Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

auch in vielen Landkreisen. Aeußerst gering 
war die Zunahme in den Kreisen Eiderstedt 
und Norderdithmarschen. Eine Abnahme 
fand nur statt im Landkreise Kiel und im 
Kreise Süderdithmarschen. Gleichlaufend 
mit den Staatssteuern wuchsen auch die 
Provinzialsteuern. Sie betrugen: 
1893/94 1894/95 
Kreis Altona 133 343,59*4 148 770,46*4 
„ Apenrade 17 203,56 „ 20 008 91 „ 
Eckernförde 33 228,35 „ 36 973,67 „ 
Eiderstedt 27 862,85 „ 30 169,13 „ 
„ Flensburg, St 31781,01 „ 36 816,34,, 
„ Flensburg, L. 25 612,01,, 28190,79,, 
„ Hadersleben 42 229,37 „ 46 836,84 „ 
„ Husum 32 655,14 „ 35 679,02 „ 
„ Kiel, Stadt 67 521,13 „ 92 646,47 „ 
„ Kiel, Land 35 746,34 „ 38 270,78 „ 
„ Norder 
dithmarschen 36 430,24 „ 39 297,72 „ 
„ Oldenburg 46 480,11 „ 51397,24 „ 
„ Pinneberg 50 547,47 „ 56 971,68 „ 
Plön 41587,59 „ 47 257,76 „ 
!, Rendsburg 30 012.68,, 33 962,06,, 
„ Schleswig 41150,27 „ 48 000,o< „ 
Seaeberg 24 868,17 „ 27 138,11 „ 
Sonderburg 25 933,79 „ 29 348,21 „ 
„ Steinburg 57 383,51 „ 67 209,78 „ 
„A Stormarn 59 812,64 „ 67 323,74 „ 
Süder 
dithmarschen 40 962,05 „ " 
„ Tondern 40 648,13 „ 4i 188,68 „ 
943 000,— M. 1073 400,— M. 
(Erhebung einer Tanzabgabe von 
einer Hochzeitsgesellschaft.) Im 
Lokale des Gastwirths W. zu Altona fand 
am 22. September 1894 eine Hochzeits- 
seier statt. Dieselbe begann um 6'/ 2 Uhr 
Abends mit der Trauung des Brautpaares 
durch den Geistlichen, dann wurde den 
Hochzeitsgästen Kaffee gereicht und um 10 
Uhr fand das Hochzeitsmahl statt. Zwischen 
dem Kaffee und dem Hochzeitsmahl amüsirte 
sich die Hochzeitsgesellschaft, welche aus 25 
Personen bestand, mit Vorträgen und 
Tanzen. Nun bestimmt das Regulativ, 
betreffend die Erhebung einer städtischen 
Abgabe für Lustbarkeiten vom 20. November 
1884 in K 2, daß Tanzvergnügungen von 
Privatgesellschaften, die in öffentlichen 
Lokalen abgehalten werden, als öffentliche 
anzusehen sind, für welche die im 8 1 
verzeichnete städtische Abgabe zu entrichten 
und der Gastwirth, der sein Lokal zu dem 
Tanzvergnügen hergegeben hat, hastbar ist 
(§ 3 a. a. £).). Auf Grund dieser Be 
stimmungen zog der Magistrat in Altona 
den W. bezüglich des Tanzens der Hochzeits 
gäste, welches er als eine Tanzlustbarkeit 
einer Privatgesellschaft ansah, zu einer 
Abgabe von 15 Mk. heran. Nach frucht 
losem Einspruch klagte W. auf Freisprechung 
von der Abgabe, weil an der Hochzeitsfeier 
und daher auch an dem Tanzen nur ein 
geladene Hochzeitsgäste theilgenommen haben, 
auf ein solches Tanzvergnügen aber sich 
das Steuerregulativ nicht beziehe, welches 
nur bezwecke, diejenigen Tanzlustbarkeiten 
zu besteuern, die, um eine Gelegenheit zum 
Tanzen zu geben, veranstaltet werden. 
Der Bezirksausschuß zu Schleswig erkannte 
am 13. Mai 1895 auf Klageabweifung 
auf Grund der Erwägung, daß nach dem 
Regulativ qu. auch Privatfestlichkeiten 
in öffentlichen Lokalen der Lustbarkeits 
abgabe unterliegen. Auf die Revision des 
Klägers bestätigte das Oberverwaltungs 
gericht (III. Sen.) am 16. October 1895 
die Vorentscheidung. 
Der Inhaber »einer großen Export 
schlachterei in Altona hat dem dortigen 
Magistrat das Anerbieten gemacht, unter 
näher zu vereinbarenden Bedingungen am 
seine Kosten ein öffentliches Schlachthaus 
für Altona zu errichten. 
Mit Rücksicht auf die ausgedehnte und 
segensreiche Thätigkeit der Bielefelder An 
stalten hat der Oberpräsident in Schleswig 
auch für dieses Jahr wieder gestattet, zu 
Gunsten derselben eine Haussammlung in 
unserer Provinz vorzunehmen. Das kleine 
Flugblatt, welches vertheilt wird, giebt 
Kunde davon, in wie großartiger und 
mannigfaltiger Weise in jenen Anstalten 
das menschliche Elend bekämpft wird, die 
Leidenden gepflegt und geheilt, die Schwachen 
unterstützt werden; 155 solcher Bedauerns 
werthen sind aus unserer Provinz dort 
untergebracht. 
Der Hofbesitzer Johann Thießen in 
Wclmbüttel bei Tellingstedt verkaufte in 
diesen Tagen seinen als besten des Kreises 
Norderdithmarschen gekörten Hengst an das 
herzoglich anhaltsche Gestüt für die hohe 
Summe von 14 000 Mk. Derselbe ist 
hannoverscher Abstammung. 
Kreis Haderslcben, 22. Oct. (F. N ) 
Wiederum sind die Gemüther in hiesiger 
Gegend wegen Unterschlagung von 
Sparkassengeldern in Aufregung ge 
bracht worden. Diesmal sind die Unter- 
chlagungen in Schott bürg bei der von 
der Gemeinde Schottburg garantirten 
Sparkasse vorgekommen. Ueber die Höhe 
der unterschlagenen Summe ist bis jetzt 
noch nichts Bestimmtes bekannt geworden 
und werden ganz verschiedene Summen 
genannt. 
Die Kreissteuer des Kreises Tondern 
oll für das laufende Jahr in der bis 
herigen Weise, jedoch wie jetzt mitgetheilt 
wird, nach einem höheren Prozentsätze er 
hoben werden, weil dem Kreise für den 
Ausfall der Vergütung nach der lexHuene 
von ca. 125000 Mk. kein genügendes 
Aeguivalent geboten sein soll. 
Tondern, 24. Oct. Aus der Karrharde 
wird der „Tond. Ztg." geschrieben: Wenn 
wir Nachts Frost gehabt haben, kann man 
am frühen Morgen in unserer Gegend 
ein seltenes Naturschauspiel genießen; wir 
haben dann nämlich die Erscheinung einer 
Fata morgana. Durch die eigenartige 
Luftbeschaffenheit wird der Horizont nach 
dem Norden und Nordosten derart er 
weitert, daß man dort Wälder und viele 
Dörfer sieht. Wie schon in früheren Iahen 
so beobachteten wir diese Erscheinung auch 
wieder bei den letzten Nachtfrösten. 
Husum, 21. Oct. Am Sonnabend fand 
hier eine Versammlung der Innung? 
Vertreter und der Direktion des Handwerker 
Vereins statt, in der über die Beschaffung 
von Mitteln zur Gründung eines L ehr - 
l i n g s h e i m s verhandelt wurde. Der 
Kreisausschuß hat bekanntlich die Bewilli 
gung solcher Mittel abgelehnt, und zwar 
mit der Motivirung, daß dem Kreise keine 
Gelder für Handwerker- bezw. Jnnungs- 
bestrebungen zur Verfügung ständen, und 
den Antragstellern den Vorschlag gemacht, 
sich zunächst mit einem ähnlichen Gesuch 
an die Stadtvertretung zu wenden Es 
wurde jetzt beschlossen, an die Königliche 
Regierung unter Mittheilung der Ablehnung 
des Kreisausschusfes ein bezügliches Gesuch 
zu richten. Sollte auch diese einen abschlä- 
gigen Bescheid ertheilen, so wird die ganze 
Angelegenheit wenigstens vorläufig als 
gescheitert anzusehen sein. 
Im Badeort Westerland soll.ein großes, 
vierstöckiges Krankenhaus erbaut werden, 
ferner wird das vor zwei Jahren abge 
brannte Kurhaus neu aufgeführt und end 
lich soll eine katholische Kapelle dort er 
baut werden. 
Vermischtes. 
— Ein Abenteuer mit einem rasenden 
Büffel erzählt der Afrikareisende Lieutenant 
Bronsart von Schellendorff in einem der 
neuesten Hefte der illustrirten Zeitschrift 
„Für alle Welt": „Ich hatte mich mit 
mehreren Negern und einem Führer auf 
die Büffeljagd begeben und es war mir 
gelungen, mich ziemlich nahe an eine 
Heerde anzupürschen. Das Stück, das ich 
mir ausersehen hatte, brach im Feuer zu 
sammen, wurde aber gleich wieder hoch 
und mit der Heerde flüchtig, um später 
aufs Neue niederzusinken. Während . der 
Verfolgung gelang es mir, noch einen 
Schuß auf einen starken Bullen anzubringen, 
der, anscheinend waidwund, mit den Hinter 
läufen zusammenbrach. Die Hitze war so 
groß, daß man nicht sicher zielen konnte, 
denn in der flimmernden Luft schienen 
Visir und Korn zu zittern und zu 
limmern. Aus diesem Grunde mag mein 
nit aller Ruhe abgegebener Fangschuß 
ehlgegangen sein. Der Büffel trollte noch 
ein Stück weiter, und verschwand im 
hohen Grase, weit ab von der Stelle, wo 
der andere sich schon lange niedergethan 
hatte. Ich beschloß zu warten. Nach 
etwa 2—3 Stunden ging ich nach jener 
Stelle hin, wo der zuerst angeschossene 
Büffel lag — er war verendet. Aus 
meiner Jägerfreude wurde ich aber Plötz 
lich durch wüthendes Schnauben hinter 
mir aufgeschreckt, ich drehe mich um und 
tehe vor dem heranstürmenden Büffel, den 
ich weit ab an einer anderen Stelle im 
Schweißbett glaubte. Mit der Kraft, die 
Todesangst und Schreck verleiht, . sprang 
:ä) mit einem Riesensatz zur Seite und 
erhebe das Gewehr, um mich durch einen 
Schuß zu retten. Der Büffel ist mir 
aber zu nahe, steht dicht vor mir und 
senkt das Gehörn. Ich trete noch einen 
Schritt zurück, stolpere, gerade, als ich 
gegen die breite Stirn abdrücke, falle — 
und in demselben Moment sühle ich den 
heißen Athem des Bullen, höre sein 
Schnauben unter mir. Das Gehörn schiebt 
sich zwischen meinen Beinen hindurch unter 
ven Rücken, ich fühle mich mit einem jähen 
Ruck gehoben und fliege durch die Lust. 
Ich hatte das Gefühl, als ob ein greller 
Blitz meine Augen, mein Gehirn durchfuhr, 
aber schon lag ich wieder am Boden und 
2 Schritt neben mir stampft der Bulle 
auf mich zu, daß ich den Erdboden unter 
mir zittern fühle. Erheben kann ich mich 
nicht schnell genug, ich suche mich rück 
wärts fort zu schieben und will in der 
Verzweiflung mit den Füßen nach dem 
Kopf des Büffels treten, dessen Huf schon 
meine Hand gestreift hat, die heftig blutet. 
Ich glaubte nicht mehr an eine Rettung, 
da macht der Bulle plötzlich Kehrt und 
trabt, hinten immer einknickend, der Stelle 
zu, an der er vorhin gelegen. Jetzt galts I 
Mein Schuß, den ich ihm jetzt nachsandte, 
saß hinter dem Gehörn im Hals, und mit 
dumpfem Gebrüll sank das gewaltige Thier 
in sich zusammen. Aber auch ich wurde 
ohnmächtig, denn er hatte mir, als er mich 
in die Luft sandte, eine lange Wunde am 
Oberschenkel beigebracht, zu deren Heilung 
ich wohl ein Vierteljahr gebraucht habe." 
— Fatal. „Pech ! Hat mir der Onkel 
versprochen, daß er meinem Erstgeborenen 
an jedem Geburtstage 100 Mk. geben 
wird und jetzt kommt der Junge am 29. 
Februar zur Welt!"
	        
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