Zweites Blatt.
Mendsburger
ochmblatt.
Kl«. LAO.
Freitag, den 20. September
L8S5.
Vermischtes.
Dcr Reichskanzler Fürst Hohenlohe als
Dichter. Im „Kl. Journ." werden vier
Gedichte des Fürsten Hohenlohe abgedruckt,
welche bereits vor 25 Jahren veröffentlicht
worden sind im „Archiv für Hohenlohe'sche
Geschichte." Das erste Gedicht, „Sommer-
schwüle" betitelt, stammt aus dem Jahre
1843 und lautet:
Wolken auf zum Himniel steigen
Blüthen welken auf den Zweigen
Und die Wellen fließen langsam
Und es senkt sich banges Schweigen
Auf die düsternden Gefilde;
Ach, wie die Gewitterzeichen
In den schwülen Sommertagen
Jenen Lebensstunden gleichen.
Da das Herz, alt und verhärtet,
Thränen wünscht, um zu erweichen.
Das zweite Gedicht hat die Ueberschrift
„Philipp Ernst" und als die Zeit seines
Ursprungs ist das Jahr 1846 angegeben.
In Philipp Ernst, an welchen es gerichtet
ist, haben wir wohl den Bruder des Kanz-
lers, den am 3. Mai 1845 zu Donaue-
schingen gestorbenen und zu Schillingssürst
beigesetzten Fürsten Philipp Ernst II. von
Hohenlohe zu vermuthen. Fürst Chlodwig
war bei dem Tode dieses Bruders der nur
ein Alter von 25 Jahren erreichte,Referendar
bei der Regierung in Potsdam. Er ererbte
von ihm den Fürstentitel und die bayrische
Standesherrschaft Schillingssürst (nach der
Verzichtleistung seines älteren Bruders, des
Herzogs von Ratibor) und verließ deshalb
den preußischen Staatsdienst. Das Gedicht
lautet:
Vom Schlosse schau' ich einsam
Jn's stille Thal hinab.
Da seh' ich im Mondschein blinken
Die Kirche und das Grab.
Da haben sie Dich begraben,
Den ich so heiß geliebt,
Den Freund, den tapfern, treuen,
Den — ach, ivie's keinen giebt!
Sie haben viel tausend Thränen
Jn's Grab Dir nachgesandt;
Sie haben sich wieder getröstet,
Sie haben Dich nicht gekannt:
Doch meine Thränen fließen.
Noch wie an jenem Tag,
Da man Dich hinuntergetragen
Und mir das Herz zerbrach.
Das dritte Gedicht ist zwanzig Jahre
später entstanden und beweist, daß sich die
poetische Ader durch Dezennien frisch
erhielt. Das Gedicht ist an A. v. Winzer
gerichtet. Freiherr August von Binzer
(1793—1868) ist der Dichter des bekannten
Studentenliedes „Stoßt an, Jena soll leben"
und des bei Auflösung der Burschenschaft
im Jahre 1819 gedichteten und damals
zuerst gesungenen Scheideliedes: Wir hatten
gebaut ein stattliches Haus". Dieses
Gedicht lautet:
Den frohen Sinn der Jugend zu erhalten,
Wenn auch das Alter schon die Locke bleicht,
Das ist's, was Jeder wünscht,doch schwer erreicht,
Weil nur dem Glücklichen es vorbehalten.
Ob wir nun fröhlich mit den Stunden schalten,
Ob ihr phlegmatisch durch die Tage schleicht,
Und ob's im Busen stürmet oder schweigt,
Es muß das Herz doch nach und nach erkalten.
Doch seh ich'Dich, so schwindet all'mein Zagen,
Denn ungebeugt im Kampfe mit der Welt,
Hast du das Alter aus dein Feld geschlagen.
Wer sich den Muth in diesem Kampf erhält,
Der bleibt, mag's Herz auch immer leiser schlagen,
Von ew'ger Jugend Sonnenschein erhellt.
Vom vierten Gedicht fehlt die Jahres
zahl seines Ursprungs. Es lautet:
Der alte Dichter im Frühling.
Wieder scheint die Frühlingssonne
In die Straßen hell herein,
Mich durchdringet Frühlingswonne
Bei dem langentbehrten Schein.
Wie die Bäume bei der neuen
Frühlingswärme Saft durchdringt,
à sch sprossen, sich erneuern,
Also suhl ich mich verjüngt.
Wenn ich drum nach Dichterweise
„Wonne", „Sonne" heut gereimt.
So vergleich' es neuem Reise,
Das aus altem Baume keimt.
— Die sieben Brüder. Es ist wohl ein
einzig dastehender Fall, daß sieben Brüder
den Feldzug 1870—71 gegen Frankreich
mitgemacht haben. Sie gehörten der aus
dem Münsterlande in Westfalen stammenden
Familie W. an, und es grenzt fast an's
Wunderbare, daß alle sieben Brüder aus
dem Feldzuge zurückgekehrt sind. Sechs
von ihnen leben noch heute und erfreuen
sich bester Gesundheit. Von den Brüdern
hat einer, der Kaufmann Hermann W.,
seinen dauernden Aufenthalt in Berlin ge-
nomnien, während die übrigen sich in
Westfalen und Rheinland oder nicht allzu
weit von ihrer Heimath entfernt niederge
lassen haben. Der in Berlin ansässige
Herniaun stand niit seinen! Bruder Fritz
— dieser lebt jetzt in Brilon — beim
Garde-Füsilierregiment (Maikäfer) in einer
Compagnie zusammen, machte die Schlachten
von Gravelotte und Sedan, sowie die
Ausfälle vor Paris mit und kam überall
trotzdem das Gardesüsilierregiment bei dem
Sturm auf St. Privat fast die Hälfte
seiner Mannschaft verlor, mit heiler Haut
durch, während sein Bruder Fritz bei
Sedan leicht verwundet wurde. Diese
Verwundung ivar indes so unbedeutend,
daß er nach kurzer Zeit seinem Regiment
wieder zugetheilt wurde und vor Paris,
ohne Schaden zu nehmen, mitkämpfen
konnte. Ottokar W., der jetzt als Privatier
in Düsseldorf lebt, stand beim Garde-
Artillerie-Regiment, bei dem er als Bom
bardier den Krieg in allen Stadien mit
machte und auch gänzlich unversehrt nach
Deutschland zurückkehrte. Die beiden
Brüder Arnold und Heinrich standen beim
7. westfälischen Jägerbataillon und kamen
ebenfalls überall glücklich davon. Der eine
lebt im Rheinländischen, der andere bei
Bremerhaven. Emil W., der inzwischen
verstorben ist, war Grenadier im 87.
Regiment (Mainz) und wurde in der
Schlacht bei Wörth am 6. August leicht
verwundet, genas indeß sehr bald wieder
und niachte den ganzen Feldzug bis zu
Ende mit. Der letzte Bruder Rudolf W.
— der als Geschäftsmann in Elberfeld
lebte — ist am abenteuerlichsten heim
gesucht worden. Er stand beim 16. west
fälischen Jnfanterie-Regiment in Köln und
wurde zunächst bei Mars la Tour leicht
verwundet und in diesem Zustande kriegs
gefangen nach Metz gebracht, wo er indes
mit vielen anderen Kameraden zusammen
(er war inzwischen wieder genesen) von der
französischen Militärverwaltung aus Mangel
an Nahrungsmitteln freigelassen oder,
richtiger gesagt, aus Metz hinausgetrieben
wurde. Er machte dann sämmtliche Ge
fechte gegen die Südarmee mit, wurde
hierbei abermals leicht verwundet und bei
Blois wiederum kriegsgefangen. Mit an
deren Gefangenen wurde er auf ein Kriegs
schiff gebracht, das einige Tage an der
nordafrikanischen Küste umherkreuzte, und
dann wieder nach Frankreich zurückkehrte,
wo Rudolf bis zur Beendigung des Krieges
in Blois gefangen gehalten, beim Friedens
schluß aber freigelassen wurde und gesund
und munter in sein Vaterland zurückkehrte.
Die glückliche Heimkehr aller sieben Brüder
ist um so wunderbarer, als sie alle an
Hauptschlachten und Gefechten und häufig
da, wo es am heißesten und blutigsten
herging theilgenommen haben. Die drei
Brüder Ottokar, Heinrich und Fritz haben
bereits 1866 den Feldzug gegen Oesterreich
mitgemacht und Heinrich außerdem 1864
an dem Kriege gegen Dänemark theilge
nommen, von wo sie ebenfalls gesund und
ohne Verwundung wiedergekommen sind.
— Städte mit mehr als 100,000 Ein
wohnern. Es gibt in Europa und Nord-
afrika nach einer neuen Zusammenstellung
der „Stat. Corr." 229 Städte von mehr
als 100,000 Einwohnern. Davon haben
5 über eine Million, fernere 8 mehr als
^ Bettfedern- *
% Reinigung, ê
ì, — Hş
\ J*
. «j *
.»♦ e. V
Wichmann, ì
Neuestraße 32/33. *
In der Buchdruckerei von
8. Müller (H. Giitlsiü NaeM.)
sind folgende Formulare zu haben:
Eillkommcll- und Ergänzuligsstencr-
Ab- it. Zugangslisteu 1 u. 2
(Formular XVII und XVIII)
Muster ^XV?""
Beläge zur Begründung des Steuer-
abgäuges.
Hochfeiukocherid I
Neue Goldcrbseii,
grüne Erbsen,
mxķ Dohnen
empfiehlt
J. Sicrcks, Bndelsdorf.
211 proct. ïtnniÄlļl ü. fflnif
sowie sämmtliche Sorten
Knochenmehle
halte zu den billigsten Preisen stets au'
Lager. Ķ. Petersen,
W. F. Reimers Nächst.
Insekten - Pulver
eigener Mahlung.
Altstäilter Aptkeke.
Echt Dalmatiner
era
L--L
era
Ä
Sfüdisadjcn
aller Art als
Adress-
’©Verlobungkarten
WķkMàM Şş
UelMllM â MĶ
\Suanten^VüU^\
, M WĶ
U- und Papierhandlung
und Aooldenzdruclserei.
Mobitien-Mcrgcrzin
tH
olider Ausführung zu billigsten Preisen,
sowie
Kinderwagen in großer Auswahl.
20 %-Phosphatmehly
Kainit, Knochenmehl,
beständig am Lager zu billigsten Preisen.
M. Eggers, Hamdorf.
AchchW
aller Art von Wagen,
N ep araturw erkftätte
und Beschlagfchmiede.
Br. Lnugwitz, Schmiedemstr.,
:cö
&-<
Oer beste Butter Cakes
T TTTTTTTTTTTTj
• • • • •
MCP
ķ LE IBM 12 'C
* HANNOVER. '
M i illlAiliiii
GESETZLICH GESCHÜTZT
! Hanno vcrselie Cakes-Fahrifc
H BAHLSEN. /
ca
s—.
ca
£=>
Hoffmann-
ISerlin SW ,
14 .lernsalemerstr.,
) liefert unter 10 jähriger, ges-tzl.
bindender Garantie neukrenzj.
' Eisenbau aller Holzarten mit Mk. 2»
’ monatl. Zahlung zu Fabrikpreis
ohne Preiserhöhung, auswärts frko.
Probe. Cataloge, Referenzen gratis.
Beste Marke
Cognac
Gr. Sclierer & Co. Langen
in allen Preislagen
garantirt rein
Flasche von Mk. 2 — an
empfiehlt
Heini*. Pahl, %(
Vor A-
J - â
(gesch: "ZUSatZ,
a Vewaii
sSx Werfen.
«
Fäuìn^
mid
Schwank
edöria^e beijferm
Große Auswahl gut gearbeiteter
Mööel
empfiehlt bei billigster Berechnung die Möbel
tischlerei von
H. Loepthie», Paradeplatz
(neben der Garnisonapotheke).
Neuer
Leck-Honig
empfiehlt Wilh. Gosch Nachfl.,
Königstraße.
Feinsten
Wilsten Marfchkäs.
Pfund 45 Pfg.,
Hvş-Kâşe, Pfd. 18 Pfg.,
J. Siercks, Büdelsdo
Leichenfrau Anna Knudse
geb. Huvmsrn,