ein g
erd g
nd ur
'S Rc
ot) me
elyc
II
hle,
iesige
chilli.
)erf.
n\
:Ian.. 5
50,
; 8^
l)em
Loh l
int.
ltoven:
♦
-aße.
mt
tl. zw
1 T
î,
;rsi .z
19.
rn neb
rdert d
i-fi jun
» unt
Loch mt
\
vird ge
- Casin
ÌCttļCl
miner!.
iethc
uz,
ager."
iCtlļClt
fee 74
licilfil
nstr. 2
then.
ffc 3f
obbin
chmd I
Oct. d;
ppeft,
iec li
iferan
irknnŗ
rate t
sich
bcrt.
7- Eŗscheint tägt'ich. --Z-
Menäsbnrģer
Wochenblatt
Bezugspreis:
Vierteljährlich 2 Ji.—, frei ins Hans geliefert
2 Jt 15 <?,
für Auswärtige, durch die Post bezogen
2 Ji 25 S>
jncl. Postprovision re-, jedoch ohne Bestellgeld.
Jnsertionsprcis: pro Petitzeile 15 -).
Aeitestes und gelefenftes glatt im Kreise Rendsburg.
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten.
-» 88stev Jahrgang. <^-
Bei Betriebsstörungen .
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung
dieses Blattes vorbehalten.
Ws Beilagen
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das
Blatt „Mode und Heim" gratis beigegeben.
3350 Abonnenten.
Wo. 238.
Ireitag, den 11. Hctober
Moegen-Detz-eschen.
Berlin, 10. Octbr. Wie der „Nordd
Allgem. Ztg." nachträglich bekannt wird,
hat der Kaiser am 28. September an den
Generallieutenant z. D. Müller zu Berlin
ein sehr huldvolles Telegramm ergehen
lassen. Der Kaiser bringt darin zum
Ausdruck, wie es Ihm zur besonderen
Freude gereiche, dem genannten Ossizier
in dankbarer Erinnerung an seine erfolg
reiche artilleristische Thätigkeit vor Straß
burg, Soissons und Paris, und in Aner-
erkennung seiner Verdienste in der daraus
folgenden Friedenszeit am Gedenktage
von Siraßburgs Fall, den erblichen Arel
zu verleihen. ^ f m
Berlin 11. Oct. D:e „Berl. Neuest.
Nachr " hören, sind die Berichte über die
Erfahrungen mit der zweijährigen Dienst,
zeit seitens der Truppentheile bei einigen
General-Kommandos bereits zur Vorlage
gelangt. Ihnen werden Diejenigen über
die 4. Bataillone Anfang November folgen.
Während die ersteren sich, wie verbreitet,
im Allgemeinen günstig über die erzielten
formellen Resultate aussprechen — denn
das innere Produkt der Disziplinirung
und militärischen Erziehung ist kein äußer
lich wahrnehmbares, werden die Berichw
über die vierten Bataillone voraussichtlich
durchgängig sehr abfällig lauten.
Berlin, ‘ 10. Oct. Der frühere verant-
wörtliche Redacteur des „Vorwärts",
Hugo Pötzsch, ist heute aus Plötzensee, wo
er eine Gefängnißstrase von 6 Monaten
wegen Preßvergehen verbüßt hat, entlassen
worden. Derselbe wird wieder in die
Redaktion des „Vorwärts" eintreten.
Breslau, 11. Oct. Sozialdemokratischer
Parieitag. Die heutige vierte Sitzung
wurde von Singer-Berlin geleitet. David-
Gießen wendete sich in längerer scharfer
Rede gegen die Ausführungen Schippel's
und Kautzky's. Mit der Resolution des
Letzteren sei eine Bewilligung von Mitteln
für Landeskulturzwecke im Landtage unmög
lich Damit setze man sich in einen Gegen
say zu der bisher von den Parteivertretern
in dm Einzellandtagcn geübten Praxis.
Man müsse praktisch handeln. Mit Zukunfts-
Hoffnungen könne man junge Studenten,
nicht aber die Massen revolutioniren.
Münster i. W-, 11. Oct. Die Stadt
verordneten beschlossen gestern, beim
Magistrat darüber Auskiärung zu fordern,
weshalb die Verordnung dcr Polizei-
stunde erlassen sei. Wenn keine be-
riediqende Antwort erfolge, soll Ab
geordneter Frhr. v. Heereman beinr Land
tage eine Interpellation hierüber ein
bringen.
Oberhäuser!, 11. Oct. Große Aufregung
hat hier ein Sittlichkeitsverbrechen
hervorgerufen, das in vergangener Nacht
äst unter den Augen der Polizei begangen
wurde. In unmittelbarer Nähe des Rath
hauses wurde ein Ehepaar von drei Kerlen
überfallen und während der Mann zur
Polizeiwachstube lief, um Hülfe zu holen,
die Frau in den nahegelegenen Grillepark
geschleppt und dort vergewaltigt. Die
Strolche wurden noch bei der That von
den Polizisten' abgefaßt und verhaftet.
Madrid, 11. Oct. Den Zeitungen zu-
chlge ist davon die Rede, daß 16 trans
atlantische Packetboote kriegstüchtrg
gemacht werden und die alten Panzerschiffe
„Numanzia" und „Victoria" umgebaut
werden sollen. Der „Jmparcml glaubt,
daß diese Maßnahmen für den Fall ge
troffen sind, daß die Vereinigten Staaten
die cubanischen Insurgenten als krieg-
führende Macht anerkennen.
Barcelona, 11. Oct. Studenten drangen
heute Vormittag in die Universität ein,
zertrümmerten die Fensterscheiben, ver-
hinderten die Abhaltung der Vorlesungen
und forderten die Demission des Rectors.
Triest, 11. Oct. In der vergangenen
Nacht um 1 Uhr hat hier ein wellen
förmiges, 5 Sekunden währendes Erd
beben stattgefunden.
Nom, 11. Oct. Der Stadtrath beschloß,
den König von Portugal, dcr als erster
katholischer Sonverain nach Rom sammt,
festlich zu empfangen.
London, 11. Oct. Mehrere italienische
Schiffe werden nach einer Meldung des
Daily Telegraph" in den nächsten Tagen
im Bosporus eintreffen zur nachdrücklichen
Unterstützung der Note der Mächte. Trotz
des Widerstandes der Pforte würden die
englischen Kriegsschiffe bis Smyrna vor
rücken. Die Mächte hätten dem Sultan
mitgetheilt, daß der Vertrag von Paris
ihnen das Recht gebe, alle Christen ohne
Unterschied der Nation zu beschützen. Für
alles, was den Christen in dem osmanischen
Reich zustoße, werde die türkische Regierung
verantwortlich gemacht werden.
London, 11. Oct. Hiesige Blätter
melden, daß in Konstantinopel viele Firmen
ihre Zahlungen eingestellt haben. 500
Zahlungsproteste ivurden gestern bei ver
schiedenen Banken verzeichnet.
Ausland.
'Außereuropäische Gebiete.
Newyork, 5. Oct. In Coke City,
im Staate Tenessee, erstürmte gestern die
Volksmenge das Gefängniß und zerrte
einen Neger heraus, welcher ein weißes
Mädchen geschändet haben sollte. Der
Vater des Mädchens verstümmelte den
Neger in furchtbarer Weise und schnitt ihm
die Ohren ab. Nachdem der Angeschuldigte
eine Schuld bekannt hatte, zerquetschte
ihm ein anderer einen Finger nach dem
andern, bis die Hände des unglücklichen
Opfers der Lynchjustiz wie ein Brei waren.
Dann flogen die Revolverkugeln der Menge
in den Neger, bis er todt war. Schließ
lich wurde seine Leiche verbrannt. — Gab
es kein andes Mittel zur Sühne als diese
entsetzliche Todesart?
Türkei.
Aus Konstantinopel wird dem „Berl
Tagebl." gemeldet: Der Sultan befahl,
^alls die britische Flotte in die Dardanellen
einlaufen sollte, dieselbe ungehindert passiren
zu lassen.
Oefterreich-ttugarn.
Lemberg, 10. Oct. Das 300 Gehöfte
zählende Dorf Wyszatycze, das Eigenthum
des Reichsraths-Abgeordneten Krainski, ist
fast gänzlich abgebrannt. Der Schaden be<
trägt nahezu eine Million Gulden. Auch
Personen sollen bei dem Brande um's
Leben gekommen sein.
Frankreich.
Paris, 10. Oct. Die Einnahme von
Tananarivo, der Hauptstadt von Madagas
kar, wird jetzt offiziell gemeldet, Duchesne
hat einen Friedensvertrag mit den Hovas
abgeschlossen.
Rußland.
Petersburg, 10. Oct. Nach weiteren
Berichten sollte das am Sonnabend auf
dem Flusse Oka untergegangene Floß
200 Fabrikarbeiter und Arbeiterinnen von
dem Dorfe Ozery nach dem Dorfe Redkina
überführen. Bis jetzt sind 42 Leichen
darunter 25 weibliche, gelandet.
Holland.
Es ist interessant, wie die Polizei den
Aufenthalt des flüchtigen Banquiers Alfredo
Bingen erfuhr. Er wußte sich, durch
seine Frisur und durch Abrasiren des
Bartes völlig unkenntlich gemacht, in
Amsterdam dermaßen in Sicherheit, daß
er sofort einen seiner früheren Anzüge zu
einem Hotelschneider sandte, um das an
einer Stelle zerrissene Futter zu repariren
Dabei fand der Schneider den sogenannten
Commissionszettel, durch welchen große
Schneiderfirmen ihren Arbeitern den be
treffenden Auftrag ertheilten. Dort stand
deutlich: Albito di società del banchiere
Alfredo Bingen n. s. w. (Gesellschafts-
Anzug für den Banquier Alfred Bingen rc.)
Zufällig entsann der Schneider sich dabei,
daß er von einem Ausreißer gleichen
Namens etwas gelesen hatte, und sofort
lief er zur Polizei, die das Weitere ver
anlaßte.
Dänemark.
Kopenhagen, 10. Oct. Der hier einge
troffene Dampfer „Natter" aus North-
yields, Capitain Walker, auf der Reise
von Kronstadt nach Rotterdam, stieß bei
der Insel Aaland mit dem Dampfer
„Livonia" aus Leith zusammen. Die „Li
vonia" sank innerhalb vier Minuten. 14
Personen, darunter eine Frau, sind
ertrunken; zehn Personen, darunter der
Capitain, wurden von der „Natter", deren
Bug zertrümmert wurde, gerettet.
In Dänemark ist augenblicklich ein
großer Ueberfluß an Meiereien. Ist eine
Meieristenstelle erledigt, dann gehen die
Gesuche hnndertweise ein. Es gilt nun,
wer der Glückliche wird. Alle haben sie
glänzende Zeugnisse, und der Eine will
es billiger machen als der Andere. Die
Wahl ist somit keine leichte. Vor einiger
Zeit erbot sich ein Meierist, den Betrieb
einer Meierei für 2500 Kronen zu über
nehmen (früher hatte man 3500 Kronen
gegeben.) Er wollte außerdem als Sicher
heit dafür, daß er Butter nur erster Klaffe
produziren würde, 10 000 Kronen hinter-
legen. Falls die Meierei nicht den Preis
für Butter erster Klasse erhielt, dürste der
Vorstand das Fehlende aus den deponirten
10 000 Kronen decken. Mehr kann man
doch nicht gut verlangen. Ob der Meierist
die Stelle erhalten hat, darüber verlautet
nichts.
Inland.
Gegen den Hofprediger a. D. Stöcker
sprach gestern (Mittwoch) Abend Reichs
tagsabgeordneter Dr. B ö ck e l in Keller's
Saal, Berlin vor einer zahlreichen Zu
hörerschaft. Er knüpfte dabei an die am
Freitag in der Tonhalle gehaltene Rede
Stacker's an.
Dort habe man — so führte Dr. Böckel
aus — „Stöcker mit der Maske"
bewundert. In seinem Briefwechsel sehe
1895.
man ihn dagegen „ohne Maske". Er,
Redner, habe Stöcker durchschaut und ihm
habe jener es zu verdanken, daß er nicht
bei der Reichstagswahl in Siegen durch
kam. Stöcker habe versucht, in Gemein-
schaft mit Stumm die Antisemiten aus
dem Wahlkreis hinauszubringen. Wenn
er, Böckel, es auch zehnmal in der Hand
haben sollte, er würde niemals dazu bei
tragen, daß Stöcker in den Reichstag käme.
Dieser treibe Coulissenspiel, und solches
et stets ein Ruin für den Staat gewesen.
Durch den Brief an den Fürsten Bismarck
ei der Hosprediger als „Coulissenschieber"
entlarvt. Redner erklärte ferner, daß auch
Hammerstein mit ihm pactiren wollte,
daß er dies jedoch rundweg abgelehnt
habe. Die Folge seien maßlose Angriffe
Hammerstein's gegen ihn gewesen. Viel
Neues hat Hr. Böckel also nicht erzählt.
In der Fortsetzung der Auseinander-
letzung des Hospredigers a. D. S t ö ck e r
über sein Verhältniß zum Fürsten
Bismarck erzählt Herr Stöcker, daß er
einerzeit in Folge seiner Angriffe gegen
Herrn von Bleichröder einen Verweis er
halten habe, mit der Bemerkung, „daß er
durch Hinweisung auf einzelne große Ver
mögen Begehrlichkeiten errege". Im Zu
sammenhange mit diesem Ereigniß habe
wohl die von den Hamburger Nachrichten
geleugnete, aber trotzdem wahre Thatsache
gestanden, daß vom Reichskanzler an den
Minister des Innern die Zumuthung er-
ging, Stöcker solle ausgewiesen werden,
„wie andere Sozialdemokraten." Damals
habe er zum ersten Mal die Spuren des
Löwen gemerkt. Seit dem Jahre 1881
habe sich Fürst Bismarck zu Herrn Stöcker
freundlicher gestellt; persönlich habe
Stöcker durch den Fürsten Bismarck. nie
wieder die geringste Anfechtung, allerdings
auch nicht die geringste Ermunterung er
halten.
— Die „Volkszeitung" erfährt: Un
mittelbar nach der ersten Veröffentlichung
der Hammerstein - Stöcker - Briefe sei vom
Kaiser ein hoher Hofbeamter beauftragt
worden, fortlaufend die Angelegenheit
Stöcker im Auge zu behalten und ihm
einen zusammenfassenden Bericht darüber
zu erstatten; eventuell würde Stöcker das
Prädikat eines Hofpredigers entzogen
werden.
— S t öcker's Prahlerei, daß in
Folge seines Briefes an den Kaiser Wil
helm das Lindau'schc Stück „Gräfin Lea"
von der Bühne des Schauspielhauses ver-
^rtdjsfißpta
Roman von B. Ricdcl-Ahrens.
wäre so wie so zu Dir gekommen,
begann Rahel, indem sic die kalten
an dem weißen Kackfclofen wärmte,
., die Baronin hat uns eingeladen, ans
ch Ravensburg, Dich und mich, sie will
n den nächsten Tagen mit ihrem Wagen
m."
i Leonorcns Zügen uralte sich f 0 fveubige
raschung, als ob em Sonnenstrahl des
m Glückes sie verklärte.
Virklich, sie hat uns emgeladcn auf Schloß
Nsbmg, aber das ist ja entzückend, gar
ni fassen, Nabel; ist sie schön, was
sie sonst noch, und er - tme sieht et
■ glitte erzähle, nnch rntercsstert alles
(erlitt leben dürfen!" <
Sr ist nicht gerade schön, aber vornehm
"herzensgut," sagte Rahel, beglückt m
Würde, der Schwester so wichtige Iccmg-
I berichten zu können. „Weißt Du, er
l traurig zu sein, seine Stimme klang
mflort vielleicht rührt das von der Krank-
seiner Frau her; sie war indessen lustig
auter Dinge, fand ganz wie Du unsere
w abscheulich und freute sich, tn uns em
Wesen gefunden zu haben, m.t neuen
.erkehren kann. Aussicht vor-
endlich mein heißester Wunsch
>cn, daß en m j t Leuten in
Füllung gmge, und ^ Welt
TZrTfÄ Rahel, ich fürchte.
8a.ŅwirddieErl!nbnitzdķvetķş .
rahel betrachte bre Schwester eine neu
chwcigend; es war eilt neuer Geist üb
diese gekommen, ihre Augen strahlten in
remdem Glanze, die Lippen lächelten begehrend,
alle Pulse pochten verlangend den unbekannten
und verbotenen Freuden entgegen.
„Wie schön Du bist, Leonore," äußerte sie
unwillkürlich, hingerissen von dem Anblick der
äußerlich so glänzend Bevorzugten.
sia Rahel, ich bin schön, entgegnete
Leonore, indem sie, einen Blick in den Pfeilern
-piegel werfend, mit einer Gebärde - halb
Ungeduld, halb Verzweiflung, ihre Hände rn
die entfesselte Fülle der goldschrmmernden
ine entfll . . § nützt nur die
Haarwellen vergrub, „vom w v
Schönheit, wenn sie unbemer rm DE
dieser gottvergessenen Emsamkert verwetten
soll? Aber Du weißt ja, mt »nerb tluh
Vater sich jedem meiner Versuche,
kommen, widersetzte, und deshalb
uns, wie gesagt, aus nicht gestatten, „
ladung der Baronin Ravens anzunehmen.
»Doch, Leonore, mir fällt etwas ern; «q
,!"che mir nichts aus der Einladung und
bskte nur für Dich, es wird leichter gelingen
ï' r . btt Erlaubniß nur für eine von uns
N^eicheln, nicht wahr? Und im Nà
Wllc schrcken wir Tante Jutta noch in s Feld
uns nh sÌ/ t * )on manches durchgesetzt, was
r»> akHLkAL. Ş ** |U
dieînncr? ņ^'". sagte Leonore, indem sie
Wange Mßte ^ä' umschlang und auf die
kein allzu großes A st" ""r dam.t auch
so beglückt mich vielmehr, Dich
„Sie sprachen
begann Lonore' die
- - - Our nrchi genug hören
von nettein
konnte, nach kurzer Panse
„Nein, durck)aus nicht," erwiderte Rahel
lebhaft, „das heißt, was die Baronin an
betrifft; er hingegen drückte sich ganz gut ans;
sie sprach haspelig und unzusammenhängend
weißt Du, was Vater früher „schludderig"
nannte, wenn wir die Gedanken äußerten,
ohne vorher zu überlegen, und uns zu be
streben, ihnen die klarste und edelste Form zu
geben; ich war ganz überrascht und Du wirst
gewiß nicht weniger sein."
Sie ergingen sich hierauf noch eine Weile
n Gesprächen über die alte Königsburg und
Toilettengegenstände, weiche Leonore in Hoff
nung auf den bevorstehenden Ausflug sehr-
wichtig nahm; sie blätterte in deut neuesten
Leipziger Modejournal, das Leonore heimlich,
gegen den Willen Pastor Erichsens eiuzu-
chmuggcln wußte, indem die Hefte von dem
eingeweihten alten Landbriefträger durch das
Küchcnfenster abgegeben wurden. Als Rahel
hinter das Geheimniß gekommen, hatte sie
anfangs der Schwester heftige Vorwürfe ge
macht, den Vater so offenbar zu hintergehen,
bis sic ihr Gewissen durch den Vorsatz be
ruhigt, für sich selbst niemals jene Zeitungen
zu benutzen, Leonore jedoch nicht zu verrathen,
da cs eine niedrige Handlungsweise sein
würde, durch kleinliche Angeberei dcr andern
die Freude zu verderben.
Jetzt schlug es elf, Rahel stand auf, um
zu gehen-
Müde bin ich heute freilich nicht ein
bischen, aber ich will noch eine Stunde
be ten- Vater hat mrr am Nachmrttag ein
mnndcrvolles Thema für den neuen Aufsatz
7g die Poesie des Wassers welch eine
§ c von Stoff, und tme köstlich, sich m
di ftn Reichthum zu versenken
in
Ich brenne
chon vor Ungeduld, daran zu gehen; schreibst
Du noch, Leonore?"
„Ich muß, obgleich es mir lieber wäre,
mich hinzulegen, um von Schloß Ravensburg,
dem Königssohn und seinen jetzigen Bewoh
nern zu träumen; aber da ist die schriftliche
Kritik über Klopstocks „Messias" — furcht
bar langweiliges Zeug, die morgen abgeliefert
werden muß, sonst giebt mir Vater nichts
neues. Gute Nacht, Rahel, hoffen wir!
Komm, laß Dich^noch einmal küssen, Du bist
die beste kleine Schwester von der Welt."
„Gute Nacht, Leonore, träume süß! Mir
ist's, als ob die Ereignisse dieses Abends
Dich dem ersehnten Ziele näher bringen
würden und ein neuer Abschnitt Deines
Lebens beginnt; möchtest Du recht, recht
glücklich werden und alle Wünsche sick) zu
Deinem Heil erfüllen!" —
Mit dcr schwindenden Nacht hatte sich
der Sturm gelegt; ein graues Wolkcngcwebe
verhüllte den düsteren Deccmberhimmcl und
wirft ein trübes, schwermuthsvollcs Licht auf
die weiten, schmelzenden Schneeflächcn, die
schon hier und dort von dem bräunlichen
Erdboden gewichen sind.
Von Haraldsholm führt rechtsab ein Fahr
weg nach dem Dorfe Westlund, dessen
Häuserreihen mit den Stroh und rothen
Ziegeldächern dort unten in der Ebene sicht
bar werden; ans einem Hügel streckt die im
ernsten gothischen Stil erbaute Kirche ihren
schlanken Thurm in den farblosen Himmel.
Auf dem schmalen Fußpfad, der etwas
höher und trockener gelegen, als dcr von
schmutzigen Schneemasscn und Wagcngeleiscn
starrende Fahrweg, schreitet , Rahel bald
nach Mittag rüstig dahin: sie unter
richtet fünf mal wöchentlich die kleinen Mäd
chcn Westlunds in weiblichen Handarbeiten
und befindet sich jetzt auf dem Wege zur
Ausübung der übernommenen Pflicht.
Rahel ist die echte Tochter ihres Vaters;
in ihrem Innern hatte sie seine Lehre, daß
jeder Mensch auf dem ihm von der Vor-
ehung angewiesenen Platze nach besten Kräf
ten und innerster lleberzeugung wirken soll,
tiefere Wurzel gefaßt, als in der üppigeren
Leonore. So war denn Rahel dahingekommen,
eine Beschützerin aller Schwachen und Hilf
losen — Menschen sowohl wie Thiere —
zu werden, und in diesem ihrem „Beruf",
wie sie es nannte, fühlte sie die Zufrieden
heit einer harmonisch entwickelten, wohlgeord
neten Seele.
Nach etwa dreißig Minuten ist das nicht
weit von dcr Kirche gelegene Schulgebäude
erreicht; die kleinen Mädchen kommen her
beigeströmt und lebhaft plaudernd ordnet
sich die ansehnliche Schaar geschäftig auf
den Bänken um die junge Lehrerin; sie
freuen sich alle aus diese Stunde, denn Ra
hel erzählt den Kleinen am Schluffe zur
Belohnnng ihres Fleißes Märchen oder selbst-
erfundene Geschichten, denen sie mit dem
Entzücken eines unverdorbenen Kindergemüths
lauschten.
„Wo bleibt denn heute Anke Martens?"
fragte sie, bemerkend, daß ihr Liebling, ein
fünfjähriges Mädchen, fehlte.
„Ihre Mutter ist krank, Fräulein, die
wird gewiß sterben," erklärte eine nachbar
liche Freundin aus den Reihen prompt.
So? das thut mir aber leid!" Rahel
hatte kaum die Worte geäußert, als
ein winziges, dürftig gekleidetes Kind von
etwa fünf Jahren in das Zimmer stürzte.
(Fortsetzung folgt.)