Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

in dem benachbarten Dorfe Schönwalde 
verübt wurde. Daselbst war auf dem 
Gute eine Abtheilung des in Potsdam 
stehenden Leibgarde-Husarenregiments ein- 
quartirt. Der Gefreite Linke hatte vor 
einigen Tagen sein Pferd naß geritten 
und mußte zur Strafe auf dem Marsche 
2 Tage neben dem Pferde gehen. Hierbei 
hatte er sich die Füße wund gelaufen und 
bestieg wider den Befehl sein Pferd. Diese 
Insubordination wurde gemeldet, und der 
vorgesetzte Major bestrafte ihn mit 3 Tagen 
Arrest, außerdem wurde er degradirt. 
Das nahm er sich so zu Herzen, daß er 
sich in seinem Quartier erschoß. Die 
Untersuchung ist vom Regiment über diesen 
Vorfall eingeleitet. 
Die Schwurgerichtsverhandlung gegen 
den Alexianerbruder Heinrich 
findet in Aachen am 2. Oktober, gegen den 
Bruder Irenaus am 4. Oktober statt; 
Beide sind bekanntlich des wissentlichen 
Meineids angeklagt. 
Halle a. S., 20. Seht. Ein hiesiger 
Sozialdemokrat hat ein Strafmandat 
über 1 Mk. erhalten, „weil er seinen 
Sohn am 2. September einen halben 
Tag die Schule hat versäumen lasten". 
Der Betreffende legt Berufung ein, da 
am 2. September kein Unterricht gehalten 
worden ist, sondern nur ein Sedan-Fest- 
Akt. Das Strafmandat stützt sich auf 
die Ober-Präsidial-Verordnung vom 24. 
März 1881, die sich aber nur auf Ver 
säumnisse beim Schu lun terrich te bezieht, 
nicht aber bei festlichen Veranstaltungen. 
München, 20. Sept. Namens der 
katholischen Presse ließen die Redaktionen 
von 38 katholischen Zeitungen Bayerns 
dem apostolischen Nuntius heute Vormittag 
eine Protestkundgebung gegen die Jahres 
feier in Rom überreichen. 
Passau, 18. Sept. Das Landgericht 
hat den 15jährigen Lehrerssohn Heinrich 
Dobler aus Emmersdorf' wegen Vater 
mordes zu 15 Jahren Gefängniß verur 
theilt. Der Fall erregte s. Z. wegen der 
Ueberlegtheit des Verbrechers in Nieder- 
bayere nicht gewöhnliches Aufsehen. Dobler 
erschlug seinen Vater, weil ihn dieser in 
eine verhaßte Lehre zurückbringen wollte. 
Die Untersuchung ergab, daß sein Geistes- 
zustand normal war. 
Leipzig, 19. Sept. Nachdem in den 
letzten Wochen das gesammte Inventar aus 
den bisherigen Räumlichkeiten in das neue 
Monumentalgebäude des deutschen 
Reichsgerichts überführt worden 
war, begann in diesem am 16. September 
die Thätigkeit des höchsten Gerichtshofes 
Still und ohne irgend welche Feierlichkeit 
vollzog sich am 10. der Abschied von dem 
alten Gebäude, als dort die letzte Ferien 
sitzung abgehalten war; ebenso geräuschlos 
begann im neuen Hause die regelmäßige 
Thätigkeit. Man kann getrost sagen: es 
war die höchste Zeit, daß das Reichsgericht 
von den bisherigen unzureichenden Loka 
litäten Abschied nahm, denn sie wirkten in 
jeder Hinsicht beengend. Hat sich doch in 
den sechszehn Jahren seit der Begründung 
des Reichsgerichts der Umfang der zu er 
ledigenden Geschäfte fast verdoppelt und 
die Zahl der Beamten wesentlich vermehrt 
Daß die Arbeiten im neuen Hause vor 
der eigentlichen Einweihung beginnen, hat 
seinen Grund darin, daß die Thätigkeit 
des Reichsgerichts nach den Ferien auch 
nicht auf einige Tage unterbrochen werden 
kann. Nur die soeben abgelaufene Ferien 
Woche konnte zur Vollendung des Umzuges 
benutzt werden. Die neuen Verhandlungs 
säle machen einen außerordentlich vor 
nehmen Eindruck. Sie sind nicht nur 
aufs Eleganteste ausgestattet, sondern 
komnicn auch den Bedürfnissen der Praxis 
in überraschender Weise entgegen. Die 
Akustik ist infolge der reichen Holztäfelung 
vorzüglich. Und nicht nur die Richter 
und Rechtsanwälte werden mit dem 
Wechsel der Dinge zufrieden sein, sondern 
auch die Vertreter der Presse, für deren 
Bedürfnisse in dankenswerther Weise, u. a 
durch Einräumung eines besonderen Zimmers 
gesorgt worden ist. 
Der welfische Pastor Budde rn 
Schnega hatte in seiner Eigenschaft als 
Lokalschulinspektor den Schulen seines Be 
zirks die Theilnahme an der Sedanfeier 
verboten. Von der königl. Regierung zu 
Lüneburg ist er jetzt, wie der „Hann 
Konr." meldet, „in Folge seines Verhaltens 
bei der Sedanfeier in Schnega seines 
Amtes als Lokalschulinspektor enthoben 
worden." Der Kriegerverein Schnega 
hat beschlossen, wegen Beleidigung gegen 
Pastor Budde gerichtlich vorzugehen. Wie 
Pastor Budde sich am Sedantage in 
Schnega betragen hat, erhellt aus den von 
ihm gemachten Aeußerungen: „sie (die 
Patrioten) sollten ihre Knochen in Acht 
nehmen, damit sie ihnen nicht noch im 
Leibe zerschlagen würden," ferner in Be 
zug auf den Kriegerverein: „Sagen Sie 
den Gemeinden, die Schnegaer Schurken 
hätten mich fortgetrieben." 
Lübeck, 20. Sept. Leib niz°Ca kes 
wurde auf der Lübecker Ausstellung mit 
der goldenen Medaille ausgezeichnet 
Lübeck, 20. Sept. Die Versammlung 
deutscher Na turforsche r und Aerz t 
hat fast die ganze Woche getagt, indessen 
auch bei fröhlichen Coinmerseu und Mählern 
die Gastfreundschaft der Lübecker kennen 
gelernt. — Die nächstjährige Versammlung 
deutscher Naturforscher und Aerzte wird, 
wie in der gestern Nachmittag abgehaltenen 
Geschäftssttzung der Gesellschaft beschlossen 
wurde, in Frankfurt a. M. abgehalten 
werden. — Erwähnen wollen wir noch, 
daß die genannte Gesellschaft dieser Tage 
einen großen prächtigen Lorbeerkranz am 
Denkmal Emanuel Geibel's niederlegte. 
— Auf die vielen gehaltenen Vorträge 
auch nur andeutungsweise einzugehen, 
würde zu viel Platz einnehmen. 
Hamburg, 19. Sept. Um eine günsti 
gere Zugverbindung zwischen Ham 
burg einerseits und dänischen Statio 
nen in Jütland andererseits via Wam- 
drup herbeizuführen, hatte die Hambur 
ger Handelskammer in der letzten 
Sitzung des Bezirkseisenbahnraths für den 
Bezirk der Königlichen Eisenbahndirektion 
zu Altona eine Berathung beantragt, die 
am 17. d. Mts. unter Vorsitz des Herrn 
Präsidenten Jungnickel stattgefunden hat 
und an der seitens der Hamburger Handels 
kammer die Herren Pontoppidan, Woer 
mann und Dr. Jürgens, seitens der Flens 
burger Handelskammer Herr Dethleffsen 
theilnahmen. Von den Antragstellern 
wurde das Bedürfniß einer besseren Abend 
zugverbindung von Hamburg nach Wam 
drup und den jütischen Stationen näher 
begründet. Vor etwa 8 Jahren bestand 
eine solche günstigere Verbindung, die aber 
wegen ungenügender Frequenz aufgegeben 
wurde. Seitdem hat sich aber der geschäft 
liche Verkehr zwischen Hamburg und 
Dänemark sehr gehoben, so daß begründete 
Aussicht vorhanden sein dürfte, daß auch 
der Personenverkehr bei gegebenen günstigen 
Zugverbindungen ein genügend lebhafter 
-ein werde. Ganz besonders wichtig sei 
aber ein später als jetzt (7 Uhr) von Ham 
burg nach Dänemark abgehender Zug für 
den postalischen (Brief- und Wechsel-) 
Verkehr. — Der Herr Präsident stellte 
eine wohlwollende Prüfung der Anträge 
und die Einleitung der erforderlichen Vor 
verhandlungen in Aussicht. 
Provinzielles 
Altona. Ein schweres Stück Arbeit 
wird demnächst das Gewerbegericht aus 
mhren müssen. Eine Anzahl Maurer 
arbeitsleute ist gegen die Uebernehmer 
zweier Neubauten in der Arnoldstraße 
beim Gewerbegerichte klagbar geworden. 
Die Kläger behaupten, etwa 80 000 Steine 
mehr vermauert zu haben, als vom Be 
klagten zugestanden wird, und beanspruchen 
für diese 80000 Steine mehr Lohn. Das 
Gewerbegericht hat nun in seiner letzten 
Sitzung beschlossen, einen Termin an Ort 
und Stelle stattfinden und durch Sachver 
ständige feststellen zu lassen, ob in der 
That 80000 Steine mehr, als vom Be 
klagten zugestanden, vermauert sind. Zu 
diesem Zwecke Iwerden die beiden Neu 
bauten aufgemessen, um wenigstens an 
nähernd die Zahl der verbauten Steine 
feststellen zu können, eventuell müssen die 
zu den Bauten verwendeten Steine genau 
gezählt werden, jedenfalls eine Sisyphus 
arbeit. 
ff- Itzehoe, 20. Sept. Ein bedauerns 
werther Unglücksfall traf den in Pferde 
händlerkreisen weit und breit bekannten 
Landmann Julius Schack aus Vorbrügge 
bei Kellinghusen. Derselbe wurde beim 
Fortschaffen einer mit 4 Pferden bespann 
ten Dreschmaschine von einem Hinterpserde, 
welches er führte, zu Boden gerissen, so 
daß das schwere Gefährt über das rechte 
Bein ging und dasselbe vollständig zer 
quetschte. Leider waren die Verletzungen 
derart, daß die herbeigerufenen Aerzte so 
gleich eine Amputation des Beines vor 
nehmen mußten, doch ist Hoffnung vor 
Handen, den Verunglückten am Leben zu 
erhalten. 
Itzehoe. In der Buchdruckerei der 
„Jtzehoer Nachrichten" feierten am letzten 
Sonnabend ihr 50jähriges Buchdrucker- 
Jubiläum die dort angestellten Herren 
Paul Trede und Michael Stuckenberger 
Paul Trede, welcher auch als gemüthvoller 
begabter Dichter in der ganzen Provinz 
Schleswig - Holstein und darüber hinaus 
bekannt ist, hat schon seine Lehrzeit in der 
Pfingsten'schen Buchdruckerei absolvirt und 
ist dann mit Ausnahme einiger Kriegs 
und Wanderjahre stets in diesem Geschäfte 
thätig gewesen. Der Maschinenmeister 
M. Stuckenberger ist in dem Pfingsten 
fchen Geschäft ca. 37 Jahre ununterbrochen 
thätig gewesen. Das Fest verlief 
schönster Weise. 
Wilster, 16. Sept. In voriger Nacht 
wurde in unserer Stadt ein jedenfalls 
schon seit längerer Zeit geplanter und 
daher sorgfältig vorbereiteter räuberi 
scher Ueberfall zur Ausführung ge 
bracht. Gestern Abend gegen 11 Uhr 
drang durch das mit einem Diamant aus 
geschnittene und darnach geöffnete Keller- 
fenster im Hause der Wwe. Milkens ein 
Mann in das Schlafzimmer, wo zufällig 
gerade die alte Mutter der Hausfrau und 
das ebenfalls ältere Dienstmädchen schlie 
fen. Das Individuum setzte dem Mädchen 
wahrscheinlich im Glauben, daß es die 
Hausfrau sei, ein großes Messer auf die 
Brust. Da aber das Dienstmädchen noch 
nicht fest schlief, griff es sogleich nach dem 
Gegenstände auf der Brust und entwand 
ihn dem Angreifer, worauf dieser sofort 
die Flucht ergriff. Durch das jetzt er- 
otgte Geschrei der Frauen aufmerksam 
gemacht, begaben sich verschiedene Passanten, 
Nachbarn und zwei Wächter an den That 
ort und fanden auch das große Messer. 
Der That dringend verdächtig soll ein 
Lehrling sein, bei dem man auch schon 
einen Diamant gefunden hat. Er wurde 
wgleich verhaftet, soll aber im angestellten 
Verhör noch alles geleugnet haben. 
î Aus der Wilstermarsch, 18 Septbr. 
Das Wasser der Wilsteraue ist nach Fertig- 
lellung des Kaiser-Wilhelm-Kanals, dessen 
Wasser bedeutend höher ist als in der 
Wilsteraue, nach und nach immer mehr 
versalzen. Von 16 Besitzern der Stadt 
Wilster, welche das Wasser der Wilsteraue 
zur Speisung der Dampfkessel benutzten 
und denen jetzt ein großer Schaden daraus 
erwächst, ist eine Beschwerde bei der Re 
gierung erhoben. Für häusliche Zwecke 
ist das Wasser der Wilsteraue ebenfalls 
unbrauchbar geworden. 
In Brunsbüttel wurde das umfangreiche 
Gewese des Hoteliers und Kaufmanns 
Hecker ein Raub der Flammen. Durch 
thatkräftiges Eingreifen der Feuerwehren 
gelang es, das Feuer auf seinen Heerd zu 
beschränken. Dasselbe ist durch die Fahr 
lässigkeit des Lehrlings entstanden. Das 
Mädchen hatte einer Kruke im Laden Ben 
zin entnommen und dabei etwas überge 
füllet. Anstatt dem Wunsche des Mäd 
chens zu entsprechen und das Vorbeige- 
lossene aufzuwischen, nahm der Lehrling 
ein Zündholz und wollte es wegbrennen. 
Dabei explodirte die nebenstehende Kruke 
und der ganze Laden war bald voll Feuer 
Der Lehrling wurde verhaftet. Gerettet 
wurde fast Nichts. 
Kiel, 18. September. Seine Königliche 
Hoheit Prinz Heinrich von Preußen 
ist gestern nach Schloß Romrod abgereist, 
um daselbst mit seiner Gemahlin und dem 
Prinzen Waldemar zusammenzutreffen. Die 
höchsten Herrschaften werden dort Ihrer 
Majestät der Kaiserin und Königin Fried 
rich einen Besuch auf Friedrichshof ab 
lallen und demnächst nach Schottland sich 
ben. Im Oktober gedenken Ihre 
Königlichen Hoheiten zur Feier des Ge 
burtstags Ihrer Majestät der Kaiserin 
und Königin im Neuen Palais einzutreffen 
und zum Besuch bei Ihren Majestäten 
auf einige Zeit dort zu verweilen. 
a l Kiel, 20. Sept. Die heute Nach 
mittag 4'/2 Uhr erfolgte Beerdigung des 
Marine-Oberpfarrers Langheld ge 
staltete sich zu einer imposanten Trauer- 
feier. In der Garnisonkirche war die 
Leiche aufgebahrt, umgeben von einen: 
reichen Blumenschmuck. Hier hielt Marine 
Oberpfarrer Schorn die Trauerrede. Als 
dann setzte sich der Zug in Bewegung 
Voran schritt die Kapelle des Kaiser! 
l. Seebataillons, den Chopin'schen Trauer 
marsch intonirend. Nach derselben trugen 
zwei Matrosen die herrliche Kranz 
spende des Kaisers, hergestellt in einer 
hiesigen Blumenhandlung in einem Durch 
meffer von 2'4 Meter aus Lorbeer 
zweigen und Palmenwedeln, Hessen Bouquet 
mit Tuberosen, Rosen und weißen Blumen 
ausgestattet war. Die prächtige Gabe 
trug auf weißer Moirseschleife die Buch 
staben S. M. Wilhelm II., I. K. Dann 
folgte der vierspännige Leichenwagen mit 
der reich mit Blumenspenden bedeckten 
sterblichen Hülle Langhelds. Hinter dem 
selben schritt ein Admiral, gefolgt von 
zwei Marineoffiziren, welche die Orden 
und Ehrenzeichen des Verewigten au- 
schwarzem Sammetkiffen trugen. Dann 
kam die gesammte Admiralität, die 
hiesigen Amtsgenossen des Verstorbenen 
im Talar, Vertreter der Universität 
und der studentischen Verbindungen 
in Wichs mit ihren Fahnen, sodann die 
z- Z. in Kiel anwesenden Marineoffiziere 
und Matrosen-Abordnungen mit Musik und 
die vereinigten Kampfgenossen- undMilitär- 
vereine Kiels mit ihren Fahnen. Unter 
den feierlichen Klängen des Trauermarsches 
bewegte sich der Zug dem Garnisonfried 
hofe zu, wo die feierliche Bestattung er 
folgte. 
? Kiel, 20. Sept. Zur Zeit liegen vor 
der Germaniawerft zwei große englische 
Dampfer „Norse King" und „Garomal", 
welch im Ganzen ca. 350 Reisende, die 
auf einer Bergnügungstour begriffen sind, 
von Petersburg nach Kiel führten. Während 
der kleinere Dampfer „Norse King" schon 
gestern Abend anlangte, lief das letztge 
nannte größere Dampfschiff erst heute 
Mittag hier ein. Die Passagiere, welche 
die hiesigen Kriegsschiffe und Werftanlagcn 
besichtigen wollen, werden bis Sonntag 
hier verweilen, um dann durch den Kaiser 
Wilhelm-Kanal nach Brunsbüttel zu fahren, 
dann werden die Dampfer Mitte nächster 
Woche die Rückreise antreten. 
? Kiel, 20. Sept. In der verflossenen 
Nacht stürzte auf bislang unaufgeklärte 
Weise ein ca. 22jähriger junger Kaufmann 
aus dem Fenster seiner in der zweiten 
Etage, Ringstraße, belegenen Wohnung auf 
den gepflasterten Hof und war sofort lodt. 
Erst heute Vormittag wurde die Leiche im 
Hofe gefunden. Der Verunglückte ivar 
der jüngste Sohn des früher in Rends 
burg stationirten jetzt verstorbenen Bahn 
beamten Petersen. 
Friedrichstadt, 16. Sept. Die auf den 
hiesigen Kirchhöfen befindlichen Gräber und 
Denkmäler für die bei dem Sturm auf 
Friedrichstadt vom 29. September bis 4. 
Oktober 1850 gefallenen Schleswig-Hol- 
leiner und Dänen werden zwei Mal jähr 
lich mit Kränzen geschmückt, und zwar am 
Pfingstmorgen von den alten schleswig- 
holsteinischen Kampfgenossen von 1848/51 
und an den Gedenktagen der Beschießung 
von dem jungen Kriegerverein. Da in 
diesem Jahre die Gedenktage des Sturmes 
auf Friedrichstadt zum 15. Male wieder 
kehren, hat der Kriegerverein beschlossen, 
am Sonntag, den 29. d. M., eine größere 
Feier als sonst zu veranstalten, und zwar 
mit Abholen der Fahne, Marsch nach den 
Kirchhöfen, Ansprachen, Schmückung der 
Gräber und Denkmäler, Choralblafen und 
Schießübungen im „Großen Garten". 
Die Zahl der auf unseren Kirchhöfen 
ruhenden Dänen beträgt 53, die der 
Schleswig-Holsteiner ist nicht genau fest 
gestellt. Uebrigens sind die meisten vor 
Friedrichstadt gefallenen Schleswig > Hol 
leiner auf dem Koldenbütteler und dem 
Süderstapeler Kirchhofe beerdigt. Ueberaü 
werden die Gräber und Denkmäler der 
Schleswig-Holsteiner und der Dänen mit 
gleicher Pietät bestens in Stand gehalten. 
O Duvenstedt, 17. Sept. Durch die 
Uebergabe des bekannten, hübsch belegenen 
Besitzes „Stenten-Mühle" an die Herren 
W. Goeze, Rendsburg und I. P. Bendixen, 
Büdelsdorfwird nunmehr der altrenommirte 
120 Tonnen große Hof nebst Mühle in 
drei Theile getheilt. Die rechts an der 
Einfahrt in den Hof, unmittelbar am 
Mühlenteich liegende große, massive, neue 
Scheune wird zum Wohnhaus umgebaut 
und mit der daran grenzenden Scheune 
mit großen Stallungen zu einer Landstelle 
vereinigt und wird derselben von den 
Unternehmern ca. 40—50 Tonnen Acker- 
und Wiesenland beigegeben. Die links an 
der Einfahrt belegene Scheune wird abge 
brochen und bei der am Bistensee belegenen 
Käthe wieder aufgeführt und mit ca. 12 
bis 16 Tonnen Acker- und Wiesenland 
zum Verkauf gestellt. Das bisherige 
Wohnhaus mit angebauter Mühle und 3 
Nebengebäuden wird mit seiner unerschöpf 
lichen Wasserkraft und Aalfang nach Be 
lieben als fortbestehende Mühle oder zu 
sonstigen industriellen Zwecken zum Auf 
gebot kommen. Die noch übrig bleibenden 
Ländereien und Hölzung werden parzellen 
weise ebenfalls zum Aufgebot gebracht. Es 
werden somit außer der altrenommirten 
Mühle eine schöne, bequeme, mit guten 
Ländereien versehene Landstelle mit hübschem 
Garten und eine kleine, ebenfalls bequeme 
Kathenstelle eingerichtet werden. Der 
Termin zum öffentlichen Aufgebot ist von 
den Unternehmern auf Donnerstag, den 
3. Oktober; Vorm. 9 Uhr in Meierhof bei 
Ahlefeld anberaumt, während der Termin 
für die vorbehaltene Approbation bereits 
8 Tage später im Lokale des Herrn Struck, 
Duvenstedt stattfinden wird. 
-th. Rendsburg, 22. Sept. Das von 
Frl. Voldehr-Rendsburg und Herrn 
Domorganisten Me y mund-Schleswig 
in der hiesigen Christ- und Garnisonkirche 
gegebene geistliche Konzert war leider 
nur schwach besucht. Die Konzertgeber 
Hütten ihren Leistungen nach eine größere 
Zuhörerschaft verdient. Frl. Bolbehr be 
sitzt einen schönen Mezzosopran, der in der 
mittleren Lage am ausgiebigsten ist, der 
aber in der Höhe und in der Tiefe noch 
mehr ausgeglichen werden muß. Die gute 
Textaussprache, sowie die volle Tonbildung 
trugen wesentlich dazu bei, daß der Ge 
sang verständlich wurde, was ja in dem 
großen Raume nicht leicht ist. Mit 
italienischem Text sang Frl. Bolbehr die 
berühmte Kirchenarie: „8ei miei sospiri" 
von Stradella (1650). Da es nun nicht 
jedermanns Sache ist, italienisch zu ver 
stehen, wäre es wohl angebracht gewesen, 
den Text vollständig abzudrucken. Die 
Gesangoorträge hatten durchweg unter 
einer zu starken Orgelbegleitung zu leiden, 
ein bis zlvei Register reichen stets ans. 
wenn anders die Begleitung den Gesang 
nicht erdrücken soll. Das war besonders 
der Fall bei dem „Sei still" von Raff 
Hr. Meymund verfügt über eine ansehnliche 
Technik, die von einer geschickten Registrierung 
unterstützt wurden. Bei den beiden Fan 
tasien hätte der Komponist auf dem Pro 
gramm genannt iverden müssen, andern 
falls könnte Mancher annehmen, daß es 
freie Fantasien des Herrn Meymund seien. 
Ein Vorzug sei es, daß das Konzert nicht 
lange andauerte, es wirkt sonst leicht er 
müdend, da die Orgel nur wenig Ab 
wechselnng schaffen kann. Im Ga 
nahm alles einen schönen Verlauf; ivir 
hoffen, daß sich Frl. Bolbehr im Laufe 
des Winters noch mehrmals hören läßt. 
X Rendsburg, 20 Sept. Wie seit 
einer Reihe von Jahren wird Herr 
Direktor Peters mit der Schleswiger 
Theatergesellschaft auch in diesem Winter 
im Apolosaal wieder regelmäßig Vorstel 
lungen veranstalten. Die erste Vorstellung 
wird am 8. Oktober stattfinden. 
A Rendsburg, 21. Sept. Bei einem 
Besuche der GaSkoch- und Heizapparaten- 
Äuöstellung auf unserem Gaswerk, sahen 
mir eine ganze «erie neuer Herde und 
Oefen. Für diesen Winter sind von yie- 
stgen Einwohnern bereits 14 Stück Gas- 
öfen für Stubenheizung in Bestellung ge 
geben und bewähren sich — vorausgesetzt, 
wo ein gut ziehender Schornstein die un- 
verbrannten Gase abziehen läßt — diese 
Oefen auf das Prächtigste. Nicht theurer, 
wie andere Heizung, bieten die Gasöfen 
ja noch den Vortheil vollständiger Rein 
heit und bequemes Reguliren der Stuben 
wärme. Sich dafür Jnterresstrende sei 
ein Besuch der Ausstellung empfohlen. 
A Rendsburg, 20. Sept. Der dies- 
jährige Herbstmarkt scheint von Marktleuten 
(Budeninhabern und dergleichen) stark be 
ucht zu werden. Auf dem Paradeplatz 
leht schon jetzt eine große Anzahl von 
Marktwagen und mit der Bahn treffen 
noch stetig mehr ein. Unter den Wagen 
befinden sich viele, die schon lange hier 
bekannt sind. Sie werden umlagert von 
Schaaren von Kindern. Diese knüpfen so 
fort die früher gemachte Bekanntschaft 
wieder an, sind eifrig bemüht, den Markt 
gästen hülsreiche Hand zu leisten, um 
pater lvo möglich einmal freien Zutritt 
zu den Vorstellungen zu erlangen oder, 
wie sie sich ausdrücken „mal for Umsons" 
auf dem Karoussel fahren zu können. — 
Hoffentlich wird diesmal auch der Besuch 
vom Lande ein zahlreicher werden. An 
den letzten Johannismarkt denken die hies. 
Geschäftsleute meist mit einem Gefühle 
des Unbehagens zurück, da dasselbe fast 
gar keinen Verkehr und Handel brachte. 
# Rendsburg, 22. Sept. Eine höchst 
interessante Vorführung wird dem Zu 
schauer am Sonntag zur Eröffnung unseres 
diesjährigen Michaelismarktes inFreimuth's 
Kunst-Glas-Bläserei auf dem Paradeplatz 
geboten. Das Glas läßt sich bekanntlich 
nur bei sehr hoher Temperatur flüssig 
machen, die in eben genannter Bude durch 
eine Gas-Stichflamme hervorgerufen wird. 
In der Freimuth'schen Bläserei besorgt 
eine Dame die Umformung von Glas 
stücken der verschiedensten Sorten ver 
mittelst der Stichflamme und ist es zu be 
wundern wie unter den geschickten Händen 
dieser Dame die zierlichsten Glaskästchen, 
Vixirschwäne und sonstige Nippsachen mit 
bewunderungswürdiger Schnelligkeit ent- 
stehen. Auch die Glasspinnerei bildet das 
höchste Interesse, sodaß der Besuch nur 
angelegentlich empfohlen werden kann. 
X Rendsburg, 21. Sept. Mit Rück 
sicht auf den bevorstehenden Jahrmarkt 
war der heutige Wochenmarkt you Land- 
leuten nicht stark besucht. Die Zufuhr an 
Ferkeln war wieder eine reichliche unv be 
trugen die Preise wie in der Borwoche 
durchschnittlich 7 bis 10 Mk. pr. Stück. 
Butter wurde mit 1,10—1,15 das Pfd. 
bezahlt. Eier kosteten das Stieg 1,40 Mk. 
Hühner wurden mit 1,50—1,70 Mk., 
Küken mit 60—80 Pf., Rebhühner mit 
60—80 Pf, Hasen mit 2,50-3,00 Mk. 
das Stück bezahlt. Die besten Eßkartoffeln 
wurden pr. Vierteltonne mit 1,20 Mk. 
bezahlt. Obst und Gemüse war zu den 
gewöhnlichen Preisen käuflich; desgleichen 
verschiedene Fett- und Wurstwaaren. Torf 
kostete wie immer 4—5 Mk. pr. 1000 Soden. 
Ad eņd-D ep eschen. 
München. Der Berliner Corre 
spondent der „Münchener Neuesten 
Nachrichten" meldet bezüglich der 
Krisengerüchte, vast die Verstimmung 
zwischen dem Kaiser und dem Kanzler 
thatsächlich vorhanden war. Hohen- 
lohe jedoch hat es verstanden, den 
Kaiser von der Nutzlosigkeit des 
'Ausnahmegesetzes völlig zu überzeu 
gen. Der Kanzler befürwortete aber 
vie Uebertragung des Bayrischen 
VereinsgesetzeS auch auf Preuhen. 
Mailand, lä. Septbr. Dem 
„Secolo" zufolge soll ein geheimer 
Vertrag zwischen Serbien und der 
Türkei abgeschlossen sein, wonach 
Serbien einschreiten müsse, wenn 
Bulgarien sich Makedonien bemäch 
tigen wolle. 
**->>> ->l 
Butter-Bericht 
von Ahtmann & Boysen, Hamburg. 
Hamburg, den 20. Sept. 1895. 
Hutter. Notirung der Norirungs-Commissto» 
oerennater Butterkaufleute der Hamburger Börse. 
° { mu âìerio-Ģewi^î 
1. Elaste pr. 50 Kilogr M 106-108 
[1 „50 „ „ 102—105 
'Tendenz: „fester". 
pr. 50 Ko. 
Livland, und Estland, frische Meierei- 
Butter JiS 5 —100 
Gestandene Parthien Hofbutter und 
fehlerhafte. 90—100 
Schleswig-Holstein, und ähnliche frische 
Bauernbutter 85—90 
Frische Böhmische, Galizische und , 
ähnliche - • § 78 ~85 
Finnländischc Winter- V 3 [ ®?~92 
Schmier- und alte Butter aller Art g 2o~35 
Amerikanische und fremde Butter. J Sv »0— 70 
Der Markt verlief auch in dieser Woche ruhig, 
nur wiîklich feinste Butter konnte schlank ver 
kauft werden, allerdings nicht in-mer zu nutz 
bringenden Preisen. Butter ollgen und bitteren 
Geschmacks fand auch bei niedrigen Angeboten 
wenig Beachtung Der Export nach England 
ruht vollständig, die Berichte von daher meiden 
flauen Abzug. Kopenhagen notirte unverändert, 
unv yofst man dort ebenso wie hier auf ein nutz 
bringendes Exportgeschäft. Das Inland kauft 
wohl etwas von hier, aber nicht genug, 
uni den Markt zu entlasten. Von fremder Butter 
wurden ca. 2000 Tubs aiuerikanifche zugeführt, 
die zum Theil zu Preisen von 55—60 Mark
	        
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