Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

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Wo. 238. 
Ireitag, den 11. Hctober 
Moegen-Detz-eschen. 
Berlin, 10. Octbr. Wie der „Nordd 
Allgem. Ztg." nachträglich bekannt wird, 
hat der Kaiser am 28. September an den 
Generallieutenant z. D. Müller zu Berlin 
ein sehr huldvolles Telegramm ergehen 
lassen. Der Kaiser bringt darin zum 
Ausdruck, wie es Ihm zur besonderen 
Freude gereiche, dem genannten Ossizier 
in dankbarer Erinnerung an seine erfolg 
reiche artilleristische Thätigkeit vor Straß 
burg, Soissons und Paris, und in Aner- 
erkennung seiner Verdienste in der daraus 
folgenden Friedenszeit am Gedenktage 
von Siraßburgs Fall, den erblichen Arel 
zu verleihen. ^ f m 
Berlin 11. Oct. D:e „Berl. Neuest. 
Nachr " hören, sind die Berichte über die 
Erfahrungen mit der zweijährigen Dienst, 
zeit seitens der Truppentheile bei einigen 
General-Kommandos bereits zur Vorlage 
gelangt. Ihnen werden Diejenigen über 
die 4. Bataillone Anfang November folgen. 
Während die ersteren sich, wie verbreitet, 
im Allgemeinen günstig über die erzielten 
formellen Resultate aussprechen — denn 
das innere Produkt der Disziplinirung 
und militärischen Erziehung ist kein äußer 
lich wahrnehmbares, werden die Berichw 
über die vierten Bataillone voraussichtlich 
durchgängig sehr abfällig lauten. 
Berlin, ‘ 10. Oct. Der frühere verant- 
wörtliche Redacteur des „Vorwärts", 
Hugo Pötzsch, ist heute aus Plötzensee, wo 
er eine Gefängnißstrase von 6 Monaten 
wegen Preßvergehen verbüßt hat, entlassen 
worden. Derselbe wird wieder in die 
Redaktion des „Vorwärts" eintreten. 
Breslau, 11. Oct. Sozialdemokratischer 
Parieitag. Die heutige vierte Sitzung 
wurde von Singer-Berlin geleitet. David- 
Gießen wendete sich in längerer scharfer 
Rede gegen die Ausführungen Schippel's 
und Kautzky's. Mit der Resolution des 
Letzteren sei eine Bewilligung von Mitteln 
für Landeskulturzwecke im Landtage unmög 
lich Damit setze man sich in einen Gegen 
say zu der bisher von den Parteivertretern 
in dm Einzellandtagcn geübten Praxis. 
Man müsse praktisch handeln. Mit Zukunfts- 
Hoffnungen könne man junge Studenten, 
nicht aber die Massen revolutioniren. 
Münster i. W-, 11. Oct. Die Stadt 
verordneten beschlossen gestern, beim 
Magistrat darüber Auskiärung zu fordern, 
weshalb die Verordnung dcr Polizei- 
stunde erlassen sei. Wenn keine be- 
riediqende Antwort erfolge, soll Ab 
geordneter Frhr. v. Heereman beinr Land 
tage eine Interpellation hierüber ein 
bringen. 
Oberhäuser!, 11. Oct. Große Aufregung 
hat hier ein Sittlichkeitsverbrechen 
hervorgerufen, das in vergangener Nacht 
äst unter den Augen der Polizei begangen 
wurde. In unmittelbarer Nähe des Rath 
hauses wurde ein Ehepaar von drei Kerlen 
überfallen und während der Mann zur 
Polizeiwachstube lief, um Hülfe zu holen, 
die Frau in den nahegelegenen Grillepark 
geschleppt und dort vergewaltigt. Die 
Strolche wurden noch bei der That von 
den Polizisten' abgefaßt und verhaftet. 
Madrid, 11. Oct. Den Zeitungen zu- 
chlge ist davon die Rede, daß 16 trans 
atlantische Packetboote kriegstüchtrg 
gemacht werden und die alten Panzerschiffe 
„Numanzia" und „Victoria" umgebaut 
werden sollen. Der „Jmparcml glaubt, 
daß diese Maßnahmen für den Fall ge 
troffen sind, daß die Vereinigten Staaten 
die cubanischen Insurgenten als krieg- 
führende Macht anerkennen. 
Barcelona, 11. Oct. Studenten drangen 
heute Vormittag in die Universität ein, 
zertrümmerten die Fensterscheiben, ver- 
hinderten die Abhaltung der Vorlesungen 
und forderten die Demission des Rectors. 
Triest, 11. Oct. In der vergangenen 
Nacht um 1 Uhr hat hier ein wellen 
förmiges, 5 Sekunden währendes Erd 
beben stattgefunden. 
Nom, 11. Oct. Der Stadtrath beschloß, 
den König von Portugal, dcr als erster 
katholischer Sonverain nach Rom sammt, 
festlich zu empfangen. 
London, 11. Oct. Mehrere italienische 
Schiffe werden nach einer Meldung des 
Daily Telegraph" in den nächsten Tagen 
im Bosporus eintreffen zur nachdrücklichen 
Unterstützung der Note der Mächte. Trotz 
des Widerstandes der Pforte würden die 
englischen Kriegsschiffe bis Smyrna vor 
rücken. Die Mächte hätten dem Sultan 
mitgetheilt, daß der Vertrag von Paris 
ihnen das Recht gebe, alle Christen ohne 
Unterschied der Nation zu beschützen. Für 
alles, was den Christen in dem osmanischen 
Reich zustoße, werde die türkische Regierung 
verantwortlich gemacht werden. 
London, 11. Oct. Hiesige Blätter 
melden, daß in Konstantinopel viele Firmen 
ihre Zahlungen eingestellt haben. 500 
Zahlungsproteste ivurden gestern bei ver 
schiedenen Banken verzeichnet. 
Ausland. 
'Außereuropäische Gebiete. 
Newyork, 5. Oct. In Coke City, 
im Staate Tenessee, erstürmte gestern die 
Volksmenge das Gefängniß und zerrte 
einen Neger heraus, welcher ein weißes 
Mädchen geschändet haben sollte. Der 
Vater des Mädchens verstümmelte den 
Neger in furchtbarer Weise und schnitt ihm 
die Ohren ab. Nachdem der Angeschuldigte 
eine Schuld bekannt hatte, zerquetschte 
ihm ein anderer einen Finger nach dem 
andern, bis die Hände des unglücklichen 
Opfers der Lynchjustiz wie ein Brei waren. 
Dann flogen die Revolverkugeln der Menge 
in den Neger, bis er todt war. Schließ 
lich wurde seine Leiche verbrannt. — Gab 
es kein andes Mittel zur Sühne als diese 
entsetzliche Todesart? 
Türkei. 
Aus Konstantinopel wird dem „Berl 
Tagebl." gemeldet: Der Sultan befahl, 
^alls die britische Flotte in die Dardanellen 
einlaufen sollte, dieselbe ungehindert passiren 
zu lassen. 
Oefterreich-ttugarn. 
Lemberg, 10. Oct. Das 300 Gehöfte 
zählende Dorf Wyszatycze, das Eigenthum 
des Reichsraths-Abgeordneten Krainski, ist 
fast gänzlich abgebrannt. Der Schaden be< 
trägt nahezu eine Million Gulden. Auch 
Personen sollen bei dem Brande um's 
Leben gekommen sein. 
Frankreich. 
Paris, 10. Oct. Die Einnahme von 
Tananarivo, der Hauptstadt von Madagas 
kar, wird jetzt offiziell gemeldet, Duchesne 
hat einen Friedensvertrag mit den Hovas 
abgeschlossen. 
Rußland. 
Petersburg, 10. Oct. Nach weiteren 
Berichten sollte das am Sonnabend auf 
dem Flusse Oka untergegangene Floß 
200 Fabrikarbeiter und Arbeiterinnen von 
dem Dorfe Ozery nach dem Dorfe Redkina 
überführen. Bis jetzt sind 42 Leichen 
darunter 25 weibliche, gelandet. 
Holland. 
Es ist interessant, wie die Polizei den 
Aufenthalt des flüchtigen Banquiers Alfredo 
Bingen erfuhr. Er wußte sich, durch 
seine Frisur und durch Abrasiren des 
Bartes völlig unkenntlich gemacht, in 
Amsterdam dermaßen in Sicherheit, daß 
er sofort einen seiner früheren Anzüge zu 
einem Hotelschneider sandte, um das an 
einer Stelle zerrissene Futter zu repariren 
Dabei fand der Schneider den sogenannten 
Commissionszettel, durch welchen große 
Schneiderfirmen ihren Arbeitern den be 
treffenden Auftrag ertheilten. Dort stand 
deutlich: Albito di società del banchiere 
Alfredo Bingen n. s. w. (Gesellschafts- 
Anzug für den Banquier Alfred Bingen rc.) 
Zufällig entsann der Schneider sich dabei, 
daß er von einem Ausreißer gleichen 
Namens etwas gelesen hatte, und sofort 
lief er zur Polizei, die das Weitere ver 
anlaßte. 
Dänemark. 
Kopenhagen, 10. Oct. Der hier einge 
troffene Dampfer „Natter" aus North- 
yields, Capitain Walker, auf der Reise 
von Kronstadt nach Rotterdam, stieß bei 
der Insel Aaland mit dem Dampfer 
„Livonia" aus Leith zusammen. Die „Li 
vonia" sank innerhalb vier Minuten. 14 
Personen, darunter eine Frau, sind 
ertrunken; zehn Personen, darunter der 
Capitain, wurden von der „Natter", deren 
Bug zertrümmert wurde, gerettet. 
In Dänemark ist augenblicklich ein 
großer Ueberfluß an Meiereien. Ist eine 
Meieristenstelle erledigt, dann gehen die 
Gesuche hnndertweise ein. Es gilt nun, 
wer der Glückliche wird. Alle haben sie 
glänzende Zeugnisse, und der Eine will 
es billiger machen als der Andere. Die 
Wahl ist somit keine leichte. Vor einiger 
Zeit erbot sich ein Meierist, den Betrieb 
einer Meierei für 2500 Kronen zu über 
nehmen (früher hatte man 3500 Kronen 
gegeben.) Er wollte außerdem als Sicher 
heit dafür, daß er Butter nur erster Klaffe 
produziren würde, 10 000 Kronen hinter- 
legen. Falls die Meierei nicht den Preis 
für Butter erster Klasse erhielt, dürste der 
Vorstand das Fehlende aus den deponirten 
10 000 Kronen decken. Mehr kann man 
doch nicht gut verlangen. Ob der Meierist 
die Stelle erhalten hat, darüber verlautet 
nichts. 
Inland. 
Gegen den Hofprediger a. D. Stöcker 
sprach gestern (Mittwoch) Abend Reichs 
tagsabgeordneter Dr. B ö ck e l in Keller's 
Saal, Berlin vor einer zahlreichen Zu 
hörerschaft. Er knüpfte dabei an die am 
Freitag in der Tonhalle gehaltene Rede 
Stacker's an. 
Dort habe man — so führte Dr. Böckel 
aus — „Stöcker mit der Maske" 
bewundert. In seinem Briefwechsel sehe 
1895. 
man ihn dagegen „ohne Maske". Er, 
Redner, habe Stöcker durchschaut und ihm 
habe jener es zu verdanken, daß er nicht 
bei der Reichstagswahl in Siegen durch 
kam. Stöcker habe versucht, in Gemein- 
schaft mit Stumm die Antisemiten aus 
dem Wahlkreis hinauszubringen. Wenn 
er, Böckel, es auch zehnmal in der Hand 
haben sollte, er würde niemals dazu bei 
tragen, daß Stöcker in den Reichstag käme. 
Dieser treibe Coulissenspiel, und solches 
et stets ein Ruin für den Staat gewesen. 
Durch den Brief an den Fürsten Bismarck 
ei der Hosprediger als „Coulissenschieber" 
entlarvt. Redner erklärte ferner, daß auch 
Hammerstein mit ihm pactiren wollte, 
daß er dies jedoch rundweg abgelehnt 
habe. Die Folge seien maßlose Angriffe 
Hammerstein's gegen ihn gewesen. Viel 
Neues hat Hr. Böckel also nicht erzählt. 
In der Fortsetzung der Auseinander- 
letzung des Hospredigers a. D. S t ö ck e r 
über sein Verhältniß zum Fürsten 
Bismarck erzählt Herr Stöcker, daß er 
einerzeit in Folge seiner Angriffe gegen 
Herrn von Bleichröder einen Verweis er 
halten habe, mit der Bemerkung, „daß er 
durch Hinweisung auf einzelne große Ver 
mögen Begehrlichkeiten errege". Im Zu 
sammenhange mit diesem Ereigniß habe 
wohl die von den Hamburger Nachrichten 
geleugnete, aber trotzdem wahre Thatsache 
gestanden, daß vom Reichskanzler an den 
Minister des Innern die Zumuthung er- 
ging, Stöcker solle ausgewiesen werden, 
„wie andere Sozialdemokraten." Damals 
habe er zum ersten Mal die Spuren des 
Löwen gemerkt. Seit dem Jahre 1881 
habe sich Fürst Bismarck zu Herrn Stöcker 
freundlicher gestellt; persönlich habe 
Stöcker durch den Fürsten Bismarck. nie 
wieder die geringste Anfechtung, allerdings 
auch nicht die geringste Ermunterung er 
halten. 
— Die „Volkszeitung" erfährt: Un 
mittelbar nach der ersten Veröffentlichung 
der Hammerstein - Stöcker - Briefe sei vom 
Kaiser ein hoher Hofbeamter beauftragt 
worden, fortlaufend die Angelegenheit 
Stöcker im Auge zu behalten und ihm 
einen zusammenfassenden Bericht darüber 
zu erstatten; eventuell würde Stöcker das 
Prädikat eines Hofpredigers entzogen 
werden. 
— S t öcker's Prahlerei, daß in 
Folge seines Briefes an den Kaiser Wil 
helm das Lindau'schc Stück „Gräfin Lea" 
von der Bühne des Schauspielhauses ver- 
^rtdjsfißpta 
Roman von B. Ricdcl-Ahrens. 
wäre so wie so zu Dir gekommen, 
begann Rahel, indem sic die kalten 
an dem weißen Kackfclofen wärmte, 
., die Baronin hat uns eingeladen, ans 
ch Ravensburg, Dich und mich, sie will 
n den nächsten Tagen mit ihrem Wagen 
m." 
i Leonorcns Zügen uralte sich f 0 fveubige 
raschung, als ob em Sonnenstrahl des 
m Glückes sie verklärte. 
Virklich, sie hat uns emgeladcn auf Schloß 
Nsbmg, aber das ist ja entzückend, gar 
ni fassen, Nabel; ist sie schön, was 
sie sonst noch, und er - tme sieht et 
■ glitte erzähle, nnch rntercsstert alles 
(erlitt leben dürfen!" < 
Sr ist nicht gerade schön, aber vornehm 
"herzensgut," sagte Rahel, beglückt m 
Würde, der Schwester so wichtige Iccmg- 
I berichten zu können. „Weißt Du, er 
l traurig zu sein, seine Stimme klang 
mflort vielleicht rührt das von der Krank- 
seiner Frau her; sie war indessen lustig 
auter Dinge, fand ganz wie Du unsere 
w abscheulich und freute sich, tn uns em 
Wesen gefunden zu haben, m.t neuen 
.erkehren kann. Aussicht vor- 
endlich mein heißester Wunsch 
>cn, daß en m j t Leuten in 
Füllung gmge, und ^ Welt 
TZrTfÄ Rahel, ich fürchte. 
8a.ŅwirddieErl!nbnitzdķvetķş . 
rahel betrachte bre Schwester eine neu 
chwcigend; es war eilt neuer Geist üb 
diese gekommen, ihre Augen strahlten in 
remdem Glanze, die Lippen lächelten begehrend, 
alle Pulse pochten verlangend den unbekannten 
und verbotenen Freuden entgegen. 
„Wie schön Du bist, Leonore," äußerte sie 
unwillkürlich, hingerissen von dem Anblick der 
äußerlich so glänzend Bevorzugten. 
sia Rahel, ich bin schön, entgegnete 
Leonore, indem sie, einen Blick in den Pfeilern 
-piegel werfend, mit einer Gebärde - halb 
Ungeduld, halb Verzweiflung, ihre Hände rn 
die entfesselte Fülle der goldschrmmernden 
ine entfll . . § nützt nur die 
Haarwellen vergrub, „vom w v 
Schönheit, wenn sie unbemer rm DE 
dieser gottvergessenen Emsamkert verwetten 
soll? Aber Du weißt ja, mt »nerb tluh 
Vater sich jedem meiner Versuche, 
kommen, widersetzte, und deshalb 
uns, wie gesagt, aus nicht gestatten, „ 
ladung der Baronin Ravens anzunehmen. 
»Doch, Leonore, mir fällt etwas ern; «q 
,!"che mir nichts aus der Einladung und 
bskte nur für Dich, es wird leichter gelingen 
ï' r . btt Erlaubniß nur für eine von uns 
N^eicheln, nicht wahr? Und im Nà 
Wllc schrcken wir Tante Jutta noch in s Feld 
uns nh sÌ/ t * )on manches durchgesetzt, was 
r»> akHLkAL. Ş ** |U 
dieînncr? ņ^'". sagte Leonore, indem sie 
Wange Mßte ^ä' umschlang und auf die 
kein allzu großes A st" ""r dam.t auch 
so beglückt mich vielmehr, Dich 
„Sie sprachen 
begann Lonore' die 
- - - Our nrchi genug hören 
von nettein 
konnte, nach kurzer Panse 
„Nein, durck)aus nicht," erwiderte Rahel 
lebhaft, „das heißt, was die Baronin an 
betrifft; er hingegen drückte sich ganz gut ans; 
sie sprach haspelig und unzusammenhängend 
weißt Du, was Vater früher „schludderig" 
nannte, wenn wir die Gedanken äußerten, 
ohne vorher zu überlegen, und uns zu be 
streben, ihnen die klarste und edelste Form zu 
geben; ich war ganz überrascht und Du wirst 
gewiß nicht weniger sein." 
Sie ergingen sich hierauf noch eine Weile 
n Gesprächen über die alte Königsburg und 
Toilettengegenstände, weiche Leonore in Hoff 
nung auf den bevorstehenden Ausflug sehr- 
wichtig nahm; sie blätterte in deut neuesten 
Leipziger Modejournal, das Leonore heimlich, 
gegen den Willen Pastor Erichsens eiuzu- 
chmuggcln wußte, indem die Hefte von dem 
eingeweihten alten Landbriefträger durch das 
Küchcnfenster abgegeben wurden. Als Rahel 
hinter das Geheimniß gekommen, hatte sie 
anfangs der Schwester heftige Vorwürfe ge 
macht, den Vater so offenbar zu hintergehen, 
bis sic ihr Gewissen durch den Vorsatz be 
ruhigt, für sich selbst niemals jene Zeitungen 
zu benutzen, Leonore jedoch nicht zu verrathen, 
da cs eine niedrige Handlungsweise sein 
würde, durch kleinliche Angeberei dcr andern 
die Freude zu verderben. 
Jetzt schlug es elf, Rahel stand auf, um 
zu gehen- 
Müde bin ich heute freilich nicht ein 
bischen, aber ich will noch eine Stunde 
be ten- Vater hat mrr am Nachmrttag ein 
mnndcrvolles Thema für den neuen Aufsatz 
7g die Poesie des Wassers welch eine 
§ c von Stoff, und tme köstlich, sich m 
di ftn Reichthum zu versenken 
in 
Ich brenne 
chon vor Ungeduld, daran zu gehen; schreibst 
Du noch, Leonore?" 
„Ich muß, obgleich es mir lieber wäre, 
mich hinzulegen, um von Schloß Ravensburg, 
dem Königssohn und seinen jetzigen Bewoh 
nern zu träumen; aber da ist die schriftliche 
Kritik über Klopstocks „Messias" — furcht 
bar langweiliges Zeug, die morgen abgeliefert 
werden muß, sonst giebt mir Vater nichts 
neues. Gute Nacht, Rahel, hoffen wir! 
Komm, laß Dich^noch einmal küssen, Du bist 
die beste kleine Schwester von der Welt." 
„Gute Nacht, Leonore, träume süß! Mir 
ist's, als ob die Ereignisse dieses Abends 
Dich dem ersehnten Ziele näher bringen 
würden und ein neuer Abschnitt Deines 
Lebens beginnt; möchtest Du recht, recht 
glücklich werden und alle Wünsche sick) zu 
Deinem Heil erfüllen!" — 
Mit dcr schwindenden Nacht hatte sich 
der Sturm gelegt; ein graues Wolkcngcwebe 
verhüllte den düsteren Deccmberhimmcl und 
wirft ein trübes, schwermuthsvollcs Licht auf 
die weiten, schmelzenden Schneeflächcn, die 
schon hier und dort von dem bräunlichen 
Erdboden gewichen sind. 
Von Haraldsholm führt rechtsab ein Fahr 
weg nach dem Dorfe Westlund, dessen 
Häuserreihen mit den Stroh und rothen 
Ziegeldächern dort unten in der Ebene sicht 
bar werden; ans einem Hügel streckt die im 
ernsten gothischen Stil erbaute Kirche ihren 
schlanken Thurm in den farblosen Himmel. 
Auf dem schmalen Fußpfad, der etwas 
höher und trockener gelegen, als dcr von 
schmutzigen Schneemasscn und Wagcngeleiscn 
starrende Fahrweg, schreitet , Rahel bald 
nach Mittag rüstig dahin: sie unter 
richtet fünf mal wöchentlich die kleinen Mäd 
chcn Westlunds in weiblichen Handarbeiten 
und befindet sich jetzt auf dem Wege zur 
Ausübung der übernommenen Pflicht. 
Rahel ist die echte Tochter ihres Vaters; 
in ihrem Innern hatte sie seine Lehre, daß 
jeder Mensch auf dem ihm von der Vor- 
ehung angewiesenen Platze nach besten Kräf 
ten und innerster lleberzeugung wirken soll, 
tiefere Wurzel gefaßt, als in der üppigeren 
Leonore. So war denn Rahel dahingekommen, 
eine Beschützerin aller Schwachen und Hilf 
losen — Menschen sowohl wie Thiere — 
zu werden, und in diesem ihrem „Beruf", 
wie sie es nannte, fühlte sie die Zufrieden 
heit einer harmonisch entwickelten, wohlgeord 
neten Seele. 
Nach etwa dreißig Minuten ist das nicht 
weit von dcr Kirche gelegene Schulgebäude 
erreicht; die kleinen Mädchen kommen her 
beigeströmt und lebhaft plaudernd ordnet 
sich die ansehnliche Schaar geschäftig auf 
den Bänken um die junge Lehrerin; sie 
freuen sich alle aus diese Stunde, denn Ra 
hel erzählt den Kleinen am Schluffe zur 
Belohnnng ihres Fleißes Märchen oder selbst- 
erfundene Geschichten, denen sie mit dem 
Entzücken eines unverdorbenen Kindergemüths 
lauschten. 
„Wo bleibt denn heute Anke Martens?" 
fragte sie, bemerkend, daß ihr Liebling, ein 
fünfjähriges Mädchen, fehlte. 
„Ihre Mutter ist krank, Fräulein, die 
wird gewiß sterben," erklärte eine nachbar 
liche Freundin aus den Reihen prompt. 
So? das thut mir aber leid!" Rahel 
hatte kaum die Worte geäußert, als 
ein winziges, dürftig gekleidetes Kind von 
etwa fünf Jahren in das Zimmer stürzte. 
(Fortsetzung folgt.)
	        
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