schlägt dort allmählich die französische
aus dem Felde. Die Mitglieder einer Ge
meinde errichten auf gemeinsame Kosten
eine Dampsbutterfabrik mit (Zentrifugal
und Eiskühlungsmaschinen; an diese liefern
sie ihre Milch ab und haben an dem Be
triebsertrag ihren Lieferungen gemäß ent-
sprechenden Antheil. In den 1000 Ge
meinden, die Dänemark zählt, finden sich
augenblicklich schon 480 Privatmeiereien
Ebenso erfolgreich wie mit seiner Butter
drang Dänemark auf dem englischen Markte
mit seiner Speckausfuhr durch. Den un-
mittelbaren Anstoß dazu gab Deutschland
mit seinem Schweine-Einfuhrverbot. Früher
sandte uns Dänemark seine Schweine ge
mästet zu; jenes Verbot veranlaßte es,
Antheilsschlächtereien zu errichten, die Thiere
halbgemästet zu tödten und das Fleisch als
„bacon" nach England auszuführen. Auf
40 000 Tonnen ist die Ausfuhr schon ge-
stiegen und kommt sofort nach der Nord-
Amerikas, das bekanntlich im Punkte der
Speck-Erzeugung das Höchste leistet,
giebt auch Antheils-Brauereien, Mühlen
und Zuckerfabriken; daneben verfügt jedes
Dorf über einen selbstverwalieten Konsum
Verein; und schließlich haben die dänischen
Bauern, gleich den Schotten, eigene Ban
ken, in denen sie ihr Geld unter der Ob
Hut eigener Vertrauensmänner hinterlegen.
Das ist gesunde Sozialpolitik und diese
wird noch dadurch erst recht gehoben und
befestigt, daß der dänische Bauer arbeitet
und nicht bis in die Nacht hinein Skat
spielt, um dann am Morgen spät mit
wüsten! Kopf aufzuwachen, unlustig zur
Arbeit.
In Äolding erhängte eine Ehefrau ihre
beiden Kinder und dann sich selbst, weil
ihr Mann mit der eigenen Stieftochter in
einem unerlaubten Verhältniß stand. —
Das dänische Seebad F a n ö wird jetzt
durch eine englische Gesellschaft ausgebaut,
welche eine Million Kronen zur Verfügung
gestellt hat.
Jtaliku.
Aus Palermo wird gemeldet, daß die
furchtbare Hitze viele Unfälle veranlaßt,
die mit dem Tode der betroffenen Per
sonen endigen. Das Thermometer zeigt
dort 35 Grad Reaumur im Schatten;
in anderen Gegenden des südlichen Italiens
zwischen 32 und 34 Grad.
«şraņkrer«.
Paris, 9. Juli. Ein Liebesdrama,
dem zwei blutjunge Leute zu Opfern ge
fallen sind, hat sich in der Rue de Bau-
girard abgespielt. Der 18jährige Zeichner
Henri Häzard hatte seit längerer Zeit mit
der 17 Lenze zählenden Jeanne Monnin
ein Verhältniß angeknüpft, das indessen
wegen des gar zu jugendlichen Alters der
beiden Liebenden nicht die Zustimmung
ihrer Angehörigen fand. Die jungen Leute
kamen trotzdem fortwährend zusammen, was
von den Nachbarn nicht unbemerkt blieb
und den Eltern hinterbracht wurde. Es
folgten lebhafte Auseinandersetzungen, welche
bei den Liebenden den Entschluß reiften,
sich gemeinsam den Tod zu geben.
Man sand sie gestern entseelt in der Woh
nung der Frau Monnin, die einen Aus
flug unternommen hatte. Ein abgeschosse
ner Revolver lag neben dem Paare. Der
junge Mann athmete noch und wurde so
fort nach dem Hospital geschafft, wo man
sollte die betreffende Person damit verfolgt
haben — und wie hatten sie den von
tausend Zufälligkeiten abhängigen späteren
Verlauf der Dinge voraussehen können?
Nein, es war unmöglich, an dieser Ver
muthung festzuhalten, um so mehr, als ja
die thätlichen Angaben des Briefes jetzt so
unzweifelhaft als wahr erwiesen worden
waren. Genau an der Stelle, welche die
namenlose Absenderin bezeichnet hatte, war
der Freiherr von seinem Schicksal ereilt
worden. Und zn keinem anderen Zweck
konnte er sich dorthin begeben haben, als
um Julia's Erscheinen zu erwarten. Was
aber hakte sich vor dem Künstlerpförtchen
zugetragen? Gab es etwa noch einen dritten
Nebenbuhler um Julia's Gunst, der dem
Staatsanwalt aufgelauert hatke, um statt des
betrogenen Bräutigams das Rächeramt zu
übernehmen? War der verhängnißvolle Schuß
die Folge eines Streites gewesen? Oder
halte die Kugel, von der er niedergestreckt
worden war, vielleicht gar nicht ihn, sondern
irgend einem Anderem gegolten, dem er un
glücklicher Weise ähnlich sehen mußte?
Diese und hundert andere Fragen stürmten
auf ihn ein, ohne daß er sich nur eine
einzige befriedigend hätte beantworten können.
Die Ankunft im Justizpalast erst machte
seinem unfruchtbaren Grübeln ein Ende, und
es war ihm nur erwünscht, daß man ihn
nicht erst lange warten ließ, sondern ihn
unverzüglich in das Amtszimmer des Unter
suchungsrichters wies. Es war ein älterer
Herr von freundlichem und wohlwollendem
Aussehen, der da hinter dem grünen Tische
saß. Als Leopold seinen Namen genannt
hatte, drückte er einen schwarzen Schildplatt-
zwlcker ans die glase und betrachtete den
Arzt eine kleine Weile mit sehr aufmerksamem,
forschendem Blick. Dann wandte er sich
nnl einigen geflüsterten Worten zu dem
jungen Menschen, der als Protokollführer
neben ihm saß und deutete mit leichter
Handbcwegung auf einen Stuhl.
(Fortsetzung folgt.)
ihn zu retten hofft; das Mädchen dagegen
war todt. Dasselbe hat ein sehr rühren
des Schreiben an seine Mutter hinterlassen,
in dem es diese um Verzeihung anfleht
und sie bittet, auch dem jungen Manne,
mit dem sie in den Tod gegangen und den
sie innig liebte, vergeben zu wollen; sie
bedauere nicht, aus dem Leben zu scheiden,
da für sie in Folge des Geschwätzes der
Nachbarn das Glück in dieser Welt doch
unmöglich geworden sei. In ähnlichem
Sinne hat auch der junge Mann an seine
Angehörigen geschrieben.
Berlin, 10. Juli. Der „Reichsanzeiger"
meldet die Abberufung des Grafen
Rantzau auf Antrag'von dem Gesandt-
schaftsposten im Haag und die Versetzung
in einstweiligen Ruhestand.
— Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht
heute den vor einiger Zeit in kurzen Grund-
zügen bereits mitgetheilten Gesetzentwurs
über das Anersbenrecht sammt den
Motiven im Wortlaute, der 4 Bogen um-
faßt.
Berlin, 11. Juli. Die amtliche „Berl.
Corr." meldet: In Angelegenheit des
Schutzes der Bauhandwerker gegen
Ausbeutung durch gewissenlose Bauunter-
nehmer hat der Reichskanzler die Bundes-
regierungen im Anschlüsse an die Be
rathungen im Reichsamt des Innern um
entsprechende Mittheilungen und gutacht-
liche Aeußerung ersucht, wie eine Berück-
sichtigung der Wünsche der Bauhandwerker
angängig sei.
Berlin, 9 Juli. Sowohl Dr. Kro-
patschek wie Major Scheibert, die
aus der „Kreuzztg." ausgetreten waren,
treten der „Volkszeitung" zufolge jetzt für
die Zeit der „Suspension" Hammersteins
in die Kreuzzeitung" wieder ein.
— Die Suspendirung des
Frhrn. von Ham wer st ein wird
in der Presse natürlich eifrig besprochen.
Besonders wird beachtet, mit welcher
Geflissentlichkeit jetzt die conservative
Parteileitung von ihm abrückt. Sie ver-
wahrt sich gegenüber Bemerkungen in der
„Köln. Ztg." energisch dagegen, daß er
ein Führer der conservativen Partei ge
wesen sei, und läßt in der „Eons. Corresp."
feststellen, daß er bei der Neuorganisation
des Parteivorstandes nicht wieder gewählt
worden sei. Zugleich wird jede Beziehung
des Vorsitzenden der conservativen Partei
zum Curatorium der „Kreuzzeitung" ab-
gestritten. Diese Auslassungen lassen klar
genug erkennen, daß der Austritt des
Frhrn. von Hammerstein aus der Fraction
kein freiwilliger gewesen ist, sondern mehr
einem Ausschluß gleichkommt.
Einen sehr langen und sehr bitteren
Nachruf widmet ihm die „Köln. Ztg.":
„Mit ihm scheidet (heißt es da) aus 'dem
conservativen Parteileben das gefährlichste
und bedenklichste catilinarische Element,
das die Partei gehabt hat; aber wir
mrchten, daß seine Erbschaft noch lange
Zeit nachwirken wird. Die Verhetzung
der Partei, an der er die Hauptschuld
rrägt, wird auch dann, wenn verständigere
und maßvollere Leute ans Ruder kommen
ollten, nicht sobald wieder gut zu machen
sein, denn die schlechten Instinkte, einmal
gerufen, lassen sich nicht im Handumdrehen
wieder beseitigen. Immerhin wird der
fortwährend zu Haß und Unfrieden an
spornende Antrieb fehlen, denn schlimmer,
als es war, kann es in Zukunft keinesfalls
werden. In der vorläufigen Entfernung
Hammerstein's liegt unseres Erachtens noch
keine Gewähr für die Wiederkehr besserer
Verhältnisse; wohl aber sind wir der An-
icht, daß mit ihm das größte Hinderniß
beseitigt ist, das sich auch bei steigenden
Getreidepreisen einer vollständigen und
maßvolleren Entwickelung der conservativen
Partei entgegenstellte. Früher unter
Hammerstein schien eine Umkehr und Ein
kehr unmöglich; jetzt ist sie wenigstens
denkbar, wenn auch noch nicht in nächster
Zukunft."
Berlin, 10. Juli. Geheimrath Pro-
essor Finkelnburg in Bonn, der in
dem Prozeß Forbes-Mellage eine so her
vorragende Rolle gespielt^ hat, ist ans An
ordnung des Ministers des Innern und
der Medicinalangelegenheiten zur Mit-
Wirkung bei der in großem Umfange be
absichtigten außerordentlichen Revision der
Privatirrenanstalten herangezogen worden.
— Das Sech zehn Millionen-Ge
schenk, das leider nicht ohne Schuld des
Centrums von den Junkern im Abge-
ordnetenhause durchgesetzt ist, wird von
der „Correspondenz für Centrumsblätter"
als eine äußerst bedenkliche und ungerechte
Maßregel verurtheilt. Die Korrespondenz
hält es für den „Gipfel der edlen
Dreistigkeit, die sich in der heutigen
Zeit des rücksichtslosen Jntereffenkampfes
breit macht, daß die Großgrundbesitzer und
reichen Fideikommiß - Inhaber die Klinke
der Gesetzgebung ergreifen, um unter Ver
schiebung des „Bruders Bauer" sich per
sönlich jeder einige Tausende aus dem
Säckel der Steuerzahler schenken zu lassen."
— Als „Zeitungsquatsch" hat der Abg.
Zimmermann die Mittheilung bezeichnet,
daß er bei seiner Kanalsahrt als Diener
einen sehr reichen ehemaligen Hotelbesitzer
Namens Köhler mitgenommen habe. Diese
reizende Bezeichnung des biederen Abgeord-
ueteu trifft aber lewer nicht das Richtige.
Die geistreiche Bemerkung löst sich in eitel
Wind auf. In der „Staatsbürgerzeitung"
wird jetzt zugegeben, daß dieser Köhler in
der That als Diener des Abg. Zimmer-
mann fungirt hat. Zimmermann glaubte
eines Dieners auf der mehrtägigen Reise
nicht entbehren zu können, ist aber dabei
nach der „Staatsbürgerzeitung" nicht vor
sichtig in der Wahl gewesen. Herr Köhler
hatte leider nach 24 Stunden bereits die
Dienergeschäfte satt, fuhr nach
Hause und überließ den Abg. Zimmer-
mann seinem Schicksal. — Vielleicht war
dem „Diener Köhler" die Sache etwas zu
kostspielig.
In der Chloroform Narkose sind
gestern in Berlin wieder einmal zwei Per
sonen anläßlich einer Operation gestorben
In beiden Fällen wird angenommen, daß
Herzlähmung eintrat.
— Verschwunden ist seit dem 1. Juli
der „Bankier" Albert Richter. Er
betrieb in der Metzer Straße 19 eine
Hemdenfabrik, dann miethete er Alexander
straße 54 im ersten Stockwerke größere
Räumlichkeiten, in denen er unter der
Firma „Norske Kreditbank" ein Bank-
institut eröffnete. Der Name sollte Kunden
anlocken, die der Ansicht waren, daß es
sich hier um ein Zweiggeschäft des gleich
namigen bekanntenGeldinstitutsinChristiania
handelte. Vor allem mußten die Bureaus
der „Norske Kreditbank" würdig ausge-
stattet werden, und es gelang R. auch,
die Einrichtung dazu zu erhalten. Eine
Tischlerfirma lieferte für das neue Unter-
nehmen für 800 Mk., ein Maler für
250 Mk. (Firmenschilder), ein Möbelhänd-
ler für 1000 Mk.- ein Teppichhändler für
300 Mk., eine Druckerei für 200 Mk.
Waare, und alle diese Lieferanten sollten
Anfang Juli ihr Geld erhalten. Eine
einzige Zeitungsanzeige genügte, um das
für den Bankbetrieb erforderliche Personal
zu erlangen. R. verpflichtete zum 1. Juli
12 Damen zum Adressenschreiben, zwei
Buchhalter und einen Kassenboten, zum
15. Juli vierzehn Buchhalter und zun,
1. August noch weiteres Personal. Am
1 Juli 8 Uhr früh wurde denn auch die
Norske Kreditbank eröffnet, und die Damen
wurden sofort mit dem Schreiben von
Briefen zur Erwerbung von Kunden be-
schästigt, während die Buchhalter mit der
Einrichtung und Liniirung von Geschäfts
büchern zu thun hatten. Die in Er
mangelung von Porto nicht zur Absendung
gelangte Geschäftsanzeige hatte folgenden
Inhalt: „Die Norske Kreditbank gewährt
Gelddarlehen in beliebiger Höhe zu gesetz-
lich erlaubten Zinsen — 1 pCt. Provision
und 1 Mk. sür Auskunft — an höhere
Militärs, aktiveStaatsbeamte der preußischen
Monarchie, sowie an jeden solventen Bür
ger der Stadt Berlin. Auf Grundstücke
gewähren bis 2 / 3 pCt. der Feuerkasse je
nach Lage u. s. w." Am 1. Juli Abends
bereits trat oer „Chef" eine Geschäftsreise
an, von der er bis zun, heutigen Tage
noch nicht zurückgekehrt ist; in den Bureaus
„arbeitete" man noch bis Sonnabend,
dann aber wurde man mißtrauisch, man
erbrach die Thür des Privatkvntors und
fand den übrigens noch unbezahlten Arn-
heim offenstehend, seine Fächer leer, vor.
Der Chef hatte die gesammten eingezahlten
Kautionen seines Personals, soweit bis
jetzt festgestellt ist, mindestens 3000 Mk.
mit sich genommen. Die Angelegenheit
wurde der Polizei gemeldet, die die Räume
der „Bank" bereits geschlossen hat. Bei
einer Durchsuchung wurden 2000 gedruckte
Kautionsformulare sowie 80 nach' Abreise
des Chefs eingelaufene (Offerten von
Stellungsuchenden vorgefunden, in denen
etwa 8000 Mk. Kautionen angeboten waren
Welchen Umfang diese Schwindeleien ge
habt haben dürften, beweist der Umstand
daß Richter einen Kassenboten zum 15. Juli
verpflichtet hatte, der bei einem Monats
gehalt von 180 Mk. 3000 Mk. Kaution
stellen sollte. Der Kassenbote tvar bereits
im Begriff, diese Summe zu erlegen, als
er noch im letzten Augenblick gewann wurde.
— Auf der Bühne wahnsinnig ge
worden. Von einem tragischen Schicksal
ist der erste jugendliche Liebhaber und Held
des Berliner Nationaltheaters Herr Carl
Wesselski betroffen worden. Am Freitag-
Abend uiurde im Nationaltheater das
ensations-Drama „Im Irrenhause" ge
geben, und in diesem Stück war Herr Carl
Wesselski hervorragend beschäftigt; er gab
einen jener Unglücklichen, die im Irren
hause gewaltsam festgehalten werden. Eben
sollte das vorletzte Bild gegeben werden,
und bei heruntergelassenen Vorhang machte
der Jnspicient die Runde, um sich zu
überzeugen, ob auch alles am Platze sei.
Da bemerkte er mitten auf der Bühne
eine Person lang hingestreckt aus dem
Fußboden liegend, von krampfhaften
Zuckungen gepeinigt. Der Jnspicient er-
kannte in dem Kranken Herrn Wesselski,
den er nun aufrichtete. Stieren Blickes
schaute Herr Wesselski sich uni, und indeni
er abwehrende Geberden machte, rief er
fortwährend die Worte seiner Rolle: „Ich
bin nicht irrsinnig, gebt mir mein Geld
wieder!" Anfänglich glaubte man, daß
der Schauspieler sich einen schlechten Scherz
erlaubt habe, da er aber immer mehr
tobte und nicht zu beruhigen war, )o
tvurde ein Arzt von der nächsten Unfall
station herbeigeholt, der den Patienten
nach dem städtischen Krankenhause Friedrichs
Hain überführen ließ. — Hier verfiel
Wesselski in Tobsucht, und es ist leider
wenig Aussicht vorhanden, daß er wieder
genesen wird, denn unterdessen ist bekannt
geworden, daß der Schauspieler bereits
vor drei Monaten einen ähnlichen Anfall
zu überstehen hatte. Der so plötzlich er
krankte Künstler ist ein Wiener von Geburt
und jetzt 38 Jahre alt. Er wurde von
Laube entdeckt und an's Burgtheater
engagirt; später wurde Wesselski, der mit
der Tochter eines reichen Grundbesitzers
verheirathet war, vom Director Pollini
nach Hamburg berufen. In Hamburg
lockerte sich das Band der Ehe, und beide
Gatten gingen auseinander; Wesselski ver
fiel dem Trünke. Eine Zeit lang trieb
er sich an kleinen Wanderschmieren umher
bis sich Director Samst des hoffnungs
vollen Künstlers annahm.
In den Armen seines N a ch f o l-
gers gestorben ist gestern der Wirth
des Cöpenicker Schützenhauses. Ueber den
Vorfall wird geschrieben: Der Päch
ter des Schützenhauses, Herr August Wolff
der noch die kürzlich stattgefundene Jubel
feier der Coepenicker Gilde fröhlich mitge
macht hat, beabsichtigte, sich von der Stätte
eines Wirkens zurückzuziehen. W. hatte
einen Nachfolger gefunden, mit dem er sich
gestern Mittag zum Notar begab, um dort
den Kauf abzuschließen. Als Alles erledigt
war, verließen die beiden Männer das
Bureau des Notars und begaben sich auf
den Heimweg. Auf der Straße angelangt,
machte W. einige taumelnde Bewegungen,
dann ergoß sich ein Blutstrom aus seinem
Munde. Sein Begleiter fing ihn auf,
doch er hatte bereits eine Leiche in seinen
Armen. Der Verstorbene hatte das Schü
: zenhaus drei Jahre lang verwaltet. Er
hinterläßt eine Frau mit fünf Kindern,
die zum Theil in noch sehr jugendlichem
Alter stehen.
>ln, 10. Juli. Prinz Georg von
Preußen, der Protector des Kölner
Gesangvereins „Kölner Liederkranz", hat
gestern im Hotel du Nord den Präsidenten
des Vereins, Lehrer Albert Urbach, und
drei Vorstandsmitglieder in längerer
Audienz empfangen. Heute Vormittag fuhr
Prinz Georg von Preußen zunächst nach
Ehrenbreitstein und Coblenz, von wo er
ich morgen zur Kur nach Ems begeben wird.
— lieber die Entfremdung z w i-
ch e n dem Kaiser und dem Für
tenBismarck bringt die „Köln. Bolks-
ztg." in einen, gegen die „Hamb. Nachr."
gerichteten Artikel einige interessante Mit
theilungen. Sie ist der Ansicht, daß zu
der Entlassung des Fürsten Bismarck die
Rechtskonservativen durch ihre Hofoerbin
dungen beigetragen hätten. Es handelte
ich zunächst um die sozialpolitischen Er
lasse, bei denen auch dem Grafen Walder-
'ee ein Antheil zuzuschreiben sei. Allge
mein politisch ging die Richtung aber gegen
den Fürsten Bismarck und gegen
den gouvernementalen v. H e l l d o r f f
zugleich. „Es erfolgte der Bruch, welcher
am 26. Jan. v. I. durch eine Versöhnung
halb zugekleistert wurde. Der diesjährige
Mairegen hat den Kleister wieder aufge
löst. Auch das kann keinen Kenner Bis
marck's verwundern. Er hat nicht ver
gessen, wie Lasker ihn geärgert, wie
Windthorst ihn bekämpft, noch viel weniger
wird er vergessen und vergeben, was der
Hos ihm angethan hat. Wenn ein anti-
Pinitisches Dresdener Blatt andeutet, als
ob der Kriegsminister Bronsart v. Schel
lendorf ihm einen ungnädigen Beseht des
Kaisers ausgerichtet, und Fürst Bismarck
darauf seine bekannte Oppositionsrede an
den Bund der Landwirthe gehalten hat,
'o ist das unzutreffend. Der Kriegsminister
hat dem Fürsten weder einen Tadel aus
gerichtet, noch dazu Auftrag gehabt. Es
mag sein, daß im Gespräch beiläufig er
örtert wurde — was aber ja schon aus
den Zeitungen bekannt war — die Aeuße
rangen des Fürsten über den Herzog
Friedrich von Schleswig-Holstein-Sonder-
burg-Augustenburg hätten verstimmt, jeden
falls hat aber schon damals und auch bei
andern Gelegenheiten Fürst Bismarck seiner
Unzufriedenheit über den Hof in weit
höherm und drastischerm Maße Ausdruck
gegeben, als das eventuell umgekehrt ge-
schehen ist. Wer des Altreichskanzlers
Temperament kennt, wird keinen Augenblick
im Zweifel sein, daß er der A n g r e i-
er ist. Er ist des trockenen Tones
schon lange satt und wird auch nicht
eher zufrieden sein, bis der Kaiser ihm
entweder den Reichskanzlerposten von
Neuem angeboten oder ihn für seine Amts-
Entlassung öffentlich um Verzeihung ge
beten haben wird. Ihn „brennt die alte
Wunde", und am Abend seines Lebens
will er noch den schwersten Waffengang
machen, den mit seinem Souverain."
Bei einem Scheiben wettschießen
Beneschau in Overschlesien zwischen dem
Rentmeister Wetekamp, dem Mühlenbesitzer
Luschek und den, Förster Petrzik wurde
Lutschek erschossen. Er hinterläßt eine
Wittwe und vier Kinder.
Arolsen, 10. Juli. R e i ch s t a g s e r-
a tz w a h l. Bis gestern Abeuo 11 '/■,
Uhr wurden gezählt: für Boucher (nat.-
lib.) 2492, für Müller (Bund der Land
wirthe) 3452, für Schücking (freis.f 1778
und für Garbe (Soc.-Dem.) 703 Stimmen.
Es ist Stichwahl zwischen den ersten Beiden
erforderlich.
Aus Stuttgart wird uns berichtet: Der
Neckaremser Mord übte bei der Verhand
lung vor dem Stuttgarter Schwurgericht
eine ganz außerordentliche Anziehungskraft,
insbesondere auf das schwächere Geschlecht.
Sticht nur daß Frauen jeden Alters und
Standes Tag für Tag stundenlang in
Hitze und Gedränge aushielten, eine junge
Frau ließ sich sogar täglich ihren jüngsten ì
Sprößling in den Justizpalast
bringen, um ihn während der Mittags
pause zu stillen!
In Hüssenhardt wurde der evangelische
Dekan Einwächter sowie der Kirchenrechner
wegen Unterschlagung von Stiftungsgeldern
verhaftet. Die Unterschlagungen sollen bis
in die 80 Jahre zurückreichen und sich über
20,000 M belaufen.
Im anhaltischen Ort Pötnitz ist der
jedenfalls sehr seltene Fall vorgekommen,
daß bei Ausschüttung einer Conkurs-
masse nicht nur alle Gläubiger voll be
ledigt worden sind», daß Gerichts- und
Anwaltskosten bezahlt wurden, sondern
daß auch noch ein nicht unerheblicher Be
trag übrig blieb. Der Conkurs wurde
einer Zeit über die Hinterlassenschaft eines
Verstorbenen eröffnet; die nächsten Erben
hatten wenig Vertrauen zu der Erbschaft
und wollten sie nicht antreten, Nachdem
die Sache sich nun günstiger gestellt hat,
der st
gesterr
Dr. ü
Assess-
Vision
besont
auf di
erstreb
In
ragt es sich, was aus dem Ueberschuß der
Conkursmasie wird, denn die Erben haben
verzichtet. Da wird sich der Fiscus in's
Fäustchen lachen.
Lübeck, 8. Juli. Die Deutsch-Nordische
Handels- und Industrie-Ausstellung zu
Lübeck charakterisirt sich durch die zahlreiche
Betheiligung der Industriellen Deutschlands
und der ^nordischen Länder Finnland,
Rußland, Schweden, Norwegen und Däne
mark. Das zweite hervorzuhebende Moment
ist die bisher in Deutschland unerreichte
Größe der Ausstellung, zu der zum Wett
bewerb in der Hauptausstellungs- und
Maschinenhalle, sowie in der land- und
sirstwirthschaftlichen Ausstellung ca. 2000
Firmen mit ihren Erzeugnissen sich stellten.
Der Ausstellung von Frauenarbeiten ist
besondere Berücksichtigung geschenkt, wie
nicht minder der Weinhandel und das
Brauereigewerbe zur hervorragenden Gel
tung gekommen ist. Hervorragend ist auch
die Marine- svivie die Kolonial-Ausstellung,
welche in eigens den besonderen Zwecken
angepaßten Ausstellungs-Gebäuden unterge
bracht sind. Reizende Restaurants,
Pavillons und Verkaufstempel verschönern
die mit vielen Thürmen, Kuppeln und
Zinnen geschniückten, einheitlich gestalteten
Ausstellungsräume. Der Volksbelustigung
ist ein breiter Raum auf einem großen
Terrain gewährt. Concert rühmlichst be
kannter Militärkapellen wechseln täglich
mit der aus 63 Mann bestehenden Aus
stellungskapelle; ein VariotS-Theater, noch
nie gesehene brillante Land- wie Wasser-
Feuerwerke, der Luftschiffer F. Klünder mit
dem Ballon „Excelsior", das Rheindiorama
und vieles andere in reichster Abwechselung
wird zur Unterhaltung des Publikums ge
boten. So kann ein Ausflug nach Lübeck
zur Ausstellung mit vollem Recht empfohlen
werden.
Die Entschädigungssumme für den Har-
bnrgcr Petroleum-Brand sind jetzt festge-
tellt und gezahlt. Der Betrag beziffert
kch auf 1 115 000 Mk. Die Zollver-
waltung hat auf die Erhebung des Zoll
betrages von ca. 500 000 Mk. verzichtet.
Eine hochherzige That vollführte ein
lunger Geistlicher, Hülfsprediger Dr.
Jenisch von der Katharinenkirche in Ham
burg. Auf einem Spaziergange kam er
in dem Augenblick au einen tiefen Kanal
im Borort Hammerbrook, als eben ein
7jähriges Mädchen im Wasser mit dem
Tode rang, ohne daß es jemand von den
händeringenden Passanten gewagt hätte,
dem Kinde Hülfe zu bringen. Der Geist
liche sprang kurz entschlossen ins Wasser,
erreichte nach mehreren vergeblichen Ver
liehen das Kind und brachte es schwimmend
ans Ufer.
BrovrnzielleS
Altona, 9. Juli. Bekanntlich hat die
Militärbehörde den Soldaten
der Garnisonen von Altona und Hamburg
den Besuch verschiedener Tanz
oka l e verboten, in denen Seitens
der sozialdemokratischen Partei Maifeierlich
keiten abgehalten wurden. Die Betreffen
den haben sich, unterstützt durch Eingabe«
verschiedener Kriegervereine, an die Kom
mandantur mit der Bitte um Zurücknahme
des Verbots gewendet. Dieser Tage ist
ihnen ein von dem Stadtkommandanten
Generalmajor v. Schleinitz unterzeichnetes
Schreiben zugegangen, in welchem sie auf
gefordert werden, in mehreren näher be
zeichneten Zeitungen öffentlich zu erklären,
daß sie ihr Etablissement fernerhin nicht
sir sozialdemokratische Parteizwecke her
geben tverden. Sollte die Erklärung nicht
erfolgen, so würde aus weitere Eingabe«
keine Antwort ertheilt. Die Betreffenden
oeigern sich, die geforderte Erklärung zu
rlasseu.
Altona, 9. Juli Die Jrrenpflege-An-
stalt in der Norberstraße unter Leitung
Temp
gestiftļ
Fle
str ei
von d
dem i
sellen
stattge
der 's,
müsser
weiter
innunc
Arbeit
bei Rl
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verlau
sicher
wende:
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