinen Weile fetzte 
ich die Maschine unter dem Hurrah der 
Fahrgäste wieder in Bewegung. Aber die 
Freude sollte nicht lange dauern, das sahen 
wir sofort ein, denn in immer langsamerem 
Tempo quälte sich der Zug bis kurz vor 
Friedenau, too er denn sanft einschlief. 
Nun dauerte der unfreiwillige Aufenthalt 
länger. Es mußte erst eine neue Maschine 
herbeigeholt werden, und als diese endlich 
da war, wurden wir auf ein anderes Ge- 
leise geschleppt, um dem Schnellzug.: nach 
Brandenburg Platz zu macheit. Wir 
wurden noch von den Fahrgästen der ver- 
schiedenen uns überholenden Vorortzüge 
gehörig angeulkt, und dann endlich ging es
	        
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