Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

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Ş IweitesBlàWê 
Aendsburger 
Wochenblatt. 
Ausland. 
A»tzere«ropäische Gebiete. 
Ueber einan Giftmordprozeß wird der 
„Deutschen Afrika-Post“ ans der chilenischen 
Hauptstadt Santiago geschrieben: Der seit 
zehn Jahren hier lebende deutsche Kauf 
mann Karl Schönherr hatte sich vor drei 
Jahren mit einer Spanierin Namens 
Juanita Nunnez verheirathet. Juanita 
nahm ihre 15jährige einzige Schwester 
Mercedes zu sich, trotzdem sie innerlich 
gegen sie einen gewissen Haß hegte; hatte 
doch deren Geburt der heißgeliebten Mutter 
das Leben gekostet. Mercedes hatte sich 
recht bald die Liebe des aus der ersten 
Ehe ihres Schwagers stammenden Söhn- 
chens Karl erworben und war im Hause, 
ja überall wegen ihres sanften, guten 
Characters beliebt. Juanita, die ihren 
Gatten abgöttisch liebte, wurde trotz der 
Geburt eines Knaben von einer unmoti- 
virten Eifersucht geplagt und trachtete da 
nach, ihre Schwester aus dem Hause zu 
bringen; sie stieß jedoch damit auf den 
hartnäckigsten Widerstand ihres Gatten 
Am 12. Februar d. I. starben plötzlich 
und unter krampfartigen Erscheinungen die 
beiden Stiefbrüderchen, und nach dem Be- 
gräbniß derselben verließ Mercedes das 
Haus ihres Schwagers und zog zu 
ihrer Tante, Frau Figuerra. Nach ca 
Wochen tauchten Gerüchte auf, die beiden 
Kinder Schönherr's seien vergiftet worden 
Juanita nährte diese Meinung und be 
zichtigte dann ihre eigene Schwester des 
Gistmordes. Mercedes wurde denn auch 
verhaftet, und nachdem man in ihrem 
früher innegehabten Wohnzimmer, in dem 
verschlossenen- Schreibtisch ein Päckchen 
Arsenik gesunden, wurde das Haupt-Ver 
fahren eröffnet. Mercedes betheuerte ihre 
Unschuld und erklärte in der Verhandlung, 
daß ilicht sie, sondern ihre Schwester an 
dem Tode der Kinder schuld sei, jedoch 
habe Juanita nicht diese, sondern sie selbst 
vergiften wollen, um sie ein für allemal 
zu beseitigen. Durch einen unglücklichen 
Zufall sei die für sie bestimmte und von 
Juanita zubereitete Tasse mit dem ver 
gifteten Kaffee von den Kindern getrunken 
worden. Sie habe am Todtenbette der 
Kinder ihrer Schwester Juanita deren 
Verbrechen offen ins Gesicht gesagt und 
sei dann, um sich vor weiteren Anschlägen 
zu reiten, zu ihrer Tante geflüchtet. Juanita 
erklärte diese Aussage für eine Lüge, und 
der Staatsanwalt beantragte die Todes 
strafe. Im letzten Moment machte der 
Vertheidiger eine wichtige Entdeckung. Die 
Umhüllung, in welcher das Gift bei seiner 
Auffindung steckte, bestand aus einem Stück 
Papier der Zeitung „La Epoca“ und wies 
das Datum vom 5. März cr. auf. Mer 
cedes sei aber, wie erwiesen, nach dem 
15. Februar nie mehr in das Haus ihres 
Schwagers, viel weniger in ihr ehemaliges 
Zimmer in demselben gekommen, folglich 
müsse das Gift von einer anderen Person 
und zwar erst nach dem Erscheinen jener 
Nummer, also nach dem 5. März, in den 
Schreibtisch der Angeklagten gelegt worden 
sein. Mercedes Nunnez wurde daraufhin 
freigesprochen und die Verhaftung der Frau 
Juanita Schönherr verfügt; ehe diese aber 
erfolgen konnte, hatte die entlarvte Gift- 
mischerin unter Hinterlassung eines um- 
fassenden brieflichen Geständnisses sich er 
hängt. Mercedes verließ das Gefängniß 
als Verlobte ihres Vertheidigers, eines 
Deutschen Namens Harry Große. 
Die Sucht, in kleinen Booten über 
den Ocean zu fahren, scheint_ unter den 
Seeleuten in der Zunahme begriffen. Wenn 
der Versuch auch hier und da einem Wag. 
halse glückt, so endet die Sache doch in den 
wenigsten Fällen glücklich. So ist am 13. 
Juni d. I. ein Amerikaner, Robert Me 
Callum, in einem 19 Fuß langen Boote 
von New-York nach Queenstown abgesegelt, 
ohne bis jetzt sein Ziel erreicht zu haben. 
Nach der inzwischen verflossenen Zeit muß 
man annehmen, daß dem Waghalse ein 
Unglück zugestoßen ist. Er glaubte Queens 
town in vierzehn Tagen erreichen zu können, 
aber als diese Frist verstrichen, hatte er 
erst 994 Meilen oder kaum den dritten 
Theil des Weges zurückgelegt. Damals 
traf ihn der deutsche Dampfer „Taormina". 
Seit der Zeit hat man weder von dem 
Boote noch von seinem Insassen etwas 
wieder gehört. Das Boot war für 60 
Tage ausgerüstet, und das einzige lebende 
Wesen außer seinem Führer war ein schotti- 
. scher Terrier. Mc Callum war 19 Jahre 
alt und hat die Fahrt infolge einer Wette 
unternommen. 
Oesterreich-Ungar». 
Vor dem Bozner Kreisgerichte hatte sich 
vor einigen Tagen die ehrsame 52jührige 
Jungfrau Magdalena Steidl aus Vier 
schach wegen Vergehens gegen die öffentliche 
Ruhe und Ordnung zu verantworten. Als 
nämlich am Mariä Himmelfahrtstage der 
Pfarrer von Vierschach die feierliche Vesper 
abhielt und auf dem Betstuhl niederkniete, 
glitt er aus und fand zu seiner Entrüstung 
den Betstuhl mit — Sauerkraut bestreut. 
Gleichzeitig entdeckte aber auch der Küster, 
daß auf der Balustrade der Predigerkanzel 
Sauerkraut aufgestreut >var und auf dein 
Chor entstand Unruhe, denn auch dort war 
Kraut aufgeschichtet. Die Andacht und Ruhe 
der Kirchenbesucher wurde durch diesen 
Zwischenfall bedenklich gestört, denn der 
Küster mußte erst ein Tuch voll Sauerkraut 
ivegschaffen und der Pfarrer seine Kleider 
reinigen, bevor die Messe zu Ende geführt 
werden tonnte. Als die Frevlerin wurde 
die ob ihrer Frömmigkeit und als eifrige 
irchenbesncherin bekannte, ihres „bösen 
Maules" wegen gefürchtete Magdalena 
leidl ausgeforscht und sie gestand ohne 
weiteres zu, das Sauerkraut ausgestreut 
zu haben, um dem Pfarrer ein Schnippchen 
zu schlagen und sich an ihm zu rächen, 
denn er habe in seiner letzten Predigt 
alle alten Jungfrauen beleidigt. 
Dem Kirchenchor wollte sie ebenfalls ihren 
Unwillen ausdrücken, da ihr der Gesang 
mißfalle. Der Gerichtshof erkannte die 
Angeklagte des obengenannten Vergehens 
chuldig und verurtheilte sie in Würdigung 
mildernder Umstände zu einer Woche strengen 
Arrests. 
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Verschleimung, bei den Folgen des übermässigen Genusses von Bier u.Wein etc. 
ßjar Man verlange ausdrücklich: „Burk’s Pepsin-Wein“ und beachte die 
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/festesten Zuthaten hergestellt 
/ sind sie ergiebig oe/m/(oenen 1 
' und daher vcrdie/J/iafi im Ge 
brauch. 
Im Pfeilersaal des kgl. Schlosses_ zu 
Berlin steht neben einem Symphonivn, 
das die Kaiserin dem Kaiser einst als 
Geburtstagsgeschenk gewidmet hat, noch 
ein anderes merkwürdiges Instrument, das 
den Namen „Belloueon" trägt und sich 
bis vor wenigen Jahren im Schlosse zu 
Charlottenburg befand. An diesesJnstrument, 
das einen ganzen Trompeterchor der 
Kavallerie mit Paukenbegleitung wieder 
giebt, knüpft sich ein hübsches Histörchen 
Nach der Schlacht bei Jena rückteNapoleon I. 
gegen Berlin vor und nahm im Schlosse 
zu Charlottenburg in den Zimmern der 
Königin Louise Quartier. Während der 
Nacht schmettert plötzlich eine Kavallerie- 
Attacke kräftig dahin, und erschrocken fährt 
Napoleon, einen Ueberfaü vermuthend, 
aus dem Schlafe empor, um sofort Allarm 
schlagen zu lassen. Die Attacke wird noch 
mals geblasen — und sonderbar genug 
— im Schlosse. Ein Adjutant, der aus 
der goldenen Gallerte herbeeilt, löst end 
lich das Räthsel. Die namenlose Auf 
regung hatte das Belloneon hervorgerufen, 
das in der goldenen Gallerie stand und 
dort von einem französischen Offizier ge 
rade au jenem Knopf berührt worden war, 
mittels dessen das Werk in Bewegung ge- 
etzt wurde. Nach dieser Erklärung gab 
ich Napoleon wieder beruhigt dem Schlafe 
hin. Als unser Kaiser von dem Vor- 
handensein des Instruments und seiner 
merkwürdigen Geschichte gehört, befahl er, 
das Instrument nach geschehener Aus- 
besserung aus dem Charlottenburger in 
das Berliner Schloß zu bringen, wo es 
seitdem geblieben ist. 
Frankfurt a. M., 16. Oct. Em 75- 
j ä h r i g e r G r e i s, der ehemalige Ge 
richtsbeamte Oscar Forster, erschoß 
sich am Grabe seiner Frau. Krankheit 
und Nahrungssorgen sind vermuthlich die 
Motive zu dieser That gewesen. 
Die Aale in der Hamburger Wasser 
leitung scheinen sich trotz der Filtration 
noch immer recht mollig zu fühlen. Aus 
einer verstopften Wasserleitung in dem 
Hause Venusberg 15 wurde ein Aal von 
über 14 Zoll Länge an's Tageslicht be> 
fördert. 
Provinzielles. 
Einen eigenartigen Fang machte dieser 
Tage ein Uetersencr Einwohner, der als 
Nebenbeschäftigung dem Fischereisport eifrig 
obliegt. Derselbe hatte die Fischerei-Ge- 
räthschasten im Stall untergebracht, in dem 
auch seine Frau zu thun hatte; dieselbe 
kam nun den Gerathen zu nahe und riß 
sich den Angelhaken ins Ohr, so daß sie 
eine geraume Zeit in dieser peinlichen und 
schmerzlichen Lage zu bringen mußte. Erst 
durch eine Nachbarin konnte die unfrei 
willig Gefangene befreit werden. 
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eigenschast in Schlesw.-Holstein“ 
von Heinr. Theen. — „Eine Episode 
aus der Schlacht bei Kolding“ non 
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gericht“ von demselben Verfasser.— 
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