Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

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der Entflammungspunkt durch internationale 
Uebereinkunft auf 38 bis 40 Grad Celsius 
festgesetzt wird. Es erhob sich gegen die 
Ausführungen des Redners von ver 
schiedenen Seiten starker Widerspruch, na 
mentlich wurde hervorgehoben, daß eine 
so hohe Entflammungstemperatur das Pe 
troleum ungemein vertheuern und den 
Handel schädigen werde, während die weit 
aus meisten Unglücksfälle durch Unvor 
sichtigkeit und schlechte Lampen verursacht 
würden. Dennoch sprach sich die Mehr 
heit der Versammlung für die von de 
Brühn verlangte Höhe des Entflammungs 
punktes aus. Der Ingenieur Dufour- 
Amsterdam sprach alsdann über „elek 
trische Einrichtungen mit Rück sicht 
aus Feuersgefahr", wobei er von dem 
Grundsätze ausging, daß eine schlechte 
elektrische Einrichtung noch viel gefähr 
licher sei, als Petroleum; da im Interesse 
der Weiterentwickelung der Elektrotechnik 
feste gesetzliche Bestimmungen jetzt noch 
nicht wünschenswerth seien, liege es vor 
derhand in der Hand der Versicherungs 
Gesellschaften, durch Herabsetzung der 
Prämien bei guten und Verweigerung der 
Versicherung bei schlechten Anlagen, die 
Feuersgefahr zu beseitigen. 
Frankreich. 
In Frankreich regnet es jetzt förmlich 
russische Generale und andere hohe Offi 
ziere, welch angeblich im amtlichen Auf 
träge die französischen Truppen, Waffen- 
Plätze rc. besichtigen und zu diesem Zwecke 
das Land durchqueren. In Maubeuge 
traf der Artillerie-General Bogoluboff mit 
seinem Stabe ein, und zwar Nachts um 
11 Uhr. Trotzdem wurde er mit großem 
Pompe empfangen. Zehn Ehrenjungfrauen 
holten ihn vom Bahnhöfe ab. Der 
commandirende General La France hatte 
ihm ein enthusiastischesWillkomm-Telegramm 
gesandt, das in ein „Vivo la grande armee 
russe!" ausklang. Tags darauf nahm 
Bogoluboff das befestigte Lager in Augen- 
schein, um sich von dort nach Verdun zu 
begeben, wo man ihm zu Ehren eine große 
Parade veranstaltete. Im Casino fand 
dann ein Bankett statt, wobei man auf 
den künftigen Krieg und die franco-russische 
Waffenbrüderschaft trank. Gleichzeitig traf 
in Lille der Kosakenoberst Obelotschoff ein, 
der Stabschef der dänischen Kosakendivision 
unv besuchte dort den Obersten des 10. 
Chasseur-Regiments. Auch hier wurde 
geräuschvoll getrunken und auf die russisch 
französische Allianz demonstrirt. Es scheint, 
daß einige zwanzig hohe russische Offiziere 
eigens beurlaubt sind, um sich an diesen 
Manifestationen in Frankreich zu betheiligen. 
Paris, 3. Oct. Aufsehen erregt ein 
großer Brillantendiebstahl bei der Schrift- 
stellerin Frau Ratazzi - Rute. Der seit 
Jahren mit der Instandhaltung ihrer 
Schmucksachen betraute Pariser Juwelier 
Satis entwendete ihr echte Steine im 
Werthe von 100000 Fr. und ersetzte sie 
durch falsche. Ohne Anzeige seitens der 
Beschädigten erfuhr die Polizei von diesem 
Diebstahl und verhaftete Satis und dessen 
mitschuldige Schwester. 
Paris, 3. Oct. Der Brand der Glas 
glühlichtkörper-Fabrik Auer ist, wie die 
polizeilichen Nachforschungen mit Sicherheit 
ergeben haben, auf Brandstiftung zu 
rückzuführen. Der Geldschrank ist erbrochen 
aufgesunden worden und ferner wurde eine 
Kassette, die 4000 Fr. enthielt, ihres In 
halts beraubt. 
Inland. 
Berlin, 3. Oct. Der Kaiser berief den 
Admiral Knorr zum Mitglied der Landes 
vertheidigungs-Commission. 
Berlin, 3. Oct Die „Nordd. Allg 
Ztg." schreibt: An Stelle des bisherigen 
Gesandten in Kopenhagen, v. d. Brinken 
der in gleicher Eigenschaft nach dem Haag 
versetzt wird, ist dem Vernehmen nach 
der Gesandte in Hamburg, Herr v. K i d e r l en 
Wächter in Aussicht genommen. 
— Der badische Sozialistenführer 
D r e e s b a ch hat gegen die beiden Redak 
teure der „Bad. Landesztg.", die, wie mit- 
getheilt, ihn öffentlich des Betruges be 
schuldigten und die Beschuldigung mit 
Namensunterschrift vertreten, Klage wegen 
verleumderischer Beleidigung erhoben. 
Berlin, 2. Okt. Ueber den einjährigen 
Militärdienst der Volksschullehrer 
wird noch gemeldet, daß die Lehrer gemein 
sam mit den Einjährig-Freiwilligen aus 
gebildet werden, aber, sofern sie nicht im 
stände sind, die Kosten ihrer Dienstzeit 
selbst zu tragen, in der Kaserne ihres 
Regiments wohnen werden, von dem sie 
auch sonst dieselben Kompetenzen beziehen, 
wie die zweijährigen Mannschaften. In 
den Kasernen werden sie jedoch besondere 
Stuben erhalten, sodaß sie in dieser Hin 
sicht eine Ausnahmestellung einnehmen. 
Zum Bauschwindel in Berlin kam in 
diesen Tagen wieder ein altes Capitel 
durch eine Gerichtsverhandlung an die 
Oeffentlichkeit. Zwei Arbeiter hatten sich 
wegen Diebstahls zu verantworten, weil 
sie mangels zukommender Löhnung eine 
Selbstpfändung vorgenommen und mehrere 
Fensterflügel aus dem Bau ausgehoben 
hatten. Der „Bauherr", so stellte sich 
vor Gericht heraus, hatte das fragliche 
Grundstück für 48 000 Mk. gekauft, abe 
nur 1000 Mk. baar angezahlt. Zu dieser 
Anzahlung hatte er sich noch 600 Mk. 
geliehen. Also mit einem „Capital" 
von 400 Mk. war der Mann Bauunter 
nehmer geworden! 
Der Umzug des „Mädchens 
ür alles." Wo alles zieht, kann ich 
allein nicht bleiben, denkt frei nach Schiller 
die Küchenfee, und so sahen wir denn in 
diesen Tagen neben den schon an anderer 
Stelle erwähnten charakteristischen Gefähr 
ten zahlreiche Droschken durch Berlin eilen, 
die alle ein und dasselbe Bild zeigten. 
Wohlgefällig im Fonds sitzt die Beherr 
scherin des Kochherdes, neben sich ihr 
Hab und Gut in dem unvermeidlichen 
Reisekorb oder bei besonders guten Ver 
hältnissen noch in einer Kommode, die bei 
dem Rosselenker thront. Der Hausfrau 
lällt ein Stein voni Herzen, wenn der 
Taxameter — „zweite Jüte" ist für den 
Küchendragoner heute nicht mehr fein 
genug! — davonrollt. Seit acht Tagen 
ist alle Arbeit nur halb gemacht worden. 
Vorgestern hat Minna den Braten, gestern 
die Milch anbrennen lassen, und heute 
blieb sie eine geschlagene Stunde fort, um 
ein Viergroschenbrot zu holen. Natürlich 
hat sie den letzten Tag benutzt, um in der 
ganzen Nachbarschaft die Herrschaft toeib 
lich schlecht zu machen. Aber der Knalle 
essest kam kurz vor dem Abschied, als ihr 
der Lohn um die „Porzellanrechnung" ge 
kürzt, d. h. der Werth des absichtlich oder 
uhrlässig zerschlagenen Geschirrs vom 
Lohn abgezogen werden sollte.. Der Mords 
krach ist häuserweit zu hören, und macht 
Madam gar Miene, den bewußten Reise- 
korb in Bezug auf einige längst vermißte 
und vielleicht aus „Versehen" miteingepackte 
Sachen, zu revidiren, dann wird Minna 
zur Furie. Nicht selten kommt es zu 
Thätlichkeiten; gewöhnlich aber läuft sie 
zur Polizei. Es ist unglaublich, wie oft 
diese von ziehenden Dienstmädchen belästigt 
wird. Sie kennt freilich ihre „Pappen 
heimer", und fast regelmäßig ist ein ge 
waltiger Anschnauzer das Ergebniß des 
ungewünschten Besuchs. Madam sieht bei 
ihrer Rückkehr über Kleinigkeiten, die sie 
als ihr Eigenthum zu rekognoszieren Ur 
'ache hätte, großmüthig hinweg; im all 
gemeinen und von dem berüchtigten 
„Schmumachen" abgesehen, sind unsere 
Dienstboten ehrliche Leute. Endlich noch 
ein Blick in das Zeugniß, das meist über 
Verdienst gut ist, ein „zartes" Abschieds- 
wort und krachend fällt die Thür ins 
Schloß. Das sind Schreckenstage! Glück 
licherweise nicht für alle Hausfrauen. Es 
gibt noch gute Seelen unter den „Mädchen 
für alles", die sich mit wirklich schwerem 
Herzen von der Herrschaft trennen und 
von ihr noch Gutes erzählen, wenn sie 
längst selbst den Pantoffel schwingen. 
Graf Kanitz hat in einer von Confer- 
vativen zu Pr.-Holland abgehaltenen Ver 
sammlung angekündigt, daß der nach ihm 
benannte Antrag auf Verstaatlichung 
des Handels mit ausländischem Getreide, 
wenn nicht eine merkliche Steigerung der 
Getreidepreise eintrete, wieder eingebracht 
werden würde, und zwar, wie er meinte, 
unter günstigeren Aussichten als das 
erste Mal. 
Stettin, 2. Oct. Der Bankier Dr. 
Georg v. Bleichröder aus Berlin, 
jüngster Sohn des verstorbenen Bankiers 
v. B., hatte sich, wie schon kurz gemeldet, 
heute vor dem hiesigen Gericht wegen 
einer Herausforderung zum Zweikampf, 
die er hier im April im Hotel de Prusse 
dem Herrn v. Diest-Daber durch den 
inzwischen verstorbenen Rittmeister v. O. 
hatte zugehen lassen, zu verantworten. 
Den Grund zu dieser Herausforderung 
hatte eine verletzende Aeußerung des 
Herrn v. D. über den Vater des Ange 
klagten gegeben. Der Angeklagte gestand 
den Thatbestand zu, während der Zeuge 
v. Diest-Daber erklärte, er sei nur be- 
dingungsweise — d. h. wenn er die be 
treffende Aeußerung nicht zurücknehmen 
würde — gefordert worden. Er unter 
brach den Staatsanwalt wiederholt in 
dessen Rede, so daß dieser sich veranlaßt 
sah, gegen den Zeugen eine Ordnungsstrafe 
von 30 Mark zu beantragen; gegen den 
Angeklagten beantragte er zwei Monate 
Festungshaft. Das Gericht verurtheilte 
den Angeschuldigten zu einem Tage 
Festungshaft und gab dem Antrage 
auf Bestrafung des Zeugen keine Folge, 
weil es annahm, er sei sich einer Rechts 
Widrigkeit nicht bewußt bewesen. 
Breslau, 30. Sept. Heute fand vor 
dem Schwurgericht in Beuthen (Ober 
schlesien) die Verhandlung gegen den 
Wilderer Sobczyck wegen dreifachen 
Mordes statt. Der Zudrang des Publikums 
ist sehr stark. 
Der „Badener Landesb." klagt über 
die Zusammensetzung der Schwurgerichte 
in Karlsruhe in neuerer Zeit. Während 
man früher insbesondere das Ueberwiegen 
des ländlichen Elements gegenüber dem 
städtischen beanstandete und beklagte, daß 
gegenüber der Menge von Landbürger 
meistern und Rathschreibern die Kreise der 
bürgerlichen Intelligenz in den Städten 
nur schwach vertreten waren, ist man jetzt 
über die von Session zu Session sich 
steigernde Zahl der ehemaligen Mil 
lars unter den ausgewählten Geschworenen 
befremdet, Das Schwurgericht, welches 
als ein Volksgericht gedacht ist, wird in 
Karlsruhe mehr und mehr zu einem 
Militärgericht. Auch in der neuesten 
Geschworenenliste ist die Stadt Karlsruhe 
fast ausschließlich nurch ehemalige Offiziere 
vertreten. Wir wollen nun der Sach- 
kenntniß und Unparteilichkeit dieser Herren 
nicht zu nahe treten, aber des Eindruckes 
wird sich noch niemals irgend ein beim 
Schwurgericht Betheiligter erwehrt haben, 
daß die ehemaligen Offiziere als Ge 
schworene nur zu geneigt sind, in Erinnerung 
an die Militärgerichte in der Staatsan 
waltschaft die personifizirte Unparteilichkeit 
und in dem Angeklagten einen armen 
Sünder, der nun von seinem Vertheidiger 
— herausgelogen werden soll, zu erblicken. 
Schmalkalden, 3. Oct. In dem Orte 
Floh, zwischen Schmalkalden und Brotte 
rode belegen, sind heute 30 Häuser und 
30 Nebengebäude abgebrannt. 
Wie das „Clever Kreisblatt" berichtet, 
scheint gegen den dortigen Bürgermeister 
am Dienstag ein Attentat versucht wor 
den zu sein. Es wurde auf einer Fenster 
bank seiner Wohnung ein Gegenstand zur 
Explosion gebracht, der sich bei der Unter 
suchung als eine mit Sprengstoffen gefüllte 
mittels Zündschnur zur Entzündung ge 
brachte Flasche herausstellte. 
Ein Arbeiter hat in der Erfurter Flur 
im Laufe der letzten Wochen 2034 Stück 
H a m st e r gefangen und dieselben an die 
Polizeiverwaltung dort abgeliefert. Außer 
der Fangprämie, 5 Pfennig für das Stück, 
hat er nebenbei aus den Vorrathskammern 
der Hamster 40 Centner Getreide 
entnommen. Der Mann hat sein Tage 
lohn verdient. 
Fünfzehn gefüllte Scheunen sind am 
Dienstag in Ilmenau wiedergebrannt. Es 
liegt Brandstiftung vor- 
Leipzig, 30. Sept. Der Selbstmord 
eines Millionärs — des Buchbinderei 
besitzers W. Bösenberg — erregt hier 
großes Aufsehen. B. fuhr nach Grimma, 
nahm von seiner dort lebenden Schwester 
Abschied und erschoß sich darauf, auf einer 
Promenadenbauk sitzend. Die Firma B. 
hat als Specialität den Gesangbuchvertrieb 
und gilt als erste dieser Branche in 
Europa. Finanzielle Gründe für die un 
selige That liegen nicht vor, vielmehr 
hörten wir anderweite geschäftliche Vor 
kommnisse als Grund nennen. 
Hannover, 2 Okt. In den ersten drei 
Vierteln dieses Jahres hat von den 6 9 
Landräthen der Provinz fast der 6. 
Theil seine Stellen aufgegeben oder ge 
wechselt. 
Goslar, 30. Sept. Schlechte Er 
fahrungen hat, wie die „Gosl. Ztg." 
schreibt, die Eisenbahnverwaltung mit der 
Neuverpachtung der hiesigen Bahnhofs 
wirthschaft gemacht. Es ist ihr nicht ge 
lungen, an Stelle des zurückgetretenen 
Höchstbietenden einen anderen Pächter bis 
zum 1. October bestellen zu können. Sie 
hat in Folge dessen den bisherigen Pächter, 
Herrn Scheffus, ersuchen müssen, die 
Bahnhofswirthschaft unter günstigeren Be 
dingungen noch zwei Monate weiter zu 
führen, was Herr Scheffus auch über 
nommen hat. Die Folge davon wiederum 
war, daß die von Herrn Scheffus für 
heute angekündigte Verauktionierung von 
Wirthschaftsinventar rc. nicht stattfinden 
konnte und die Käufer vergeblich erschienen 
waren. Am 1. Dezember d. I. wird nun 
also ein neuer Bahnhofsrestaurateur hier 
eintreten, während Herr Scheffus für die 
Bahnhofswirthschaft in Stendal in Aus 
sicht genommen sein soll. — Die Eisen 
bahnverwaltung wird sich Erfahrungen, 
wie die hier gemachten, ersparen können, 
wenn sie von dem System, die höchsten 
Pachten aus den Bahnhofswirthschaften 
herauszuschlagen, abgeht. Die Preis 
treiberei geht sonst in's Endlose und 
zeitigt schließlich einen gewaltigen Rück 
schlag und ruinirte Existenzen. Das 
Höchstgebot ausschließlich und lieber zu nie- 
drigen Pachten an solide und kapitalkräftige 
Wirthe zu verpachten, das sollte als Rich 
tungslinie festgehalten werden. Man 
scheint auch bereits auf diesen Standpunkt, 
der den Interessen der Eisenbahn wie der 
Bahnhofswirthe gleichermaßen entspricht, 
angelangt zu sein und hiernach die hiesige 
Bahnhofswirthschast vergeben zu wollen. 
Die deutsch - nordische Handels - fund 
Industrie - Ausstellung in Lübeck wurde 
Montag-Vormittag durch den Bürgermeister 
Dr. Behn geschlossen. 
Hamburg, 2. Oct. Detectives brachten 
hier einen in London verhafteten deutschen 
Hochstapler (angeblich Adolph Fischer mit 
Namen) ein, welcher hier am Tage des 
Besuchs Kaiser Wilhelms dem Lübecker 
Gutsbesitzer Voelkers im Geschäft von 
Reese u. Wichmann 33 600 Mark ge 
stohlen hat. 
Hamburg, 1. Oct. Ein interessantes 
Bild bot am Sonntag - Nachmittag der 
Platz der Heiligengeistfeld-Eisbahn. Der 
Verein für Jugend-Spiele hatte, begünstigt 
vom schönsten Wetter, zum Schluffe der 
diesjährigen Saison ein g r o ß e s S p i e l- 
fest veranstaltet. Eine nach Tausenden 
zählende Volksmenge umstand den durch 
Taue abgegrenzten Spielplatz und folgte 
mit gespannter Aufmerksamkeit dem regen 
Treiben. Nachdem Herr Direktor Dr. 
Reinmüller die Vertreter der Oberschulbe 
hörde sowie die der Bürgerschaft und 
mmmtliche Festtheilnehmer willkommen ge 
heißen hatte, wurde in 3 Abtheilungen 
ein Bild des Spiellebens, wie es hier 
herrscht, vorgeführt. Mit lebhaftem 
Interesse wurde Fußball ohne Aufnehmen 
zwischen Seminaristen und Mitgliedern 
des Eimsbütteler Turnvereins verfolgt. 
Letztere gingen als Sieger aus dem 
harten Kampfe hervor. 
Brovinzielles. 
Altona, 3. Oct. Die Akten und das 
Gnadengesuch für den zum Tode verur- 
theilten B r e i t r ü ck sind nunmehr nach 
Kiel an das Oberlandesgericht abgegangen. 
Das Gnadengesuch wird von dort niit allen 
Akten nach Berlin gesandt. 
Eine heitere Gerichts szene 
spielte sich am Sonnabend beim Schöffen, 
gericht in Altona ab. Ein Droschkenkutscher 
war polizeilich zu 3 Mk. Strafe verur- 
theilt, weil er mit seinem Pferde durch 
die Straßen „g a l o p p i r t" sein sollte. 
Er hatte Berufung eingelegt und erklärte, 
„seine Liese" könne gar nicht galoppiren, 
denn sie sei auf den Vorderbeinen lahm 
und auf dem einen Bein hinke sie. Zum 
Beweise stehe „Liese" vor dem Gerichts 
gebäude. Richter und Schöffen überzeugten 
sich von der Wahrheitsliebe des alten 
Kutschers und der schlechten Beschaffenheit 
seiner Rosinante und sprachen den Ange 
klagten frei. 
-f- Itzehoe, 3. Oct. In einer gestern 
Abend unter Vorsitz des Herrn Bürger 
meisters Steinbrück abgehaltenen Sitzung 
des Comitees für das im nächsten Sommer 
hier stattfindende niedersächsische Sängerfest 
wurden als Festtage der 11. bis 13. Juli 
nächsten Jahres festgesetzt und das Pro 
gramm, wie folgt, entworfen: Sonnabend, 
den 1. Juli, von Mittags an Empfang 
der Gäste, Abends 8 Uhr: Fahnenzug 
vom Festbureau Hotel du Nord nach der 
Festhalle, daselbst Commers bis 12 Uhr. 
Montag, den 12. Juli, 6 Uhr Weckruf, 
9 Uhr Frühkonzert auf Freudenthal, 
von 9 Uhr an Sängertag im „Tivoli", 
10 Uhr Hauptprobe, 12'/2 Uhr gemein- 
fames Mittagessen (Couvert 2 Mk.), 3 Uhr 
Festzug, 4 Uhr Festkonzert in der Festhalle, 
sodann gesellige Vereinigung und Abends 
Ball in verschiedenen Lokalen. Montag, 
den 12. Juli, Vormittags gemeinsamer 
paziergang in die Umgegend der Stadt, 
Nachmittags 4 Uhr Konzert in der Fest- 
halle und Abends 8 Uhr gemüthliches 
Beisammensein. Zum Garantiefonds sind 
bis jetzt gezeichnet 1500 Mk. von der 
hiesigen Liedertafel, 600 Mk. vom nieder 
sächsischen Sängerbund und 500 Mk. von 
Herrn v. de Bos, Besitzer der Zucker 
fabrik. Es soll nun noch bei der Spar 
kasse und bei der Stadtvertretung um eine 
baare Unterstützung von bez. 1000 und 
2000 Mk. nachgesucht werden. 
Einen Ueberfall rohester Art verübte 
am Sonnabend. Nachmittag ein Wander 
bursche an einen Radfahrer, dem Sohn 
des Schmiedemeisters Möller in Wittmoldt 
bei Ploen. Nachdem der rohe Patron den 
Vorüberfahrenden dadurch zu Fall gebracht, 
daß er seinen Wanderknüppel in die 
Speichen des Rades steckte, nahm er dem 
wehrlos unter seinem Rade liegenden 
jungen Menschen die Uhr ab. Sofort an 
gestellte Ermittelungen blieben bis jetzt er 
folglos. Körperlichen Schaden hat der 
Uebersallene nicht genommen. 
Kropp, 29. Sept. Der gestrige öffent 
liche Verkauf der Meierei des Herrn 
Carsten Frank hieselbst lieferte ein wenig 
befriedigendes Resultat. Der Brandkasseu 
werth der Gebäude beträgt ca. 14000 Mk. 
und war Herr Franz Schröder Hierselbst 
der Höchstbietende mit 10000 Mk. 
A. Husum, 3. October. Am heutigen 
Schweinemarkt waren 250 sogen. Wagen 
ferkel zum Verkauf gestellt. Bei lang 
samem Handel konnten die vorwöchigen 
Preise nicht erzielt werden. Vier bis fedp 
Wochen alte Ferkel bedangen 5—8 Mk., 
in einzelnen Fällen sogar noch >vemger, 
sieben und acht Wochen alte, von welchen 
nur wenige am Markt waren, 9 Jet. 
pro Stück. Ferkel im Alter von 10 bis 
12 Wochen wurden mit 16 Id Mk. pro 
Stück bezahlt. Der Markt wurde nicht 
geräumt. Ausgeführt wurden größere und 
kleinere Partien nach Tondern, Meldorf 
Friedrichstadt und Neumünster. 
Eine sehr praktische Erfindung auf 
dem Gebiete der Landwirthschaft wurde 
nach den „S. N." kürzlich von dem 
Schmied Otzen in Bcrgenhnsen gemacht. 
Dieselbe besteht aus einer pflugartigen 
Maschine, welche zur Herstellung und Aus- 
werfung der kleinen Abzugsgräben zwischen 
den Aeckern verwandt werden soll. Bisher 
mußte diese Arbeit mittelst Spaten ver- 
richtet werden, was viel Zeit und viele 
Arbeitskräfte in Anspruch nahm, und mittelst 
der neukonstruirten Maschine mit leichter 
Mühe und in kurzer Zeit ausgeführt werden 
kann. Dieselbe ist groß und stark, aus 
Schmiedeeisen verfertigt und arbeitet ähn 
lich wie ein Pflug, wobei jedoch die Erde 
zu beiden Seiten aufgeworfen rvird. Sie 
enthält 3 Messer und erfordert bei ihrer 
Anwendung auf gewöhnlichem Boden die 
Kräfte zweier Pferde, während bei sehr 
schwerem Boden vier Pferde vorgespannt 
werden müssen. Mittelst derselben lassen 
sich Graben von verschiedener Breite und 
Tiefe herstellen, da die Maschine zum 
Verstellen eingerichtet ist. Da die Er- 
ändung bedeutende Ersparnisse an Zeit 
und Arbeitskräften verursacht, wird sie 
gewiß bald in Kreisen der Landwirthe 
gute Aufnahme finden, namentlich wenn 
die Anschaffung seitens der Genossenschaften 
oder Gemeinden geschieht. Der Erfinder 
beabsichtigt, auf seine Erfindung Patent zu 
nehmen, hat aber schon jetzt den Reichs 
schutz erhalten. 
< Hohn, 4. Oct. Ein schlimmes Un- 
wetter, Gewitter mit Hagelschlag, ging heute 
Morgen zwischen 4 und 5 Uhr über unsern 
Ort nieder. Schon 7* nach 4 Uhr rathete 
sich der Himmel; der Blitz hatte zündend 
in das Gewese des Anbauers I. Work 
im benachbarten Königsbach eingeschlagen. 
© Rendsburg, 4. Oktober. Nach hier 
eingegangener telegraphischer Mittheilung 
ist gestern die in Prinzenmoor beheimathete 
Galliote „Margaretha", Kap. Thode im 
River-Forth in Schottland gesunken. Die 
Mannschaft ist gerettet. Weitere Nachrich 
ten fehlen noch. 
X Rendsburg, 4. Oct. Der am Kaiser 
Wilhelm-Kanal mit dem 1. October in 
Kraft getretene Wintertarif, durch den die 
Kanalabgaben bekanntlich um 25 pCt. er- 
höht werden, hat der Frequenz bislang 
keinen Abbruch gethan. Der Verkehr war 
grade in den letzten Tagen ein ungemein 
lebhafter. Gestern passirte auch das auf 
der Werft „Vulkan" bei Stettin für die 
chinesische Regierung erbaute Torpedo 
fahrzeug „Fei Jung" den Kanal, um in 
die Heimath überführt zu werden. 
XRendSburg, 4. Oct. Die Vorarbeiten 
für den Bau der beiden Jnfanteriekafernen 
für das von Neumünster nach hier zu ver 
legende Bataillon sind soweit gediehen, 
daß morgen die Grundsteinlegung erfolgen 
soll und werden dann sofort die Maurer 
arbeiten in Angriff genommen. Beide 
Kasernen müssen bis zum nächsten Herbst 
fertig gestellt sein, da sie zum 1. October 
1896 bezogen werden sollen. 
X. Rendsburg, 4. Oct. Als Seltenheit 
für diese Jahreszeit möge es mitgetheilt 
sein, daß im Garten der Frau Ohm, 
Altst. Gürten, zum zweiten Mal blühende 
Erdbeeren und eine große ausgereiste 
Frucht gefunden wurde. 
Mittheilungen aus dem Publikum. 
Die Redaction stellt die Benutzung dieser Rubrik, sonne 
es der Raum gestattet, dem Publikum zur Besprechung 
von Angelegenheiten allgemeinen Interesses zur Verfü 
gung, verwahrt sich aber ausdrücklich dagegen, mit dem 
Inhalte identificirt zu werden und übernimmt dafür 
keinerlei Verantwortung. Wir behalten uns vor, bei Ein^ 
sendungen, welche unserer Ansicht nach üb.r das Maß de» 
Sachlichen hinausgehen Correcturen resp- -Streichungen 
vorzunehmen. 
Eingesandt. 
Die von dem Vorstande des freisinnigen 
Vereins hierfelbst zu morgen einberufene 
öffentliche Versammlung, womit der ge 
nannte Verein seine Thätigkeit während 
des Winterhalbjahres beginnt, verdient 
das volle Interesse aller freigesinnten 
Männer der Stadt, um so mehr, als der 
Herr Reichsabgeordnete Dr. Pachnicke, der 
sich weder der freisinnigen Vereinigung 
noch der freisinnigen Volkspartei ange 
schlossen hat, den Standpunkt einnimmt, 
daß sämmtliche wirklich liberalen Elemente 
aller Schatticungen fest zusammenhalten 
müssen, welche Tendenz auch unser frei 
sinniger Verein verfolgt. Trotz der Ver- 
schiedenheit der Meinungen in unter 
geordneten Einzelfragen, fühlen sick doch 
alle Freisinnigen unverbrüchlich einig in 
der Zeit, in welcher es gilt, wieder den 
Erbfeind aller freiheitlichen Entwicklung 
im Sinne eines aus sich selber tüchtigen, 
auf eigener Kraft fußenden Bürgenhuius 
mit aller Energie Front zu machen. Eine 
Stärkung dieses Einheits- und Kraftgefühls 
in der freisinnigen Bürgerschaft unserer 
Stadt zu erwirken, ist der ideale Zweck, 
den der hiesige freisinnige Verein in Ueber 
einstimmung mit den Wünschen der frei 
sinnigen Partei in Schleswig-Holstein er 
strebt und der auch in der morgen statt 
findenden Vertrauens-Männerversammlung 
(Nachmittags 3 Uhr) und in der öffentlichen 
Versammlung nach Kräften erreicht werden 
soll. Wir zweifeln deshalb nicht daran, 
daß die Bürger der Stadt Rendsburg, die 
sich von jeher durch ihren Freiheitssinn 
ausgezeichnet haben, es nicht versäumen 
werden, die Versammlungen zu besuchen, 
damit der wahre Liberalismus auch in 
unserem Kreise wieder neu belebt und 
gefördert werde. L. 
Somit«, 
Ken 
VslO Uhr 
Amts 
«f 
AbenÄ-Depescherr. 
Berlin, 4. Okt. Der Peters 
burger Correspondent der Kölnischen 
Zeitung meldet, das Geschenk des 
Kaisers an den Zaren bestehe in 
einem von ihm entworfenen Allegori 
schen Bilde, die europäischen Kultur 
mächte bedrängt von der gelben 
Rasse darstellend. Weiter wird ge 
meldet, dost Witte's Stellung durst! 
die gänzlich mistglükkten Anleihever- 
suche thatsächlich erschüttert sei- 
Dessen Abschiedsgesuch wird bestrit 
ten mit deni Hinzufügen, vast die 
Verlegenheiten Wittes vorläufig nostl 
nicht so grost sein, einstweilen fte¥ 
er noch fest- 
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